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Die Kanadier RIOT CITY bringen nach ihrem 2014er Demo "Livin' Fast" endlich ihr Debütalbum auf den Markt. In Zeiten, in welchen es sogar EPs mit 45 Minuten Länge gibt, sind 37 Minuten schon ziemlich gewagt. Doch hören wir mal rein: Der Opener "Warrior Of Time" beginnt mit schnellem U.S.-Speed und abartig hohen Screams. "Burn The Night" ist gar noch schneller und kommt mit typischen 1980er Chören. Bei "In The Dark" glaubt man ansatzweise gar einen jungen Rob Halford zu hören."Livin' Fast" vereinigt dann alles zu einem, während "The Hunter" als vermeintliche Halbballade beginnt, sich dann aber fulminant zu einem mächtigen schnellen Mittelteil steigert. Bei "Steel Rider" und "329" flacht das Album etwas ab, doch der Abschluß-Track "Halloween At Mitnight" mit seinem stimmungsvollem Horror-Intro bäumt sich dann allerdings nochmal ziemlich stark auf und beschließt ein vielleicht etwas kurzes, dafür aber mächtig geiles Album, welches zudem noch mit einer richtig guten Produktion punkten kann.

Musik: 8,5 Klang: 8,5 Spielzeit: 37:07 (JÜRGEN SCHOTTNER)

Mit dem zweiten Album hatten die späteren "Kings Of Metal" ihren Stil gefunden. Die Blues-Einflüsse des Debüts waren verschwunden. "Into Glory Ride" steigert sich vom Opener "Warlord" über "Gates Of Valhalla" immer weiter, um dann gegen Ende mit "Relevation (Death's Angel)" und "March For Revenge (By The Soldiers Of Death)" den Epic-Metal zur Perfektion zu treiben.

Ein unsterblicher Klassiker. Diesmal zum Glück nicht wie "Battle Hymns" und "Kings Of Metal" neu eingespielt und dementsprechend entwürdigt und auch nicht nur "remastert". Sondern in diesem Fall auch mit einem komplett neuem Mix versehen. Und glaubt mir: Dieses Epic-Metal-Wunderwerk hat nie zuvor besser geklungen als hier. Endlich eine saubere Abmischung mit Druck und Transparenz welche sogar die "Imperial Edition" des ein Jahr später erschienenen "Hail To England"-Meisterwerks übertrifft. Aber MANOWAR wären eben nicht MANOWAR, wenn man es den Fans einfach machen würde. Nein, hier hört man zwischen allen Tracks seltsame Schnipsel aus Ausnahme-Ansagen aus dem Studio und sinnfreie Pausen zwischen den Tracks. Wahrscheinlich will uns Herr DeMaio damit sagen, dass sie tatsächlich damals alles in jeweils einem Take aufgenommen haben. Junge! Das glaubt Dir in hundert Jahren kein Mensch!

Musik: 9,5 Klang: 8,0 Spielzeit: 46:51 (JÜRGEN SCHOTTNER)

Als ich dieses Album zum ersten mal hörte, lief es mir eiskalt den Rücken herunter. Diese Intensität, alleine schon beim Opener "Blood Of My Enemies". Die Hymne des Titeltracks. Diese phänomenale Abschluß mit "Bridge Of Death", zweifelsfrei einer der schauernsten Black-Metal-Lyrics der Geschichte. Dagegen stinken 95% aller Bands ab, welche behaupten, die würden Black Metal spielen. MANOWAR brauchten diesen Musikstil dafür gar nicht, sie nutzten ihren eigenen.

Ein unsterblicher Klassiker. Diesmal zum Glück nicht wie "Battle Hymns" und "Kings Of Metal" neu eingespielt und dementsprechend entwürdigt und auch nicht nur "remastert". Sondern in diesem Fall auch mit einem komplett neuem Mix versehen. Und glaubt mir: Dieses Epic-Metal-Wunderwerk hat nie zuvor besser geklungen als hier. Leider kann "Hail To England" nicht ganz mit der zeitgleich erschienen "Imperial Edition" von "Into Glory Ride" mithalten, da es an manchen Stellen muffig wie eh und je klingt, insgesamt aber von allen bisherigen Versionen am saubersten. Hört Euch nur mal "Bridge Of Death" an. Aber MANOWAR wären eben nicht MANOWAR, wenn man es den Fans einfach machen würde. Nein, hier hört man zwischen allen Tracks seltsame Schnipsel aus Ausnahme-Ansagen aus dem Studio und sinnfreie Pausen zwischen den Tracks. Wahrscheinlich will uns Herr DeMaio damit sagen, dass sie tatsächlich damals alles in jeweils einem Take aufgenommen haben. Junge! Das glaubt Dir in hundert Jahren kein Mensch!

Musik: 10,0 Klang: 7,5 Spielzeit: 35:25 (JÜRGEN SCHOTTNER)

Sind GLORYHAMMER wirklich nur ein RHAPSODY-Klon? Nein. Aber sie orientieren sich stilistisch an deren beste musikalische Phase. In Sachen Storyline sieht es hingegen ganz anders aus: Der ALESTORM-Ableger kombiniert hier eine groß angelegte SciFi-Story mit magischen Elementen wie Einhörnern. In diesem Fall auch untoten Einhörnern. Nagut, das ist vielleicht etwas außergewöhnlich. Und ehrlich gesagt: Das ganze Konzept ist nicht nur völlig durchgeknallt, sondern klingt auch nach mehreren Alkoholüberdosen. Aber das betrifft auch die Ankündigung, dass sich diese Geschichte über 21 Studioalben erstrecken soll. Letzten Endes konnten GLORYHAMMER in letzter Zeit überall Konzerte ausverkaufen oder die Nebenzelte von großen Festivals zum Platzen bringen (u.a. auch in Wacken). Was dabei stört sind die aktuell leider sehr angesagten Soundeffekte, welche live oftmals vom Band kommen. Ich bin mal gespannt, wie die Jungs auf kommenden Konzerten diesem Faktum Rechnung tragen wollen. Letzten Endes fällt es schwer, dieses Album bewerten zu können. Zum einen ist es in Punkto Songwriting nicht so überzeugend wie der Vorgänger, zum anderen versucht man die musikalische Vorlage von RHAPSODY mit zuviel Elektronik zu vermengen, um zu verschleiern, dass es zu einem eigenständigen Stil nicht reicht. Auf der Haben-Seite steht allerdings, dass das ganze irgendwie trotzdem verdammt viel Spaß macht. Vorallem nach dem dritten Bier.

Musik: 7,0 Klang: 8,5 Spielzeit: 49:52 (JÜRGEN SCHOTTNER)

2003 eine EP, 2011 ein überraschendes Album, 2019 ein völlig geniales Album. Aber - müssen denn da jedes mal ACHT Jahre vergehen? Frontmann John Arch und Gitarrist Jim Matheos haben auch mit "Winter Ethereal" wieder ein Album erschaffen, welches den ersten FATES WARNING-Scheiben sehr nahe kommt. Für die restlichen Instrumente hat man sich mit erlesensten Musikern umgeben, seien es Joey Vera, Sean Malone, Mark Zonder oder Steve Diorgio. Dieses Werk hört sich an wie ein gutes Buch sich liest: abwechslungsreich, großartig und man kann sich darin verlieren. Wäre es zwischen "The Spectre Within" und "Awaken The Guardian" erschienen, hätte man es kommentarlos in die Diskographie einsortiert. Natürlich werden diese beiden Giganten der Metal-Geschichte hier nicht wirklich so ganz erreicht, doch manchmal und immer wieder ist man ziemlich nahe dran. Der geniale Gesang, die anspruchsvollen Gitarrenwände mit Riffs zum Darniederknien und die Gastmusiker, die zu jedem Stück wie die Faust aufs Auge passen, lassen "Winter Ethereal" schon im Mai zum Prog-Metal-Album des Jahres werden. Ich wüsste nicht, wer sie in diesem Jahr diesbezüglich noch schlagen sollte. Einziges Problem: 15 Minuten weniger hätten hieraus einen Klassiker machen können. Trotzdem ganz dicke Kaufempfehlung.

Musik: 8,5 Klang: 8,5 Spielzeit: 68:03 (JÜRGEN SCHOTTNER)

Zwei Alben nahmen POSSESSED auf: 1985 erschien nach dem 1984er Demo "Death Metal", welches quasi ein ganzes Genre mitbegründen sollte, das Debüt "Seven Churches". Bis heute ein stil- und epocheweisendes Werk. Der Sound rumpelig, aber authentisch, die musikalischen Fähigkeiten der Bandmitglieder überschaubar. Aber die Songs - sind bei heute legendäre, unsterbliche Klassiker. Mit dem Nachfolger "Beyond The Gates" und der nicht konkurrenzfähigen Produktion begann anschließend der Niedergang. Mehrere Comeback-Versuche scheiterten oder waren nur auf Live-Auftritte aufgelegt.

Doch im Frühjahr 2017 unterzeichnete die Band einen neuen Vertrag. Von den damligen Gründern ist heute nur noch Frontmann Jeff Becerra an Bord, die restlichen Bandmitglieder sind seit der 2007er Wiedervereinigung mit dabei.

"Revelations Of Oblivion" strahlt eine gewisse Magie aus. Denn es klingt, als ob es direkt aus der Mitte der 1980er Jahre in die Zukunft gebeamt wurde. 30 Jahre Musikentwicklung gingen an diesem Werk spurlos vorbei. Und doch klingt es frisch, druckvoll und aktuell. Es ist in Punkto Songwriting eines der besten Thrash-/Death-Alben der letzten Jahre und im direkten Vergleich mit dem letzten, durchaus sehr überzeugenden, SLAYER-Abschiedswerk "Repentless" ungefähr so, als hätten diese 2015 "Hell Awaits" veröffentlicht. Die Produktion knallt auf den Punkt gebracht trocken und dynamisch, auch auf CD. Die handwerklichen Geschicke der aktuellen Besetzung haben mit der Rumpelkombo von 1985 längst nichts mehr zu tun. Klar, man könnte sagen, dass das Album vielleicht zehn Minuten zu lang ist. Aber die Zeiten, in welchen man einige Songs als EP oder Single-B-Seite auskoppelt, sind eben vorbei. Dieses Comeback ist wirklich hundestark, ebenso wie die liebevolle Aufmachung bis ins kleinste Detail. Ein hervorragendes Cover-Artwork, eine Rückseite mit Reminiszenz an alte Zeiten und ganz viel Retro-Charme. Nur eben von einer Band, die damals wirklich mit dabei war.

Sammler müssen hier zum Boxset greifen, welches leider nur als U.S.-Import erhältlich ist. Dieses bietet auf CD1 und LP1/2 Das Studioalbum, auf CD2, BluRay und LP3 das Konzert "Live at Bloodstock Open Air 2017" in überzeugender Qualität.

Musik: 9,0 Klang: 8,5 Spielzeit: 54:18 (JÜRGEN SCHOTTNER)

Selbstbetitelten Alben eilt der Ruf voraus, dass es sich entweder um legendäre Debütalben handelt oder um den letzten Höhepunkt einer musikalischen Karriere. Bei den ersten Durchläufen neigt man zu einem gewissen Grad der Enttäuschung. Zehn Jahre wartet man auf ein neues Album und dann sowas. Doch es wären nicht RAMMSTEIN, wenn sie hier etwas weitaus Größeres versteckt hätten, denn bei diesem Werk kommt das Grauen buchstäblich durch die Hintertüre. Professioneller in Szene und Licht gesetzt als das Eröffnungsstück "Deutschland" kann man es einfach nicht machen. Zuerst bringt man mit einem sinnentstellten Videoschnipsel ganz Deutschland in Aufruhr um sich selbst wieder ins Gespräch zu bringen. Danach veröffentlicht man das komplette Video und plötzlich wird aus gesichtsrelativierender Texte Kunst. Hier wird deutsche Geschichte über die letzten 1000 Jahre reflektiert, im Video begleitet von einer braunen Germania. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Ein insgesamt großartiger Auftakt wie bunt die Vergangenheit dieses Volkes ist. Wieviel Leid, Not und Elend es ertragen musste, aber auch über die Welt gebracht hat. Wie viele Helden dafür starben und wie viele Unschuldige ebenso. Die Erkenntnis, dass man dieses Land vielleicht nicht lieben kann, aber auch nicht hassen muss, ist ein Denkmal, welches auch ein physikalisches Pendant verdient hätte. Es folgt "Radio". Man ist zuerst versucht, diesen musikalisch eher leichten Song mit eingängigem Refrain in die Kategorie "Das Ding über die DDR wäre vor 25 Jahren aktuell gewesen" einzuordnen. Doch es ist eine Mahnung über künstlerische Freiheit und Zensur, welche die Band auf ihrem letzten Album selbst erfahren musste. Und als Zugabe noch eine augenzwinkernde Verbeugung vor der Neuen Deutschen Welle.

  Diese beiden Stücke sind quasi die "Vorband" oder um es passender zu sagen: Ein Auftaktspiel. Was dann nämlich folgt, ist nichts anderes als eine moderne Oper in mehreren Akten ohne Orchester. Und es wären nicht RAMMSTEIN, wenn auch hier das Wort "Akt" nicht nur EINE Bedeutung hätte.

"Zeig Dich" - Eigentlich meint man es ja nur gut in der Katholischen Kirche. Man lehrt Kindern das Wort Gottes. Doch manchmal wird "Nächstenliebe" falsch verstanden und am Ende hinterlässt man psychisch geschädigte Missbrauchsopfer. Und kein Gott war da, der sich zeigt, um das zu verhindern. Musikalisch gesehen treibend und eingängig.

"Ausländer" - Oberflächlicher Sex und falsche Liebe. Unklar bleibt hier die Einordnung. Durch viele südländische Begriffe, z.B. Italienisch, Spanisch, Französisch, aber andererseits auch Englisch, könnte es sich einerseits um Zugewanderte in Deutschland handeln, welche deutsche Frauen heiß machen, andererseits auch um deutsche Sextouristen im Ausland. Das Tanzbein im Refrain schwingend, aber auch etwas zu relativierend. "Sex" - Die nicht lustige Steigerung des vorherigen Tracks. Sex wird zur Besessenheit und man hat eigentlich auch gar keinen Spaß mehr daran. Teilweise ist man davon sogar angeekelt, aber man kann nicht anders.

"Puppe" - Textlich gesehen der reinste Horrortrip und völlig krank. Musikalisch neben "Deutschland" einer der beiden wirklichen Höhepunkte des Albums. Ein Kind aus der Unterschicht wird mit Spielzeug ruhig gestellt, während die Mutter nur ein Zimmer weiter in der eigenen Wohnung der Prostitution nachgeht. Vielleicht ist das Kind selbst ein ungewolltes Erzeugnis dieser Beschäftigung, vielleicht wurde die Mutter aber auch vom Vater verlassen und hat, um das Kind ernähren zu können, keine anderen Möglichkeiten gefunden. Am Ende sieht das Kind durch das Schlüsselloch, wie die eigene Mutter von einem Freier (oder vielleicht auch ihrem Zuhälter) ermordet wird.

"Was Ich Liebe" / "Diamant" / "Weit Weg" - Hier kann man sowohl Missbrauchsopfer wie auch den Zeugen aus "Puppe" einfügen. Vermutlich stehen diese drei Stücke für beide Kinder. Sie können keine normalen Beziehungen aufbauen. Haben Schuldgefühle und können zwischen Liebe, Sex und Missbrauch nicht wirklich unterscheiden. Sie glauben, dass alles was sie lieben zerstört wird, dass echte Liebe vielleicht gar nicht existiert. Sie begehren etwas, aber es erscheint ihnen unerreichbar, da sie nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen.

"Tattoo" - Textlich gesehen ziemlich armseelig. Es benötigt einige Durchläufe, bevor sich einem erschließt, dass die Opfer der letzten Stücke hier ihre seelischen Narben zu Tätowierungen verarbeiten lassen.

"Hallomann" - Am Ende erlebt man, wie aus Opfern Täter werden. Es ist noch gar nicht sehr lange her, dass es eine Tatort-Folge dazu gab. Ein Mann mittleren Alters spricht ein pubertierendes Mädchen aus seinem Auto heraus auf der Straße an. Er verspricht ihr ein Leben in Freiheit, Urlaub am Strand. Weg von den Eltern, die einem ständig nur irgendwas vorschreiben wollen. Und sie steigt ein.

Und was bleibt nun am Ende übrig von diesem siebten Werk?

Ein Bekenntnis, aber keine Liebe, zu Deutschland, mit dem man sich Arrangieren muss. In guten wie in schlechten Jahren. Die Mahnung, dass Freiheit und Zensur ein fragiles Element sind. Auch in einer Demokratie. Und am Ende ein wortgewaltiger, über Länder, Grenzen, Zonen, schreiender Sexskandal quer durch alle Gesellschaftsschichten, als Hauptursache für viele psychisch kranke Menschen.

  Musik: 8,0 Klang: 7,5 Spielzeit: 46:25 (JÜRGEN SCHOTTNER)

Mit deutlicher Verspätung schreibe ich dieses Review und es ist ein bisschen ironisch, denn auch auch Earth Flight haben sich mit ihrem zweiten Album “Riverdragons and Elephant Dreams” ein wenig verspätet - Nämlich ganze sieben Jahre! Aber dazu mehr im folgenden Interview

Wir waren zur Record Release Party in Nürnberg eingeladen und durften schon vorab in das Album reinhören 48 Minuten voller großartiger Musik, großartiger Produktion, großartigem Gesang mit einem phänomenalen Packaging, dass das ansprechendste ist, das ich bisher in der Hand gehalten habe.

Während “Mirai” uns direkt mit progressiver Großartigkeit umhaut und in Extase versetzt, wiegt uns “Harbinger” mit leiseren Tönen wieder sanft nach unten, nur um in “Sinus” wieder einen neuen, langsam ansteigenden Höhepunkt zu erreichen.

“Premotion” braucht fast bis zur Hälfte seiner Spielzeit, um richtig zu beginnen, liefert dann aber das für mich schönste Thema des ganzen Albums, mit der eindringlichen Gesangsmelodie, die mir immer wieder eine Gänsehaut verpasst.

“Tempter” beginnt ebenfalls leise und atmosphärisch, bleibt über das Stück hinaus tragend. Der sonst fast wild anmutende Gesang ist absolut herausragend klar, sauber und wunderschön. Etwas abstrakter ist “Bedlam” und leitet das Ende des Albums ein, aber natürlich nicht, ohne nochmal ein über neun Minuten langes, progressives Feuerwerk loszulassen. “Ulysses” ist das letzte Stück, das eigentlich nur ein kurzes Outro ist. Mit wiegenden Lauten, die sich bis zur letzten Sekunde steigern, wird der Hörer verabschiedet, aber es wirkt, als würden Earth Flight uns mit einem Cliffhanger sitzen lassen - wir warten definitiv gespannt auf die nächste Episode!

Musik: 8,0 Klang: Spielzeit: (DAGMAR CZIOK)

FISH veröffentlicht mit der EP “A Parley With Angels” einen ersten Einblick in sein kommendes Album, “Weltschmerz”. Die Spielzeit umfasst 54 Minuten, mit insgesamt sieben Songs. Davon sind aber nur drei neue Stücke und vier Live-Mitschnitte alter Songs.

Während die Single “Man With a Stick” eine rockig-groovigen Einstieg bietet, erinnert das 14 minütige “Waverly Steps” an alte Marillion Songs, wunderschön, atmosphärisch und verziert im unverkennbaren Stil der Prog-Ikone - Ein echtes Schmankerl’ für jeden Prog-Liebhaber.

“Little Man What Now” ist im Vergleich zu den beiden vorigen Songs ruhiger und minimalistischer, aber auch emotionaler und begeistert durch hervorragende Instrumentalisierung.

Am wenigsten begeistert hat mich leider die Single der EP, “Man With A Stick”. Die Botschaft ist zwar durchaus tiefgründig und die Instrumentalteile “typisch” für klassischen Prog, aber man merkt die gewünschte Radio-Tauglichkeit, wodurch viel musikalische Substanz verloren geht.

Mein persönlicher Favorit dieser EP war “Little Man What Now” (auch wenn “Waverly Steps” definitiv ein Meisterwerk ist!) und wer das Stück hört, wird wissen warum - es ein großartiges Stück von einem großartigen Künstler, der merklich seine ganzen Emotionen in diese Komposition und den Gesang gesteckt hat und dadurch tief berührt. Der Stilbruch, weg vom Prog, hin zu einem Prog-basierten-Stil, der nicht in eine definierte Richtung einordenbar ist, ist ein voller Erfolg. Auch das Saxophon verdient hier besondere Nennung, denn es schafft ein atemberaubendes Zwiegespräch von Klavier, Geige und Gesang.

Zu den Live-Mitschnitten gibt es nicht viel zu sagen - die Songs kennen wir und jeder weiß, was für ein großer Live-Musiker FISH ist. Aber bleibt abzuwarten, wie das gesamte Album sich entfalten wird. “A Parley With Angels” hat uns einen sehr diversen, ersten Einblick gegeben und macht neugierig auf den Rest.

Musik: 7,5 Klang: Spielzeit: (DAGMAR CZIOK)

Heavy Metal aus Japan ist auch noch so selten wie damals. Damals, das war im Jahre 1981, als HEAVY METAL ARMY ihr erstes Album aufnahmen. Es sollte auch ihr Einziges bleiben. Melodischer Metal wird geboten, mit teilweise noch starker Schlagseite aus den 197ern, mit Hammond-Orgel, progressiven Keyboard-Sounds und einer Grundstimmung, welche zwar bereits irgendwo in den 80ern angekommen ist, aber noch nicht genau weiß wohin die Reise gehen soll. Man muss zustimmen - hier sind schon viele NWobHM-Versatzstücke zu finden, aber hier finden Fans von ASHBURY oder AYREON (um ein neueres Beispiel zu nennen) eher Gefallen als SAXON- oder JUDAS PRIEST-Huldiger. Einige Stücke werden - ziemlich mutig - auf japanisch gesungen. Den Abschluß bildet die hervorragende Ballade "Bird Of Destiny". Hier werden die Anhänger von PRAYING MANTIS und HEIR APPARENT wohl ausflippen. Mit "Yes Or No" und "Street Seller" gibt es noch zwei eingängige und sehr gefällige Stücke. Damit hätten wir (neben dem starken Opener und Titeltrack) vier Stücke, weswegen man sich dieses Album unbedingt mal anhören sollte. Aber auf der anderen Seite auch vier Stücke, die niemand wirklich benötigt. Das Gesamtwerk scheitert deshalb leider daran, nur fast gut zu sein, es zu ignorieren, wäre aber auch ein Fehler. Vorallem natürlich, wenn man auf all diese Bands steht, welche hier als Vergleich genannt wurden.

Kommen wir noch kurz zum Klang: Natürlich eindeutig und meilenweit besser als das Hot Metal-Bootleg. 1998 und 2013 erschienen bereits limitierte CD-ReReleases von King Record. Die 2018er BluSpec-CD hat zwar ein anderes Herstellungsverfahren, klingt aber zur 2013er Version ziemlich identisch. Fazit: Die bisher am besten klingende Version. Besitzer der 2013er Version können sich die Neuanschaffung sparen. Die 1998er Version wurde nicht für CD gemastert und klingt etwas dünn und bassarm.

Musik: 6,5 Klang: 7,5 Spielzeit: 39:10 (JÜRGEN SCHOTTNER)

Immer wenn man denkt, man ist jetzt schon so lange im "Geschäft" und kennt so ziemlich alles, was denn jemals in Sachen Metal irgendwann mal lebte zumindest dem Namen nach, gräbt irgendwer irgendwo auf der Welt dann doch noch eine Band aus, die selbst Insidern unbekannt sind. Die U.S.-Band kam aus Campbell in Ohio und veröffentlichte 1988 zwei Demotapes. Doch auf dieser hier vorliegenden, auf 500 Stück limitierten CD, gibt es noch mehr zu hören. Ein Demo von 1987, als die Band noch FURIOUS HATRED hieß, sowie zwei Demos von 1990 und 1991 der beiden Nachfolge-Bands QUEEN OF THE DAMNED und MILD PSYCHOSIS. Sieht man sich die ganzen Band-Besetzungen an, bleibt als einzige Konstante der Gitarrist Rick Miller übrig, welcher auch die Biografie für's Booklet verfasste, in welchem auch alle Songtexte abgedruckt sind.

Die ersten acht Tracks sind die beiden RIGHTFUL HEIR-Demos. Hier gibt's ziemlich kautzigen Underground Metal zu hören, welcher Anleihen bei LIEGE LORD, HEATHEN'S RAGE oder OVERLORDE SR nimmt. Allerdings ragt lediglich das schnell "Wills Of Iron (Blades Of Steel) etwas heraus, bei welchem ich immer warte, dass gleich Michael Jackson im Refrain "Beat it, so beat it" singt, dann aber doch etwas Angemesseneres kommt. Bei QUEEN OF THE DAMNED und MILD PSYCHOSIS singen dann jeweils Mädels.

Geremastert wurde das alles von Bart Gabriel (CIRITH UNGOL, PAGAN ALTER, SORTILEGE). Leider kann das alles nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Ausgangsmaterial schwer gelitten hat. An vielen Stellen leiert der Sound und die Klangqualität ist schon ziemlich unteres Keller-Niveau. Nur für hartgesottene Komplettisten.

Musik: 5,5 Klang: 3,0-4,0 Spielzeit: 72:14 (JÜRGEN SCHOTTNER)

Sie nennen sich SEVEN SISTERS, doch sind es nur vier musikalische Brüder im Geiste. Ob die Engländer vielleicht schizophren sind, kann ich aktuell nicht beantworten. Aber die Frage, wie denn ihr zweites Album so klingt, sehr wohl. Los geht's mit dem Uptempo-Kracher "The Premonition", der mit verdammt schnellen und kurzen Chören daherkommt und uns Gitarren präsentiert, welche irgendwo zwischen 1979 und 1985 hin- und her wechseln und sich somit an der NWoBHM orientieren. Allerdings nicht immer. Der Sound ist stellenweise auch von späteren Bands, das Gitarrenspiel teilweise auch von Yngwie Malmsteen beeinflusst. Nach dem schnellen Einstieg folgt mit "Blood And Fire" ein getragener Epic Metal-Song, bei "Turning The Tide" gibt's einen eingängigen Melodic-Stampfer und mit "Oathbreaker" eine metallische Halbballaden-Abfahrt. "A Land In Darkness" schließt den Kreis des Albums wieder mit einem schnellen Stück, welches sich dann allerdings Richtung Ballade wandelt. Zum Abschluß folgt der zweiteilige, über 15minütige Titeltrack. Hier werden alle Facetten der Band nochmal abgerufen und lassen den Hörer mit der Meinung zurück, hier ein sehr abwechslungsreiches, starkes Album gehört zu haben, welches zwar den Spirit der 1980er atmet, aber gleichzeitig auch in der heutigen Zeit lebt. Zu höherer Punktzahl fehlen am Ende aber dann doch so 1-2 richtig fette Kracher.

Musik: 8,0 Klang: 7,5 Spielzeit: 51:13 (JÜRGEN SCHOTTNER)

Dieses Review kommt zugegebenermaßen sehr spät. Denn seit langer Zeit rätsle ich daran herum, was zum Geier die Welt daran so großartig findet. Zeiten des Selbstzweifels lagen hinter mir. Doch jetzt bin ich mir ziemlich sicher: "Firepower" ist gar nicht mal so gut wie sie alle sagen. Aber das ganze verlogene Pressepack hatte ja bereits den 2014er Vorgäner "Redeemer Of Souls" über den grünen Klee gelobt und relativiert nun ihre damaligen Reviews zu "Firepower" gerade wieder. Ein typischer Rob Halford-Scream eröffnet das Alterswerk und geht erstaunlich straight nach vorne. Heavy, Metal, Fire und Power. Fantastische Gitarren, tighter Drumsound. Zu Minute 2:15 sogar leichte gesangliche Zitate aus der "Painkiller"-Phase. Nach 3:27 ist Schluß. Überraschend guter Einstieg. Auch das folgende "Lightning Strikes" legt im Uptempo-Modus richtig forsch los, mit coolem Refrain und sirenenartigen Gitarren. Fängt ja alles schon mal richtig gut an. Doch bereits bei "Evil Never Dies" muss man erstmals leicht Gähnen. Ein Standard-Rocker, welcher auch von PRIMAL FEAR stammen könnte. Noch teutonischer wird es dann sogar bei "Never The Heroes". Das geht aber als sehr ordentlich durch. "Necromancer" ist ein typischer Midtempo-Song wie auch "Children Of The Sun". Die zweite LP beginnt dann feierlich mit dem Intro "Guardians" und geht dann in "Rising From Ruins" über. Ein getragner, mit hervorragender Gitarrenarbeit, Akzente setzender Song. Danach geht es mit der Scheibe leider zusehends bergab. "Flame Thrower" (sacht ma, schon wieder ein billiger PRIMAL FEAR-Song) und "Spectre" irgendwie nichtssagend. Bei "Traitors Gate" kommt wenigstens wieder Power in die Mucke. Das schwer einzuordnende "Lone Wolf" klingt wie in einem Archiv der 1970er wiedergefundener und damals weggeworfener Entwurf. "No Surrender" und die getragene Halbballade "Sea Of Red" zum Ausklang sind dann tatsächlich wieder ziemlich stark.

Insgesamt gesehen ist es für mich eher erschreckend, dass ich am Ende trotzdem sagen muss, dass "Firepower" das wohl beste Album seit "Painkiller" ist. Und hätte man das Album von der Länge her nicht dem Zeitgeist angepasst, sondern ein kurzes 40-45 Minuten-Werk daraus gemacht, dann wäre es sogar richtig gut.

Für maximalen Musikgenuss empfehle ich hier ausdrücklich die LP. Die CD ist Brickwalled und komprimiert bis zum Ende. Der mobilen Kopfhörergeneration sei Dank. Die LP hat definitiv ein anderes Master und klingt wesentlich dynamischer und differenzierter. Ihr glaubt es nicht? Sogar die Musikkassette klingt besser. Hier ist der Beweis: http://dr.loudness-war.info/album/list?artist=judas+priest&album=firepower

Musik: 7,5 Klang: 5,0 (CD) / 8,5 (LP) Spielzeit: 58:24 (JÜRGEN SCHOTTNER)

1985 war es, da erschienen die New Yorker mit ihrem inzwischen legendären Demoklassiker "Metal Sport" erstmals auf der Bühne. Dieses Demo war so gut, dass man das Debütalbum kaum erwarten konnte. Doch es sollte noch ganze drei Jahre dauern, ehe "Hittman" im Jahre 1988 via Steamhammer das europäische Festland erreichte. U.S.-Melodic Metal der reinsten Sorte gibt es hier zu belauschen, eingängig, druckvoll, abwechslungsreich zwischen getragen und schnell, perfekte Gitarren, wummernder Bass und eine Stimme, welche seinerzeit sehr oft mit der Geoff Tates verglichen wurde. Nun, an gewissen Stellen sind auch in Sachen Songwriting tatsächlich einige Vergleiche mit QUEENSRYCHE drin, aber erstaunlicherweise auch einige Riffs, welche durchaus auch von deutschen Bands kommen könnten. Anspieltipps? Bis auf das etwas lasche "Breakout" eigentlich das komplette Album. Ob nun der intensive Opener "Metal Sport", "Dead On Arrival", das getragene "Will You Be There?" oder das geheimnisvolle "Secret Agent Man". Hat das Album denn im Jahre 2018 den "Test Of Time" (Abschlußtrack) bestanden? Auf jeden Fall. "Hittman" klingt auch jetzt noch erstaunlich zeitlos. Leider klingt die Original-LP trotz des neuen Remasterings immer noch druckvoller als dieser Wiederveröffentlichung. Trotzdem eine uneingeschränkte Kaufempfehlung. Auf der CD befindet sich übrigens noch das Eingangs erwähnte Demo: Von den fünf Songs hatte es damals nur der Titelsong auf das Debüt geschafft. Dieser klingt hier wie auch die restlichen, überaus sehr tollen Stücke, rauer und unproduzierter, aber trotzdem ganz ordentlich. Ein völlig zu unrecht etwas untergegangenes Meisterwerk!

Musik: 9,0 Klang: 7,0 Spielzeit: 59:19 (JÜRGEN SCHOTTNER)

Mit “Saison 8” veröffentlichte die französische Band Lazuli ihr achtes Album, und es könnte ihr bisher bestes Werk sein. Die fünf Musiker feiern bereits ihr achtes Jahr in bestehender Konstellation und sind aktuell auf Tour durch Europa.

Wer Lazuli nicht kennt, wird vielleicht beim ersten Hören überrascht sein, dass die Band unter dem Genre läuft, da ihr Sound ein völlig neues Erlebnis für Fans der progressiven Rockmusik ist. Da sind kaum herausstehende, abstrakte Solos oder Rhythmen, keine unvorhersehbaren Harmonie- und Tempowechsel, keine Shredding, generell Nichts, was für das Genre als typisch gelten kann. Lazuli haben einen harmonischen Sound, probieren fremd wirkende Harmonien und erinnern manchmal an Weltmusik. Ihre Lieder gehen unter die Haut und bauen sich langsam auf, bis sie den Hörer völlig eingenommen haben, indem progressive Elemente subtil zur Steigerung eingesetzt werden, ohne dass das Genre den Klang bestimmt. Durch die französischen Texte und die damit oft einhergehende Sprachbarriere wird umso deutlicher, dass Lazuli in der Lage sind, die Stimmung jedes Songs in der Musik auszudrücken, ohne dabei von Texten abhängig zu sein.

Lazulis kreatives Genie ist Dominique Leonetti, Sänger und Gitarrist, der die Songs komponiert und schreibt. Das Arrangement und die Ausarbeitung übernehmen, mit ihm zusammen, die Bandmitglieder Gédéric Byar (Gitarre), Claude Leonetti (Léode), Romain Thorel (Keyboards & Flügelhorn) sowie Vincent Barnavol (Schlagzeug, Percussion, Marimba).

Lazuli existiert seit 1998, gilt als großartige Live Band und war bereits mit großen Künstlern wie FISH (ehem. Marillion) auf Tour.

“Saison 8” erinnert an Lazulis ältere Alben, melancholisch, episch und hell, atmosphärisch, tiefgründig und klangvoll. “Saison 8” passt zur Saison, es spricht häufig vom Frühling und der synonymen, metaphorischen Wiedergeburt.

Mit dem epischen “J’attends un printemps” beginnt das Werk, und man merkt, dass dieser Song der Startpunkt der Reise war. Nach dem leisen, atmosphärischen Einstieg mit Klavier und Gesang baut sich der Song langsam in ein instrumentales Spektakel auf, das von dem wiederholten “J’attends un printemps” (“Ich warte auf einen Frühling”), begleitet wird. Das Stück bildet die Exposition des Albums und schafft es, eine spannende, musikalische Einleitung für die folgenden Stücke zu kreieren, ohne alles vorweg zu nehmen.

Weiter geht es mit “Un linceul de Brume” (“Ein Leichentuch aus Nebel”), einem melancholischen, simplizistischen Stück. Durch das Lied hindurch ziehen sich die langsam treibenden Strophen, die durch den klangvollen Refrain aufgelöst werden, bis sich schließlich der atmosphärische Teil aufbaut, nur um in einer vollen Pause zu versiegen. Der darauffolgende zweite Teil des Stücks ist von dem gefährlichen Klang der Leode, Lazulis Signaturinstrument, sowie dem treibenden, ungewöhnlich aggressivem Schlagzeug geprägt,

“Mes Amis, mes Freres” (“Meine Freunde, meine Brüder”) nimmt anfangs die bedrückende Stimmung des vorherigen Stücks auf, entwickelt sich dann aber schnell in ein schwungvolles Stück mit dem ersten großen Solo des Albums. Gitarre und Leode bauen hier die Melodie aus und werden schließlich zum Ende mit dem Gesang zu einem Einklang verbunden.

“Les Côtes” (“Die Küsten”) wird von den leisen, elektronischen Melodien und dem Piano dominiert, die an eine Spieluhr erinnern lassen. Immer bedrohlicher werdend, löst sich die Spannung schließlich in einer neuen, instrumentalen Spannungskurve auf, die zwar immer noch von den Grundthemen begleitet wird, aber langsam zu einem mitreißendem, warmen Wohlklang entwickelt, der typisch “Lazuli” ist. Die Spannungskurve dieses Stücks spiegelt gleichzeitig den Beginn des Hauptteils des Albums wieder, der sich langsam seinem Höhepunkt nähert.

Das fünfte Stück, “Chronique Canine” (“Hundechronik”) greift die leisen Spieluhr-Klänge und die bedrohliche Stimmung erneut auf, ist aber deutlich rhythmischer, schwermütiger und nüchterner als sein Vorgänger. Inhaltlich erzählt das Stück einfühlsam und metaphorisch die Geschichte eines Hundes, der auf der Autobahn ausgesetzt wurde, aus dessen Perspektive. Das Thema ist ein großes Problem in Frankreich, das jährlich wieder in den lokalen Nachrichten behandelt wird. Dieser Song ist der erste des Albums, bei dem der Gesang deutlich dominanter ist als die Instrumente.

Mysteriös beginnt “Mes Semblables” (ungef. “Meinesgleichen”), das aber schon früh die große Peripetie ankündigt und den Song über kraftvoll bleibt. Die Kernaussage ist “Tous le mêmes” - (ungf.)“Alle sind gleich”, die immer wieder, fast wie ein Mantra, wiederholt wird. Im Instrumentalteil herrscht eine ausdrucksvolle progressive Rhythmik und anschwellender, mehrstimmiger Gesang, der schließlich mit den Instrumenten ausläuft und damit den Höhepunkt des Albums abschließt.

“De deux choses Lune (l’une)” (“Ungef. “Es gibt nur zwei Möglichkeiten” im Text und als Wortspiel im Titel “Zwei Dinge über den Mond”) schlägt wieder atmosphärische, melodiöse Klänge an, und das Flügelhorn hat hier endlich seinen großen Auftritt. Der Refrain hat Ohrwurm- und Mittanz-Potential, und dieses Stück sticht, neben dem Einstieg “J’attends un printemps” sowohl “Chronique Canine”, beim ersten Hören am meisten heraus. Der Song bildet für das Album das letzte retardierende Moment, in dem die Spannungskurve sich nochmal aufbäumt.

Der Schluss, “Les 4 Mortes Saisons”(“Die vier verstorbenen [Jahres]zeiten”), unterscheidet sich vom Rest des Albums durch die vorherrschende Akustikgitarre, die zu Beginn nur von Gesang und Bass begleitet wird. Auch nachdem die anderen Instrumente dazustoßen, bleibt die ruhige, gemächliche und melancholische Stimmung bestehen. Das Werk spiegelt den Abschluss einer Zeit dar, und ist damit ein perfekter Abschluss für das Gesamtwerk “Saison 8”.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Lazuli mit “Saison 8” ein großartiges Album gelungen ist, das musikalisch und inhaltlich nicht zu wünschen übrig lässt. Vor allem stilistisch hat Lazuli sich eine einzigartige Identität aufgebaut, ohne zu langweilen und ihre immer neuen Ideen halten ihre Musik spannend und innovativ. “Saison 8” erzählt intuitiv in eine Geschichte und wirkt äußerst ausgefeilt. Keines der Lieder wirkt “out of place”, alles baut aufeinander auf und ist in sich stimmig.

Lazuli ist speziell und ungewohnt, vor allem wenn man die in französisch gehaltenen Texte und die, durch die Léode und Flügelhorn definierte, einzigartige Instrumentierung nicht gewohnt ist. Wer sich aber dafür öffnet und progressive Musik in ihrer besten Form schätzt, wird mit “Saison 8” ein großartiges, kunstvolles Album genießen können.

Musik: 9,0 Klang: 9,0 Spielzeit: 54:37 (DAGMAR CZIOK)

Wie genial waren ICED EARTH doch in den 1990ern. Das ist aber nicht das Einzige, was Jon Schaffer mit Rock'n'Rolf gemeinsam hat. Denn danach bauten beide Bands immer weiter ab. Das lag daran, dass die Groupleader hier immer mehr ihr eigenes Ding durchzogen, immer mehr selbst übernahmen (Songwriting, Produktion, Instrumente, Ideen, Konzepte) und die Schuld an rückläufigen Albumverkäufen bei den Anderen suchten. "Incorruptible" beginnt mit "Great Heathen Army" und "Black Flag" ziemlich stark; Sich langsam steigernd und in einer echten Einstiegshymne gipfelnd, direkt gefolgt von einem eingängigen Uptempo-Fetzer mit sich einbrennendem Refrain. Man erwartet durchaus eine Großtat nach langer Zeit. Doch leider fällt das Werk danach zuerst steil ab: "Raven Wing" ist ein durchschnittlicher Midtempo-Song mit langsamen Gitarrenmittelteil, welcher einfach nicht auf den Punkt kommt, "The Veil" verliert sich irgendwo im Nirgendwo, bleibt nicht hängen und geizt nicht mit Selbstzitaten. Hoffnung flackert mit "Seven Headed Whore" auf: Ein sehr hartes Stück, welches stark Richtung Thrash geht und in Punkto Riffing KREATOR und SLAYER-Ansätze aufweist. Danach versinkt jene Hoffnung wieder. "The Relic (Part 1)" hätte lieber ein Relikt bleiben sollen und benötigt auch keinen zweiten Teil, das merkwürdige "Ghost Dance"-Instrumantal braucht kein Mensch, "Brothers" hätte textlich genauso gut auf ein MANOWAR-Album gepasst und trieft vor Pathos, hat in Punkto Songwriting allerdings nichts zu melden. Zum Ende hin steigert sich "Incorruptible" dann wieder deutlich. Bei "Defiance" zeigt Stu Block wie bereits mehrfach auf diesem Release welch herausragender Sänger er ist und dass er Songs allein durch seine Stimme auch Überhöhen kann. Eine dazu sehr gut passende Rhythmusgitarre als Begleitung macht da durchaus Sinn. Der fast zehnminütige Abschlußtrack "Clear The Way (December 13th, 1862)", eine weitere Reminiszenz an den amerikanischen Bürgerkrieg, ist wie der Eingangs-Track wieder großes Kino: Langsames Instrumental-Intro, Drummer Brent Smedley brennt mit Rhythmuswechseln großes Prog-Metal-Kino ab, toller Refrain. Zumindest bei diesem "Kriegssong" zeigen ICED EARTH, wie überflüssig eigentlich SABATON sind. Klanglich ziemlich druckvoll und klar, bleibt auf der Negativliste emotionslose und soziale Kälte in der Produktion. Insgesamt sehr schade für eine große, aber lieblos umgesetzte Idee.

Musik: 6,0 Klang: 7,0 Spielzeit: 54:37 (JÜRGEN SCHOTTNER)

Auf ihrem sechsten Studioalbum starten die Power-Metaller ORDEN OGAN gleich mit dem Titelstück und wie gewohnt mächtigen Chören. Das Ding kickt ja schon ganz gut. Leider ist das Manko von ORDEN OGAN, dass sich das über das Album verteilt alles ähnlich oder gleich anhört. Ein richtiger Brecher ist nicht dabei, kein Stück, wo man richtig abgehen kann, kein Song den man abfeiern kann. Das Duett mit der ehemaligen LEAVES' EYES/THEATRE OF TRAGEDY-Sängerin Live Kristine bringt etwas Abwechslung, aber das Stück selbst kann das Album leider auch nicht mehr aufwerten. Kein Zweifel - das ist musikalisch alles gut, aber leider einfach zu eintönig auf Dauer.

Musik: 6,0 Klang: 7,5 Spielzeit: 57:13 (JÜRGEN SCHOTTNER)

CUSTARD bieten auch auf ihrem sechsten Studioalbum wieder herrlichen Teutonenstahl mit vielen Melodien. Mal hymnisch und schnell ("Forged In Fantasy", "Snow White"), mal mit orientalischen Anflügen ("Arabian Nights"), episch-getragen ("Daughter Of The Sea") und teilweise mit HELLOWEEN-Anleihen (der Beginn bon "The Pied Piper" beginnt mit "Future World"-Reminiszensen). Insgesamt gesehen ein sehr ordentliches Werk, in das Fans von Teutonen-Metal, HELLOWEEN oder JUDAS PRIEST gerne mal reinhören dürfen. Ein "must-have" ist es allerdings nicht wirklich.

Musik: 7,0 Klang: 7,0 Spielzeit: 55:21 (JÜRGEN SCHOTTNER)

Progressive-Metal-Fans sollten hier große Ohren machen. Diese U.S.-Band aus Los Angeles sind keine Unbekannten und machen großartige Musik. Frontmann Joseph Michael und Gitarrist Jake Dreyer haben schon bei WHITE WIZZARD gezockt und auch der Rest der Truppe ist kein unbeschriebenes Blatt. Hier gibt es alles was man sich nur wünscht: Gesang der etwas an Warrel Dane erinnert, tolle Melodien, "Nocturnes And Requiems" ist wohl eines der bisher besten Alben des Jahres und Fans von NEVERMORE, COMMUNIC und CONTROL DENIED müssen hier unbedingt zugreifen.

Musik: 9,0 Klang: 8,0 Spielzeit: 47:04 (JÜRGEN SCHOTTNER)

1985 in South Carolina gegründet, veröffentlichte die Band 1991 das Demo-Tape "Darkness" als Full-Lenght-Werk, im Jahre 2017 gibt es das bisher noch nie veröffentlichte Zweitwerk "For We Are Many" aus dem Jahre 1994. Die Soundqualität von "Darkness" ist entsprechend auch nicht mehr als Demo-Niveau. Der Sound: U.S.-gefärbter Power-Metal mit teilweise noch deutlichen NWoBHM-Einflüssen. Stärken kommen immer dann vor, wenn die Band das Tempo runterfährt, so z.B. beim getragenen Titelstück oder der Akkustikballade "River Song". Im Abschlußtrack kommen dann sogar noch Screams im King Diamond-Stil hervor. Mit Stück Nummer 13 beginnt dann das 1994er Werk "For We Are Many". Der Sound ist nicht besser und hat sich von der NWoBHM endgültig verabschiedet. Modern-Metal-Einflüsse welche in den USA Anfang bis Mitte der 1990er von etlichen alten Power-Metal-Bands stilistisch erprobt wurden finden wir auf dieser Scheiblette. Dieser Sound hat in Europa damals niemanden interessiert und in den USA schon gleich gar nicht. So bleibt am Ende nur noch das 1991 als zumindest für DieHard-Anhänger des alten Metals etwas zum Testen. Benötigen tut man das alles allerdings eigentlich auch nicht so wirklich. Limitierung: 500 Stück, nummeriert.

Musik: 6,0 ("Darkness") / 3,0 ("For We Are Many") Klang: 4,0-5,0 Spielzeit: 77:01 (JÜRGEN SCHOTTNER)

Und wieder eine Entdeckung. DELIVERANCE kamen aus New York und existierten nur von 1988 bis 1991. In dieser Zeit veröffentlichten sie die beiden Demos "Sword Of Necromancer" (Tracks 1-7) und "Deliverance" (Tracks 8-11) sowie das einzige Konzertdokument "Live At Nobody's NYC". Alle drei Releases finden sich auf dieser geremasterten Zusammenstellung wieder. Textlich geht es schwer Richtung Fantasy; Mit Elfen und Drachen muss man hier überall rechnen. Der Sound des 1991er Demos sogar ziemlich gut produziert, die Instrumente kommen sehr abwechslungsreich zum Einsatz. Es überwiegt leicht progressiv beeinflusster Power-Metal mit einer gewissen Epik und produktionsbedingt hat man ab und an den Eindruck der Sänger steht im Off. Klingt etwas entrückt, aber trotzdem überzeugend. Das trifft auch für die vier Tracks des 1990er Demos zu, die qualitativ in Punkto Klang abfallen, nicht ganz so gut sind die das ein Jahr spätere Demo, aber trotzdem sehr brauchbar sind. Das fünf Stücke umfassende "Live At Nobody NYC" ist klanglich eher vergessenswert, aber als wohl einziges aufgezeichnetes Konzert wohl der Beweis, dass diese Jungs auch auf der Bühne ihre Kompositionen gekonnt umsetzen konnten. Schade, dass es die Band nicht mehr gibt und man von ihnen auch nie wieder etwas gehört hat. Übrigens war wohl auch keiner der beteiligten Musiker danach je wieder bei einer anderen Band beteiligt. Das sind die Kuriositäten des Lebens. Limitierung: 500 Stück, nummeriert.

Musik: 8,5 Klang: 5,0-8,0 Spielzeit: 78:32 (JÜRGEN SCHOTTNER)

Die U.S.-Metaller mit Frontfrau Deborah Levine haben bereits zwei Alben veröffentlicht und präsentieren uns mit "Metal Immortal" eine vier Track EP. Die typischen Twin-Guitar-Riffs erinnern schwer an NWoBHM, der Sound ist tief in den 1980ern verwurzelt. Unter den vier Stücken findet man keinen herausragenden Überflieger, aber läuft gut rein und durch. Von daher: wer auf diese Art von Musik steht sollte mal reinhören.

Musik: 7,5 Klang: 7,5 Spielzeit: 15:37 (JÜRGEN SCHOTTNER)

Das deutsche Teutonen-Urgestein RAGE hatte vorerst genug von Symphonic Metal, warf sämtlichen Ballast über Bord und präsentiert mit "The Devil Strikes Again" nach langer Zeit wieder ein lupenreines Basiswerk ohne viel Schnickschnack. Chef Peavy Wagner nahm das zum Anlass ganz im Sinne von Rock'n'Rolf seine komplette Restband auszutauschen und so unterstützen ihn seit 2015 Marcos Rodriguez an der Gitarre und Vassilios Maniatopoulos am Schlagzeug. Der dabei entstandene Gesamtsound klingt tatsächlich stilistisch nach den Anfang- bis Mitte der 1990er Werken "Trapped!" oder "The Missing Link", bereichert um eine Thrash-Riff-Anleihen aus den tiefen 1980ern. Das mag Altfans die Ohren spitzen lassen und diese werden auch bestimmt zumindest reinhören. Das Problem an der ganze Sache ist allerdings, dass sich zwar in Punkto Refrain einige hübsche Sachen eingeschlichen haben, zwingende Kracher aber gänzlich fehlen.

Musik: 6,0 Klang: 7,5 Spielzeit: 46:03 (JÜRGEN SCHOTTNER)

Die 2002 gegründete Band aus Reutlingen liefert mit "Generation Goodbye" ihr mittlerweile fünftes Album ab. Sie konnten sich von Release zu Release immer weiter steigern und spielen eingängigen, melodischen Power Metal. Neben der tollen Halbballade "If Clocks Are Running Backwards" sticht noch das überlange, atmosphärische "Utopia" am Ende der Scheibe hervor. Der Rest ist gleichbleibend hochklassig von Midtempo bis Uptempo und bietet gute Unterhaltung in der Nähe des Axel Rudi Pell-Sounds. Ein Album, welches man nicht zwingend haben muss und auch keine neuen Ideen bietet. Dafür kann man sie aber auch lieben und Fans des Genres werden sich das Teil ins Regal stellen.

Musik: 7,0 Klang: 8,0 Spielzeit: 49:44 (MAXIMILIAN EFFT)

Die Franken-Bespaßungsband J.B.O. kommt mit ihrem elften Studioalbum ums Eck und die große Frage stellt sich im Jahr 2016 mehr denn je: braucht man die denn überhaupt noch? Na, hören wir mal rein: Mit "Wir lassen uns das blödeln nicht verbieten" feiern sich die Franken erstmal selbst, bevor man zum Heckler und Koch-Stück "Panzer Dance" den rechten Arm heben darf. ThyssenKrupp und Rheinmetall sind natürlich auch dabei. Wird bestimmt bald von SABATON gecovert. Bei "Metaller" gibt es eine Verbeugung unserer liebsten Stilrichtung. Leider weder sehr gelungen noch sehr witzig. "Wacken ist nur einmal im Jahr" ist eine überfällige Reminiszenz an das weltgrößte Metal-Festival. Spätestens hier braucht man zum Weiterhören sehr viel Alkohol, denn bei "Verliebt" werden wohl bei jedem Erinnerungen wach und das "Those Were The Days"-Cover "Jetzt ist halt heut" wird man schon leicht sentimental. Der "Nürnberg Groove" lässt jeden Bewohner der Frankenmetropole das Herz aufgehen und macht so einige Kitzmann-Songs vergessen. Den "Söderla"-Song, an Markus Söder gerichtet, kann man so oder so sehen. Der mehr als dürftige Abschlußtrack "M.F.N. for J.B.O." schindet nochmal fünf Minuten Zeit mit einem nachfolgenden Hidden-Track. Insgesamt gesehen wird Hausmannskost geboten. Vier wirklich gute Stücke und eine maue Spielzeit, fehlende Bissigkeit früherer Tage, kaum neue Ideen und eher plumpe als böse Anspielungen lassen so einiges auf dem Album ziemlich irrelevant erscheinen. Da die endgültige Benotung dann gen Ende schwankt wie der Rezensent, kann man sich, vom Alkoholpegel abhängig, selbst heraussuchen, ob das Album nun vier oder acht Punkte verdient hat. Nüchtern betrachtet liegt es genau dazwischen.

Musik: 6,0 Klang: 8,0 Spielzeit: 49:44 (JÜRGEN SCHOTTNER)

Neue Runde, neues Gück? Das zwölfte Studioalbum "Realms Of Odoric" ist die Fortsetzung eines gleichnamigen Bandprojektes von 2014. Warum Bandmitbegründer Arkadius sich dazu entschlossen hat die Fortsetzung dazu unter dem SUIDAKRA-Banner zu veröffentlichen, scheint klar: Das Projekt floppte. So soll es sich auch bei diesem Werk um ein ausgefeiltes Konzeptalbum handeln, welches weiblichen und männlichen Klar- mit Grunzgesang vermischt, musikalisch eine schwammige Stilistik aus Pagan-, Folk-, Melodic Death bildet, welches abwechselnd mit Anleihen aus Hatecore- und Modern Metal-Riffs verunstaltet und gelegentlich von einem Dudelsack begleitet wird. Insgesamt gesehen wirkt dieses Zusammenstellung wirr und unvollendet, darüber können auch die hohen musikalischen Fähigkeiten der Instrumentalfraktion nicht hinwegtäuschen. Die Gesangsleistung ist durchwachsen, die aufgeblasene, digital strapaziös polierte Produktion auf Dauer nervig. Sehr schade, für eine Band, welche ich in ihrer Anfangsphase durchaus sehr gut fand.

Musik: 5,5 Klang: 6,0 Spielzeit: 47:13 (JÜRGEN SCHOTTNER)

Auch auf ihrem siebten Album bleiben sich PARADOX treu: Allerfeinster Speed-Metal mit tollen Melodien und Gitarrensoli. Die zehn Tracks bewegen sich zwischen vier und acht Minuten, sind teilweise thrash-lastig, doch immer nach vorne schnaubend und eingängig. Es ist ein Werk, welches sich textlich zum einen mit persönlichen Schicksalschlägen von Charly Steinhauer auseinandersetzt, zum anderen mit verschiedenen Themen unseren Planeten betreffend. Hier geht es um Gesundheit, Enttäuschungen, Kriege, Seuchen und gar um Außerirdische. Doch in erster Linie geht es darum, dass "Pangea" ein überraschend starkes Album ist, welches pünktlich zum 30jährigen Bandjubiläum ein Statement setzt und als Überraschung gar sämtliche Mitglieder des legendären Debüts "Product Of Imagination" als Background-Sänger präsentiert. Rein musikalisch gesehen ist es ein kompaktes, dicht arrangiertes Werk von Güte, welches in der Bandbreite Speed-, Heavy- und Thrash-Metal jeden Fan dieser Richtung ansprechen sollte. Bis auf eine Ballade ist von Midtempo bis gediegener Raserei so alles dabei. Die druckvolle Produktion tut ein übriges um "Pangea" als eines der wichtigen Album 2016 klassifizieren zu können.

Musik: 8,0 Klang: 8,0 Spielzeit: 59:44 (MAXIMILIAN EFFT)

Bereits Februar 2014 nahmen Udo Dirkschneider und Band zusammen mit dem Marinemusikkorps Nordsee ein großes Orchesterwerk auf, welches Ende Juli 2015 als Doppel-CD und DVD erscheint. Denn genau zu diesem Zeitpunkt wird das ganze live auf dem Wacken Open Air wiederholt. Dann allerdings mit einem anderen Orchester, denn jenes hier wurde kurz nach den Aufnahmen aufgelöst. Los geht's mit dem Intro zu "Das Boot" und den Eröffnungs-Soundtrack dazu. Mit "Future Land", "Independence Day" und "Animal House" kann man nach dem Eröffnungs-Triple gleich einen Eindruck gewinnen wie sich das ganze dann anhört: Das Orchester ist stark Blechbläser orientiert und klingt ziemlich funky. "In The Hall Of The Mountain King" hätte dann erstmal nicht wirklich jemand benötigt, das schöne Teil zu einem Blasmusikteil zu vermurksen - da stehen einem die Zehennägel hoch. Zum Glück jodelt da niemand dazu. Weiter geht's mit "Heart Of Gold" und "Men And Machine, bevor bei "Dancing With An Angel" natürlich Doro Pesch zum Duett anstimmt. Es folgen "Faceless World", "Ride", "Days Of Hope And Glory", "Cut Me Out" (im Big-Band-Outfit, man wartet auf ein "Barfuß oder Lackschuh-Duett mit Harald Juhnke), "Trainride In Russia", "Stillness Of Time", "King Of Mean", "Book Of Faith" und "Animal House".

Überraschend ist, dass Udo hier auf sämtliche ACCEPT-Tracks verzichtet. Alles echte U.D.O.-Stücke also, womit klargestellt wäre, dass man die ex-Band nicht mehr benötigt. Doch wie sieht's denn nun mit "Navy Metal Night" selbst aus? Grundsätzlich natürlich mal was anderes als der 28. normale Live-Mitschnitt und definitiv werden sich alle Fans das ins Regal stellen, ganz egal was ich hier schreibe. Wer hier ein kompositorisches Meisterwerk erwartet, wird allerdings enttäuscht werden. Das Orchester muss hier als Ersatz für die Begleitband herhalten, neue Arrangements, welche den Stücken neue Erkenntnisse abverlangen, finden hier bis auf einige Soloparts und dem ziemlich abgefahrenen "Cut Me Out" nicht statt. Aber daran sind ja auch METALLICA bereits gescheitert.

Musik: -.- Klang: 8,0 Spielzeit: (JÜRGEN SCHOTTNER)

Bei mehreren Bands hatte ich in den letzten Jahren leider verzweifelt auf ein großes Comeback gehofft. Immer wieder wurde man enttäuscht. Heuer kamen schon einige wirkliche Überraschungs-Granaten heraus, doch bei ARMORED SAINT wagte ich ehrlich gesagt gar nicht erst zu hoffen. Nach den letzten Durchschnittswerken hatte ich nicht mal mehr auf dem Schirm, dass überhaupt ein neues Album erscheint. Aber - wer nichts erwartet, kann auch nicht enttäuscht werden - nicht wahr? Also die Scheibe auf den Teller gewuchtet, etwas gedankenverloren im Regal gesucht - und dann DAS! Der Opener und Titeltrack fräst supertight durch das Gebälk, drückt dass sich die Balken biegen, hat eine grandiose Hookline, eine Jazz-Bridge (!) und ein Killerriff sondergleichen! Da gehen einem ja schon fast die Ausrufezeichen aus! Feinster Old-School U.S.-Power Metal welcher stilstisch die ganze Bandbreite der Band-Geschichte zitiert ohne sich selbst wiederzuverwerten, sorgfältig aber gleichwohl ergänzt um etliche neue Nuancen, welche den Sound in neue Dimensionen treiben. Neben etlichen Hochkarätern gibt es, wie bei "In An Instant", auch ein paar verschraubtere Sachen zu entdecken, welche ein paar Durchläufe mehr benötigen. Beim ruhigen "Dive" grüßen dann sogar PINK FLOYD noch mit von der Postkarte, im Fahrwasser deren letzten Albums schwimmend. Kein Zweifel: "Win Hands Down" ist eine der stärksten Scheiben des Jahres.

Der Vinyl-Käufer muss leider auf die beiliegende DVD der Erstauflage verzichten. Diese beinhaltet den kompletten Keep It True-Auftritt von 2009, zwei Videoclips und ein Making-Of.

Musik: 9,0 Klang: 8,0 Spielzeit: 51:04 (JÜRGEN SCHOTTNER)

Nach vier Alben soll mit "Opus" nun Schluß sein. Angekündigt als das letzte Album der Band, muss man natürlich erstmal die letzten drei Werke kurz reflektieren: Ihren Kultstatus legten Adramelch 1988 mit dem dünn produzierten Prog-Metal-Meisterwerk "Irae Melanox", basierend auf einem Buch gänzlich ohne das traditionelle Strophe-Refrain-Strophe auskommend, sind Stücke wie "Fearful Visions", "Zephirus", "Was Called Empire" oder "Dreams Of A Jester" eternale Perlen des Heavy Metal. Ein astreines 10-Punkte-Klanggemälde. Erst im Jahre 2005 erschien mit "Broken History" ein Nachfolger. Mit "Lights From Oblivion" 2012 das dritte Vermächtnis. Alle drei Alben Pflicht im Regal, doch insgesamt ging die Qualität schleichend abhanden. War "Broken History" noch neun Punkte wert, ging der Nachfolger noch mit acht Punkten raus. Da liegen wir immer noch, davon ausgehend dass sieben Punkte noch "gut" sind, über dem Durchschnitt. Und was ist jetzt "Opus"? Hier legt ja allein schon der Titel die Messlatte ziemlich hoch. "Opus" ist definitiv kein Heavy Metal. Es ist eher Artrock. Verkehrsberuhigt, mit fast ausschließlich ruhigen Momenten. Die Ballade "Long Live The Son" erweist sich nach Hören des ganzen Albums eigentlich eher als Normalfaktor, "Only By Pain" zitiert großspurig den Artrock der 1970er Jahre und dürfte auch Fans von YES oder Arjen Lucassen mehr als nur befriedigen. Bei "Forgotten Words" kann man sogar leichte Anleihen an WARLORD ausmachen. Insgesamt gesehen ist "Opus" ein formidables Abschiedswerk, leider aber auch das schwächste der Band-Geschichte.

Musik: 7,5 Klang: 8,0 Spielzeit: 66:40 (JÜRGEN SCHOTTNER)

Bereits seit 1974 (!) geistern die Italiener DARK QUARTERER durch die Heavy Metal-Welt, veröffentlichten trotzdem erst 1987 ein legendäres Debüt und nur wenige Monate später ein nicht weniger legendäres Underground-Juwel mit Namen "The Etruscan Prophecy". Weg waren sie nie wirklich, weitere Alben erschienen 1991, 2002 und 2008. 2012 wurde das Erstlingswerk neu eingespielt. Nun erscheint mit "Ithaca" das sechste Album, wie immer mit dem einzigartigen Gesang von Gianni Nepi, welcher zusammen mit Drummer Paolo Ninci seit dem Anbeginn der Zeit das Schiff durch die Zeiten segelt. Der epische Prog-Power klingt wie immer faszinierend und fährt mit der Halbballaden "Night Songs" und "Nostalgia" auch Nachdenkliches auf. Egal ob das zehnmütige Progressiv-Opulenzwerk "Rage Of Gods" oder der kurze und schmerzlose Speedmetal-Rausschmeißer "Last Fight" - da wabert die gute alte Hammond-Orgel noch im Originalton vor sich hin. Und klingt am Ende mit einem versteckten Abschluß-Track mit Soloklavier gedankenverloren in unendlichen Weiten aus. Großes Kino! Zusammengehalten wird das ganze Werk als textliches Konzept von Homers Odyssee, welche allerdings in einem ganz eigenen Licht reflektiert wird. Fans von ADRAMELCH, DREAM THEATER oder SHADOW GALLERY sollten hier unbedingt mal reinhören.

Musik: 8,5 Klang: 8,0 Spielzeit: 44:57 (JÜRGEN SCHOTTNER)

Hach waren das noch Zeiten. Bei den Kollegen vom Mortal Sin prangerte auf der Titelseite "Kein Funk!" - bei uns übrigens später auch mal. Doch als dann das völlig abgefahrene "Angel Dust"-Meisterwerk erschien, waren sich alle einig: da ist kein Funk mehr drauf und FAITH NO MORE hatten einen völlig eigenen, bis dato unerhörten, Stil erfunden. 18 Jahre nach ihrem letzten Studioalbum "Album Of The Year" (unter uns: wars nicht wirklich) versuchen sie es jetzt nochmal. Und wer hätte im Jahre 1997 damit ernsthaft gerechnet, dass ich im Jahre 2015 an dieser Stelle schreiben werde "die Platte ist etwas wellig". So verändern sich die Zeiten. Kommt noch dazu, dass ich bei "Sol Invictus" mitterweile an eine Götterhymne von ATLANTEAN KODEX denken muss. Aber wie ist sie denn jetzt, die neue Platte? "Sol Invictus" hat viele Stilelemente die darin eindeutig FAITH NO MORE erkennen lassen und sie ist sehr abwechslungsreich. Der Opener und Titeltrack beginnt sehr bedächtig, unterlegt mit Sprechgesang und Klavier. Deutlich mehr Fahrt nimmt "Superhero" auf, welcher mit aggressivem Gesang nach vorne treibt. "Black Friday" auf der B-Seite überzeugt durch frischen Rockabilly und das eindeutig lustigste Stück ist "Motherfucker" mit seinem episch zelebrierten Refrain. Das große Überstück, das große Break, der geniale Moment - all das findet man auf "Sol Invictus" leider nicht. Das macht das Wiedervereinigungswerk nicht zu einem schlechten Album. FAITH NO MORE-Fans werden es sich ins Regal stellen und nicht schlecht darüber reden. Insgesamt gesehen ist die Bezeichnung "verkehrsberuhigtes Alterswerk" einerseits keine dicke Kaufempfehlung, andererseits dürften auch die Fans von damals oft auch nicht mehr kompromisslos hartem Stahl fröhnen. Reinhören und eigene Meinung bilden hilft hier.

Musik: 7,5 Klang: 7,0 Spielzeit: 39:28 (JÜRGEN SCHOTTNER)

Bis auf eine kurze Schwächephase um die Jahrtausendwende hat der schwedische Todesmetalldampfer UNLEASHED eigentlich nur sehr überdurchschnittliches Material auf die Welt losgelassen. Daran ändert auch das zwölfte Album "Dawn Of Nine" nichts. Der Titeltrack, welcher gar nicht "Dawn Of The Nine", sondern "Defenders Of Midgard" heisst, ist ein zähflüssiger Death-Doom Bastard. Das vorab als Single und Video ausgekoppelte "Where Is Your God Now?" ist ein treibendes Stück Schlamm und Untergrund-Schwärze. Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass sogar jedes schlecht produzierte Album von Nuclear Blast (schafft mal bitte jemand den scheiß Loudness-War der Kopfhörer-Generation ab...) auf Vinyl besser klingt als auf CD? Nein? Glaube schon. Naja, dann tue ich das hiermit noch einmal mehr. Die weiße LP ist ganz leicht wellig, was auf den Klang keinen Einfluss hat. Und ist zum Glück keine überflüssige 2LP. Was nicht gut klingt, klingt auch auf zwei LPs nicht besser. Bester Beweis: die teuren JUDAS PRIEST LPs von MFSL klingen ca. 20x besser als die die 2LP-Versionen ihrer regulären Plattenfirma. Aber zurück zu UNLEASHED. "Dawn Of The Nine" ist insgesamt gesehen eine gute Platte, aber es gibt keinen zweiten Track, welcher dem Aushängestück "Where Is Your God Now?" das Wasser reichen könnte. Schade.

Musik: 7,5 Klang: 6,5 Spielzeit: 44:57 (JÜRGEN SCHOTTNER)

1987 zählten CRYPT zu einer aufstrebenden kanadischen Power Metal-Band. Doch nach dem Debüt "Stick To Your Guts" war dann auch schon wieder Schluß. Die LP zählte längst zu schwer zu bekommenden, aber auch verklärtem, Underground-Kult. In den 2000ern Jahren erschien ein auf 1993 zurückdatiertes CD-Bootleg auf dem neben diesem Werk auch noch zwei Sammlerstücke der Bands KRATOR und WHITE HOTT zu finden waren. Grund wohl genug, endlich auch ein offizielles Re-Release herauszubringen. Die Musik ist typischer 1980er Jahre Power Metal, sehr U.S.-beeinflusst, mit längeren Soli und einer mittleren Stimme. Die Scheibe weiß mit Epic (bei "March Of The Living Dead") oder ordentlicher Power wie beim Titeltrack durchaus zu gefallen, reiht sich jedoch auch nicht zu den unsterblichen sogenannten "Lost Classics" ein. Ein "kann man haben" Werk mit eher einfach gestricktem Songwriting. Auf der CD befinden sich sechs Live-Bonustracks, welche auf den ebenfalls über No Remorse erschienenen LP-Reissues nicht mehr Platz fanden. Dabei sind drei Songs nicht auf dem Studiowerk. Das Booklet kommt mit umfangreichen Liner-Notes mit Interview.

Musik: 7,0 Klang: 5,5 (Studio), 4,0 (Live) Spielzeit: 70:45 (JÜRGEN SCHOTTNER)

Wow! Der Überraschungshammer des Monats geht nach Griechenland. SACRAL RAGE liefern mit ihrem Debüt einen kleinen Genre-Klassiker des melodischen Power Metal mit progressiven Einschlägen ab, welcher stellenweise auch Thrash-Gefilde streift. Fans von HELSTAR, STEEL PROPHET und ANNIHILATOR müssen hier mal reingehört haben. Verschachtelt-verspieltes Riffing, hoher Gesang und Songs, welche verspielt, vertrackt und dennoch äußerst schnell in die Gehörgänge wandern. Eine Pflichtveranstaltung also, welche tatsächlich auch mitten aus den 1980ern in die Zukunft gefallen sein könnte. Vervollständigt wird das ganze durch ein sehr überzeugend ausgefallenes Cover-Artwork, welches allerdings verdächtig wie eine Mischung aus "Powerplant" (GAMMA RAY), "Powerslave" und "Somewhere In Time (beide IRON MAIDEN) anmutet.

Musik: 9,0 Klang: 8,0 Spielzeit: 44:57 (JÜRGEN SCHOTTNER)

Album Nummer drei nach dem 2010er Sensations-Comeback "Ironbound" und dem starken Nachfolger "The Electric Age". Was kann man da von "White Devil Armory" erwarten? Auf jedenfall keine Experimente. Und so thrashmätteln sich OVERKILL auch 2014 ziemlich konsequent durch 11 bzw. 13 (Limited Edition) Stücke, welche auch weiterhin mit der Abwesenheit von Balladen oder sonstigen Merkwürdigkeiten auskommen. Mit einem Spannung aufbauendem Intro "X D" (hat da jemand den Bindestrich vergessen?) beginnt das Album und geht nahtlos in den Uptempo-Mosher "Armorist" über. Im weiteren Verlauf variiert das Songmaterial zwischen sehr geil, sehr gut "Bitter Pill" oder eher langweilig "Pig". Interessanterweise wird es am Albumende noch mal richtig spannend: "In The Name", welches das reguläre Album beschließt, wartet mit mehrstimmigem Gesang auf und klingt zum Ende hin sogar mit irischem Sologesang aus. Der erste Bonustrack der limitierten Erstauflage "The Fight Song" ist gar richtig gute Party-Mucke, während der zweite Bonustrack "Miss Misery" eher belanglos ist. "White Devil Armory" ist ein weiteres gutes Album und wird OVERKILL-Fans bestimmt zufrieden stellen. Aber sowas schreibt man eigentlich immer dann, wenn die Luft so langsam raus ist, oder?

Musik: 7,5 Klang: 7,0 Spielzeit: 60:31 (Limited Edition) (THE MIGHTY SCI)

Die Geschichte von STEEL PROPHET mutet tragisch an. Mit "Inner Ascendance" 1989 eines der zehn besten Demos aller Zeiten veröffentlicht, erschienen zwischen 1995 und 2001 fünf Killeralben in Folge. Ohne dass sie jemals den mehr als verdienten Durchbruch erreichten. Während "The Goddess Principle" und "Into The Void (Hallucinogenic Conception)" noch unter einem schwachbrünstigen Sound und mangelnder Promotion zu leiden hatten, war das bei "Dark Hallucinations", "Messiah" und "Book Of The Dead" unter dem Nuclear Blast-Banner gewiss nicht mehr der Fall. Mit den beiden Alben "Unseen" und "Beware" fiel man wohl auch deshalb in ein kreatives Loch. Exakt zehn Jahre später kehren sie zurück. "Omniscient" bringt den alten, klassischen STEEL PROPHET-Sound zurück und das geht allen voran natürlich auch nur mit Rick Mythiasin am Mikro. Die Weltverschwörung ist bei Tracks wie "911", "Aliens, Spaceships, And Richard M. Nixon" oder "1984 (George Orwell Is Rolling In His Grave" allgegenwärtig, mit "Oleander Deux" gibt's eine witzige Anspielung an das letzte große Album "Book Of The Dead". Ganz mutig wird man mit dem QUEEN-Cover "Bohemian Rhapsody", mit welchem man auf dem Keep It True Festival zu begeistern wusste. Insgesamt gesehen fehlen der Band im Jahre 2014 aber trotz allem gewisse Merkmale ihrer Hochphase: die typische IRON MAIDEN-Verbeugung, welche immer in Form genau eines Songs anwesend war und auch die zwingenden Melodien, welche nur STEEL PROPHET so in die Welt brachten. Das Comeback lässt die Zukunft offen: muss man sich das Songwriting nach langem Aus erst wieder erarbeiten oder ist einfach die Luft raus? Nachdem das Album im Vergleich zu den beiden Vorgängern allerdings an allen Ecken und Enden wieder deutlich nach Oben zeigt, keimt hier mehr als nur Hoffnung auf, dass man die Kritiker schon bald wieder Lügen strafen wird. Insgesamt gesehen ist "Omniscient" ein ordentliches Album, welches sich Fans der Band gerne ins Regal stellen dürfen. Dort haben muß man es allerdings nicht.

Musik: 7,0 Klang: 8,0 Spielzeit: 62:33 (THE MIGHTY SCI)

Die U.S.-Band aus Arizona veröffentlichte dieses Album 1983. Die Original-LP, falls jemals irgendwo sichtbar, liegt im dreistelligen Bereich. Wie so oft muss erst etwas illegales passieren, bevor Mitglieder so einer Band wieder aus der Versenkung auftauchen. Ich hatte das Album auf einem uralten Tape Mitte der 1990er überspielt bekommen und fand es von Anfang an sehr faszinierend. Ob man ASHBURY denn überhaupt noch in die Kategorie Metal einordnen sollte? Naja, dann müsste man auch viele NWoBHM-Bands hinterfragen. Jedenfalls - Mitte der 2000er Jahre erschien ein CD-Bootleg als Split-Veröffentlichung mit HANDS OF MERCY, MANDRAKE GARDEN und diesem ASHBURY Album. Und das alles klang gar nicht mal soooo schlecht. Prompt folgte 2007 über das Label Vintage eine CD-Wiederveröffentlichung, welcher allerdings tatsächlich an mir vorbei lief. Jetzt gibt es von Battle Cry Records eine auf 500 Stück limitierte Neuauflage. Sie wurde von den Mastertapes remastert und ich würde mich mal darauf festlegen, dass sie die am besten klingende Fassung des Albums ist. Doch kommen wir zum Album: Ich weiß auch 31 Jahre später noch nicht, wo ich das Werk eigentlich einsortieren soll. Es ist einfach großartig. Und es ist genauso einzigartig. Hier kreuzen sich Singer-/Songwriter-Anleihen mit Southern Rock, Psychedelic und NWoBHM. Im Zeitalter von VINTAGE CARAVAN, BLUES PILLS oder dem aktuellen, starken IAN ANDERSON-Album sollten ASHBURY zwingend eine neue Chance bekommen. "Endless Skies" steht in der Musikgeschichte so ganz allein für sich selbst sprechend, dass es schon fast peinlich ist, hier nur die Höchstnote zu vergeben.

Musik: 10,0 Klang: 8,5 Spielzeit: 39:02 (THE MIGHTY SCI)

Auch im Jahre 2014 veröffentlichen noch einige wenige Bands vor dem neuen Album noch einen physikalischen Tonträger in Form einer Single oder EP. "For The Kingdom" wartet mit dem gleichnamigen neuen Track vom kommenden Album auf und hat mit "You Come Undone" noch einen exklusiven Titel dabei. Der Rest des Mini-Releases besteht aus den vier Live-Mitschnitten "Unisonic", "Never Too Late", "Star Rider" und "Souls Alive". Stilistisch fährt man im Fahrwasser des Debüts, der Titeltrack ist ein melodischer und eingängiger Hardrock-Song, der Michael Kiske wieder mit astreiner Gesangsleistung zeigt. "You Come Undone" hingegen erinnert interessanterweise an HELLOWEEN zu "Master Of The Rings" und "Better Than Raw"-Zeiten, als weder Kai noch Michael noch dabei waren. Die Arrangements und Effekte sind schuld und der Gesang gibt neue Facetten auf diese. Mit einem furiosen, fast schon rock'n'rolligen Gitarrensolo als Höhepunkt ist das erfrischende Stück zwar kein kommender Klassiker, aber ein durchaus wertiges Stück Heavy Metal. Danach folgt als Intro zu "Unisonic" Wagners bekannter Walkürenritt quasi als Einstiegsfrevel für echte Klassikfans. Wie auch immer. Es folgt ein sehr ordentlicher Gig vom 2012er Masters Of Rock-Festival in der Tschechei. Gut angelegtes Geld für alle UNISONIC-Fans.

Musik: -/- Klang: -/- Spielzeit: 29:25 (THE MIGHTY SCI)

Ein richtig exklusives Schmankerl AUCH für JUDAS PRIEST-(!)Anhänger hat die aktuelle Ausgabe des Sweden Rocks Magazins für seine treuen Abonennten (wer nicht in Schweden wohnt, kann das Teil auch einzeln bestellen). Die ersten beiden Stücke "In Time" und der Titeltrack geben eine erste Möglichkeit, das neue Album "Crossroads" kennenzulernen. Der Gesang klingt immer noch verdächtig nach einem King Diamond, die schnellen Arrangements peitschen beim Opener nach vorne, das mittlere Stück kommt dann etwas getragener daher. Insgesamt zeigen beide Stücke wohl an, dass das neue Studiowerk wohl in eine etwas sperrigere Richtungen tendiert und eher auf Wachstum ausgelegt ist. Doch DANN kommt SIE: "Mother Sun". Ein über acht minütiges Epic-Monster, welches nicht mehr und nicht weniger als ein nie veröffentlichter JUDAS PRIEST-Song aus dem Jahre 1975 ist! Das Cover von PORTRAIT ist hiermit quasi die erste Studioeinspielung dieses verschollenen Werkes. Warum es nie auf einer Platte gelandet ist, weiß heute nicht mal mehr die Band. Dass Frontmann Per Karlsson mehr kann als nur den King imitieren, zeigt er bei "Mother Sun" ziemlich großartig. Abwechslungsreich und spannend schraubt sich das Ding in die Höhe, immer wieder gesanglich einige Rob Halford-Reminiszensen aufweisend, um dann gegen Ende doch noch kurz einen King zu zitieren. Ein Must-Have für PORTRAIT und PRIEST-Fans. Eine Aufwertung für jede Sammlung. Zum Glück in Kürze auch über weniger umständliche Wege zu haben: "Mother Sun" wird der Japan-Bonustrack von "Crossroads" werden.

Musik: -/- Klang: 8,0 Spielzeit: 18:47 (THE MIGHTY SCI)

Alissa White-Gluz ist ein für deutsche Sprachverhältnisse ziemlich anstrengender und merkwürdiger Name. Dennoch ist sie die neue Frontfrau, die bei ARCH ENEMY Angela Gossow ersetzt. Und wie klingt das ganze dann? Ganz klar wie immer wenig nach Frau, aber auch nicht mehr ganz so tief. ARCH ENEMY fahren in belebten Gewässern und liefern hier (inklusive drei Instrumentals) eine für Fans überzeugende Gesamtleistung ab, die aber zum Nachdenken animiert. Aus dem Grund allerdings, dass vieles an dem Album einfach nur Zitate von Vergangenen Meisterwerken darstellt (bei Minute 3:30h von "You Will Know My Name" z.B. DEMON "Night Of The Demon"), ohne selbst welche zu generieren. Auch Barock wird zitiert "Time Is Black" und ein paar Riffs klingen verdächtig nach RAGE. Insgesamt eine sehr eingängige Scheibe, die die Fans der Band auf alle Fälle zufriedenstellen wird. Einige limitierte Ausgaben enthalten mit "Shadow On The Wall" noch ein gelungenes Mike Oldfield-Cover. Abzüge in der Klangnote gibt es wegen Loudness War.

Musik: 7,0 Klang: 6,0 Spielzeit: 50:31 (THE MIGHTY SCI)

Zugegeben: eine Hymne wie "Medieval Steel" auf der gleichnamigen 1984er Debüt-EP schreibt man wohl nur einmal im Leben. Dass es dann nach 39(!) das erste Studioalbum doch noch geben wird, überrascht zwar in der heutigen Zeit nicht mehr wirklich, ein merkwürdiges Grummeln in der Magengegend verursacht diese Tatsache aber doch. Doch das erweist sich als weitgehend unbegründet. Weder ist "Dark Castle" ein großer Klassiker geworden, noch ein Rohrkrepierer. Die elf Tracks bieten schnörkellosen U.S.-Power Metal der auch direkt via Zeitmaschine in die 1980er verschickt werden könnte oder umgekehrt. Lediglich das Instrumental "Lost Quatrain" und die etwas schmalzige Ballade "April" weichen von diesem Plan ab, während das abschließende "Thou Shall Not Kill" mit einem Kinderchor ausklingt. Insgesamt eine gute Platte, die in keinem Regal fehl am Platze ist, vorallem nicht in denen von Keep It True-Jüngern.

Musik: 8,0 Klang: 7,5 Spielzeit: 42:35 (THE MIGHTY SCI)

Die Spanier HITTEN veröffentlichen mit diesem Werk nach einer Vorab-Single ihr Debüt. Und an diesem ist so ziemlich alles 1980er Jahre was nur geht. Angefangen vom handgezeichneten Trash-Cover über Stil und Bandfoto bis hin zur kurzen Spielzeit. Und wie klingt das Ganze dann? Genauso. Eingängige Refrains, melodische Gitarrensoli und guter Gesang mit einer druckvollen Produktion. Traditioneller Heavy Metal in seiner reinsten Form ohne Schnörkel. Ein monströser Übersong ist nicht zu finden, ein schlechter aber auch nicht. Insgesamt gesehen also ein Album, welches zwar kein Muss- aber auch kein Fehlkauf für die Sammlung ist. Zielpublikum: Regelmäßige Besucher von Keep It True und Headbangers Open Air.

Musik: 8,0 Klang: 8,0 Spielzeit: 39:33 (THE MIGHTY SCI)

Da ist es also, das Debütalbum der Geoff Tate-losen QUEENSRYCHE. Mit Todd La Torre als neuen Frontmann machte man in den letzten Monaten den Fans Hoffnungen, die die Band schon längst nicht mehr erfüllen konnte. Nach dem Herr Tate bereits vor zwei Monaten mit "seinen" QUEENSRYCHE das Album "Frequency Unknown" in den Sand gesetzt hatte, dürfen sich also jetzt die anderen beweisen. Und das tun sie. Der etwas feierlich klingende Opener "Where Dreams Go To Die" macht nach dem etwas überflüssigen Intro "X2" eine richtig gute Figur und schraubt die Erwartungen hoch. Im modernen Soundgewand der 2010er erklingt ein Sound, der Erinnerungen an das letzte gute Album "Empire" wach werden lässt. Nicht ganz so glattgeschliffen, leicht progressiv angehaucht und gesanglich eine breite Palette an Facetten aufbietend, fräsen sich auch Stücke wie "Redemption" irgendwann mit feinen Melodien ins Hirn, obwohl der ruppige und dissonante Anfang etwas anderes und nervigeres vermuten ließ. Insgesamt betrachtet ein sehr kurzweiliges Album, welches nach mehrfachem Hören einen angenehmen Eindruck hinterlässt und von den Songstrukturen irgendwie an KAMELOT erinnert: die Songs gehn ins Ohr, aber man kann sich wenn die Scheiblette zuende ist nicht mehr daran erinnern wie sie geklungen haben. Fazit: Überhammer-Stücke aus früheren Tagen sucht man auch hier vergeblich, aber ein Fehlkauf hört sich anders an. "Queensryche" ist ein feines Stück U.S.-Metal, welches ich bestimmt noch öfters auflegen werde. Ein Pflichtkauf ist das Album aber nicht. Eine große Hoffnung für die Zukunft aber auf alle Fälle. Wäre da noch die verdammt kurze Spielzeit von 35 Minuten zu erwähnen. In der heutigen Zeit bei den heutigen CD-Preisen eigentlich eine Frechheit. Das können auch die beiden gelungenen Live-Bonustracks "Queen Of The Reich" und "En Force" nicht mehr schönreden. Aber immerhin eine kurze Scheibe die Spaß macht, bevor man sie künstlich mit langweiligen Arschkrampen-Tracks auffüllt.

Musik: 8,0 Klang: 8,0 Spielzeit: 35:07 (THE MIGHTY SCI)

SAVATAGE-Mastermind Jon Oliva sah seine Nachfolge-Band JON OLIVA'S PAIN quasi immer als eine Art Fortsetzung an und sein Projekt immer als echte Band. Dass es sich bei "Raise The Curtain" um etwas Neues handelt, kündigt bereits der Name an: einfach nur OLIVA. Das damit offiziell erste Soloalbum von Jon! Stilistisch bewegt sich das Werk ganz weit weg von bisherigen Veröffentlichungen, kommt mit viel Hammondorgel daher, mit viel 70er-Progrock-Einflüssen und Pomp. Aber die Stimme allein sorgt für den Wiedererkennungswert. Nein, es ist kein Heavy Metal und nein, es ist auch kein zwanghafter Versuch unbedingt etwas Innovatives oder sehr Eigenständiges auf die Beine stellen zu wollen. Und genau deswegen kommt es weder kopflastig noch aufgesetzt daher. Trotzdem hat Jon hier diverse Ideen seines verstorbenen Bruders aufgegriffen. Hier mal ein Riff, da mal Textfetzen. Das hat in der Vergangenheit schon bei JON OLIVA'S PAIN gut funktioniert und zeigt immer wieder aufs Neue, dass Criss massig Ideen hinterlassen hat, die vielleicht ja erstmal nur beiläufige Nebenprodukte gewesen sein mögen, aber ausgearbeitet immer noch weitaus mehr zu bieten haben, als das Gros der aktuellen Nachwuchskapellen. Aber kommen wir zum Ende: ist dieses Soloalbum denn auch kaufenswert? Mich persönlich erinnert es, obwohl stilistisch nicht vergleichbar - an PINK FLOYDs David Gilmours letztes Solowerk "On An Island". Da war die Verbindung zu PINK FLOYD seine unnachahmliche Gitarre. Hier sind es der Gesang und stellenweise der Drum-Rhythmus. Doch ein Heavy Metal-Album sollte man hier nicht erwarten. Ja und wie sind die Songs? Abwechslungsreich, das schon. Aber leider ziemlich durchschnittlich. Gut, aber nicht gut genug. Interessant, aber nicht interessant genug. Kaufenswert, aber eigentlich gibt's Kaufenswerteres. "Raise The Curtain" ist ein Alterswerk, bei dem der Künstler Gott 'nen lieben Mensch sein lässt und seine Zuhörer haben dabei die Möglichkeit das Gut zu finden - oder nicht.

Musik: 7,5 Klang: 7,0 (THE MIGHTY SCI)

1987 erschien diese Sechs-Track-EP der Jungs aus dem U.S.-Bundesstaat Illinois mit einer beachtenswerten Auflage von 5000 Stück. Eine mysteriös motivierte Managerin verhinderte damals einen Major-Deal und so zersplitterte diese hoffnungsweisende Formation bald darauf in verschiedene Himmelsrichtungen. 2004 erschien eine Compliation aus Tracks dieser EP und diversen Demostücken. Die EP in ihrer gesamten Länge erscheint allerdings jetzt zum ersten mal komplett inkl. dem Bonustrack "S.O.S. (Seeking Out Souls)" auf CD. Sie war zuvor bereits mehrfach gebootlegt worden, u.a. 1993 von Reborn Classics mit drei Bonustracks sowie vor einigen Jahren nochmal von "Revenge Of True Metal Records". Da tut es gut, das Stormspell Records das Teil nun offiziell auf den Markt werfen. Digital remastert, mit hochwertig aufgemachtem Booklet, welches Texte und viele Fotos enthält. Ein audiophiles Highlight sollte man zwar nicht erwarten, doch ist der Sound sehr druckvoll und die Musik feinster Speedmetal der 80er Jahre. Unbedingt zugreifen!

Musik: 8,5 Klang: 6,0 Spielzeit: 31:46h (THE MIGHTY SCI)

Es war das Jahr 1987 als diese U.S.-Metal Formation mit dem mutigen und Aufbrechung verheißenden Titel "The Future Is Now" in den Ring warfen. Beim französischen Label "Dream Records" wegen ein paar Cent pro Scheibe mehr zu unterschreiben war allerdings ein sehr großartiger Genickbruch, erschien die LP damals deshalb nur in Frankreich. Und dort hören nicht gerade viele Menschen Metal. Und weil dort auch nicht viele Menschen Englisch sprechen, sprach sich die Existenz von "The Future Is Now" auch in Deutschland nur in absoluten Insider-Kreisen herum, während die Band in ihrem absatzstarken Heimatland USA bis auf dem Metal Massacre-Sampler-Beitrag "Take 'em Alive" völlig unbekannt blieb. Das Album erscheint 2013 zum ersten mal überhaupt auf CD und kommt mit drei Bonustracks daher: "Make My Stand" und "Don't Put Up A Fight" vom 1985er Demo sowie der Metal Massacre-Version von erwähntem "Take 'em Alive", welches sich von der Albumversion etwas unterscheidet. Ansonsten gibts neun sehr gute Stücke die dem melodischem U.S.-Metal zuzuordnen sind, also mehr Melodien bieten wie z.B. ICED EARTH, aber deutlich härter sind als Melodic-Bands wie z.B. FIFTH ANGEL. Das Remastering klingt einigermaßen transparent, hat an einigen Stellen knisternde Unschärfen, welche vermutlich von einer unsachgemäßen Lagerung der Masterbänder kommen. Die Neuauflage ist streng limitiert und vermutlich schon bald wieder ausverkauft. Wer auf melodischen U.S.-Metal steht, sollte hier zugreifen. Das Booklet hat alle Lyrics, auf Liner Notes und andere Dinge hat man verzichtet.

Musik: 8,0 Klang: 6,5 Spielzeit: (THE MIGHTY SCI)

Mindestens zehn weitere Bands gibt es, die so heißen. Und zwei davon teilen sich sogar die gleichen Stilrichtung: NWoBHM. Hierbei handelt es sich um die Band aus Jersey, welche 1980 gegründet, 1984 aufgelöst und 2002 reformiert wurde. Sie hatten 1982 mit "Death In The Nursery" einen der ganz großen Klassiker des Genres veröffentlicht und überzeugten im Reunionsjahr mit einer Doppel-CD "Anthology", welches u.a. auch das eben erwähnte Album komplett enthält. Wo stehen LEGEND im Jahre 2013? Zum einen sind sie dem Stil treu geblieben, streuen gelegentlich einige modernere Elemente mit ein, ohne aber die Pfade ihrer Wurzeln zu verlassen. Beispiel: Power-Metal Drumming bei "Red", welches aber auch mit kurz gesprochenen Worten und ausladenen Instrumentalpassagen im Mittelteil aufwartet. Auf dem Keep It True vor zwei Wochen bestätigten mir meine Begleiter, dass man live nicht zwischen dem alten Material und den neuen Stücken von "The Dark Place" unterscheiden kann. Im Gegenteil: da wirkten für Außenstehende einige dieser Stücke sogar als wären sie ein Best-Of-Material welches 30 Jahre auf dem Buckel hat. Eine aktuelle Produktion verhindert, dass das Album altbacken klingt und mit dem Stil reiten sie gerade auf einer Retrowelle mit, zu der sie sehr gut passen: sie sind zwar ein Original, aber haben genauso verdammt starkes Songmaterial im Gepäck wie die Newcomer, die diese Zeit wieder aufleben lassen.

Musik: 8,0 Klang: 8,0 Spielzeit: 52:22 (THE MIGHTY SCI)

Eine echte NWoBHM-Legende mitten im Retrotrend. Ihren großen Klassiker "Court In The Act" ("Trial By Fire" wurde von BLIND GUARDIAN gecovert) kennen Heerscharen an Untergroundlern, doch zum Durchbruch hatte es nicht gereicht. Nach dem 1986er Nachfolger "Suspended Sentence" des 1983er Debüts wurde es still, bis sie das neue Jahrhundert wieder in die Reformation spülte. Auf dem dritten Album "Life Sentence" bidern sich SATAN keinen Trends und bringen uns astreinen Metal, der wie aus der Zeit gestohlen aus den tiefsten 80ern zu kommen scheint. Massig Gitarren, Riffs, geiler Gesang, cools Hooks. Ist nur irgendwie ein wenig wie bei KAMELOT - alles geht sofort ins Ohr aber irgendwie kann ich mich an keine Refrains erinnern sobald das Album vorbei ist. Von keinem Stück. Und wenn ich es dann repeate, dann denk ich mir beim jedem Track wieder "achja, genau". Sehr seltsam. Trotzdem gehört "Life Sentence" bisher zu den stärksten Werken des Jahres 2013.

Musik: 8,5 Klang: 8,0 Spielzeit: 44:45 (THE MIGHTY SCI)

Die Vorgängerband von HEAVENS GATE quasi, schafften es doch vier der fünf STEELTOWER-Mitglieder in die Nachfolgeformation. Gründer war in beiden Fälle Thomas Rettke, seines Zeichen Frontmann, welcher inzwischen als Vocal-Coach, Chorsänger und Produzent u.a. an Produktionen von EDGUY/AVANTASIA, KAMELOT oder RHAPSODY OF FIRE beteiligt ist. Stilstisch gingen STEELTOWER wesentlich basischer zu Werke und spielten rhythmusorientierten Midtempo-Metal, wie er Anfang bis Mitte der 80er weit verbreitet war. Das hört sich auf "Night Of The Dog" tatsächlich ganz und gar nicht eintönig an, von Balladen ("Bring Up The Night"), Up-Tempo-Nummern "Break The Law"und hardrockigen Mitwippern wie "Powerdive" bis Melodic-Werken "Angel's Devil" ist alles vorhanden. Das Album ist digital-remastert, klingt dabei erstaunlich differenziert und klar und kommt mit neun Bonustracks aus Demotagen daher, welche klanglich natürlich nicht mit den Albumtracks mithalten können, aber auch weit weg sind rumpeliger Resteverwertung. Ingesamt macht das dann 18 Stücke und ein immer noch empfehlenswertes Album. Für Fans von u.a. HEAVENS GATE, ACCEPT und TRANCE.

Musik: 7,5 Klang: 7,5 Spielzeit: 68:17 (THE MIGHTY SCI)

Alle 10-20 Jahre präsentieren uns WARLORD mal etwas Neues und diesmal gibt es mit "The Holy Empire" einen amtlichen Nachfolger zum 2002er Werk "Rising Out Of The Ashes", damals mit HAMMERFALL-Frontmann Joacim Cans am Mikro. Diesmal haben sich William J. Tsamis und Mark S. Zonder einen gewissen Richard M. Anderson für den Gesang zugelegt und Bassist Philip Bynoe muss scheinbar gar ohne zweiten, abgekürzten, Vornamen auskommen. Der arme Kerl. Kaum beginnt "70.000 Sorrows", schon weiß man gleich: so klingen nur die echten und wahrhaften WARLORD: das einmalige Gitarrenspiel, der getragen pulsierende Rhythmus - alles da! Auch Richard M. Anderson steht für Kontinuität: er drückt den Stücken einen eigenen Stempel auf, gehört nicht zu den Besten seiner Zunft, weiß das allerdings durch eine Menge Charisma und einem etwas gedankenverlorenen Stil, welcher den Eindruck erweckt, er hätte sich quasi in den Songs irgendwo verloren weil er einfach glaubt, dass das was er da singt gerade wirklich passiert. Landschaften aus längst vergangenen Zeiten türmen sich von dem geistigen Auge auf, zerfallen unter Göttern und Schlachten zu Ruinen und Staub, sind das Echo aus Zeiten von Ruhm und Ehre, von Geschichten deren Mystik heute noch fasziniert wie vor Jahrhunderten. Das ist faszinierende Musik, die nicht einfach nur von Schlachten und Kriegen erzählt und dabei ProTools optimiert wie Plastik-Metal klingt. Dies ist lupenreiner, echter Heavy Metal. Und für eine Eigenproduktion erstaunlich gut produziert. Vielleicht ja auch gerade deshalb. "The Holy Empire" ist eine Freude für jeden, der diese Musik rein und unverfälscht liebt. Und obwohl das Jahr erst vier Monate auf dem Buckel hat, wage ich zu behaupten, dass es am Ende des Jahres locker für die Top 10 der besten Alben des Jahres reichen wird.

Musik: 9,0 Klang: 8,5 Spielzeit: 55:33 (THE MIGHTY SCI)

Wer sich die Erstauflage im limitierten Digipack besorgt bekommt hier gleich zwei Alben zum Preis von einem, denn dieser liegt auf einer zweiten CD das komplette Debütalbum "Bloody Tales Of Disgraced Lands" in überarbeiteter Form vor. Samt zweitem Booklet mit allen Texten. Kommen wir aber zuerst zum dritten Werk "Embraced By Fire", das mit einem Intro aufwartet, welches einem an den Beginn von Fluch der Karibik erinnert. Los geht's anschließend mit dem Titeltrack und dieser garantiert feinsten Melodic-Pagan-Death, wobei drei der acht Kompositionen mit deutschen Lyrics aufwarten. Grundsätzlich muss man sagen, bewegen sich die Jungs stilistisch in den bekannten Bahnen. Wer ENSIFERUM kennt, kann ungefähr die Richtung einschätzen. Leider verpufft nach dem wirklich gelungenen Auftakt das Feuerwerk ziemlich schnell. Die Stücke verfallen so langsam in den Genre-Durchschnitt und bieten quasi "gehobene Hausmannskost". Soll nichts anders heißen als: ein wirklich gutes Album, welches aus dem Titeltrack keine weiteren größeren Highlights zu bieten hat, aber die Zielgruppe über weite Strecken zufrieden stellen dürfte.

Erwähnen wollen wir an dieser Stelle natürlich auch noch das Erstlingswerk, welches hier als Bonus enthalten ist. Hier geht es in Punkto Gesang noch etwas rauher zur Sache. Stilistisch die gleiche Schiene, aber ohne sowas wie den tollen Titeltrack des neuen Werkes. Sprich: auch ein gutes Werk, welches man aber bei der Veröffentlichungsflut eigentlich nur im Regal braucht, wenn man wirklich überwiegend Viking-/Pagan hört. Für alle die hier breiter interessiert sind, ist es ein gutes, aber trotzdem durchschnittliches Album. Im Doppelpack für die Zielgruppe aber auf alle Fälle ein Schnäppchen.

Musik: 6,5-7,0 Klang: CD1: 8,0 - CD2 7,0 Spielzeit: CD1 43:15 - CD2 60:01 (THE MIGHTY SCI)

Wer BATHORY vermisst, wird bei MORRIGAN definitiv fündig! Getragen-hyponotische Tracks, variantenreich (keifend, kreischend, rasend, tiefsinnig) vorgetragen, die Musik teilweise begleitet von fetten Chören. Unterbrochen wird der Soundtrack immer wieder von schnellen Black-Metal-Passagen oder auch mal sehr doomigen Abschnitten. Liest sich also erstmal sehr abwechslungsreich, was? Hört sich auch so an! Obwohl der eingangs erwähnte Stil die Scheiblette dominiert, bemüht man sich über die 11 Songs es nie zu langweilig oder eintönig werden zu lassen. Und das gelingt den Jungs aus Baden-Württemberg durchaus. Ab und zu, wie bei "Warbitch", verliert sich "Diananns Whisper" dann doch stellenweise in 80er-Jahre Rumpelsound mit alten Black-Metal-Anleihen, gespickt mit leichten Avantgarde-Einsprengseln. Gleich darauf bei "Thy Nasty Reaper" ist damit schon wieder Schluß. Astreiner Blastbeat-Blackdeath, EMPEROR, DISSECTION, Rythmuswechsel-Drumming - hach wie geil. Es folgt "13 Steps At Dawn": melodisch-getragener Gesang. Weiter geht's mit BATHORY. Diese drei Stücke, aus der Mitte herausgepickt, geben einen ungefähren Anhaltspunkt wie dieses Werk klingt. Wird bei mir definitiv öfters auf dem Plattenteller zu finden sein.

Musik: 8,5 Klang: 8,0 Dauer: 55:38 (THE MIGHTY SCI)

Das 20. Studioalbum von Kanadas führender Progrock-Band. Die ersten beiden Tracks "Caravan" und "BU2B" erschienen bereits 2010 auf einer limitierten 7" und via Download. Im Nachhinein darf man sich also einigermaßen verarscht vorkommen, wurde doch in Umlauf gebracht, dass besagte Tracks nicht auf dem künftigen Album sein werden.

Obwohl es auf dem Cover 21 Uhr 12 ist, ist "Clockwork Angels" nicht mit dem Jahrhundertwerk "2112" verwandt, weder musikalisch, noch textlich. Im Inneren des Booklets findet man sehr anregende, aber Genre-typische Kunst: Science-Fiction Objekte mit der Technik des 19. Jahrhunderts.

Zur Musik: glücklicherweise nehmen die NuMetal-Einflüsse von Album zu Album immer weiter ab. Warum ausgerechnet RUSH auf sowas abfahren war nicht nur mir all die Jahre äußerst schleierhaft. Einzig JUDAS PRIEST gelang es bis jetzt im Rockbereich mit "Painkiller" ein "Alterswerk" vorzulegen, welches nochmal einen neuen Stil generierte der zuvor noch nie da war. RUSH erfinden also auch auf "Clockwork Angels" nichts Neues. Spielen aber auf gewohnt sehr hohem Niveau.

FAZIT: RUSH bleiben eine Konstante im Prog-Rock-Bereich, das goldene Zeitalter indes ist längst vorbei. Ein Gutes Werk, aber leider ohne einen einzigen wirklichen Genialitäts-Track.

Das englische Classic Rock Magazin bietet eine limitierte Sonderausgabe an. CD in übergroßem Hardcover-Book, 132 Seiten A4-Heft mit Interviews und Retrospektive aller Alben, Schlüsselanhänger und großem Poster. Erhältlich auf play.com. Über die offizielle Band-Heimseite kann man außerdem noch die limitierte Vinyl-Version des Albums erstehen.

Musik: 8,0 Klang: 8,5 Dauer: 66:06 (THE MIGHTY SCI)

Seifenopern definieren sich bei MANOWAR, wenn man jahrelang ein Album ankündigt, großartige Ankündigungen daraufhin mit Promis aus der Buch-Branche durchführt, das Mitgliederkarusell als Anlass nimmt ein angeblich fertiges Album einzustampfen um ein Neues aufzunehmen. Fünf Jahre später heißt dieses Album nun "The Lord Of Steel", vom angekündigten Konzept blieb indes nicht einmal eine Randnotiz.

Früher prangte auf den MANOWAR-Alben ein stolzes "No Keyboards!" - heute liest man ÜBERALL im Booklet etwas von Keyboards. Früher legte man noch Wert auf den bestmöglichen Klang und war Vorreiter beim Thema SACD welches leider in Deutschland weitgehend ignoriert wurde. Heute hört man quasi eine Doom-Metal-Version von "Kings Of Metal". Das Songmaterial hätte man im Jahr 1988 mit Sicherheit in die Tonne geschmissen von wo es ein gewisser David DeFeis gierig herausgefischt hätte, um dann nach längerer Analyse zur Erkenntnis zu gelangen doch lieber weiterhin eigenes Songmaterial zu verwenden.

Wo also soll man das neue Album einsortieren? Den ProTools-Einfluß einmal außer acht lassend, bei "Manowarriors" hallt die Neueinspielung von "Battle Hymns" nach. Leider aber nicht die zwei stärksten Stücke "Battle Hymn" und "Manowar", sondern eher die belangloseren Teile. Der Rest ist einfach nur langweilig. Weiß eigentlich jemand, was "Expendable" sein soll? NuMetal? Könnte auch auf PRIESTs "Demolition" stehen und wäre sogar auf nem jüngeren IN FLAMES-Album eine große Beleidigung. Mit Nachfolgendem "El Gringo" hat man den Titeltrack des gleichnamigen Kinofilms geschrieben. Wie auch immer das zustande kam. Ein Blaupausenverschnitt aus verschiedenen "Louder Than Hell"-Stücken und damit sogar eigentlich ordentlich. Für sich allein stehend. Im Band-Kontext eben einfach nur eine Konserve.

Fazit: MANOWAR sind tot.

Das Album ist in Deutschland derzeit nur per iTunes-Download verfügbar. Eine physikalische Ausgabe auf CD ist momentan nur über eine Sonderausgabe des Metal Hammer U.K. erhältlich. Diese ist jedoch nicht vergleichbar mit den sorgfältig aufgemachten Sonderausgaben des englischen Classic Rock-Magazins, die auserwählte Alben zusammen mit 132 Seiten A4-Heft bietet und in diesem Heft dann alles rund ums Album und der Band geschrieben wird, nein, es ist die normale Ausgabe des Hammer mit einer Bonus-CD und einem anderen Cover. Vermutlich liegt die ganze Verzögerung nur daran: das finale Cover wurde im Gegensatz zum Hammer-Billigcover einfach nicht rechtzeitig fertig.

Das zweite Album unter dem Namen SLASH erscheint nur zwei Jahre nach dem Debüt und geht von einem Allstar-Projekt mit unterschiedlichsten Sängern so langsam zu einer echten Band über. Auf "Apocalyptic Love" singt nur ALTER BRIDGE-Frontmann Myles Kennedy und drückt dem Werk entsprechend einen Stempel auf, der sich in Zusammenhang mit dem rockigen Songwriting zu einem Markenzeichen entwickeln wird. Ohne Gesangsgrößen wie Lemmy Kilmister, Ozzy Osbourne, Kid Rock, Iggy Pop oder Chris Cornell im Gepäck lässt Slash die Hosen runter und damit zählt nur eines: wie klingen sie denn nun, die Lieder? Das erste Album in Gemeinschaftsproduktion rockt und rollt so vor sich hin, die erste Single "One Last Thrill" zeigt einen deutlichen Punk-Einschlag. Mit "Avantasia"... Verzeihung... "Anastasia" hat man gar einen Stadionrocker im Angebot. Alles in Allem betrachtet ein gutes Rockalben, dem allerdings die wirklich großen Songs fehlen.

Exklusiv via play.com erhältlich ist eine limitierte "Fanpack"-Edition des Classic Rock-Magazins, welches neben zwei Bonustracks mit einem 128-Seiten Buch mit Interviews, Track-by-Track-Analyse, vielen Hintergrundberichten, einem riesigen Slash-Poster und einem Pin daherkommt. Texte sind leider in allen Versionen Fehlanzeige.

Musik: 8,0 Klang: 8,0 Dauer: 61:27 (Fanpack-Edition) (THE MIGHTY SCI)

Sechs Live-Tracks, vier Demo-Versionen vom "Warning Of Danger"-Album, zwei verschollene Stücke aus Kenny Powell's Archiv und ein letzter Song welcher wohl um das Jahr 2000 herum aufgenommen wurde. Die CD ist auf 500 Stück limitiert und handnummeriert.

Bei den Konzertracks sind die einzelnen Song ein Stück schneller als die Studioscheibletten. Der Sound ist weit davon entfernt gut zu sein, klingt aber akzeptabel und deutlich besser als 90% der Bootlegs. Der Mitschnitt ist eben schon ewig alt und wurde nicht von einer Plattenfirma aufgenommen.

Die Demotracks klingen - wie Demotracks. Ungemastert und etwas zahnlos, aber schon fast wie das Endprodukt.

Die drei Studiotracks (darunter ein Instrumental) zeigen, warum sie bisher nicht auf einer Tonkonserve erschienen sind.

Im Booklets gibts die Texte zu allen Stücken und viele Bilder von Konzerten, Konzertpostern usw. - insgesamt ist das Produkt ein liebevoll aufgemachtes, offizielles Goodie von der Band für die Komplettisten unter ihren Fans.

Musik: - Klang: 5,0-6,0 Dauer: 51:19 (THE MIGHTY SCI)

Wirklich ALLES von WARLORD gibt es auf dieser auf 1000 Stück limitierten Doppel-CD: Die "Deliver Us"-EP, die "Aliens"-Single, den "And The Cannons Of Destruction Have Begun" Video-Soundtrack, "Thy Kingdom Come" und das 2002er Werk "Rising Out Of The Ashes". Alle Tracks wurden zum ersten mal digital-remastert und klingen hörbar transparenter als auf allen vorherigen Veröffentlichungen. Die ersten 400 Besteller bekamen sogar noch ein Buch dazu mit der ausführlichen WARLORD-Historie. Leider war diese Edition schon lange vor Release-Termin ausverkauft und mittlerweile bieten raffgierige Mehrfach-Besteller das Ding zu Mondpreisen bei eBay an bzw. sorgen dafür, dass die Bieter das schon selbst so hoch treiben mangels Alternativen. Aber zurück zu diesem Set: das gehört definitiv in JEDE ernstzunehmende Metal-Sammlung!!! Auf der ersten CD reiht sich Hit an Hit, auf der zweiten CD, welche das komplette 2002er Album beinhaltet, lohnen allein schon die Gigantenstücke "Battle Of The Living Dead", "Winds Of Thor", "Sons Of A Dream" und "Achilles Revenge" den Kauf. Und glaubt mir, für die 18 Euro die Ihr für dieses Doppelpack zahlt, ist das eigentlich geschenkt. "Deliver Us From Evil", "Winter Tears", "Child Of The Damned" usw. sind Songs für die Ewigkeit! Feinster U.S.-Powermetal mit wunderschönen Melodien und einem Gitarrenspiel, welches man unter tausend anderen Bands deutlich heraushört. Bei Sichtung sofort verhaften!

Musik: 10,0 (CD1), 8,0 (CD2) Klang: 7,0-7,5 (CD1), 8,5 (CD2) Dauer: 79:55 (CD1), 54:54 (CD2) (THE MIGHTY SCI)

16 Klassiker sind auf dieser von Band-Chef Ricky van Helden neu geremasterten Best-Of enthalten. Sie sind eine Auswahl vom Besten der insgesamt fünf Studioalben, welche zwischen 1984 und 1995 eingespielt wurden. ATTACK klingen weder sehr innovativ, noch haben sie einen eigenen Stil. Soll aber nicht heißen, dass man sie komplett ignorieren sollte, auch wenn es vorallem von der deutschen Presse zum Zeitpunkt als die Alben erschienen immer wieder Totalverrisse regnete. Aber man kennt das ja mit dem Propheten im eigenen Land und so. In Japan wußte man durchaus Erfolge einzufahren. Zum Material: egal ob "Danger In The Air", "Heroes Die Young", "On The Run" oder "Death Rider" - hier wird feinster melodischer Powermetal geboten. Das Gitarrenspiel erinnert zuweilen deutlich an IRON MAIDEN, doch der Gesang sorgt für Wiedererkennungswert. Reinhören!

Musik: - Klang: 7,5 Dauer: 77:03 (THE MIGHTY SCI)

David DeFolt (Valhalla, Hawk) hat mal wieder was neues: FIREWÖLFE. Die U.S.-Band frönt töfte dem traditionellem Powermetal mit einem interessanten Unterschied: irgendwie erinnert einem das ganze zeitweise etwas an - ACHTUNG! - die deutsche Band BRAINSTORM. Ansonsten ist nicht jedes Stück wirklich ein Kracher, neben einigen Höhepunkten wie "Air Attack" oder "FireWolfe" befinden sich auch Gurken wie "Unholy". Insgesamt ein Album aus dem tiefsten Underground in das man reinhören kann, aber nicht zwingend muß.

Musik: 6,5 Klang: 7,5 Dauer: 52:57 (THE MIGHTY SCI)

Fünf Songs, veröffentlicht im Jahre 1985, gehören zu den größten Stücken, welche jemals zum Genre Heavy Metal gezählt wurden. Das Intro "The Reaper" und danach vier unsterblich großartige Hymnen welche "Armies Of The Night", "Steamroller", "Search And Destroy" und "The Beast Within" benannt sind. Diese rare EP finden wir nun neu und offiziell aufgelegt gleich zweimal hintereinander auf CD: zuerst als "2011 Remix" und anschließend im Original von 1985. Im Jahre 2011 weiß man gar nicht, wie man dieses Release überhaupt beschreiben soll da ich ja die Worte "unsterblich", "großartig" und "Hymnen" bereits verschlissen habe. Wer das Teil noch nicht kennt und damit auch noch nicht hat und sich 2012 nur EINE CD kaufen will: bitteschön, hier ist sie! Eternal, unsterblich, invictus, immortal, ... PFLICHTKAUF!

Musik: 10,0 Klang: 5,5 Dauer: 36:52 (THE MIGHTY SCI)

Bei einem guten MEAT LOAF-Album muß immer irgendwo ein gewisser Jim Steinman in der Nähe gewesen sein, heißt es. Mit dem ultramodernen "Hang Cool Teddy Bear" hatte sich Meat Loaf schon fast mit Waffengewalt (erneut) von diese Klischee verabschiedet. Hier gibt es keine Rückbesinnung und keine Zugeständnisse: "Hell In Handbasket" wird sich nicht gut verkaufen, denn MEAT LOAF ist hier vorallem eins: Mittelmaß auf hohem Niveau.

Musik: 6,0 Klang: 8,0 Dauer: 53:10 (THE MIGHTY SCI)

Auf ihrem achten Studioalbum präsentieren sich HAMMERFALL runderneuert und deutlich basischer: überflüssiger Bombast wurde über Bord geworfen, so dass das Werk stellenweise (z.B. bei "Bang You Head", mit ACCEPT-Anleihen) deutlich härter als zuletzt klingt. Die ersten drei Stücke klingen frisch wie lange nicht und unterscheiden sich stilistisch durchaus. Mit "The Outlaw" wirds etwas langweilig, bevor mit der Ballade "Send Me A Sign" eine absolute Gesangskatastrophe folgt, auf die wir hätten gut verzichten können. "Dia de los muertos" ein leichter, ins Ohr gehender Banger, "I Refuse" ist der totale Nervtöter. "666 - The Enemy Within" ist dann wieder einfach nur nett, "Immortalized" ist auch wieder eher etwas nichtssagendes, "Let's Get It On" weiß durch den nicht erträglichen Gesang zu missfallen und der Rausschmeißer "Redemption" ist ein versöhnliches Ende, welches sich über sieben Minuten erstreckt. Fazit: HAMMERFALL-Fans holen sich das Album sowieso, für alle anderen ist "Infected" ein sehr durchwachsenes Album mit wenig Höhepunkten und viel Mist.

Musik: 5,5 Klang: 8,5 Spielzeit: 50:06 (THE MIGHTY SCI)

Pünktlich zum 25. "Noble Savage"-Jubiläum erscheint ein neues ReRelease des Klassikers. Dabei ist die CD1 identisch mit dem bereits erhältlichen Remaster des Albums, verfügt also über 16 Tracks. Darüber noch viel zu erzählen ist relativ sinnlos, denn das Werk gehört zweifelsfrei in jede vernünftige Metal-Sammlung. Kommen wir also gleich zu CD2: hier befinden sich nochmal 13 weitere Tracks, von denen immerhin 12 bisher komplett unveröffentlicht sind. Mit "To The Devil A Daughter", "God Of Violence Kill", "Viking", "Ase's Death", und "Bitches From Hell" finden sich fünf komplett unbekannte Studiotracks, die teilweise vom nie erschienenen "Sin Will Find You Out"-Album des geplaneten Nebenprojekts ORIGINAL SIN stammen, teilweise handelt es sich wohl um B-Material aus der "Noble Savage"-Phase. Desweiteren gibt es noch zahlreiche Live Pre-Production Rehearsal- und Rough Mix-Stücke von bekannten Album-Tracks in unterschiedlicher Klangqualität. Braucht man das? Einzig "God Of Violence Kill" hätte noch das Zeug dazu auf CD1 sein zu dürfen, dort ist aber kein Platz mehr. Der Rest des Materials ist tatsächlich einfach nur B-Material. Für eingefleischte VIRGIN STEELE-Fans ist die Neuauflage sicherlich ein Muß, allein schon wegen des dicken Booklets mit vielen neuen Informationen zu Album und Bonustracks. Wer die letzte Remaster-Ausgabe bereits besitzt, sollte sich allerdings schon zweimal überlegen, ob sich hier eine erneute Anschaffung lohnt.

Musik: 9,5 (CD1) Klang: 7,0 (CD1) / 3,5-6,5 (CD2) Spielzeit: CD1: 68:40 / CD2: 49:26 (THE MIGHTY SCI)

Natürlich ein ReRelease, natürlich ein Klassiker. So langsam setzt sich die BluRay Disc auch am Musikmarkt durch und somit erscheint dieses Album sowohl als CD+DVD wie auch als CD+BD Deluxe Edition. Das Booklet wurde um neue Linernotes und neue Bilder erweitert. Wer nur an der CD interessiert ist und diese bereits remastert besitzt, kann sich eine Neuanschaffung sparen. Die BluRay, komplett neu digital bearbeitet, enthält das Studioalbum in PCM Stereo, Surround und im DTS HD Master Audio-Sound. Verglichen mit der CD definitiv die bisher beste Qualität. Das Album selbst kommt dabei als reine Audio BD, nur das Cover agiert während des Abspielens quasi als Bildschirmschoner auf dem Fernseher. Drei Bonustracks mit Bild gibt's dann doch noch: "Tom Sawyer", "Limelight" und "Vital Signs", alle bisher unveröffentlicht, die Band spielt sie im Studio gerade ein. Die Soundqualität ist entsprechend gut, die Aufnahmen entsprechen VHS-Qualität, an der der Zahn der Zeit sichtbar genagt hat. Insgesamt gesehen also keine Überraschungen und nichts wirklich Neues, einzig die gesteigerte Sound-Qualität der BluRay dient hier als Kaufgrund. Ein audiophiler Quantensprungt bleibt natürlich aus.

Musik: 10,0 Klang: 7,5 Spielzeit: 40:03 (THE MIGHTY SCI)

Nach zahlreichen Bands aus aller Herren Ländern, welche seit einiger Zeit plötzlich der NWoBHM fröhnen und sich in modernen Produktionen ganz diesem Soundgewand der Jahre 1979 bis 1982 widmen, scheinen immer mehr Musiker dem Treiben von MERCYFUL FATE und KING DIAMOND zugeneigt. In diesen Wochen erscheinen mit IN SOLITUDE und PORTRAIT gleich zweier solcher Exponate auch noch bei der selben Plattenfirma. Kommen noch HELL hinzu, die zwar ein Original sind, aber schon 25 Jahre später ihr Debüt präsentieren. Das Album mit dem zugenbrechenden Titel hat keinen "Übersong" an Bord, von dem man noch in 20 Jahren sprechen wird, präsentiert sich aber als eine in sich geschlossene Einheit anspruchsvoller, gut ausgearbeiteter Stücke welche von zahlreichen genialen Gitarrensoli oder -passagen ausgeschmückt wird. Eines der Highlights des Jahres, definitiv.

Musik: 8,0 Klang: 6,0 Spielzeit: 53:42 (THE MIGHTY SCI)

Das Kanada-Trio SKULL FIST ist derzeit mit einem 5-Track-Debüt am Start, welches in Deutschland nur exklusiv bei einem Online-Händler erhältlich ist. Produktion und Sound klingt wie ein vergessenes 1980er Underground-Release. Am Gesang dürften sich mal wieder die Geister scheiden, denn ihn als hoch zu bezeichnen wäre noch zu tief gestapelt. Weder schlecht noch gut, bewegen sich SKULL FIST durchwegs im relativ eingängigen Mittelmaß, ohne auch nur einen wirklich überzeugenden Song im Repertoire zu haben. Was nichts anderes heißen soll, als dass es weder schlechte noch gute Stücke enthält. Es hört sich einfach nur nett und richtig "oldschoolig" an. Reinhören hilft. Erhältlich als CD und limitiertes 12" Vinyl.

Musik: 6,5 Klang: 6,5 Spielzeit: 21:38 (THE MIGHTY SCI)

Auch in Schweden klingt es wie aktuell in vielen Ländern der Welt verdammt nach NWoBHM. Der Zweitling "Diamonds" klingt wie aus den früheren 1980ern gefallen und heizt mit deutlich an IRON MAIDEN angelehnten Twin-Guitars mächtig ein. Hinzu kommen eingängige Hooklines en masse - und das alles in einem modernen Sound verpackt. Das Werk erreicht den Gehörgang ziemlich abwechslungsreich, denn bei Track 4 fährt man überraschenderweise auf der Sleaze-/Glam-Schiene mit einem Hit, dem man glaubt aus dem Radio zu kennen. Beim Titeltrack werden gegen Ende hin auch PINK FLOYD-artige psychedelische Klänge angestimmt, bevors gleich darauf wieder traditionell weitergeht. Diesmal allerdings mit unglaublich geilem US-Speedmetal. Zusammen mit METALIAN aktuell eine der Höhepunkte des Jahres. Zu beanstanden wäre bei diesem Vollpreis-Album nur die sehr kurze Spielzeit von knapp 40 Minuten. Aber lieber kurze Spielzeit, als Lückenfüller. Hervorzuheben auch das sehr liebevoll aufgemachte Digipak der Erstauflage. Zugreifen!

Musik: 9,0 Klang: 8,5 Spielzeit: 39:32 (THE MIGHTY SCI)

SAVAGE BLADE, STRIKER - und mit METALIAN schon wieder eine Band aus Kanada, welche dem NWoBHM fröhnt. Mit so einem Debüt hätte man es auch Anfang der 1980er schon weit bringen können mit dem richtigen Label im Rücken. Die Stücke bohren sich in die Ohren und kommen dermaßen authentisch rüber, daß man gar nicht glauben mag, daß es sich bei "Wasteland" nicht doch um ein vergessenes Juwel aus alten Tagen handeln könnte. Dazu kommt eine Produktion, die auch noch wie die Faust aufs Auge dazu passt. Soll heißen: wie damals üblich leicht verwaschen und undifferenziert, aber dennoch sehr symphatisch. Nicht so stark wie die neue ENFORCER, aber NWoBHM-Fans sollten dringend reinhören.

Musik: 8,0 Klang: 6,0 Spielzeit: 32:18 (THE MIGHTY SCI)

Wow! Ist das lange her! Erinnert Ihr Euch noch daran, wie wir 1998 das Debüt "Legends Of Valor" besprochen haben? In den darauf folgenden drei Jahren folgten mit "Kings Of The Universe" (1998) und "Consequence Of Failure" (2001) zwei weitere Alben. Dann ward es still. Das 2004er Demo ging völlig unter. Nun melden sich die U.S.-Power Metaller wieder zurück. Dabei shredden sie sich durch sämtliche Sparten des traditionellen Metal von langsam über Midtempo bis ziemlich schnell ("Defiance, Desperation, Defeat"), bevor sie mit "Remnants Of The Storm" erstmal in bestern MANOWAR-Tradition vor sich hin labern und danach weitermachen wie zuvor. Ansonsten sind sie sich natürlich treu geblieben und spielen kautzigen Underground-Metal, der schon ein paar Anläufe benötigt, um zu gefallen.

Musik: 7,5 Klang: 7,0 Spielzeit: 50:41 (THE MIGHTY SCI)

Fünf Jahre hat es gedauert, um den "Forbidden Path"-Nachfolger einzuzimmern. Die deutsche Underground-Hoffnung hat sich weiter gemausert. Das kraftvolle Organ von Dirk Stühmer ist ganz weit von Kreischgeschrei entfernt und somit sollten ETERNAL REIGN nicht nur bei Power Metal-Freunden gut ankommen. "The Dawn Of Reckoning" ist wuchtig, teilweise episch, und benötigt einige Durchläufe um seine ganze Cleverness zu entfalten. Das Album steigert sich, nützt sich garantiert nicht so schnell ab und hält sich auf einem gleichmäßig hohen Niveau. Wer jüngere ANGEL DUST, alte DARK AT DAWN, BLACK DESTINY oder HEAVENS GATE mag, sollte hier unbedingt ein Ohr riskieren.

Musik: 8,0 Klang: 8,0 Spielzeit: 57:15 (THE MIGHTY SCI)

Etwas kuriose Veröffentlichung. METALLY INSANE ist ein Nebenprojekt von CRYSTAL TEARS-Drummer Chrisafis Tantanozis, welcher hier eine richtig gute Metalhymne präsentiert, die sich vor großen Bands nicht zu verstecken braucht. Der Frontmann klingt ebenfalls sehr überzeugend, doch leider liegen mir keine näheren Informationen darüber vor. Das 7"-Vinyl ist auf 525 Stück limitiert. Auf Seite A findet sich eine von Chrisafis Tantanozis selbst abgemischte Version des Tracks, auf Seite B eine von Chris Tsangarides (u.a. JUDAS PRIEST, THIN LIZZY, GARY MOORE, DEPECHE MODE, usw.). Letztere Version ist etwas klarer, differenzierter abgemischt, doch auch etwas höhenlastiger. Der Unterschied ist reine Geschmackssache. Kommt noch dazu, daß die Single bereits 2004 bereits einmal veröffentlicht wurde. Doch wo bleibt denn nun das Album?

Musik: 8,5 Klang: 8,0 Spielzeit: 11:55 (THE MIGHTY SCI)

SALEM sind eine längst vergessene legendäre Band aus der Hochphase der NWoBHM. Auf diesem geremasterten Silberling sind die erste Single und alle drei Demos (1981-83) der Engländer vertreten. Und somit alles, was jemals aufgenommen wurde. Der Titel der Zusammenstellung ist insofern etwas verwirrend. Zuerst mal zum Klang: natürlich etwas rumpelig, aber auch etwas basslastig. Ansonsten aber überraschend frisch für derartig alten Underground-Stoff. Hört sich an, als ob hier gut erhaltene Mastertapes vorlagen. Zur Musik: die NWobHM steckt in jeder Note, der Gesang passt dazu, ist jedoch nicht sehr markant. Die Instrumental- Fraktion spielt sehr gekonnt, der Drummer spielt vertrackt und sticht teilweise heraus. Und was macht nun das Song-Material? Deutlich, warum es diese Band nicht geschafft hat. Das einzige Stück, welches etwas herausragt, ist die vertrackte fast 17(!) minütige Trilogie "The Keeper Of The Keys" (sic!), ungewöhnlich lange für damalige Verhältnisse. Der Rest versandet in 08/15 Midtempo, einprägsame Refrains oder sonstige in Erinnerung bleibende Dinge sind - nicht zu finden. Eine Veröffentlichung also für NWoBHM-Komplettisten, die wirklich alles noch so kuriose aus dieser Zeit haben müssen - echt komplett und natürlich im Vergleich zu den Originalen sehr günstig zu haben. Warum die Band, welche aus den Überresten von ETHEL THE FROG entstand, nicht zu LP- Ehren kam, ist nun geklärt. ETHEL... hatten übrigens einen Vertrag beim Major EMI, das hörenswerte Debüt erschien darüber, die CD kam in den 1990ern nochmal bei British Steel heraus. Seht Ihr, hat doch noch zu einem Anspieltipp gereicht.

Musik: 6,0 Klang: 6,5 Spielzeit: 84:15 (THE MIGHTY SCI)

Neuer Track zum kommenden Album. Glenn Danzig präsentiert uns einen lockeren Südstaaten-Rocker mit fetzigen Gitarren, etwas dünnem Bass und ein wenig zu viel Refrain. Insgesamt gesehen sehr eingängig, gabs aber auch schon überzeugender.

Musik: 8,0 Klang: 8,0 Spielzeit: 4:02 (THE MIGHTY SCI)

Bombastisch wie nie präsentieren uns EQUILIBRIUM auf "Rekreator" Pagan-Folk in Vollendung. Auch wenn man um die Texte zu verstehen wohl das Booklet zu Rate ziehen muß (so sie denn dort stehen werden), ist das neue Album ein herrlich unbeschwertes Party-Album, welches teilweise konträr zu den Texten einige male für ungewollten Slapstick sorgt. Musikalisch sind die Jungens aber über alle Zweifel erhaben und den Stil noch breitwandig zu erklären ist denke ich mal ziemlich müßig.

Musik: 8,5 Klang: 8,5 Spielzeit: 62:05 (THE MIGHTY SCI)

Erstes neues Lebenszeichen der eisernen Jungfrauen. Die neue Single gibt es exklusiv und kostenlos auf der Homepage zum herunterladen, inkl. Cover, versteht sich. IRON MAIDEN bleiben sich treu, schreiben weiterhin keine schnellen, eigängigen Stücke mehr, sondern vertrackte Riff-Songs mit Prog-Metal-Anleihen. Erstaunlicherweise hört sich das Ergebnis bei "El Dorado" nach Bruce Dickinson Solo an. Insgesamt ein gutes Stück, ein Highlight ist es nicht. Mal sehen, wie das Album wird.

Musik: 8,0 Klang: 7,5 Spielzeit: 6:49 (THE MIGHTY SCI)

Nach vierjähriger Pause und einer zwischenzeitlichen Schwächephase, welche nach ihrem 2002er Machwerk "Planet Panic" eintrat, melden sich die PRETTY MAIDS wieder zurück. Mit einem neuen Label im Rücken, dass auf melodischen Metal dieser Marke spezialisiert ist und auch die richtige Zielgruppe ansprechen kann. Die Härte eines "Red, Hot And Heavy"-Albums wird natürlich nur in einigen wenigen Ansätzen erreicht, doch eine Rückkehr in jene Zeiten dürfte niemand realistisch erwartet haben. So ergibt sich ein auf sehr hohem Niveau musizierendes Melodic- Werk, gewürzt Hardrock und eingängigen Refrains. Der ganz große Kracher ist darunter jedoch nicht zu finden. Pflichtkauf für Fans, alle anderen sollten auf alle Fälle mal reinhören.

Musik: 8,0 Klang: 7,5 Spielzeit: 50:06 (THE MIGHTY SCI)

Ein audiophiles Highlight war "School's Out" ganz bestimmt nie. Der Titeltrack natürlich DIE Sommerhymne 1972. Das Werk als Ganzes ist mittlerweile einer der großen Klassiker des Hardrocks. Vorallem auch ob der stilistischen Bandbreite des Albums, welche Elemente von Jazz und Musical geschickt für sich verwendet. Aller klanglichten Defizite zum Trotz erscheint "School's Out" nun zum ersten Mal überhaupt digital remastert. Auf einer 24-Karat-Gold-CD. Limitiert und nummeriert bei Audio Fidelity. Und natürlich hatte beim Remastering der inzwischen legendäre Steve Hoffmann seine Finger im Spiel. Psychedelic "Gutter Cat vs. the Jets"/"Street Fight" sind auch Wichsvorlagen für PINK FLOYD- Fans. "Blue Turk" verliert sich in gigantischen Jazz-Trompeten, das "Grande Finale" pulsiert einem ausklingendem Bühnenstück gleich. Der Vergleich zur leider immer noch in den Regalen stehenden Ur-CD fällt derb aus: 1,5 Klangpunkte entfernt, mag man schon von mehr als nur Entstaubung sprechen.

Die Original-Erstauflage der LP kam damals übrigens mit einem weißen Damen-Slip daher, welcher über die Platte gezogen und somit ziemlich groß war. Premium-Abonnenten der CD-Neuauflage bekamen zu ihrem digitalen Orgasmus ein schnuckeliges Schwarzes in Größe S/M als Beigabe. Herrlich. Demnächst in diesem Theater: der Nachfolger "Killer". Natürlich ebenfalls in Gold und geremastert.

Musik: 9,5 Klang: 7,0 Spielzeit: 36:49 (THE MIGHTY SCI)

Eben noch eine Promo-Demo veröffentlicht und schon einen Plattenvertrag und ein Debütalbum. Das nennt man mal rasant. CRIMSON CULT sind jedoch keine Newcomer, sie sind alte Bekannte: STYGMA IV hieß die Band vorher, erhalten blieben Gitarrist/Keyboarder Günter Maier und Bassist Alex Hilzensauer. Wem diese von diversen Labels gefolterte Kapelle etwas sagt, weiß auch, daß man vorher schon mehrere Namen hatte, die alle irgendwie mit STYGMA zumindest begannen. CRIMSON CULT - ein Neuanfang. Walter Stuefer (Gesang) und Peter Bachmayer (Schlagzeug) ergänzen das Duo und treten in vertraute Fußstapfen. Power Metal ohne Pathos, ohne Mainstream-Anspruch und ohne Klischees. Vorallem klingen CRIMSON CULT weder typisch deutsch, noch amerikanisch noch sonstwas. Sie spielen einfach wie immer zeitlosen Metal. Wer in letzter Zeit diverse Underground-Releases wie ENFORCER oder FATAL VIOLENCE kennen und lieben gelernt hat, macht hier absolut nichts falsch. Anspieltipps: der eingängige Opener "Evil Design", "Undead" und "Lava Machine", astreine 9,5 Punkte Stücke.

Musik: 8,0 Klang: 6,0 Spielzeit: 55:12 (THE MIGHTY SCI)

Mit ihrer neuen Sängerin Anette werden NIGHTWISH immer seltsamer. Die Band, welche unser Magazin 1998 als eines der ersten Magazine überhaupt einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt hatte, monatelang bevor es große Magazine wie das Rock Hard es getan haben, hat inzwischen eine Stimme, welche austauschbar klingt. "Made In Hong Kong..." wirkt als Tour-Nachschlag noch viel mysteriöser als alles vorher: das Werk klingt wie ein Bootleg, ist schlecht gemixt und produziert. Authentisch, mag man sagen. Gewiss, eine Möglichkeit. Aber zu NIGHTWISH passt das nicht. Es klingt wie ein armseeliger Versuch beweisen zu wollen, daß die Band mittlerweile weniger Klassik und mehr Rock'n'Roll ist. Das trockene und deshalb um Längen härter wirkende Schlagzeugspiel vorallem zu Beginn möge als Beispiel dienen. Die Tracklist, ganz auf "Dark Passion Play" ausgerichtet, spricht Bände: NIGHTWISH steht nicht auf ausgestreckte Mittelfinger bei Live-Auftritten. Die Finnen wollen mit dem Kapitel Tarja abschließen und sich neu erfinden. Durchkommen werden sie damit auf Dauer garantiert nicht. Objektiv betrachtet, entfaltet "Made In Hong Kong" trotzdem einen eigentümlichen Reiz. NIGHTWISH 2009 ist weniger Pomp und mehr Rock'n'Roll. Das Release ein Spaltpilz zwischen langjährigen DieHard-Anhängern und einem neuen Sound.

Musik: -.- Klang: 5,5 Spielzeit: 66:13 (THE MIGHTY SCI)

Pünktlich zum 20 jährigen Band-Jubiläum melden sich die deutschen Melodic-Power-Metaller um Gründer und Keyboarder Ferdy Doernberg im Heavy Metal-Universum zurück. Das letzte Album "End Of Infinity" stammt bereits aus dem Jahre 2003 und nicht nur einmal gab es Gerüchte um ein Ableben der Jungens. In Erinnerung sind das gutklassige, sehr ACCEPT-lastige Debüt "Roots Of Hate" von 1993. Danach arbeitete sich die Band mit "Walls Of Never", "Circle Of Pain" und "Mephisto" zu einer meiner Lieblingskapellen hoch. Der charismatische Gesang von Jan Barnett, die dezenten, oftmals vorhandenen Hammondorgeln - eine wirkliche Seltenheit im Heavy Metal-Bereich und und eine teilweise enorme Stilbreite die für Abwechslung sorgte. Danach ging es mit dem neuen Frontmann Thomas Ludolphy mit "Beyond The Sundown" und "Symphony Of Life" leider bergab, bevor man sich mit "End Of Infinity" zuerst Ludolphy verabschiedet und danach auf dem Album Gesangs-Sharing zu dritt betrieben wird.

Auf dem neuen Machwerk "A New Beginning" übernimmt tatsächlich Ferdy den Gesang ganz alleine. Und macht dabei eine sehr gute Figur. Da sind sie wieder: die Hammondklänge, die Klavierparts, die geilen Soli. Der Opener "Temple Of Evil" beginnt furios und lässt auf ein Highlight des Jahres hoffen: ein stampfendes Ross von einem Song mit genialem Refrain! Leider geht es nicht so weiter. "Home Is Where The Pain Is" ist ein ätzender Nervtöter in schlechtester PRIMAL FEAR-Tradition. Das gilt auch für Track Nr. 4 "The Roll Of The Dice", während beim Titeltrack Rap(!)- Passagen abgrundtief ohrenstrapazierend sind. Ganz abgefahren wird es bei "Black Leather": da klaut man den Refrain mal eben schnell bei RUNNING WILD's "Chains & Leather", von wem der Pre-Chorus geklaut ist fällt mir gerade nicht ein. Besser ist da schon "We Got A File On You", welches mit seinen mächtigen Punk-Chören an THE POGUES erinnert und hübsch schnell ist. Der Rest der Stücke bewegt sich auf durchschnittlich bis gutem ROUGH SILK-Standard-Niveau. Zum Ende hin wird es allerdings noch einmal hoch interessant: die Ballade "We All Need Something To Hold In This Life" ist typisch für die Jungs, erinnert an gute alten Zeiten und lädt zum mitsingen und mitschunkeln ein, ohne auch nur ansatzweise kitschig zu sein. Ganz groß wird das Album dann ausgerechnet mit dem siebenminütigen Rausschmeißer "A Song For Hilmer": Mit Solo-Klavier beginnend, einen alten verstorbenen Freund betrauernd, blickt man zurück auf vergangene Zeiten und nimmt Abschied. Zum Ende hin klingt das Stück schließlich zwei Minuten lang mit PINK FLOYD-Flächensound- Gitarren aus, welche auch David Gilmour nicht besser hinbekommen hätte.

Was bleibt: ein insgesamt gesehen gerade noch als "gut" einzustufendes Album, welches leider nur wenige wirkliche Highlights besitzt. Diese allein rechtfertigen aber mindestens ein Reinhören.

Musik: 7,0 Klang: 8,0 Spielzeit: 61:36 (THE MIGHTY SCI)

Vier Jahre nach dem (guten) Reunionswerk "Angel Of Retribution" melden sich die Priester zurück mit einem 100-minütigem Konzeptalbum, welches von Nostradamus und seinen "Vorhersagen" handelt.

Das Werk beginnt mit dem Intro "Dawn Of Creation". Es soll nicht das einzige bleiben. Zwischen allen Songs befinden sich instrumentale Zwischenspiele. Dann ist die erste CD irgendwann zu Ende. War da was? Ja, eine Stunde Dahinplätschern. Nur, dass ein Springbrunnen dabei um einiges beruhigender ist.

Die zweite CD beginnt nach dem Intro "Solitude" mit "Exiled", dessen Rhythmus an die Titelmusik von "Terminator" erinnert. Echt abgefahren. Kurz darauf verfällt Halford wieder in stoiischen Midtempo-Gesang, der das komplette Album dominiert. Keine Dramatik, nichts, was auch nur ansatzweise im Gedächtnis haften bleibt. So geht es weiter bis zum Titeltrack "Nostradamus", welcher sehr schnell beginnt und leichte "Painkiller"-Anleihen aufweist. Ja - es ist wahr. Das ist das erste sehr gute Lied auf der zweiten CD! Mit "Future Of Mankind" klingt das Album schließlich aus. Ebenfalls ein guter Track, welcher von der Atmosphäre her etwas an "Blood Red Skies" erinnert.

Bleiben unter'm Strich mit "Nostradamus" und "Future Of Mankind" ganze zwei wirklich überzeugende Stücke übrig. Eindeutig bei weitem zu wenig, um hier eine Kaufempfehlung aussprechen zu können. Kommt noch dazu eine Produktion, bei der die Gitarren über weite Strecken entweder gar nicht vorhanden oder nur zu erahnen sind. Schade, schade.

Das Album erscheint in drei Formaten: eine normale Doppel-CD, eine im A5-Format mit 48-seitigem Buch und eine Super-Deluxe Edition Box, in welcher nicht nur drei LPs enthalten sind, sondern auch noch ein extrabreites Buch mit ebenfalls 48 Seiten und beide CDs. Als Bonus kommt noch ein großes Poster mit dazu.

Musik: 3,5 Klang: 6,5 Spielzeit: 102:56 (THE MIGHTY SCI)

Vor fast drei Jahren machten DISTURBED mit ihrem dritten Album "Ten Thousand Fists" alles klar: mit ihrem eigenständigen Stil, welcher sowohl Nu-Metal Fans als auch Traditionalisten anspricht und massig Hits von Anfang bis Ende katapultierten sich die Jungs auch in Deutschland endgültig in sämtliche Charts und bissen sich dort fest. Der wohl auf den ersten Blick augenfälligste Unterschied zum Vorgänger ist die Absetzung von Johnny K, welcher für die Produktion der bisherigen Alben zuständig war. Mit dem Erfolg kommt das Selbstvertrauen - und so hat man es dieses mal lieber gleich selbst versucht. Das Ergebnis kann sich zwar durchaus hören lassen, klingt aber im direkten Vergleich zum Vorgänger etwas zusammengepresst und näher an traditionellen Produktionen. Musikalisch ist alles beim Alten geblieben: eingängiger, moderner Metal, welcher eben NICHT NuMetal ist, Musik für eine neue Generation, welche offen in verschiedene Richtungen ist. Insgesamt hätte ich mir ein wenig mehr Abwechslung gewünscht, vorallem in Punkto Geschwindigkeit. Kommt nicht ganz den letzten Nackenbrecher heran.

Musik: 8,0 Klang: 8,0 Spielzeit: 49:16 (THE MIGHTY SCI)

Allen Besetzungswechseln zum Trotz ziehen OPETH ihr Ding durch. Und das ist eine Melange als allem, was die Rockmusik zu bieten hat: weiblicher Gesang, Growls, Death Metal, 80er-Gitarrensoli, Prog-Rock, sowie allerlei Zutaten aus den späten 60ern und 70ern. Die Zielgruppe von OPETH erstreckt sich von AMON DÜÜL II-Fans (deren Alben "Hi-Jack" und "Made In Germany" von 1974 und '75 sind übrigens dieser Tage wieder neu remastert veröffentlicht worden) über PINK FLOYD bis hin zu DREAM THEATER und PSYCHOTIC WALTZ. OPETH sind brutal, zerbrechlich, ausladend, einladend, schwelgen in endlosen Tagträumen, werden aggressiv und versinken in der Unendlichkeit. Eines der wenigen großen Alben der letzten Zeit. Sollte man haben.

Musik: 8,5 Klang: 9,0 Spielzeit: 55:02 (THE MIGHTY SCI)

SAVATAGE waren die Götter des Breitwand-Metal, höchst versiert, eindringlich und für Kopisten in den selbstgeschaffenen, schwindelerregenden Höhen unnerreichbar. Leider gilt dies nur für die Band als Summe aller Beteiligten, und jedes Soloprojekt eines der Musiker war bislang mit Ausnahme von höchstens Jon Oliva weiter weg von der Aura SAVATAGE, als es den Protagonisten lieb sein konnte. Unnötig hektisch, unaufgeräumt und bei aller Experimentierfreude beiläufig sowas wie ein eigenes Subgenre 'Industrial Metal' begründend, so kommt der zweite Solostreich von Gitarrist Caffery daher. Als Teil der SAVATAGE-Familie wusste er genau um seinen Platz und seine Funktion, um einem grossen Ganzen dienlich zu sein. Hier scheint er als Chef vielfach überfordert, muss Prozess sowie Endresultat im Auge behalten, Verantwortung für's Songwriting tragen und womöglich noch Aktivitäten des TRANS SIBERIAN ORCHESTRA koordinieren. Zuviel der Last! Da nutzt es auch wenig, dass sich am Bass DORO's Nick Douglas verdingt hat und Paul Morris (RAINBOW) für die Tasten zuständig ist. Den besten Eindruck vermitteln wohl der Geisterbahn-Düsterheimer 'Walls', das kompositorische Glanzlicht 'Chained' oder das atmosphärische Kurzinstrumental 'Qualdio', die den Karren aber auch nicht mehr aus dem Dreck ziehen können. Zu empfehlen wohl nur den ganz Harten sowie Fortgeschrittenen des Aufbauseminars Aggressionsabbau, hierfür aber sogar zweckdienlicher als Metallica's lausige Pubertätswumme 'St. Anger'

Musik: 4 Klang: 8 Spielzeit: 57:08 (STEFAN)

Eben erst warf mit CODE ein Nachfolger der einstigen Melodic-Hoffnungsträger GRAND ILLUSION ein Albumn auf den Markt, doch damit sollte es noch nicht getan sein. Denn nun meldet sich auch deren ex-Stimme Peter Sundell zurück, der dem Labelinfo zufolge die Zeit als reif für eine musikalische Veränderung empfand. Songs wie die Titelnummer sind im Vergleich zum eher TOTO-ausgerichteten Material der Vorgängerband dann auch tatsächlich um einiges härter und riffbetonter. Man höre nur den Titelsong, und es dürfte klar sein, wohin die Reise geht. Ebenso hat 'Brothers in arms' nichts mit der gleichnamigen DIRE STRAITS-Nummer zu tun, sondern fährt ein ähnliches Brett auf wie das folgende 'Heavy Metal Thunder' (nomen est omen!). Das geht dann natürlich schon etwas auf Kosten der Eingängigkeit, aber für die Rockkneipe um die Ecke oder 'ne gepflegte Bikerparty dürfte die Scheibe wie geschaffen sein. Nicht ganz so straight wie KROKUS oder meinetwegen AC/DC, dafür aber phasenweise richtig metallisch und mitunter gar mit progressiven Gimmicks aufwartend. Das am ehesten an vergangene GRAND ILLUSION-Taten erinnernde Melodic-Juwel 'Forever and ever' entpuppt sich zu einem der Highlights des Albums und sorgt für Abwechslung. Nicht unerwähnt bleiben sollte in jedem Fall auch die kristallklare Produktion, die wahrlich keine Wünsche offen lässt. Aber auch die kann nicht gänzlich davon ablenken, dass ein, zwei Ohrwürmer mehr dem Werk gut zu Gesicht gestanden hätten.

Musik: 7 Klang: 9,5 Spielzeit: 52:08 (STEFAN)

Progressive Power Metal aus der Schweiz! Ha, wie geht denn das? Auch wenn wahrlich nicht jeder alpenländische Musiker ständig zwingend einen auf AC/DC gemacht hat, so war dennoch immer ein Begriff immer stilübergreifend zutreffend: straight! In seiner Schlichtheit hat das Wort selbst für das Schaffen eines DJ Bobo Gültigkeit. Aber jetzt wird ja alles anders, und Frickelbands in aller Welt dürfen sich warm anziehen, ob der Konkurrenz, die ihnen nun selbst schon aus dem Lila-Kühe-Land droht... Los geht's mit dem richtig starken Titelsong, bei dem Neuzugang Jean-Marc Viller am Mikro sich dominant in Szene zu setzen weiss und die beiden Gründungsmitglieder Daniel Huber (Gitarre) und Boris Stoll (Drums) samt Gefolgschaft die Trümpfe nur so zuspielen. Von den Gründzügen her bewegt sich das meiste doch noch in halbwegs konventionellen metallischen Bahnen, wobei die Schweizer aber zu jeder Zeit unberechenbar agieren. Man muss die Songs schon beinahe auswendig können, um live in den Chorgesang einsteigen zu können und nicht von der vertrackten Rhythmik aus dem Konzept gebracht zu werden. Und genau das dürfte wohl den meisten passieren, denn auch wenn METAL grossgeschrieben wird, ist das hier gebotene technisch auf absolut höchstem Niveau. Was natürlich mitunter schon mal auf Kosten der Eingängigkeit geht - ein Preis, den Proggies gerne in Kauf nehmen. Die Plattenfirmen-Info nennt übrigens Bands wie Symphony X, Royal Hunt oder Dream Theater als grobe Vergleichsacts. Zutreffend allemal, wenn auch eher als Orientierungshilfe anzusehen, da jede Band zunächst mal für sich selbst steht und ihre ganz eigenen Charakteristika und Ingredienzen aufweist. Diese da hat mehr als genug davon! Produziert hat übrigens Tommy Vetterli (Coroner, Kreator).

Musik: 7,5 Klang: 8,5 Spielzeit: 55:33 (STEFAN)

Soll ich ehrlich sein? Der Erste Gedanke war, dass kann nicht gut gehen: Bluesröhre Stefan Berggren (ex-COMPANY OF SNAKES) steht am Mikro einer Band aus gestandenen Metallern vor, namentlich Rolf Munkes (EMPIRE) sowie Drumtier Mike Terrana (ex-RAGE, MASTERPLAN). Doch wieder einmal wird man am Ende eines Besseren belehrt. Vergleichsweise unspektaktulär startet der ducrh Basser Chris Heun verstärkte Vierer noch ins vorliegende Langeisen, um sich dann aber kontinuierlich zu steigern und vor allem mit dem mitreissend dunklen Heavy-Stampfer 'Hero' und dem eher schnellen 'Line of Fire' absolut zeitlose Obergranaten abzufeuern. Härte, Stil und Klasse stellen hier keine unvereinbaren Widersprüche dar, und mit einem sicheren Gespür für zeitlose Arrangements und klasse Songwriting macht man den Verlust Berggrens' für die Whitesnake-Nachfolgeband COMPANY OF SNAKES beinahe vergessen. Zwar werden einige deren Anhänger anderer Meinung sein, aber wer sich musikalisch nicht rein in der Bluesrock-Ecke verwurzelt sieht, wird Berggrens' wandlungsfähiges Organ anerkennen und einen stilistischen Kurswechsel hin zu härteren Klängen zu akzeptieren wissen. Zumal die Mucke trotz aller Heavyness genügend Raum für Feinheiten bietet und des öfteren Elemente klassischen Hardrocks eingeflochten wurden ('Let me give my lovin''). Absolut clever übrigens die Entscheidung, RAZORBACK gemeinsam mit Doogie White's RAINBOW-Nachlassverwaltern CORNERSTONE auf Tour zu schicken, denn musikalisch kann man sich kaum ein sinnvolleres Package vorstellen. Na dann, macht den Hütten mal ordentlich Dampf!

Musik: 8 Klang: 9 Spielzeit: 51:45 (STEFAN)

Das Debut 'Future Miracles' der Mannen um Steve Overland und dessen fast kompletter FM-Gefolgschaft war keine einmalige Sache, denn hier kommt der Nachschlag. Laut Info soll das neue Album den Wandel der Zeiten reflektieren, womit wohl die spartanisch eingestreuten Loops und Soundmodernisierungen gemeint sein dürften. Natürlich alles relativ sparsam dosiert, so dass Puristen keine Angst ob einer neuen Marschroute zu haben brauchen. Obwohl, ein Verzicht auf Bluesrock hat allerdings schon stattgefunden. Und auch die Drums klingen weniger organisch als zuletzt, was den Verdacht nahelegt, dass auf einen etatmässigen Schlagzeuger verzichtet wurde. Wer damit keine Probleme hat, sollte wissen, was ihn erwartet. Im direkten Vergleich zu FM natürlich alles 'ne Ecke weniger knackig und zupackend, aber man gehört ja schliesslich nicht mehr zu den jungen Wilden und agiert eben ein Stück weit abgeklärt. Aber das charakteristische Trademark von FM, die markante Stimme Overlands, dominiert noch immer das Geschehen und verleiht den poprockigen Songs das gewisse Etwas. Und damit steht man widerum in angenehmer Nähe zu Overland's Nebenbaustelle SHADOWMAN, die ebenfalls angetreten sind, das Erbe der britischen Rockinstitution FM zu verwalten. Konkurrenz aus dem eigenen Hause, sozusagen. Mit gewohnt eingängigen Songs wie 'All of my life' oder 'Believe in me' spielt man noch immer in der Oberliga, auch wenn insgesamt der Vorgänger dann doch eine Spur mehr Feuer und Dynamik hatte und demnach für einen eventuellen Nachfolger wieder mehr Luft nach oben ist. Anhänger von HEARTLAND und ähnlich gelagerten Melodic-Acts sollten dennoch zugreifen.

Musik: 7 Klang: 8,5 Spielzeit: 53:46 (STEFAN)

Doofer Bandname! Sollte Frau Merkel zur Aufbesserung ihres Images tatsächlich bei Deutschland's Fastfood-Kette einen politischen Burger mit Steuermitteln in Auftrag gegeben haben? Nein, Blödsinn, und Glückwunsch an UNION MAC zum gelungenen Experiment! Denn dass ein Newcomer mit der Verflechtung dezenter Elektronik und ansonsten traditionell ausgerichtetem Melodic Rock brenzliges Terrain betritt, dürfte klar sein. Zuviele Puristen gibt es unter der potentiellen Zielgruppe, und ebensoviele Bands haben eben jenen Spagat nicht zustandege gebracht. Aber das hier ist beileibe kein Rohrkrepierer vom Format eines 'Eye II Eye' der SCORPIONS, denn im Mittelpunkt stehen gefühlvolle Rocksongs der Marke EUROPE oder ON THE RISE. Überhaupt, EUROPE: in etwa so würden die jetzt klingen, hätten sie sich nicht derart extrem von ihren Wurzeln entfernt. Keyboards sind also erlaubt, was aber hartes Riffing nicht ausschliesst. Falls ihr das Album also in der Pop-Abteilung finden solltet, könnt ihr's guten Gewissens eurem Händler um die Ohren hauen, denn da steht's definitiv falsch! Lohnenswerte Anspieltipps sind gleich der Opener 'Bring me in' wie auch das leicht dramatisch anmutende 'Fake'. Meterdicke Nordmänner-Melancholie gibt's im A-HA-lastigen 'Fading', quasi der Referenzballade des Albums. Kristoffer Lagerström ist beileibe kein Top-Sänger, kann die Stimmungen der Songs aber gut transportieren. Und trotz dem oder gerade weil die Mannen gänzlich ohne Image antreten (man betrachte die Bandphotos), haben sie es geschafft, ein überzeugendes Album abzuliefern.

Musik: 8 Klang: 8 Spielzeit: 50:25 (STEFAN)

Ob die Jungs diesmal mehr reissen können? Weder mit FREEFALL, noch mit KICK war den beiden Köpfen Chris Jones und Mikey J. grosser Erfolg beschieden. Nun haben sie sich Nick Workman ans Mikro geholt, neue Songs geschrieben und einen neuen Versuch unter dem Namen WILDKARD gestartet. Soweit, so unspektakulär! Auch die Tatsache, dass ehemalige B-Seiten in neueingespielter Form auf dem Album zu finden sind, klingt zunächst mal alles andere als prickelnd, denkt man hier doch zuallererst an Ausschussware. Ist in diesem Fall aber nicht so. Und auch wenn gleich zu Beginn der Scheibe meterdicke Keyboardwände die Musik zu ersticken drohen, gewinnt im weiteren Verlauf der Rock die Oberhand. Einige finnische Gäste haben ebenso ihr Scherflein zum Gelingen beigetragen, was vor allem den poppigeren Songs wie '7 Days' oder der wirklich traumhaften Ballade 'Whispers in the dark' zugute kommt. Das wird doch wohl keine dieser ominösen B-Seiten gewesen sein? Auch der Gesang überrascht positiv, klingt jugendlich, unaufgesetzt und gleichzeitig markant. Insgesamt ein gut ausbalanciertes, unaufdringliches Machwerk, das einige Duftmarken hinterlassen sollte! Nichtzuletzt aufgrund des stilvollen Covers, in das man sich schon ein paar Sekunden vertiefen sollte, um alle Details zu erfassen. Nichts ist so, wie es scheint!

Musik: 8 Klang: 8,5 Spielzeit: 43:42 (STEFAN)

Der Hard'n'Heavy-Boom scheint in weiten Teilen Europas gar nicht mehr abflauen zu wollen, und so ist es auch kein Wunder, dass alteingesessene Bands wie auch Newcomer fleissig neue Outputs auf den Markt werfen. So voll der Markt auch zu sein scheint, offenbar hat noch keine Übersättigung stattgefunden. Bei BURNING POINT handelt sich mitnichten um Szene-Neulinge, und entsprechend abgeklärt und routiniert packen sie ihr drittes Album auch an. Das bietet getreu dem Motto 'Gebt den Headbangern, was sie wollen!' wahrlich keine Überraschungen, aber solide Kost ist allemal drin. Und für 'nen finnischen Act erstaunlich viele Speedgranaten sowie Doublebass-Passagen, so zum Beispiel in 'Hell awaits'. Die aber gehören zumindest für mich nicht zu den Top-Tracks des Albums, obwohl sie handwerklich sicher gut umgesetzt sind. Ein wenig scheinen sie dann halt doch am Reissbrett entstanden zu sein. Absolut herausragend hingegen der mehr als nur entfernt an DEMON erinnernde Midtempokracher 'Heart of gold', das unnötige Härtegrade über Bord kickt, voll und ganz auf Atmosphäre setzt und damit auf ganzer Linie überzeugen kann. Wie es sich für einen genretypischen Skandi-Act gehört, werden einige wenige neoklassische Läufe eingeflochten, und auch die Keyboards kommen nicht zu kurz. 'Nicht kleckern, sondern Klotzen' scheint jedoch nicht nur das Motto beim Songwriting gewesen zu sein, und so wurde das ganze dann auch standesgemäss im Finnvox (HIM, NIGHTWISH) aufgenommen. Und die Produktion haut einen auch wirklich von den Socken... Übrigens hat auch bei der Plattenfirma von BURNING POINT die Praxis Einzug gehalten, der Erstauflage Bonusmaterial draufzupacken, in diesem Fall sage und schreibe gleich drei Songs. Interessierte sollten sich also besser beeilen!

Musik: 7 Klang: 10 Spielzeit: 58:11 (STEFAN)

GRAND ILLUSION scheinen Geschichte zu sein: ein durchaus herber Verlust für die Melodic Rock Szene allemal, doch zumindest haben die beiden Mitglieder Olaf Trampe und Anders Rydholm einen neuen Anlauf gewagt und mit CODE eine neue Band an den Start gebracht. Damit möchten sie das Melodicrock-Genre weiter voranbringen und selbst bleibende Akzente setzen - ein wahrhaft ehrbarer Anspruch, dem das um Fronter Sherwood Ball (JAY GRAYDON) sowie Ausnahmedrummer Gregg Bissonette (u.a. Steve vai, Joe Satriani, Santana) verstärkte Quartett aber summa summarum nur bedingt gerecht werden kann. Zumindest der erste Höreindruck enttäuscht, wohl auch weil die Messlatte mit den erklärten Vorbildern TOTO und GIANT ganz einfach zu hoch hängt. Andererseits waren GRAND ILLUSION mit den letzten beiden Alben ja schon so gut wie in deren Sphären vorgedrungen. Warum also nicht auch CODE? Das liegt zum einen an den doch etwas steril klingenden Drums, und zum anderen an der Kopflastigkeit weiter Teile des offerierten Materials. Dazu kommt eine in klassisch belangloser Kuschelrock-Manier langweilende Ballade namens 'How do we stand in love'. Auf der Habenseite hätten wir dann allerdings noch die fetten Riffs und den majestätischen Refrain von 'Sign up for love', neben den weiteren Anspieltipps 'In the shadows' und 'Home away from home' einem der Highlights des Albums. Genrefans sollten sich sicherheitshalber vorab einen Höreindruck verschaffen!

Musik: 6,5 Klang: 8 Spielzeit: 51:07 (STEFAN)

RIOT-Recke Mike Flyntz hat keinen Bock auf Langeweile, gründet mit ex-Bandkumpan Tony Moore 'ne neue Band und hat damit die Chance, einige über die Jahre angesammelte Ideen in Form zu giessen und vom Stapel zu lassen. Verstärkt um den erst kürzlich zu QUEEN gestossenen Basser Danny Miranda sowie Drummer John Miceli (u.a. RAINBOW) lässt die Besetzung bereits erahnen, wo der Hase langläuft: Klassischer Hardrock-Stoff mit einer oftmals leicht dunklen, sperrigen Schlagseite und in jedem Falle 'ne Ecke weniger metallisch als RIOT. Die Songs springen einen teilweise nicht sofort an, fordern mitunter also auch schon mal etwas mehr heraus als die übliche 0815-Durchschnittskost. Aber genau hier liegt auch das Manko der Scheibe: manche Längen scheinen sich nicht so recht auflösen zu wollen oder kommen etwas spät auf den Punkt, exemplarisch sei hierfür der SloMo-Burner 'Villanelle' genannt. Das betont triviale, textlich sarkastische 'Radio Superstar' dürfte die Lager spalten, denn zwischen lieben oder hassen lässt einem die Nummer nicht viel Spielraum. Richtig mitreissend sind dann wieder das melodische 'Everythin'' oder auch die beiden verträumten Nummern 'Breathe' und 'Ashes' ausgefallen. Todsichere Anspieltipps! Genau wie das Purple-lastige 'America' am Ende, das noch mal kräftigst punkten kann. Ihr seht schon: hier gibt's viel Licht, aber auch ein klein wenig Schatten. Am Ende des Tages dürfte also neben dem zweifellos vorhandenen RIOT-Bonus auch eventuell stattfindende Live-Präsenz für den Erfolg der Scheibe entscheidend sein. Gespannt sein darf man jedenfalls schon jetzt auf zukünftige Aktivitäten im Hause FAITH AND FIRE!

Musik: 7,5 Klang: 7,5 Spielzeit: 61:08 (STEFAN)

Sieben Jahre brauchten Def Leppard für Hysteria. Ich sag euch: Peanuts! Das gibt keinen Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde, denn es geht noch viel länger! Die Stuttgarter (Goddess) Shiva legen ihr Erstlingswerk doch tatsächlich erst satte drei Jahrzente nach Bandgründung vor! Vorausgegangen ist dem aber natürlich die obligatorische erstmalige Trennung und das Auschecken neuer Betätigungsfelder. Jäh beendet wurde die Pause dann schliesslich durch Anfragen für Benefizkonzerte, woraufhin Armin Sabol und Mat Sinner ihre Teenager-Rockband reaktivierten, mit der sie in den Siebzigern ihre ersten Gehversuche unternahmen und gleich Gigs mit Nina Hagen oder Whitesnake an Land ziehen konnten. Ersterer stand zwischenzeitlich witzigerweise in Diensten von Acts wie Peter Schilling oder Fanta Vier, während die Laufbahn des Herrn Sinner bekannt sein dürfte. Das Trio (als dritten im Bunde führt man ex-Atrocity Drummer Martin Schmidt) erweist sich u.a. mit dem Heavy-Blueser 'Barefoot and naked' oder dem jamlastigen Instrumental 'Ali Baba' recht offen musikalischen Schranken gegenüber. Wenig verwunderlich heissen die Einflüsse hier auch weniger Judas Priest, sondern viel eher Frank Marino's Mahagony Rush und Konsorten. Eher die Riege der musikalischen Freigeister also. Überaus bemerkenswert, zumal Sinner's letzte Baustelle Primal Fear zumindest in den ersten Jahren ihres Bestehens doch recht eindimensional tönten. Und auch Sinner waren als Band trotz ihrer unbestreitbaren Klasse vergleichsweise berechenbar. Und trotzdem ist die Handschrift Mat Sinners unverkennbar, was sich an den gewohnt pumpenden Bassläufen sowie melodischen Rockern der Marke 'This ain't love' oder 'Down on luck' äussert. Dem Bandnamen verhilft man dann noch durch indisch anmutende Sitareinlagen in Intro und Outro zu Bedeutung. Eine postive Überraschung!

Musik: 8 Klang: 9 Spielzeit: 45:17 (STEFAN)

Schon klar: Wenn mal sich als Rockmucker nicht mehr die Butter für's Brot verdienen kann, dann müssen wenigstens die Alben im Jahrestakt rausgehauen werden. Dann nämlich reicht's zumindest noch für Mehl und Wasser, und mit vereinzelten Livegigs sind mit etwas Glück dann sogar noch ein paar Gläser Nutella drin. Aber im Ernst: von einem qualitativen Hänger beim Zweitwerk abgesehen, hat der deutsch-schwedische Freundschaft um Mikael Erlandsson und ex-FAIR WARNING-Gitarrero Andy Malecek ihr tollwütiges Arbeitstempo noch nicht geschadet. Vielleicht liegt's an der Routine, vielleicht auch nur an der bevorstehenden Klimakatastrophe, jedenfalls schütteln die Mannen neues Material aus dem Ärmel, als ginge es um ihr Leben. Ist aber auch vollends okay, wenn wie hier derart viele hochklassige Melodicrocksongs entstehen, die wahrlich wenig zu wünschen übrig lassen. Kenner der Materie wissen, wo der Hase lang läuft: FAIR WARNING mit einer etwas rockigeren Attitüde, so liesse sich das gebotene Material wohl am treffensten beschreiben. Wobei die Herren in Nummern wie 'Pages' durchaus schon mal in beinahe Malmsteen'sche Gefilde vordringen, dann aber wieder die Kurve zugunsten partykombatibler, dabei oft auch melancholisch angehauchter Melodic-Tunes kriegen. Irgendwie tut es schon in der Seele weh, mit ansehen zu müssen, dass sich jeder Bauer 'ne nahezu vollständige Manowar-Sammlung zulegt, während echte Qualität eher im Verborgenen vor sich hindümpelt. Allein die Tatsache, einen Wahnsinnssong wie 'Domino' gegen Ende der Scheibe zu platzieren, spricht Bände. Solch eine Nummer würden andere Acts mit Kusshand an den Anfang stellen, um Eindruck zu schinden. Geht hier aber gar nicht, da 'For the young and the wild' von gleichem Kaliber ist und am Anfang der Scheibe platziert ist. Ein kleines Manko bleibt dennoch bestehen, denn die Produktion könnte durchaus 'ne Ecke transparenter ausgefallen sein, aber dann bliebe ja wiederum kein Geld mehr für den Brotaufstrich. Genau hier schliesst sich auch der Kreis, denn das hatten wir ja schon...

Musik: 8,5 Klang: 7 Spielzeit: 48:21 (STEFAN)

Workaholic Michael Voss bleibt seinem Arbeitstempo treu, weshalb er bereits dieser Tage mit einem neuen Longplayer seiner mittlerweile erfolgreichsten Combo Mad Max auf der Matte steht. Allerdings darf er beim nächsten Mal gerne noch drei Wochen im Studio dranhängen, um seinen Alben wenigstens 45 Minuten Spielzeit zu spendieren. Gerade mal 37 Minuten sind schon irgendwie ein kleines Ärgerniss. Aber genug der Schelte, let the music do the talking! Wenig überraschend haben die Rocker in christlicher Mission nach der gemeinsamen Tour mit Deep Purple und Alice Cooper ein paar deftige Bricketts draufgelegt, wohl auch um den hierbei neu hinzugewonnenen Fans den Begriff H.A.R.D.R.O.C.K. ordentlichst zu definieren. War aber nach der jüngst veröffentlichten, insgesamt vielleicht doch etwas zu seicht geratenen E.P. 'In white' auch von nöten, um nicht gänzlich in poppigem Terrain anzudocken und für die anstehende Tour mit Axel Rudi Pell gewappnet zu sein. In klassischer Achtziger-Manier gehen die beiden Eröffnungsnummern 'Family of rock' und 'Little princess' gut nach vorne los, und im weiteren Verlauf können MAD MAX insbesondere mit dem hymnischen 'We fight in white' und dem brettharten Finale 'War' Akzente setzen. Nicht jeder Song trifft ins Schwarze, aber Highlights gibt's genug. Textlich werden die üblichen Klischees erneut bewusst in keinster Weise erfüllt, weshalb die Combo in jedem Fall eine gewisse Sonderstellung in der Szene einnehmen dürfte. Im Gegensatz zu STRYPER gehen die Mannen subtil statt plakativ zuwerke, weshalb auch kein Konzertbesucher plötzlich angeflogene Bibeln befürchten muss. Mindert das Unfallrisiko ungemein!

Musik: 8 Klang: 8 Spielzeit: 37:41 (STEFAN)

In England konnten sie sich angeblich schon einen guten Ruf erspielen, bei uns treten sie mehr oder weniger als absolute Newcomer an. Auch wenn Sänger John Harv Harbinson als ex-Mitglied von Sweet Savage und Emerald eine gewisse Reputation inne hat, so sorgt die Tatsache allein nicht automatisch für volle Bankkonten oder auch nur einen gefüllten Kühlschrank. Angetreten, um dem Genre Melodic Rock ein paar essentielle Kapitel hinzuzufügen, darf dieses Unterfangen bereits mit dem Debut als verdammt gelungen angesehen werden. Hilfreich dabei, den eigenen Stil zu finden, dürften sicher auch die Tourneen mit Danger Danger, Jeff Scott Soto und Danny Vaughn gewesen sein. Auch ihre Vorliebe für Thin Lizzy oder Deep Purple blitzt hin und wieder mal durch, obgleich der Sound noch 'ne Ecke mehr im Heimathafen der Praying Mantis angesiedelt ist. Ist aber auch kein Wunder: als irische Band fühlt man sich natürlich der N.W.O.B.H.M. sehr verbunden, im konkreten Fall eben der etwas softeren Variante. Und exakt diese Vorliebe äussert sich auch im schicken Coverartwork, einem Fantasy-Motiv des sicher nicht ganz billigen Chefzeichners Rodney Matthews. Jedenfalls gibt's hier edle Ohrwürmer gleich reihenweise, egal ob nun das angepoppte 'Stranger things have happened' im Shuffle-Mode rotiert oder der absolut geile Rocker 'New World' seine Runden dreht. Druckvoll produziert ist das Ding noch dazu, so dass sich die elf dargebotenen Hochkaräter vollends entfalten können. Hiermit erkläre ich das Winterloch, was alljährliche Veröffentlichungen anbelangt, für beendet! Es bleibt dabei: die gutklassigen Releases im Rocksektor werden fast ausschliesslich von den kleinen Indie-Labels veröffentlicht, während die finanzkräftigeren Majors kaum fähige A&R's an Bord haben und noch immer jedem kurzlebigen Trend hinterherzuhecheln versuchen. Mit Stormzone haben Escape Music jedenfalls mal wieder ein heisses Eisen im Feuer!

Musik: 9 Klang: 9 Spielzeit: 50:00 (STEFAN)

Nein, WILD FRONTIER sind keine Newcomer! Allerdings waren die Jungs aus deutschen Landen bislang in punkto medialer Aufmerksamkeit doch eher Stiefkinder, und auch erfolgstechnisch besteht durchaus noch Nachholbedarf. Wie also stehen die Chancen mit dem neuen Album? Der Opener 'Anything you want' knallt mit unverschämt eingängiger Melodie richtig gut rein, während 'Don't walk away' mit seinen dominanten Keyboard-Tupfern in auf Konserve gebanntem Raumklang zu gefallen weiss. Zum grossen Teil pendelt das Material irgendwo zwischen frühen Bon Jovi und der rockbetonten Seite von Gotthard, im besten Fall werden beide Pole vereint. Auf dem irisch angehauchten Ohrwurm 'Before your heart will turn to stone' darf man guten Gewissens noch 'ne Schippe Gary Moore drauflegen, womit man dann auch den Erwartungen bezüglich des Bandnamens gerecht wird. Knackpunkt allerdings könnte für manche der leicht nasale Gesang sein, der mich erstaunlicherweise aber nicht weiter stört. Sänger, Gitarrist und Bandkopf Jens Walkenhorst greift auch ganz gerne mal in die Klischeekiste, schafft es dabei aber stets, songdienlich und mitreissend zu agieren. Es gehört schon einiges dazu, die knietief in den Achtzigern verwurzelten Sounds derart frisch und unverbraucht klingen zu lassen, so dass sie auch im Hier und Jetzt ihre Berechtigung haben. Denn 'Surrounded' oder auch 'One Heart One Soul' sind massenkompatibel im besten Sinne und eigentlich klassische Stadionrocksongs. Aber kommerziell ist heutzutage was anderes, und die Vermarktungsmaschinerie wird leider gerade mal für talentfreie Clowns mit McDonalds-Mucke angeschmissen, die ihre Beats mit Music Maker und gebranntem Cubase zusammenstückwerkeln und deren Mucke selbst fürKonsumenten relevant ist, die auch von Albumtiteln a la 'Press play' nicht überfordert sind. Umso schöner und unterstützenswerter also, dass es dennoch vor Idealismus strotzende Bands wie WILD FRONTIER gibt, die die Flinte nicht so leicht ins Korn werfen. Die Erstauflage kommt mit zwei Bonustracks, unter anderem einem tollen Cover des von Russ Ballard komponierten Hits 'I know there's something going on'.

Musik: 8,5 Klang: 8 Spielzeit: 59:09 (STEFAN)