Live-Berichte:
01.10.2019 Storm Crusher 2019-Bericht
18.08.2019 Wacken Open Air 2019-Bericht
05.08.2019 Bang Your Head 2019-Bericht
22.12.2018 FISH Tour 2018-Bericht
28.09.2018 Trveheim Festival 2018-Bericht
06.09.2018 Reload Festival 2018-Bericht
21.08.2018 Wacken Open Air 2018-Bericht
03.08.2018 Bang Your Head 2018-Bericht
06.06.2018 Metalfest 2018-Bericht
24.04.2018 LAZULI Tour 2018-Bericht
01.12.2017 Dark Easter Metal Meeting 2017-Bericht
02.10.2017 Storm Crusher 2017-Bericht
12.09.2017 Summer Breeze 2017-Bericht
18.08.2017 Wacken Open Air 2017-Bericht
05.08.2017 Bang Your Head 2017-Bericht
02.10.2016 Storm Crusher 2016-Bericht
06.09.2016 Summer Breeze 2016-Bericht
21.08.2016 Wacken Open Air 2016-Bericht
01.08.2016 Bang Your Head 2016-Bericht
25.09.2015 Summer Breeze 2015-Bericht
27.08.2015 Wacken Open Air 2015-Bericht
28.07.2015 Bang Your Head 2015-Bericht
15.09.2014 Summer Breeze 2014-Bericht
23.08.2014 Wacken Open Air 2014-Bericht
18.08.2014 Bang Your Head 2014-Bericht
05.09.2013 Summer Breeze 2013-Bericht
21.08.2013 Wacken Open Air 2013-Bericht
27.07.2013 Bang Your Head 2013-Bericht
08.09.2012 Summer Breeze 2012-Bericht
13.08.2012 Wacken Open Air 2012-Bericht
25.07.2012 Bang Your Head 2012-Bericht
10.09.2011 Summer Breeze 2011-Bericht
16.08.2011 Wacken Open Air 2011-Bericht
29.07.2011 Bang Your Head 2011-Bericht
08.09.2010 Metallic Noise 2010-Bericht
26.08.2010 Summer Breeze 2010-Bericht
20.08.2010 Wacken Open Air 2010-Bericht
24.07.2010 Bang Your Head 2010-Bericht
28.08.2009 Summer Breeze 2009-Bericht
17.08.2009 Wacken Open Air 2009-Bericht
29.07.2009 Wacken Rocks South 2009-Bericht
28.07.2009 Magic Circle Festival 2009-Bericht
27.07.2009 Bang Your Head 2009-Bericht
20.08.2008 Wacken Open Air 2008-Bericht
30.07.2008 Magic Circle Festival 2008-Bericht
30.08.2008 Summer Breeze 2008-Bericht
18.07.2008 Bang Your Head 2008-Bericht
11.09.2007 Summer Breeze 2007-Bericht
01.09.2007 Wacken Open Air 2007-Bericht
13.08.2007 Earthshaker Fest 2007-Bericht
21.07.2007 Magic Circle Festival 2007-Bericht
30.06.2007 Bang Your Head 2007-Bericht
14.10.2006 LIVE: SATYRICON, DARK FORTRESS
18.09.2006 Summer Breeze 2006-Bericht
09.09.2006 Wacken Open Air 2006-Bericht
13.08.2006 Earthshaker Fest 2006-Bericht
16.09.2005 Summer Breeze 2005-Bericht
03.09.2005 Wacken Open Air 2005-Bericht
13.08.2005 Earthshaker Fest 2005-Bericht
05.08.2005 Bang Your Head 2005-Bericht
07.06.2005 LIVE: LAIBACH
12.10.2004 Summer Breeze 2004-Bericht
01.09.2004 Wacken Open Air 2004-Bericht
29.07.2004 Bang Your Head 2004-Bericht
12.09.2003 Summer Breeze 2003-Bericht
22.08.2003 Wacken Open Air 2003-Bericht
28.07.2003 Bang Your Head 2003-Bericht
01.09.2002 Summer Breeze 2002-Bericht
19.08.2002 Wacken Open Air 2002-Bericht
11.07.2002 Bang Your Head 2002-Bericht
21.02.2002 LIVE: DREAM THEATER, PAIN OF SALVATION
21.08.2001 Wacken Open Air 2001-Bericht
17.07.2001 Bang Your Head 2001-Bericht
28.06.2001 With Full Force 2001-Bericht
Fish, der ehemalige MARILLION-Frontmann, auf seiner letzten Tour. Der 60jährige wird sich nach Erscheinen des kommenden Albums "Weltschmerz", welches für 2019 erwartet wird, endgültig zur Ruhe setzen.
Als Vorband gibt es DORIS BRENDEL zu hören, benannt nach gleichnamiger Dame, welche auch Background-Sängerin bei FISH ist. Sie spielt eine ziemlich progressive Folk-Pop-Rock-Mischung und weiß dabei mit einer durchaus eigenen Stimme zu überzeugen. Doris Brendel war bereits an vielen Projekten beteiligt, u.a. mit Gary Moore, Sam Brown. Leider kenne ich von ihren Solowerken bis dato nichts und ich muss letzten Endes attestieren, dass mir das alles ein wenig zu verkehrsberuhigt ist. Der Gesang und die Musik hingegen wissen zu überzeugen. FISH-Fans dürfen mal ein Ohr riskieren.
Kommen wir zurück zu Derek William Dick, welcher unter dem Künstlernamen "Fish" bis 1988 Frontmann bei MARILLION war und nach dem 1987er Album "Clutching At Straws" ausgestiegen ist. So schließt sich hiermit ein Kreis: Die "Full-Album"-Tour mit dem letzten MARILLION-Werk mit Fish und anschließend ist auch Schluß für immer.
Auf der "Weltschmerz / Clutching At Straws 2018"-Tour gibt es neben diesem Bandvermächtnis auch noch Stücke vom kommenden Album zu hören. Da dieses noch nicht erschienen ist, wurde im Vorfeld der Tour die "A Parley With Angels"-EP veröffentlicht. Sie enthält drei Songs von "Weltschmerz" und als Bonus noch vier Live-Goodies.
Neben Doris Brendel als Begleitsängerin finden sich im Line-Up noch Robin Boult (Gitarre), Tony Turrel (Keyboards), Steve Vantsis (Bass) und Gavin Griffith (Drums)
Erstmals überhaupt live gespielt wird das Albumstück "Going Under", welches Fish selbst als "Filler" bezeichnet und "Tux On" von der "Sugar Mice"-Single noch eine wirklich gute "B-Seite", welche bis heute leider im Repertoire völlig untergegangen ist.
Fish ist bestens gelaunt erzählt immer wieder einige kurze Witze, aber auch einige längere Ansagen, welche im Publikum die Stimmung hochtreiben. Diese war durchwegs auch bei den neuen Songs sehr gut, das Publikum applaudierte öfters länger als normal. Auch bei einigen wehmütigeren Erzählungen, z.B. über seinen Ausstieg 1988, wird aufmerksam zugehört. Spätestens beim einzigen wirklich bekannteren Hit "Sugar Mice" kocht dann die Stimmung endgültig bis zum Ende. Als Zugaben kamen das bereits erwähnte "Tux On" und "Incommunicado".
Bei der nicht immer ganz frisch klingenden Stimme des 60jährigen kommt die Unterstützung von Doris Brendel sehr gut zur Geltung. Die Instrumentalfraktion swingt ordentlich mit, kann aber bei einigen Stellen, insbesondere im Keyboard-Bereich, das hohe Niveau der damaligen MARILLION-Musiker nicht halten. Der Sound klingt ganz typisch nach Hirsch: Egal wie gut die Mixing-Crew ist, es klingt immer etwas muffig.
Fazit: Insgesamt gesehen ein sehr überzeugender, teilweise auch witziger, Auftritt des Altmeisters und seiner Begleitband. Und wer jetzt ob der letzten Tour ein wenig traurig ist, dem sei noch gesagt, dass es zum Abschied nochmal richtig fett werden wird:"Weltschmerz" wird das erste Doppelalbum in der Sologeschichte werden.
Setlist: "Slainte Mhath", "Man With A Stick", "Hotel Hobbies", "Warm Wet Circles", "That Time Of The Night (The Short Straw)", "Little Man What Now", "Torch Song", "White Russian", "Just For The Record", "C Song", "Going Under", "Sugar Mice", "Waverley Steps", "The Last Straw" ----- "Tux On", "Incommunicado"
----- ZUM FESTIVAL -----
Das Trveheim-Festival fand 2018 zum dritten mal statt, davon zum zweiten mal im Hausler Hof in Hallbergmoos in der Nähe des Münchner Flughafens.
Vor dem Eingangsbereich zum Hofgelände befindet sich ein Tagesparkplatz. Direkt vorm Hofgelände gibt es eine Kasse, hier kann man seine Tickets zu Stoffbändchen umtauschen lassen und auch die Presseumhänger abholen. Keine Einlasskontrolle. Auf dem weiteren Weg erreicht man den Park- und Zeltplatz welche voneinander getrennt sind. Hier findet eine Bändchenkontrolle statt. Die Parkplätze sind nur ca. 50 Meter vom Campingplatz entfernt. Genau zwischen Parkplatz und Campingplatz befindet sich der Eingang zum eigentlichen Festivalgelände. Hier findet eine Bändchen- und Taschenkontrolle statt. Da Taschen aber nicht erlaubt sind, ist davon eigentlich nur die Presse betroffen (Kamera-Set usw.). Insgesamt also schon mal sehr überschaubar.
Vor der Konzerthalle befinden sich zwei Merchandising-Stände (einmal vom Festival, einmal für die Bands). Die CDs der auftretenden Bands kann man hier auch erwerben. Dazu gibt es noch einen weiteren Stand für CDs (mit etlichen CDs von osteuropäischen Bands und somit auch von POKOLGEP). Es gibt einen Biergarten, einen Essensstand mit zwei Ausgaben und einen Getränkestand. Die Schlangen waren eigentlich zu jedem Zeitpunkt entweder sehr kurz oder quasi nicht vorhanden.
In der Halle gibt es einen Stand für verschiedene Biersorten und nicht alkoholische Getränke, sowie eine Bar für Longdrinks, Shots und Goaß'n. Außerdem gibt es noch einen großen CD- und LP-Verkaufsstand.
Toiletten: Beiderseits der Bühne befinden sich in der Halle Spülklos und auch Duschen. Auch auf dem Campingplatz gibt es ausschließlich Spülklos und Duschen im Container. Sehr gut und alles kostenlos.
Als Schmankerl obendrauf gibt es noch direkt neben dem Gelände einen kostenlosen Badesee. Der wird heuer aber nicht genutzt, denn es ist gerade leider etwas zu kühl und verregnet dafür. Schade. Aber ansonsten ein gutes Angebot.
----- FREITAG -----
Nach einem Stau auf der Autobahn waren ROADHOG für mich die erste Band des Tages. Leider nur noch die letzten paar Songs mitbekommen. Die polnische Oldschool-Band hat mit "Dreamstealer" von 2015 bisher ein Album im Gepäck und war auch bereits auf dem Trveheim Vol. 1-Sampler mit "Dead Of The Night" vertreten. Der Sound ist gut, die Performance ebenfalls. Die Songs kommen live etwas überzeugender rüber als auf CD, dennoch bleibt das Songwriting eher Durchschnitt.
SKULLWINX sind die Band um die beiden Festival-Veranstalter Lennart Hammerer und Konstantin Kárpáty. Mit zwei EPs und zwei Alben können die Jungs mittlerweile aus einem guten Fundus schöpfen. Der Auftritt ist wie immer äußerst professionell und weiß durch Intensität zu überzeugen. Der Epic Metal von SKULLWINX unterscheidet sich schon deutlich von der zur Zeit schwer angesagten NWoBHM-Retrowelle. Und so gelten Stücke wie "Carolus Magnus (Pater Europae), "Hydra" oder "Hammer Of The Gods" schon jetzt als kleine Underground-Juwelen der Neuzeit. Das MANOWAR-Cover "Thor (The Powerhead)" darf da natürlich nicht fehlen; auch wenn der Gesang natürlich in eine andere Richtung geht, stimmen jedenfalls Groove und Stimmung. Insgesamt sehr guter Gig.
Danach haben mich gleich mehrere Leute unabhängig voneinander gefragt wer zum Geier denn CRIMSON FIRE wären und warum sie so hoch in der Running Order einsortiert sind. Immerhin sogar noch nach der Band der Veranstalter. Nun, das liegt wohl daran, dass diese griechischen Power-Metaller wohl hierzulande noch ziemlich unbekannt sind, aber in ihrer Heimat ziemlich angesagt. Trotz des eher schlechten Debüts, klingt ihr Zweitling "Fireborn" von 2016 doch richtig ordentlich und wurde auch vom griechischen Metal Hammer gepusht. Solide Performance bei gutem Sound, leider etwas wenig Publikum, da eben noch sehr unbekannt. Insgesamt kann ich aber auch keine wirklichen Song-Highlights ausfindig machen bei denen ich sagen muss, dass jemand der sie nicht gesehen hat, etwas verpasst hat.
Mit PORTRAIT betritt dann erstmals eine schon deutlich mehr im Blickfeld der Öffentlichkeit bekannte Band die Bühne. Sind sie quasi MERCYFUL FATE und KING DIAMOND für die neue Generation, ohne dabei eine Kopie zu sein, denn sie haben durchaus auch einige anderen Einflüsse wie zum Beispiel AGENT STEEL. Und sie spielen einen sehr agilen und ziemlich starken Gig. Voll ist es mittlerweile und man merkt, dass immer mehr Leute in die Halle kommen, welche gerade bei CRIMSON FIRE vorher noch leerer war als bei SKULLWINX. Großartige Ansagen gibt's nicht. Großartige Mucke umso mehr. Der Sound ist glasklar und alles läuft perfekt. Keine Ahnung was ich dazu noch mehr schreiben soll.
Mit WITCHFYNDE tritt die erste Legende auf. Die 1875... ähm... 1975 gegründete NWoBHM-Kapelle wirkt in Sachen Outfit und Performance wie aus einer anderen Zeit. Der Bühnenauftritt ist ziemlich statisch, irgendwie hat man auch den Eindruck, die Band ist wenig aufeinander eingespielt und trifft sich nur sehr sporadisch. Trotzdem klingt alles ziemlich fehlerfrei und professionell. So sind sie halt, diese älteren Herren. WITCHFYNDE spielen einen rundherum guten Auftritt mit wenig Bewegung und Interaktion gegenüber dem Publikum, trotzdem können sie dieses von Anfang an überzeugen. Klingt widersprüchlich? Ist es aber nicht. WITCHFYNDE beweisen, dass sie auf dem Trveheim genau richtig sind. Mehrere unabhängige Stimmen aus dem Publikum haben mir das bestätigt.
Die Melodic-Rocker Q5 aus Seattle kennt man hierzulande - wenn überhaupt - dann nur mit ihrem Hit "Steel The Light" vom gleichnamigen 1984er Erstlingswerk. Das liegt daran, dass dieses Ding bis heute ständig in irgendwelchen Metal-Diskos läuft. Alleine in der Rockfabrik Nürnberg über 20 Jahre lang quasi jede Woche. Doch damit tut man den Jungs unrecht, denn das ganze Album ist von vorne bis hinten ein verdammter Leckerbissen. Auch der Nachfolger "When The Mirror Cracks" (1986) und das 2016er Reunionswerk "New World Order" haben einige Highlights an Bord, hinken dem Debüt aber trotzdem um einiges hinterher. Zurück zum Gig: hier läuft alles rund. Die Halle ist voll. Das anwesende Publikum auch über den bekanntesten Song hinaus textbegabt mit Mitsingen beschäftigt. Die Band sichtlich ergriffen ob ihrer hohen Relevanz in deutschen Landen. Deutlichstes Statement: "Justin Bieber - What the fuck ist that!!!". Bei Teenage Runaway gibt's ein ausuferndes Sing-A-Long wie bei den ganz Großen und beim unvermeidlichen "Steel The Light" ein ziemlich grandiosen Chorus im Publikum. Die perfekte Stimmungsvorlage für:
SATAN kannte man lange Zeit nur durch ihr legendäres 1983er Debüt "Court In The Act" (der Song "Trial By Fire" wurde 1992 von BLIND GUARDIAN gecovert), während das 1986er Nachfolgewerk trotz guter Stücke etwas unterging. Umso erstaunlicher, was für ein Rückkehrvermögen das alte NWoBHM-Schlachtschiff mit ihren Comeback-Werken "Life Sentence" (2013) und "Atom By Atom" (2015) bewies, welche dem Sound der Band in absolut nichts nachstehen. Selten gibt es Bands, die sowas etwas zustande bringen. SATAN treten hier deshalb souverän und eingespielt auf, reißen von Beginn an das Publikum und und werden nachgerade abgefeiert. Für Insider gibt's dann noch das legendäre Nerd-Shirt, bei welchem die BEATLES, aus der Tardis von Doctor Who kommend, den Zebrastreifen überqueren. Leider ist diese SciFi-Serie in Deutschland weiterhin zu unbekannt. Von einem weiblichen Fan gibt's zwischenzeitlich noch einen Thor-Anhänger überreicht. Fetzig überzeugender Gig!
Setlist: "Atom By Atom", "No Turning Back", "Twenty Twenty Five", "Life Sentence", "Kiss Of Death", "Trial By Fire", "Blades Of Steel", "Testimony", "Time To Die", "Farewell Evolution", "The Fall Of Persephone"
----- SAMSTAG -----
Die Franzosen ELECTRIC SHOCK aus Grenoble wecken die Leute als erste Band am Samstag. Der kautzige Sänger, gepaart mit schnellem Hardrock, klingt erstaunlich straight und frisch und die Band weiß von Anfang an die Leute mitzureißen. Das ist nichts Neues, das ist kein revolutionärer Sound, aber doch irgendwie der perfekte Opener an diesem Tag. Das Debütalbum "Burn Out" von 2016 gab's vor Ort für fast geschenkt (gut, das Cover hätte ich auch noch noch hinbekommen), das man sich selbst nicht so ganz ernst nimmt, beweisen die Texte und Songs wie "Beer Ritual" (auf dem Album über 19 Minuten lang). Übrigens klingen sie auf dem Album leider bei weitem nicht so überzeugend wie live. Aber zwei Jahre können manchmal lange sein... zum Abschluß gab's noch "Nice Boys Don't Play Rock'n'Roll". Von wem, wissen wir wohl alle.
2ND SIGHT aus Hamburg erden anschließend den Rock'n'Roll wieder zu eher nachdenklichen Ansichten. Twin Guitars gibt's hier, Oldschool-Gitarren aus Anfang der 1980er, man steht im PSYCHOTIC WALTZ-Shirt auf der Bühne und singt über Science Fiction, Fantasy, Religion und gesellschaftliche Fragen. Dabei wissen 2ND SIGHT den Schreiberling hier durchaus positiv zu überraschen, denn er hört die Band hier zum ersten mal überhaupt. Und es ist bei weitem nicht so progressiv wie es sich jetzt hier anhört. Eher ganz leicht, dafür sehr melodisch und durchaus symphatisch. Mit Stücken wie "Machine Messiah", "Saber Rider" oder "Vital Signs" setzt man erste kleine Ausrufezeichen, welche nicht darüber hinwegsehen können, dass man hier von einer "Potential-Band" sprechen muss.
Anschließend betreten die Belgier HORACLE die Bühne. Diese lassen nichts anbrennen und gehen mit Melodic-Speed in die Vollen. Mit einem Album wie "Dead Eyes Revelations" brauchen sie sich auch gar nicht zu verstecken. Der Auftritt sieht sehr souverän aus, beim Sound traue ich mir gar nichts mehr zu schreiben, den er klingt durchweg gut. Mit "Freewheel Burning" gibt es noch ein völlig überraschend gut umgesetztes JUDAS PRIEST-Cover, welches so einige Gäste von außerhalb der Halle noch spontan in selbige kommen und moshen lässt. Respekt!
IRON THOR - Ja, die kamen danach. Und ehrlich gesagt interessiert es weder mich, noch interessierte es wohl auch die Fans, wer in dieser Band aktuell eigentlich spielt. Die ursprüngliche Band, 1976 gegründet, kam jedenfalls mal aus dem kanadischen Vancouver. Ein gewisser Jon Mikl Thor hat oder hatte wohl Bandrechte. Irgendwie haben sowohl eine wiedervereinigte Original-Band als sowohl Coverbands den Untertitel "Messengers Of Thor". Ja, fragt mich nicht. Der Gig begann mit einer Ansage, dass der eigentlich dafür vorgesehene Gitarrist krank und im Krankenhaus ist. Eigentlich genug Grund für eine Absage. Aber Glück im Unglück: Veranstalter Lenny kennt zufällig alle Songs von THOR bereits und springt kurzfristig als Gitarrist ein. An den Haaren herbeigezogen ist das ganze definitiv nicht. Lenny hat sich in der kurzen Aufwärmzeit von zwei Tagen bestens mit der Band interperformanciert oder wie auch immer man das dann schreiben will und bringt auf der Bühne eine Spielfreude an den Tag, dass man sich wundert, warum er in dieser Band nicht dauerhaft spielt. Diese Spielfreude steckt die restliche Band sichtlich an, welche sich in Vergleich zu anderen Auftritten zu steigern vermag. Es folgt der Auftritt von zwei liebenswürdigen Pleasure Slave-Mädels mit für die witterungsverhältnisse etwas zu leicht bekleidetem Outfit. Sie werden ganz gut in die Show integriert und wissen sich selbstbewußt warm zu halten. Die Band spielt Klassiker wie "Only The Strong", "Let The Blood Run Red", "Ride Of The Chariots", "Thunder In The Tundra" und dazu gibt es die berühmt-berüchtigsten Wrestling-Show-Einlagen des Originals. Die Halle ist so voll wie bei SATAN und später bei PRAYING MANTIS - nämlich eigentlich komplett voll. Das Publikum gröhlt bei jeder Aktion. Ekstase überall. Hier gibt es ALLES: Metal, Hymnen, Sex, Drugs and Rock'n'Roll. Kein Zweifel: IRON THOR mögen in der Setlist eine Nummer in der Geschichte sein. Hier waren sie ein großes Highlight des Festivals. Und das am Nachmittag.
Nicht leicht für die Schweden CRYSTAL EYES danach auf die Bühne zu gehen. Mit sieben durchwegs guten bis sehr guten Longplayern im Gepäck sollte man genug Rückgrat mitbringen um sich hier ordnungsgemäß repräsentieren zu können. Leider gelingt das an diesem Tag auch mit HELLOWEEN-Shirt nicht. Die Band präsentiert sich auf der Bühne ziemlich fahrig und teilweise neben der Spur und kann ihren Status auch gegenüber dem Publikum kaum halten. Woran es liegt, ist schwer zu sagen. Auch, weil nach IRON THOR viele Besucher die Halle verlassen haben und man durch die anschließende Unsicherheit nicht viel dazu beitragen hat, wieder Publikum zurückholen. Insgesamt eher enttäuschend.
Mit TYSONDOG steht anschließend wieder eine alte NWoBHM-Band auf der Bühne. Wieder einer mit gutem Comeback. Alben: 1984, 1986 und - Tusch - 2015. TYSONDOG wirken nicht besonders eingespielt, haben wenig Interaktion mit dem Publikum und sind sich nicht dafür zu schade, das der Frontmann die Songtexte auf der Bühne vor sich zum Umblättern hat. Für soviel Selbstvertrauen: Respekt. Denn der Gig ist insgesamt äußerst cool und wirkt souverän. Neue Fans gibt's hier am späten Nachmittag aber nicht.
Setlist: u.a. "The Machine", "Blood Money", "Don't Let The Bastards (Grind You Down)", "Hammerhead", "Taste The Hate"
Die Schweden MINDLESS SINNER gehen in eine ähnliche Richtung. Alben: zwei. 1986 und 2015. Irgendwas machen die aber anders als TYSONDOG, denn die haben eine deutliche Anhängerschaft im Publikum. Vielleicht ja auch selbst herangeschafft, wer weiß das schon. Jedenfalls ist hier nicht nur die Halle voller als bei TYSONDOG, sondern auch die Stimmung deutlich besser. Aber auch MINDLESS SINNER hinterlassen trotz souveränem Auftritt bei wie immer sehr gutem Sound keine nennenswerten Zitate. Gutes Zeug im OK-Modus.
PRAYING MANTIS, das englische Melodic-Schlachtschiff, sind für viele Fans dann nach den gestrigen Headlinern SATAN eigentlich schon fast der Samstags-Abschluß, denn POKOLGEP aus Ungarn sind sogar in der Underground-Szene relativ unbekannt. Es ist deshalb noch voller als gestern bei Q5 und eigentlich genauso voll wie bei SATAN. Bei bestem Sound geht's souverän mit "Captured City" und Panic In The Streets" los. Die Stimmung ist bestens und die Jungs rocken ohne Ende. Mit "Keep It Alive" hat die ansonsten sehr bevorzugte Standard-Setlist noch den Opener des neuen Studiowerkes "Gravity" mit an Bord, welcher sich anstandslos und homogen einfügt. Für mich zusammen mit SATAN die beiden besten Gigs der sogenannten "alten Kultbands". Die Band war übrigens danach noch bis tief in die Nacht mit unter dem Publikum, sah sich noch POKOLGEP an und unterhielt sich mit diversen Fans.
Setlist: "Captured City", "Panic In The Streets", "Praying Mantis", "Believable", "Borderline", "Fight For Your Honour", "Keep It Alive", "Highway", "Dream On", "Lovers To The Grave", "Time Slipping Away", "Rise Up Again", "Turn The Tables", "Children Of The Earth"
Die Samstags-Healdiner POKOLGEP aus Ungarn sind in Deutschland nahezu unbekannt, in ihrer Heimat jedoch stehen sie auf einer Stufe wie ACCEPT, SAXON oder JUDAS PRIEST. An diesem Abend bringen sie Publikum und Fotografen jedoch schwer in die Nähe der letzten Verzeiflung. Gnadenlose zwei Stunden dauert die Umbaupause. Nichts kann man der Band recht machen. Das liegt womöglich daran, dass jeder der Musiker normalerweise auf der Bühne soviel Platz hat wie in Trveheim alle Bandmitglieder zusammen, aber schön ist das nicht. Vereinzelt gibt es Beleidigungsrufe aus dem Publikum Richtung Bühne, während die Fotografen nach über eine Stunde Wartezeit sich die ersten Longdrinks holen.
Beim anschließenden Konzert ist dann alles wieder gut. Wie immer glasklarer Sound, die Band klingt ausgesprochen motiviert und spielfreudig. Mangelnde Ungarisch-Kenntnisse meinerseits lassen mich, trotz einiger Stücke welche ich auf CDs besitze, nicht eindeutig sagen wie der Song heißt. Aber spielt auch nur eine untergeordnete Rolle. Die Stimmung hat gepasst und gegen Ende des Auftritts waren auch wieder alle zufrieden. Spielzeit: 1 Stunde und 20 Minuten. Die Umbaupause war länger. Bei einem "Open End"-Slot hätte man da schon noch etwas drauflegen können. Dennoch alles im grünen Bereich.
----- PREISE -----
Eintritt 65,00 ***** Inkl. Camping und Duschen Schnitzelsemmel 5,50 **** Könnte günstiger sein, war aber gut belegt. Steaksemmel 5,50 **** Könnte etwas günstiger sein, aber ok. Jumboschnitzel m.P.u.S. 9,80 **** Monsterschnitzel mit Pommes und Salat. Kinderschnitzel m.P.u.S. 7,00 Immer noch ordentliche Portion mit gutem P/L-V Currywurst 6,50 *** Preis ok, aber nicht so überzeugend. Gemüsereis 3,50 ** Trockene Angelegenheit, aber ok. Pommes 3,00 *** Zuviel Salz, zu wenig kross, aber ok. Grillwurst 4,00 Nudeln mit Soße 4,50 Nudeln mit Fleisch 5,50 Big Beef-Burger 7,00 *** Viel zu viel Soßenzeug drauf, 200gr Patty. Chicken-Burger 5,00 **** Preislich sehr ok. Veggie-Burger 5,00
Bier 0,5l 3,00 **** Süffiges Helles. Weißbier 0,5l 3,00 **** Erdinger. Passt! Longdrinks 0,3l 6,00 ****(*) Je nach Bedienung sehr gute Mischung. Longdrinks 0,5l 9,00 ****(*) Je nach Bedienung sehr gute Mischung. Goaß'n 0,5l 3,50 ***** Je nach Bedienung sehr gute Mischung.
Habe natürlich nicht alles selbst probiert. Aber mehrere Leute befragt die noch ziemlich nüchtern ausgesehen haben (jeweils Vormittags bis früher Nachmittag).
----- FAZIT -----
Hier ist so ziemlich alles fast schon als perfekt zu bezeichnen. Die Organisation läuft äußerst stabil, die Essensauswahl reichhaltig (Nudeln gibt es z.B. sowohl mit Fleisch als auch vegetarisch und auch vegan) und die Getränkeauswahl ist gut aufgestellt und günstig. Weiterhin sehr auffällig ist der für ein Underground Festival fast schon beängstigend sehr gut ausgesteuerte Sound. Ich habe bisher noch keine Veranstaltung dieser Art erlebt, die bei diesem Punkt durchgehend so überzeugen konnte. Auch hörte man vor Ort und im Nachhinein ausschließlich Lob von den aufgetretenen Bands bezüglich der Organisation.
Da kann man nur gratulieren: alles richtig gemacht!
Für Euch vor Ort war: Jürgen Schottner (alle Berichte und Fotos)
Death Metal, Punk Rock, Oi!, Power Metal, Metalcore, Deathcore, Crossover und weitere Genres. Alle auf einem Festival mit ca. 10.000 Besuchern. Kann das funktionieren? Um das herauszufinden, habe ich mich auf den Weg ins 500 Kilometer entfernte Sulingen gemacht.
In Sulingen, einer niedersächsischen Kleinstadt mit ca. 13.000 Einwohnern findet seit 2011 das Reload-Festival statt. Bereits in der Vergangenheit konnten hier schon namhafte Acts wie LIMP BIZKIT, die BLOODHOUND GANG oder auch AMON AMARTH für das Festival verpflichtet werden.
Das Festival beginnt am Donnerstag mit einer Warmup-Show auf der „Tent Stage“, welche in einem Zelt außerhalb des „Battlefield“ stattfindet. Hunger und Durst kann der Besucher an mehreren Ständen stillen. Das Angebot ist recht abwechslungsreich. Eine Spültoiletten- Anlage ist ebenfalls vorhanden. Positiv zu erwähnen sind hier noch die zahlreichen Bierzeltgarnituren, die zum Verweilen einladen. Doch kommen wir nun zum Billing des heutigen Abends:
Donnerstag
Als erstes betritt A TRAITOR LIKE JUDAS die Zeltbühne. Die Metalcore-Band aus Braunschweig wird sich zum Ende des Jahres auflösen. Demnach ist der Reload-Auftritt einer der letzten in ihrer 18-jährigen Kariere, welche 4 Alben hervorgebracht hat.
Das Zelt ist am Anfang noch halb gefüllt. Mag daran liegen, dass viele Gäste noch mit dem Zeltaufbau oder der Anreise beschäftigt sind. Die Anwesenden haben auf jeden Fall ihren Spaß und gehen gut mit. Als Sänger Jasper zum „Circle Pit“ auffordert, beteiligen sich 90% der Zeltnutzer. Platz ist ja genug vorhanden.
Das sehr gute Wetter sorgt sicher auch dafür, dass ein Teil der Meute die Musik der Band lieber im Freien genießt.
Nach einer kurzen Umbaupause geht es mit ZE GRAN ZEFT aus Frankreich weiter. ZGZ lässt sich in keine der üblichen „Schubladen“ stecken. Dafür vermischen sie einfach zu viele Stilrichtungen miteinander.
Da mich die Art von Musik nicht anspricht (Geschmäcker sind verschieden), nutze ich die Gelegenheit, mir mal ein Bild vom nahe gelegenen Campground 1 zu machen. Ich treffe auf sehr entspannte Menschen, die entweder noch ihre Schlafstätten herrichten oder ihr bereits vollendetes Werk mit einem kühlen Blonden begießen. Haben sie sich angesichts der heutigen Temperaturen wahrlich verdient.
Aufgrund der Kennzeichen an den Autos stellt sich schnell heraus, dass das Festival mindestens im ganzen Bundesgebiet seine Fans hat. Vereinzelt sind auch Nummernschilder aus dem benachbarten Ausland zu sehen. Ein Dusch- und Toilettencamp kann ich entdecken, für die es die –heutzutage übliche- Flatrate gibt. Über die 5 Euro kann man sich sicher nicht beschweren. Ich entdecke ebenfalls einen Wagen, welcher morgens ab 7 Uhr Kaffee und belegte Brötchen anbietet. Die Infrastruktur scheint hier zu stimmen.
Es wird Zeit für den Rückweg, um die 3. Band des heutigen Abends im Zelt zu sehen. Beim Gang zum Zelt fallen mir die zahlreichen „Wertstoffsammler“ auf, die für ein sauberes Umfeld sorgen. Ich kann jetzt schon verraten, dass die an den anderen Tagen auch so geschieht. Klasse! ANNISOKAY, für mich DIE Überraschung des heutigen Abends gefallen mit ihrem Post- Hardcore nicht nur mir. Das Zelt ist gerammelt voll. Sänger Dave Grunewald weiß stimmlich zu überzeugen.
Die Band spielt unter anderem einige Songs vom 2018 erschienenen Album „ARMS“, welche beim Publikum sehr gut ankommen. Wenn das Wasser schon vom Zeltdach tropft, läuft wohl einiges richtig.
CONTERPARTS aus Kanada sorgen mit Ihrer Art von Melodic-Hardcore für jede Menge Arbeit der Security. Diese hat alle Hände voll zu tun, die zahlreichen Crowdsurfer wieder auf die Füße zu heben. Doch auch die Meute vor der Bühne kommt bei Songs wie „Swim Beneath My Skin”, “the Disconnect” oder “Witness” reichlich ins Schwitzen. Brendan Murphy stachelt die Leute immer wieder an. Die Folge sind eine unendliche Zahl an Circle Pits und lauter Gesang.
Kaum zu glauben, dass die Stimmung noch gesteigert werden kann…
…mit ZSK werde ich eines Besseren belehrt. Schon während der Umbaupause schallt es ohrenbetäubend laut „Alerta! Alerta! Antifacista!“ durchs Zelt. Sehr schnell wird auch dem letzten Zeltgast klar, wohin hier die Reise geht.
Nach einem Sirenen-Intro gefolgt vom Song „Alles steht still“ brennt hier die Luft! Es bedarf nicht vieler Zeilen. Der heutige Headliner sorgt für ein kollektives Ausrasten. Songs wie „Kein Mensch ist illegal“ oder auch „Antifacista“ werden von den Besuchern lautstark intoniert.
Die Berliner Skatepunker hinterlassen ein glückliches, zufriedenes und ausgepowertes Publikum, welches entweder beim anschließenden DJ-Set weiter Gas gibt oder sich für den morgigen Tag erholt.
Freitag
Bei winterlichen 13 Grad und Regen schnappen wir uns die Übergangsjacke und starten in den ersten offiziellen Festivaltag. Mit Deathcore, OI!-Punk, und Hardcore erwartet uns heute wieder eine gemischte Tüte harter Klänge. „Das Battlefield“ ist geöffnet!
Mit WALKING DEATH ON BROADWAY beginnt an diesem Freitag eine Deathcore Band vor einer leider noch überschaubaren Menge Zuschauer. Die Band promotet derzeit Ihr im September erscheinendes Album „Dead Era“. Die Songs klingen recht passabel. Zum Endes des Sets gibt es dann auch den ersten Circle Pit des Tages.
BOOZE & GLORY bedienen als nächste ein ganz anderes Publikum. Waren die Londoner OI!s noch im Winter mit den BROILERS auf Hallentour, grasen sie derzeit viele Festivals ab, um im Januar 2019 selbst eine Headliner-Tour in Deutschland, Schweiz und anderen Ländern zu bewerkstelligen.
Als temporäres Mitglied hat die Band derzeit auf einigen Shows Elise dabei. Sie begleitet Mark, Liam, Chema und Frank an den schwarz-weißen Tasten. Für mich eine völlig neue Erfahrung. Aber es funktioniert. Speziell der Ohrwurm „Blood from a Stone“ mit der langsamen Eingangspassage bekommt noch mal etwas Besonderes.
Dem immer größer werdenden Publikum gefällt es ebenfalls. Leider ist der Slot schon nach 35 Minuten beendet. Bleibt mir also nur noch, das 2017 erschienene Album „Chapter IV“ zu erwähnen, welches ich uneingeschränkt empfehlen kann.
Die Sonne kommt raus, schlagartig wird es warm. Zeit, sich in der Umbaupause mal im Battlefield umzuschauen. Auch hier gibt es zahlreiche Verpflegungsmöglichkeiten sowie Bierzeltgarnituren zum Ausruhen. Ein kleiner Metalmarkt versorgt die Gemeinde mit allerlei Merchandise.
Zurück im Pit erwartet mich die Post-Hardcore Band WATCH OUT STAMPEDE aus Bremen. Die Jungs haben ihr aktuelles Werk „SVTVNIC“ im Gepäck, von dem einige Stücke gespielt werden. Diese, und auch die älteren Tracks kommen beim Volk gut an. Der Circle Pit ist hier obligatorisch. WATCH OUT STAMPEDE tritt nicht zum ersten Mal auf dem Reload-Festival auf. Wenn es nach Meinung der Crowd geht, darf die Kapelle gerne wiederkommen.
Wir wechseln –mal wieder- die Richtung! Die STREET DOGS aus Boston können mit gutem Punk überzeugen. Sänger Mike McColgan (Ex-Mitglied von FLOGGING MOLLY) behauptet kühn, dass 99% aller Deutschen Alkoholiker sind. Dieses wird vom Publikum johlend bestätigt. Mittlerweile hat sich das Wetter stabilisiert. Es wird gut getanzt und eine Menge Staub aufgewirbelt. Zum CLASH-Cover von „Guns of Brixton“ gibt es dann kein Halten mehr. Leider ist auch dieser Slot gefühlt viel zu kurz.
PRO-PAIN, ebenfalls aus den Staaten beginnen mit einem geilen Intro, bevor es mit „Unrestrained“ in die vollen geht. Ihr Metalcore ist hart und brutal. Die 1992 gegründete Band um Sänger Gary Meskil kann einiges an Bühnenerfahrung aufweisen. Dies merkt man den New Yorker Jungs deutlich an. Die Menge hat Spaß und nutzt den noch reichlich vorhandenen Platz zwischen den ersten beiden Wellenbrechen für eine Runde Pogo gut aus.
Der Preis für das schönste Drumset an diesem Tag geht an: PRONG. Ein wunderschönes Acrylset in Orange sorgt für den knackigen Sound der Metaller aus den USA. Mit „For Dear Life“ und „Beg to Differ“ sind die Jungs um Tommy Victor gut dabei. Dennoch lässt das Infield nur schwer zu einem Circle Pit überzeugen.
DEVILDRIVER Ins Auge fällt als erstes Basser Chris Towning, der mit rot tätowiertem Hals die Bühne erobert. Die sehr gute und entspannte Security hat bei der Band das erste Mal heute alle Hände voll zu tun, um die Masse der Crowdsurfer zu bändigen. Kein Wunder, geben die Männer auf der Bühne mit ihrem schnellen und harten Metal doch ordentlich Gas. Scheinbar sind nun auch die letzten -vom gestrigen Abend- geschädigten aus ihrem Zelt gefallen und schütteln sich den letzten Alkohol aus ihren Körpern.
Mit SEPULTURA geht es ins letzte Drittel des heutigen Tages. Auch kommt bei der hat Security keine Langeweile auf. Die Brasilianer geben hier mit Stücken vom neuen Album „Machine Messiah“, als auch Klassikern wie „Territory“ oder „Refuse/Resist“ das volle Brett. Selbstredend, dass Gitarrist Andi Kisser ein Geburtstagsständchen bekommt.
BEARTOOTH erlebe ich nur aus der Ferne, da selbst ich nicht nur von Rock und Roll leben kann. Eine gute Currywurst sorgt bei mir für Wohlbehagen. Was ich jedoch von weitem höre und sehe, scheint nicht so schlecht zu sein. Melodiöse Nummern, welche vom vollen Infield lauthals mitgesungen werden, sowie eine riesige Staubwolke zeugen von Vollgas auf dem Reload-Festival.
Gut gestärkt erwartet mich dann das Intro von ESKIMO CALLBOY. Die Jungs um Sänger „Sushi“ Biesler nehmen das Publikum mit ihrer Art von Metalcore von Anfang an mit. Neben Krachern wie „The Scene“, „Crystals“ oder „Best Day“ gibt es auch einiges fürs Auge. . Es wird eine der Musik entsprechende Lightshow geboten. Die Strobos verstärken den treibenden Beat. Neben Konfettikanonen wird auf viel Nebel gesetzt. Die Band hat sichtlich Spass an ihrem Auftritt. Als „Sushi“, das Publikum fragt, ob es Bock auf Helene Fischer hat, ist dieses sichtlich irritiert. Die Auflösung kommt dann mit dem Nachsatz: „Nicht auf deren Musik“. Mit „MC Thunder“ verabschiedet sich ESCIMO CALLBOY in die Festivalpause, um an einem neuen Longplayer zu arbeiten.
Die Reload-Achterbahnfahrt geht weiter. Mit FLOGGING MOLLY wird es etwas ruhiger. Dennoch kommt ihr Folk-Punk-Rock bei den staubigen Gesellen im Infield gut an. Die Herren UND DIE DAME (Bridget Regan) erscheinen im edlen Zwirn auf der Bühne, um ihre –durchaus hörenswerte- Setlist abzuarbeiten. Songs wie „Drunken Lullabies“ oder „Swagger“ bringen das Volk zum Tanzen. Ruhigere Nummern wie „Float“ sorgen für kleinere Verschnaufspausen. Wie im Irish Folk üblich werden hier mit Fiddle, Tin Whistle, Uilleann Pipes, für das Reload-Festival eher unübliche Instrumente gespielt.
Endspurt!!! PAPA ROACH! Die kalifornische Metalband haut mich und mindestens die Hälfte der anwesenden erst einmal aus den Schuhen. Ein Intro mit einem MÖRDERBASS bringt unseren Herzschlag aus dem Takt, bevor der Headliner die Bühne stürmt. Was soll man groß zu PAPA ROACH schreiben? Ich versuche es mal mit Stichpunkten: Extase, Songs wie „Last Resort“,„Scars“ oder „Forever“, Staub, Jubel, Euphorie, Crowdsurfer, Ich denke, damit ist alles gesagt. Leider ist auch die Headliner-Show gefühlt zu kurz. Der gemeine Festival-Besucher hat nun die Möglichkeit, sich von dem anstrengenden Tag auf dem Campground zu erholen oder im „Tent Stage“-Zelt zu JOHN DIVA & THE ROCKETS OF LOVE abzufeiern. Ich wähle Option „A“.
Samstag
Der Sommer 2018 scheint sich offiziell auf dem Reload-Festival zu verabschieden. Strömender Regen sowie 11 Grad erinnern mich daran, dass ich bald Lebkuchen kaufen muss… Leider bekomme ich meinem Hintern ich früh genug hoch, um beim Frühschoppen im Zelt MR HURLEY UND DIE PULVERAFFEN zu erleben. Ich erfahre, dass die Piraten aus dem karibischen Osnabrück das überfüllte Zelt gerockt haben. Auch vor dem Zelt wurde gut abgefeiert.
Somit beginnt für mich der Samstag mit dem Contest-Gewinner RED COUNTY JAIL. Die Koblenzer Vintage-Rocker eröffnen leider vor einer sehr geringen Anzahl an Zuschauern das Battlefield. Dies hat wohl auch damit zu tun, dass die Pause zwischen den PULVERAFFEN und RED COUNTY JAIL viel zu kurz ist. Die Schlangen vor der Zugangskontrolle zum Battlefield sind enorm. Die Leute, die es rechtzeitig geschafft haben, lassen sich vom Regen nicht beeindrucken und gehen zumindest einigermaßen mit. Während der 30 Minuten sind unter anderem die Songs der 3-Track EP „Red County Jail“ zu hören. Anspieltipp: „Coming Down“. Aus gesundheitlichen Gründen trat die Band mit einem Ersatzsänger auf, der seine Sache meines Erachtens gut gemeistert hat. Ich hatte die Möglichkeit, mit der Band ein Interview zu führen. Dieses findet Ihr an anderer Stelle.
Die RYKERS aus Kassel trotzen dem Regen und stürmen mit ihrem Hardcore die Bühne. Sänger Dennis hüpft wie ein Flummi durch die Gegend. Der Regen verwandelt die Stage in eine Schlinderbahn, was zur Folge hat, dass Dennis ausrutscht und sich lang macht. Einigermassen unbeeindruckt davon entert er den ersten Welllenbrecher, um aus dem Publikum weiter zu singen, während die Helping Hands versuchen, die Bühne trocken zu kriegen. Das kommt sehr gut an. Aufgrund des Wetters bleiben die ersten Circle Pits des Tages sehr staubarm.
Durch die Möglichkeit des Interviews musste ich auf KAISER FRANZ JOSEF verzichten. Was ich jedoch aus dem Infield mit einem Ohr höre, klingt gut. Scheinbar ist das Volk mit den „Operettenrepublikanern“ sehr zufrieden. Nach dem Set erklingen laute „Zugabe“-Rufe. Festivalüblich können die leider nicht erfüllt werden. Zu straff ist der Zeitplan. Schließlich gibt es heute noch weitere Kapellen, die die Bühne rocken wollen. Die Orga ist hier hervorragend. Umbau, Soundcheck, alles läuft reibungslos und geschmiert wie ein Uhrwerk.
Mit dem NIGHT FLIGHT ORCHESTRA gibt es wieder eine Wendung um 180 Grad. Björn Strid und seine Mannen betreten in sehr farbenfrohen Outfits die Bühne. Verstärkt werden die Klassikrocker von Zwei „Stewardessen“, welche für den Background-Gesang zuständig sind. Die 7 Songs „lange“ Setlist kommt bei der immer grösser werdenden Meute gut an.
Wir entspannen noch kurz, bevor wir mit den DEEZ NUTS aus Australien in zahllose Moshpits springen. Frontmann JJ Peters merkt an, dass es noch früh am Tag, die Energie jedoch deutlich spürbar ist. Dass die Fangemeinde sehr groß ist, merkt an den lautstarken durchgehenden Gesängen. Zum letzten Song „Binge & Purgatory“ öffnen sich dann die Schleusen. Dem harten Kern vor der Bühne macht dies jedoch nichts aus. Unbeirrt feiern sie die Hardcore-Band aus Down Under.
Mit MANTAR betritt die kleinste Combo des Festivals die Stage. Hanno an Gitarre und Gesang, sowie Erinç am Schlagzeug sorgen mit ihrem Doom-Metal für die dem Wetter angemessene Stimmung. Hanno, mit drahtigem, freien Oberkörper weiss mit Songs, u.a. vom 2018 veröffentlichten Album „The Modern Art of Setting Ablaze“´zu überzeugen. Gar nicht zur Musik passend, kommt nach einiger Zeit die Sonne wieder raus.
Es folgt die obligatorische Pressekonferenz. Veranstalter, Polizei, sowie Rettungsdienst und Security zeigen sich sehr entspannt. Keine besonderen Vorkommnisse. Alles im Rahmen. Der Veranstalter freut sich über ein Ausverkauftes Reload 2018 und gibt das Datum für 2019 bekannt. Das Festival findet im kommenden Jahr vom 22. August bis 24. August statt.
Nach den düsteren Klängen wird es Zeit für heitere Musik TORFROCK entert Sulingen mit Hits wie „Presslufthammer B-B-Bernhard“ und „der Boxer“. Selbstverständlich dürfen „Beinhart“ und „Volle Granate Renate“ nicht fehlen. Das gut besetzte Infield ist von der ersten Note an textsicher dabei. Aufgelockert wird die schon sehr gute Show mit kleinen Anekdoten und Gedichten, welche Sänger und Blockflötenspieler Klaus Büchner zum Besten gibt. Wer jemals dachte, dass Crowdsurfer die Bagalutten meiden wie das Weihwasser, wird hier eines besseren belehrt.
Schluss mit Lustig. MADBALL aus New York belegen mit ihrem Hardcore den nächsten Slot. Sänger Freddy Cricien springt wie ein Irrer über die Bühne. Gott sei Dank ist diese trocken. Somit wird ein weiterer Sturz am heutigen Tag vermieden. Als er in den Fotograben springt um gemeinsam mit den Leuten vorm Wellenbrecher abzufeiern steigert sich die Stimmung ins unermessliche. MADBALL hat hier definitiv gerockt. Auf dem Weg zum Getränkestand läuft mir ein sichtlich entspannter Wacken-„Chef“ Thomas Jensen über den Weg und nimmt sich Zeit für ein kurzes Gespräch. Er freut sich, dass das W:O:A so gut über die Bühne lief und ist immer noch begeistert über das Wetter. Das Reload-Festival besucht er schon einige Jahre.
Bei DRAGONFORCE öffnet sich dann MEIN Metalherz. Mit ihren wahnsinnig schnellen Riffs und Solis zieht die Band mit ihrem Power Metal nicht nur mich in ihrem Bann. Es folgen riesige Circle Pits. Den Jungs kann man ihre Spielfreude deutlich ansehen. Mit „Through The Fire And Flames“, welches schon viele „Guitar Hero“-Spieler in den Wahnsinn getrieben hat, endet ein –für mich- genialer Slot leider viel zu früh. Der Preis für die meisten Toms am Drumset gewinnt dieses Jahr Schlagzeuger Gee Anzalone.
Nach so viel Melodie wechseln wir mit SICK OF IT ALL aus New York wieder in den Hardcore-Bereich. Shouter Lou Keller empfängt die Crowd mit den Worten „Reload, let’s get fucking loud! We are Sick Of It All from NYC”. Es dauert nicht lange, bis das Infield ausrastet. Zum Song „Scratch The Surface“ gibt es eine beeindruckende „Wall of Death“. Keller bedankt sich bei den Fans für 32 Jahre Support, bevor das Set nach 75 Minuten endet.
Bevor der Co-Headliner KREATOR die Bühne betritt, erscheint Veranstalter Andre Jürgens die Bühne. Er bedankt sich bei den über 250 ehrenamtlichen Helfern, ohne die das Festival nicht möglich wäre. Des Weiteren verkündet er voller Stolz, dass das Reload-Festival zum ersten Mal in seiner Geschichte mit 12.000 Besuchern ausverkauft sei. Für schnellentschlossene Festivalfans hat er noch ein Leckerbissen parat. 300 Tickets für 2019 werden nach dem Headliner für einen Preis verkauft, der noch unterhalb der Earlybird-Karten liegt.
Dann ist es auch soweit. Das Essener Trash-Urgestein entert das Podest. Zum ersten Riff von „Phantom Antichrist“ rastet das volle Infield komplett aus. Es gibt eine sehr beeindruckende Bühnenshow. Die vorhandenen Flammenwerfer wärmen die ersten Reihen bei mittlerweile erfrischenden 10 Grad. Die Bühne ist mit zahlreichen Bildschirmen behangen, auf denen verschiedene Filmsequenzen laufen. Konfetti und Nebel runden die Show ab. Abgerundet wird das ganze durch eine Setlist mit Song wie „Enemy Of God“, „Gods Of Violence“ oder, „Satan is Real“, die keine Wünsche offen lässt. Zu „Flag of Hate“ schwenkt Sänger „Mille“ Petrozza im Scheinwerferkegel eine –logisch- riesige Flagge. Mit „Pleasure to Kill“ verabschiedet sich KREATOR und lässt sehr viele glückliche Gesichter zurück.
Als Headliner wurden für den Samstag IN FLAMES verpflichtet. Da die Göteborger Melodic Death Metal Band auch hier in Niedersachsen eine große Anhängerschaft hat, können sich die Schweden zu Songs wie „Cloud Connected“ oder auch „Pinball Map“ auf einen grandiosen Support verlassen. Das Publikum holt noch einmal alles aus sich raus, bevor auf dem Reload 2018 der letzte Vorhang fällt.
Fazit: Die am Anfang des Berichtes gestellt Frage kann ich ganz klar mit „JA, es funktioniert!“ beantworten. Die Macher des Reload-Festivals schaffen erfolgreich den Spagat zwischen den verschiedenen Musikstilen. Klar, es gab Bands, die mir nicht so zugesagt haben. Andersrum konnte ich beim „Blick über den Tellerrand“ Gruppen für mich entdecken, die ich so nicht auf dem Schirm hatte. Der Organisation muss man klar die Note 1 geben. Hier läuft eigentlich alles rund. Wie flexibel das Team um den Veranstalter ist, hat man an der kurzfristigen Öffnung von Camp 3 erlebt. Als sehr kleine Verbesserung könnte man überlegen, ob man das Battlefield am Samstag eher öffnet oder die erste Band etwas später auftreten lässt. Somit hätten mehr Leute die Möglichkeit, den Contest-Gewinner zu sehen Die kurzen Wege zwischen Camp und Venue sind echt angenehm. Sanitäre Einrichtungen sind zahlreich vorhanden und immer sauber gewesen. Für Speis und Trank ist ausreichend gesorgt. Die angebotenen Sitzmöglichkeiten findet man längst nicht auf allen Festivals. Ein entspanntes Publikum, Securitys, welche selbst Fans der auftretenden Künstler sind, machen das Ding rund.
Für mich ein Festival in einer übersichtlichen Größe, was ich jedem empfehlen kann, der die angebotenen Musikrichtungen mag.
Credits: Bericht und Fotos: Andre Schnittker Das Audiofile mit dem Interview wurde mir dankenswerterweise von Tim Gunkel von „Rundfunk Meissener“ zur Verfügung gestellt.
Seit 1998 reist unser Kollege Jürgen bereits jedes Jahr nach Wacken. Seit 1998 berichtet er darüber. Freunde und Kollegen kamen und gingen. Er kam immer wieder zurück. Herzlichen Glückwunsch! Doch wie immer war er auch diesmal nicht alleine unterwegs, ein paar seiner Getreuen begleitete den letzten Revolvermann und folgten mit ihm dem schwarzen Mann mit der gelben Weste, welcher uns in den Parkplatz des Akkreditierungsstandes winkte.
----- MITTWOCH -----
Am Mittwoch waren wir bereits langsam Richtung FISHER-Z unterwegs, als unsere beiden Kollegen aus Nürnberg noch langsam durch die Mohaine-Wüste krochen und sehr durstig waren. Sie kamen an einem Krawattenstand vorbei, doch sie wollten keine kaufen. So schleppten sie sich noch zum VIP-Shuttle und als sie dann nach langer Fahrt ankamen, wurden sie nicht in den VIP-Bereich gelassen, denn dort herrschte an jenem Abend Krawattenpflicht. Und das war dann der Grund, warum sie den Mittwoch verpassten.
Auch unsere Gruppe wurde geteilt, denn während die einen weiterhin zu FISHER-Z ins gelobte nasse Zelt pilgern wollten "es soll dort Wasser geben!", erfuhr der andere Teil unserer Gruppe, dass es diesen ORT "Wacken" tatsächlich geben soll! In dessen Mitte eine gewaltige "Metal Church" und eine Königin sollte heute darin singen! Wer glaubt denn noch an Märchen?!
FISCHER-Z (W.E.T. Stage) - UE Team 2
In Wacken ist nicht alles Metal. FISCHER-Z sind dafür gleich zu Beginn ein Beispiel. Die 1977 gegründete Band aus England gehört zu den einflussreichsten Vertretern der New Wave-Bewegung Ende. Sänger und Gitarrist John Watts ist das Herzstück und er war auch gut bei Laune. Während die Mehrzahl des jüngeren Publikums eher zurückhalten im Hintergrund abwartete und sich einfach mal anhören wollte, was das wohl sein mag, standen vorne viele Ältere Fans, welche tatsächlich ziemlich textliche ganze Songs mitgesungen haben.
DORO (Metal Church) - UE Team 3
Wir staunten uns durch das scheinbar tatsächlich real existierende Dorf Wacken hindurch bis zur Metal Church. Dort eröffnete Pastorin Petra Judith Schneider um 18 Uhr 30 das Festival mit einem Gottesdienst, welchem ein Konzert von Doro folgen sollte. Hatte man uns nicht erzählt, da würde eine Königin singen? Merkwürdig. Mehr als 350 Menschen passen in diese Kirche leider nicht hinein. Aber sie war tatsächlich voll. Also die Kirche. Von einem befreundeten Magazin hatten wir zum Glück zufällig Unterstützung gefunden. Man erzählte uns, diese Frau wäre 54 Jahre alt. Also zehn Jahre jünger als meine Mutter. Also quasi meine Großmutter. Sehr erstaunlich. Aber sie sah nicht älter als... nunja. Es handelte sich hier um eine Halb-Akkustik-Show und wie es aussieht, zehrt meine Mutter... äh... diese Frau... von ihrer Vergangenheit. Sie singt nämlich ständig Songs von einer Band, in der sie vorher mal war. Sie hieß WARLOCK. Und so begann es dann in dieser Kirche auch sehr andächtig mit "I Rule The Ruins" (wohl irgendwas vom Zweiten Weltkrieg), gefolgt von "Burning The Witches" (klingt nach Metalalter). Danach wurde die Gemeinde aufgefordert ihre Fäuste in die Luft die erheben. Das Stück hieß "Raise Your Fist In The Air". Es folgte mit "1000 Years" etwas, was zum ersten mal überhaupt live erklang. Aber es erklang gar nicht mal so schlecht. Danach kamen "Für immer", "East Meets West" und "True As Steel". Das Publikum applaudierte definitiv immer lauter. Viel mehr, als ich es je auf einem Gottesdienst erlebt hatte. Mit "It Cuts So Deep" kam wohl wieder etwas neues. Scheinbar hatte niemand im Publikum ein Liederbuch zur Hand, denn niemand sang mit. Am Ende wurden wir alle mit "All We Are" aus dem Gottesdienst verabschiedet. DANKE! DANKE WACKEN. Was für eine Erleuchtung. Ich werde mich dieser Gemeinde, in welcher ich heuer zum ersten mal war, definitiv anschließen.
FISH (Headbangers Stage) - UE Team 2/3
Es ist kein Metal-Abend, welchen wir hier sehen, aber dafür eine willkommende Abwechslung zu den bevorstehenden Tagen. Der ehemalige MARILLION-Sänger Derek William Dick, bekannter unter seinem Künstlernamen FISH, beginnt hier so langsam seine Abschiedstour, welche ein Hauptaugenmerk auf das Album "Clutching At Straws" legt. Wir geben zu: kennen tun wir davon nichts, aber wir werden nach Wacken definitiv mal reinhören. Die Begleitband hat handwerklich ziemlich was drauf und Fish weiß die anwesenden Fans mit britischem Humor zu unterhalten.
Setlist: "The Voyeur (I Like To Watch)", "Hotel Hobbies", "Warm Wet Circles", "That Time Of The Night (The Short Straw)", "State Of Mind", "Sugar Mice", "White Feather", "The Last Straw", "Torch Song", "Incommunicado"
NAZARETH (W.E.T. Stage) - UE Team 2/3
Wahnsinn! Seit 1968 tingeln die schottischen Hardrocker NAZARETH durch die Welt. Doch im Gegensatz zu FISH kennt man beim relativ kurzen Set so ziemlich alles aus dem Radio. Auch die jüngsten hier unter uns kennen zeitlose Hymnen wie "This Flight Tonight" oder "Love Hurts" und so geht ein denkwürdiger erster Tag in dieser Metal-Großstadt zuende.
Setlist: "Razamanaz", "This Flight Tonight", "Dream On", "Alcatraz", "Hair Of The Dog", "Love Hurts"
----- DONNERSTAG -----
VINCE NEIL (Harder) - UE Team 2/3
Der ehemalige MÖTLEY CRÜE-Sänger hat eine ziemlich gute Band dabei und zelebriert die alten Hits seiner früheren Kollegen. Das fängt schon mit dem Opener "Dr. Feelgood" an und zieht sich weiter über "Looks That Kill" bis zum Rausschmeißer "Wild Side". Zwischendurch gibt es noch das LED ZEPPELIN-Cover "Whole Lotta Love". Insgesamt ein guter Auftritt, aber auch durchaus Leichenfledderei, wenn man selbst so gar keine eigenen Stücke zu präsentieren hat. Ein gefälliger, aber harmloser Auftakt.
DIRKSCHNEIDER (Faster) - UE Team 1
So richtig Lust hat man ja eigentlich nicht, bei gefühlten 95° im Schatten, durch die Staubwüste zu irren, aber was tut man nicht alles für ein wenig gute Musik?
Udo mit einer seiner Bands – live, die Stimme kratzig und kautzig – genauso wie es sein soll. Alte Zeiten eben. Und für mich eine Premiere, denn kenne ich zwar alle älteren ACCEPT-Songs, habe ihn aber noch nie auf der Bühne mit seinen Gassenhauern erlebt.
Es brannte ein wahres Feuerwerk der guten alten ACCEPT-Klassiker ab, gemischt mit wenigen seiner neuen Songs. Zum Aufheizen der Fans begann die Band mit einem Mix neuer, aber auch alter Alben darunter "Princess Of The Dawn", "Restless And Wild", "Midnight Mover", "Aiming High", "Son Of A Bitch" und anderen wie "London Leatherboys", "Up To The Limit", "Breaker", "Screaming for A Love Bite". Bei gut gefülltem Infield hatten die Jungs mit dem Publikum richtig Spaß und legten weiter nach mit "Love Child" und "War Games". Nach "Metal Heart", welches mit einem klasse Gitarrensolo garniert wurde, ging es weiter mit "Fast As A Shark". Fast könnte man meinen, das Publikum hat sich hier schon völlig verausgabt, denn von dem allseits beliebten „Heidi heido heida“ war von den Leuten nicht viel zu hören. Nach dem Intro entstand ein großer Circle-Pit, der aufgrund der Trockenheit und des Staubs kilometerweit in die Atmosphäre aufgestiegen sein muss. Schließlich ging es dem Ende entgegen mit "I’m A Rebel" und "Balls To The Wall".
Schade, dass alles irgendwann ein Ende hat, aber dennoch alles in allem ein gelungener Auftritt. Über den Sound brauchen wir nicht zu reden – der war wie immer sehr gut!
JUDAS PRIEST (Harder) - UE Team 1
Headlining, das haben sie viele Jahre gelernt die Jungs rund um Rob Halford. Mit einem großen Kessel überwiegend mit Klassikern gefüllt traten sie auf die Bühne und taten das, was sie am besten können: Das Publikum begeistern – haben sie doch eine sehr große Bandbreite an unterschiedlichen Alben auf den Markt geworfen.
Zur Promotion ihres neuen Albums "Firepower" begannen sie auch gleich mit dem gleichnamigen Titelsong, der das Publikum sofort anheizte. Gefolgt von Titeln wie "Grinder", "Sinner", "Lightning Strikes", "Bloodstone" und "Saints In Hell" folgte ein Song der vor vielen Jahren die Fanlager spaltete. Richtig. "Turbo Lover". Macht aber nix. Das Publikum war gut drauf und kann wohl drüber hinwegsehen. Weitere Klassiker wie "Night Comes Down", "Freewheel Burning" und "You’ve Got Another Thing Coming" brachten die Stimmung zum Kochen. Damit nicht genug steigerten Halford und Co die Stimmung ein weiteres Mal mit "Hell Bent For Leather", "Painkiller" und "Metal Gods", bis die Vorstellung schließlich mit "Breaking The Law" und "Living After Midnight" zum Ende kam.
Wie gewohnt ein guter Auftritt. Nicht falsch verstehen – Keine Kritik ist des Frankens größtes Lob!
WATAIN (Headbangers Stage) - UE Team 1
Wie üblich brennt bei den Black Metallern wieder die Hütte. Umgedrehte Kreuze und diverses anderes diabolisches Zubehör sorgt dafür, dass es auf der Bühne wohlig warm bleibt. Der Sound knallt ordentlich und WATAIN bieten ein gutes Set und eine überzeugende Performance.
Setlist: "Stellarvore", "Devil's Blood", "Nuclear Alchemy", "Malfeitor", "Furor Diabolicus", "Sacred Damnation", "Angelrape", "Waters Of Ain"
----- FREITAG -----
ATTIC (Headbangers Stage) - Iron Maiden FC Team
Der Tag ist noch früh, als eine deutsche Band Namens ATTIC die Bühne betritt und in der Folge ihre beiden Alben "The Invocation" und "Sanctimonious" darbieten. Für Fans von MERCYFUL FATE und KING DIAMOND ein Hochgenuss, welcher auch ganz gut angenommen wird. Auch wenn das Publikum noch etwas überschaubar ist, finden wir hier neue Freunde in Form des Iron Maiden FC Fußball-Fanclubs. Cheers!
AMORPHIS (Faster) - UE Team 2
Bestens augelegt feiern AMORPHIS sich selbst und das Publikum mit einer bunten Mischung aus ihrer mittlerweile langen Schaffenszeit. Der Opener "The Bee" fügt sich da genauso nahtlos ein wie das ebenfalls neue "Daughter Of Hate". Es geht kein Wind und deshalb kommt auch der gut abgemischte Sound auch wirklich so beim Zuhörer an. Ist ja schonmal ein guter Anfang.
Setlist: "The Bee", "The Golden Elk", "Sacrifice", "Silver Bride", "Bad Blood", "Wrong Direction", "Against Widows", "The Castaway", "Daughter Of Hate", "Death Of A King", "House Of Sleep"
MR. BIG (Louder) - Team 3
Es soll tatsächlich Leute geben, die bei Erscheinen dieser Alben schon auf der Welt waren. Team 3 hört hier zum ersten mal MR. BIG live. Und dazu Hits aus dem Altherren-Radio die Titel tragen wie "Daddy, Brother, Lover, Little Boy", "Green-Tinted Sixties Mind" oder "Colorado Bulldog". Die totgenudelte Monsterballade "To Be With You" ist aber auch uns dann zuviel. Wir brauchen Bier. Vieeeeel Bier.
DOOL (Headbangers Stage) - UE Team 1
Ein ganzer Tag im Zelt. Warum auch nicht, hier läuft eben genau das, was man nicht ständig sieht. Die niederländische Rockband vermischt hier Prog-, Psychedelic- und Gothic-Rock mit Doom-Metal. DOOL haben zwar erst ein Studiowerk veröffentlicht, aber mit Sängerin Ryanne van Dorst eine passende Stimme und Job van de Zande (Bass) und Micha Haring (Drums) kennen etliche Fans dieses Genres bereits von THE DEVIL'S BLOOD. Die anwesenden Fans lassen das Zelt zwar etwas überschaubar erscheinen, doch Spaß haben alle bei gutem Sound und einer Performance ohne großer Worte. Zwischem den furiosen FIREWIND und den nachfolgenden DESTRUCTION erden DOOL das Publikum mit hypnotischem, langgezogenem Sound, welcher einen zeitweise etwas in eine andere Welt zu entrücken droht. Gut, dass dann plötzlich jemand mit einem Bier neben einem steht und man wieder in der Wirklichkeit landet.
DESTRUCTION (W.E.T. Stage) - UE Team 1
Bereits während DOOL ihrem Auftrittsende entgegenspielen, füllt sich das Zelt weiter und weiter und weiter. Es gibt eine Thrash-Metal-Keule und alle wollen eins auf die Mütze. Gab es dann auch. Ende der Durchsage.
DORO (Harder) - UE Team 2/3
Bei DORO weiß man mittlerweile gar nicht mehr, ob sie zum Wacken-Inventar gehört oder Wacken inventarisiert. Los ging's mit "I Rule The Ruins" und "Burning The Witches". Neben mir ertönte eine Stimme von Team 2 "jo, jooooo... das haben wir in der Metal Church auch gehört. Nur etwas sakraler." - "Was heißt denn 'sakraler'?" - "Ja so halb akkustisch. Mit Kirchenhall". Aha. Also es folgte mit "Raise Your Fist In The Air" dann ein... "jo, jooooo... das hat sie in der..." - hmmpf... ich glaube, das hatte Doro auch auf der Bühne mitbekommen, so groß dieses Gelände auch ist. Denn ich wurde endlich erlöst. Und zwar mit "The Ballroom Blitz". Einem THE SWEET-Cover. Zusammen mit Andy Scott und Peter Lincoln. Jetzt erklär doch mal bitte einem etwa 20jährigem, was THE SWEET sind, warum zum Kuckuck die nicht in dieser Metal Church waren (sie waren nicht geweiht!!!, sie durften nicht rein, verstehste!)... aber erklär dann mal wer bei "East Meets West" und "Für Immer" Tommy Bolan ist...
NIGHTWISH (Faster) - UE Team 1
Alles steht bereit, die Bühne ist fertig präpariert, der Vorhang fällt, es steht NIGHTWISHauf dem Programm. Eingebettet in ein prall gefülltes Infield geht es nun los mit einem Ein-minütigem Countdown-Intro, bis Floor und Co auf die Bühne treten. Rückblende. Zuletzt waren sie vor drei Jahren auf dem Holy Ground, als Leadsängerin Floor zum festen Bandmitglied ernannt wurde. Der Auftritt damals war – wir erinnern uns – gut, aber stimmlich ausbaufähig. Denn die Stimme der Metallerin ist lange nicht reif, die Songs, die Tarja zum Besten gab, in dieser Brillanz darzubieten. Und heute? Heute stehen sie wieder in Wacken und zeigen wie immer eine großartige Show, beginnend mit "The End Of All Hope", "I Wish I Had An Angel", "Come Cover Me", "Gethsemane" und "Élan". Wie klingt es nun? Deutlich besser als noch vor drei Jahren. Floor hat ihre Stimmer weiter verbessert. Natürlich ist sie nicht mit einer Opernstimme zu vergleichen. Nun ist die Show echt sehenswert. Songs, die einst von Tarja gesungen wurden, gehen nun wieder live ins Ohr. Was folgt ist bei toller Stimmung "Amaranth", "I Want My Tears Back", "Devil & The Deep Dark Ocean" und "Nemo". Wie immer gibt die Band alles und sie haben Spaß dabei, wenns den Fans auch gefällt. Die Verabschiedung folgte schließlich mit "Slaying The Dreamer" und "Ghost Love Score" – bei einem gefühlt viel zu kurzem Auftritt von 75 Minuten. Schade.
BLUES PILLS (W.E.T. Stage) - UE Team 1
Während der komplette Rest von uns bei RUNNING WILD verweilt, stehe ich hier weiterhin im Zelt und höre mir - immer noch ohne Joint - den Psychedelic Rock der BLUES PILLS an. Der ist gewiss nicht schlecht, aber wer PINK FLOYD-Fan ist wie ich, merkt es gleich: da fehlten beim Songwriting einfach die Drogen. Neben dem Tony Joe White-Cover "Elements And Things" und "Somebody To Love" bei THE GREAT SOCIETY gibt es vom eigenen Fundus Stücke wie "Astralplane" oder eben auch die zwei mittlerweile ziemlich bekannten Stücke "High Class Woman" und "Devil Man" zu hören. Für mich wird die Band ehrlich gesagt zu sehr gehyped, sie ist wahrlich nicht schlecht und der Gesang kann ebenfalls völlig überzeugen. Aber irgendwie fehlt es hier an Seele und Herz.
Setlist: "Astralplane", "Black Smoke", "Elements And Things", "You Gotta Try", "High Class Woman", "Somebody To Love", "Devil Man"
RUNNING WILD (Harder) - UE Team 1
Als früherer Fan von RUNNING WILD wollte ich sie nochmal sehen. Ich dachte, soll ich mir das nochmal antun? 2015 standen Rolf Kasparek und seine Piraten zuletzt in Wacken auf der Bühne und der Auftritt war gelinde gesagt – eher schlecht als recht. Aber jeder sollte mehrere Chancen bekommen. Erst recht, wenn man am Wacken-Freitag zu Bester Zeit auf der Bühne steht. Wie gewohnt spielte ein Intro vom Band, seltsame Mischung wie bei den letzten Auftritten auch. Nach einer gefühlten Ewigkeit traten Rolf und seine Mannen endlich auf die Harder-Stage.
Los gings mit "Fistful Of Dynamite" und "Bad To The Bone". Leider unterdurchschnittlich gespielt. Der Sound wollte auch nicht so richtig. Der Bass hat uns auf einem etwa zu zwei Dritteln lückenhaft gefülltem Infield fast weggeweht, Kaspareks Stimme klang ziemlich gleichtönig und langweilig. Auf ner HipHop-Party lasse ich mir sowas ja eingehen, aber nicht in Wacken. "Rapid Foray", "Uashitshun" (Gesundheit - Anm. der Redaktion) und "Riding The Storm" folgten. Nun zog ich weiter durch die Staubwüste in Richtung Bullhead City, denn im Zelt spielten gerade noch MANTAR. Beim Verlassen des Infields konnte man meinen, der Duft von abgewrackten Piraten in Port Royal liegt in der Luft. Allerdings machte das den unterdurchschnittlichen Auftritt von RUNNING WILD auch nicht wett. Das war dann wohl wieder nix. Schade, Rolf. Das Infield leerte sich bereits jetzt zusehends, obwohl RUNNING WILD noch lange nicht fertig waren.
LEE AARON (Headbangers Stage) - UE Team 1
Während meine Kollegen weit, weit weg, am anderen Ende der Mohaine-Wüste den Hamburger Kollegen von RUNNING WILD zugucken, begutache ich im temperaturerträglichen großen Zelt die Metal Queen Lee Aaron. Diese geht mit dem Opener "Metal Queen" (sic!) auch gleich in die Vollen und präsentiert ein mutiges Best-Of-Programm quer durch ihre Karriere. Experimentelle Ausflüge wie mit den SONS OF FREEDOM oder später den SWINGIN' BARFLIES lässt man hier natürlich weg. Insgesamt gesehen gibt sich die kanadische Sängerin ganz Queen-mäßig zurückhaltend bei ihrer Performance und legt mit einer souverän aufgelegten Band ein durchaus beeindruckendes Konzert hin, mit welchem ich so gar nicht gerechnet habe (ewig nicht gesehen, ewig nicht gehört). Leider vermisse ich einen ihrer größten und ergreifensten Song "Only Human". Das eher größere Problem dabei wird sein: Wie erkläre ich jetzt unserem jungen Team 3, dass Doro Pesch nur eine lokale Metal Queen ist, während Lee Aaron in einer weitaus internationaleren Liga spielt?
Setlist: "Metal Queen", "Some Girls Do", "Sex With Love", "Diamond Baby", "Fire And Gasoline", "Barely Holdin' On", "Hands On", "American High", "I'm A Woman", "Whatcha Do To My Body"
MANTAR (W.E.T. Stage) - UE Team 1
Na, wer erinnert sich noch an den Film "Mantar, Mantar"? Inzwischen ist aus dem Opel ein Duo geworden. Obwohl sich das Duo mittlerweile ein neues Auto gekauft hat, ist der Name so geblieben. 'tschuldigung. War während der Umbaupause beim Warten auf Bier wohl etwas in phantastische Parallelwelten abgetriftet. Aber dann beginnt diese Zwei-Mann-Truppe, welche lediglich aus Gitarre und Schlagzeug besteht. Also zwei Menschen, welche diese Instrumente bedienen. Niemand weiß eigentlich so richtig, wo man sie stilistisch so einordnen kann, ich hab sogar zwei Pressekollegen von anderen Magazinen gefragt. Ich würde das ja so beschreiben: man nimmt ein paar völlig fertige, unter Drogen stehende Aggro-Punks, wirft sie zusammen mit DARKTHRONE und MOTÖRHEAD in einen überdimensionalen Mixer, welcher dann zusammen mit einem Terminator in eine Stahlschmelze fällt. Aus dieser Stahlschmelze entstehen dann zwei Musiker (MAN und TAR). Wenn sie auf der Bühne stehen, sind "The Expendables" (und zwar aus allen drei Filmen) als Security im Fotograben und werfen alle Crowdsurfer, sobald sie dort angekommen sind, quer durch die Bullhead City zum davor stehenden Lemmy-Denkmal. Währenddessen kam Kollege Carsten relativ ernüchtert von einem völlig lahmen RUNNING WILD-Auftritt an (Bericht siehe weiter oben), bestellte sich ein Bier und dann so: "Der Soundcheck klingt aber ziemlich heftig. Wer spielt denn als nächstes?". Aber jetzt ernsthaft: Ich fand den Auftritt sogar richtig gut. Ist mal was anderes und muss ganz bestimmt nicht jedem gefallen. Aber hey, das hier ist das Zelt und hier lernt man Sachen kennen, die man sonst nicht aufm Schirm hat. Live gefallen mir MANTAR richtig gut, vorallem weil sie komplett an der Basis arbeiten, sich einen Dreck um technischen Anspruch scheren und die Musik fühlbar aus dem Bauch kommt. Für mich alten Sack war's ein geiler Gig. Zuhause anhören wäre mir aber zu anstrengend.
IN FLAMES (Faster) - UE Team 2
Irgendwann muss diese Band mal gut gewesen sein. Zumindest hat unser Cheffe das uns mal erzählt. "Früher, früher, also damals, vorm Kräääg, da ham die tatsächlich mal wirklich mitreißenden Melodic Death gespielt. Aber in der Zwischenzeit hat die Welt sich weiterbewegt und nicht einer, nein, gleich zwei Türme sind eingestürzt. In mindestens einem New York dieser Welten!"; Diese Schweden hier haben aber einen Stil, der damit nichts mehr zu tun hat. Und der Auftritt ist so unausgegoren wie ihre letzten Alben. Man fährt eine gigantisch überzogene Lightshow auf, welche aber aus großartig funkeln und blenden nichts kann. Es laufen keine Videos, die Pyros wurden wahrscheinlich irgendwann mal in die Cloud connected und dort vergessen. Während des Sets neigen immer mehr zu "Everything's gone" und versuchen ihr Glück bei den Weltenzerstörern von MANTAR oder warteten auf GHOST. Das ist heute Abend tatsächlich "Only for the weak". The truth ist: An diesem Abend ist nicht nur die Songauswahl für den Anus, sondern auch der Gesang und die gesamte Performance inklusiver der Bühnenshow.
Am Ende muss man bedauern, dass mit "Alias" leider keine Folge dieser Fernsehserie an der Leinwand lief und die letzten beide Stücke "Deliver Us" und "The End" weder von WARLORD, noch von den DOORS waren.
Setlist: "My Sweet Shadow", "Pinball Map", "Delight And Angers", "Everthing's Gone", "Cloud Connected", "Fear Is The Weakness", "Here Until Forever", "The Chosen Pessimist", "The Mirror's Truth", "Only For The Weak", "Where The Dead Ships Dwell", "The Truth", "Alias", "Take This Life", "Deliver Us", "The End"
GHOST (Harder) - UE Team 1
Den ganzen Tag über war ich bei sehr angenehmen Temperaturen im großen Zelt zwischen Headbanger- und W.E.T.-Stage herumgestanden, denn die ganzen großen Bands da draußen in der Hitze hatte ich mittlerweile eindeutig zu oft gesehen. In tiefster Nacht wechsele ich dann doch noch irgendwann nach MANTAR ins Infield um mir GHOST anzusehen. Denn diese haben mich auch mit ihrem neusten Werk "Prequelle" schwer beeindruckt.
GHOST beginnen um 1 Uhr 45 als letzte Band und sind daher leiser die die Bands, welche bis 23 Uhr spielen. Gerade hier passt das hervorragend. Der Stil passt zu diesem Slot weitaus besser, als wenn man im Hellen am späten Nachmittag gespielt hätte. Und auch ins Zelt passen GHOST eigentlich nicht mehr. Der Sound ist hervorragend abgemischt und die Jungs spielen ein fehlerfreies Set.
Setlist: "Ashes", "Rats", "Absolution", "Ritual", "From The Pinnacle To The Pit", "Faith", "Cirice", "Miasma", "Year Zero", "He Is", "Mummy Dust, "Dance Macabre", "Square Hammer" ----- "Monstrance Clock"
----- SAMSTAG -----
ALESTORM (Faster) - UE Team 2
Team 1 berichtete bereits vor zwei Wochen aus Balingen über die britischen Spaß-Piraten, welche wohl ein "blind machendes Bühnenbild" hatten und gelbe Monstergummienten im Publikum kreisen ließen. In Wacken ist das anders. Sie betrinken sich irgendwo im VIP-Bereich, während WIR uns das ansehen müssen. Aber es scheint wohl genauso zu sein wie schon an der Hohenzollerschen Landesbahn: Das Publikum feiert sich durch Gröhlparaden, hüpft und moshed sich durch die Gegend, trägt neben so manchen Crowdsurfen über ihren Köpfen auch diverse zu große Badeutensilien über ihren Köpfen und feut sich des Lebens. Da auch die Band wieder bei bester Laune ist, wollen wir keine Spaßbremsen sein und feiern einfach mit.
NIGHT DEMON (Headbangers Stage) - UE Team 3
Eher angenehme Temperaturen herrschten auch diesmal wieder im Bullhead City-Zelt. Die Kalifornier NIGHT DEMON, welche sich eigentlich eher nach europäischem Metal anhören, zünden ein agiles Hitfeuerwerkgemisch ihrer beiden Studioalben und setzen am Ende mit IRON MAIDENs "Wasted Years" noch einen Abschieds-Smasher oben drauf. Die Stimmung war geil, aber leider war das Publikum doch nur überschaubar anwesend.
ARCH ENEMY (Faster) - UE Team 2/3
Man hatte die Hoffnung schon aufgegeben, auf der Faster-Stage heuer noch einen guten Sound erleben zu dürfen, aber bei ARCH ENEMY war es plötzlich und völlig unerwartet der Fall. Was da genau richtig gelaufen ist, wissen wir leider nicht. Hatten die vielleicht eigene Tontechniker am Mischpult sitzen? Jedenfalls sounded das hier richtig dick mit einer wie immer grandiosen Best-Of-Auswahl. Da ARCH ENEMY verdammt viel mit SAXON gemein haben (nämlich stets hochwertige Konzerte ohne Schwächephasen), fassen wir uns hier auch kurz: Viele Pyros, tolle Performance, transparenter Klang, hochmotivierte Band, volles Haus vor der Bühne. Was will man mehr?
Setlist: "The World Is Yours", "Ravenous", "War Eternal", "My Apocalypse", "The Race", "You Will Know My Name", "Bloodstained Cross", "The Eagle Flies Alone", "First Day In Hell", "As The Pages Burn", "Dead Bury Their Dead", "We Will Rise" ----- "Avalance", "Snow Bound", "Nemesis", "Fields Of Desolation"
ENSLAVED (W.E.T. Stage) - UE Team 2/3
Unsere Teams 2 und 3 kennen die progressiven Viking Metaller aus Norwegen noch nicht sehr gut und so stellt sich die Frage wo sich eigentlich Team 1 an diesem Samstag überall so rumtreibt (Auf dem VIP-Camp, sich mit Bands unterhalten - Team 1). Die Temperatur im Zelt ist auch heute angenehm, der Sound sehr ordentlich. Die Band ist nicht sehr gesprächig, dafür umso intensiver im Sound. Der Opener "Roots Of The Mountain" ist ein kraftvoller Hypnotizer, an dessen Ende man irgendwie das Gefühl hat, dass man soeben einen Teil der Zeit vergessen hat (Bei ENSLAVED kommt es mitunter sogar vor, dass beim Verlassen eines Konzertes die Himmelsrichtungen nicht mehr ganz stimmen - Team 1). Auch die anderen Stücke überzeugen mit viel Melodie und eigenständigem Sound. Damit werden wir uns demnächst wohl näher beschäftigen.
Setlist: "Roots Of The Mountain", "Storm Son", "Sacred Horse", "Loke", "Allfodr Odinn"
HELLOWEEN (Harder) - UE Team 1
Was haben wir uns alle in die Pipi in die Hosen und Augen gemacht, als HELLOWEEN ihre große Wiedervereinigung verkündeten? Durch die Welt sind wir gereist (sogar nach Stuttgart!) - und spielen sie sogar in Wacken. Auf den heiligen Brettern der Metal-Welt. Und man hat sich nicht mal in mehrere Bands unterteilt, die abwechselnd auftreten, sondern alle sind dabei. ALLE! Nagut, einer fehlt leider: Ingo Schwichtenberg ist zur Lichtung am Ende des Pfads gegangen, R.I.P. - aber sonst ist es ganz großes Kino.
Der Sound ist Granatenstark. Die Bühnenshow wie bei der Tour ein Hingucker. Die Band bei bester Laune, wie auch das Publikum. Der mächtige Viertelstünder "Halloween" eröffnet wie auch schon auf der gesamten Tour, es folgen die Gröhlhymne "Dr. Stein" und der Speed-Metal-Fetzer "I'm Alive". Michael Kiske in Bestform. Bei "Are You Metal?" und "Perfect Gentleman" darf der immer noch aktuelle Frontmann Andi Deris ran, bevor Kai Hansen neben seiner Gitarre beim Medley "Starlight / Ride The Sky / Judas" auch selbst zum Mikro greift. Danach geht es abwechselnd durch viele Phasen der Band und bei "Pumpkins United" singen dann endlich auch alle gemeinsam. Leider vermisst man das stärkste Werk der Kürbisflotte unter Deris, "The Dark Ride". Hier hätte man außer "If I Could Fly" durchaus noch hochwertige Titel wie den Titeltrack oder "We Damn The Night" spielen können. Ebenfalls ignoriert wurden die starke Titel der letzten Kiske-Phase wie "Kids Of The Century". Das ist aber bei der langen Setlist und nach so einem Jahrhundert-Klassiker wie "Keeper Of The Seven Keys" jammern auf höchstem Niveau. Insgesamt gesehen ein Headliner-würdiger Auftritt, bei dem man sich wünscht, dass alle Jungs hier künftig auch ein gemeinsames Studioalbum aufnehmen und damit auch noch touren.
Setlist: "Halloween", "Dr. Stein", "I'm Alive", "Are You Metal?", "Perfect Gentleman", "Starlight / Ride The Sky / Judas", "Heavy Metal (Is The Law)", "A Tale That Wasn't Right", "If I Could Fly", "Pumpkins United", Drum Solo, Ingo Tribute, "Livin' Ain't No Crime", "A Little Time", "Why?", "Rise And Fall", "Sole Survivor", "Power", "How Many Tears" ----- "Eagle Fly Free", "Keeper Of The Seven Keys" ----- Guitar Solo, "Future World", "I Want Out"
DIMMU BORGIR (Faster) - UE Team 1
Nach mehreren schwächeren Alben hintereinander kehrten DIMMU BORGIR heuer mit dem überraschend starken "Eonian"-Release zurück. Leider kann der Auftritt hier nicht so ganz mithalten. Zu einen ist der Sound auf der Faster-Stage (wie auch bei fast allen anderen Bands dieser Bühne) ziemlich muffig, diffus und falsch ausgesteuert, zum anderen ist die Setlist eher ein aktuelles Tourprogramm denn ein Festival-taugliches Hit-Set. Eine auch in Punkto Performance eher schwache Show, bei welcher auch die Band nicht sonderlich zu überzeugen weiß. Schade.
Setlist: "The Unveiling", "Interdimensional Summit", "The Chosen Legacy", "The Serpentine Offering", "Gateways", "Dimmu Borgir", "Puritania", "Indoctrination", "Council Of Wolves And Snakes", "Archaic Correspondence", "Progenies Of The Great Apocalypse", "Mourning Palace"
----- WACKEN 2018 TEAMS -----
Für Euch waren heuer drei Zweier-Teams zur Berichterstattung in Wacken. Während Team 1 schon sehr Festival-erfahren ist und der Herausgeber Jürgen schon zum 21. Mal (hintereinander!) in Wacken war, waren die beiden Jünglinge von Team 3 heuer auf ihrem ersten Wacken-Besuch und entsprechend bass erstaunt über die schiere Größe des Festivals und diesen kleinen Ort, welcher sich eine Woche lang in eine Großstadt verwandelt.
21. Wacken: Jürgen Schottner (Team 1) Alter: 43 05. Wacken: Carsten Johann (Team 1) Alter: 43 04. Wacken: Marina Wallmann (Team 2) Alter: 39 03. Wacken: Yvonne Neumann (Team 2) Alter: 42 01. Wacken: Hans-Jörg Scheuble (Team 3) Alter: 24 01. Wacken: Maximilan Efft (Team 3) Alter: 23
----- FAZIT -----
Wir waren heuer, nicht beabsichtigt, mit gleich drei Teams in Wacken. Natürlich werden hier alle die da waren wieder daran teilnehmen. Es spricht für das Festival, dass auch unsere beiden Erstbesucher überall und völlig erstaunt viele Sachen gefunden haben, die sie erstaunt begeistert zur Kenntnis nahmen. Bis auf die, ist halt so, mittlerweile langen Wege zwischen Infield und VIP-Camp, gibt es auch 2018 kaum Kritik. Die Organisation ist insgesamt gesehen und mit anderen Festivals verglichen immer noch überdurchschnittlich gut. Wir sehen uns! Wacken 2019! Rain or Shine!
Wenn man, so wie wir, seit 1997 jedes Jahr nach Balingen fährt um dort einige Tage Spaß zu haben, zu feiern und auch viele gute Freunde und Bekannte zu treffen, dann nimmt man das Motto des diesjährigen Bang Your Head "The end of an era" schon zum Anlass für eine gefühlte Herz-Rhythmus-Störung. Dazu mehr am Ende unseres Berichtes. Die Schließung des real-Supermarktes kurz vor Festivalbeginn markiert auf alle Fälle eine weitere "End of an era", denn es gibt nur sehr, sehr wenige große Freiluftkonzerte mit einem großen Supermarkt direkt am Gelände. Aber auch dazu später mehr. Konzentrieren wir uns zuerst auf die Bands, welche Veranstalter Horst Franz uns für 2018 organisiert hat:
----- DONNERSTAG -----
Die Schweizer BURNING WITCHES nehmen ihren Bandnamen ziemlich ernst und so ist es kaum verwunderlich, dass da ausschließlich Mädels am Start sind. Geboten wird hier grundsolider und eingängig-stampfender Heavy Metal mit Melodie und vielen Anlehnungen an die 1980er Jahre. Die ersten Songs kommen noch etwas holprig und zaghaft rüber, aber irgendwann, nach dem dritten Stück, hat man wohl eingesehen, dass da vor der großen Bühne gar nicht mal so viele Leute stehen, aber, genau diese Leute, schon ziemlich gut gelaunt sind. Und dann hat man einfach losgespielt, sich freigespielt und ganz groß aufgetrumpft. Gewiss, ganz großes Kino gibt es hier noch nicht, aber das neue "Open Your Mind" des diesjährigen Zweitlings "Hexenhammer" lässt auf eine gute Zukunft hoffen. Guter Start!
Die schwedischen Hardrocker ECLIPSE gibt es schon lange. Ihr Debütalbum "The Truth And A Little Bit More" erschien bereits 2001. Doch erst mit den letzten drei Werken, welche zwischen 2012 und 2017 erschienen sind, gelangen ihnen gewichtige Veröffentlichungen. Kein Wunder also, dass man erst in letzter Zeit mehr von ihnen hört. "Monumentum", das letzte Album, bietet längst keinen zahnlosen AOR mehr, sondern kräftigen, harten Rock mit viel Melodie. Das Gelände ist um die Mittagszeit noch überschaubar, aber alle die schon wach sind, feiern ganz gehörig mit. Sound gut, Performance etwas zurückhaltend, aber durchaus symphatisch.
Die Spaßpiraten ALESTORM überzeugen anschließend mit schlechtem Geschmack in Sachen blind machendem Bühnenbild. Natürlich Absicht, sonst würde die riesige gelbe Gummiente nicht dazu passen, welche gegen Ende des Sets dann als vermutlich erste crowdsurfende Ente in die Geschichte eingeht. Über alkohlgeschwängerte Hymnen wie "Captain Morgan's Revenge" oder "Mexico" brauchen wir dann auch nicht große Worte verlieren. Vor der Bühne stehen auf jedenfall überwiegend jüngere Leute, während die Band selbst mutmaßt, dass das Durchschnittsalter der Festivalbesucher wohl bei ca. 65 Jahren liegen muss. Damit spricht man wohl etwas witzig aus, was durchaus ernst ist und der Wahrheit ziemlich nahe kommt: Das Bang Your Head hat irgendwie den Anschluß verpasst, die jungen Leute bleiben weg. Das liegt nicht daran, dass die Qualität der Bands schlecht wäre, im Gegenteil. Aber es liegt eben daran, dass zu wenige junge Bands auftreten und kaum mal ein Risiko eingegangen wird. Gerade Donnerstags könnte man zu einem Tag für den Nachwuchs ausrufen. Zurück zu ALESTORM - die machen ihre Sache gut und eine richtig geile Party. Mehr ist dazu nicht zu sagen.
EXODUS
Thrash at it's best gibt es am voranschreitenden Nachmittag bei weiterhin unangenehm heißen Temperaturen. Die U.S.-Boys haben mal wieder Steve Souza als Sänger im Gepäck und überraschen mit einer nicht alltäglichen Setlist (siehe unten). Zusätzlich hat man auch einen ziemlich guten Tag erwischt. Eine tighte Performance, guter Sound und ein eingespieltes Team machen hier wahre Freude und viel Spaß. Und als Bonus noch dazu: Wann bitte hat man denn in Balingen zuletzt eine Wall of Death gesehen? Ich kann mich gerade nicht daran erinnern...
Setlist: "Funeral Hymn", "Blood In, Blood Out", "Deliver Us To Evil", "And Then There Were None", "Parasite", "A Lesson In Violence", "Blacklist", "The Toxic Waltz", "Strike Of The Beast"
AMORPHIS
Also ehrlich. Gothic Metal bei glühender Sonne mitten am Tag. Das hat noch nie funktioniert. Das ist mal leider ein Set-Fail. Diese Band hätte hervorragend als einer der "Headliner" am Abend in die Halle gepasst. Immerhin weiß man um die Qualität der letzten Alben. Nur zwei ältere Stücke schaffen es in die Setlist, gleich vier vom aktuellen Album "Queen Of Time" und der Rest der Stücke liegt nicht sehr viel weiter in der Vergangenheit. Der Band fehlt es an diesem Tag an Intensität, der Sound ist über weite Strecken etwas matschig, die Gitarren teilweise kaum zu hören. Ich habe AMORPHIS mittlerweile wahrlich oft gesehen, am Tag waren sie wirklich noch nie richtig gut.
Deutschlands "Metal Queen" DORO wird in zwei Wochen auch in Wacken auftreten. Für die Presse immer ein gefundenes Fressen zwei Auftritte miteinander zu vergleichen. Das werden wir heuer nicht tun und lassen in Wacken - auch wenn wir selbst dort sein werden - einfach ein anderes Team antreten. Die Erfahrung hat uns nämlich bescheinigt: Doro-Konzerte klingen in den meisten Fällen immer gleich gut. Aber auch immer gleich. Auch dieses mal gibt es keine Überraschungen. Doro lebt weiter von ihren WARLOCK-Jahren, hat keinen Mut die mal wegzulassen und vielleicht mal ein "New School Set" zu spielen. Klar, wäre in Wacken angebrachter als bei den verbrauchten Gesichtern des Bang Your Head, welche ihre letzten Solowerke vermutlich sowieso nicht kennen. Denn ganz objektiv gesehen waren die letzten Alben gar nicht mal schlecht und hatten mehr gute Stücke, als nur das, was hier etwas zaghaft eingestreut wird. Der Auftritt war natürlich, wie immer, sehr überzeugend. Aber das hatten wir ja schon.
Setlist: "Earthshaker Rock", "I Rule The Ruins", "Burning The Witches", "Raise Your Fist In The Air", "True As Steel", "East Meets West", "Für immer", "Hellbound", "All For Metal", "Burn It Up", "Breaking The Law", "All We Are", "Metal Tango"
EUROPE
Beim letzten EUROPE-Auftritt auf dem Bang Your Head spielten parallel dazu ATLANTEAN KODEX nebenan in der Halle. Mit einigen kleinen Spitzen gegen die Stockholmer. Das war es durchaus wert, EUROPE zu ignorieren. Heute sind die Oberpfälzer nicht da und wir haben die Zeit und Laune, uns mal wieder die Band anzusehen, welche durchaus gleich zweimal zum Leben erweckt wurde. Da sind die alten Hits wie "The Final Countdown" oder "Cherokee". Teilweise schon totgenudelt durch Radio und billige Coverbands auf unzähligen Kirchweihen und sonstigen Festen. Da sind aber auch die modernen EUROPE mit neuen, überzeugenden Alben wie "War Of Kings" und "Walk The Earth". Neuer Stil, neues Flair. Sie spielen sich in einen intensiven Rausch, ohne groß sich selbst zu feiern. Sie sind angekommen im 21. Jahrhundert. Sie stehen zu ihrer Vergangenheit als AOR- und Hair-Metal-Band. Sie stehen aber auch völlig zurecht zu ihren neuen Werken. Das können nicht viele Bands, das trauen sich nicht viele Bands und deshalb stehen sie heuer hier als Headliner.
Setlist: "Walk The Earth", "The Siege", "Rock The Night", "Scream Of Anger", "Last Look At Eden", "Wasted Time", "Firebox", "Sign Of The Times", "War Of Kings", "Hole In My Pocket", "Carrie", "Ready Or Not", Drum Solo, "Heart Of Stone", "Superstitious" ----- "Cherokee", "The Final Countdown"
----- FREITAG -----
ALPHA TIGER, die Power Metal-Band aus Sachsen, kommt nicht so recht voran. Sie sind und bleiben Opener. Vier Alben hat man seit 2011 veröffentlicht und nach wirklich gutem Beginn konnte man die Qualität leider nicht halten. Heute steht der neue Frontmann Benjamin Jaino auf der Bühne. Die Performance ist ganz ordentlich, das Publikum noch vor zwölf Uhr Mittags erst einigermaßen fit. Obwohl man wenig falsch macht, aber auch nicht sehr viel richtig, beweisen die Jungs an diesem Tag: Gute Auftritte sind ja keine Schlechten. Aber weiter bringen sie einen nicht.
In eine ziemlich ähnliche Kerbe fallen anschließend STRIKER aus Kanada. Sowohl in Sachen Stil als auch in Sachen Alben. Über gutes Mittelmaß und einigen Achtungs-Erfolgssongs fehlt bis dato eine richtig gute Scheibe. Das Songmaterial klingt über weite Strecken zu gleichförmig. Mit mehr Power im Hintern und etwas mehr Druck gehen sie im Direktvergleich mit ALPHA TIGER allerdings als Sieger hervor.
Qualitativ besser, aber bei weitem nicht origineller, sind die Briten MONUMENT. Die klingen ziemlich stark nach alten IRON MAIDEN. Zumindest bisher. Mit dem neuen Werk "Hellhound" kommen jetzt auch noch starke RUNNING WILD-Einflüsse dazu. Klingt erstmal gar nicht übel, was? Leider ist das Songmaterial aber zu dürftig, als dass es nachhaltig Eindruck hinterlassen kann. Auch der Gesang und das Songwriting bleiben da ziemlich Mittelmaß. Und was genau ist dann da qualitativ besser? Die Band spielt locker auf, pinkelt sich nicht wie STRIKER in die Hose "oh mein Gott, ich muss euch jetzt alle fotografieren, wer hätte gedacht, dass ich jemals selbst auf der Bühne eines Festivals stehe..." und hat zumindest verstanden, was man braucht: Hooklines. Wenn man es künftig auch noch schaffen sollte einen EIGENSTÄNDIGEN Sound zu kreieren, dann könnte aus MONUMENT noch was werden. Billige Wortspiele mit dem Bandnamen lasse ich da jetzt mal außen vor.
Bei den U.S.-Amerikanern NIGHT DEMON machen wir's kurz: Zwei verdammt geile Alben. Geile Show. Geile Performance. Leider schon wieder die gleiche Stilrichtung wie schon den ganzen Tag heute. Da hilft erstmal Bier. Eine große Überraschung gibt's trotzdem: das SCORPIONS-Cover "In Trance" ist auch in Punkto Gesang so verdammt nah am Original, dass man sich fragt, wen die Band wohl holt, falls Klaus Meine mal kurzfristig krank sein sollte...
JAG PANZER
Immer wieder für Überraschungen gut sind JAG PANZER. Harry Conklin hat plötzlich lange Haare. Die hatte er im April noch nicht (Keep It True Festival). Gitarrist Joey Tafolla fehlt. Hmm. Aber in Anbedracht der Ego-Kämpfe innerhalb der Band muss man ja schon froh sein, dass die Jungs das Geld brauchen und somit trotzdem immer mal wieder - wenn auch relativ selten - auf Tour sind. Die Setlist (siehe unten) ist richtig gut durchgemischt und berücksichtigt die Band-Historie ziemlich breitbandig. Wir wünschten uns, die Setlist wäre doppelt so lange, denn es gibt nicht so viele Bands, die zwar nicht sehr groß sind, dafür aber absoluter Kult. Und mit Songs im Repertoire, auf die viele Bands sehr neidisch sind. Bei bestem Sound, super Stimmung und einem gut auflegtem Harry Conklin kommen wir zum Ergebnis: DAS ist die erste richtig geile Band des Tages.
Setlist: "Far Beyond All Fear", "Chain Of Command", "Achilles", "Harder Than Steel", "Black", "Iron Eagle", "Foggy Dew", "Shadow Thief", "Warfare", "Generally Hostile"
ABBATH
Also ehrlich. Sowas bräuchte das Bang Your Head DRINGEND öfters im Programm. Eine Black Metal-Legende, die das ganze alles so witzig findet, dass sie über sich selbst lachen muss. Abbath ist so ein Typ. Abbath ist Metal. Abbath ist überhaupt Metal. Abbath ist die INKARNATION des Metal. Das Böse sein. Es gleichzeitig auslachen. Und dazu noch gute Mucke machen. Ne scheißgeile gute Laune mitbringen und den Belzebub 'nen guten Mann sein lassen. Was ja an sich schon wieder Blasphemie ist. Und dann noch mit riesigen Songs wie "One By One" im Gepäck. Sowas sollte Horst öfters mal buchen. Mut zu Herausforderungen. Abbath ist definitiv eine Herausforderung. Quasi ein unpolitisch politisches Statement. Er steht für die Verballhornung. Für das lustige Leben. Für Aufstand gleichermaßen wie für gute Texte und Musik. Der Heavy Metal braucht mehr Abbath. Ich hätte mir den Auftritt direkt vor ACCEPT gewünscht, aber leider sehen das viele anders. Es ist vor der Bühne verdammt überschaubar, obwohl es eine sehr geile, abwechslungsreiche Setlist mit einer Mischung aus IMMORTAL, I und ABBATH gibt. Schade, schade.
Setlist: "To War!", "Winterbane" "Ashes Of The Damned", "Warriors", "In My Kingdom Cold", "Tyrants", "Nebular Ravens Winter", "The Rise Of Darkness", "One By One", "Count The Dead"
OVERKILL
Deutlich voller ist es dann bei der amerikanischen Thrash-Legende OVERKILL und ihrem charismatischen Frontmann Blitz. Hier stimmt wie so ziemlich bei jedem Auftritt der Jungs mal wieder alles. Super Sound, gute Songauswahl und eine sehr, sehr agile Performance. Das Publikum wird regelrecht in die Songs mit reingezogen und bei Klassikern wie "Rotten To The Core2 oder "In Union We Stand" gelangt man zur Feststellung, dass sie live besser als auf Platte klingen. Besser und intensiver.
Setlist: "Mean, Green, Killing Machine", "Rotten To The Core", "Electric Rattlesnake", "Hello From The Gutter", "In Union We Stand", "Coma", "Infectious", "Goddamn Trouble", "There's No Tomorrow", "Ironbound", "Elimination", "Fuck You", "Sonic Reducer", "Fuck You (Reprise)"
ACCEPT
So ziemlich alle zwei Jahre spielen ACCEPT mittlerweile auf dem Bang Your Head. Überraschungs-Headliner geht anders. Aber hey, das ist meckern auf sehr hohem Niveau. Es gibt zu einer überzeugenden Bühnenshow und einer gut interagierenden Band-Gemeinschaft nämlich durchaus selten gespielte Schmankerl wie "T.V. War" in der Festival-Playlist zu bestaunen.
Setlist: "Die By The Sword", "Pandemic", "Starlight", "Koolaid", "No Regrets", "Slaves To Metal", "Hellfire", "Analog Man", "T.V. War", "Princess Of The Dawn", "Up To The Limit", "Ahead Of The Pack", "Objection Overruled", "Metal Heart", "Teutonic Terror", "Fast As A Shark", "Demon's Night" ----- "Balls To The Wall", "I'm A Rebel", "Burning"
----- SAMSTAG -----
In den letzten Jahren habe ich eigentlich immer alle Bands gehört. Wenn es auch nur vom VIP-Campingplatz aus war. Aber kennt Ihr diese neuen Zelte? Die sind außen weiß und innen schwarz. Kühlen um 20 Grad runter. Man wacht darin nicht mehr auf. Also irgendwan... irgendwann wacht man schon wieder auf. Nur dann hat man EVERTAL und CLOVEN HOOF verpasst.
Das ehemalige NWoBHM-Flaggschiff TYGERS OF PAN TANG hat sich über die Jahre zu einem blueslastigen Hardrock migriert. Während einer zwischenzeitlichen Tiefphase, kann man den letzten Veröffentlichungen durchaus Respekt zollen. Der häufige Auftritt in Balingen lässt Raum zum Vergleich. Und der bescheinigt dann auch: Sie spielen immer noch dort, wo sie schon immer gespielt haben. Am frühen Nachmittag. Solide Performance, gepaart mit einem Stückchen Ewigkeit und einer Prise "schon wieder ein Auftritt? Na gut." - Alles in allem eine Mischung aus "Aha, sie leben noch." und "Noja, ich lebe ja auch noch."
GIRLSCHOOL
MOTÖRHEAD als Band sind ja leider tot. GIRLSCHOOL waren schon immer eine der Lieblinge von Lemmy Kilmister. Heute sieht man mit dem 18jährigem Nachwuchs Jackie Chambers auf der Bühne quasi genau das Gegenteil eines Lemmy. Die seit über 40 Jahren erfolgreiche Mädels-Formation fährt auch heute mit Hits wie "Hit And Run" oder "Take It Like A Band" richtigen Rock'n'Roll auf. Bei einigen Stücke hätte sich Lemmy gerne wieder dazugesellt. Mit dem Abschlußtrack "Emergency" sind GIRLSCHOOL endgültig die Heavy Maids-Version von MOTORHEAD. Eine Performance geil ohne Ende. Sound eine Wucht. Konzert Note 1 mit Schlagsahne oben drauf. Und wir alle wissen: GIRLSCHOOL wollen gar keine Schlagsahne oben drauf. Sie wollen Jacky Cola. Prost!!!
Setlist: "Demolition Boys", "C'mon Let's Go", "The Hunter", "Hit And Run", "I Spy", "Come The Revolution", "Take It Like A Band", "Never Say Never", "Screaming Blue Murder", "Future Flash", "Kick It Down", "Watch Your Step", "Yeah Right", "Race With The Devil", "Emergency"
LOUDNESS
Die einzige japanische Band des Festivals. LOUDNESS versuchen es erstmal mit zwei Songs vom neuen Album "Rise To Glory". Das aber niemand kennt. Wir auch noch nicht. Danach haben sie ein Einsehen und präsentieren ihre großen Hits von "Disillusion" und "Thunder In The East" - Stücke wie "Crazy Nights" oder "S.D.I." kennen dann sogar ein paar jüngere Anwesende "irgendwo hab ich das schon mal gehört". Viel zu sehen gibt es nicht, die Performance ist ganz ordentlich, aber nicht hervorstechend. Warum LOUDNESS so hoch im Billing angesiedelt sind? Niemand weiß es.
Setlist: "Soul On Fire", "I'm Still Alive", "Crazy Nights", "Like Hell", "Heavy Chains", "Go For Broke", "Until I See The Light", "Let It Go", "This Lonely Heart", "Crazy Doctor, "In The Mirror", "S.D.I."
PRETTY MAIDS
Wie auch EUROPE haben die PRETTY MAIDS ihren Sound seit ihren alten Hit-Maschinen wie "Future World" oder "Red, Hot And Heavy" mittlerweile deutlich modernisiert. Und wie auch EUROPE in einer Art und Weise, dass dabei gute Werke erscheinen. Da die Dänen sowieso alle 2-3 Jahre Jahre auftreten, dachten die diesmal an etwas besonders. Die ersten neun gespielten Stücke sind nämlich das komplette "Future World"-Album. Auch wenn man die Songreihenfolge etwas umgestellt hat, schlägt der Verschleiherungsversuch fehl: manche Stücke hätte es auch nicht unbedingt gebraucht. In der zweiten Hälfte gibt es dann Ausflüge in neuere Gefilde, welche dann mit "Back To Back" und der Zugabe "Red, Hot And Heavy" ihren Abschluß finden. Insgesamt ein mehr als solider Auftritt.
Setlist: "Future World", "We Came To Rock", "Love Games", "Yellow Rain", "Loud'n'Proud", "Rodeo", "Needles In The Dark", "Eye Of The Storm", "Long Way To Go", "Mother Of All Lies", "Kingmaker", "Bull's Eye", "Little Drops Of Heaven", "Pandemonium", "Back To Back" ----- "Red, Hot And Heavy"
POWERWOLF
Dass POWERWOLF mal ganz groß werden, dass war uns schon bekannt, als sie damals, vor langer, langer Zeit, auf dem Summer Breeze noch in einem kleinen Zelt gespielt haben. Zu kultig waren die Ansagen von Frontmann Attila Dorn. Zu exotisch und anders. Und heute sind sie als Headliner in Balingen zu Gast. Und damit auf einer Stufe mit ACCEPT, dem Vortags-Abschluß. Zusammen mit den Schweden SABATON bilden die Saarländer seit einigen Jahren gewissermaßen ein Duo, welches regelmäßig dafür sorgt, dass innerhalb jeder anwesenden Gruppe herzhaft darüber diskutiert wird, ob diesen "Plastik-Metal" denn überhaupt jemand brauch. Und wie immer gibt es eine Ja- und eine Nein-Fraktion. Ganz selten verhält sich bei diesen Gesprächen jemand neutral. Auch hier und heute sind der eine Teil von uns im VIP-Bereich und schlürft Cocktails, während der andere Teil mit einem Bier in der Hand Hymmen der Marke "Blessed & Possessed", "Amen & Attack", "Resurrection By Erection" oder "We Drink Your Blood" mitgröhlt. Würde man das ganze objektiv betrachten, muss man feststellen: hier gibt's was für die Ohren UND für die Augen. Riesige Backdrops, die immer wieder getauscht werden, monströse Instrument-Aufbauten, super Sound; Bombast pur in Balingen. Es war auch während des gesamten Open Airs noch nie so deutlich voll wie am heutigen Samstag bei POWERWOLF. Da hat wohl jemand etwas ganz richtig gemacht. Und das war wohl trotz allem mal wieder: Horst Franz!
----- RÜCKBLICK UND AUSBLICK -----
Veranstalter Horst Franz hielt eine sehr emotionale Rede bezüglich "End of an era". Er hat erkannt, dass sich am Festival etwas verändern muss. Das ist gut. Vor 15 Jahren kamen an die 25.000 Besucher nach Balingen. In den letzten Jahren waren es dann wohl nur noch 10-12.000 Gäste. Das Publikum wird immer älter. Man sieht jedes Jahr die gleichen Gesichter. Auf der einen Seite ist es sehr schön, jedes Jahr zur gleichen Zeit wieder Menschen zu treffen, die man aus logistischen Gründen nur einmal im Jahr sieht. Auf der anderen Seite tut es aber auch weh, wenn man sieht, dass hier nichts mehr nachwächst und die Jugend fehlt.
Insgesamt gesehen war es wie jedes Jahr ein top organisiertes Festival, bei dem es kaum etwas auszusetzen gibt. Wir hoffen, dass es das Bang Your Head noch lange gibt und Horst den grünen Daumen hat, das Ruder wieder herumzureißen, auf dass es wieder aufwärts geht. Viel Glück und Erfolg! Bis zum nächsten Jahr.
Für Euch in Balingen waren: Andre und Jürgen. Gastbeiträge: Frank, Holger und Michael. Besten Dank!
27 Bands an 3 Tagen auf einer Bühne für ca. 55 Euro? Schaut man sich das Billing an, findet man namhafte Größen wie Rage, Freedom Call sowie die Headliner Accept, Nightwish und Apocalyptica. Ein Angebot, welches ich einfach nicht ablehnen kann. Folglich machen wir uns am Donnerstag auf dem Weg ins 250 Kilometer entfernte tschechische Pilsen. Bei sommerlichen 31 Grad kommen wir Mittags an unserem sehr zentral gelegenen Hotel in der City an. Früh genug, um noch die Stadt zu erkunden, sowie an einer Brauereibesichtigung der "Pilsener Urquell" teilzunehmen. Nach der Bierkeller-Besichtigung (6 Grad!!!), sowie einem sehr guten Essen in der Brauereigaststätte machen wir uns auf dem Weg zum Festivalgelände, um unsere Tickets gegen das mittlerweile obligatorische Bändchen einzutauschen. Das „Metalfest“ findet im Amphitheater Lochotin statt. Dieses ist in einer wunderschönen Parkanlage angelegt. So viel Grün um ein Festival herum habe ich selten erlebt. Die Campgrounds befinden sich auf den umliegenden Grünflächen direkt um das Theater und sind nicht eingezäunt. Somit kann hier - zumindest zum Festival - jeder gratis Zelten. Für die notwendigen Bedürfnisse stehen "Dixis", sowie einige Stände für das leibliche Wohl zur Verfügung. Angenehm sind hier die zahlreich vorhandenen Bierzeltgarnituren.
Unweit vom Campingplatz befindet sich dann auch das eigentliche Festivalgelände mit zahlreichen Verpflegungsständen, einem Merch-Stand und auch der Bändchenausgabestelle. Obwohl sich hier schon zahlreich die Metalheads tummeln, geht der Tausch Ticket-Bändchen sehr schnell über die Bühne. Da der Merch-Stand an diesem Donnerstag noch geschlossen hat, machen wir uns auf dem Weg zu unserem Hotel. Der erste Tag in Pilsen konnte somit erfolgreich beendet werden.
Freitag, 1.6.2018; Ab aufs Festival!
Gut gestärkt durchs Hotelfrühstück machen wir uns per Pedes auf den Weg zum ca. 2,5 Kilometer entfernten Festivalgelände. Uns fällt auf, dass der Campingplatz an diesem Morgen sehr sauber ist. Na gut, war der erste Tag. Schauen wir mal, wie sich das mit der Zeit entwickelt. Am Gelände angekommen, müssen wir uns noch ein paar Minuten gedulden, um uns mit T-Shirts und anderen Artikeln eindecken zu können. Wir stellen uns also bei jetzt schon sommerlichen Temperaturen artig mit in die Warteschlange. Es gibt kein Drängeln, kein Geschubse. In kurzer Zeit haben wir unsere Shirts erworben und machen uns auf dem Weg zum Einlass. Auf dem Weg dorthin sehen wir an einem Stand die Getränkepreise. Alkfrei bekommt man für ca. 1,40 Euro. Für 0,5 Liter Bier werden ca. 1,80 Euro aufgerufen. Wir sind scheinbar im Paradies?!!!
Die Einlasskontrolle hat ihren Namen nicht wirklich verdient. Männer werden etwas abgetastet. Da weibliches Sicherheitspersonal fehlt, wird bei den Damen oberflächlich in mögliche Taschen geschaut. Nach wenigen Sekunden ist die Prozedur erledigt. Im Allgemeinen sieht man das hier mit den mitgebrachten Taschen sehr locker. Große Rucksäcke sind kein Problem. Große PET-Flaschen werden durchgewunken. Kameras? Kein Problem! Decken? Kein Problem! Hatte ich schon mal erwähnt, dass wir hier im Paradies sind??
Die Location
Wie bereits erwähnt, findet das Festival in einem Amphitheater statt, welches zu dieser Zeit noch sehr überschaubar gefüllt ist. Vor der Bühne befindet sich ein relativ kleines Infield, an welchem sich zahlreiche Bankreihen anschließen. Oberhalb der Reihen befinden sich wiederum Wiesenflächen, welche zum gemütlichen chillen einladen. Kenner des Festivals haben sich schon einige Plätze auf den Bänken und Wiesen mit Decken o.ä. "reserviert". Hier kommt bei den alten Hasen wohl etwas die deutsche Mentalität durch ;)
Zwischen den Arealen befinden sich zahlreiche Bierstände sowie im oberen Bereich eine "Verkaufsmeile", wo der gemeine Metaller seine tschechischen Kronen gegen Shirts, Boots, Schmuck oder CD´s tauschen kann. Im obersten Teil befinden sich zahlreiche Dixis, welche eigentlich zu jedem Zeitraum sauber waren. Wer sich diese bei hochsommerlichen Temperaturen nicht antun möchte, findet als alternative einige Spültoiletten. Die Benutzung kostet hier ca. 40 Cent. Die Warteschlangen halten sich bei beiden Möglichkeiten während der 3 Tage in Grenzen.
PROXIMITY (CZ) Die tschechische Metalcore-Band um Sänger Jiri Strejceck eröffnet das Festival vor einer um diese für ein Open Air Festival frühe Uhrzeit schon beachtliche Menge Zuschauer. Geboten wird solider Metalcore vom Album "Zero Point", welches bereits 2014 erschienen ist.
VISIONS OF ATLANTIS (AT) Nach kurzer Umbaupause findet sich die Band auf der Bühne ein, um sowohl etwas ältere, als auch neue Stücke vom aktuellen Album "The Deep & the Dark" zum Besten zu geben. Die österreichische Melodic-Metalband kann das anwesende Publikum ab dem Intro mitziehen. Förderlich ist hier sicher auch der hervorragende Sound, den man im ganzen Auditorium genießen kann.
SVARTSOT (DK) SVARTSOT aus Dänemark spielt einen Mix aus Folk/Death/Blackmetal. Die Instrumentierung mit Bagpipe, Flöte und harten Gitarren klingt echt interessant und sorgt für den ersten Circle Pit an diesem Tag. Die 2005 gegründete Band hat hier in Pilsen definitiv ein paar Fans dazugewonnen.
DYMYTRY (CZ) Mit DYMYTRY entert eine lokale tschechische Größe die Bühne. Dies wird deutlich, als immer mehr Fans das Infield für sich einnehmen und die in Landessprache gesungenen Songs lauthals mitsingen. Die Maskenmänner liefern eine gute Show mit Rauch und Pyro, was um ca. 14 Uhr doch eher ungewöhnlich ist.
MILKING THE GOATMACHINE (DE) So leid es mir tut, ich kann mit dieser Art Musik leider absolut nichts anfangen. Musik ist Geschmackssache, klar. Die 2008 gegründete Deathgrind-Band hat auch auf dem Festival sehr viele Fans, die absolut abgehen. Ein Circle Pit ist obligatorisch und einige Crowdsurfer haben hier ihren Spaß. Für mich ein idealer Zeitpunkt, die "Fressmeile" aufzusuchen.
Hunger! Für den hungrigen Headbanger wird hier von zahlreichen Fleischgerichten über Nudeln, lokale Speisen bis zu vegetarischen Gerichten sehr viel geboten. Die Preise liegen etwas unterhalb der auf deutschen Festivals. Mein Favorit war der Reibekuchen mit geräuchertem Speck. Auch Alkohol in Form zahlreicher Cocktails, Wein sowie Schnäpsen bekommt man –günstig- auf dem Hochplateau.
BRAINSTORM (DE) Gut gestärkt machen wir uns wieder auf den Weg um BRAINSTORM zu sehen. Die deutsche Powermetal-Band kann hier mit einer ordentlichen Show punkten. Sänger Andy bedankt sich bei den zahlreichen Fans, dass sie die richtige Musik hören und keinen "scheiss Techno". Dies wird von der Crowd lauthals gefeiert. Auf der Setlist befinden sich zahlreiche alte Gassenhauer, welche im immer voller werdenden Rund abgefeiert werden. Ich bin gespannt auf das neue Album "Midnight Ghost", welches im Herbst erscheinen wird.
FREEDOM CALL (DE) Das Billing wartet mit einer weiteren deutschen Band auf. Metalpriester Chris Bay bittet zum Tanz: "Halleluja Heavy Metal, Halleluja Freedom Call" und alle machen mit, denn, "Metal is for everyone". Ist klar! Der tschechische Drummer (Name nicht gefunden) geniest hier deutlich sein Heimspiel. Die Party ist in vollem Gange. Mal schauen, ob es hier noch eine Steigerung geben kann. SONATA ARCTICA (FIN) Mit SONATA ARCTICA geht ein weiterer Melodic-/Powermetal-Slot an den Start. Da ich ein Fan dieser Richtung bin, kann ich mich über das heutige Angebot absolut nicht beklagen. Das sehen übrigens auch die vielfach schwarz gekleideten Menschen im sehr gut gefüllten Amphitheater genauso. Die Band um den charismatischen Sänger und Keyboarder Tony Kakko kann hier mit ihren teils epischen Liedern klar überzeugen. Der Song "Full Moon" mit dem Chorus "Runaway, Runaway" (oder wie meine Fränkin singt (gehma fort, gehma fort ;-)) ist für mich das Highlight der Setlist.
NIGHTWISH (FIN) Die Bühne wird für "The greatest Show on Earth" vorbereitet. Um es vorweg zu nehmen: die mit Abstand größte Produktion auf dem Metalfest findet heute mit dem Headliner statt. Filme und Animationen auf Leinwand, sowie massiver Einsatz von Pyro und Flammen sorgen wahrlich für eine gute "Show", keine Frage. Nach der Festivalsaison wird die Band auf großer Hallentournee unterwegs sein, um das 2018 erschienene Album "Decades" live zum Besten zu bringen. Der Name des Longplayers verrät bereits, was zu erwarten ist. Nach einer Countdown-Animation geht es mit "End of all Hope" los. Hier zeigt sich für mich persönlich, dass Floor Jansen nicht alle Lieder, welche in frühen Zeiten Tarja "auf den Leib geschrieben" wurden, gut interpretieren kann. Dass dies nicht unbedingt für alle alten Stücke gilt, erkennt man dann beim folgenden "Wish I had an Angel". Der Song "Greatest Show on Earth" funktioniert in meinen Augen live einfach nicht. Klar, tolles Stück. Abwechslungsreich. Mit passenden Animationen im Hintergrund. Aber für echte Stimmung nicht unbedingt tauglich. Die volle Arena ist da nicht unbedingt meiner Meinung und feiert wirklich JEDEN Titel. Lieder wiederum, die in der "nach Tarja"-Ära geschrieben wurden kann auch ich abfeiern ;). Überraschenderweise beenden NIGHTWISH nach 78 Minuten das Set (geplant waren 90 Minuten). Das Flutlicht geht an und wir sehen von unseren Plätzen etwas oberhalb, dass alle Besucher durch ein Nadelöhr müssen, um das Gelände zu verlassen. So etwas wäre in Deutschland wirklich unmöglich. Uns fällt nun auch auf, dass wir eigentlich keine Schilder für Notausgänge erkennen können. Die Leute verlassen unwahrscheinlich diszipliniert das Theater. Auch hier, kein Drängeln, kein Geschubse. Es scheint zu funktionieren! So machen wir uns also entspannt auf den dunklen Rückweg durch die Parkanlagen. Hier hilft nur die Handytaschenlampe, um auf dem Kiesweg nicht ins Straucheln zu kommen. Erstaunlicherweise klappt es wirklich gut!
Samstag, 2.6.2018. Tag 2
Aufgrund der Wetterprognose für den heutigen Tag ist Marsch-Erleichterung angesagt. Die Kutte bleibt im Hotel. Allerdings habe ich mich dafür für Sonnencreme entschieden, allerdings nicht freiwillig ;). Ein Vorhaben, was sich später als goldrichtig herausstellen sollte... Wir schlendern also über den Zeltplatz zum Festivalgelände und stellen fest, dass dieser -mittlerweile sehr gut gefüllt - immer noch unglaublich sauber ist. "Sperrmüll" in Form von alten Sofas sucht man hier vergeblich. Weder liegen Essensrest noch anderer Müll rum. Dass ich so etwas noch erleben darf... (Anm. d. Red. - klingt nach Wacken VIP-Camping). Nun aber ab ins Rund, um die erste Band zu sehen.
SEBASTIEN (CZ) Auch der heutige Opener kommt aus dem Heimatland der böhmischen Küche. Es wird solider melodischer Powermetal geboten. Die 2010 gegründete Band durfte 2013 als Support für ALICE COOPER in Brünn (Brno) aufspielen. 2018 wurde mit "Act of Creation" der dritte Silberling veröffentlicht. Wer dem Powermetal gegenüber nicht abgeneigt ist, wird die Band mit ihrem englischsprachigen Gesang mögen.
ICE AGE (S) Geballte Frauenpower in Verbindung mit Trashmetal sorgen an diesem Morgen für einen drastischen Stilwechsel. Die 2014 "wiedergegründete" Band besteht mit Sabrina Kihlstrand, Viktoria Larsson und Linnea Landstedt zu 75% aus weiblichen Mitgliedern. Komplettiert wird die Kapelle mit Andre Holmqvist, welcher hinter den Drums sitzt. Unermüdlich feiern recht viele Leute bei jetzt schon 31 Grad vor der Bühne. Die anderen suchen einen der sehr wenigen Schattenplätze an den Rändern des Geländes auf. Zum Glück gibt es oberhalb der Lokation freie Wasserstellen, um sich zu erfrischen.
FOLLOW THE CIPHER (S) Und weiter geht’s mit schwedischem Metal, diesmal wieder in Richtung "Power". Die Band um Sängerin Linda Toni Grahn geht nach einem beeindruckenden Intro in die Vollen. Die Kompositionen sind sehr rund und ausgereift. Dies verwundert nicht wirklich, da die fünf Mitglieder aus der für harte Klänge sehr bekannten schwedischen Stadt Fallun kommen. Die Stücke vom Erstlingswerk "Follow the Cipher" kommen trotz der starken Hitze sehr gut beim vorhandenen Publikum an. Ein Cover von "Carolus Rex" ist dann auch nur logisch, da Gitarrist Ken Kängström diesen Song für SABATON geschrieben und produziert hat. Die Band hat durch ihren Auftritt auf dem Metalfest deutlich Fans hinzugewonnen. Das Album ist 2018 bei Nuclear Blast erschienen.
HITZE!!! Wer es nicht geschafft hat, sich einen der begehrten Schattenplätze zu sichern oder gerade bei FOLLOW THE CIPHER alles aus sich rausgeholt hat, nimmt das Angebot der anwesenden Feuerwehr begeistert an. Diese haben aufgrund der Temperaturen erkannt, dass sie handeln müssen. Kurzerhand wird seitlich der Bühne ein Schlauch mit Strahlrohr ausgerollt, um die erhitzten Körper abzukühlen. Tolle Idee!!
THE CHARM THE FURY (NL) Es wird mal wieder Zeit für einen Stilwechsel. Die Niederländer sorgen an diesem heissen Samstag für den ersten und zu diesem Zeitpunkt auch grössten und staubigsten Circle Pit. Caroline Westendorp überzeugt klar mit ihrer stimmlichen Breite das vorhandene Publikum. Es werden überwiegend Songs vom 2017 erschienenen Album "The Sick, Dumb & Happy“. Nach dem Gig wird dann mal das Infield gewässert. So wird einer Staublunge vorgebeugt ;).
EVERGREY (S) Da DEATH ANGEL (USA) kurzfristig ihren Auftritt wegen eines Flugausfalls absagen mussten, wird der Slot durch EVERGREY aus - wieder einmal - Schweden befüllt. Diese waren eigentlich als Opener für den Sonntag geplant. Die Änderung hat zur Folge, dass die Band (welche ihren Stil selbst als "Melodic Dark Power Metal" bezeichnet) vor einer deutlich größeren Kulisse auftreten kann, als dies am Sonntag geschehen wäre. Und ja, sie haben es sich wirklich verdient. Melodische Gitarren, knackige Doppelbass-Passagen sowie eine einprägsame Stimme von Tom Englund sorgen für ein sehr zufriedenes und verschwitztes Publikum.
CREMATORY (D) Nach dem mittlerweile nordeuropäischem Übergewicht wird es mal wieder Zeit für eine Band aus meinem Heimatland. Die Gothic-Metaller haben auch hier eine sehr große Fangemeinde am Start. Da unter anderem "Tick Tack" lauthals vom Publikum mitgesungen wird, lässt darauf schließen, dass sehr viele deutschsprachige Fans anwesend sind. Da ich diese Band bereits mehrfach gesehen habe, nutze ich die Zeit, um mich mal am Autogrammstand umzusehen. Jede Band bedient hier zu festgelegten Zeiten für jeweils eine halbe Stunde geduldig Autogramm- und Selfiewünsche ihrer Fans. Diese stellten sich brav in eine Schlange. Drängeln scheint hier ein Fremdwort zu sein.
EQUILIBRIUM (D) Weiter geht es mit harten Klängen aus "good old Germany". Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: auch die bayerische Band um Sänger "Robse" weiß zu begeistern, kann das Publikum zu einem weiteren Circle Pit animieren. Allerdings scheitert der Versuch einer "Wall of Death" an diesem Tag kläglich. Sei's drum. Die Stimmung ist trotz anhaltender Hitze grandios. Dank Feuerwehr gibt es wohl sehr wenige Leute mit Hitzebeschwerden. Der Preis für die höchste Zahl an Crowdsurfern am heutigen Tag geht klar am EQUILIBRIUM. Randnotiz: Hier laufen ungewöhnlich viele Leute mit Patronengurten sowie "Killernieten"-Armbändern rum. Ich glaube, so etwas habe ich in Deutschland bis ca. 2005 gesehen. Wurde es zu diesem Zeitpunkt verboten?
Anmerkung der Redaktion: Vollzug des Waffengesetzes (WaffG), hier: Feststellungsbescheid nach § 2 Abs. 5 WaffG; i.V.m. § 48 Abs. 3 WaffG vom 22.06.2004
Das Nietenarmband ist KEINE Hieb- und Stoßwaffe im Sinne des § 1 Abs. 2 Nummer 2 a WaffG. Die VERBOTSEIGENSCHAFT im Sinne der Nummer 1.3.2 der Anlage 2 zu § 2 Abs. 3 WaffG - Waffenliste - Abschnitt 1 wird VERNEINT. Die nach § 2 Abs. 5 WaffG geforderte Länderanhörung wurde durchgeführt. Gezeichnet: Bundeskriminalamt
Antwort auf diese Frage: Der Zugang mit "Nietenarmbändern" zu einem Veranstaltungsgelände unterliegt dem Hausrecht des Veranstalters. Dieser kann damit allerdings u.U. auch für dadurch entstandene Körper- und Sachbeschädigungen haftbar gemacht werden.
LACUNA COIL (I) Als einzige Band aus dem Land von Pizza und Mafia gastieren die "Gothicer" von LACUNA COIL auf dem Metalfest. Traten sie 2017 in Wacken noch in heller Bekleidung auf, kommen hier schwarze Roben in Verbindung mit weißen Masken zum Vorschein. Die Band kann mittlerweile auf über 20 Jahre Bühnenerfahrung zurückblicken. Diese Professionalität merkt man der Truppe deutlich an. Mit "Senzafine" kommt auch ein Stück in Landessprache zum Vortrag. Der Slot zwischen EQUILIBRIUM und dem Headliner des heutigen Tages scheint allerdings unglücklich zu liegen. Die Stimmung fällt deutlich ab.
ACCEPT (D) Es wird Zeit für den Headliner des heutigen Abends. Was soll man zu der nach wie vor sehr präsenten Gruppe aus Solingen noch schreiben, was noch nicht geschrieben wurde? Für mich ist der US-Amerikaner Mark Tornillo nach wie vor DER "Ersatz" für Udo Dirkschneider. Auch an diesem Abend wird uns das volle Brett geboten. Gab es in Wacken 2017 noch langatmige Passagen mit Orchester, gibt es in Pilsen puren Heavy Metal. Klar, es soll das 2017 erschienene Album "The Rise of Chaos" promotet werden. Doch sobald Hymnen wie "Metal Heart", "Restless and Wild" oder "Midnight Mover" erklingen, gibt es für das ausverkaufte Amphitheater kein Halten mehr. Es gibt kaum noch Leute, die ihre Sitzplätze als ebendiese nutzen. Hier wird keine "Show" geboten wie am Vorabend. Keine Leinwand, keine Projektionen, keine Pyros. Nur sechs simple Bühnenteile "verschönern" das Bild. Accept rockt einfach. Dieses wird von den Headbangern wohlwollend angenommen. Bei "Balls to the Wall" brechen dann endgültig alle Dämme. Die Band, welche das Plateau vor der Bühne vollkommen ausnutzt wird ohrenbetäubend laut von den Anwesenden unterstützt. Leider hat der Spaß nach ziemlich genau 90 Minuten sein Ende gefunden und wir wanken erschöpft, heiser und mit Nackenschmerzen,aber glücklich, durch die Dunkelheit zum Hotel.
Sonntag, 3.6.2018 Tag 3
Der Wecker klingelt, warum auch immer. Die Nackenschmerzen als Spätfolgen vom gestrigen Abend sind noch spürbar. Ab unter die Dusche und ans Frühstücksbuffet. Schließlich haben wir noch 1/3 des Festivals vor der Brust. Auf dem Festival selbst und dem Weg dorthin kommt man immer wieder mal mit den unterschiedlichsten Leuten aus diversen Ländern ins Gespräch. So erfährt man, dass es keinerlei Beleuchtung auf dem Camping-Gelände gibt. Des Weiteren wird bemängelt, dass die Dixis dort wohl nicht ausreichen würden. Es gibt eben nichts, was man nicht noch verbessern kann. Von einem tschechischen Metalhead erfahren wir, dass direkt neben dem Amphitheater der Zoo von Pilsen angesiedelt ist. Das Haus für Großvögel befindet sich Luftlinie keine 30 Meter von der Bühne entfernt. Dort gibt es wohl einen Adler, der während des Festivals immer "mächtig angepisst" ist und jegliches Futter verweigert. Fremde würden wohl Harakiri begehen, sollten sie das Tier besuchen wollen. Genug der Vogelkunde, los geht’s an diesem Sonntag mit...
Anmerkung der Redaktion: So sehr die deutschen Sicherheitsvorschriften oftmals nerven, wird an mangelnden Fluchtweghinweisen, zu engen Ein- und Ausgängen und in diesem Fall sogar beim Tierschutz klar, warum es dafür auch Gründe gibt. Natürlich heißt das dann in aller Konsequenz aber auch immer, dass alle Preise teurer werden müssen. Das will natürlich niemand. Aber wie man bei Dynamo oder der Love Parade in Duisburg gesehen hat, reichen nach vielen erfolgreichen Jahren einer derartigen Veranstaltung nur ein Tag - vielleicht nur 30 Minuten - aus, damit dann alles zu spät ist.
TRI STATE CORNER (D) Da EVERGREY bereits Samstag spielten, fängt das Festival etwas später an. Ich habe noch nie etwas von der bereits 2004 gegründete Band gehört und putze mir verwundert die Ohren. Was ist das? Gitarren? Bass? Drums? Gesang? Klar, alles da! Das ganze druckvoll, mit mächtig Power. Aber zusätzlich höre ich noch Instrumente wie die vom Sänger Vassilios Maniatopoulos gespielte Darbuka, sowie eine Bouzouki, welche von Ioannis Maniatopoulos perfekt beherrscht wird. Diese Mischung ist echt einzigartig und nimmt uns von der ersten Note an mit. Die Drei-Länder-Formation besteht aus griechischen, polnischen und deutschen Mitgliedern. Der Bandname ist daher Programm. Dieser "Bouzouki"-Metal kommt bei den Leuten, die es mittlerweile aus ihren Schlafsäcken geschafft haben echt gut an. Ich habe auch das Gefühl, dass für diese Gruppe extra Leute aus Deutschland angereist sind. Mit dem Album "Hero" veröffentlicht "Tri State Corner" 2018 den dritten und somit letzten Teil einer Trilogie, welche 2011 mit "Historia" den Anfang nahm. In den drei Alben wird die Geschichte eines Migranten erzählt. Nun aber genug Zeilen zum Opener vom Sonntag schließlich spielt als nächstes...
XANDRIA (D) Die Bielefelder Symphonic-Metal-Band um Gitarrist und Gründungsmitglied Marco Heubaum fährt eine für diese Uhrzeit recht aufwendige Bühnenshow auf. Da es zu diesem Zeitpunkt etwas bedeckt und nicht ganz so heiß ist, finden sich recht viele Interessierte vor der Bühne und auf den Sitzbänken ein. Es wird wirklich eine solide Show geboten.
CYHRA (S) Abermals tritt eine Band aus dem Norden auf dem Metalfest auf. Ehemalige Mitglieder namhafter Gruppen wie IN FLAMES, AMARANTHE und MEKONG DELTA gründeten 2016 CYHRA. Das Debutalbum "Letters to Myself" wurde 2017 veröffentlicht. Nach den ersten beiden Gruppierungen aus Deutschland geht es hier nach einem eingespielten Intro weiter melodisch weiter. Viele Samples kommen vom Band. Bassisten werden scheinbar auch überbewertet. Bei CYHRA wird dieser eingespart :/.
BATTLE BEAST (FIN) Jetzt aber Schluss mit Harmony und Melody. Es wird gerockt!!! Sängerin Noora Louhimo ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Urgewalt. Wahnsinn, was diese Frau bei den mittlerweile wieder deutlich angestiegenen Temperaturen von sich selbst abverlangt. Ich suche im Bühnenbereich vergeblich ein Sauerstoffzelt. Wie schafft diese Frau es das Tempo eine Stunde durchzuhalten??? Es wird die ganze Bühne, sowie das breite Vorfeld komplett genutzt. Hier wird gerockt, gesungen und Kilometer gemacht. Die Headbanger kommen hier voll auf ihre Kosten. Schnörkelloser Heavy Metal, nicht mehr, nicht weniger. Randnotiz: ich muss dringend an meiner Kondition arbeiten…
ALESTORM (GB) Die Abkühlung durch den bereits genannten Feuerwehrschlauch ist in der Umbaupause dringend notwendig, da es mit den Schotten mit Vollgas weitergeht. Die Piraten bieten einfach eine irre Show. Hier kommen die Livequalitäten ganz klar zum Vorschein. Kein Wunder, dass die Krone für die einzige "Wall of Death" sowie der Pokal für die meisten Crowdsurfer auf dem Festival ganz klar an ALESTORM geht. Die Security im "Graben" ist hier zum ersten Mal richtig gefordert und macht ihre Sache wirklich gut. Die "Verrückten" spielen mit Klischees. So verwundert es natürlich nicht, das "German drink Beer and eat Sausages". Und dann ist es endlich auch soweit. Die lange auf der Bühne geparkte Gummiente lernt endlich fliegen! In diesem Sinne: "F.ck You!" ALESTORM und danke für die geniale Show!
RAGE (D) Ich merke langsam aber sicher, dass ich auf Grund der Temperaturen an meine Grenzen stoße (hat natürlich nichts mit fehlender Kondition zu tun...). Dennoch geht es hier mit Vollgas weiter. "Peavy" Wagner scheint - genau wie ich - keinerlei Konditionsprobleme zu haben. Er ist nach wie vor eine Rampensau, der sich keine Blöße gibt. Auch Herr Wagner füllt mit seinen Mitmusikern die komplette Bühne einschließlich Plateau aus und zeigt den jungen Metalheads, wo der Hammer hängt. Das Set am heutigen Abend wird eröffnet mit "Justify" vom heurigen Album "Seasons of the Black". Weiter geht es durch verschiedene Epochen, u.a. mit "Sent by the Devil", "Nevermore" sowie eine kleine Hommage an Rony James Dio mit "Holy Diver". Dies sorgt garantiert nicht nur bei mir für Gänsehaut. Erstaunlicherweise ist bei Rage noch jede Menge Platz im Infield. Das habe ich so nicht erwartet. Liefert RAGE doch eigentlich immer ein volles Brett.
Anmerkung der Redaktion: Uns ist tatsächlich kein schlechtes Konzert der Band bekannt. Problem: Zu häufig überall, zu viele Alben mit zu vielen durchschnittlichen Songs. Tipp an die Band: weniger häufig auftreten, länger an besseren Alben arbeiten, sich begehrenswerter machen.
ELUVEITIE (CH) Dass die Schweizer nicht nur "guten" Käse und langsame Geschwindigkeiten auf Autobahnen können, müsste jedem, der ELUVEITIE kennt, längst bekannt sein. So ist es dann auch kein Wunder, dass sich das Rund nach RAGE deutlich füllt. Bereits zum Prolog ist die Menge von Anfang an dabei und feiert die 9-köpfige Folkmetal-Band ab. Der fließende Übergang in "Your Gaulish War" bringt das Volk zum Toben. "Chrigel" Glanzmann weiss, wie er die Schar mit seiner Stimme auf seine Seite ziehen kann. Die Setlist kann sich auch hier sehen lassen und ist recht abwechslungsreich. Verantwortlich dafür sind letztlich auch Fabienne Erni, die die weiblichen Gesangsparts (u.a. "A Rose for Epona") übernimmt. Alles in allem ein gutes Set, welches mit ca. 15 Stücken eine gute Länge hat.
APOCALYPTICA (FIN) Da waren sie wieder, meine Probleme mit der finnischen Celloband. Die `93 gegründete Gruppe konnte mich in der Vergangenheit ab und zu überzeugen. Es gibt Stücke, die finde ich echt klasse. Da hier jedoch die Setlist – wie bereits 2017 in Wacken - ausschließlich Stücke aus der „Metallica“-CD gespielt wurden, beschlossen wir, das an sich absolut geniale Festival vorzeitig zu verlassen. Dies sahen scheinbar viele andere Gäste ebenfalls so und traten mit uns gemeinsam den Heimweg an. Für mich sind APOCALYPTICA mit der METALLICA-Show einfach kein würdiger Headliner, sorry.
Auf dem Weg zum Hotel schlenderten wir noch einmal über den Campground um festzustellen, dass es hier wie in den Tagen zuvor unglaublich sauber ist und gesittet zugeht. Es besteht also noch Hoffnung.
Fazit: 3 tolle Tage in einer Arena, die viel Charme versprüht. Ein super Billing. Viele entspannte Menschen. Preise jenseits von Gut und Böse. Traumhaftes Wetter. Alles Punkte die dafür sorgen, dass wir nächstes Jahr garantiert wieder dabei sind. Danke Pilsen, danke Metalfest!
Für Euch in Pilsen war 2018: Andre Schnittker
Nach dem Interview durften wir uns in das alte, umfunktionierte Kino der Kammerspiele Ansbach, setzen und das Konzert von der Galerie aus beobachten. Das Konzert startete, ebenfalls wie das neue Album, mit “J’attends un printemps” und “Un Linceul de brume”. Sänger Dominique machte zwischen den Songs immer wieder sympathische Ansagen und Witze auf Deutsch, was das Publikum begeisterte und auch die Sprachbarriere etwas zu nehmen vermag. Wir erfuhren später, dass er sich diese in Phonetik notierte, damit man ihn besser verstand, da er sonst kein Deutsch sprach, was wir als sehr bedacht empfanden. Lazuli gaben auf der Bühne alles, sie spielten und tanzten sich selbst und das Publikum in Extase. Die absoluten Highlights des Abends waren Romains Solo auf dem Flügelhorn, dass in einer Standing Ovation endete und den gesamten Raum verzauberte, sowie der traditionelle Fangesang nach “Les Courants Ascendants”, der in einer Jam Session der Band zu den Stimmen des Publikums endete. Von “Saison 8” wurden alle Lieder außer “Les 4 Mortes Saisons” gespielt, zudem eine Mischung aus Liedern der alten Alben. Ebenfalls eine unterhaltsame Tradition ist der Abschluss “9 Hands around the Marimba”, dass dieses Mal in Nenas “99 Luftballons” mündete.
Lazuli ist eine fantastische Live Band. Der Magie der Darbietung ihrer Musik wird keine Aufnahme gerecht und man merkt, dass die Musik für die Bühne geschrieben wird. Sogar Menschen, die ihre Musik auf der CD nicht mögen, werden auf einem Konzert in ihren Bann gezogen, da Lazuli es verstehen, das Publikum um ihren Finger zu wickeln und ein Konzert zu einem prägendem Erlebnis für die Sinne zu machen. Sie sind eine sympathische, herzliche, auf dem Boden gebliebene Band, die durch ihre expressive Musik ein Ventil finden, sich zu befreien und tiefgründige Musik zu liefern, die uns alle ein bisschen zu heilen vermag.
DAGMAR CZIOK
----- PRELUDE -----
Zum siebten Mal findet heuer das Storm Crusher Festival in der bayerischen Oberpfalz statt. Schon im Vorfeld war klar, dass die Organisatoren 2018 aus organisatorischen Gründen eine Pause einlegen werden und erst 2019 wieder weitermachen. Doch wird weitergehen und das hoffen wir doch alle, ist das Storm Crusher doch mittlerweile ein etabliertes kleines Festival mit großartigen Bands und einer tollen Organisation.
Los ging es bereits am Donnerstag, doch Mangels Urlaub mussten wir auf REAPER'S REVENGE, FATAL EMBRACE, DARKFALL, DELIRIUM TREMENS, WUCAN und die tschechischen Nationalhelden von TÖRR leider verzichten.
----- GELÄNDE -----
Parken und Zelten sind getrennt. Die Wege aber sehr kurz und übersichtlich. Das Konzert findet in der Halle statt. Auch bei Regen gibt es nur wenig Matsch.
----- FREITAG -----
Nach der Arbeit von Regensburg nach Wurz aufgemacht, während der Kollege aus Nürnberg anrollte. Und so fing es an:
GRAVEYARD
Los geht's mit den spanischen Death Metallern GRAVEYARD, welche mittlerweile drei Alben im Gepäck haben, die alle zu überzeugen wissen. Twin Guitar-Melodien mischen sich hier mit hübschen Blast Beats und die Stücke sind für Todesmetall ziemlich abwechslungsreich und mit hübschen kleinen Zusatzinstrumenten geschmückt. Für ein überwiegend "tradionelles" Heavy Metal-Festival überraschend anders. Sound und Bühnen-Performance passen auch. Viel zu erzählen hat man ganz Death Metal-like natürlich nicht. Insgesamt ein sehr guter Gig.
SACRED STEEL
Obwohl die Ludwigsburger Teutonenstahlgruppe ausschließlich gute Alben veröffentlich haben, sind sie weder Kult noch einigermaßen groß geworden. Das mag vielleicht daran liege, dass hier wohl nur der Gesang heraussticht und die Musikstücke sich alle ähnlich anhören. Aber auf der Bühne stellen Gerrit Mutz und Co. immer ihr wahres Talent zu Schau: großartige Konzerte geben, das Publikum unterhalten und einfach Spaß haben. Das sind SACRED STEEL wie man sie kennt und mag. So auch hier in der Oberpfalz.
ROBERT PEHRSSONS HUMBUCKER
Die schwedischen Melodic Hardrocker stellen mit ihrem Kontrastprogramm zu GRAVEYARD an diesem Tag die AOR-Freunde zufrieden. Die Solo-Band des namensgebenden Gitarristen, welcher schon in zahlreichen Bands tätig war, macht am heutigen Abend einen guten Job. Die Songs gehen gut ins Ohr, auch wenn ein ganz großer Hit noch nicht mit an Bord ist. Die Interaktion mit dem Publikum ist etwas zurückhaltend, selbiges aber auch. Viele gehen sich ein Bier holen, nur ganz vorne feiert man Party. Naja, ist wohl einigen Leuten etwas zu seicht. Zwei THIN LIZZY-Fans sind hellauf begeistert und sehen gewisse Ähnlichkeiten zwischen dem Gitarrenspiel beider Bands. Da haben sie sicherlich nicht ganz Unrecht. Ich fand's sehr ordentlich.
MINDLESS SINNER
Huch, schon wieder Schweden. Diesmal die alte Garde. 1986 erschien ihr überzeugendes Debütwerk "Turn On The Power". Scheinbar hatten sie aber ihre Stromrechnungen nicht bezahlt und die Jungs verschwanden von der Bildfläche. Nur 29 (!) Jahre später erschien dann mit "The New Messiah" 2015 ihr zweites Album. Ein Release auf Augenhöhe zum Vorgänger. Beide heute mitgebracht und den sabbernden Altfans angedient. Der Auftritt war zwar ganz ok, aber insgesamt dann doch etwas fad und eintönig. Die große Show hat irgendwie gefehlt und der Funke wollte nicht so wirklich überspringen. Zumindest nicht bei uns.
SATAN
Das alte NWoBHM-Schlachtschiff ist hier völlig zurecht der Headliner. Eine perfekte Mischung aus den alten Klassikern der frühen 1980er Jahre und den geilen Stücken der letzten total starken "Alterswerke". Der Sound ist leider viel zu laut, dafür aber gut gemischt. Die Performance lässt nichts zu wünschen übrig, ein paar lustige Ansagen und ein eingespieltes Team mit mächtig Spaß lassen keinen Zweifel aufkommen: SATAN regeln hier den Fels. Die eindeutig beste Band des Tages!
TOXIK
Zum Finale treten die Jungs aus Westchester County auf. Die U.S.-Amerikaner waren in den 1980ern eine der Mitbegründer des technischen und progressiven Thrash-Metals. Das ist geschmacklich gesehen nicht unbedingt jedermanns Geschmack, aber war zu seiner Zeit doch eben auch etwas völlig Eigenständiges. Mit den Werken "World Circus" und "Think This" im Gepäck liefern sie auf dem Storm Crusher ein intensives, hartes, schnelles und überzeugendes Konzert ab, welches die Matten nochmals zahlreich kreisen lässt. Der ideale Gute-Nacht-Mosh.
----- SAMSTAG -----
MALOKARPATAN
Die 2014 gegründete slowakische Black Metal-Kapelle ist natürlich mal wieder eine Überraschung für viele Metalfans. Bands aus Osteuropa sind hierzulande wegen des nicht englischen Gesangs relativ selten live anzutreffen, doch die Veranstalter des Storm Crusher Festivals fischen immer mal wieder so einen Rohdiamanten aus unbekannten Gewässern. MALOKARPATAN fallen durch ziemlich eigenwillige Riffs und Songstrukturen auf und wissen dadurch und ihren andersartigen Gesang zu begeistern.
VULTURE
Deutsche Speed-/Thrasher, welche gerade mal zwei Jahre existieren. Ein paar hübsche Sachen haben die Jungs durchaus im Gepäck. Die Matte kreisen kann man dazu auch sehr gut. Leider klingen die meisten Stücke ziemlich ähnlich und eine gewisse Monotonie bleibt ab dem dritten Song leider irgendwie fühlbar im Raum stehen. Potential ist allerdings durchaus vorhanden, denn ihre Instrumente fühlen sich durchaus in wohlkönnenden Händen.
SEPTAGON
Mit ihrem bisher einzigen Album "Deathhead Syndicate" konnte man letztes Jahr die deutsche Szene durchaus überraschen. Die Mischung aus Speed und Thrash klingt frisch und spontan, weiß zu gefallen und kann auch auf der Bühne überzeugen. In Sachen Songwriting ist allerdings durchaus auch noch Luft nach oben. Ist aber auch gut so, perfekte Debütalben tun den wenigsten Newcomern langfristig gut. Sehr ordentlich!
LIZZIES
Bei den feinen Händchen und Ohren der Veranstalter, immer mal wieder hierzulande unbekannte Lokalgrößen auftreten zu lassen, war man nach MALOKARPATAN doch ziemlisch wuschig auf die LIZZIES aus Spanien. Die traditionell agierenden Heavy Metaller erweißen sich jedoch leider als mittelschwere Enttäuschung. Die Band hinterlässt einen furchtbar unprofessionellen Eindruck, der Soundcheck dauert ewig, die Instrumente (vorallem die Gitarre) sind teilweise nicht zu hören oder fallen aus. Auf der Bühne herrscht einigermaßen überschaubares Chaos und ganz viel "Weiß jemand wo wir gerade sind?". Leider nicht geil, aber zum Glück der einzige musikalische Ausfall auf dem Festival.
SULPHUR AEON
Bisschen Death Metal gefällig? Man merkt dem Publikum durchaus an, dass dieses Genre nicht unbedingt etwas für die breite Masse ist. Doch SULPHUR AEON spielen auch nicht einfach den Sound des Todes, sondern eine technisch ziemlich anspruchsvolle Variante davon. Eingängig ist das für Nichtkenner durchaus nicht. Doch stilistisch ziemlich gewaltig und genial. Eine Stunde lang werden gewaltige Sound-Wälle erbaut und wieder zerstört. Steigert man sich in intensiven Wogen der Überzeugung, dass man das Universum selbst ist. Befindet sich dann wieder schlagartig in wilder Raserei. Um dann auch mal kurz etwas Luft zu holen. Geniales Zeug. Ich mag es! Willkommende Abwechslung auf das Bevorstehende.
HIGH SPIRITS
U.S.-Amerikaner stehen normalerweise ja nicht unbedingt auf Retro und wollen immer neue Musik. Umso erstaunter war man bei HIGH SPIRITS. Sie sind ja eben nicht mal Heavy Metal aus den 1980ern, sie gehen noch einen Schritt weiter. Das sind überbordende, eingängige Melodien, nahe an AOR und Popmusik, gepaart mit viel NWoBHM-Einflüssen. Macht stutzig? Uns auch. Doch dann stehen diese Leute auf der Bühne und rocken das Storm Crusher wie alte Recken. Eine super Stimmung, geile Bühnenshow, stimmige Interaktion mit dem Publikum.
OLIVER / DAWSON SAXON
Diese "abtrünnige" SAXON-Absplitterung dieser Altmitglieder zu buchen, das trauen sich tatsächlich nicht viele. Für das Storm Crusher spricht hier natürlich, dass die jungen Veranstalter eben auch nicht seit Jahrzehnten gewachsene Strukturen haben, bei denen man enge Freundschaften zu alten Bands etabliert hat. Hier ist man eben noch offen für Alternativen. Neben den ehemaligen SAXON-Mitgliedern steht hier Bri Shaughnessy am Mikro. Der ist zwar definitiv kein Biff, jedoch klingt diese Band-Variante mit den Songs der Band-Frühphase durchaus überzeugend. Sie ist eingespielt, agiert souverän und spielt die alten Klassiker nahe am Original bei bestem und klarem Sound. Kommt noch dazu, dass einem das langweilige und monotone Ansage-Genudel ob man einen schnellen oder langsamen Song hören will erspart bleibt und stattdessen ein paar andere Ansagen zu hören bekommt. Definitiv eine ziemlich gute Besetzung für Samstag Abend.
TYGERS OF PAN TANG
Diese NWoBHM-Band gehört in die Kategorie "Wir haben die schwachen Phasen der 1980er und -90er Jahre einfach ausgelassen um im neuen Jahrtausend wieder gutes Zeug zu schreiben." - Und das ist auch so. Nicht so geil wie SATAN am Vortag, legen die TYGERS dann doch deutlich mehr Wert auf ihre saustarke Frühphase von 1980-81 (sind ja auch immerhin drei gewaltig gute Alben). Doch auch die Spätphase ab 2001 kommt nicht zu kurz. Insgesamt gesehen ein mehr als solider Auftritt mit einigen Schwächen in der B-Note, aber bei sehr gutem Sound und viel Spielstärke zusammen mit OLIVER/DAWSON SAXON ein geiles und selten um diese Uhrzeit zu sehendes Doppelpack eines untergegangenem British Empire.
EXCITER
Der Schlußakt des Storm Crusher beginnt und endet mit den Kanadiern EXCITER. Legendäre Kultklassiker wie "Heavy Metal Maniac", "Violence & Force" und "Long Live The Loud" lassen auch Männer allein bei der Erwähnung dieser Titel feucht werden. Mit "The Dark Command" und "Blood Of Tyrants" gabs zwischen 1997 und 2000 noch eine kurze Hochphase. Was gibt's heute? Eine Band, Top in Form, einen glasklaren Sound, ein Publikum, das bis zum Schluß alles gibt und eine geil motivierte Band. Ein mehr als nur würdiger Abschluß für ein erneut hochkarätig bestücktes Storm Crusher Festival.
----- FAZIT ----
Wie auch schon 2016 war auch heuer wieder das Storm Crusher erste Sahne. Kurze Wege, nette Menschen, tolle Organisation, günstige Getränke, gutes Essen. Nur ein wenig mehr Plattenbörse würden wir uns noch wünschen. Ein wirklich super Festival mit einer sehr weiten Bandbreite an Musikstilen. Da ist für jeden was dabei. Auch die Mischung aus Newcomern, ausländischen Lokalgrößen wie TÖRR oder MALOKARPATAN, Kultbands und etablierten Größen ist aktuell ziemlich einmalig im süddeutschen Raum. Schade, dass wir 2018 darauf verzichten müssen. Wir freuen uns umso mehr auf 2019.
----- INTRO -----
Von 2002 bis 2014 berichteten wir ununterbrochen jedes Jahr sehr ausführlich über das Summer Breeze. Wir waren dabei, als es groß wurde, wir waren dabei, als es von Abtsgmünd nach Dinkelsbühl umgezogen ist. Wir waren dabei als aus 15.000 Zuschauern 40.000 wurden. Wir waren leider auch dabei, als mein mein bester Freund und jahrelanger Begleiter Andreas Blendinger an Krebs erkrankte und wir 2015 und 2016 nicht am Summer Breeze teilnehmen konnten und es auch mit anderen Redaktionsmitgliedern aus Respekt nicht wollten.
2017, nach langer Krankheit, ging es mit Andi wieder bergauf. Er konnte zwar noch nicht am Bang Your Head und in Wacken teilnehmen, aber ein Tag auf dem Summer Breeze ging.
EIN ABEND UND EIN TAG.
Wir fuhren zu viert mit vier Autos aus vier unterschiedlichen Richtungen hin. Für einen Tag. Für einen denkwürdigen Tag, an dem Andi zum ersten mal wieder auf einem Festival war.
NACHTRAG AM 24.05.2018: Andi ist nach einem erneutem Ausbruch seiner Krankheit leider im Mai 2018 verstorben.
----- FREITAG -----
Völlig irre Anreise: mitten auf der A6 fährt man in ein totales Wetterchaos. Man sieht fast nichts mehr. Starker Sturm, Regen ohne Ende, Hagel. Dann plötzlich das absolute Nichts. Sonnenschein, auf der Gegenfahrbahn steht der Verkehr und das Wasser ist 40-50cm hoch. Auf unserer Seit es langsam voran. Nach einer Weile: Sturm, Regen, Hagel, Chaos. Und es wird einem klar: man war gerade in das Auge eines riesigen Molochs zuerst hinein- und dann wieder herausgefahren.
POSSESSED
Mit ihrem Debütalbum "Seven Churches" veränderten sie 1985 den Metal. Ihre Form des Death Metal ging in die Geschichte ein. Das ein Jahr später erschienene Zweitwerk "Beyond The Gates" ist zwar ähnlich veranlangt, kann aber weder in Sachen Songwriting und schon gar nicht in Punkto Sound mithalten. Vor zehn Jahren dann die Reunion. Doch ein neues Album war lange Zeit nicht in Sicht. Auf dem Summer Breeze gab es einen sehr überzeugenden Auftritt bei gutem Sound und eine äußerst nette Überraschung: Mit "Shadowcult" gab es einen neuen Song von einem wohl schon in Arbeit befindlichem Studioalbum. Da freuen wir und jetzt schon mal.
CHILDREN OF BODOM
Nachdem bei einem heftigen Platzregen ein Teil des Geländes kurzfristig geräumt und es auch im VIP-Bereich ziemlich kuschelig wurde, durften die Bodomsee-Kinder doch noch ran. Die Setlist wurde entsprechend gekürzt, um das Nachfolgeprogramm nicht unnötig in die Länge zu ziehen und Fans mit geänderten Spielplänen zu verwirren. War auch gar nicht so schlecht, denn COB spielen zwar nie schlechte Shows, aber an diesem Abend wars auch keine richtig gute. Es war einfach nur eine gelangweilt runtergezockte 08/15-Show - wie immer öfters in letzter Zeit - Leute, wenn ihr mal ne Auszeit benötigt, dann legt mal zwei Jahre lang Pause ein, sortiert euch neu und kommt frisch zurück. Eine dauerhaft im Vollsuff spielende Band ohne großen Bock braucht auf Dauer niemand. Die Fans kamen dennoch auf ihre Kosten und sahen die ganze Sache nicht so dramatisch, denn die Stimmung stieg nach der Wiederaufnahme des Festivals immer weiter und somit hatten KREATOR anschließend eine bestens warmgelaufene Chaos-Horde vor die Bühne.
Setlist: "Deadnight Warrior", "Needled 24/7", "Hatebreeder", "Lake Bodom", "Black Widow", "Warheart", "Hate Me!", "Red Light In My Eyes, Part 2", "Downfall", "Everytime I Die", "Hate Crew Deathroll", "Bed Of Razors", "Children Of Bodom" ----- "The Nail", "Bodom After Midnight", "Towards Dead End"
KREATOR
Kein Zweifel, KREATOR sind DIE deutsche Thrash-Band. Auch die Tatsache, dass sie sich zwischenzeitlichen Experimenten hingegeben haben in den 1990ern spricht für sie, denn sie gingen stärker als zuvor aus dieser Zeit heraus. So boten uns die Ruhrpottler eine monströs aufgebaute Bühnenshow mit massig Pyro-Einsatz und großer Videoleinwand mit allerlei Clips und sonstigen Einblendungen. Der Sound war erste Sahne, die Performance überdurchschnittlich cool. Ein wenig getrübt wurde das Thrash-Metal-Herz aber trotzdem: Warum stehen da auf der Bühne so lächerliche Faschings-Kanonen herum? Große Show auf großer Bühne ist ja ok, aber Thrash ist halt nicht SABATON, POWERWOLF oder sonst irgendeine dieser künstlich klingenden Party-Kapellen. Thrash ist Thrash und soll Thrash bleiben. Also bitte künftig wieder auf das wesentliche konzentrieren: Hammer-Sound, Hammer-Show, Satan und sohw... <- sollte sich reimen, muss ich noch üben. Rühren! Weiter so!
Setlist: "Hordes Of Chaos (A Necrologue For The Elite)", "Phobia", "Satan Is Real", "Gods Of Violence", "People Of the Lie", "Total Death", "Phantom Antichrist", "Fallen Brother", "Enemy Of God", "From Flood Into Fire", "World War Now", "Hail To The Hordes", "Extrem Aggression", "Civilization Collapse" ----- "Violent Revolution", "Pleasure To Kill"
----- SAMSTAG -----
PRIMAL FEAR
Die Teutonenkombo um Ralf Scheepers war seit jeher immer eine von Andis Lieblingsbands. Mich hat sie leider bisher nur beim 2001er Werk "Nuclear Fire" wirklich überzeugt. Doch Stil und Songwriting (war mir sehr oft zu eintönig) hin oder her, der Auftritt beim Summer Breeze war insgesamt schon sehr überzeugend. Vor der Bühne war es natürlich um diese Zeit noch eher überschaubar, doch die anwesenden Fans erwiesen sich als ziemlich textsicher. Irgendwie bin ich immer noch der Überzeugung, dass Ralf mit seinem großen Stimmumfang bei einer größeren Band besser aufgehoben wäre. Aber muss ja er wissen...
Setlist: "Final Embrace", "In Metal We Trust", "Angel In Black", "Sign Of Fear", "Nuclear Fire", "Angels Of Mercy", "The End Is Near", "Chainbreaker", "Metal Is Forever"
OVERKILL
Echt jetzt? Ich musste zuerst lange überlegen, kam zu keinem Ergebnis und habe dann mehrfach in verschiedenen Quellen nachgelesen. OVERKILL waren tatsächlich NOCH NIE ZUVOR auf dem Summer Breeze? Wirklich unfassbar. Wie konnte denn sowas nur passieren? Auch wenn ich zuvor noch nie schlechte oder mittelmäßige Auftritte von Blitz und Co. erlebt habe, wussten sie aber scheinbar, dass das ein besonderer Moment war. Mir kam es jedenfalls so vor, als wenn die Thrash-Metal-Legende aus Big Apple an diesem Abend noch ein Quäntchen mehr gibt als sonst. Aber diese kleine "mehr" war eben auch dieses kleine "mehr", welches diesen Gig für mich nach längerer Zeit wieder zu etwas besonderem hat werden lassen in der langen Historie an OVERKILL-Konzerten, die ich bisher erlebten durfte. Klasse!
Setlist: "Mean, Green, Killing Machine", "Rotten To The Core", "Electric Rattlesnake", "Hello From The Gutter", "In Union We Stand", "Goddamn Trouble", "I Hate", "Electro-Violence", "Ironbound", "Elemination", "Fuck You"
HEAVEN SHALL BURN
Im Gegensatz zu OVERKILL sind HEAVEN SHALL BURN für das Summer Breeze längst so etwas wie SAXON oder DORO für Wacken. Häuslich eingerichtet mit einem Abo für legendäre Super-Konzerte. Und natürlich ist die Metalcore-Kampfmaschine aus Thüringen in all den Jahren stetig mit dem Festival mitgewachsen. Selbst das letzte Output "Wanderer", welches hoffentlich nur eine kurz andauernde Schwächephase der Band darstellt, konnte bisher nichts daran ändern. Das Infield war voll, die Stimmung bestens. Die postapokalyptisch aufgebaute Bühne bleibt hoffentlich auch in den nächsten Jahrzehnten eher einer Dystopie. Eine abartig perfekte Mischung aus Pyro, Lightshow und an den richtigen Stellen einsetzende Blastbeats für Mosh- und Circle-Pit-Einlagen ließen uns daran zweifeln, ob KORN das noch irgendwie toppen können oder wollen. Vor allem, als beim letzten Stück "Black Tears" auch noch Dan Swanö die Bühne betritt um in dieses intergalaktische EDGE OF SANITY-Cover mit einzusteigen. Geil!
Setlist: "The Loss Of Fury", "Bring The War Home", "Voice Of The Voiceless", "Land Of The Upright Ones", "The Only Truth", "Forlorn Skies", "Corium", "Combat", "Passage Of The Crane", "Downshifter", "The Omen", "Hunters Will Be Hunted", "Counterweight", "Endzeit" ----- "They Shall Not Pass", "Godiva", "Black Tears"
KORN
Ist das was für uns? Normalerweise nicht. Underground Empire hat normalerweise eine eher traditionell ausgelegte Leserschaft. Aber Festivalberichte sind eben Festivalberichte und so berichten wir auch darüber. Denn zum Glück hatten wir noch einen in unseren Reihen, der die Kombo kennt und deshalb auch ein Urteil fällen konnte: Vor vollem Haus (das Gelände war gerammelt voll, sogar voller als bei KREATOR am Vortag), traten die Nu-Metaller auf die Bretter der Welt. 45.000 Zuschauer erwarteten nur das Beste. Und das bekamen sie dann auch. Nach den eher äußer spärlich mit dem Publikum interagierenden Bands wie CHILDREN OF BODOM, KREATOR oder OVERKILL waren KORN ein willkommener Redeschwall und die Bühnenshow im Gegensatz zu KREATOR nicht Ansatzweise so eine übertriebene Karnevalsveranstaltung wie am Vortag. Ab und zu ertappten wir uns sogar beim heimlichen Mitwippen. Aber das bleibt natürlich hoffentlich unter uns, liebe Leser. Als bei "Coming Undone" dann QUEENs "We Will Rock You" als Snippet seine Anwesenheit kundtut, wissen wir jedenfalls, warum wir kein Nu-Metal hören. Das ist nämlich der einzige total nervige QUEEN-Song, den wir kennen. Insgesamt also ein wirklich überzeugender, ehrlicher und basischer Auftritt für die entsprechenden Fans. Wir werden allerdings keine werden. Aber das liegt in diesem Fall wirklich nur am Musikgeschmack.
Setlist: "Rotting In Vain", "Falling Away From Me", "Here To Stay", "Y'All Want A Single", "Clown", "Black Is The Soul", "Did My Time", "Shoots And Ladders", "Twist", "Got The Life", "Coming Undone", "Insane", "Make Me Bad", "Somebody Someone" ----- "4 U", "Blind", "Freak On A Leash"
----- FAZIT -----
NACHTRÄGLICH EDITIERTER KOMMENTAR Wir alle durften froh sein, dass Andi mit uns noch einmal auf einem Festival war. Auf seinem letzten Festival.
In der Hoffnung, dass wir alle noch viele weitere Jahre das Summer Breeze besuchen können.
Entschuldigt bitte diesmal diesen sehr kurzen Bericht, wir werden dann wohl ab 2019 wieder regelmäßig und ausführlich über das Festival berichten.
Jubiläum Leute!!! JUBILÄUM!!! DAS HIER ist tatsächlich unser 20. (ZWANZIGSTER!!!) WACKEN OPEN AIR-Bericht. Wär hätte das im Jahr 1998 jemals gedacht?
----- DONNERSTAG -----
ROSS THE BOSS
ROSS THE BOSS - Die Band um den ehemaligen MANOWAR-Gitarristen ist schon länger das "bessere MANOWAR". Denn während die "großen Jungs" eigentlich nur noch durch die Gegend posen, mit einem Sänger, der quasi nur noch heißer rülpsen kann, bekommt man hier legendäre Klassiker in bester Qualität geboten. Das konnte Ross The Boss mit seiner Band in den letzten Jahren bereits auf dem Keep It True mehr aus nur bestens demonstrieren. Auch in Wacken gibt's sich keine Blöße. Der Kult beginnt mit "Blood Of The Kings", zieht sich über "Death Tone", "Blood Of My Enemies" oder "Sign Of The Hammer" durch alle sechs ersten MANOWAR-Alben und endet mit dem epischen Übersong "Battle Hymn" und dem schnellen "Hail And Kill". Die Bühnen-Performance lässt keine Zweifel aufkommen, dass das hier authentischere MANOWAR sind als MANOWAR selbst. Man spielt hier für die Fans, ohne große Ansagen oder sinnfreies Gepose, bei gutem Sound und bester Stimmung im Publikum. Kein Zweifel: Hier läuft alles richtig.
Setlist: "Blood Of The Kings", "Death Tone", "The Oath", "Blood Of My Enemies", "Kill With Power", "Sign Of The Hammer", "Fighting The World", "Battle Hymn", "Hail And Kill"
EUROPE
Also schlecht sind die letzten Alben von EUROPE hat nicht. Meiner Ansicht nach aber von der Presse auch etwas zu gut abgeurteilt. Klar, ein härterer Opener wie "War Of Kings" passt schon eher zu einem Metal-Festival. Klar, man will nicht immer nur die ersten Alben spielen. Aber gerade im Falle dieser Band ist es so: das Publikum will eben nur die großen Hits hören. In der Folge mag bei "Rock The Night" ein zaghaftes Stimmungshoch temporär wie ein Geist über der Bühne erscheinen, so richtig Stimmung stellt sich aber leider erst gegen Ende des Sets ein. Mit - natürlich - "Superstitious" und dem obligatorischen "The Final Countdown". Verdient haben die Jungs diese Ignoranz seitens der Anwesenden und auch Nichtanwesenden sicherlich nicht. Die Bühnen-Performance hat keine Makel. Die Gitarren sägen ziemlich schnell, der Gesang ist einwandfrei und auch der Sound ist mehr als ordentlich. Fazit: Guter Auftritt, welcher am falschen Songmaterial krankt.
Setlist: "War Of Kings", "Hole In My Pocket", "Rock The Night", "Scream Of Anger", "Last Look In Eden", "Firebox", "Sign Of The Times", "Ready Or Not", "Nothin' To Ya", "The Beast", "Superstitious", "The Final Countdown"
STATUS QUO
Hart einsteigen (ROSS THE BOSS) und dann über EUROPE immer softer werden. Kuschelabend in Wacken? Ich stehe dazu, dass ich die Band mag. Aber will ich die unbedingt in Wacken sehen? Naja, mal vorbeisehen kann ja nicht schaden. Francis Rossi ist der letzte Fackelträger dieser Band, welche seit so vielen Jahrzehnten durch die Welt tingelt. Doch der Funke will so nicht wirklich überspringen. Man merkt über weite Strecken, dass da gespielt wird, um Geld zu verdienen. Dass das ein Hauptberuf ist, welcher langsam auf Ebbe läuft. Und so spielen sie ihre eigenen ("What You're Proposing") und fremden ("Rockin' All Over The World") Hits, auf der Bühne eher in sich selbst vertieft und entrücken dabei der Welt und dem Publikum vor der Bühne. Ab und an wirkt Francis Rossi wieder wach und erfreut, wenn das Publikum einige dieser alten Hits dann doch mitsingen kann. Doch spätestens wenn man Cuck Berry im Jahr 2017 auf einem Heavy Metal Open Air covert, weiß man, diese Band hat ihren Zenit überschritten. Hört sich nichts mehr Neues an, ist in der Vergangenheit verhaftet und bietet selbst auch nichts mehr Neues an. Das ist irgendwie schade, denn selbst ich, für meine 43 Lenze, bin noch nie so auf der Stelle getreten wie STATUS QUO. Und wer diesen lateinischen Namen übersetzt weiß, der Name ist hier mittlerweile Programm. Alles ok, nur eben langweilig.
Setlist: "Caroline", "Something 'bout You Baby I Like", "Rain", "Softer Ride", "Beginning Of The End", "Hold You Back", "What You're Proposing / Down The Dustpipe / Wild Side Of Life / Railroad / Again And Again", "Paper Plane", "In The Army Now", "Roll Over Lay Down", "Down Down", "Whatever You Want", "Rockin' All Over The World", "Rock And Roll Music / Bye By Johnny"
ACCEPT
Teil 1: Intro
Die deutschen Teutonenstahlmetaller (man verzeihe mir dieses typisch deutsche Wortungetüm) treten heute mit einer besonderen Show auf. Das erste Drittel präsentiert uns ACCEPT in purer Reinheit, der Mittelteil ein orchestrales Solowerk von Wolf Hoffmann - für alle Klassik-Anhänger unter uns - und der finale Part vereint dann Orchester und Band miteinander um neue Klangdimensionen auszuloten. Ein Fehler? Überflüssig? Langweilig? NEIN! ACCEPT sieht man verhältnismäßig oft, da schadet ein Abend, um neue Dinge auszuloten, ganz gewiss nicht. Es ist ja Donnerstag. Remembrance Day und Ausprobier-Day.
Teil 2: ACCEPT
Die Jungs steigen mit dem brandneuen und erstmals überhaupt gespielten Stück "Die By The Sword" ein, zücken anschließend völlig überraschend "Restless And Wild" aus dem Arm, spielen zum ersten mal "Koolaid" live und lassen dann "Pandemic" und "Final Journey" aus der jüngsten Vergangenheit folgen.
Teil 3: WOLF HOFFMANN SOLO feat. Czech National Symphony Orchestra
Heavy Metal und Klassik sind für Musiker und Szenekenner ziemlich Artverwandt. Grund genug für Wolf Hoffmann, auf seiner Gitarre zum Orchester zu spielen. Warum auch nicht. Dabei gibt es ein buntes Querprogramm, angefangen von Mussorgskys "Nacht auf dem kahlen Berge" über ein Scherzo von Chopin, "Romeo und Julia" von Prokofieff, Beethovens "Pathétique" und dem Konzert in G Dur für zwei Cellos bis hin zum Auszug aus Mozarts legendärer Sinfonie Nr. 40.
Teil 4: ACCEPT feat. Czech National Symphony Orchestra
Der finale Teil vereint dann beide Welten miteinander: ACCEPT und Orchester spielen gemeinsam. Bei einer gelungenen Mischung aus Alt und Neu gibt es hier Songperlen wie "Princess Of The Dawn", "Stalingrad", "Breaker", "Shadow Soldiers", "Dying Breed", "Fast As A Shark", "Metal Heart", "Teutonic Terror" und "Balls To The Wall" mit der breitwandigen Orchesterunterstützung in völlig neuen Facetten zu bestaunen, welche neue Einblicke in diese legendären Stücke gewähren.
Teil 5: Outro
ACCEPT sind ein mehr als würdiger Headliner an diesem erinnerungswürdigem Tag. Sie beweisen mit einer dreiteiligen Show, dass man als Band, mit Solostücken eines Bandmitglieds und anschließend zusammen mit einem kompletten Orchester einem Headliner-Status mehr als gewachsen ist und sie zeigen Mut, neue Wege zu gehen. Das ist sehr wichtig, wenn man nicht wie z.B. SAXON irgendwo im Nirgendwo zu zahlreicher Auftritte enden will. Denn ich habe zwar von SAXON nich nicht etwas Schlechtes oder auch Mittelmäßiges gesehen. Aber wurde von eben jenen auch noch nie positiv überrascht in den letzten 25 Jahren. So gehen ACCEPT auf diesem Weg neben dem eher kläglichen Versuch von SAVATAGE, welche mit ihrem T.S.O.-Auftritt in Wacken zwar eine Menge Presse, Aufmerksamheit und Krawall hinterließen, aber trotzdem belanglos waren, auf einer Linie in Sachen mehrteiligem Auftritt, stecken SAVATAGE hierbei - zumindest für das europäische Klangverständnis - mehrfach locker in die Tasche. Zusammen mit ROSS THE BOSS waren ACCEPT die beiden besten Bands am Donnerstag.
----- FREITAG -----
Freitag ist der große "Zelt-Tag". Denn dort spielen für uns eindeutig die interessanteren Bands heute.
GRAND MAGUS (Zelt)
Die schwedischen Wikinger-Kumpels von GRAND MAGUS sind hier im Zelt genau richtig. Die Enge und die vielen Fans sorgen für volles Haus und beste Stimmung bei kuscheliger Wärme. Die Performance ist sehr tight, die Band bei bester Stimmung und das Publikum feiert sie ohne Ende ab. Das kann an diesem Tag auch darüber hinwegtäuschen, dass das Songmaterial auch weiterhin auf Dauer gesehen ziemlich eintönig wird; zumindest auf der heimischen Anlage beim Genuß eines kompletten Albums. Doch live funktioniert die Mucke hier und heute hervorragend.
Setlist: "I, The Jury", "Sword Of The Ocean", "Varangian", "On Hooves Of Gold", "Steel Versus Steel", "Forged In Iron - Crowned In Steel", "Ravens Guide Our Way", "Like The Oar Strikes The Water", "Iron Will", "Valhalla Rising", "The Shadow Knows", "Freja's Choice", "Triumph And Power", "Kingslayer", "Silver Into Steel", "Hammer Of The North"
FATES WARNING (Zelt)
Die herausragenden U.S.-Progster möchte man in Wacken zwar eigentlich lieber Live sehen, aber so bleiben sie wenigstens von Wind und Wetter verschont. Das ist bei dieser Art von Musik dann eben doch auch wichtig. Vom Opener "From The Rooftops" über "One", "A Pleasant Shade Of Gray"-Ausschnitten bis "Firefly" gibt es vieles aus der Neuzeit zu hören. Gen Ende dann mit "Point Of View" und "Monument" auch das, was man auf einem Festival eigentlich hören will. Der Auftritt wie immer fehlerfrei und faszinierend. Das Zelt gut besucht und der Sound sehr ordentlich abgemischt. Prog-Herz, was willst du mehr?
CANDLEMASS (Zelt)
Mit einem "Nightfall"-Sonderprogramm zwingen uns Leif Edlund und Co. anschließend vor der Bühne auf die Knie. Doom, vom Master of the Universe persönlich zur Erde gebracht, umhüllt das Zelt und lässt uns in einer immer schneller werdenden Welt mehrere Gänge zurückschalten und Innehalten. Vor Ergriffenheit ob derart schöner Musik. Würde ich jetzt in diesem Fluss so weiterschreiben, der Bericht hier könnte ein Buch füllen. Aber so bleibt mir nur noch zu sagen: auch CANDLEMASS haben hier einen hervorragenden Auftritt hingelegt.
Setlist: "The Well Of Souls", Codex Gigas", "At The Gallows End", "Samarithan", "Dark Are The Veils Of Death", "Mourners Lament", "Bewitched"
PSYCHOTIC WALTZ (Zelt)
Auch mit PSYCHOTIC WALTZ beweisen die Veranstalter heuer, dass sie auch die besten Underground-Bands der Geschichte verpflichten können. Leider war ich von diesem Auftritt emotional so ergriffen und entrückt, dass ich danach nicht mehr wußte, was eigentlich gespielt wurde. Scheinbar erlebte ich dieses Konzert auf einer anderen Bewußtseinsebene. Ich glaube mich zu erinnern, dass am Ende des Auftritts Gott mit seinem Rollstuhl über der Bühne schwebte und danach direkt in den Himmel fuhr.
Sooooooooooooo... das waren unsere Freitags-Besuche im großen Zelt. Kommen wir nun zu den großen Bühnen ohne Zelt:
SANCTUARY
Lang ist das Set der U.S.-Band um Warrel Dane ja nicht gerade, dafür sind die Umstände umso widriger. Regenschauer bei ziemlich argem Wind verweht so ziemlich alle Details dieser Show, teilweilse hört man nur Ausschnitte der Songs. Ein zerfahrender Gesang und eine äußerst durchschnittliche Bühnen-Performance machen SANCTUARY leider zu einer Enttäuschung, für die sie dank schlechtem Wetter aber auch nur zur Hälfte beitragen. Was hatten wir uns im Vorfeld darauf gefreut...
Setlist: "The Year The Sun Died", "Frozen", "Taste Revenge", "Question Existence Fading", "Soldiers Of Steel"
PARADISE LOST
War ja klar, dass es in Sachen Sonne nicht mehr heller geht, sobald PARADISE LOST auf der Bühne stehen. Murphy's Law - ick hör dir trapsen. Bei einem leider (siehe SANCTUARY) weiter vom Winde verwehten Sound muss man schon so nah wie es geht an die Bühne ran, um den bestmöglichen Klang zu bekommen. Die Engländer machen in Punkto Setlist alles richtig. Genauso sollte man das auf einem Festival tun: ein Best-Of-Programm quer durch die eigene Geschichte. Und so gibt es neben Stücken der letzten Alben auch die Großtaten der 1990er Jahre zu bewundern. Für alte Fans ist natürlich "Gothic" der größte Gänsehaut-Effekt, welcher nach mehr aus dieser Ära schreit. Aber man kann ja nicht alles für sich beanspruchen. Ein Blick ins Publikum zeigt - hier ist alles von 20 bis 50 vertreten. Das ist ein durchaus positives Zeichen für eine Band, die ihre größten Alben eigentlich schon vor über 20 Jahren hatte. Und es spricht auch dafür, dass ihre aktuellen Scheiben vielleicht nicht mehr ganz die Größe dieses Vermächtnisses erreichen - aber immer noch interessant genug sind, dass sich auch junge Leute mit dieser Band noch befassen. Daumen dick nach oben!
Setlist: "No Hope In Sight", "Pity The Sadness", "One Second", "Gothic", "The Enemy", "Faith Divides Us - Death Unites Us", "Embers Fire", "Say Just Words", "True Belief", "Blood And Chaos", "Beneath Broken Earth", "Enchantment", "The Longest Winter", "The Last Time"
EMPEROR
Jodihoh! Erinnert sich noch jemand an das Jahr 1997? "Anthems To The Welkin At Dusk" erschien da. Was für ein abartig geniales Meisterwerk. Zum 20jährigen Jubiläum gibt's dieses Monsterteil hier gleich komplett am Stück serviert. EMPEROR sind eigentlich seit Jahren quasi die Inkarnation von Schrödingers Katze. Gleichzeitig lebt sie und gleichzeit ist sie tot. So tritt sie - die Band - einem Geist gleich, alle paar Jahre mal wieder auf einem wichtigen Festival auf, um danach wieder für Jahre verschwunden zu sein. Im Gegensatz zum 2014er "In The Nightside Eclipse"-Jubiläumsauftritt in Wacken, darf sie heuer zum Glück in der raunenden Dunkelheit ran. Wie immer genauso so, was wir uns von EMPEROR erwarten: Viel Feuer, viel Bumms, viel Rauch. Ein perfekt gespieltes Set mit der Eiseskälte des hohen Nordens. Neben Ihsan, welcher wie immer die Statik in Person verkörpert und wie ein schwarzer Monolith aus "2001 - Odyssee im Weltraum" wirkt, manifestieren sich Musiker, die sich in seine perfekte Spielweise ohne Bindematerial 1:1 einfügen wie damals beim Bau der Pyramiden. Wer braucht da schon Beton, wenn man auch Steine so formen kann, dass sie sich nahtlos ineinander fügen.
Setlist: "Ye Entrancemperium", "Thus Spake The Nightspirit", "Ensorcelled By Khaos", "The Loss And Curse Of Reverence", "The Acclamation Of Bonds", "With Strength I Burn", "The Wanderer" ----- "Curse You All Men!", "I Am The Black Wizards", "Inno A Satana"
MEGADETH
Die U.S.-Speedster um Dave Mustaine sind der heutige Healiner. Ziemlich furios geht es mit dem Eröffnungs-Triple "Hangar 18", "Wake Up Dead" und "In My Darkest Hour" los. Leider benötigt die Sound-Abmischung der Anfangs sehr deutlich basslastigen Show etwas um in die Spur zu finden. Auch wenn es - wie immer - kaum Interaktion mit dem Publikum gibt, schafft es die Band mit einem treibenden Vorwärtsmarsch eine kompakte Stimmung zu erzeugen. In der Mitte der Setlist folgen schließlich neuere Stücke, die etwas Party aus den Zuschauern nehmen, bevor es gegen Ende hin mit "Tornado Of Souls", dem starken "Dystopia", der Hymne "Symphony Of Destruction" und den obligatorischen "Peace Sells" und "Holy Wars..." wieder in den Headbang-Express geht und die Matten fliegen. Insgesamt zwar kein in Erinnerung bleibender Gig, aber ein sehr ordentlicher.
Setlist: "Hangar 18", "Wake Up Dead", "In My Darkest Hour", "The Threat Is Real", "Sweating Bullets", "Conquer Or Die!", "Lying In State", "Poisonous Shadows", "Trust", "Fatal Illusion", "Tornado Of Souls", "Dystopia", "Symphony Of Destruction", "Mechanix", "Peace Sells" ----- "Holy Wars... The Punishment Due"
----- SAMSTAG -----
POWERWOLF
Die Metal-Priester um Attila Dorn sind zuverlässig wie eine Bank. Zu famosen Pyro-Effekten, massiven Rauchgebläsen und einer Menge sakraler Stimmung gibt es eingängige Superhits an der Grenze zum Schlager mit teilweise grenzdebilen Ansagen. Aber so und nicht anders kennen wir diese Leute aus dem Saarland, welche so gerne Pflöcke in Vampire bohren und dabei zusammen mit dem Publikum unheilige Messen abhalten. Auch heute wieder eine Bank mit bester Stimmung!
HEAVEN SHALL BURN
Metalcore zum Mittagessen. So soll es sein. Circle Pits und Crowdsurfing während des ganzen Auftritts. Jawoll! Atommüll-Lager-Gemälde auf der Bühne. Pfundig. Für diese Uhrzeit ist es vor der Bühne verdammt voll und HEAVEN SHALL BURN, bereits zum sechsten Mal in Wacken, fühlen sich hier sichtlich pudelwohl. Es gibt Bands, bei denen es langsam etwas ermüdend wirkt, sie sich jedesmal anzusehen, das bleibt bei den deutschen Kollegen um Frontmann Marcus Bischoff komplett aus. Wenn die Jungs hier mit Stücken wie "Downshifter" oder "Hunters Will Be Hunted" ordentlich Gegenwind machen, dann ist Party angesagt.
ALICE COOPER
Kurz vor seinem Auftritt besuchte Alice Cooper noch die offizielle Wacken Pressekonferenz (wir berichteten live über Twitter und Facebook darüber). Auf dieser gab er noch einige Lemmy-Anektoten zum Besten wie "er hat mir erzählt, er trinke jetzt keinen Whiskey mehr. Sondern Wodka."
Aber kommen wir zum Konzert. Um 19 Uhr bei noch vollem Tageslicht auftreten zu müssen, ist für eine auf große Show angelegte Performance natürlich nicht gerade das Gelbe vom Ei. Aber das Business ist eben knallhart, AMON AMARTH und AVANTASIA verkaufen einfach mehr Platten und haben somit (auch im Fernsehen) eben einen höheren Stellenwert.
Mit "Paranoiac Personality" gibt es überraschenderweise nur einen Song vom doch ebenso überraschenden neuen Album zu hören, welcher sich nahtlos ins Set einfügt. Der Rest ist relativ schnell erzählt, denn die Bühnenshow ist ansonsten die mittlerweile von allen größeren Gigs gewohnte "Mini-Rock-Oper" pro Song. Musik mit Bildbegleitung sozusagen.
Die Band tritt insgesamt wie in letzter Zeit normal absolut eingespielt und höchst professionell auf. Während Alice Cooper Luft holt, wird er durch Instrumentalpassagen entlastet. Ich weiß gar nicht, was ich noch schreiben soll. Klassiker der Rockgeschichte wie "No More Mr. Nice Guy", "Feed My Frankenstein", "I'm Eighteen" oder "Poison" kann man nicht totspielen, sondern man hört sie immer wieder gerne.
Überraschungen gibt es erst am Ende; Im Mittelteil des sehr ausgedehnten "School's Out" wird kurzerhand eine Passage von PINK FLOYDs "Another Brick In The Wall" eingebaut und am Ende des Set schließt sich der Kreis um Eingangs erwähnten Lemmy mit "Ace Of Spades" als Tribute. Mit Chuck Garric am Mikro, der dem guten alten Whiskey-Freund mit seiner Gesangsstimme verdammt nahe kommt.
Setlist: "Brutal Planet", "No More Mr. Nice Guy", "Under My Wheels", "The World Needs Guts", "Woman Of Mass Distraction", "Poison", "Halo Of Flies", "Feed My Frankenstein", "Cold Ethyl", "Only Woman Bleed", "Paranoiac Personality", "Ballad Of Dwight Fry", "Killer", "I Love The Dead", "I'm Eighteen", "School's Out / Another Brick In The Wall / School's Out", "Ace Of Spades" feat. Chuck Garric
AMON AMARTH
Danach gibt's eine monstermäßige Wikingershow mit massig Unterhaltungselementen während der beeindruckenden Bühnenshow. Alleine den Gassenhauer "The Pursuit Of Vikings" als Opener zu bringen und durch die Bank eine Hymne nach der anderen zu zünden zeigt, wie viele Melodic Death-Hits AMON AMARTH eigentlich mittlerweile im Gepäck mitführen. Die Fans rasten zur ziemlichen heißen Pyroshow völlig aus und machen Stimmung ohne Ende.
Setlist: "The Pursuit Of Vikings", "As Loke Falls", "First Kill", "The Way Of Vikings", "Cry Of The Black Birds", "Deceiver Of The Gods", "Father Of The Wolf", "Death In Fire", "War Of The Gods", "Raise Your Horns", "A Dream That Cannot Be" feat. Doro, "Guardians Of Asgaard" ----- "Twilight Of The Thunder God"
AVANTASIA
Hah! Da war es wieder! Das Wacken-Soundproblem. Das hat auch schon mal SLAYER zur Verzweiflung getrieben. Und heuer Tobi Sammet und das gesamte Publikum. Mal wieder VIEL ZU LEISE!
Zum besten Samstag-Abend-Sendetermin legen AVANTASIA nicht nur in Wacken, sondern deutschlandweit auch via 3sat mit ihrer Auslegung von Heavy Metal los. Sprich: Mit einer Mischung aus Metal, Hardrock, Rock, Meat Loaf, Bombastrock und großer 1970er Samstagabend-Show.
Los geht's mit dem nach-vorne-Hit "Mystery of A Blood Red Rose", welcher auch von Meat Loaf hätte sein können bzw. natürlich seinem Texter und Songwriter Jim Steinman. Jorn Lande und Bob Catley machen wie immer eine gute Figur, während Eric Martin bei "Dying For An Angel" an seine Grenzen stößt. Auch Amanda Somerville und Herbie Langhans treffen zielsicher, während ex-QUEENSRYCHE-Frontmann Geoff Tate leider nur ein sehr schwacher Ersatz für den heuer leider abwesenden Michael Kiske ist. Insgesamt sehr auffallend ist, dass sich das Gelände nach AMON AMARTH überraschend deutlich geleert hat, obwohl es natürlich immer noch ziemlich voll ist. Aber so ist das nunmal, AVANTASIA polarisieren mit ihrer sehr kommerziell orientierten Show eben und stellen viele Metaller nicht zufrieden. Die, die weiterhin anwesend sind, feiern Tobi und Co. dafür umso mehr ab.
Insgesamt gesehen wieder eine fast durchgehend hochklassige Performance, die lediglich Geoff Tate bei "Seduction Of Decay" und Eric Martin etwas heruntergezogen haben. Bei Ersterem kann man sich auch des Verdachts nicht erwehren, nur um des Geldes wegen angereist zu sein, während man z.B. bei Bob Catley deutlich Herzblut und Überzeugung herauslesen und -hören kann. Heavy Metal ist das alles aber eigentlich nicht mehr. Schade, dass es die ganzen Samstag-Abend-Shows nicht mehr gibt. Bei "Wetten, dass..?" wären AVANTASIA richtig groß rausgekommen.
Setlist: "Mystery Of A Blood Red Rose", "The Scarecrow" feat. Jorn Lande, "The Story Ain't Over" feat. Bob Catley, "Dying For An Angel" feat. Eric Martin, "Twisted Mind" feat. Eric Martin, "Reach Out For The Light" feat. Herbie Langhans, "Farewell" feat. Amanda Somerville, "Seduction Of Decay" feat. Geoff Tate, "Avantasia" feat. Geoff Tate, "Shelter From The Rain" feat. Herbie Langhans, "Runaway Tain" feat. Bob Catley, "Promised Land" feat. Jorn Lande, "Let The Storm Descend Upon You" feat. Jorn Lande, "Lost In Space" feat. Amanda Somerville", "Sign Of The Cross / The Seven Angels" feat. all guests
KREATOR
Endlich wieder harten Metal gibt's gegen Ende des Festivals wieder mit KREATOR, welche bei einsetzendem Regen ein tolles Best-Of-Programm mit dem Schwerpunkt "Gods Of Violence" zelebrieren. Wie bereits bei AVANTASIA ist der Sound verdammt leise. Während des Eröffnungs-Tipples "Hordes Of Chaos", "Phobia" und "Satan Is Real" mosht sich das Publikum warm und sorgt für beste Stimmung. Auch KREATOR spielen sich auf der Bühne immer dichter durch Zeit und Raum und präsentieren und bei geilen Backtrops und fettem (aber trotzdem zu leisem) Sound eine super Performance.
Setlist: "Hordes Of Chaos", "Phobia", "Satan Is Real", "Gods Of Violence", "People Of The Lie", "Total Death", "Phantom Antichrist", "Fallen Brother", "Enemy Of God", "From Flood Into Fire", "World War Now", "Hail To The Hordes", "Civilization Collapse", "Violent Revolution", "Pleasure To Kill"
----- FAZIT -----
Auch unser 20. Wacken war mal wieder eine super Veranstaltung. Man sieht jedes Jahr, wie sich die Veranstalter bemühen an allen bisherigen Schwachstellen nachzujustieren und alles immer etwas besser zu machen. Auch aus der großen Schlammshow 2016 hat man gelernt und den VIP-Bereich in Punkto Trittfestigkeit deutlich ausgebaut. Wir freuen uns bereits jetzt schon auf Wacken 2018 und beenden diesen Bericht mit dem obligatorischen: See you in Wacken - Rain or Shine!
Für Euch in Wacken waren 2017: Carsten Johann und Jürgen Schottner
Seit wir 1997 zum ersten mal das Bang Your Head besucht haben, hat es uns nicht mehr losgelassen. Und deshalb sind wir auch 20 Jahre später, im Jahre 2017, wieder hier:
----- DONNERSTAG -----
Die Polen CRYSTAL VIPER mit ihrer symphatischen Frontfrau Marta Gabriel gehören sicherlich zu den aktuell interessantesten "Newcomern" im traditionellen Metal, auch wenn sie bereits 2007 ihr erstes Album veröffentlicht haben. Warum sie dann hier immer noch als Nummer zwei das Festival an einem Donnerstag eröffnen dürfen, liegt sicherlich nicht an Stücken wie "Night Of The Sin" oder "Metal Nation", sondern eher daran, dass das Songmaterial über weite Strecken zu ähnlich klingt und entsprechend kaum als extenziell wahrgenommen wird. Dennoch darf man hier einen überaus guten Auftritt sehen, der mit dem GRIM REAPER-Cover "See You In Hell" seinen musikalischen wie stimmungstechnischen Höhepunkt findet. Gelungener Festivalauftakt nach den Openern KILLCODE.
Die U.S.-Thrasher TOXIC entern anschließend die Bühne und knüppeln technisch anspruchsvollen Metal der Extase-Klasse. Der zwischenzeitliche Line-Up-Wechsel nach dem Reunion-Konzert 2014 auf dem Keep It True hat sich nochmals positiv ausgewirkt und die Band präsentiert sich mit dichtem, energischen Sound als kompakte Einheit. Leider ist der Klang nicht besonders gut gemixt und teilweise auch etwas vom Winde verweht. Dennoch ein sehr überzeugender Auftritt, welcher zu späterer Stunde in der Halle bestimmt deutlich mehr Zuschauer gehabt hätte.
Als ich GLORYHAMMER zum ersten mal live gesehen habe, erinnerten sie mich spontan an EDGUY 1998, als sie in einem aus allen Nähten platzendem Zelt spielten. Danach sagte ich: EDGUY wird das nächste große Ding. Und so erging es mir auch bei GLORYHAMMER. Im Gegensatz zu sich ernstnehmenden Kollegen in dieser Kategorie, wie z.B. RHAPSODY, spielen GLORYHAMMER mit sämtlichen Klischees die es im melodischen Bombastbereich so geben kann. Seien es untote Einhörner oder die Befreiung einer entführten Prinzess aus einem Burgschloss im Weltraum irgendwo zwischen dem Restaurant am Ende des Universums und dem Thannhäuser Tor. Auch in Balingen weiß das Publikum diese aufgedrehten und sympathischen Kerle zu schätzen und beginnen schon früh mit dem Feiern. Auch wenn sie auf dem großen Gelände noch nicht die dichte Stimmung der schweißnassen Wet-Stage im Wacken-Zelt 2016 erreichen, so bin ich doch sehr davon überzeugt, dass man sie hier in Balingen eines Tages als Headliner wird erleben dürfen. Bis auf das zusätzliche "Magic Dragon" ist die Setlist im Vergleich zu Wacken übrigens identisch. Überzeugender Auftritt!
Setlist: "Infernus Ad Astra", "Rise Of The Chaos Wizards", "Legend Of The Astral Hammer", "Hail To Crail", "Questlords Of Inverness, Ride To The Galactic Fortress!", "Magic Dragon", "The Hollywood Hootsman", "Angus McFife", "Universe On Fire", "The Unicorn Invasion Of Dundee", "The National Anthem Of Unst"
Obwohl ORDEN OGAN stilstisch gar nicht so weit von GLORYHAMMER entfernt sind (Bombast, viele Melodien), unterscheiden sie sich dann doch deutlich. Weniger Geschwindkeit, mehr Theatralik, andere Textausrichtung. Außerdem fahren sie eine größere Bühnenshow mit Cowboy-Statuen auf, die sich dann aber doch bewegen mit mit ihren Waffen ziemlich bedrohlich wirken. Ganz auf Festival ausgelegt, präsentiert man sich abweichend von der Tour mit einem statlichen Best-Of-Programm. Hat uns aufgrund einer allgemeinen Trägheit der Stücke nicht so gut wie GLORYHAMMER gefallen, doch die Performance war insgesamt einwandfrei.
Die U.S.-Westcoast lässt grüßen, wenn SLAUGHTER sich aufmachen um eine Meeresprise des guten alten Hair- und Glamrock nach Balingen zu bringen. Mark Slaughter hat hier eine Band am Start, dessen Mitglieder am Samstag auch alle für VINCE NEIL spielen werden. MÖTLEY CRÜE quasi... und SLAUGHTER. Wenn man schonmal in Deutschland ist, warum nicht? Und Zeitreise? Warum nicht. Wir sind ja schließlich auch jedes Jahr auf Festivals wie dem Keep It True. Doch was treiben die Jungs denn nun so? 1989 gegründet, waren ihre ersten beiden Alben "Stick It To Ya" und "The Wild Life" (dessen bekannter Titelsong in Balingen auch der Opener wurde) quasi bereits eine der letzten Alben dieser Sparte. Die legendäre "Metal Decade" - welche von 1980 bis 1989 dauerte und sich bis ins Jahr 1992 verschleppte, ging spätestens mit IRON MAIDENs "Fear Of The Dark" endgültig unter, denn bereits seit 1991 überzog der Grunge die Welt und machte aus den bunten und grellen 1980er Jahren eine depressive Generation X. In dieser Übergangszeit konnten SLAUGHTER schon damals zwar noch Hits landen - vorallem in den USA - aber letzten Endes blieben sie doch immer im Schatten der großen Vorbilder und Vorgänger.
Was gibt es also auf dem Bang Your Head von SLAUGHTER? Ganz klar "The Wild Life" als Opener und "Up All Night" als Schlußnummer. Die beiden Hits. Nur niemand von uns kennt sie wirklich. 1992. Da haben wir noch IRON MAIDEN, W.A.S.P. und die schwarze METALLICA gehört. Aber Hair-Metal? War auch hier schon lange tot. Nur die Ballade "Fly To The Angels", welche auch in Balingen nicht fehlen durfte, blieb in Erinnerung. Sie war auf einem der damals noch zahlreichen und wirklich gut zusammengestellten Sampler. Zum Auftritt: Durchwachsen. Drummer Zoltan Chaney ist der beste Mann am Start und wuppt die gesamte Band mal eben alleine über den Durchschnitt. Die Performance der restlichen Band ist ordentlich, aber nicht wirklich sehr gut. Frontmann Mark Slaughter post sich durch den Gig und versprüht (sic!) auch gute Laune. Die DIO-Hommage in Form von "Heaven And Hell" ist zwar eine nette Geste, aber gesanglich leider ziemlich unterdurchschnittlich. Was soll man dazu am Ende sagen? Immer wieder schön, wenn man Bands sieht, die selten auf Festivals spielen. Aber gebraucht hätten wir sie nicht wirklich.
Will irgendwer eine legendäre Black-Metal-Band wie VENOM wirklich bei Tageslicht sehen? Als Vorband von SATYRICON? Ganz ehrlich - dann doch lieber nach SAXON in der Halle, oder? Zum Glück störte die Degradierung vom ehemaligen Headliner zum Anheizer von SATYRICON und SAXON wohl am wenigsten die Band selbst, denn die war sichtlich gut gelaunt (hallo?! Black Metal FTW!), hatte eine Anfangs schwer zugängliche Setlist am Start und konnte dann erst gegen Ende mit fatalistisch unsterblichen Rumpel-Metal Klassikern wie "Black Metal", "Countess Bathory" oder "Witching Hour" punkten. Die obligatorische Feuer- und Effekt-Show ging im viel zu hellen Balingen leider völlig unter.
Setlis: "From The Very Depths", "The Death Of Rock'n'Roll", "Bloodlust", "Smoke", "Buried Alive", "Pandemonium", "The Evil One", "Fallen Angels", "Long Haired Punks", "Grinding Teeth", "Welcome To Hell", "Countess Bathory", "Warhead", "Rise" --- "Black Metal", "Witching Hour"
Es tut dem Bang Your Head in den letzten Jahren schon sehr gut, sich stilistisch zu öffnen. Mit SATYRICON folgte nach VENOM erneut eine Black Metal-Band. Nur eben eine Generation weiter. Nicht mehr aus England, sondern aus Norwegen. Und der Sound natürlich ein ganz anderer. Klar darf erstmal nicht unerwähnt bleiben, dass man mit der eindrucksvollen, Hiernonymus Bosch gewidmeten, Backdrop zuerst einen grafischen Eindruck hinterlassen hat. Doch dann folgt eine Wall Of Sound der schwarzen Kunst aus dem riesigen Fundus an Werken der Band. SATYRICON wählen nicht wie die meisten Bands dieses Genres eine kalte und distanzierte Art - weder in ihrem Spiel, noch in ihrer Performance. Im Gegenteil, sie suchen das Publikum und binden es ein. Sogar zu eher von Power Metal-Bands bekannten Chor-Wiederholungen. Das mag für den echten Black Metaller etwas befremdlich klingen, passt beim BYH jedoch wie die Faust aufs Auge. Stilistisch gesehen zwar weiter auseinander, sind die Norweger an diesem Abend ein sehr guter "Opener" für SAXON.
SAXON
Also echt jetzt. Man sieht SAXON fast jedes Jahr. Entweder in Balingen oder in Wacken. Ich habe noch NIE einen schlechten oder gar mittelmäßigen Auftritt der symphatischen Engländer gesehen. Maximal schlecht konnte man ihn als "souverän" beschreiben. Gelangweilt waren diese Briten trotz vieler Klassiker und Standards nie. Und so ist es auch heute: Super Sound, klasse Performance. Etwa zur Mitte der Show kreise der kultige SAXON-Eagle über der Bühne. Alles wie immer: geil. Mehr will ich dazu heuer mal nicht schreiben.
Setlist: "Battering Ram", "Let Me Feel Your Power", "Sacrifice", "Motorcycle Man", "Power And The Glory", "Solid Ball Of Rock", "And The Band Played On", "20,000 Feet", "Dallas 1 PM", "The Eagle Has Landed", "747 (Strangers In The Night)", "Strong Arm Of The Law", "Heavy Metal Thunder", "Princess Of The Night" --- "Wheels Of Steel", "Crusader", "Denim And Leather"
----- FREITAG -----
Am Freitag gegen Mittag durften DEAD LORD das Festival eröffnen. Die erste Nacht auf einem Festival ist immer die längste, trifft man doch immer viele alte Freunde am Lagerfeuer auf Camp Ground 1. Da es dazu auch noch ziemlich arg regnet, hören wir uns die THIN LIZZY des 21. Jahrhundertes in unserem eigenen Frühstückszelt auf CP1 an. Der Wind steht gut, der Sound klingt sehr ordentlich. Zur Bühnenshow können wir aus der Ferne leider nichts sagen, allerdings wurde uns später gesagt, dass es - auch wegen des Regens - vor den Brettern der Welt wohl sehr übersichtlich war. Schade für die Band.
Ein etwas seltsames Gebahren legen anschließend BULLET an den Tag, als sie nach jedem zweitetn oder dritten Song für eingespielte Zwischensequenzen immer wieder die Bühne verlassen. Jemand im Publikum neben uns meinte, ob bei den Jungs vielleicht gerade jemand Magen-/Darm-Probleme hätte. Wir konnten die Sachen später leider nicht klären. Jedenfalls konnten die Jungs - wenn sie denn gespielt haben - dann auch gut überzeugen und das Publikum zu ersten größeren Reaktionen animieren.
GRIM REAPER
Höchster Respekt wieder mal vor Steve Grimmett. Nach der Amputation seines rechten Unterbeins hindert ihn absolut nichts daran auf der Bühne zu sein. Er bängt und singt abwechselnd im Rollstuhl oder stehend mit Krücken. Was das heißt, weiß ich selbst, seit ich das Earthshaker 2005 abwechselnd im Rollstuhl von der Rolli-Tribühne aus und auf Krücken für Interviews mit Bands erleben musste oder durfte. Das 2016er neue Studiowerk mag etwas sehr durchschnittlich erscheinen, aber die Live-Auftritte dieser Jungs mit ihren legendären ersten drei Alben ist immer wieder eine Sensation. Ich verneige mich vor Steve und Co. für die drei Göttersongs "Rock You To Hell", "Fear No Evil" und "See You In Hell". Und natürlich auch für eine mehr als nur gekonnte Performance für "Don't Talk To Strangers".
Setlist: "Wings Of Angels", "Rock You To Hell", "Night Of The Vampire", "Lust For Freedom", "Walking In The Shadows", "Fear No Evil", "Temptation", "Rock Me 'till I Die", "Don't Talk To Strangers", "See You In Hell"
LEE AARON haben immer viele als die Doro Pesch der USA gesehen. Dabei kommt sie aus Kanada. Damit fängt es schon an. Aber dazu kommt noch: Ihr größter Hit, welchen wir auch hier in Deutschland kennen, ist eine Ballade. "Only Human". Konsequenterweise wurde sie aber auf dem BYH gar nicht erst gespielt. Lee Aaron setzt hier als Person auf ihre Discographie, schmeißt mit "I'm A Woman", "Fire And Gasoline" oder dem Abschlußtrack "Metal Queen" wirklich gutes Material in den Ring. Allein überzeugen kann das leider nicht. Das liegt nicht zuletzt auch an der Begleitband, die bis zuletzt den Eindruck einer Vasallentruppe hinterlässt, welche nur für Geld spielt. Und zuletzt auch daran, dass die meisten Songs aus der jüngsten Vergangenheit und somit auch vielen nicht bekannt sind. Leider ein ziemlich fader Gig.
Egal wie die Amis gerade heißen. Heute heißen sie RIOT V. Und sie haben wie immer ihre besten Songs im Gepäck. Das ist aber noch lange nicht alles. Die Jungs um Frontmann Todd Michael Hall ist nicht nur bestens gelaunt, sie ist auch noch perfekt aufeinander eingespielt. Und sogar der Sound ist richtig gut abgemischt. Eine perfekte Voraussetzung für ein absolut kultiges Konzert. Und so wohnen wir einem Best-Of-Set bei, welches zeigt, dass alte und neue Stücke bei RIOT V perfekt zueinander passen. Ein super tighter Gig, womöglich der beste des Tages!
Setlist: "Ride Hard Live Free", "Flight Of The Warrior", "Don't Hold Back", "Johnny's Back", "Road Racin'", "Bloodstreets", "Take Me Back", "Swords And Tequila", "Warrior", "Thundersteel"
MAGNUM
Die Edelrocker aus England haben es anschließend wahrlich nicht leicht mit ihrem eher getragenen Sound groß was zu reißen. Vor ihnen RIOT V mit einer Melodic-Abrissbirne und nach ihnen nichts anderes als zwei straighte Rock'n'Rock-Genickbrecher. Joah. Ist so. Ein größerer Teil des Publikums verzieht sich deshalb erstmal Richtung Bierständen oder zu den Zeltplätzen. Doch es bleiben noch genug Zuschauer übrig, welche MAGNUM abfeiern wollen. Auch kein Wunder. Es müssen nicht immer "On A Storyteller's Night" oder "Vigilante" sein - auch die neueren Studiowerke um Bob Catleys Truppe veröffentlichen seit Jahren stets gute Werke. Vielleicht sind die Stücke von heute nicht ganz so zwingend wie die von damals - aber Eingängigkeit und Qualität besitzen sie zweifelsfrei immer noch. Die Bühnenshow ist eher behäbig, vielleicht sogar altbacken. Spaß und Unterhaltung bieten die Herren trotzdem.
Setlist: "Soldier Of The Line", "Sacred Blood 'Divine' Lies", "Crazy Old Mothers", "On A Storyteller's Night", "How Far Jerusalem", "Unwritten Sacrifice", "Les Morts Dansant", "All England's Eyes", "Vigilante"
KROKUS
Ich halte immer nichts davon, dass man bei Festivals das aktuelle Album promotet. Noch schlimmer ist es allerdings, wenn es sich dabei um ein Cover-Album handelt. Und so müssen oder dürfen wir von "Big Rocks" dann auch "American Woman" (THE GUESS WHO), "Rockin' In The Free World" (NEIL YOUNG) und als Rausschmeißer "Quinn The Eskimo (The Mighty Quinn)" (BOB DYLAN) ertragen. Ja, wären es denn drei eigene Stücke von einem aktuellen Album gewesen, ok. Gehört ja auch mit dazu. Aber Coverversionen? Echt jetzt? Sehr viel überzeugender klingen da der Opener "Long Stick Goes Boom", eingeleitet von THE WHOs "Pinball Wizard" - nein - doch - ooohhh... - und auch das allseits gebliebte "Bedside Radio" wird in der Mitte ausgepackt. Leider bleibt am Ende bei einer durchaus sehr passablen Darbietung die Erkenntnis, dass man KROKUS schonmal mit besserer Setlist sehen durfte. Performance und Sound waren ganz gut.
Setlist: "Long Stock Goes Boom", "American Woman", "Rock'n'Roll Tonight", "Hellraiser", "Screaming In The Night", "Bedside Radio", "Rockin' In The Free World", "Fire", "Heatstrokes", "Easy Rocker", "Headhunter", "Quinn The Eskimo (The Mighty Quinn)"
ROSE TATTOO
Joah. AC/DC sind ein paar Euro zu teuer für's Bang Your Head. Und außerdem - wer hat die denn in den letzten 20 Jahren irgendwo auf 'nem Festival gesehen? Eben! Aber ROSE TATTOO sind der zweitgrößte Rock'n'Roll-Exportschlager Australiens. Und Ihre Songauswahl mag zwar leicht geringer sein. Aber sie sind eigentlich verdammt nochmal genauso geil. Habt Ihr mich VERSTANDEN?!? G.E.N.A.U.S.O. G.E.I.L. PUNKT. Wenn Angry Anderson und Co. die Bühne entern und eternale Hymnen vom Schlage "Assault & Battery", "One Of The Boys" oder "Nice Boys" erklingen, dann bleibt nichts zurück außer Halskrause, keine Stimme mehr und am Montag Mittag aufwachen und denken es ist Sonntag. Natürlich in der Müllverbrennungsanlage von Balingen, weil Bang Your Head wurde schon aufgeräumt. Sämtliche (!) Besucher dieses Festivals stehen wohl zum ersten mal an diesem Wochenende komplett vor der Bühne. Es war noch nie zuvor so voll. Und die Stimmung schwappt siedend heiß über alles und jeden. Eine absolut granatenstarke Party ist das und besser geht's nicht mehr. Sogar die ganzen MÖTLEY CRÜE-Jünger sind schon alle da und wurden völlig unbeabsichtigt vom ROSE TATTOO-Virus erfasst. Vorsicht, liebe Poser! Tod, Zerstörung und Rock'n'Roll sind viel anziehender als Haarspray. Davon gibt's nur elektrostatische Aufladung mit'm Dildo. Großartige Party. Besser geht's nicht.
Setlist: "Out Of This Place", "Assault & Battery", "Tramp", "Who's Got The Cash", "Juice On The Loose", "Rock'n'Roll Outlaw", "The Butcher And Fast Eddy", "One Of The Boys", "Bad Boy For Love", "Rock'n'Roll Is King", "Branded", "Scarred For Life", "We Can't Be Beaten", "Black Eyed Bruiser", "Nice Boys"
Es folgt: VINCE NEIL. Headliner des heutigen Freitags.
Vince Neil, einstmals Sänger von MÖTLEY CRÜE. Heute in Begleitung der Band SLAUTHER, welche bereits gestern Nachmittag spielte. Hätte ein großer Gig werden können. Hätte. Doch zuerst kommt die Band erstmal zu spät auf die Bühne. Die Gesangsleistung von Herrn Neil lässt ziemlich zu wünschen übrig, Performance und Ansagen auch. Beim Medley "Whole Lotta Love/Heaven And Hell/Stairway To Heaven" lässt er sich von Jeff Blando vertreten und war in dieser ganzen Zeit nicht auf der Bühne. 15 Minuten zu spät kommen, 15 Minuten total abwesend sein, zehn Minuten zu früh die Bretter verlassen. Das war Vince Neil 2017. Die paar guten CRÜE-Songs dazwischen - geschenkt. Die Begleitband Namens SLAUGHTER machte ihren Job an den Instrumenten zwar sehr ordentlich. Das war's dann aber auch schon. Fazit: Ähm... NEIN... bitte keine Wiederholung davon in Balingen.
Setlist: "Dr. Feelgood", "Piece Of Your Action", "Looks That Kill", "Home Sweet Home", "Shout At The Devil", "Whole Lotta Love / Heaven And Hell / Stairway To Heaven", "Kickstart My Heart", "Girls, Girls, Girls", "Wild Side" --- "Live Wire"
----- SAMSTAG -----
Nach den Thrash-Metallern ASSASSIN (leider verpasst, da Interview) entert nach dem gestrigen "MÖTLEY CRÜE"-Reinfall mit VAIN um ihren gleichlautendem Frontmann eine weitere Sleaze-/Hair-Metal-Band aus den USA die Bühne. Der Stil: eigentlich nicht unser Geschmack. Die Erwartungen: nicht vorhanden. Es geht zum Bierstand. Und dann zur Show. Und dann die Überraschung: Sowas gibt's tatsächlich auch in GUT! Davy Vain und Co. rocken mit Radio-kompatiblen Hits der Marke "Secrets", "Icy", "1000 Degrees" oder "Bite The Bullet" das mittaglich anwesende Publikum. Das ist zwar nur überschaubar vorhanden, aber hat dafür im weiteren Verlaufe des Gigs immer mehr Laune, der Applaus steigt und immer mehr - der wenigen - geht deutlich weiter nach vorne Richtung Bühne. Nach diesem Auftritt muss man sagen: Nächstes mal bitte VAIN als Headliner und Vince Neil als Bierträger einladen. Verdammt guter Tagesbeginn!
RAVEN dürfen danach ran und präsentieren uns quasi als "Vorband" von DIAMOND HEAD besten NWoBHM. Da Drummer Joe Hasselvander einen Herzinfarkt hatte (wir hoffen, es geht ihm bald wieder gut), wird er kurzfristig vom RUTHLESS-Kollegen Dave Chedrick ersetzt. Da die Gallagher-Brüder aber ein sehr dichtes Konzert auffahren, gespickt mit guter Laune, gutem Sound, agiler Bühnen-Performance und druckvollem Vorwärtsstreben, kann man davon ausgehen, dass alles gut ist und man Joe bestimmt wieder bei bester Gesundheit sehen kann. Die Song-Auswahl spricht für sich; Absolut Festival-kompatibel. Perfekte Vorlage für...
Setlist: "Destroy All Monsters", "Hell Patrol", "All For One", "Hung, Drawn & Quartered", "Rock Until You Drop", "Tank Treads (The Blood Runs Red)", "Faster Than The Speed Of Light", "On And On", "Break The Chain", "Born To Be Wild"
...DIAMOND HEAD!!! Sollte man meinen. Doch trotz Hits wie "Helpless", "It's Electric", "The Prince" oder "Lightning To The Nations" - ihr dürft einmal raten welchen Song davon METALLICA NICHT gecovert haben - können Brian Tatler und Co. nur bedingt überzeugen. Ja, der Gig insgesamt ist gut und ausgewogen, die Bühne immer gut gefüllt - kurz - es geht dort immer was ab. Aber irgendwas fehlt.
VICIOUS RUMORS
Bisher ein außergewöhnlich überraschender Tag. Während VAIN völlig überraschen konnten und RAVEN besser drauf waren als DIAMOND HEAD - nun - VICIOUS RUMORS. Dass man hier kaum regelmäßig ein konstantes Line-Up sieht - geschenkt. Der Tag allein zählt. Der zurückgekehrte Brain Allen setzt seinen guten Eindruck, welchen er bereits zur 2013er Tour hinterlassen hat, konsequent fort. Die restliche Meute auf den Balinger Brettern steht da nicht zurück und so gibt's ein VICIOUS RUMORS Best-Of-Set der legendären U.S.-Metal-Group. Bis auf einen schlechten Sänger kann man zu Hymnen wie "Worlds And Machines" (als Opener!), "Soldiers Of The Night" oder "Don't Wait For Me" rein gar nichts falsch machen. Und Brain Allen mag vieles sein - aber ein schlechter Sänger ist es ganz bestimmt nicht. Großartiger Gig!!!
Setlist: "Worlds And Machines", "Digital Dictator", "Out Of The Shadows", "Hellraiser", "Let The Garden Burn", "Murderball", "Down To The Temple", "Dust To Dust, "Soldiers Of The Night", "Don't Wait For Me"
DOKKEN. Schon wieder sowas mit Hairspray und was weiß ich. Tatsächlich gibt's so einige Stücke, die man sich trotzdem immer wieder mal gerne anhört. Wenn sie im Radio laufen. Denn leider hat Don Dokken irgendwann irgendwo seine Stimme verloren (vermutlich in irgendeinem Zimmer der Parallelwelt von David Lynch). Wir hören zwar zu, aber nur nebenbei. Wirklich überzeugen kann uns da - leider - nichts.
MICHAEL SCHENKER FEST
Michael Schenker kann sich aus einem reichem Fundus bedienen: MICHAEL SCHENKER GROUP, MCAULEY-SCHENKER GROUP, UFO und natürlich den frühen SCORPIONS.
Die Frage ist: Macht er daraus was?
Auf jedenfall macht er daraus ein Fest, welches in drei Kapitel unterteilt wird: der erste Sänger ist Gary Barden, der zweite Graham Bonnet und der dritte Robin McAuley.
Gary Barden darf bei den ersten vier Stücken ran und steigert sich nach einem etwas nervösen Einstieg immer weiter. Klassiker wie "Attack Of The Mad Axeman" und "Armed And Ready" kommen dann blitzsauer rüber.
Graham Bonnet spielt anschließt im pinken Outfit den Elder Statesman, welcher in sich gereift zwar souverän auftritt, aber stimmlich leider nicht so wirklich überzeugen kann.
Robin McAuley stößt dann ab "Bad Boys" dazu und zeigt, was eine Harke ist. Er ist in allen Punkten deutlich besser als seine beiden Kollegen vorher, bringt gewaltige Stimmung in den Auftritt und auch die Songs klingen deutlich zackiger und roher als in den Studioversionen.
Die zwei besten Interpretationen folgen gen Ende: Bei "Rock Bottom" zieht Michael Schenker alle Register seines Könnens und zieht das gute Stück mit heißen Gitarreneinlagen ein wenig länger. Bei "Doctor Doctor" trällern zum Abschluß alle drei Frontmänner gemeinsam ins Mikro.
Fazit: Ein enorm abwechslungsreicher, variabler und auch soundtechnisch richtig guter Auftritt, welchen man in dieser Form sicherlich nicht alle Tage sehen darf. Eine gute Songauswahl durch alle Schaffensperioden und eine sichtbar gut gelaunte Band-Truppe um Michael Schenker, die den Auftritt genauso genossen haben wir ihr Chef.
Setlist: "Let Sleeping Dogs Lie", "Victim Of Illusion", "Attack Of The Mad Axeman", "Armed And Ready", "Coast To Coast", "Desert Song", "Dancer", "Assault Attack", "Captain Nemo", "Bad Boys", "Love Is Not A Game", "Save Yourself", "Rock Bottom", "Doctor Doctor"
HAMMERFALL
Bei einem "Glory To The Brave"-Special Set hätte ich mir schon das Album am Stück erwartet und nicht ein "Medley To The Brave" um es ansatzweise komplett zu machen. Doch das nur am Rande. Die Show indes war nahezu perfekt. Feuer und Flammen überall, Nebelwerfer, riesige Lightshow, Kanonen, superrunde Bühnenshow mit entsprechend geilem Stageacting. Auch das Publikum wurde bestens in die Show eingebunden und war völlig aus dem Häuschen. Letzten Endes haben dann aber doch ein wenig Ecken und Kanten gefehlt, die mehr gezeigt hätten, dass uns HAMMERFALL im Jahre 1997 den wahren Metal zurückbrachten. Insgesamt aber ein ziemlich runder Gig. Nicht nur, weil dieses legendäre Debüt vor exakt 20 Jahren erschien.
Setlist: "Hector's Hymn", "Riders Of The Storm", "Blood Bound", "Any Means Necessary", "Renegade", "Dethrone And Defy", "Last Man Standing", "Let The Hammer Fall", "Built To Last", "Between Two Worlds", "I Believe", "Medley To The Brave", "The Dragon Lies Bleeding", "Glory To The Brave" ----- "Hammer High", "Bushido", "Hearts On Fire"
----- H A L L E -----
DONNERSTAG
DEMON
Egal wann und wo DEMON spielen, ich muss sie sehen! Groß Punkten können die Jungs von den Insel heute natürlich mit gutem Sound, toller Performance und super Ansagen, welche nicht nur dazu dienen das Publikum zu animieren, sondern auch Einblicke in die Bandgeschichte werfen. Leider braucht auf einem Festival aber auch niemand Stücke wie das belanglos schwache "Wonderland" oder Langweilern wie "Standing On The Edge" und "Cemetery Junction" (von den letzten beiden Studiowerken). Leute, auch wenn der Tonträgermarkt schwächelt, Eure letzten drei Alben tun es doch auch. Also nicht beschweren. Es gibt mittlerweile zuviel Konkurrenz, als dass man sich auch ständig schwache Alben kauft, nur weil ein bestimmter Name draufsteht. Gut, ich tue das. Aber ich bin ja auch unverbesserlich.
Aber kommen wir zum Rest: Der war natürlich wie immer überzeugend; "Sign Of A Madman", "Night Of The Demon", "Life On The Wire" und natürlich, natürlich "Don't Break The Circle" - lassen mal wieder alle Dämme brechen. Was für eternale Songs. Was für eine Stimmung im Publikum. Warum man seit Jahren die hervorragenden Sachen von Alben wie "Breakout" und vorallem "Taking The World By Storm" so konsequent ignoriert - völlig unverständlich.
DENNER/SHERMANN
Man hätte ja durchaus was kultiges aus dem Projekt dieser beiden ehemaligen MERCYFUL FATE-Gitarristen machen können. Doch leider passt an diesem Abend so rein gar nichts. Von "Sound" zu sprechen grenzt hier schon fast an Beleidigung. Das war alles so matschig wie nach fünf Tagen Dauerregen in Wacken. Den von CAGE bekannten Frontrabauken Sean Peck hatte man persönlich auch schonmal symphatischer in Erinnerung. In völlig überheblichem, Rob Halford zitierendem, Outfit tritt er an, das Publikum wird nicht ansatzweise in diesen Gig eingebunden und die ansonsten so herbeigesehnten Gitarren-Showdowns der beiden Herren Denner und Shermann gehen in dieser Toilettenspülung Namens "Sound" völlig unter. Ein Auftritt, welcher total schade ist. Das sahen wohl auch so ziemlich alle Gäste vor der Bühne so. Die Stimmung war gleich null und Zugaben wollte auch niemand so wirklich mehr.
Setlist: "War Witch", "The Wolf Feeds At Night", "New Gods", "Angel's Blood", "Black Funeral", "Curse Of The Pharaohs", "Into The Coven", "Pentagram And The Cross", "Satan's Tomb", "Escape From Hell", "A Corpse Without Soul", "Evil"
FREITAG
Zwischen KROKUS und ROSE TATTOO mal kurz in die Halle geguckt, denn dort spielen die Hamburger Teutonenstahl-Metaller PARAGON. An sich ist die Mucke ja schon ganz ordentlich, wenn nicht alle Songs so wirklich arg ähnlich klingen würden. An diesem Abend geht das aber nicht nur wegen der kurzen Verweildauer klar, sondern weil der Mikrofon-Cheffe Andreas Babuschkin auch noch Anektoten über das G7-Treffen und der daraus resultierenden Stimmung in der Hansestadt zu berichten weiß; Und zwar durchaus ziemlich sarkastisch. Gefällt mir.
ENTOMBED A.D. bringen zu später Stunde amtlichen Schweden-Tod in die Halle. Leider sind in unserem Team keine Fans des Anfang-der-90er-Death-Metal. Und wir werden es auch nie mehr werden. Aber objektiv betrachtet gibt's da in der Halle drückenden Sound und gute Stimmung.
SAMSTAG
Der Speed Metal-Invasionstrupp EVIL INVADERS darf sich in der Halle durchaus nicht über mangelnden Zuspruch seitens der Zuschauer beklagen. Die Halle ist mehr als nur gut gefüllt, die Stimmung von Anfang an auf höchstem Niveau und die Luft zum Schneiden. Die Belgier spielen sich auf der Bühne in einen derartigen Rausch, dass man zwangläufig auch was von den Zeug haben möchte, das die wohl vor dem Gig hatten. Jedenfalls spielen die Jungs heute so abartig schnell, dass sie 15 Minuten früher als geplant auch schon damit fertig waren. Krass!
AXXIS lassen dann das Festival so langsam ausgleiten. Mit guter Stimmung, melodischen Hymnen und den gewohnten Anheizer-Mentalitäten. Die Songauswahl ist leider etwas unausgewogen, so dass die allseits bekannten Gassenhauer wie "Touch The Rainbow", "Little Look Back" oder "Living In A World" allsamt erst im zweiten Teil des Sets auftauchen. Insgesamt aber ein guter Festivalabschluß.
Setlist: "Heavy Metal Brother", "Tales Of Glory Island", "Little War", "Somebody Died At The Party", "Blood Angel", "Hall Of Fame", "Queen Of The Wind", "Touch The Rainbow", "Heavy Rain", "My Little Princess", "Little Look Back" ----- "Living In A World", Kingdom Of The Night" ----- "Na Na Hey Hey Kiss Him Goodbye"
----- FAZIT -----
Schon fast peinlich. Es gibt nach wie vor keine Skandale zu Vermelden. Das Bang Your Head gehört immer noch organisatorisch und auch in Sachen Stimmung zu den entspanntesten Festivals in ganz Europa. Hier watet man nicht 30cm im Schlamm (da das gesamte Festivalgelände fester Boden ist), hier hat man kurze Wege, ein großes Einkaufszentrum direkt vor der Haustüre, kann auf den Campingplätzen CP1 und CP2 auch vom Zelt aus die Bands hören und überhaupt - ja, is wie immer. Familie. Noch Fragen?
Am ersten Tag findet das Festival in zwei Hallen statt, "Club" (klein) und "Halle" (groß), und es wird abwechselnd hier und dort gespielt, so dass man alles sehen kann. AVSLUT eröffnen das Festival. Der Club ist jetzt schon reichlich voll. Deshalb ist das Festival für heute also ausverkauft. Die Schweden spielen Black Metal und sind offensichtlich bzw. deutlich hörbar MARDUK-Fans. Die Band tritt engagiert auf, und das Publikum lässt trotz des frühen Zeitpunktes mitreißen. Ein gelungener Einstand!
IMPERIUM DEKADENZ haben offensichtlich sehr viele Fans angezogen, selbst Besucher aus Russland nennen als erstes ebendiese, wenn man sie fragt, warum sie den weiten Weg auf sich nehmen. Und dann spielt der ehemalige Quasi-Headliner des ersten Dark Easter Metal Meeting 2012 als zweite Band am ersten Tag. Macht aber nichts. Den Fans schadete es auch nichts, dass der Sänger permanent eine Pulle Schnaps spazieren trägt und dass der dichte Sound vom Album live nicht so gut rüberkam. Immerhin sind die Songs echt nicht zu verachten und es wurde auch die hohe Kunst des Basssolos gepflegt.
Die noch labellosen local heros GILGAMESH bezeichnen sich als Blackened Death-Metal – gingen für mich auch als Midtempo Black Metal durch. Man trägt exotische Outfits, bis zum Schluss wird auf der Bühne alles gegeben, und der volle Club nimmt als dies dankbar an. Gute Show!
DESERTED FEAR kamen mit ihrer natürlichen und ungeschminkten Art aber auch super an: "Wir sind DESERTED FEAR aus Thüringen, wir spielen Death Metal!" Das Publikum auf diesem eigentlich eher Black Metal-lastigen Festival geht gut mit, wobei auch der gute Sound mit klaren Gitarren beiträgt. Reichlich Breaks sorgen dafür, dass keine Langeweile aufkommt, und auf der Bühne regiert Charme und Spaß statt Gehabe und Hass. Eine echt erfrischende Abwechslung.
Die Black Metal-Polen OUTRE halten im kleinen Club mit richtigem Geknüppel dagegen, und vor lauter Nebel kann man ab der dritten Reihe kaum noch sehen, was auf der Bühne vor sich geht. Dem Publikum war’s egal, die Band kam super an.
SARKOM spielen Black-Metal und kommen aus Norwegen, klingen wie GORGOROTH und sehen auch so aus – wow. Fiese Schminke, Blut, lange Nägel an den Armen und brutal kalter Sound – schwarzes Herz, was willst du mehr - vom letzten Gig im Club heute? Vielleicht mein Gehör zurück, denn trotz Gehörschutz wird's ganz schön laut hier.
In der Halle schließen heute MEMORIAM. Sie kommen aus England und spielen Death-Metal im Geiste von BOLT THROWER, die sich nach dem Tod von Martin "Kiddie" Kearns aufgelöst haben. Karl Willets (Gesang) und Andrew Whale (Drums) fanden mit Frank Healy (Bassist, Benediction, Napalm Death) und Scott Fairfax (Gitarre, Cerebral Fix) zwei Mitstreiter für ein stabiles Line-Up, das gemeinsam auf Tour geht und auch neue Songs aufnimmt. Man lässt sich ordentlich feiern auf der Bühne, aber mir fallen langsam die Augen zu.
Der erste Tag zeigte eine nahezu perfekte Organisation von allen Seiten. Die Bands spielten auf zwei Bühnen immer abwechselnd und mit 10 Minuten Pause. Man konnte auch draußen überdacht sitzen, wenn man aussetzen wollte, oder sich am Fresswagen bedienen. Die Getränkeversorgung war ebenfalls einwandfrei – nur Kaffee oder andere Heißgetränke waren keine zu bekommen. Allenfalls die Pausenmusik im Club deutlich wäre verbesserungswürdig, etwas weniger Nebel und Gegenlicht auf der Bühne würde zu besserer Sicht führen – aber das ist Jammern auf extrem hohem Niveau. Chapeau!
Am zweiten Tage auferstanden sind eure treuen Berichter nicht wie bei Festivals sonst üblich aus dem Zelt, sondern schön aus dem Hotelbett. Man wird halt nicht jünger, und in München zelten wäre auch nicht so einfach. Das „Holiday Inn Express Munich City West“ liegt vom Backstage aus direkt gegenüber unter der Hauptstraße durch und macht dem arrivierten Konzertbesucher das Leben leichter. Man hat auch illustre Mitbewohner am Frühstücksbuffet – die „normalen“ Gäste staunen jedenfalls nicht schlecht. Wer auf dem Festivalgelände nicht an den beiden Fressbuden anstehen will kann sich im „Augustiner Ewiges Licht“ in 10 Minuten Fußweg Entfernung für kleines Geld ortstypisch den Wanst vollschlagen. Preis und Qualität stimmen und man fühlt sich nicht mal Tourifallen-mäßig abgezockt. Am besten macht man das natürlich vorher, denn auf der Bühne jagt ein Highlight das andere.
Auch der zweite Tag des Dark Easter Metal Meeting wird heute im Laufe des Tages ausverkauft sein, aber zum Beginn kommen noch spontane Besucher zum Zug. Heute hat neben Club (klein) und Halle (größer) noch eine dritte Bühne geöffnet, nämlich das Werk, und diese fasst gefühlt etwas mehr Leute als Club und Halle zusammen, in einer interessanten Auslegung mit zwei Ebenen und Stufen die ein wenig an ein Auditorium erinnert. Hier gibt es sogar einen Bühnengraben. Der Modus ist heute so, dass abwechselnd zwei Bands gleichzeitig in Club und Halle spielen und dann wieder eine im Werk. So kann jeder alle „großen“ Bands sehen und immerhin noch jede zweite „kleine“, bzw. beide zur Hälfte.
Die Deutschen AHAB spielen im Werk, bekanntlich eine Funeral Doom-Band. Es droht also drückender, schleppender, fatalistischer und teilweise auch minimalistischer Sound, der so viel Atmosphäre versprüht, dass man sich selbst daheim auf dem warmen Sofa bald irgendwie unwohl fühlt. Geisterbahn-Soundtrack. Kaum ein Song unter 10 Minuten. Kann das Live funktionieren? Die Band tritt ohne große Schminke und Verkleidung auf und legt los. Und leider entfaltet der Sound nicht die gewünschte Wirkung, es klingt einfach zu dünn und die Show ist eher minimal. Tageslicht durch Deckenfenster trägt auch nicht zur Stimmung bei. Irgendwie schade.
Was wurde schon über MARDUK geschrieben. Als Co-Headliner neben MARDUK natürlich auf die große Bühne im Werk abonniert, zocken die Schweden zum 20. Jubiläum ihr „Heaven Shall Burn... when we are gathered“-Album runter, und noch ein paar neuere Tracks hinterher dazu. Das alles natürlich ultrahighspeed, ultrahart, ultratight und mit klassischem Stageacting ohne großes Aufheben. Und das funktioniert immer wieder, die Menge rastet aus und im Moshpit kreisen Hare um Menschen und umgekehrt. Derweil geht allerlei Glas zu Bruch, denn hier gibt’s noch „Kanne auf die Hand“ oder gar Krüge. Der Lichttechniker setzt derweil wieder auf Gegenlicht, Nebel, Nebel und noch mehr Nebel, so dass man sich selbst im Fotograben verlaufen kann. Gestört hat das freilich keinen; Mortuus peitscht die Menge im Ausfallschritt ein als hänge sein Leben davon ab. Darum geht man zu MARDUK!
Die Doom/Stoner Italiener CARONTE konnten uns auf ihren letzten Alben mit abwechslungsreichen und stimmungsvollen Songs, variablem Gesang und einem echt knorrigen Retro-Sound überzeugen. Live hat das leider nicht so gut funktioniert, weil insbesondere der Gesang etwas ZU variabel war. Vielleicht nahm man das Stoner-Thema schon vor dem Auftritt etwas zu ernst.
Eigentlich Headliner ist für uns MAYHEM. Sie spielen jetzt schon seit drei Jahren bei allen Konzerten eine Special show "De Mysteriis Dom Sathanas"-Album, also ihr legendäres erstes Studioalbum runter. Das Album kam nach 8 Jahren Irrungen und Windungen raus und war tatsächlich schon die achte Veröffentlichung. Als es erschien brannten Kirchen in Norwegen und kurz darauf war vom Lineup einer tot und einer im Knast. Das Lineup der heute tourenden MAYHEM besteht dabei schon lange aus dem Gründungsmitglied Necrobutcher am Bass, dem fast-schon-immer-Drummer Hellhammer, Attila Csihar als Frontmann (seit 2004) und Teloch plus Ghul an den Gitarren (seit 2011/12). Dieses stabile Lineup hat schon zahlreiche Touren absolviert und Attila Csihar hat mehr als einmal bewiesen, dass er als Vokalist im Moment keinen Wettbewerb fürchten müsste. Das Set heute beginnt natürlich mit Funeral Fog – natürlich im mittlerweile schon gewohnt dichten Bühnennebel. Man sieht zwar wenig, hört aber umso mehr. Glasklarer Sound, unfassbar genialer Gesang, unsterbliche Songs. Zwischen den Songs wird die Deko umgebaut und ein Altar aufgebaut, auf dem Attila im Folgenden mit Kerzen spielt. Da der Altar knapp vor dem Drumkit steht sieht das leider kaum noch jemand im Nebel. Selbst in der dritten Reihe ist der Sänger nicht mehr zu sehen. Dem Erlebnis tut das wenig Abbruch, denn Songs, Gesang und Sound überzeugen auf ganzer Linie – besser als auf dem Album. DEM Album, das auf Jahre definiert hat, wohin die Reise ging, für so ziemlich die gesamte Szene Norwegens und jeden, der dazu gehören wollte und will. Das war bei weitem nicht mein erstes MAYHEM-Konzert, aber ich bin froh, dieses Konzert heute erlebt zu haben. Und danach kaufe ich noch am Merchandise-Stand die DVD eines anderen Konzertes der gleichen Tour, die auch nicht zu verachten ist - für 15 Euro, und mit CD dabei, wow. Die CD ist vielleicht sogar die bessere Version des Albums.
Danach bilden die polnischen Atmo-Black Metal-Polen BATUSHKA den Abschluss. Ihr Debütalbum "Litourgiya" kam letztes Jahr wie aus dem Nichts, riss so manchen mit, und da man nichts über die maskierten und anonymen Mitglieder weiß, kann man höchstes noch auf opulente Kostüme, das sehr stimmige Video als einzigen Inhalt auf der Band-Homepage und den vagen Verdacht einer personellen Schnittmenge mit MGLA hinweisen. Wir waren nicht die einzigen neugierigen Gäste, denn der Einlass zur Halle musste wegen Überfüllung immer wieder unterbrochen und schließlich auch ganz gestoppt werden. BATUSHKA bekamen live die gleiche Optik wie im Video und den gleichen Sound wie auf dem Album hin. Es war richtig voll auf der Bühne, denn neben der üblichen Metal-Besatzung stehen noch drei Sänger an der Seite der Bühne und vorne steht jemand und inszeniert eine heilige Messe um ein Heiligenbild. Alle sind maskiert und in aufwändig bestickte Kutten gehüllt. Ungewohnt, aber sehr stimmig und eindrucksvoll. Und irgendwie auch ironisch, gerade an diesem Ostersonntag, aber sicher eine bleibende Erfahrung, denn die Darbietung war über jeden Zweifel erhaben. Ein voller Erfolg und gelungener Abschluss des Festivals! Eigentlich schade, man hatte sich gerade daran gewöhnt. Nur unsere Knochen nicht.
Fazit: Auch am zweiten Tag hat organisatorisch wieder alles perfekt geklappt: Alle Bands vorhanden, in der richtigen Reihenfolge und pünktlich. Einzig, dass bei manchen Konzerten kein verspäteter Zugang mehr in Halle oder Club möglich war trübt das Bild etwas. Wer eine Band wirklich sehen wollte, musste vorsichtshalber etwas früher die vorherige verlassen und/oder auf die Zigarettenpause dazwischen verzichten. Raucher in den Hallen wurden konsequent von der Security angesprochen, was angesichts der Menschenmengen echt positiv zu bewerten ist. Auch ist der Preis von 65 Euro für 25 Bands an zwei Tagen durchaus angemessen; besonders angesichts der Tatsache, dass das Festival ausverkauft war – es hätte also vermutlich auch noch teurer sein können. Security und Club-Personal verhielten sich zu jeder Zeit absolut professionell. Der Sound hätte nur bei wenigen Bands hier und da besser sein können, und zwischendurch mal Glasscherben von der Tanzfläche aufkehren hätte nicht geschadet. Wir zunehmend alten Säcke hätten uns außerdem über ein Angebot von Heißgetränken gefreut. Aber das ist Makulatur, denn schon alleine der Stilmix und die gute Band-Mischung aus absoluten Überfliegern, etablierten Bands und spannenden Newcomern führen uns sicher bald wieder hier her.
(BAD PEON)
----- PRELUDE -----
Ins sechste Jahr geht heuer das STORM CRUSHER FESTIVAL in der etwas abgelegenen, aber Nürnberg-nahen, Oberpfalz in Bayern. Zum ersten Mal ist heuer unser Team dort vor Ort um es zu begutachten. Um was geht es hier? Nun, es findet in der Halle statt, ist also unabhängig vom Wetter. Es dauert zwei Tage und es spielen sehr viele traditionell veranlagte Underground-Bands. Dazu gibt es eine kleine Plattenbörse, einige Essenstände und einen Campingplatz. Autos müssen vor dem Campground parken. Von der Größe her ist die Wurzer O'Schnitt-Halle sehr überschaubar und deshalb perfekt geeignet für Underground Metal.
----- FREITAG -----
AMBUSH
Die erst 2013 gegründeten Schweden AMBUSH haben mit "Firestorm" und "Desecrator" bereits zwei wirklich gute traditionelle Heavy Metal-Scheiben im Gepäck und legen gleich los wie der Wirbelwind. Zu bereits früher Stunde gibt es einen sehr gut abgemischten, druckvollen und transparenten Sound, der groovige Highlights wie den Titeltrack des Debüts oder "Possessed By Evil" entsprechend in Szene setzt. Starker Beginn!
DIVISION SPEED
Die Sachsen DIVISION SPEED warten mit einer Mischung aus Speed- und Thrash-Metal auf, schrecken dabei nicht vor growlingem Gesang zurück und sind dabei auch noch ziemlich gut. Das 2015er selbstbetitelte Debüt legt dabei textlich sehr viel Wert auf Kriege aller Art, die Bühnen-Performance sieht eingespielt aus. Auch hier heißt es wieder: Daumen hoch!
PRIPJAT
Haben sich nach dem Namen der radioaktiv verstrahlten Stadt bei Tschernobyl benannt, kommen jedoch aus Köln. Ist besonders während der Faschingszeit auch sehr verstrahlt, jedoch nicht radioaktiv. Wir durften uns den Thrash-Metal bereits an Silvester auf einer Kreuzfahrt auf dem Main-Donau-Kanal live anhören und es hat sich nichts geändert. Außer, dass sie mit sagenhaften 25 Minuten Verspätung beginnen, klingen die Stücke live nicht besonders cheesig und wirken auf Dauer eintönig schnell. Die Bühne wissen die Jungs allerdings zu nutzen und da das Debüt "Sons Of Tschernobyl" insgesamt gesehen doch immerhin ordentlich ist, könnte hier noch viel Potential vorhanden sein. Insgesamt allerdings eher durchwachsen.
'77
Sehr übersichtlich ist die Halle während die Hardrocker '77 aus Spanien spielen. Ist auch kein Wunder. Die Mucke wirkt insgesamt gesehen Altbacken, langweilig und gleichförmig in den Strukturen und hinterlässt ein eher durchwachsenes Gefühl.
EXUMER
Erstmals richtig heiß wird es dann bei der Frankfurter Thrash-Legende EXUMER, welche nach ihrem legendären 1986er Debüt "Possessed By Fire" und dem Nachfolger "Rising From The Sea" doch schon mal 25 Jahre gewartet haben bis zu ihrem 2012er Comeback "Fire & Damnation". Mit dem 2016er "The Raging Tides" hat es dann mal wieder so richtig gekracht, es steht für Thrash vom Allerfeinsten. Keine Frage - die Stimmung ist richtig toll, über die Songs muss man hier nicht groß diskutieren - das ist alles richtig cool und Kult noch dazu. Leider klingt der Sound ziemlich dumpf und hallig und die meisten alten Stücke werden deutlich zu schnell gespielt, so dass der ursprünglich vorhandene Groove verloren geht. Man hat hier so den Eindruck, als ob man so viele Songs wie möglich unterbringen möchte - doch das ist leider nicht immer eine gute Entscheidung. Lieber ein, zwei Sachen weniger und dafür mehr Spannung - das wäre es gewesen. Doch insgesamt gesehen - gute Bühnen-Performance und kurzweiliger Gig. Um 21 Uhr 5 machen sie Platz für 90 Minuten ATLANTEAN KODEX.
ATLANTEAN KODEX
Ganz klar, dass die Oberpfälzer hier ein Heimspiel haben. Ganz klar, dass einige von uns nur wegen ihnen angereist sind und ganz klar ist auch, dass ich nur von IRON MAIDEN mehr Shirts zuhause habe. Das mag etwas verstörend klingen bei einer Band, welche erst zwei Studioalben im Repertoire hat, aber die hat eben auch bei jedem Auftritt ein eigenes Merchandising-Motiv. So macht man Kohle, Leute! Gut, ganz nebenbei war ich auch oft eher rein zufällig (ja ne, is klar, die Red.) in der Nähe, wenn die Jungs aufgetreten sind. Ja, also zum Auftritt: Wie so ziemlich jeder Gig der Jungs kribbelt einem da ständig die Gänsehaut, leider auch hier bei einem muffigen und dumpfen Klang. Schlechte Abmischung mit viel Luft nach oben. Das kann Jahrhundertklassikern wie "Sol Invictus" oder "Enthroned In Clouds And Fire" natürlich nicht mal Ansatzweise ihre Würde nehmen und führt zu nachhaltigen Verzückungen im Publikum. Unser Kameramann Andre hat bei ATLANTEAN KODEX jedenfalls 15x mehr Bilder geschossen als im Durchschnitt von jeder anderen Band. Keine Frage - von dieser Epic-Metal-Kapelle werden wir in Zukunft noch mehr hören. Ich habe jetzt schon Angst, in welche Sphären sie sich noch steigern werden...
Setlist: "From Shores Forsaken", "Pilgrim", "Sol Invictus", "Heresiarch", "Kodex Battalions", "A Prophet In The Forest", "Twelve Stars And An Azure Gown", "Enthroned In Clouds And Fire", "The Atlantean Kodex"
MANILLA ROAD
Ja, ist der Headliner. Aber die Jungs aus Kansas ziehen auch hier den Kürzeren gegen ATLANTEAN KODEX. Jedenfalls sind beim Auftritt schon deutlich weniger Zuschauer anwesend. Klar spalten die ebenfalls größten Epic-Metal spielenden U.S.-Amerikaner das Publikum mit ihrem eigenwilligen Stil. Aber dieser kauzige Stil ist eben auch einfach starke Geschmackssache. Sei's drum. Während des Anfangs-Tripples "Flaming Metal Systems", "Death By The Hammer" und "Witches Brew" ist der Sound leider bis zur Schmerzgrenze übersteuert. Das ändert sich dann zwar immer weiter sehr deutlich zum Guten, aber ist bei sieben Stücken dann doch ärgerlich. Dem Publikum ist es überwiegend egal - die Band hat sichtlich Spaß und die Leute vor der Bühne auch. Dennoch hätte man hier mit einem entsprechenden Sound viel mehr machen können.
Setlist: "Flaming Metal Systems", "Death By The Hammer", "Witches Brew", "Open The Gates", "The Riddle Master", "Crystal Logic", "Necropolis"
IRON THOR
Die Kanadier spielen anschließend vor noch immer vollem Haus und lassen dabei kein Klischee aus. Alles was MANOWAR ausmacht, toppen die Jungs in mehrfacher Form. Ob das nun peinlich oder eher Kult ist, darf jeder für sich entscheiden. Der Sound ist leider durchwachsen, die Bühnen-Performance lässt an unfreiwilligem Klamauk nichts aus und unterhält trotzdem ganz ordentlich. Ihr einziges großes Klassiker-Album "Only The Strong" wird mit "Let The Blood Run Red", "Thunder In The Tundra" und "Ride Of The Chariots" nicht ganz ausgiebig reflektiert, beweist aber zumindest ansatzweise, dass hier eigentlich größeres Potential vorhanden war. Irgendwann einmal...
----- SAMSTAG -----
DARKNESS
Die Ruhrpott-Thrasher DARKNESS, nach ihrer Auflösung 1990 erst 2014 neu gegründet, haben mit "Death Squad" und "Defenders Of Justice" (1987 und 1988) zwei überdurchschnittliche Werke im Programm und zwei weitere Alben (inkl. des 2016er Comebacks "The Gasoline Solution", welche nicht so wirklich zünden. Guter Sound, gute Performance. Was will man mehr. Die ersten beiden Bands haben wir leider verpasst.
ROOT
Da lebt man über 40 Jahre auf Erden und kennt ROOT nicht. Wie kann denn bitte sowas passieren? Die obskure Black-/Dark-/Epic-Metal-Band aus der Tschechei wurde von der westlichen Presse wohl auch ziemlich ignoriert und vermutlich hätte ich mir die Band auch auf dem Storm Crusher gar nicht angesehen, hätte ich mir nicht, warum auch immer, die 13-Tape-Box "Into Dark Crypts" erst im März diesen Jahres zugelegt. ROOT haben mich echt geplättet. Diese grandiose Mischung aus erhabenem Symphonic-Epic-Metal mit Dark- und Black-Metal-Lyrics, dieser dichte Sound. Unfassbar genial! Ich muss sagen - wegen des Unbekannt-Faktors sind ROOT für mich die beste Band des gesamten Festivals. Es kommt wahrlich sehr selten vor, dass mich eine mir unbekannte Band so um- und mitreißt. Zuletzt passiert das in einem Zelt in Dinkelsbühl. Auf einem Festival Namens Summer Breeze. Und die Band nannte sich POWERWOLF. Nur dass diese Jungs dann gegen ROOT einfach keine Chance haben.
STORMWARRIOR
Die deutschen Power-Speedster STORMWARRIOR waren niemals schlecht, aber leider immer zu gleichförmig. Wie auch hier. Die Songs klingen immer sehr ähnlich, Abwechslung wird eher klein geschrieben. Gute Performance, Publikum ist dabei, Auftritt insgesamt leider mau.
IRON ANGEL
Die Hamburger Speed- und Thrash-Metaller richten erstmal Grüße von Schmier aus und zelebrieren dann einen richtig guten Gig mit den Songs ihrer einzigen beiden Alben "Hellish Crossfire" und "Winds Of War". Auch nach dem 2007er Demo "Back From Hell" kam bis dato weiter nichts mehr. Sei's drum. Das wenige Material reicht für ein Konzert und die Fans feiern die Jungs so richtig ab. So oft sieht man die ja nun auch wieder nicht.
RAM
Die Meinungen zur schwedischen Heavy Metal-Kapelle RAM sind durchaus geteilt an diesem Abend. Während man mit "Svbversvm" eigentlich ein richtig geiles Kracherwerk am Start hat und auch die drei vorherigen Alben alles andere als Durchschnitt sind, können die Jungs an diesem Abend leider nicht wirklich überzeugen. Letzten Endes klingt der ganze Auftritt irgendwie langweilig und monoton. Die Songs zu austauschbar und nicht abwechslungsreich genug. Daran will heute auch die Professionalität der Band und das Können an den Instrumenten sowie der überzeugende Gesang nichts ändern.
DIAMOND HEAD
Auch der legendäre NWobHM-Dampfer DIAMOND HEAD hat heute nicht seinen besten Tag erwischt und missfällt mit einer Mischung aus Trögheit und Lustiglosigkeit. Am Können kann es nicht liegen, wir haben sie heuer schon wesentlich überzeugender erlebt. Um Zehn vor Eins ist dann Schluß.
----- FAZIT -----
Das STORM CRUSHER FESTIVAL hat uns positiv überrascht. Für die Größe waren die Essenstände geschmacklich durchaus sehr empfehlenswert. Die Organisation war insgesamt sehr gut. Die "Plattenbörse" könnte etwas größer sein und der Sound war leider oft optimierungsbedürftig. Der Campingplatz war sauber und bot genügend Platz. Hier findet man eine Alternative zum seit Jahren ausverkauften Keep It True. In Punkto Bandauswahl gab es mit PRIPJAT und vorallem ROOT Bands, welche man nicht sehr oft sehen kann. Insgesamt: DAUMEN HOCH! Wir kommen gerne wieder und können das Festival sehr empfehlen.
Der Auftakt zu unserem immerhin 19.(!) Wacken-Bericht beginnt nach einem schönen Tag natürlich mit - Regen. Aber genau aus diesem Grund sind wir jedes Jahr auch hier: Regen, Kühe und Metal. Lasst uns die Spiele beginnen:
----- DONNERSTAG -----
SKYLINE
Völlig überraschend eröffnen die Veranstalter mit SKYLINE den Donnerstag-Abend auf den beiden größten Bühnen. Die Band, welche zu Wacken gehört wie die Feuerwehr, spielt wie gewohnt Coversongs aller Art und macht damit das in wachsender Anzahl eintreffende Publikum schonmal ganz dezent warm für die ganz Großen, welche hier noch folgen werden.
SAXON
Auch die Engländer SAXON gehören seit Jahren sehr oft zum Wacken-Inventar und eine schlechte Show hat man von ihnen noch nie gesehen. Auch heute nicht. Man hält sich an das Donnerstag-Abend-Motto "A Night To Remember" und spielt - von "Battering Ram" und "Sacrifice" abgesehen - ausschließlich die ganz großen Klassiker (siehe Setlist). Erwähnenswert wären da noch das an diesem Abend Lemmy Kilmister gewidmete "Heavy Metal Thunder" (Gänsehaut) und ein Stromausfall, der die Profis auf der Bühne aber nur kurz zu verwirren weiß. Überzeugend wie immer auch, dass bei fast allen Stücken sämtliche Refrains teilweise auch allein vom Publikum gesungen werden. Alles wie immer eben.
Setlist: "Battering Ram", "Motorcycle Man", "Sacrifice", "Power And The Glory", "Solid Ball Of Rock", "The Eagle Has Landed", "20,000 Ft", "Dogs Of War", "Heavy Metal Thunder", "747 (Strangers In The Night)", "Crusader", "Wheels Of Steel", "Denim And Leather", "Princess Of The Night"
FOREIGNER
Eine weiße Hose auf der Black Stage? Frontmann Kelly Hansen hat genau meinen Humor. Die Jungs sind natürlich altersbedingt mehr als nur Festival-erprobt und spielen ein fehlerfreies Best-Of-Set mit allseits bekannten Hits der Marke "Feels Like The First Time", "Urgent" oder "Juke Box Hero" und rocken damit locker das ordentlich volle Festivalgelände. Die Intensität, mit der sie dabei vorgehen, überzeugt selbst den härtesten Schwarzmetaller bis ins Blut.
Setlist: "Double Vision", "Head Games", "Cold As Ice", "Feels Like The First Time", "Dirty White Boy", "Urgent", "Juke Box Hero", "I Want To Know What Love Is", "Hot Blooded"
WHITESNAKE
Im Vergleich zu SAXON und FOREIGNER haben die Jungs um David Coverdale anschließend leider keine Chance. Die Mucke ist über weite Strecken dann doch zu ruhig für das bereits anwesenden IRON MAIDEN-Publikum, bekannte Stücke wie "Slide It In" oder "Still Of The Night" kommen bei weitem nicht so gut an wie kurz zuvor "Urgent" oder "Juke Box Hero". Falscher Tag zur falschen Zeit? Man hat schon bessere Auftritte erlebt von WHITESNAKE. Also ja. Nicht, dass man sie nicht ab und an noch gern sehen würde, aber dann vielleicht doch eher am frühen Abend oder späten Nachmittag. Kurzum: ein eher durchwachsener Auftritt.
Setlist: "Bad Boys", "Slide It In", "Love Ain't No Stranger", "Fool For Your Loving", "Judgement Day", "Guitar Solo", "Slow an' Easy", "Bass Solo", "Crying In The Rain", "Is This Love", "Give Me All Your Love", "Here I Go Again" ----- "Still Of The Night"
IRON MAIDEN
Der dritte Besuch in Wacken. Es regnet Katzen und Hunde. Bei diesem Sauwetter sollten sich die sechs Jungs aus Brexit sicherlich wohl fühlen. Tun sie auch. Eine wie immer gigantische Bühnenshow, ein bestens aufgelegter Bruce Dickinson, der in einem Showkampf dem dreimal so großen Eddy das Herz herausreißt und ins Publikum wirft, ein Eddy, der dann immer noch nicht tot ist, aber kopfschüttelnd die Bühne verlässt - das alles ist schon beeindruckend genug. Noch mehr allerdings die Tatsache, dass die Briten mit ihrem aktuellen Album "The Book Of Souls" das beste Album seit "Brave New World" im Gepäck haben, wenn nicht sogar seit "Fear Of The Dark. Und das sogar in Überlänge. So gibt es dann auch ganze sechs Stücke von diesem Werk zu hören, bei welchen auch live klar wird, dass z.B. "If Eternity Should Fail" oder "The Red And The Black" ganz bestimmt auch künftige Setlists beehren werden. Insgesamt gesehen ein hervorragender Auftritt mit vielen kleinen Witzen, Anspielungen und auch nachdenklichen Ansagen von Bruce (z.B. das passend dem Wetter umbenannte "Flood Brothers"). Jungens, kommt bald wieder!
Setlist: "If Eternity Should Fail", "Speed Of Light", "Children Of The Damned", "Tears Of A Clown", "The Red And The Black", "The Trooper", "Powerslave", "Death Or Glory", "The Book Of Souls", "Hallowed Be Thy Name", "Fear Of The Dark", "Iron Maiden" ----- "The Number Of The Beast", "Blood Brothers", "Wasted Years"
Direkt im Anschluß entert der berühmte MOTÖRHEAD-Bomber die Black Stage und zeigt unter dem Banner "Lemmy - Born To Lose, Live To Win" diverse Videoclips und Interviews von Lemmy, gefolgt von einer Gedenkrede seiner langjährigen Freunde und Bandkollegen. Gewiss eine große Geste und eine gut gemeinte Idee der Veranstalter. Immerhin waren MOTÖRHEAD lange Jahre zusammen mit SAXON quasi das Inventar des Festivals. Doch die Show kommt bei vielen im Publikum bei allem Gedenken nicht wirklich gut an. Viele reden von Ausverkauf und Publicity auf Kosten eines Toten. Das kann man so sehen, war aber ganz bestimmt nicht im Sinne der Veranstalter so gedacht. Immerhin ist das Festival stets ausverkauft, wird international in vielen Medien übertragen - das kann also nicht wirklich ein Grund sein. Wir fanden die Aktion gut und immerhin wurde hier auch nicht nur Lemmy verabschiedet - auch die Band MOTÖRHEAD verabschiedete sich hier offiziell von der Bühne. Für immer.
----- FREITAG -----
ORDEN OGAN
Bei den Epic-Metallern ORDEN OGAN muss man am Freitag schon früh aufstehen. Und das auch noch bei dickem Regen. Und bei Westwind. Das heißt: Es weht auch noch viel PYOGENESIS vor die Bühne und man muss schon sehr weit rechts und soweit wie möglich vorne stehen, damit man ORDEN OGAN einigermaßen fremdbeeinflusst hören kann. Aber gut. Was tut man nicht alles für ordentliche Festival-Berichte. Leider haben die Jungs qualitativ in zwei Punkten nachgelassen: ihre Alben erreichen nicht mehr den hohen Standard ihrer Anfangszeit und ihre Bühnen-Performance ist heute, mag es vielleicht auch dem Wetter geschuldet sein, eher als durchschnittlich zu bezeichnen.
BEYOND THE BLACK
Für die gesamte Redaktion weiterhin ein sehr merkwürdiges Band-Konstrukt aus Hype, Veranstalter-Lieblinge und Plastik-Metal, ist es doch verwunderlich, dass die Band bei den anwesenden Zuschauern gar nicht mal so schlecht ankommt. Vielleicht entgeht und da ja ein gewisser Punkt, welchen wir noch nicht gefunden haben. Auch hier ein nur mäßiger Eindruck mit ebenso stattfindender Performance seitens der Band. Hier kann ich aber definitiv sagen: es liegt nicht am Wetter. Ich habe von BEYOND THE BLACK bisher noch nie ein Konzert gesehen, welches mich überzeugen konnte. Dafür allerdings ein Debüt, welches zwar ziemlich steril war und ziemlich nach "Deutschland sucht den Superstar" roch, aber trotzdem musikalisches Potential aufwies. Seltsame, und wie bereits eingangs erwähnt, verwunderliche Band.
LOUDNESS
Seltsam. Ausgerechnet bei LOUDNESS, einer Band welche man nicht alle Tage in Deutschland sehen kann, kommen uns Setlist und Mitschriften abhanden. Nicht nur das, sogar ein späteres Interview. Ich hoffe das liegt nicht daran, dass unser Pfarrer mal meinte, dass Japaner ja sowieso keine Seele hätten. Naja, zumindest kennen sie diesen Begriff und diese Bedeutung in ihrer Religion nicht. Aus meiner Erinnerung heraus spielten sie an diesem Tag zu wenig Kult ihrer Anfangstage, zuviel Neues was keinen wirklich interessiert und das alles mit einem ziemlich stoischem Auftritt - also quasi dem nicht Vorhandensein von Emotionen. Ich sah schon mehrfach weitaus bessere Auftritte dieser eigentlich ziemlich symphatischen Asiaten.
GIRLSCHOOL
Die in würde gealterte britische Frauen-Power-Band, von ihrem Ziehvater Lemmy in den 1970ern großgemacht, spielen in Wacken zwar nur im Zelt der W.E.T. & Headbangers Stage, klingen dabei aber wie die ganz Großen. Mit ihren Hits "Hit And Run", "Come The Revolution", dem THE GUN-Cover "Race With The Devil" und dem tollen "Emergency" wissen sie auch heute zu überzeugen.
AXEL RUDI PELL
Wer auf sehr viel Gitarre steht, sieht sich Axel Rudi an. Dieser eröffnet mit "Fire" und "Fool Fool", legt mit "Nasty Reputation / Strong As A Rock" und "Game Of Sins" nach, gönnt sich bei einem längeren Drum-Solo etwas Pause und präsentiert anschließend noch "Mystica", "Edge Of The World / Call Her Princess" und "Rock The Nation". Insgesamt eine interessante Songauswahl. Leider agiert die Band insgesamt etwas statisch auf der Bühne und die Performance kommt etwas langweilig und zu sehr auswändig gelernt daher. Daher eher ein mittelmäßig überzeugender Auftritt.
HANSEN & FRIENDS
Hier folgt dann eine Prämiere: Zum 30jährigen Bühnenjubiläum des HELLOWEEN-Gründungsmitglieds Kai Hansen nahm der werte Herr zusammen mit Ali Dietz (HEAVEN SHALL BURN) und Eike Freese (ex-DARK ANGEL) ein Projekt-Album auf, bei welchem Kai absichtlich keine eigenen Songs beigetragen hat. Eröffnet wird mit dem neuen Stück "Born Free", welches zunächst etwas gewöhnungsbedürftig wirkt. Mit den beiden HELLOWEEN-Klassikern "Ride The Sky" und "Victim Of Fate" geht die Stimmung der Fans gleich beträchtlich nach oben. Es folgen weitere fünf Projektstücke, bei "Fire & Ice" gibt es von VISIONS OF ATLANTIS-Frontfrau Clementine Delauney Unterstützung. Es folgen "I Want Out" und "Future World" mit Michael Kiske am Mikro. Hier stürmen dann spontan noch ein paar Dutzend Fans von ganz hinten nach weit vorne. Bei den beiden letzten Songs "All Or Nothing" und "Save Us" (HELLOWEEN-Cover) unterstützt dann nochmal Clementine Delauney. Insgesamt ein sehr netter Auftritt mit gut gelaunten Musikern. Insbesondere Kai Hansen kann sein Grinsekugelgesicht nicht verbergen. Zu den neuen Stücken kann man nach einmal live hören noch nicht sehr viel sagen außer, dass sie kaum etwas mit GAMMA RAY/HELLOWEEN/UNISONIC gemeinsam haben. Einen richtigen "Hit" kann man hier aber auch nicht wirklich heraushören. Bleibt abzuwarten was das dazugehörige Studioalbum zu bieten hat. Erscheint Mitte September.
Setlist: "Born Free", "Ride The Sky", "The Contract Song", "Victim Of Fate", "Enemies Of Fun", "Fire & Ice", "Burning Bridges", "Follow The Sun", "I Want Out", "Future World", "All Or Nothing", "Save Us"
BLIND GUARDIAN
Zwar sind die bodenständig gebliebenen Krefelder bereits zum sechsten Mal hier, dennoch wurde im Vorfeld in etlichen Foren diskutiert, ob sie denn auch das Zeug zum Headliner haben beim größten Metalfestival der Welt. Das Infield sprach bereits Bände: es war gefühlt noch voller als gestern bei IRON MAIDEN. Wobei natürlich Freitags immer noch ein paar tausend Besucher nachkommen, welche am Donnerstag noch nicht können. Mit einer perfekten Bühnenshow, einem Bombensound, einem stimmlich bestens aufgelegtem Hansi Kürsch und einer fetten Mitsingstimmung im Publikum. Aber das beste kommt ja noch: die Setlist! Besser kann man diese mit einer derart riesigen Diskographie eigentlich gar nicht hinbekommen. Da ist für jede Altersklasse was dabei. Dazu gibt es mächtige Chöre von der Bühne, welche sich exakt wie auf den Alben anhören und ebenso mächtige Chöre vom Publikum. Natürlich über aller Maßen getoppt von "The Bard's Song - In The Forest". Am Ende bleibt nur ein Fazit: ja, definitiv! Sie können auch Headliner.
Setlist: "The Ninth Wave", "The Script For My Requiem", "Nightfall", "Fly", "Tanelorn (Into The Void)", "The Last Candle", "Lord Of The Rings", "Time Stands Still (At The Iron Hill)", "Time What Is Time", "Imaginations From The Other Side", "Twilight Of The Gods", "The Bard's Song - In The Forest", "Mirror, Mirror", "Valhalla"
UNISONIC
Wenn Kai Hansen und Michael Kiske ja schon da sind, dann ist es naheliegend, gleich eine weitere Band mit ihnen auftreten zu lassen: UNISONIC. Hier beschränkt sich Kai auf die Gitarre. Nach der deutlich besseren zweiten Scheibe entwickelt sich die Band zu einem ernstzunehmenden Melodic-Metal-Schlachtkreuzer von feinster Qualität. Mit ständigen Freundschaftsfunken zwischen den beiden Hauptakteuren. Da fühlt und sieht man, dass sich hier zwei nach langer Pause wieder zusammengefunden haben und gemerkt haben, dass sie auch zusammengehören. Exzellenter, fröhlicher Auftritt inkl. der beiden HELLOWEEN-Klassiker "A Little Time" und "March Of Time", welche zu UNISONIC irgendwie besser passen als vorher "I Want Out" und "Future World" zu HANSEN & FRIENDS. Well done!
Setlist: "For The Kingdom", "Exceptional", "King For A Day", "Your Time Has Come", "When The Deed Is Done", "A Little Time", "Star Rider", "Over The Rainbow", "Throne Of The Dawn", "My Sanctuary", "March Of Time", "Unisonic"
TESTAMENT
Es ist bereits zwei Uhr, als die U.S.-Thrashmetal-Urgesteine TESTAMENT die Bühne entern. Da sieht es auf dem Infield bereits sehr übersichtlich aus, sind die meisten Fans bereits zu ihren Zelten aufgebrochen. Das stört Chuck Billy und Co. natürlich gar nicht. Davon unbeeindruckt sparen sie sich die Ansagen und prügeln sich bei bestem Sound durch ein Best-Of-Programm mit Brechern wie "Practice What You Preach", "D.N.R." oder "The New Order" bevor es dann mit "The Formation Of Damnation" zuende geht und auch die letzten noch wachen Recken das Gelände verlassen.
Setlist: "Over The Wall", "Rise Up", "The Preacher", "More Than Meets The Eye", "Practice What You Preach", "The New Order", "Dark Roots Of Earth", "Into The Pit", "D.N.R. (Do Not Resuscitate)", "3 Days In Darkness", "Native Blood", "Disciples Of The Watch", "The Formation Of Damnation"
----- SAMSTAG -----
GLORYHAMMER
Die Schotten GLORYHAMMER erinnern hier im W.E.T./Headbangers-Zelt stark an den EDGUY-Auftritt 1998: Dort spielten sie in einem völlig überfüllten Zelt vor welchem auch noch hunderte standen und zuhörten. Auch bei GLORYHAMMER im Jahre 2016 ist es so: Das doch sehr große Zelt ist komplett voll, vor dem Zelt stehen massig Leute, der Zugang zum Zeltbereich wurde geschlossen. Auch kein Wunder. Mit ihrem fetzigen Melodic-Powermetal geben sie eine bessere Version von RHAPSODY (OF STEEL) ab und nehmen das ganze Fantasy-Genre mit lustigen Texten wie Invasionen von untoten Einhörnen auf die Schippe. Die Bühnen-Performance mit den schreiend komischen Ansagen inkl. den Diskussionen wer auf der Bühne mehr Bier runterschüttet erinnern an eine Mischung aus Waynes World, Tankard und Sabaton. Das Publikum singt jeden Song eifrig mit und feiert die Jungs von Anfang bis Ende gnadenlos ab. Bei aller Witzig- und Spritzkeit hören sich die Songs dieser Jungs aber alles andere als nach dem gefürchteten Plastik-Metal an. GLORYHAMMER überzeugen durch Spielwitz, geilen Songs und einer angeborenen Natürlichkeit. Weiter so!
Setlist: "Rise Of The Chaos Wizards", "Legend Of The Astral Hammer", "Hail To Crail", "Questlords Of Inverness, Ride To The Galactic Fortress!", "The Hollywood Hootsman", "Angus McFife", "Universe On Fire", "The Unicorn Invasion Of Dundee"
EINHERJER
Die norwegischen Wikinger EINHERJER sind hingegen bereits seit 1993 auf der Welt und haben in ihrer Karriere Höhen und Tiefen erlebt. Der Durchbruch blieb ihnen bisher verwert. Zum 20. Jubiläum ihrer Debütalbums "Dragons From The North" spielen sie heute das komplette Album am Stück. Außerdem wurde ganz nebenbei erwähnt das komplette Album unter dem Titel "Dragons From The North XX" neu eingespielt. Ob man sowas braucht, muss jeder selbst wissen. Den Charme des Originals kann man eigentlich nie übertreffen. Insgesamt ist der eher getragene Aufbau der Stücke natürlich das totale Kontrastprogramm zu GLORYHAMMER, aber da EINHERJER gleich im Anschluß daran spielten und wir sie schon lange nicht mehr live gesehen haben, bleiben wir eben noch ein Stück. Zurück bleibt am Ende dann doch ein eher durchschnittlicher Auftritt der gesamten Band und die Frage, ob man auf einem Festival unbedingt ein komplettes Album ohne Bonuszugaben spielen muss? Ein pfundiger Groover wie "The Pathfinder & The Prophetess" hätte bestimmt für zusätzliches Ohrenspitzen gesorgt.
METAL CHURCH
Die U.S.-Metal-Legende METAL CHURCH lädt zum Vergleich ein, spielten sie doch zwei Wochen zuvor bereits auf dem Bang Your Head in Balingen. Die Setlist ist identisch, nur in Wacken um "No Friend Of Mine" erweitert. Wie bereits in Balingen sorgt allein schon der tödlich tighte Groove des Openers "Fake Healer" für Herzflattern. Immer und immer wieder bei diesem Stück. Es gibt kaum einen Song, mit dem man ein Konzert besser eröffnen könnte. Danach beschränkt man sich - genau richtig für ein Open Air - auf die ersten fünf Alben und bietet eine Best-Of-Heerschau wie sie besser kaum sein könnte. Auch doch. Ein wenig schon. Die Show zwei Wochen vorher wusste dann am Ende doch etwas mehr zu überzeugen. Die Jungs waren in Balingen druckvoller, frischer und einen tick überzeugender und zwingender. Trotzdem war auch der Wacken-Auftritt sehr überzeugend. Dem Publikum war dies natürlich eher weniger bekannt, der größte Teil der anwesenden Fans war wohl nicht in Balingen und feierte natürlich ganz unbeschwert. Zurecht.
Setlist: "Fake Healer", "In Mourning", "Start The Fire", "Gods Of Second Chance", "Date With Poverty", "No Tomorrow", "Watch The Children Pray", "No Friend Of Mine", "Killing Your Time", "Beyond The Black" ----- "Badlands", "The Human Factor"
THERION
Also ehrlich gesagt: Für mich persönlich brachten die Symphonic-Metaller THERION nur zwei wirklich essentielle Alben heraus: "Theli" (1996) und "Vovin" (1998). Das ist lange her. Mit "The Rise Of Sodom And Gomorrah" ("Vovin") beginnt das Set. Danach folgt "Cults Of The Shadow", der letzte Songs ist "To Mega Therion" (beide von "Theli"). Dazwischen gibt es mit "Wine Of Aluqah" und "Invocation Of Naamah" weitere zwei Stücke dieser Werke. Und dazwischen? Langeweile. Viel Langeweile. Eine Bühnen-Performance ist eigentlich kaum erkennbar, das Publikum starrt größtenteils mit Bier oder Wurst in der Hand vor sich hin. THERION gehören zu einer kurzlebigen Phase des Metal, der große Innovationen Mitte bis Ende der 1990er hervorbrachte (u.a. auch Bands wie MOONSPELL oder TIAMAT), welche danach aber immer poppiger und waviger wurden und sich irgendwo im Nirgendwo verliefen. Und vielleicht später mal wieder zurückkamen. Genauso war auch dieser Auftritt. Am Anfang Freude, beim dritten Stück beim Bierholen verlaufen und am Ende doch wieder zurückgefunden. THERION haben Letzteres leider noch nicht geschafft.
TRIPTYKON
Tom Warrior ist ja schon ganz großer Kult. Natürlich auch und vorallem zu CELTIC FROST und HELLHAMMER-Tagen aus der fernen Vergangenheit. Die 2008 gegründeten TRIPTYKON zelebrieren eine sehr abgefahrene Mischung aus Death-/Doom-/Black-Metal - zum Glück ohne Schweizer Akzent - aber dennoch eigenständig genug um eine Rolle zu spielen. Nun, einfache Kost waren die Bands von Tom Warrior noch nie. Und natürlich ist so ziemlich alles, was TRIPTYKON an diesem Abend, in dieser Nacht, spielen irgendwie ein CELTIC FROST-Cover. Monotonie, ewiges Menschsein, Satan, Sterben, Winter. Nur kurz unterbrochen vom wahrhaft coolen Duett mit Simone Vollenweider bei "Obscured" und "Boleskine House". Ein ziemlich entrückender und etwas anstrengender Gig. Zeit für TWISTED SISTER.
TWISTED SISTER
Der Samstags-Headliner TWISTED SISTER muss sich natürlich keine Fragen stellen lassen, ob er denn auch wirklich Headliner-tauglich ist, sowie BLIND GUARDIAN am Vortag. Diese Hardrocker machen einfach überall Party und legen mit ihren internationalen Radiohits jedes Festival in Schutt und Asche. Auch hier haben wir wieder einen Direktvergleich: vor zwei Wochen den vorletzten Auftritt aller Zeiten auf dem Bang Your Head gesehen, heute hier in Wacken den wohl wirklich letzten Auftritt der Band auf deutschem Boden. Da hätte Doro vielleicht am Ende noch ein "Für Immer" anstimmen können. Aber die war glaube ich nicht mehr anwesend. Und es hätte vermutlich bei den ganzen "We're Not Gonna Take It"-Chören auch niemand zugehört.
Songauswahl: Im Gegensatz zu Balingen ("What You Don't Know (Sure Can Hurt You") steigen Dee Snider und Co. hier mit "Stay Hungry" gleich mit einem Vollbrett ein, folgend mit gleichen Songs wie vor zwei Wochen, in anderer Reihenfolge. Die Zugaben unterscheiden sich bis auf "S.M.F." sehr deutlich.
Zum Gig: Dass die Jungs Party ohne Ende machen, ist bekannt. Dee Snider hält immer wieder Ansprachen und heizt das Publikum an, verspricht hier quasi einen letzten Jahrhundert-Gig. Bei der großartigen Ballade "The Price" gibt es eine Widmung an A.J. Pero, Jimmy Bain und Lemmy Kilmister. Auf dieser Abschiedstour ersetzt der ehemalige DREAM THEATER-Drummer Mike Portnoy den guten A.J. und kann es nicht lassen, als Prog-Metal-Legende immer wieder den ursprünglichen Drumsound - von den meisten im Publikum wohl unbemerkt - zu ändern. So baut er bei langsameren Stücken mal eben im Hintergrund ein paar Takte mehr ein, wechselt kurz mal den Rhythmus bei einem Refrain, während die Band allerdings ganz normal weiterspielt und derartige Spielereien wohl bereits von ihm gewohnt ist. Sehr Großartig. Die Stimmung vor der Bühne kennt keine Grenzen, die Luft ist quasi zum Schneiden. Dee Snider sagt, wie wohl bei jedem Konzert dieser Tour, dass das bestimmt keine SCORPIONS-Abschiedstour ist (ich glaube die dauert mittlerweile zehn Jahre). Man glaubt es ihm. Das Herz tut weh, wenn Legenden wie DIO, BLACK SABBATH, MOTÖRHEAD und TWISTED SISTER gehen und nicht wiederkehren. Aber es ist wohl der Lauf der Geschichte und wer, wie TWISTED SISTER, ist so kurzer Zeit so viele Hits fabriziert hat, der wird auch in hundert Jahren noch nicht vergessen sein. Grandios, grandios!
Setlist: "Stay Hungry", "The Kids Are Back", "Burn In Hell", "Destroyer", "Like A Knife In The Back", "You Can't Stop Rock'n'Roll", "The Fire Still Burns", "I Am (I'm Me)", "We're Not Gonna Take It", "The Price", "I Believe In Rock'n'Roll", "Under The Blade", "I Wanna Rock" ----- "Shoot 'em Down", "Tear It Loose", "S.M.F."
ARCH ENEMY
Die meisten Leute waren nach Ende des TWISTED SISTER-Auftritts glücklich und zufrieden. Wer sich richtig geärgert hat, dass diese Band niemals wieder mehr live spielen wird, der konnte seinen Frust dann anschließend noch bei ARCH ENEMY in den vordersten Reihen abbauen.
Aber hoppla! Was ist denn da heute anders als sonst? 2014 haben ARCH ENEMY noch die Black Stage eröffnet. Heute spielen sie mitten in der Nacht direkt nach dem Headliner TWISTED SISTER. Warum?
Das hat einen Grund! Der komplette Auftritt soll als CD/DVD/BluRay-Konzert aufgenommen und veröffentlicht werden. Nette Idee. Haben ja auch schon so einige Bands vor ihnen gemacht. Denn wo sonst hat man mehr Publikum und beeindruckendere Massenaufnahmen als in Wacken? Gut, damals vielleicht, auf dem Reichsparteitag. Mit Lichtdom und so. Aber da gab es noch keine Heavy Metal-Bands und sie hätten vermutlich auch gar nicht dort auftreten dürfen. Vielleicht bis auf LAIBACH, denn die dürfen das sogar in Nordkorea. Aber die sind ja auch kein Heavy Metal. Egal, zurück zum Gig:
Es ist Samstagabend. TWISTED SISTER haben gespielt. Es ist tiefste Nacht. Und es ist wohl auch wegen der groß angekündigten Show zum Gück nicht ganz so leer wie bei TESTAMENT gestern. Die Bühnenshow ist ein echter matialischer Hingucker, der definitiv auf Headliner-Niveau steht. Monströses Drumkit, gigantische Pyro-Effekte, perfekter Sound. Frontfrau Alissa White-Gluz in Bestform. Sowohl gesangstechnisch als auch in Sachen Outfit. Die Band performed fehlerfrei und legt hohen Wert auf MAIDENeste Twin-Guitar-Duelle der Oberklasse. Ein Super Festival-Ende, denn die anschließende DIO-Grabschändung wollen wir uns dann doch nicht mehr wirklich antun.
Setlist: "Yesterday Is Dead And Gone", "War Eternal", "Ravenous", "Stolen Life", "My Apocalypse", "You Will Know My Name", "Bloodstained Cross", "Under Black Flags We March", "As The Pages Burn", "Dead Eyes See No Future", "Avalanche", "No Gods, No Masters", "We Will Rise", "Nemesis", "Fields Of Desolation"
----- FAZIT -----
Glücklicherweise keine Wasserkatastrophe wie 2015. Wacken hat mit abwechselnd Rain AND Shine wieder Normalzustand erreicht. Die Veranstalter haben in Sachen Organisation nochmals nachgelegt, noch mehr Drainagen verlegt gegen den unbarmherzigen norddeutschen Miesepeter-Regen und weitere Stellschrauben im Hintergrund gezogen, um das Festival weiterhin zu verbessern. Leider fehlt noch die angekündigte Transrapid-Verbindung vom VIP-Bereich zum Campingplatz. Aber ist bestimmt schon in Arbeit. Vielleicht wird es ja aber auch ein unterirdischer Hyperloop. Wer weiß das schon. See you in Wacken. Rain or Shine! Bis 2017!
Für Euch in Wacken waren 2016: Jürgen Schottner, Carsten Johann und Martina Lassak.
----- PRELUDE -----
Das 21. Bang Your Head. 19x waren wir dabei. Dies ist unser 16. Bericht. Seit dem letztjährigen Jubiläum wird das Festival wohl auch künftig über drei Tage gehen. Bei wechselnden Wetterverhältnissen gab es immer mal wieder kurze, teilweise heftigen Schauer. Überwiegend was das Wetter aber durchaus angenehm.
----- DONNERSTAG -----
Die Baden-Württemberger STALLION stellen sich am Donnerstag als erste Band dem zahlenmäßig noch überschaubarem Publikum und legen mit einer gehörigen Portion Old-School-Mucke los. Da sieht selbst das komplette Band-Outfit mit sämtlichen Klischees sehr nach den 1980er Jahren aus. Mit Stücken wie "Wild Stallions", "Killing Time" oder "Canadian Steel" rocken die Jungs wild los und bieten auch eine sehr ordentliche Bühnen-Performance. Guter Auftakt!
Es wird deutlich voller als die U.S.-Metal Legende LEATHERWOLF die Bühne betritt und ihre berühmte "Triple Axe Attack" auspackt. Der Sound bläst von Beginn an druckvoll aus den Boxen, die Band spielt so ziemlich ausschießlich ihre ersten drei Wunderwerke und lässt "World Asylum" außen vor. Mit dem Eröffnungs-Dreier "Spiter", "Rise Or Fall" und "Street Ready" wird die Meute vor der Bühne erstmal ordentlich aufgetaut, bei "Princes Of Love" und "Gypisies And Thieves" gibt es dann erste Anfeuerungs- und Mitsingchöre und spätestens bei "Kill And Kill Again" gibt es kein halten mehr. Ohne Zweifel: Die Jungs um Frontmann und Gitarrist Michael Olivieri haben im Programm einige der besten Kompositionen der gesamten Heavy Metal Geschichte. Dass Drummer Dean Roberts gerade mit einer Armverletzung hadert, merkt man der agilen Performance des Sets ganz und gar nicht an. Was für ein Festival-Start!
Setlist: "Spiter", "Rise or Fall", "Street Ready", "Wicked Ways", "Princess of Love", "Gypsies and Thieves", "Hideaway", "Alone in the Night", "Kill and Kill Again", "Thunder", "The Calling"
Die Finnen BATTLE BEAST sind mit ihrer Sängerin Noore Louhimo in der Szene nicht unumstritten. Mit sowohl feinem (bei den langsamen Stücken) also auch kraftvollem Organ kann die Frontfrau durchaus überzeugen. Die Songs hingegen wirken sehr konstruiert, irgendwie seelenlos und wie nach einer 08/15-Blaupause aufgebaut. Das widerum wird durch eine sehr ausgedehnte Bühnenshow bei der alles gegeben wird auch wieder ausgeglichen.
DRAGONFORCE bieten anschließend ihren berühmten Hochgeschwindigkeits-Hyper-Metal. Auch der ist natürlich Geschmackssache, doch die Stücke wirken trotzdem um einiges authentischer als bei BATTLE BEAST. Überzeugende Bühnenshow, glasklarer Gesang, eine immens gute Laune und beste Unterhaltung lassen das Best-Of-Set zu einem kurzweiligen Auftritt werden, der dem Großteil der Zuschauer sichtlich Spaß bereitet.
Die anschließend spielenden Doomer CANDLEMASS sind danach ein sehr ordentliches Kontrastprogramm. Von Pfeilschnell wie ein Sturm (DRAGONFORCE) zu episch-langsamen Hymnen der Marke "Solitude" oder dem genialen "At The Gallows End". Leider ohne Leif Edling (schwer krank) und einmal mehr mit anderem Frontmann (Mats Leven). Während des Konzerts regnet es ziemlich fies, was allerdings zum gebotenen Programm durchaus passender ist als greller Sonnenstrahl. Doom nur, dass ein Großteil des Publikums davor wegläuft, in die Halle oder an Unterstände und so wird es vor der Bühne leider sehr rasch leer. Auch wenn das hier gebotene LineUp durchaus einen sehr überzeugenden Auftritt hinlegen kann, bleibt doch ohne Leif ein leicht bitterer Nachgeschmack haften. Gute Besserung an dieser Stelle!
Setlist: "Mirror Mirror", "The Dying Illusion", "A Cry from the Crypt", "Emperor of the Void", "Demons Gate", "At the Gallows End", "The Well of Souls", "Crystal Ball", "Solitude"
Es ist sehr schade, dass CARCASS mangelndes Interesse seitens der Zuschauer bekommt, aber es ist natürlich schon ein wenig nachvollziehbar, dass bei der restlichen Bandauswahl einfach zu wenig Anhänger der härteren Stilrichtungen hier aufkreuzen. Vielleicht sollte Veranstalter Horst Franz sich doch noch überlegen, künftig noch ein wenig mehr härtere Bands über den Tag verteilt aufspielen zu lassen. Der Altersdurchschnitt wird von Jahr zu Jahr höher und das junge Publikum hat andere Geschmäcker, wenn auch CARCASS selbst schon längst nicht mehr wirklich jung sind. Die Jungs um Sänger Jeff Walker haben sogar ihre Setlist soweit wie möglich entgegenkommend angepasst und haben mit Stücken wie "Incarnated Solvent Abuse" oder "Captive Bolt Pistol" durchaus sehr viel Melodie am Start, die Core-lastige Frühphase so ziemlich komplett außen vor lassend. Ein sehr überzeugender Auftritt, dem leider keine 1000 Zuschauer beiwohnen wollten. Sehr, sehr schade. Ihr habt alle was verpasst!!!
SLAYER betreten die Bühne. Und schon ist das Festivalgelände voll. Leute, es ist immer noch sehr schade, dass Ihr CARCASS bei weitem ignoriert habt. SLAYER eröffnen überraschend mit "Repentless" und "Disciple". Das erste Drittel ist modern gestaltet und vermittelt die Eindrücke der aktuellen SLAYER. Am Ende sind dann 13 der insgesamt 18 gespielten Stücke von den ersten fünf Alben. Den Fans kann es nur recht sein. Die Stimmung ist richtig gut und der Sound gehört mit zum besten, was ich je bei einem SLAYER-Konzert erleben durfte. Ich würde ihn sogar auf Platz 1 aller meiner SLAYER-Auftritte wählen, dicht gefolgt vom 2009er Auftritt auf dem Wacken Rocks South in Kreuth (Oberpfalz). Die Bühnenshow ist effektiv einfach gestrickt (abwechselnd rot und grün), wird aber von massiv beeindruckenden Backdrops bestens unterstützt. Die Band hält sich wie immer mit Ansagen vornehm zurück und ballert munter Stück für Stück herunter. Dabei immer deutlicher auffallend ist das Alter der Band, die gesundheitsbedingt nur noch eingeschränkten Aktionsradius besitzt. Auch nimmt man das Tempo herunter, wodurch die Stücke zum einen zwar weniger hart, dafür aber deutlich grooviger und intensiver wirken. Nicht jedem Fan gefällt dieser Auftritt, bei dem Gary Holt als jüngstes Bandmitglied die Aufgabe zuteil wird, in Namen der ganzen Marke SLAYER diese Band auf der Bühne zusammenzuhalten. Er bewegt sich mit Abstand auf auffälligsten und versucht die körperlichen Makel seiner Kollegen dadurch auszugleichen. Das gelingt über weite Strecken auch sehr gekonnt. Man sollte einer Band mit über 30 Jahren auf der Bühne nachsehen, dass nicht mehr alles geht, aber wer, so wie SLAYER, nach all dieser Zeit dann ein Album wie "Repentless" im Rücken hat, dem meiner Meinung nach stärksten Album seit "Seasons In The Abyss", der kann, der muss dieser grandiosen Band einfach Respekt zollen. Nicht nur Meinung meiner nach ein richtig starker Auftritt.
Setlist: "Repentless", "Disciple", "Postmortem", "Hate Worldwide", "War Ensemble", "When the Stillness Comes", "You Against You", "Mandatory Suicide", "Fight Till Death", "Dead Skin Mask", "Die by the Sword", "The Antichrist", "Born of Fire", "Seasons in the Abyss", "South of Heaven", "Raining Blood", "Black Magic", "Angel of Death"
----- FREITAG -----
Deutlich voller als am Vortag ist es dann am Freitag bei den schwer NWoBHM-lastigen U.S.-Metallern NIGHT DEMON. Besagte haben erst ein Album im Gepäck, eine EP und ein paar unveröffentlichte Stücke die kaum bekannt sein dürften. Das ist natürlich eine interessante und auch neue Entwicklung. In welche Richtung möchte das Bang Your Head sich in den nächsten Jahren entwickeln? Mit CARCASS hat man den melodischen Death Metal ziemlich einsam im Regen stehen lassen, in der Halle versucht man seit einiger Zeit härteres Publikum anzuziehen, doch dann beginnt man sich am Freitag die Frage zu stellen, ob das Bang Your Head evtl. auch eine süddeutsche Festival-Alternative zum norddeutschen Headbangers Open Air werden könnte. Aber zurück zur Band: Die Kalifornier spielen mit einer unglaublichen Frische auf, stehen quasi am Abschluß ihrer Europa-Tour in kleineren Hallen und vermögen die große Bühne sogar sehr überzeugend auszunutzen. Sie springen umher wie ein Berserker, sind bei bester Laune, wissen das Publikum in kurzer Zeit zu überzeugen und ernten für die verdammt frühe Zeit und noch dazu als Opener überdurchschnittlich viel Applaus. Eine sehr eigenwillig auf NWoBHM getrimmte Version von GOLDEN EARRINGS "Radar Love" lässt vermuten, dass da so langsam eine neue große Party-Band auf uns zukommen könnte. Die Zukunft wird es zeigen, aber für den Moment: Alle Daumen hoch.
Sehr lange bevor man von "Plastik-Metal" sprach und dabei Bands wie SABATON, ALESTORM oder POWERWOLF meinte waren bereits FREEDOM CALL aus meiner Heimatstadt Nürnberg da. Ursprünglich ein leichter GAMMA RAY-Ableger, völlig interessanterweise ohne Kai Hansen. Frontmann Chris Bay ist natürlich wie immer die Stimmungskanone vor dem Herrn und es gibt was es immer gibt: schwer Einhorn-verdächtigen Heavy Metal der extrem eingängigen Pop-Rock-Klasse. Wie immer gibt es hier kein Mittendrin. Entweder man findet es grandios ekelhaft oder macht eine ausgibiege Stimmungsparty. Letzteres war definitiv auf dem Infield der Fall. Stimmung super. Darbietung super. Und sogar das Wetter hatte kurz keine Zeit für Regnen. War wohl mit Hören beschäftigt.
Als in Mitte der 1970er geborener wünschte man sich zwischenzeitlich MANILLA ROAD einmal live sehen zu dürfen und dann zu sterben. Doch sie waren nicht (mehr) da. Jetzt spielen sie sogar mitten in Europa wieder auf einem Open Air. Und ja, ich sah sie auch 2000 auf dem Bang Your Head. Es war, wenn ich mit richtig entsinne, sogar ihre erste Show überhaupt in Europa. Und natürlich auf dem Keep It True in der Halle in der Zwischenzeit. Jedenfalls erblickt man hier beim Auftritt eine Menge Leute, die man auch vom zuletzt genannten Festival kennt. Bei bestem Sound und super Bühnen-Performance beweisen MANILLA ROAD, dass sie mittlerweile zu den beständigsten und besten Bands gehören, welche sich nach langer Auszeit wieder zusammengefunden haben.
Setlist: "Flaming Metal Systems", "The Riddle Master", "Masque Of The Red Death", "Death By The Hammer", "Hammer Of The Witches", "Witches Brew", "Truth In The Ash", "The Ram", "Necropolis", "Crystal Logic", "Heavy Metal To The World"
Chris IMPELLITTERI zählt zu den wenigen Künstlern im Metalbereich, welcher von Anfang an als Solist in die Szene eingestiegen ist. Er zählt zu den schnellsten Gitarristen der Welt ohne sich vorher einen Namen in einer bekannten Band gemacht zu haben. Sein 1988er Debüt "Stand In Line" ist ein Klassiker, welcher in jede Metalsammlung gehört. Das 1996er Werk "Screaming Symphony" zählt ebenfalls zu den besten Machwerken in diesem Metier. Mit Frontmann Rob Rock hat er einen der besten Allround-Sänger der Welt mit an Bord, welcher die ganze Bandbreite von IMPELLITTERI abdecken kann. Muss er aber auch eigentlich gar nicht, Rob war lange genug dabei, dass sich Herr von und zu Gitarrengott bei der Setlist überwiegend auch darauf beschränkt Stücke zu spielen an welchen Rob Rock auch bei Albenproduktionen selbst beteiligt war. Leider weiß Kollege Impellitteri nach all den Jahren immer noch nicht wie man Stimmung macht; im Gegensatz zu Rob Rock. So krätscht er mit seiner dann doch irgendwann nervigen Gitarre immer dann dazwischen, wenn Rob Rock Frontmann-Qualitäten ausschöpfen möchte um das Publikum zu animieren. Scheinbar fühlt sich hier die Diva Gitarrengott übergangen oder nicht mehr wichtig genug um diesen Versuchen konsequent immer wieder im Ansatz ein Ende zu bereiten. Und genau da liegt auch das Problem von Chris Impellitteri. Er ist zweifelsfrei einer der virtuosesten Gitarristen im Rockbereich - aber schaltet sich wegen seines übergroßen Egos und seiner selbst nicht anwesenden Performance-Qualitäten gegenüber dem Publikum ständig selbst aus. Und damit in die Belanglosigkeit des Nieschen-Daseins. Sehr schade. Die Songs waren trotzdem großartig.
METAL CHURCH. Herzinfarkt bereits beim Rhythmus zu "Fake Healer". Kollege muss mich mit drei Bieren in kurzer Folge und Herzmassage reanimieren. Auch wieder so eine Band; Die ersten fünf Alben. Und immer wieder die Frage - was lief bei "Hanging in die Balance" schief - und immer wieder diese Selbstbeantwortung; Es war eines der schlechtesten Albumcover aller Zeiten. Und definitiv aber auch das Drittbeste nach den ersten beiden. Gut, Mike Howe ist vielleicht kein David Wayne. Aber Wayne... interessiert das. David macht seine Sache überdurchschnittlich verdammt nochmal fabelhaft und legt eine außerordentlich am Original nahe Performance vor. Ich hoffe mal, da schreibt niemand etwas Negatives, nur weil hier David Wayne abwesend ist. METAL CHURCH zwingen mich, der normalerweise schwer aus der Reserve zu locken ist, zum Abgehen und Headbangen. Die Tatsache allein dürfte genügen: diese Band reisst noch alle Bäume um!
Setlist: "Fake Healer", "In Mourning", "Start the Fire", "Gods of Second Chance", "Date with Poverty", "No Tomorrow", "Watch the Children Pray", "Killing Your Time", "Beyond the Black", "Badlands", "The Human Factor"
ANNIHILATOR haben es anschließend nicht leicht, denn in der Halle spielen zeitgleich TIGERTAILZ. Die Soloband von Jeff Waters samt Mietmusikern spielt zwar sehr gekonnt, hat aber zwei Schwächen: den limitierten Stimmumfang von Waters selbst und den sterilen Drumsound, bei welchem man Angelo Sasso vermuten könnte. Über die Setlist kann man nicht meckern - die neuen Stücke fügen sich in das Best-Of-Programm bestens ein. Nach verhalten aufgenommenen Beginn zu "Crystal Ann", "King Of The Kill" und "No Way Out" wird es in der zweien Hälfte zu den ganz großen Klassikern wie "W.T.Y.D", "Never, Neverland" und natürlich "Alison Hell" wieder deutlich voller. Eine richtig gute Stimmung wie zuvor bei METAL CHURCH will aber nicht so wirklich überspringen, zu steril klingt das ganze hier. Ob man dieses LineUp überhaupt noch mal in dieser Besetzung sehen wird? Vermutlich auch nicht. Und so wirken ANNIHILATOR 2016 einfach relativ seelenlos. Insgesamt ein guter Auftritt mit etwas fadem Beigeschmack.
TESTAMENT
Ist das denn zu fassen? TESTAMENT haben auf einem Festival tatsächlich mal einen richtig guten Sound. Dazu sind sie auch noch bei bester Laune und nutzen die Bühne gekonnt aus. In Punkto Setlist gibt es eine Auswahl der ersten drei Alben und Stücke vom aktuellen Studiowerk zu hören. Das funktioniert sehr ordentlich. Nach dem Eröffnungs-Triple "Over The Wall", "Rise Up" und "The Preacher" ist die Stimmung bereits bestens, das Publikum geht ab wie Rakete und mosht sich den Hals weg. Chuck Billys Interaktion mit dem Publikum war nie besser und auch Alex Skolnick steht dem in nichts zurück und macht seine Späßchen. Auch hier ein sehr überzeugender Gig und noch dazu in Punkto Stimmung eine tolle Vorlage für den heutigen Headliner TWISTED SISTER.
Setlist: "Over the Wall", "Rise Up", "The Preacher", "More Than Meets the Eye", "Practice What You Preach", "The New Order", "Dark Roots of Earth", "Into the Pit", "D.N.R. (Do Not Resuscitate)", "3 Days in Darkness", "Native Blood", "Disciples of the Watch", "The Formation of Damnation"
TWISTED SISTER - Ihre vorletzte Show in Deutschland, danach kommt nur noch Wacken. Und dann war's das. TWISTED SISTER lösen sich 13 Jahre nach ihrem Sensations-Comeback auf. Das man das durchaus sehr ernst meint, wird an dem Abend mehrfach betont, u.a. mit dem Satz "this is not a SCORPIONS farewell tour, Klaus". Schade, sehr sehr schade. Es ist unglaublich, wie viele unsterbliche Klassiker diese Band auf ihren ersten vier Studioalben erschaffen hat. Nach dem Tod von Drummer A.J. Pero sitzt heute doch tatsächlich niemand geringeres als Mike Portnoy!
Nach dem üblichen Intro "It's A Long Way To The Top (If You Wanna Rock'n'Roll) steigen Dee Snider und Co. mit "What You Don't Know (Sure Can Hurt You)" und "The Kids Are Back" ein. Die Stimmung ist von Anfang an fantastisch und steigert sich weiter mit "Burn In Hell", bei welchem zum ersten mal massiv Pyrotechnik zum Einsatz gelangt. In einigen Ansagen bedankt man sich bei Veranstalter Horst Franz, der damals zuerst Dee Snider solo nach all den Jahren wieder auf die Bühne gebracht hat, danach für die legendäre Wiedervereinigung zuständig war und die Band seitdem immer mal wieder Bestandteil dieses Festivals war. So langsam werden es immer weniger Bands aus dem Gründungszeitalter der sogenannten "Zweiten Generation" und eines Tages werden auch IRON MAIDEN und JUDAS PRIEST, METALLICA und SAXON in Rente gehen und wir werden wohl damit leben müssen, dass es keine Bands mehr gibt, welche so viele Fans haben, da es mittlerweile einfach viel zu viele Bands gibt. So schwingt doch über dem Konzert ein großes Bedauern mit, dass wir wieder eine dieser Kultformationen verloren haben. Zum zweiten mal seit 1988 und wohl auch zum letzten mal. Aber für tiefe Trauer ist erstmal keine Zeit, die Luft glüht, die Fans gröhlen, es wird gefeiert als ob es kein Morgen gibt.
Nach knapp einer Stunde ist die Show nach einer wirklich überlangen Version von "We're Not Gonna Take It" vorbei. Doch das Publikum will natürlich mehr und so gibt's eine weitere Überlängeversion mit dem ROLLING STONEs Cover "It's Only Rock'n'Roll (But I Like It) zu hören. Und danach? War die Band wieder weg.
Und dann? Kam sie nochmal. Die zweite Zugabe bestand aus "Come Out And Play" und "Under The Blade".
Und dann? War immer noch nicht Schluß! Sie kamen zum dritten mal wieder auf die Bühne und zelebrierten "S.M.F.".
Und dann? War Schluß. Einfach so und für immer. Zumindest in Balingen.
Und jetzt? Gehen die Lichter aus.
Fazit: Eine grandiose Abschieds-Show einer phänomenalen Band, welche wir nie vergessen werden. Macht's gut, Jungs!
Achja: Sollten sie doch noch einmal wiederkommen, vielleicht ja zum 70. Geburtstag von Dee Snider, dann wird dieses Konzert garantiert nur an einem Ort stattfinden: in Balingen!
Setlist: "What You Don't Know (Sure Can Hurt You)", "The Kids Are Back", "Burn in Hell", "Destroyer", "Like a Knife in the Back", "You Can't Stop Rock 'n' Roll", "The Fire Still Burns", "I Am (I'm Me)", "I Wanna Rock", "The Price", "I Believe in Rock 'n' Roll", "We're Not Gonna Take It" ----- "It's Only Rock 'n' Roll (But I Like It)" ----- "Come Out and Play", "Under the Blade" ----- "S.M.F."
----- SAMSTAG -----
Die Schweden BLACK TRIP eröffnen den letzten Festivaltag. 2004 gegründet, kam der erste Longplayer tatsächlich erst 2013 auf den Markt. Die Bandmitglieder sind aber keine Unbekannten, spielen dort doch (ex-)Mitglieder von ENFORCER, NIFELHEIM, UNANIMATED, NECROPHOBIC und ENTOMBED mit. Da zweite uns bislang letzte Studioalbum von 2015 nennt sich "Shadowline" und könnte tatsächlich sogar das letzte Werk unter dem Banner BLACK TRIP sein. Gerüchte machen auf dem Festival die Runde, dass sich die Jungs im Laufe der nächsten Monate entweder umbennenen oder gar auflösen werden. Wir werden sehen.
Was man von der Band hält, ist tatsächlich gerade auch bei BLACK TRIP reine Geschmackssache. Die mit deutlicher THIN LIZZY-Schlagseite komponierten Stücke haben Einflüsse von allen Bandmitgliedern und sind somit keine Kopie, aber die Eigenständigkeit fehlt durch die eindeutige Reminiszenz trotzdem. Zum Auftritt hingegen kann man nichts negatives sagen: Spielfreude, gute Musiker, Interaktion mit dem Publikum und das Vorhandensein jahrelanger Bühnenerfahrung unterscheiden die Band von den vielen Newcomern, welche normalerweise zu so früher Stunde ein Festival eröffnen. Wohl auch, aber nicht nur, weil Samstag ist, der bisher bestbesuchte Eröffnungs-Gig des Bang Your Head 2016. Toller Beginn!
Die 1977 gegründete Mädels-Band GIRLSCHOOL ist leider hierzulande immer noch sträflich unterbewertet. Beste Freunde von MOTÖRHEAD-Cheffe Lemmy waren sie, traten zusammen immer wieder zu Duetten oder gemeinsamen Gigs auf. Doch auch sie waren immer im Schatten der ganz Großen. Dass sie nicht ständig auftreten merkt man ihnen zu Beginn des Auftritts durchaus an. Das Drumming ist etwas holprig, die Performance etwas lahm. An den Songs liegt es nicht, man beginnt mit "Demolition", "C'mon Let's Go" und "The Hunter". Danach wirds allerdings deutlich tighter. Die Mädels spielen sich langsam, aber sicher warm. Erster runder Höhepunkt: der Alltime-Klassiker "Hit And Run". Einen Gedenk-Song an Lemmy gibt's mit "Take It Like A Band", neuere Stücke fügen sich gut ein und mit "Emergency" und "Race With The Devil" gibt's zum Schluß noch was auf die Glocke. Ein Besucher neben mir meinte "a great gig, isn't it?"; dem ist nichts hinzuzufügen.
Vier Jungs aus Frankfurt die noch immer da sind. Das können ja wohl nur TANKARD sein. Dass die Plastikcombo SABATON nur eine billige Blaupause des Originals ist, zeigt sich beim Bang Your Head bereits wiederholt: hier wird nicht "noch ein Bier" getrötet, hier steht ein Kühlschrank voll Bier gleich auf der Bühne, persönlich vom Veranstalter angekarrt, der da gleich mal kurzfristig eine Bühnenbar daraus macht. Ja ist das cool, oder was?! Gerre und Mitsäufer rasseln hier ein sehr gut zusammengestelltes Best-Of-Programm von der Bühne, bestehend aus alten Klassikern der 1980er Jahre und Stücken ihrer neuerdings wohl dritten Hochphase in Punkto Hits und Stimmung. Hier gibt's mal wieder alles. Dicke Bäuche, auf die Bühne geworfene Büstenhalter, schlüpfrige Anzüglichkeiten zu den Mädels in den ersten Reihen und - natürlich - ganz viel Bier. TANKARD sind mal wieder die größte Party-Band des Festivals und machen Stimmung ohne Ende. Hätten am Vortag auch ganz gut für TWISTED SISTER vorheizen können, sind aber eben leider nicht groß genug dafür. Größer als SABATON werden sie aber immer sein.
GREAT WHITE bieten eine ziemlich einmalige Mischung aus Blues und Hard Rock und nichts passt besser zu warmen Sommerwetter als eine Band aus dem sonnigen Kalifornien. GREAT WHITE atmen quasi den Südwesten der USA und das ist wohl auch der Grund, warum die Band in Europa trotz ihrer großen Erfolge in der Heimat immer noch recht unbekannt sind. Völlig zu unrecht. Mit dem neuen Frontmann Terry Ilous klingt der Körper der Band insgesamt durchaus anders als gewohnt, den Songs und Hits kann das indes nicht das geringste anhaben. Zu Hits wie "Lady Red Light", "Desert Moon", "Save Your Love" und "House Of Broken Love" kann man nichts wie niederknien und dabei lauthals mitsingen. Spätestens beim letzten Stück "Once Bitten Twice Shy" dürfte sich so mancher vor den Kopf gestoßen haben mit den Worten "achja, jetzt..." - ein sehr überzeugender Auftritt einer Band, die man nicht sehr oft auf einem deutschen Metal-Festival sieht.
GRAVE DIGGER und der Teutonenstahl. Kaum eine andere Band wird so sehr mit diesem Begriff in Verbindung gebracht wie diese Ruhrpottler um Chris Boltendahl. In den 1980ern gingen diese Jungs an mir komplett vorbei, da kein Album eigentlich wirklich gut war. Den damaligen Disko-Hit "Heavy Metal Breakdown" kannt man natürlich in der ganzen Metal-Republik. Ihre Hochphase kam dann zwischen Mitte und Ende der 1990er mit heutigen Mitgröhl-Klassikern wie "The Dark Of The Sun", "Excalibur" und natürlich "Rebellion (The Clans Are Marching)", welche heute auch alle hier gespielt und abgefeiert werden. Auch die neueren Stücke, welche gekonnte zwischen den den Stimmungsmachern ihren Platz finden, kommen gut beim Publikum an. Am Ende ist es wie immer: ein toller Auftritt einer stilistisch polarisierenden Band. Entweder man steht darauf oder eben nicht.
Stilistisch fast ein bisschen grenzwertig, aber hey!, auf welchem Metal-Festival sieht man sonst denn schon URIAH HEEP??? Eben!!! Und als eingeschworener Fan dieser Band freue ich mich um so mehr für sie, dass sie hier und heute spielen. Da kommen Erinnerungen hoch, sag ich Euch! Auch wenn Mick Box leider das einzig verbliebene Gründungsmitglied ist, ich weiß gar nicht mehr wie oft und wo ich sie überall gesehen habe. In Nürnberg (natürlich oft), in München, in London, herrje... wie wurden sie in den 1970ern verlacht und niedergemacht von der Presse. Doch sie blieben sich immer treu und zogen ihren Stil durch. So auch heute. Mit "Gypsy" und "Look At Yourself" geht die Luzi bereits ab wie Schmidts Katze. Eine Stimmung im Publikum wie bei einem Headliner. Interessant ist, dass diese Band scheinbar so ziemlich alle hier anwesenden Generationen im Publikum anspricht und man zwischen 20 und 60 hier so ziemlich alle Altersklassen einstimmig den Refrain zu "Stealin'" mitsingen hören darf. Großartig. Die Bühnen-Performance ist saugut, die Backtrops auch. Es gibt hier einfach nichts zu meckern. Und wenn bei "July Morning" die Feuerzeuge angehen und beim Rausschmeißer "Lady In Black" das ganze Festival mitsingt - dann weiß man: hier ist man zuhause \m/
Setlist: "Gypsy", "Look at Yourself", "Shadows of Grief", "Stealin'", "The Law", "Sunrise", "One Minute", "Can't Take That Away", "July Morning", "Lady in Black"
Ein gewisser Herr DIRKSCHNEIDER möchte sich verabschieden. Und zwar von seiner ACCEPT-Vergangenheit. Während er weiterhin als U.D.O. seiner Solokarriere fröhnt, sieht er es an der Zeit, künftig auch keine ACCEPT-Songs mehr auf seinen Konzerten mehr darzubieten. Für diesen Schlußstrich tritt er zu einer letzten Tour an, welche unter seinem Namen DIRKSCHNEIDER firmiert. Nochmal ACCEPT mit seiner Stimme, ohne Solo-Stücke. Nochmal ACCEPT mit der Stimme von IHM, vom Original. Udo hatte es wahrlich nicht leicht mit seiner ehemaligen Band, mit seinen ehemaligen Kollegen. Er verhalf ihnen zu Weltruhm, aber seine Stimme wurde als nicht Charts-tauglich gehandelt. Er durfte wiederkommen, aber musste sich die Stimme mit anderen teilen. Kein Wunder, dass man dann nicht noch weitere Versuche unternehmen will. Udo ist jetzt Udo. Aber er steht zu seiner Vergangenheit, möchte seinen Fans noch eine letzte Tour mit alten Songs geben. Sei ihm gegönnt. Wie läuft es hier auf dem Bang Your Head?
Hervorragend! Von der ersten bis zur letzten Minute liefern Udo und seine Mannen eine perfekte ACCEPT-Show ab. Stimmlich so gut wie seit Jahren nicht mehr, so überzeugend und mit soviel Spielfreude - man merkt den Jungs an, dass hier etwas zuende geht und sie nochmal alles geben. Das können ICED EARTH später kaum noch einholen. Das Reunion-Fieber, welches ACCEPT mit "Blood Of The Nations" 2010 auslösten wurde mit den Nachfolgealben zusehens in Frage gestellt. Doch eines nie: die unvergleichliche Stimme von Udo. Mike Tornillo mag ein sehr guter Frontmann sein - Udo bleibt Udo. Und so erleben wir hier zum vermutlich letzten mal die Stimme vom Original: "Starlight", "Midnight Mover", "Breaker" - man ist im Heavy Metal-Himmel. The Princess, the Princess... the Princess of the dawn... - Metal Heart... unplugged they die... - einer der ersten Speed Metal-Vorboten... "Fast As A Shark" - und am Ende die gigantische Pyro-Show zu "Burning" - Metal Heart, was willst du mehr? Wünschen wir Udo dann alles Gute für die Zukunft, dass er noch lange auf der Bühne stehen wird.
Setlist: "Starlight", "Midnight Mover", "Breaker", "Princess of the Dawn", "Restless and Wild", "Son of a Bitch", "Screaming for a Love-Bite", "Metal Heart", "Fast as a Shark", "Balls to the Wall", "Burning"
ICED EARTH haben danach keinen leichten Stand. Am Donnerstag SLAYER, am Freitag TWISTED SISTER und am Samstag gibt Mr. ACCEPT Udo Dirkschneider direkt vor ihnen sein Abschiedskonzert. ICED EARTH also als Headliner? Am Samstag? Sehr sehr gewagt. Doch ICED EARTH nutzen ihre Chance: Headliner-würdige Show mit beeindruckenden Backdrop, ein Stu Block in Bestform und eine insgesamt gut gewählte Songauswahl, auch wenn ein Großteil der Stücke vom "The Dark Saga"-Album sind (20jähriges Jubiläum) und man doch etliche Stücke aus der Frühzeit vermisst. Los geht's mit dem Titelstück von besagtem Album, ehe mit "Plagues Of Babylon" die Neuzeit beginnt. Mit "Vengeance Is Mine", I Died For You" und "A Question Of Heaven" beweisen die U.S.-Metaller, dass die durchaus mit SLAYER und TWISTED SISTER mithalten können und ihren Status als Headliner der Zukunft durchaus zu schätzen wissen. Klar hätte man ICED EARTH auch vor DIRKSCHNEIDER, vielleicht sogar noch vor URIAH HEEP auftreten lassen können. Aber ACCEPT-Songs gibt es künftig von Udo nicht mehr und URIAH HEEP werden auch nicht mehr sehr lange machen. Da sehen und hören wir uns doch lieber ICED EARTH statt SABATON an, oder? Leider ist die Setlist insgesamt dann doch etwas mau, da hätte man viel mehr daraus machen können und so muss man am Ende leider doch zum Entschluss gelangen, dass die Headliner an beiden Vorgängertagen doch viel überzeugender waren.
Setlist: "Dark Saga", "Plagues of Babylon", "Democide", "Vengeance Is Mine", "Burning Times", "V", "Pure Evil", "I Died for You", "Cthulhu", "Damien", "Slave to the Dark", "A Question of Heaven", "My Own Savior" ----- "Dystopia", "The Hunter", "Watching Over Me"
----- HALLE -----
Wir alle freuen uns über die Halle. Sie bietet Schutz vor Regen, Essen und Getränke mit Bänken und Tischen, saubere Toiletten und - vorallem auch - Kontrastprogramm mit zweiter Bühne.
Sehr oft sieht man die britische AOR-Band DARE um ex-THIN LIZZY Darren Wharton ja nicht in Deutschland. Die Band hat sich heute etwas zu sehr auf Balladen beschränkt, spielt zwei Songs vom neuen Album "Sacred Ground", welches erst morgen offiziell erscheinen wird und macht insgesamt einen guten Eindruck. Die Performance lässt keine Wünsche übrig und man merkt den Jungs an, dass sie von der sichtlich gut gefüllten Halle doch etwas überrascht sind. Insgesamt mit der relativ schwachen Songsauswahl eher durchwachsen.
NAZARETH sind wohl die dienstälteste Band des Festivals. Neben "Love Hurts" und "Dream On", den wohl bekanntesten Balladen der Engländer, spielen sie sich durch ein sehr gut sortiertes Best-Of-Programm inkl. THIN LIZZY-Cover "Emerald", welches deutlich modizifiert klingt. Leider hat man die die Band in der Vergangenheit schon häufig überzeugender gesehen als heute auf dem Bang Your Head.
SATAN zählen zu den wohl besten immer noch aktivn NWoBHM-Bands welche in der Lage sind, auch noch neues Material so gut zu komponieren, dass es locker mit den Kultwerken der 1980er Jahre mithalten kann. Schade, dass die Band bereits spielt als TWISTED SISTER draußen noch gar nicht fertig gerockt haben. Hohe Spielfreude, super Instrumentalisten, gute Interaktion mit dem Publikum und eine gute Songauswahl. Die bisher beste Band in der Halle. Bitte nächstes mal wieder auf die große Bühne wuchten.
THRESHOLD sind die Progressive-Metaller des Festivals. Was Frontmann Damien Wilson für eine Stimmung verbreitet ist geradezu sensationell. Teilweise singt er auch mitten im Publikum und animiert bis zum Umfallen. Dazu kommt noch das herausragende Songmaterial, welches auch an diesem Abend mehr als überzeugen kann. Die Halle ist richtig voll, während vor der Türe gerade DIRKSCHNEIDER spielt. Das spricht wohl eindeutig für sich selbst.
Setlist: "Slipstream", "Turned To Dust", "The Art Of Reason", "Long Way Home", "Mission Profile", "Pilot In The Sky Of Dreams", "Watchtower On The Moon", "Ashes"
UNLEASHED zertrümmern anschließend mit schwedischem Deathmetal das Festival in der Halle, welche hier und heute wohl am vollsten bisher ist. Das mag zum einen daran liegen, dass ICED EARTH vielleicht doch nicht von jedem als DER Samstags-Headliner angesehen werden, zum anderen aber auch daran, dass UNLEASHED zu den ganz Großen gehören und mit "Fimbulwinter", "To Asgard We Fly" (mit Widmung an Lemmy), "Hammer Batallion" oder "Death Metal Victory" einfach überragende Songs im Angebot haben. Die Performance lässt keine Wünsche offen, das Publikum tobt und feiert. So sollte ein Festival enden. Jetzt schnell weg bevor CREMATORY kommen...
----- FAZIT -----
Ein weiteres grandioses Bang Your Head, vielleicht, ja sogar sehr wahrscheinlich, mit dem bisher bestem LineUp aller Zeiten. Organisatorisch gab es auch heuer wieder nichts auszusetzen und wir hoffen, dass es das Bang Your Head noch lange, lange geben wird.
Für Euch in Balingen waren 2016: Jürgen, Benny und Carsten
------ PRELUDE ------
18 Jahre waren wir jetzt jedes Jahr in Wacken, doch so eine abartige Schlammschlacht haben wir wirklich noch nie erleben müssen. Nicht einmal den Einheimischen ist ein derartiges Sauwetter in Erinnerung. Das Laufen ging nur noch mit Gummistiefeln, mit welchen man aber trotzdem nach einigen Minuten stehen versunken und sofort zugemauert wurde. Gehen und Stehen: sehr anstrengend. Wege, welche man normalerweise in zehn Minuten läuft, dauerten 30-40 Minuten. Einige Campingplätze standen teilweise 50cm unter Wasser und wurden bereits am Mittwoch Nachmittag komplett gesperrt. Zahlreiche Besucher übernachteten außerhalb und wurden mit Shuttlebussen zum Festivalgelände gebracht. Dass es trotzdem an allen Tagen voll war, spricht natürlich für den Durchhaltewillen der Fans. Wegen der widrigen Umstände mussten wir in unserer Berichterstattung heuer leider einige Bands weglassen.
------ DONNERSTAG ------
SAVATAGE / TRANS SIBERIAN ORCHESTRA
Act I
Zwölf lange Jahre sind ins Land gezogen, als die U.S.-Power Metaller ihre letzte Show spielten. Zwölf Jahre in denen man immer wieder hoffte, doch nicht mehr wirklich daran glaubte. Nun war es also soweit: SIE sind wieder da! Als auf der Black Stage die ersten Töne von "Gutter Ballet" ertönten, mischten sich ein paar Tränen der Ergriffenheit in den Regen, danach "24 Hrs. Ago", "Edge Of Thorns", "Jesus Saves" - ja heilige Strohsack! Standen da wirklich Jon Oliva, Chris Caffery, Al Pitrelli, Johnny Lee Middleton und Jeff Plate auf der Bühne? Sie waren es wirklich! Unfassbar. Druckvoller Sound. Perfekte Bühnenshow. Tolles Stageacting. Nach einigen Stücken gesellte sich dann auch noch Zak Stevens mit dazu und sang für Jon weiter, der somit seine Stimme schonen konnte.
Act II
Nach "Hall Of The Mountain King" wurde es dunkel auf der linken Black Stage und die Lichter auf der rechten True Stage gingen an. T.S.O. eröffneten ein bombastisches Musical-Set mit massiven Background-Chören. Schon hier wurde klar, dass die in USA millionenfach verkauften Alben von T.S.O. hierzulande, ja eigentlich in ganz Europa, größtenteils unbekannt sind. Doch auch hier war nach ein paar Stücken Schluß, denn jetzt kam das ganz große Kino:
Act III
Zum Schlußakt waren dann beide (!!!) Bühnen gleichzeitig (!!!) in Betrieb und SAVATAGE und T.S.O. spielten gemeinsam nebeneinander. Perfekt aufeinander eingespielt, obwohl sich die Hälfte der Akteure gar nicht sah, passte hier alles wie die Faust aufs Auge. Ganz großes Kino mit monströsen Videosequenzen, Background-Sängerinnen auf beiden Bühnen, zwischen beiden Bühnen hin- und herwechselnde Musiker. Was für ein Brett! Und bisher auch noch einmalig, denn sowas hatte zuvor noch niemand versucht. Nirgendwo und gar nie nicht. Wir standen bereits bei SAVATAGE einigermaßen nah mittig der linken Stage und hatten, das ist eben der Nachteil daran, einige Mühe dem Geschehen auf der rechten Bühne zu folgen. Es war einfach nur gigantisch groß und damit auch deutlich überdimensioniert. Gewiss, ein heheres Projekt ohne Beispiel. Toll umgesetzt und genial abgestimmt. Doch letzten Endes nicht ganz das richtige für das europäische Publikum. Es war am Ende doch zuviel Musical, zuviel Show und irgendwie zu wenig SAVATAGE.
Setlist: "Gutter Ballet", "24 Hours Ago", "Edge Of Thorns", "Jesus Saves", "The Storm", "Dead Winter Dead", "Hall Of The Mountain King" - ab hier gemeinsam mit T.S.O. gleichzeitig auf beiden Bühnen - "The Mountain", "O Fortuna", "Turns To Me", "Another Way" feat. Russell Allen, "Mozart And Memories", "Morphine Child", "King Rurik", "Believe", "Chance", "Christmas Eve (Sarajevo 12/24)", "Requiem (The Fifth)"
------ FREITAG ------
SEPULTURA
Tja, ich weiß nicht. 30 Jahre SEPULTURA hin- oder her. So richtig warm wurde ich mit ihrer Mucke noch nie und auch die Setlist ist da nicht unbedingt besser. In der Mitte gibt's zwar "Arise", "Refuse/Resist" und "Roots Bloody Root", ansonsten eher maue Mucke aus der zweiten Reihe. Dazu gen Ende noch mit "Orgasmatron" ein durchschnittlich umgesetztes MOTÖRHEAD-Cover und zum Schluß "Policia" von den TITAS. Ein "ok"-Gig zum Aufwärmen.
STRATOVARIUS
Kein Regen, dafür Wind. Die Finnen waren bei guter Laune und spielten eine bunte Mischung ihrer langjährigen Veröffentlichungen, so gut es eben geht bei großer Diskographie und kurzer Spielzeit. Die Jungs lieferten eine formidable Performance ab, nur der Sound kam - wegen des Wetters - nicht besondern toll.
Setlist: "Black Diamond", "Eagleheart", "Against The Wind", "Dragons", "Legions", "Paradise", "Shine In The Dark", "Speed Of Light", "Unbreakable", "Hunting High And Low"
QUEENSRYCHE
Erst zwei Wochen vorher durften wir QUEENSRYCHE in Balingen auf dem Bang Your Head erleben. Dort konnte Bassist Eddie Jackson wegen seines abgelaufenen Reisepasses nicht auftreten und die Bass-Spuren kamen tatsächlich vom Band. Ja sowas! In Wacken hingegen war die Band dann zum Glück wieder vollzählig. Das Set war nahezu identisch, wegen der kürzeren Spielzeit natürlich mit einigen Stücken weniger. Todd La Torre konnte auch in Wacken zeigen, dass er einer der aktuell besten Frontmänner überhaupt ist und so kam mal wieder authentische Original-Stimmung auf bei allen den großen Klassikern. Der Sound war allerdings auch hier eher mau.
Setlist: "Anarchy-X", "Nightrider", "Breaking The Silence", "The Whisper", "En Force", "Warning", "The Needle Lies", "NM 156", "Arrow Of Time", "Eyes Of A Stranger", "Queen Of The Reich", "Take Hold Of The Flame"
ANNIHILATOR
Jeff Waters und Co. waren heuer besonders gut drauf und warteten mit einer Queerbeet-Setlist auf, welche keinen Fan im Regen stehen ließ. Und das bei dem Wetter! Bei insgesamt guter Sound-Abmischung gestaltete sich die Bühnen-Performance etwas eintönig, Ansagen gab es so gut wie keine. Das fällt allerdings bereits seit der Zeit auf, als dass Jeff Waters auch wieder Frontmann und Gitarrist in Personalunion darstellt. Vielleicht sollte man über dieses Manko ja noch einmal nachdenken. Ansonsten gibt es nichts weiter zu kritisieren, ein insgesamt solider Auftritt.
Setlist: "Suicide Society", "No Way Out", "Creepin' Again", "King Of The Kill", "Set The World On Fire", "W.T.Y.D.", "Refresh The Demon", "City Of Ice", "Phantasmagoria", "Bliss", "Second To None", "Alison Hell", "Human Insecticide"
DREAM THEATER
Die Prog-Metal Kings aus USA spielten in Wacken die gleiche Setlist wie bereits zwei Wochen vorher in Balingen. Wären wir fies, hätten wir jetzt einfach dorthin verlinkt. Sind wir aber nicht. Die Kritikpunkte bleiben jedoch die gleichen: Von jedem Album ein Lied spielen kann man schon machen, trug aber auch in Wacken nicht dazu bei die Stimmung an den Siedepunkt zu bringen. Zu uneingängig die letzten Stücke, die tröge die Setlist. Vermutlich hätte es da nicht mal mehr ein "Pull Me Under" am Schluß herausgerissen daran noch etwas zu ändern. Einen Versuch wäre es ja wert gewesen, denn die Band-Performance im Allgemeinen war wie immer überdurchschnittlich. Und so auch hier das Fazit: Kann man viel besser machen.
Setlist: "Afterlife", "Metropolis Pt. 1: The Miracle And The Sleeper", "Burning My Soul", "The Spirit Carries On", "As I Am", "Panic Attack", "Constant Motion", "Bridges In The Sky", "Behind The Veil"
IN FLAMES
IN FLAMES bleiben ihrer Linie treu: Die Anfangsphase der Band ist wohl für immer verstorben und kehrt nie wieder. Was könnte man den alten Fans für eine Überraschung bieten, hätte man mal wieder ein derartiges Erinnerungs-Set in petto. Aber gut: Los geht's mit "Only For The Weak" und vorwärts gehts auf der Bühne und im Publikum: Ganz großes Popkorn-Kino gibts auf der Leinwand und in Form von massivem Pyroeinsatz. Der Sound eindeutig der bisher beste aller aufgetretenen Bands. Auch das Wetter ist versöhnlich und verzichtet auf Stimmungskiller-Waterboarding-Attacken. Kann man hier noch etwas kritisieren? Eigentlich ja nicht. Bis auf das weiterhin völlig Ignorieren der Eingangs erwähnten Frühphasen-Klassiker.
Setlist: "Only For The Weak", "Everything's Gone", "Bullet Ride", "Where The Dead Ships Dwell", "Paralyzed", "Alias", "Deliver Us", "Cloud Connected", "Drifter", "The Chosen Pessimist", "The Quiet Place", "Delight And Angers", "Rusted Nail", "The Mirror's Truth", "Take This Life", "My Sweet Shadow"
RUNNING WILD
2009 kündigte das Hamburger Piraten-Urgestein Rock'n'Rolf ausversehen sich selbst und fortan waren RUNNING WILD Geschichte. Verabschiedet hat sich der Oberpirat mitsamt angeheuerten Söldnern mit einer grandios schlechten Abschiedsshow in Wacken. Ein Abgang erbärmlich sondergleichen, wirklich überraschend indes nicht, begann der schleichende Niedergang des einstmals stolzen Piratenschiffs doch bereits zehn Jahre vorher mit dem noch gutklassigen Werk "The Rivalry" und fand sein Ende 2005 mit "Rogues En Vogue". Gründe dafür zu suchen brauchte man freilich auch nicht lange: Wer alles nur alleine macht, dem gehen irgendwann die Ideen aus.
2015 nun der im letzten Jahr in Wacken angekündigte "Reunions-Auftritt". Ein kleines Tröpfchen ging bei dieser Ansage damals auf der von uns besuchten Pressekonferenz schon in die Hose. Ja! Man durfte hoffen. Hoffen auf einen zur Vernunft gekommenen Rock'n'Rolf, welcher vielleicht tatsächlich wieder eine richtige Band formiert. Aber eigentlich taten wir das gleiche bereits 2012 und bekamen mit "Shadowmaker" das mit Abstand schlechteste Album, welches je in Assoziation mit der Hansestadt entstanden war. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Wie war es denn nun 2015 in Wacken?
Um es kurz zu machen: Leider erbärmlich! Neben einigen gefeierten Klassikern wie dem Opener "Under Jolly Roger", "Genghis Khan", "Bad To The Bone" oder dem Rausschmeißer "Little Big Horn" lag die Setlist deutlich auf den völlig überflüssigen letzten beiden Alben, die wirklich niemand benötigt. Dem nicht genug, wurde auf jedwedes Show-Element verzichtet, die Band rotzte, wieder einmal gelangweilt wie bereits 2009, ein 08/15-Programm ohne Highlights herunter und Rock'n'Rolf sah man deutlich ins Gesicht geschrieben, das er immer noch keinen Bock hat. Dass er eigentlich etwas ganz anderes machen möchte und hier ganz schnell weg. Blöderweise kann er nichts anderes außer RUNNING WILD und so muss er hier schon wieder genervt auf der Bühne stehen und wir stehen genervt davor. Rolf go home!
Setlist: "Under Jolly Roger", "Jenning's Revenge", "Genghis Khan", "Locomotive", "Riding The Storm", "Into The West", "Raw Ride", "White Masque", "Riding The Tide", "Diamonds Of Fortune", "Bad To The Bone" --- "Bloody Island" --- "Little Big Horn"
------ SAMSTAG ------
POWERWOLF
Huuuuhhh... Ein Hauch von Knoblauch, Vampiren und tiefen, dunklen, transsilvanischen Wäldern wehte über die Felder von Wacken. Die Power Metal-Wölfe sind da und legen sogleich mit "Sanctified With Dynamite" los. Es war schon erstaunlich voll, was eindeutig für die Meute um Frontmann Attila Dorn spricht. Bei wie üblich völliger Überdrehtheit gab es wie immer legendäre Ansagen zu bestaunen sowie eine sehr agile Bühnen-Performance. Mit "Army Of The Night" und "Armata Strigoi" gab es sehr früh gleich zwei neue Tracks zur Begutachtung, welche sich nahtlos ins bisherige Programm einfügten. Ansonsten setzte man auf bewährte Neo-Klassiker wie "Resurrection By Erection", "We Drink Your Blood" oder "Lupus Dei". Guter Auftritt.
AMORPHIS
Das ist ganz großes Kino für alte AMORPHIS-Fans wie mich: Mit "The Castaway" und "Black Winter Day" gab es gleich zu Beginn zwei Stücke von "Tales From The Thousand Lakes" und das Drittwerk "Elegy" war mit "Better Unborn", "Against Widows" und "My Kantele" gegen Ende auch ganz gut vertreten. Dazwischen gab es neun weitere Stücke aus allen Phasen der Bandgeschichte. Ein guter Querschnitt also, bei gutem Stageacting. Der Sound war hätte besser sein können. Die Stimmung war es. Überzeugend.
ROCK MEETS CLASSIC
Braucht man sowas? Ein großes Orchester (in diesem Fall das Bohemian Orchestra aus Prag) spielt bekannte Metal-Hits. Da Wacken im Fernsehen übertragen wird anscheinend mittlerweile wohl schon. Da es heuer eben kein AVANTASIA gab, musste also diese Veranstaltung dazu dienen auch Eltern und Großeltern erklären zu können, dass man nächstes Jahr unbedingt dort hin muss. Ob man das jetzt gut findet oder nicht, sollte jedem selbst überlassen werden. Fest steht jedoch, dass dieser Auftritt objektiv gesehen ganz ordentlich war: Durch die Mitwirkenden Joe Lynn Turner (mit RAINBOW-Songs), Michael Kiske (mit HELLOWEEN-Stücken) und Dee Snider (natürlich als TWISTED SISTER-Vertreter) wirkte das ganze zumindest ein Stück weit authentisch. An Neugier fehlte es an jenem Abend sichtlich nicht: vor der Bühne war es riesig voll. Dazu natürlich mittlerweile auch das Wetter, welches am Samstag enigermaßen versöhnlich stimmen konnte.
Mit dem AC/DC-Cover "Thunderstruck" wurde das ganze nach einem "Orchestral Rock Medley" eröffnet. Also mal ehrlich: AC/DC mit einem Orchester zu kreuzen ist schon ziemlicher Frevel. Aber gut. Womit die Newcomer BEYOND THE BLACK sich hier präsentieren durften, können Euch die Veranstalter erklären. Danach gab es jeweils dreimal RAINBOW ("I Surrender", "Stargazer", "Spotlight Kid") und HELLOWEEN ("A Little Time", "Kids Of The Century", "I Want Out"). Nach der "Pirates Of The Caribbean Suite" durfte Dee Snider mit "You Can't Stop Rock'n'Roll", "The Price", "I Wanna Rock" und "We're Not Gonna Take It" viermal für TWISTED SISTER Werbung machen und gen Ende noch beim AC/DC-Kracher "Highway To Hell" ran.
Das alles gab es bei bester Stimmung, sehr dynamischem, druckvollem und klarem Sound. Objektiv betrachtet also wirklich gut gemacht. Rock'n'Roll ist aber ganz klar was anderes.
Setlist: "Orchestral Rock Medley", "Thunderstruck" feat. Sascha Krebs, "In The Shadows" feat. Jennifer Haben, "Rage Before A Storm" feat. Jennifer Haben und Herbie Langhans, "I Surrender" feat. Joe Lynn Turner, "Stargazer" feat. Joe Lynn Turner, "Spotlight Kid" feat. Joe Lynn Turner, "A Little Time" feat. Michael Kiske, "Kids Of The Century" feat. Michael Kiske, "I Want Out" feat. Michael Kiske, "Pirates Of The Caribbean Suite", "You Can't Stop Rock'n'Roll" feat. Dee Snider, "We're Not Gonna Take It" feat. Dee Snider, "The Price" feat. Dee Snider, "I Wanna Rock" feat. Dee Snider, "Highway To Hell" feat. Dee Snider
SABATON
Vor zwei Wochen spielten sie bereits in Balingen, die Setlist hatte sich für Wacken nur geringfügig geändert. Dafür ist alles ein bisschen größer: Auf der Bühne stehen zwei Panzer rum und vor der Bühne standen wohl bereits an die 60.000 Fans, welche anhand ihrer Shirts eindeutig nicht alle nur auf JUDAS PRIEST warteten. SABATON hatten sich in den letzten Jahren im Schatten der ganzen alteingesessenen Headliner immer weiter nach oben gearbeitet und durften nun direkt vor den Meistern aus Britannien auftreten. Respekt. Mitnichten versanken die Schweden aber hierin Demut, sondern manifestierten ihr Selbstbewußtsein nur noch mehr. Klar, viele bezeichnen diese Wall-Of-Sound-Mucke als "Plastik-Metal", doch scheinen ja genau darauf auch vorallem sehr viel junges Publikum zu stehen. Ein Festival für mehrere Generationen also. Bei bestem Sound und grandioser Stimmung gab es eine Breitwand an Kriegsmusik zu hören, ob "Carolus Rex", "Gott mit uns", "Swedish Pagans" oder die unvermeidlichen Zugaben "Primo Victoria" und "Metal Crüe" - SABATON machten auch in Wacken alles richtig. Nunja, fast alles. Denn die pomadigen Ansagen werden wohl auch in den nächsten Jahren vermutlich kaum besser werden.
Setlist: "Ghost Division", "To Hell And Back", "Carolus Rex", "No Bullets Fly", "Resist And Bite", "Far From The Fame", "Panzerkampf", "Gott mit uns", "The Art Of War", "Soldier Of Three Armies", "Swedish Pagans", "Screaming Eagles" --- "Night Witches", "Primo Victoria", "Metal Crüe"
JUDAS PRIEST
Seit dem 2011er Einstieg von Richie Faulkner als zweiten Gitarristen fließt junges Blut in der Band. Das war in den letzten Jahren auch immer wieder mehr oder weniger deutlich bei Live-Konzerten zu hören. In Wacken übertrafen sich JUDAS PRIEST allerdings diesmal selbst und lieferten das beste Konzert seit wirklich langem ab! Hier stimmte einfach alles. Glenn Tipton, Ian Hill und Scott Travis waren in Top-Form, doch Rob Halford konnte da noch eins draufsetzen und war in HÖCHST-Form! Eine gigantische Videoleinwand, ein transparenter, glasklarer und wuchtig-lauter Sound, eine hervorragende Sound-Auswahl und natürlich volles Haus. Die Metal Gods waren an jenem Abend tatsächlich auf Augenhöhe mit dem ewigen Konkurrenten und "großen Bruder" IRON MAIDEN. Rob Halford lieferte sogar einen perfekten "Painkiller" ab. "Victim Of Changes" verursachte Gänsehaut, ebenso wie "Beyond The Realms Of Death". Bei "Breaking The Law" brachen alle Dämme (zum Glück nicht vom Himmel) und sogar das neue "Halls Of Valhalla" kam live ungefähr dreimal so gut wie auf der Studio-Scheiblette. Ganz klar: Der Mitschnitt von diesem Konzert wird sicherlich und ganz zweifelsfrei ein Highlight im Live-Katalog der Briten werden. Ganz groß!
Setlist: "Dragonaut", "Metal Gods", "Devil's Child", "Victim Of Changes", "Halls Of Valhalla", "Turbo Lover", "Redeemer Of Souls", "Beyond The Realms Of Death", "Jawbreaker", "Breaking The Law", "Hell Bent For Leather" --- "The Hellion/Electric Eye", "You've Got Another Thing Comin'" --- "Painkiller", "Living After Midnight"
------ FAZIT ------
Für die diesjährige Wetterkatastrophe kann man den Verantwortlichen keine Vorwürfe machen. Als weiterhin größtes Manko erwies sich die Tatsache, dass VIP-Bereich und VIP-Campingplatz mittlerweile so sehr weit weg sind. Durch den eingestellten Shuttlebus-Verkehr haben wir so einige Bands, Interviews und Pressekonferenzen verpasst. Vielleicht findet sich ja demnächst doch noch eine andere Möglichkeit dafür an näherer Stelle Platz zu finden. Davon abgesehen war es mal wieder ein super Festival, das auch bei diesen widrigen Umständen trotzdem allen Spaß gemacht hat. Wenn auch die Wege zuweilen sehr beschwerlich zu begehen waren, einen echten Metalfan hält das nicht davon ab seine Lieblingsbands zu sehen. See you in Wacken - rain or shine!
----- PRELUDE -----
Das 20. Bang Your Head. Wie doch die Zeit vergeht. Zum ersten Mal dauerte das Festival heuer drei Tage und so ging es diesmal bereits am Donnerstag los:
----- DONNERSTAG -----
ONSLAUGHT
Die Briten-Thrasher durften das Open Air bei sengender Hitze eröffnen und stiegen vor sehr überschaubarer Kulisse mit gutem Sound ins Programm ein. Mit einer gesunden Mischung aus alten Klassikeren und neuerem Material, welches den legendären Songs aus den 1980ern in nichts nachsteht, gelang ein toller Freiluftkonzerteinstieg. Dass sich weder auf noch vor der Bühne viel bewegte, muss man eindeutig dem Wetter zurechnen. Bei den Ansagen und dem spritzigen Spiel der Rhythmusfraktion lag es jedenfalls nicht an fehlender Motivation.
GRAND MAGUS
Auch GRAND MAGUS können bei dem Wetter keine großen Massenaufläufe und Headbanging-Orgien anzetteln. Dafür ist aber ihre epische, dem Doom nahe, Musik langsam genug, um das Schwitzen zumindest nicht noch weiter anzutreiben. Ihre eingängigen Hymnen kommen bei transparentem Sound sehr gut an, die etwas statische Interpretation sehen wir wir ihnen nach. Insgesamt gesehen deutlich mehr als nur Durchschnitt.
DEATH ANGEL
Zu DEATH ANGEL wird es dann so langsam immer voller. Die Thrash-Ikonen legen sehr viel Wert auf ihre letzten Alben und setzen eine entsprechende Track-Auswahl vor. Mit "Voracious Souls", "3rd Floor" oder "The Ultra-Violence" sind aber auch die Frühphasen-Alben vertreten, die, obwohl die neueren Stücke auch sehr hohe Qualität aufweisen, dann trotzdem noch am meisten Stimmung bringen.
SONATA ARCTICA
Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Finnen waren die größte Enttäuschung dieses Festivals. Eine unmotivierte, statistische Performance, undifferenzierter Sound, zahlreiche Einspielungen vom Tonbandgerät, eine schlechte Songauswahl und ein durch all diese Verkettungen schnell verstimmtes Publikum ließen einem sogar bei größter Hitze kurzfristig das Blut gefrieren. Vielleicht sollte man sich mitten im Sommer auch nicht unbedingt eine Winterlandschaft in den Hintergrund hängen. Gut möglich, dass die Jungs danach Sehnsucht hatten.
Setlist: "White Pearl, Black Oceans...", "X Marks The Spot", "FullMoon", "I Have A Right", "Blood", "8th Commandment", "The Wolves Die Young", "Destruction Preventer", "Don't Say a Word"
W.A.S.P.
Blacky Lawless und Co. gehen an diesem langsam hereinbrechenden Abend auf Nummer sicher und trumpfen mit einem richtig fetten OldSchool-Konzert auf. Inzwischen ist das Festival-Gelände gut gefüllt und die Herren rocken mit fünf Minuten Verspätung los. Das ganze Set klingt glasklar wie auf den Studioalben, was aber wohl daran liegt, dass ca. ein Drittel der gesamten Mucke vom Tonband kam. Die Playblack-Show gerät kurz zum Slapstick, als der Gesang von Mr. Lawless bei einem Stück beginnt, obwohl er noch gar nicht am Mikro steht. Neue Helden braucht das Land! Epic fail! Nun, das Publikum lässt sich die Stimmung nicht nehmen, singt Klassiker wie das THE WHO-Cover "The Real Me", Hymnen der Marke "I Wanna Be Somebody" oder das überraschend auffahrende "Chainsaw Charlie (Murders In The New Morgue)" fleißig mit und feiert die Show so richtig ab.
Setlist: "On Your Knees / The Torture Never Stops", "The Real Me", "L.O.V.E. Machine", "Crazy", "Wild Child", "Sleeping (In The Fire)", "The Idol", "I Wanna Be Somebody", "Chainsaw Charlie (Murders In The New Morgue)", "Blind In Texas"
SABATON
Während der Freitag und der Samstag noch für Headliner der 1980er-Metalgrößen steht, die wir seit Jahren auf Festivals gewohnt sind, zeigen uns SABATON Donnerstag Nacht, wer künftig bei diesen Großveranstaltungen die Tage beenden wird. SABATON haben es schon bis ganz oben geschafft. Nach anfänglichen technischen Schwierigkeiten (Sound zu leise, Mikro zu leise) beginnen die Schweden zunächst etwas nervös, finden sich aber sehr bald in ihre Rolle ein und zünden ein Hitfeuerwerk der Oberklasse ab. Auf der Bühne steht ein Panzer, ergänzt um ein Schlachtgemälde. Es geht eigentlich die ganze Zeit, wie immer, nur um Krieg. Zwischen all den Greueltexten gibt es immer wieder mehr oder weniger nervige Unterbrechungen mit Ansagen und Spielereien, die eigentlich niemand wirklich benötigt. Sei es das obligatorische "Noch ein Bier" oder ein Trinkwettbewerb. Da ist einem ja jedes noch so lange "Singalong" lieber. Ansonsten gibt es spätenstens ab dem vierten Track eine gut gemischte, drückende Soundwand und die Jungs haben sich endgültig warmgespielt. Wenn man das bei fast 30° so noch sagen kann. Insgesamt ein würdiger Headliner, welcher allerdings noch ein wenig Bühnenshow zu lernen hat.
Setlist: "Ghost Division", "To Hell And Back", "Carolus Rex", "No Bullets Fly", "Panzer Battalion", "Resist And Bite", "Screaming Eagles", "Swedish Pagans", "Panzerkampf", "Far From The Fame", "The Art Of War", "Soldier Of Three Armies", "Gott mit uns", "A Lifetime Of War", "Attero Dominatus" ----- "Night Witches", "Primo Victoria", "Metal Crüe"
----- FREITAG -----
TANK
Man ist das lange her. 1998 spielte das NWoBHM-Urgestein TANK zuletzt auf dem Bang Your Head. Damals noch in Tübingen! Und mit einem authentischen LineUp noch dazu. Doch der Reihe nach: Mit dem ex-DRAGONFORCE-Frontmann ZP Theart am Mikro, Bassist Barend Coubois und Schlagzeuger Bobby Schottkowski besteht die Band aus drei neuen Leuten. Die beiden Gitarristen Mick Tucker und C.J. Evans sind zwar seit 1983 bzw. 1984 an Bord, von den Gründungsmitgliedern indes seit 2009 niemand mehr. Was sind TANK also im Jahr 2015? Eine Coverband? Eine würdige Vertretung? Oder gar eine komplette Farce? Die zahlreichen alten Gassenhauer werden überzeugend dargeboten, die Bühnen-Performance ist straight forward und die Jungs haben sichtlichen Spaß. Alle Musiker wissen bei ihren Instrumenten zu überzeugen und auch der Gesang passt zum Material. Natürlich klingt er anders, aber wie ein Fremdkörper wirkt er nie. Auch das Publikum ist bereits zahlreicher zu Gange als am Vortag, bei gleichbleibend heißen Temperaturen. Ein guter Freitagsauftakt also. Fazit: Weder eine Coverband, noch eine Farce. Eine würdige Kontinuität!
JAG PANZER
Die U.S.-Kulttruppe JAG PANZER darf bereits ihren fünften BYH-Gig feiern, war aber seit der Hochwasserkatastrophe 2005 schon nicht mehr in Balingen zu sehen gewesen. Umso mehr Freude also, dass sie wieder dabei sind. Da es in letzter Zeit sehr ruhig war mit neuen Veröffentlichungen, legt man sich ohne große Überraschungen auf eine Hymnen-Setlist fest und weiß damit auch uneingeschränkt zu überzeugen. "Black", "Generally Hostile" und "Licensed To Kill" bilden das Opener-Triple, "Future Shock", "Let It Out" und "Warfare" einen soliden Mittelteil. Bei den Big-Bang-Abrissbirnen "Chain Of Command" und "Iron Eagle" ist die Stimmung einem Hexenkessel gleich, bevor es mit dem UFO-Cover "Lights Out" dem Ende entgegengeht. Mit "We Are The Campions" verabschieden sich die Jungs wie immer bescheiden. Toller Auftritt!
TYGERS OF PAN TANG
Nochmal NWoBHM und wie auch bereits bei TANK mit einem kräftig durchgeschütteltem LineUp. Doch auch hier: tighter Auftritt, sehr gutes Zusammenspiel und ein formidables Best-Of-Set mit Klassikern vom Schlage "Spellbound", "Slave To Freedom", "Insanity", "Gangland" oder "Love Don't Stay", "Rock Candy" und "Hellbound". Wieder so eine Band, die sichtlich Spaß hat am Leben zu sein und vom Publikum völlig zurecht mit mehr als nur Applaus bedacht wird. Ein starker Eröffnungs-Dreier am Freitag. Was werden uns REFUGE bieten?
REFUGE
Erinnert Ihr Euch noch an RAGE? Diese deutsche Band, welche in ursprünglich bodenständigen Teutonen-Metal spielte und später immer mehr Orchester-Elemente in ihre Alben mit einbrachte? Wäre es nicht mal wieder schön, diesen alten Sound zu hören? Den Sound, der der Band ab 1992 den Durchbruch verschaffte? "Trapped!" (1992) und "The Missing Link" (1993) hießen diese Alben. In den 1980er Jahren gab es auch einzelne Stücke die ganz ordentlich waren, doch eigentlich keine durchgehend tauglichen Werke. Nun, diese Band im damaligen Erfolgs-LineUp hat sich unter dem Namen REFUGE (benannt nach der gleichnamigen 1994er EP) formiert. Das heißt, es gibt jetzt zwei Bands. RAGE und REFUGE. Letztere treten heuer auf dem Bang Your Head auf und zocken Stücke wie "Firestorm", "Baby, I'm Your Nightmare" oder "The Missing Link". Dazu gesellen sich mit "Invisible Horizons" und "Don't Fear The Winter" die beiden besten Stücke der "Heavy Metal Decade", sprich, der 80er Jahre. Die Band hat sichtlich Spaß, mehr Spaß, so scheint es, als zuletzt mit der "großen" Hauptband. Auch dem Publikum gefällt diese Zeitmaschine ganz gut. Schnörkelloser, ehrlicher Metal aus deutschen Landen. Na, das ist doch mal wieder was. Daumen hoch!
Setlist: "Firestorm", "Solitary Man", "Nevermore", "Death In The Afternoon", "Enough Is Enough", "Invisible Horizons", "Shame On You", "The Missing Link", "Baby, I'm Your Nightmare", "Don't Fear The Winter", "Refuge"
LOUDNESS
Zum zweiten Mal nach 2010 beehrten die Japaner LOUDNESS das Messegelände. Von der insgesamt 27 (!) Alben umfassenden Diskographie hingegen kennt man hierzulande meist nur ihre 80er Werke "Disillusion" oder "Thunder In The East". Die jüngere Vergangenheit, welche tiefergestimmte Gitarren und sehr modernen Schredder-Metal bietet, kam in Europa nicht einmal in Form lizensierter Alben an. Will aber ehrlich gesagt auch niemand wirklich hören. Und so geht man hier auf Nummer sicher und rockt uns mit "Crazy Nights", "Heavy Chains" oder "Esper" an - und das sehr erfolgreich und überzeugend. Ein großer Teil des anwesenden Publikums in den vorderen Reihen trägt die Shirts der Band. Völlig zurecht.
Setlist: "Crazy Nights", "Like Hell", "Heavy Chains", "We Could Be Together", "Crazy Doctor", "In The Mirror", "The Stronger", "The Sun Will Rise Again", "Esper", "S.D.I."
ARCH ENEMY
ARCH ENEMY, ebenfalls erst zum zweiten Mal hier, steht für die vor einigen Jahren eingeläutete Öffnung des Festivals hin zu moderneren und härteren Bands. Das wehte eine frische Prise aufs Gelände und eine gute Portion neuer und auch jüngerer Besucher gleich mit. Der Melodic-Death hat scheinbar den von oben zusehenden Petrus nachhaltig verwirrt, beginnt es doch schon kurz nach Konzertbeginn ziemlich mächtig zu winden, bevor bei "You Will Know My Name" ein ziemlich harter Platzregen einsetzt. Und schwupps - war es vor der Bühne plötzlich genauso leer wie während der ersten drei Songs im Fotograben. ARCH ENEMY - im Starallüren-Modus - hatten nämlich sämtliche Fotoaufnahmen während des Aftritts kurzerhand untersagt. Das änderte aber nichts am ansonsten wirklich formidablen Auftritt, der ein buntes Programm durch die Geschichte bot. Seien es "Dead Eyes See No Future", "Bloodstained Cross", "Yesterday Is Dead And Gone" oder "War Eternal".
QUEENSRYCHE
QUEENSRYCHE mit großem Problem: Bassist Eddie Jackson musste ihnen beim Abflug hinterherwinken. Sein Reisepass war abgelaufen. Wie kann sowas so einer Band passieren? An diesem Abend kramen die vier übrigen Jungs die Bassspuren vom Band aus und machen gute Miene zum Playback. Der Rest ist echt. Dass Eddie aber auch die zweite Vocal-Stimme und damit ein nicht unerheblicher Bestandteil des Gesamtsounds ist, können sie damit nicht ausgleichen. Immerhin kann Todd La Torre Geoff Tate mehr als nur ausgleichen und das Quartett spielt trotz fehlendem Mann um sein Leben. Neben dem überraschenden "Nightrider" von der "Queen Of The Reich"-EP kommen ausschließlich Songs der ersten drei Alben zum Einsatz. Eine Setlist also, welche zu begeistern weiß. Dabei hätte man durchaus auch von "Empire" noch ein, zwei Stücke einstreuen können. Sei's drum. Der Auftritt zählt. Und der kann sich sehen lassen. Sehr performante Bühnenshow und ein Publikum, welches begeistert ist. Was will man mehr?
Setlist: "Anarchy-X", "Nightrider", "Breaking The Silence", "Walk In The Shadows", "The Whisper", "En Force", "Warning", "The Needle Lies", "NM 156", "I Don't Believe In Love", "Eyes Of A Stranger", "Queen Of The Reich", "Take Hold Of The Flame"
KREATOR
Wer auch immer im Vorfeld dachte, dass man das Balinger Publikum mit hartem Thrash überfordern könnte, hat vergessen, dass KREATOR bereits 2001 und zuletzt 2009 hier völlig zurecht abgefeiert wurden. Die umsichtig gewählte und stilistisch maximal breite Setlist trägt dazu nicht unerheblich bei. Abrissbirnen vom Schlage "Enemy Of God", "Extreme Aggression", "Pleasure To Kill" oder "Flag Of Hate" wechseln sich hier ab mit Sachen aus der Midtempo-Phase "Phobia". Bei bestens abgemischtem Klang gab es neben unzähligen Pyro-Attacken noch eine hochkarätige Bühnenshow mit zahlreichen Videoeinspielungen zu bewundern.
Setlist: "Enemy Of God", "Terrible Certainty", "Phobia", "Awakening Of The Gods", "Endless Pain", "Warcurse", "Phantom Antichrist", "From Flood Into Fire", "Extreme Aggression", "Suicide Terrorist", "Black Sunrise", "Hordes Of Chaos (A Necrologue For The Elite)", "Renewal", "Civilization Collapse", "Violent Revolution", "Pleasure To Kill" ----- "United In Hate", "Flag Of Hate", "Betrayer"
Weiter ging der Festival-Freitag dann in der Halle (siehe Spezialartikel).
----- SAMSTAG -----
EXUMER
Geht ja gut los am Samstag: Angenehme Temperaturen, es ist bewölkt. Die kaum auszuhaltende Hitze der Vortage endlich weg. Und mit EXUMER entert ein deutsches Thrash-Metal Urgestein die Bühne und eröffnet den letzten Festivaltag. Und wie! Neben den bekanntesten Stücken ihrer ersten beiden Alben "Possessed By Fire" (1986) und dem Nachfolger "Rising From The Sea" (1987) besteht ein beachtlicher Teil des Sets aus Material ihres 2012er Comeback-Werkes "Fire & Damnation". Und völlig zurecht. Wie aus einem Guß fügen sich die 25 Jahre jüngeren Songs in die Setlist ein, während die Band auf der Bühne abgeht wie Luzi mit Braunbär und Bienenschwarm gleichzeitig am Hintern. Auch vor den Brettern der Welt geht die Party ab und wird gemoshed und geheadbanged bis der Arzt kommt. Ein mehr als geiler Opener!
Setlist: "Winds Of Death", "Journey To Oblivion", "The Weakest Limb", "Fallen Saint", "Vermin Of The Sky", "A Mortal In Black", "I Dare You", "Xiron Darkstar", "A New Morality", "Fire & Damnation", "Possessed By Fire"
HIRAX
Wer nach EXUMER auf den Gedanken kommt er kann erstmal in Ruhe zum Biergarten gehen, wird schnell eines Besseren belehrt: HIRAX setzen dem Auftritt noch eine Thrash-Keule oben drauf. Frontman Katon de Pena wirbelt mitsamt Anhang von Beginn bis Ende mit einer Furiosität über die Bühne dass einem beinahe schwindelig wird. Eine lustigen Ansagen und die gute Laune der ganzen Crew schwappen im nu auf das Publikum über und auch wenn EXUMER vielleicht noch ein paar eingängigere Hymnen zu bieten haben, so wissen HIRAX durch eine unglaublich gute Mannschaftsleistung zu überzeugen.
EXCITER
Wer hätte je gedacht, noch einmal EXCITER im Original-Lineup sehen zu können? 2015 dürfen wir das gleich zweimal, denn im April traten sie bereits beim Keep It True-Festival in Lauda-Königshofen auf. John Ricci, Dan Beehler und Alan Johnson machen in Balingen keine großen Experimente und belassen ihre KIT-Setlist fast 1:1. Aber wozu auch groß etwas ändern, mit dem man etwas über zwei Monate zuvor totalitär abgefeiert wurde? Eben! Die Setlist, bestehend aus den ersten drei Werken "Heayy Metal Maniac", "Violence & Force" und "Long Live The Loud" lässt keine Wünsche offen, der einsetzende Regen wird vom Publikum ignoriert und die Band läuft zur Höchstform auf. Klar kann man Freiluft-Festivals immer nur schlecht mit Hallenauftritten vergleichen - aber so nah dran zwischen diesen Messlatten in Punkto Spaß kriegen es nur wenige hin. Klar motzt mal wieder der ein oder andere, weil man die spätere Alben komplett ignoriert. Aber hey, es war auch lange Zeit eher umgekehrt. So ändern sich die Zeiten und bestimmt kommt auch mal wieder ein noch versöhnlicherer Rückblick über das Gesamtschaffen der Kanadier. Bis dahin erfreuen wir uns der kultigen Erstphase.
Setlist: "Stand Up And Fight", "Heavy Metal Maniac", "Iron Dogs", "Victims Of Sacrifice", "Delivering To The Master", "Violence & Force", "Long Live The Loud", "Pounding Metal", "Beyond The Gates Of Doom"
MORGANA LEFAY
Wer es sich leisten kann mit einem Jahrhundert-Klassiker Namens "To Isengard" in einen Auftritt einzusteigen hat bestimmt keine Minderwertigkeitskomplexe. Andere nehmen sowas als Zugabe. Das sieht auch Herr Petrus so und stoppt sofort das Himmelsnaß. Weiter geht es mit "Master Of The Masquerade" und "The Source Of Pain", bevor man das hervorragend gecoverte KING CRIMSON-Lied "In The Court Of The Crimson King" bringt. Jedesmal ein ganz besonderes Highlight für einen alten KC-Fan wie mich. Zwischen "Maleficium" und dem Abschlußtrack "Symphony Of The Damned" bieten die Schweden noch sechs equisite Power Metal-Tracks, welche uns hoffen lassen, dass man bald wieder etwas Neues von den Jungs hören darf. Immerhin liegt das letzte reguläre Studioalbum bereits acht Jahre zurück.
OMEN
Da mag sich der ein oder andere gedacht haben "Ist ja seltsam, haben die nicht erst letztes Jahr hier gespielt? Vermutlich der Alkohol..." - aber - haben sie tatsächlich! Nebenan, in der Halle. Heuer dürfen sie auf der großen Bühne spielen. Und warum? Na klar! Weil der Gig letztes Jahr einfach eine derart geile Druckdynamik aufwies, dass alle andere nur noch lächerlich gewesen wäre. OMEN direkt vor den drei Headlinern, das ist für eine Underground-Band doch schon ein ordentliches Statement seitens der Veranstalter. Danke dafür, Horst und Co.! Kevin Goocher mit Kollegen erscheint alles andere als im Einheitsdress. Während ein Teil der Band des Wetters wegen oben ohne auftritt, zieht Hr. Goocher gleich mit einem Heavy Metal-Kampfanzug auf die Bühne. Ja gut, wenn's ihm Spaß macht, warum nicht? Geboten werden keine Überraschungen, die Stücke der ersten drei Alben stehen auf dem Programm und das lange angekündigten neue Studiowerk "Hammer Damage" gerät so ganz langsam in die Kategorie "Chinese Democrazy". Hoffentlich wird es, so es denn erscheint, nicht ein genauso großer Reinfall. In der Zwischenzeit darf man sich glücklich schätzen, diese Band immer wieder mit ihren großen Klassikern sehen zu dürfen.
Setlist: "Last Rites", "Death Rider", "The Axeman", "Dragon's Breath", "Warning Of Danger", "Don't Fear The Night", "Ruby Eyes (Of The Serpent)", "Termination", "In The Arena", "Battle Cry", "Teeth Of The Hydra", "Die By The Blade"
PRETTY MAIDS
Die Dänen wären eigentlich die perfekte Vorband für ACCEPT gewesen. Aber irgendwie waren da noch DREAM THEATER dazwischen. Dazu später mehr. PRETTY MAIDS gehen schwermütig ins Set: "Mother Of All Lies" und "Nuclear Boomerang" finden nur langsam Anklang. Ab "Rodeo" passt die Stimmung und auch der Sound. Warum man bei "I.N.V.U." PINK FLOYDs "Another Brick In The Wall" einbauen muss? Ist nett, aber nicht ganz nachvollziehbar. Danach gibt's aber kein Halten mehr: "Yellow Rain", "Red, Hot And Heavy", "Back To Back" und "Future World" zementieren die holden Maids zu einer heißen Samstagsnacht.
Setlist: "Mother Of All Lies", "Nuclear Boomerang", "Rodeo", "Lethal Heroes", "Pandemonium", "I.N.V.U.", "Yellow Rain", "Red, Hot And Heavy", "Little Drops Of Heaven", "Back To Back" ----- "Future World"
DREAM THEATER
Manche Bands spielen ein Best-Of-Programm. Manche suchen sich ihre beste Phase für Festivals heraus. Manche spielen ihr aktuelles Album und als Zugabe noch so ein bis drei Klassiker. DREAM THEATER sind da viel cooler: Sie spielen jeweils einen Track ihrer Studioalben in chronologischer Reihenfolge. Zumindest neun von 13. Nach dem furiosen Auftakt von "Afterlife" folgt tatsächlich "Metropolis Pt. 1" - besser kann man ja als Prog-Band gar nicht einsteigen. Sieht man einmal davon ab, dass beim ersten Track bereits klar ist, dass DREAM THEATER auf den nachfolgenden 12 Alben auch einen weitaus besseren Frontmann als ausgerechnet James LaBrie hätten haben können. Aber das haben ja auch HELLOWEEN bis heute nicht bemerkt. Nicht, dass die nachfolgenden Stücke schlecht sind. In ihnen weht in jedem Song teilweise mehr musikalisches Können als andere Bands in ihrer ganzen Karriere zustande bringen. Aber das alles nützt eben auch recht wenig, wenn das Publikum damit überfordert ist. DREAM THEATER haben auf dem 2002er Grasspop als Vorband von MACHINE HEAD durchaus bewiesen, dass man sich auf ein Publikum auch einstellen kann: Das war damals der härteste Auftritt einer Progband überhaupt, inkl. "Master Of Puppets" als Abschlußüberleitung. Da wurde man von verdutzten MACHINE HEAD-Fans gefragt, ob diese Band schon immer harten Thrash-Metal spielt. Heute wäre es an dieser Stelle durchaus angebrachter gewesen mehr Melodie, mehr Eingängigkeit und mehr Hits an den Tag zu legen. Deshalb leider ein eher mauer Auftritt einer ansonsten eigentlich von mir für ziemlich gut befundenen Band. Den 2002er Auftritt gibt es übrigens über die Homepage ytsejamrecords.com offiziell zu kaufen.
Setlist: "Afterlife", "Metropolis Pt. 1: The Miracle And The Sleeper", "Burning My Soul", "The Spirit Carries On", "As I Am", "Panic Attack", "Constant Motion", "Bridges In The Sky", "Behind The Veil"
ACCEPT
Würde ich mir eine Katze zulegen, sie bekäme den Namen ACCEPT. Was die tot schon waren oder für tot erklärt wurden, passt auf keine Kuhhaut mehr. Bei allen Symphatien für die ein oder andere Fraktion (ACCEPT vs. U.D.O.) muss man aber auch trotz allem so objektiv bleiben, dass sich alle Beteiligten in den letzten 15 Jahren so weit auseinanderentwickelt haben, dass es mittlerweile auch keinen "echten" ACCEPT-Sänger mehr gibt. Gewiss, der "wahre" Frontmann wird für immer Udo bleiben, doch Mike Tornillo gelang es innerhalb sehr kurzer Zeit mit einem riesigen Arsenal an geilen, NEUEN Songs sich als Aushängeschild von ACCEPT zu manifestieren. So ist es dann auch (siehe unten bei "Setlist") kein Wunder, dass sich das Verhältnis der alten Klassiker und der letzten drei Alben die Waage halten. Und all dies gelang innerhalb von nur drei Werken in fünf Jahren. Songs wie "Stalingrad" oder "Teutonic Terror" reihen sich 1:1 in unsterbliche Klassiker mit Namen "London Leatherboys" oder "Balls To The Walls" ein. Einige Stücke sind natürlich auch dabei, welchen das Zeug dazu fehlt. Aber als schwach kann man sie nicht einstufen. Erst danach, im Backstage-Bereich, fiel auch mir dann erst auf, dass das Album "Breaker" mit einem einzigen Song vertreten war. Erstaunlich.
Setlist: "Stampede", "Stalingrad", "London Leatherboys", "Restless And Wild", "Dying Breed", "Final Journey", "Shadow Soldiers", "Losers And Winners", "Midnight Mover", "No Shelter", "Princess Of The Dawn", "Dark Side Of My Heart", "Pandemic", "Fast As A Shark" ----- "Metal Heart", "Teutonic Terror", "Balls To The wall"
----- HALLE -----
Die Halle entpuppt sich so langsam aber sicher immer mehr als wichtiger Nebenschauplatz. Am Anfang wurden hier Bands untergebracht, welche stilistisch eher jüngeres Publikum ansprechen sollen. Doch inzwischen vermischt sich das ganze immer mehr und es spielen in der Halle junge Bands wie ENFORCER, selten gesehene Klassiker wie STORMWITCH, der totale Kult (ANVIL) oder sogar PRIMORDIAL, welche man eher draußen vermutet. Wir haben uns deshalb heuer dazu entschlossen den Hallenbericht tagesunabhängig in eine eigene Rubrik auszukoppeln:
ENFORCER
Der erste Tag in der Halle. ENFORCER aus Schweden konnten sich mit ihren letzten Alben immer weiter steigern und versuchen heute Balingen von sich zu überzeugen. In Punkto Songwriting klappt das auf jeden Fall, allerdings können die Jungs heute technisch nicht wirklich überzeugen. Spielfehler, mangelnde Abstimmung und sonstige Unklarheiten erinnern hier eher an Newcomer als an eine eingespielte Truppe die sie eigentlich sein sollten. Aber auch aufstrebende Bands haben mal einen schlechten Tag, so dass wir das jetzt einfach mal abhaken und auf das Wetter schieben.
ORDEN OGAN
Kurz vorbeigeschaut: Beeindruckt gewesen. Druckvolle Show, überzeugende Band. Songmaterial kennen wir. Leider spielt draußen das, was wir alle sehen möchten.
FINNTROLL
Gleiches Schicksal wie bei ORDEN OGAN: Sehr guter Eindruck, mächtiger Sound. Passt alles. Wir wollen aber lieber wieder die Bands draußen sehen. Ist einfach zuviel Folk.
Das waren die Halleneindrücke vom Donnerstag. Der Freitag, der nun in unserer Berichterstattung folgt, erwieß sich im Nachhinein als der beste Tag für die Halle: STORMWITCH, PORTRAIT, ANVIL, PRIMORDIAL und FLOTSAM AND JETSAM hätten allesamt auch auf der großen Bühne spielen können. Doch beleuchten wir das etwas ausführlicher:
STORMWITCH
Man sagt ja oft, dass Kultbands neue Alben nur veröffentlichen, damit sie nicht als tot gelten, live aber dann ausschließlich alte Klassiker spielen. Das trifft auf STORMWITCH nur bedingt zu. Mehr als die Hälfte des Auftritts fällt neuem Material in die Hände. Erst zum Schluß gibt es bekannte Hits wie "Tears By The Firelight", "Ravenlord" oder "Walpurgis Night". In Sachen Performance kann man der Band nichts Nachsagen. Ist alles Bestens. Beim offenen Plausch (kein Interview-Termin) meint Andy, dass es da wohl ein junges Publikum gäbe, welches die alten Stücke nicht kennt und die neuen umso besser fände. Sehr interessant. Für uns leider nur bedingt. Ein, zwei gute Stücke der letzten Studiowerke können den Klassikerstatus der ersten fünf Alben leider nicht aufwiegen.
Setlist: "Evil Spirit", "Dance With The Witches", "Fallen From God", "Last Warrior", "Season Of The Witch", "Taliesin", "Witchcraft", "Tears By The Firelight", "Call Of The Wicked", "Ravenlord", "Priest Of Evil", "Walpurgis Night"
PORTRAIT
Hmm. Bei den schwedischen Heavy Metal-Leuten ist es sehr überschaubar. Und auch objektiv betrachtet: Ja, so richtige Hits haben sie auch nicht im Programm mit ihren bisherigen zwei Studioalben. Allerdings: Es ist ihnen gelungen mit "Mother Sun" einen bis dato unentdeckten und verlorenen JUDAS PRIEST-Song wiederzufinden. Sie haben ihn gecovert und er ist als Beilage einer Ausgabe zum Sweden Rock-Magazin zu haben. Und als Japan-Bonustrack zu ihrem zweiten Studioalbum "Crossroads". Was hätte man diese Zeug vermarkten können. Auch auf dem Bang Your Head. Und vorallem da. Ich bin davon überzeugt, dass man mit allein diesem Song Türen aufgerissen hätte. So bleibt der Auftritt beim Bang Your Head nur ein Zwischenstück eines guten, aber noch nicht zum Durchstarten bereiten Newcomers. Das Publikum dafür hätten sie gehabt: Wegen eines großen Platzregens stürmten zeitweise mehrere hundert Besucher in die Halle, die die Band durchaus interessant fanden.
ANVIL
Echt jetzt? ANVIL in der Halle? Und dazu kommt auch noch, dass wir die Setlist verschmissen haben. Vermutlich im Zuge einer dieser ärgerlichen Coupon-Wechsel. Wie auch immer. Lips und Co. waren wie immer bei bester Laune, bei "Winged Assassins" fiel tatsächlich eine Tänzerin an der Stange ausgerechnet nem Roadie der Band in den Arm. Klar. Es MUSS Zufall sein. Etwas anderes hält der Rock'n'Roll nicht vor. War da noch was? Achja! Der Auftritt! Niemand von usn hat jemals einen auch nur ansatzweise durchschnittlichen Gig von ANVIL erleben müssen. Wir durften bisher immer nur das geilste erleben: ANVIL mit Best-Of-Programm. Mit bester Laune, coolsten Ansagen und ohne je ein böses Wort gesagt zu haben. ANVIL sind ANVIL!
PRIMORDIAL
JAAAAAAAAAAA! Im Gegensatz zu ANVIL kann man bei PRIMORDIAL nichts besser machen als sie in einer Halle auftreten zu lassen. PRIMORDIAL gehören auf die kleine Bühne, auf den Gig im Club. Und wenn schon auf nem Festival: Mitten in der Nacht oder einfach in eine Halle. Und genauso lief das hier auch. JAAAAA! Geht doch, Horst. Es gibt Bands die gehören auf die Straße, nach draußen und es gibt welche, die gehören genau dahin: PRIMORDIAL
FLOTSAM AND JETSAM
Die letzte Band am Freitag - feinster Thrash aus den USA mit Hymnen vom Schlage "No Place For Disgrace", "Escape From Within" oder "Doomsday For The Deceiver". Die Halle ist im Vergleich zu den letzten Jahren dann doch sehr leer. Wetter und ein Tag Festival mehr stecken den Besuchern wohl schon ziemlich in den Gliedern. Die Band lässt sich vom sich langsam verabschiedenden Publikum nicht beirren und legt ein formidables Set quer durch die Vergangenheit vor. Sound und Performance lassen etwas Druck vermissen, doch insgesamt ein mehr als nur solider Auftritt.
Setlist: "No Place For Disgrace", "Desecrator", "She Took An Axe", "Suffer The Masses", "Gitty Up", "Dreams Of Death", "Hammerhead", "Iron Tears", "Swatting At Flies", "Me", "Escape From Within", "Smoked Out", "I Live You Die", "Hard On You", "Doomsday For The Deceiver" ----- "Der Führer"
Am Samstag wurde ausschließlich draußen gefeiert, so dass niemand von uns die Halle besucht hat. In der Halle gab es an diesem Tag: RANDY RHOADS TRIBUTE PROJECT, WARRANT, SUICIDAL ANGELS, ASPHYX und DESTRUCTION.
----- FAZIT -----
Auch mit drei Tagen funktioniert das Bang Your Head ausgezeichnet. Die früh beginnenden Spielzeiten wurden etwas weiter in den Mittag verschoben und man hat insgesamt mehr Zeit um auch mal eine Pause einzulegen. Am Donnerstag und Samstag zeigte sich in der Halle jeweils, dass es genug Publikum für eine zweite Bühne gibt. Am Freitag, dass es auch sehr nachteilig sein kann. Der Freitag war innen und außen so hochkarätig angelegt, dass man sich gar nicht entscheiden konnte, welche Band man nicht oder nur teilweise sehen möchte. Das Festival hat weiterhin viel Potential. Da können noch 10.000 Leute mehr kommen. War ja auch schon so. Wenn man es schafft, die Altersstruktur und die dazu passenden Bands entsprechend aufzuteilen, dann wird das Bang Your Head immer besser werden.
----- PRELUDE -----
Alle Jahre wieder sind wir auch in Dinkelsbühl zu Gast. Und da die Festivals immer früher anfangen, stolpert man mittlerweile quasi von einem zum anderen. Dieses Jahr ein etwas kürzerer Beitrag als sonst da mit stark reduzierter Crew. Wir erreichen das Gelände am
----- MITTWOCH -----
und sehen als erstes die BLUES PILLS. Gleichermaßen gehypt wie auch gefeiert, fand sich ihr diesjähriges Debütalbum sogleich auf Platz 4 in den Charts wieder und die Band aus Schweden, welche ja eigentlich Bluesrock und keinen Metal spielt, an einem Mittwoch Abend auf der Summer Breeze T-Stage im Zelt. Frontfrau Elin Larsson sieht nicht nur besonders gut aus (herrje, musste ja jetzt kommen), sondern kann auch richtig dolle singen. Dabei beweist die Band-Performance und das Songwriting, dass es sich zwar eindeutig um eine gerade sehr angesagte Retro-Kapelle, aber keineswegs um eine Retortenband handelt. Stücke wie der Opener "High Class Woman" sowie die gefühlten 3000 vorher bereits ausgekoppelten Singles wie "Bliss", "Black Smoke" und "Devil Man" sind jetzt schon kleine Genre-Perlen und machen Lust auf mehr. Der Sound krächzte sich anfangs noch aus den Amps, kam dann aber immer besser zur Geltung. Wurde aber auch schon deutlich besser vernommen. Ansonsten: Daumen hoch für einen erstaunlichen Durchstarter!
Vor BLUES PILLS spielten bereits u.a. THE VINTAGE CARAVAN und ENFORCER, welche wir aber zeitlich verpassten.
Sehr exotisch wird es dann auf der Camel Stage bei HAMFERÐ von den Farörern, welche sehr stylisch mit Anzügen, weißen Hemden und Krawatten unterwegs sind. Dazu als Konstrast drei überlange Death-Doom-Stücke, sehr abwechslungsreich gehalten und auch etwas vertrackt. Die Mischung aus Crowls und cleanem Gesang ist zwar nicht neu und auch nicht jedermanns Sache, auf auf jedenfall wert sich mit der Band auch nach dem Festival nochmal näher zu befassen. Interessant!
Und weiter geht es mit dem Schweden-Abend in Form von GRAND MAGUS. In Punkto musikalischer Abwechslung kann man sich hier zumindest nicht beklagen. Der doomig-angehauchte Powermetal mit Wikingerblut kommt mit dem Opener "Conan", welcher vom Lava-Richter "I, The Jury" verfolgt wird, herrlich wabernd daher, so dass das anwesende Publikum schon einige Zeit braucht, um sich hier korrekt einzustellen. Doch die Band weiß musikalisch zu überzeugen und spielt sich in einen Rausch. Leider können die Jungs die kleine Bühne im Zelt nicht ansatzweise ausnutzen, so dass es teilweise etwas steif wirkt. Macht aber nichts, denn bei Hymnen der Marke "Iron Will", "Valhalla Rising" oder "Hammer Of The North" singt das ganze anwesende Volk aus breiter Kehle mit.
Es folgen - Schweden. Die haben auch wahren, aber dennoch melodischen, Todesmetall an Board und nennen sich UNLEASHED. Heissa! Und die wissen durchaus Lärm zu erzeugen, welcher nicht nur (nach einem schwammigen Beginn) äußerst mächtig ins Zelte drückt, nein, alle drücken, auch ins Zelt. So ist eben jenes auch übervoll und auch davor stapelt sich noch die Masse und schaut sich den Rest teilweise auf der dort vorhandenen Leinwand an. Hier geht dann zu Schlachtmonstern wie "Fimbulwinter, "To Asgaard We Fly", "The Triumph Of Genocide", "Hammer Battalion" oder "Death Metal Victory" natürlich alles, sogar ein Moshpit vor der T-Stage. Mit "If They Had Eyes" vom 1991er Erstlingswerk gibt's dann auch die Frage, wer zu diesem Zeitpunkt denn schon auf der Welt war. Die ist durchaus berechtigt, das Publikum auf dem Summer Breeze ist auch weiterhin überdurchschnittlich jung im Vergleich zu vielen anderen Festivals. Und natürlich auch zu uns alten Säcken von diesem Magazin, welches 1991 schon in sein drittes Existenzjahr ging.
----- DONNERSTAG -----
Schon SONIC SYNDICATE braucht ja nun wirklich kaum ein Mensch, da kommt dann auch noch der Ableger in Form von THE UNGUIDED wie gerufen: moderner Melo-Death mit leichtem Core-Einschlag und schweren Keyboardgenudel vom Tape. Die Band müht sich zwar um die Mittagszeit recht leidlich und das relativ junge Publikum, in überschaubarer Menge vorhanden, übt sich darin ein bizarr-abstraktes Nachfolge-Genre der Marke "Melodic Speed mit Kinderlied-Refrains" des 21. Jahrhunderts einzustudieren.
Mit HERETOIR ist dann endlich mal wieder etwas aus deutschen Landen auf der Bühne, in diesem Fall um 14h auf der T-Stage im Zelt. Die Augsburger Jungs überzeugen mit eine eigenwilligen Mischung aus Ambient-Black-Metal und Post Rock und wissen durch einen ganz besonderen Flair zu überzeugen. Hier kann man sich fallen lassen, sich vergessen und eintauchen in hypnotische Melodien aus dem Hyperraum.
Zurück auf den Boden der Tatsachen bringen einen anschließend ebenfalls im Zelt die U.S.-Amerikaner SKELETONWITCH mit ihrer Mischung aus Death- und Thrash-Metal, in welchem sich bei genauerem Hinhören starke Einflüsse der alten End-80er-Bay Area mit dem Göteborg-Sound Anfang der 90er mischen. Welche Einflüsse hier zum Tragen kommen dürfte somit erstmal abgesteckt sein. Der Sound im Zelt ist selten sehr überzeugend, aber das kann eine sehr gute Bühnen-Performance mit einem entsprechenden Song-Material meistens wieder ausgleichen. So ist es auch hier der Fall. Der Weg zur T-Stage hat sich gelohnt!
Ebenfalls auf der T-Stage spielen die finnischen Melo-Deather MORS PRINCIPIUM EST, welche sich von der Vorband gerade eben durch deutlich mehr Melodik und mit herrlich duellierenden Twin-Guitar-Riffs einen Schneiße durchs Zelt bahnen. Eine interessante Band, welche sich allerdings aus der Masse nicht sonderlich herauszuheben vermag.
Direktvergleiche sind ja immer gut. AMON AMARTH durfen wir bereits vor zwei Wochen in der gleißenden Mittagshitze von Wacken begutachten. Hier ist es bereits 18h und Neu-Frontfrau Alissa White-Gluz sind so gut aus wie vierzehn Tage vorher. Der Rest stimmt aber auch: Die Band ist gut aufgelegt, höchst motiviert und spielt ein astreines Klassiker-Set herunter. Das Publikum frisst dem Neuzugang quasi von Anfang an aus der Hand und die drei Stücke vom brandheißen Album "War Eternal" fügen sich gut im Gesamtkontext ein. Der Sound wirkt zeitweise etwas verweht, insgesamt gesehen genauso souverän wie bereits in Wacken.
Setlist: "Yesterday Is Dead and Gone", "War Eternal", "Ravenous", "My Apocalypse", "You Will Know My Name", "Bloodstained Cross", "As the Pages Burn", "Dead Eyes See No Future", "No Gods, No Masters", "We Will Rise", "Nemesis"
DOWN waren dann dran. Die New Orleans-Vibes versprühende Combo um ex-PANTERA Frontschraube Phil Anselmo, welcher zuvor Backstage bereits ausgiebig Flüssignahrung zu sich genommen hatte, braucht etwas um sich auf der Bühne einzuleben. Phil noch etwas länger, mit etwas nöliger und unsicherer Stimme, dafür aber mit umso lustigeren Ansagen zwischen den Stücken. Spätestens ab der Mitte des hochkarätigen Sets mit Highlights wie "Hogshead", "Pillars Of Eternity" oder "Hail The Leaf" haben sich die Jungens endgültig warmgespielt und reißen einen überzeugenden Gig herunter, der das Publikum bei sehr gutem Sound und mit tighter Bühnenpräsenz zu überzeugen weiß. Beim lauthals immer wieder von den Zuschauern geforderten Abschlußtrack "Bury Me In Smoke" gesellten sich dann die beiden MACHINE HEAD-Gitarristen Phil Demmel und Rob Flynn spontan zu einem wahnsinnigen Gitarrenduell mit auf die Bühne. Ein überaus gelungener Auftritt!
BEHEMOTH, die Todesmetaller aus Polen, eröffnen anschließend den großen Headliner-Show-Abschnitt des Abends mit wie immer perfekt vorbereiteter Bühnenshow, welche sich während des Gigs immer wieder mehr oder weniger deutlich verändert. Massiver Pyro-Einsatz, Schlangen-Mikros, wechselndes Hintergrund-Set. Das alles wird von so mancher Band geschickt dazu genutzt das eigene Unvermögen zu übertünchen. Nicht so bei BEHEMOTH. Hier ist die perfekte Show nur Beigabe zu einem ebenso perfekten Umsetzen des eigenen Könnens. Drei Stücke gibts vom neuen Meisterwerk "The Satanist" und außerdem - siehe Setlist - natürlich nur Klassiker. Ein sehr überzeugender, wenn auch phasenweise etwas steril wirkender, Auftritt von Perfektionisten. Wie immer.
Setlist: "Blow Your Trumpets Gabriel", "Ora Pro Nobis Lucifer", "Conquer All", "As Above So Below", "Slaves Shall Serve", "Christians to the Lions", "Ov Fire and the Void", "Alas, Lord Is Upon Me", "At the Left Hand ov God", "Chant for Eschaton 2000", "O Father O Satan O Sun!"
Zeitgleich zu BEHEMOTH spielt die Epic-Viking-Allstar-Band TWILIGHT OF THE GODS im Zelt auf der T-Stage einen hammergeilen Gig vor leider nur sehr wenigen Leuten. Das 2013er Debüt "Fire On The Mountain" ist eine Pflichtveranstaltung für alle BATHORY-Fans. Gleich sechs der sieben dort vorhandenen Stücke gibt es heute zu hören und die wissen alle Anwesenden "wer ist das?" zu überzeugen.
Setlist: "Destiny Forged in Blood", "Children of Cain", "Preacher Man", "Sword of Damocles", "At Dawn We Ride", "Fire on the Mountain (1683)"
Von CHILDREN OF BODOM hat man ja schon vieles erlebt und gesehen, u.a. auch einen Gig hier in Dinkelsbühl, bei dem die komplette Band absolut dicht war und trotzdem zu überzeugen wusste. Heute scheint es eher umgekehrt zu sein. Die Jungs wirken lustlos, mehr als nur routiniert, ja durchaus gelangweilt und spulen eine 08/15-Setlist herunter, dass es einem schon fast das Bier aus der Hand fällt wenn man dann doch zwei Stücke vom aktuellen Studiowerk hören darf. Stimmig dazu auch der viel zu leise Sound. Vor der Bühne ist es hingegen proppenvoll, so ziemlich alle Besucher dürften sich hier eingefunden haben, doch eine Zugabe fordern auch die nicht. So verendet dieser Auftritt bereits 20 (!) Minuten früher als gedacht. Die Band wird's vermutlich genauso gefreut haben wie den Fans NICHT.
Setlist: "Hass mich!", "Genadelt 24/7", "Die Schatten küssend", "Barbie Kuh", "Sechspfünder", "Blutroter Mondschein", "Schrei für Ruhe", "Hassgruppe Todesrollator", "Bodensee", "Engel töten nicht", "Schon tot, oder was?", "Folge dem Sensenmann", "Jedesmal wenn ich sterbe", "Bodensee nach Mitternacht", "Niedergang", "In dei G'sichd" (fränkische Version)
Den letzten Auftritt auf den großen Bühnen vollbringen am Donnerstag TESTAMENT. Die Thrash-Metal-Dinos, welche sich immer wieder mal ein wenig neu erfinden und trotzdem ihrem Stil treu bleiben, bleiben sich auch in Sachen Live-Auftritten treu: Die Band ist auf der Bühne ein vulkanheißer Schmelztigel, welcher konsequent auf "All men play on 11" spielt, so dass der Soundmatsch hevorragend zum Loudness War der aktuellen Tage passt. Umgeben von tonnenschweren Pyrosalven, welche in die Nacht den Stern von Bethlehem zeichnen - wahlweise aber auch den Lichtdom vom Reichsparteitag toppen wollen - wer weiss das schon, dazu eine ausladende Bühnenshow und als Überraschung des Tages dann bei "Into The Pit" plötzlich mit ARCH ENEMY-Neuzugang Alissa White-Gluz an Mikro. So kann es dann in die Nacht gehen. Süße Träume!
----- FREITAG -----
Da hat sich tatsächlich so ein Hardcore-Fan von PRIMAL FEAR aus unseren Reihen (und das ist ja schon peinlich genug) zu eben deren Konzert verirrt und ist danach nicht in der Lage darüber zu berichten. Grund: hat sich viermal ins Höschen gemacht und kam danach trotzdem nicht unter die TOP 100 von Ralf Scheepers täglicher Groupies-Auswahl. Dumm gelaufen!
Die T-Stage ist ja eigentlich viel "truer" als die großen Bühnen da draußen, denn hier spielen meistens entweder die besseren Bands, die Bands deren man noch nicht überdrüssig ist, hoffnungsvolle Newcomer oder - und das nicht selten - zahlreiche Underground-Tipps welche bis dato einfach übersehen wurden. Fallen da die Schweden OMNIUM GATHERUM auch darunter? Bisweilen! Der sehr eingängige Melodic-Death kratzt eins ums andere Mal die Grenze zum Kitsch, verliert sich dann aber auch oft in Melodien, die genauso schnell wieder vergessen wie leicht ins Ohr gegangen sind. Der sehr überzeugende Auftritt und die sehr eingebrachten abwechslungsreichen Passagen zwischen zertrümmernd, eingängig, mitreissend und progressiv, das Auf und Ab sich stetig niederreissender und wieder aufbauender Strukturen - das alles verdient sich Respekt und verlangt nach weiterer Ausarbeitung der Stücke. Die anwesenden Leute im Zelt - und es waren schon beachtlich viele - wissen das zu schätzen und gehen sehr gut mit. Am Ende ein für uns sehr gelungener Auftakt zum Freitag, wenn auch vorher bereits schon gespielt wurde.
PRIMAL FEAR
Da hat sich tatsächlich so ein Hardcore-Fan von PRIMAL FEAR aus unseren Reihen (und das ist ja schon peinlich genug) zu eben deren Konzert verirrt und ist danach nicht in der Lage darüber zu berichten. Grund: hat sich viermal ins Höschen gemacht und kam danach trotzdem nicht unter die TOP 100 von Ralf Scheepers täglicher Groupies-Auswahl. Dumm gelaufen!
OMNIUM GATHERUM
Die T-Stage ist ja eigentlich viel "truer" als die großen Bühnen da draußen, denn hier spielen meistens entweder die besseren Bands, die Bands deren man noch nicht überdrüssig ist, hoffnungsvolle Newcomer oder - und das nicht selten - zahlreiche Underground-Tipps welche bis dato einfach übersehen wurden. Fallen da die Schweden OMNIUM GATHERUM auch darunter? Bisweilen! Der sehr eingängige Melodic-Death kratzt eins ums andere Mal die Grenze zum Kitsch, verliert sich dann aber auch oft in Melodien, die genauso schnell wieder vergessen wie leicht ins Ohr gegangen sind. Der sehr überzeugende Auftritt und die sehr eingebrachten abwechslungsreichen Passagen zwischen zertrümmernd, eingängig, mitreissend und progressiv, das Auf und Ab sich stetig niederreissender und wieder aufbauender Strukturen - das alles verdient sich Respekt und verlangt nach weiterer Ausarbeitung der Stücke. Die anwesenden Leute im Zelt - und es waren schon beachtlich viele - wissen das zu schätzen und gehen sehr gut mit. Am Ende ein für uns sehr gelungener Auftakt zum Freitag, wenn auch vorher bereits schon gespielt wurde.
J.B.O. - braucht keine Sau!
GAMMA RAY
GAMMA RAY! Kai Hansen und Co. ist genau das richtige Futter für alte Hasen und ich weiß auch genau, dass diese auf dem Summer Breeze nur spärlich gesäht sind. So wagt sich die Band dann auch auf eine Setlist ein, die wir uns von bedeutend mehr relevanten Konkurrenzprodukten hier gewünscht hätten. So geht es gleich los mit "Avalon" und "Hellbent", welche das aktuelle Tourprogramm verheisen. Das HELLOWEEN-Cover "I Want Out" kommt mit einem gewagten, aber für gut befundenem und sehr ausladendem Reggea-Zwischenstück daher und der Monsterschinken "Rebellion in Dreamland" in Übergröße macht mal gleich ein Tiefenrelief in die Setlist. Mit "Master Of Confusion" und "To The Metal" holt man das Publikum wieder aus dem Zeitreiseloch in die Gegenwart und schubst es beim Abschlußtrack "Send Me A Sign" sogleich wieder ebendort hinein. Kai Hansen ist ein weltumkringelndes Grinsekuchenpferd, welches sich auch hier entsprechend postuliert. Der Rest der Bande ist ein integriertes Honigkuchenpferd, exakt dazu passend. Ihr wisst ja - das mit den Bienchen, Blümchen und vorallem das mit den weißen und brauen Bären. Kai Hansen indes weiß jedenfalls, dass man dem sehr jungen Publikum nicht mehr als ein Uraltpräparat injezieren muss. Sie kennen das Zeug ja eh nicht. Und genau deshalb sind sie von den neuen GAMMA RAY auch so begeistert.
CARCASS
Die britischen Grind-/Death-/Melodic-Deather kamen in unserem diesjährigen Wacken-Bericht etwas zu kurz, traten doch gleichzeitig MOTÖRHEAD auf. Und Letztere wollte natürlich nach dem abgebrochenen Auftritt 2013 jeder sehen. Natürlich auch deshalb, wenn man CARCASS zwei Wochen später nochmal in Dinkelsbühl begutachten kann. Diese legen hier in unserer fränkischen Heimat einen richtig guten Gig hin, welcher, angelehnt an das aktuelle Tourprogramm, sein Hauptaugenmerk auf das aktuelle Album "Surgical Steel" legt und entsprechend viele Songs davon bietet. Das macht gar nichts, im Gegenteil, das erste Studioalbum nach 18 (!) Jahren liegt weit über den Erwartungen und darf dann auch entsprechend ausführlich promoted werden. Die Band tritt als tighte Mannschaft auf, bestens eingespielt und mit scharfzüngingen Ansagen während der Stücke. Die Bühnenshow ist dezent zurückhaltend gestaltet, aber gleichzeitig auch basis perfekt gehalten. Das Publikum geht ab wie Luzi und feiert CARCASS von der ersten bis zur letzten Minute. Wie auch wir \m/
Setlist: "Buried Dreams", "Incarnated Solvent Abuse", "Cadaver Pouch Conveyor System", "This Mortal Coil", "Unfit for Human Consumption", "The Granulating Dark Satanic Mills", "Genital Grinder / Pyosisified (Rotten to the Gore) / Exhume to Consume", "Captive Bolt Pistol", "Corporal Jigsore Quandary / The Sanguine Article", "Heartwork"
HYPOCRISY
Laut einer amtlichen Statistik des Postillon sind ja Finnland und Schweden die weltweit einzigen Staaten, welche mehr Bands als Einwohner haben. Deshalb kommen wohl auch HYPOCRISY aus diesen Landen. Sie schicken sich übrigens so langsam an, SAXON und MOTÖRHEAD als "Treten-auf-jedem-Festival-auf-Band" abzulösen. Zumindest liegen sie damit aktuell gut im Rennen. Die Band- und Bühnen-Performance lässt keine Wünsche offen, eine eingespielte Mannschaft, ein volles Infield und mind. 30.000 die sie abfeiern. Leider stimmt der Sound von vorne bis hinten nicht (also wir haben alles ausprobiert: links- und rechts neben und direkt vor der Bühne, in der Mitte des Infields, ganz hinten links und rechts. Die Abmischung war eine mittlere Katastrophe und überhaupt nicht nachvollziehbar, denn sie wurde im weiteren Verlaufe des Auftritts nur unwesentlich besser. Ansonsten ist der Headliner-Status der Jungs natürlich nicht in Frage zu stellen, eher die Qualitäten der Leute im Mischturm. In Sachen Songauswahl gibt es nichts zu meckern: von ganz alt bis ganz neu ist alles mit dabei. Daumen hoch!
Setlist: "End Of Disclosure", "Valley Of The Damned", "Fractured Millenium", "Killing Art", "The Eye", "Warpath", "Fire In The Sky", "Final Chapter", "Roswell 47", "Adjusting The Sun", "Eraser"
MACHINE HEAD
Diese U.S. Neo-Thrasher haben wir ab dem Debüt "Burn My Eyes" zusammen mit FEAR FACTORY immer unter der Kategorie "unhörbar" einsortiert. Gar lustige Stammtischrunden gab es damals u.a. mit der Wette: "Wer drei Stücke von "Demanufacture" (FEAR FACTORY) am Stück aushält bekommt eine Freirunde". "Burn My Eyes" war da nicht viel besser. Doch, um mal ausnahmsweise eine DDR-Band zu zitieren: "Die Zeiten ändern sich, unweigerlich..." - durch Zufall wanderte das 2011er Album "Unto The Locust" als Classic Rock Fanpack in meine Sammlung und siehe da: das ist ja sogar anhörbar. Tatsächlich erweisen sich MACHINE HEAD live als gar nicht so unmelodisch und unmusikalisch wie in Erinnerung und verflechten eine absolute härte mit treibendem Riffing und durchaus hängenbleibenden Refrains und Hooks. Ein sehr überzeugender und vom Publikum entsprechend abgefeierter Auftritt. Ein Höhepunkt gen Ende war Gastsänger Zoltan Téglás von IGNITE, welcher zusammen mit der Band die beiden Stücke "Darkest Days" und "Bleeding" als Medley darbot. Jedem Thrash-Metal-Fan, der in der Vergangenheit um MACHINE HEAD einen großen Bogen machte kann ich nur empfehlen: schaut mal bei einem Live-Gig der Jungs vorbei. Es lohnt sich!
Setlist: "Imperium", "Beautiful Mourning", "Locust", "The Blood, The Sweat, The Tears", "Ten Ton Hammer", "Darkness Within", "Bulldozer", "Killers & Kings", "Davidian", "Aesthetics Of Hate", "Old", "Darkest Days / Bleeding", "Halo"
----- SAMSTAG -----
IMPERIUM DEKADENZ
Man mag es gar nicht mehr glauben: Diese Black Metal-Band kommt tatsächlich aus Deutschland. Doch die hat Großes in ihrer Setlist: Epik und Hymnen spielen hier eine große Rolle. Und natürlich sprechen wir hier wieder von der T-Stage im Zelt. Das ist großartiger Black Metal. Das ist genial. Das Zelt ist voll und völlig zurecht. Und wir reden hier natürlich nicht (nur) über den Alkohol, sondern in erster Linie über den Besucherstrom, welcher hier ganz ordentlich vorhanden ist. Der Klang hier im Zelt ist selten gut. Hier ist er wirklich überraschend großartig.
Setlist: "Der Dolch Im Gewande", "Aue Der Nostalgie", "Schwarze Wälder", "Reich Der Fahlen Seelen", "Striga", "Tränen Des Bacchus"
So. Es tut uns für das Summer Breeze 2014 wirklich endgültig leid. Wir müssen das Festival aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig abbrechen.
----- FAZIT -----
Das war der 13. Festivalbericht über das von uns stets als gut organisiert befundene Summer Breeze im Jahre 2014. Leider mussten wir heuer aus Gesundheitsgründen unseren Bericht im Gegensatz zu den Vorjahren etwas einschränken. Wir hätten Euch gerne noch von WINTERSUN, HEAVEN SHALL BURN und vorallem natürlich von WATAIN berichtet, aber leider mussten wir heuer die Abreise vorzeitig antreten und konnten Euch für Freitag und Samstag nur eingeschränkt Berichte abliefern. Insbesondere die Bands der T-Stage waren heuer wieder mal mehr als nur eine Reise wert. Für die Zukunft würden wir uns deutlichen besseren Internet-Empfang wünschen, welcher auf dem VIP-Campingplatz meist gar nicht und im VIP-Bereich nur selten verfügbar war. Eine Live-Berichterstattung auf Facebook und Co. war damit unmöglich.
Für Euch in Dinkelsbühl waren: Vier alte Säcke (tm).
----- PRELUDE -----
WACKEN OPEN AIR 2014
25 Jahre Wacken Open Air! 18 Jahre waren wir dabei! Das Festival hat in dieser Zeit eine Entwicklung durchgemacht, welche damals niemand für möglich hielt. In dieser Zeit durften wir den Aufstieg von wenigen Tausenden Fans bis hin zum bis heute größten und erfolgreichsten Heavy Metal-Festival der Welt miterleben. Das W:O:A ist mittlerweile nicht nur mehr ein mehrtägiges Freiluft-Konzert, sondern eine weltweit bekannte Institution. Nicht nur die nationale, auch die internationale Presse berichtet in Zeitungen, Fachzeitschriften, Radio- und Fernsehsendungen teilweise sogar live in dem ganzen Geschehen vor Ort.
Aus dem kleinen Dort wird inzwischen für eine Woche pro Jahr der vermutlich größte Jahrmarkt der Welt. Zahlreiche Erweiterungen, vom Biergarten über Rodeoreiten bis hin zu einem ganzen Wikingerdorf-Nachbau mit Namen Wackinger, sorgten in den letzten Jahren für immer weitere Expansion.
Doch ist Wacken denn immer noch ein Heavy Metal-Festival? Oder ist es, wie viele mittlerweile meinen, eine mutierte Kirmesbude mit Event-Charakter und entsprechendem Publikum, welches von der Mucke die da läuft keine Ahnung hat?
Ich kann Euch nach all den Jahren beruhigen: zu ca. 95% sind alle Heavy Metal-Pilger vor Ort ganz echt. Sie tragen Kutten und Shirts, sie Moshen und trinken Bier, sie feiern und können die Texte der Bands zum Großteil auswendig mitsingen. Wer all den zusätzlichen Trubel darum nicht mag, kann ja zuhause bleiben. Denn ausverkauft ist es seit Jahren, egal wer was sagt oder schreibt. Und dieser Erfolg gibt den Veranstaltern recht.
Kommen wir also zur 25. Ausgabe Wacken Open Air:
----- DONNERSTAG -----
HAMMERFALL
Die Senkrechtstarter von 1997 spielen den Anheizer mit einer "Glory To The Brave" Special Show, bei welcher lediglich die Setlist verdreht und der überraschende Opener das WARLORD-Cover "Child Of The Damned" darstelt. Im weiteren Verlaufe des Auftritts gibt es mit Stefan Elmgren bei "Stone Cold", Patrik Räfling "Unchained" und Jesper Strömblad "The Dragon Lies Bleeding" noch drei Gastmusiker zu sehen, welche sehr gut abgefeiert werden. Mit den Zugaben "Any Means Necessary", "Blood Bound" und "Hearts Of Fire" gibt's gen Ende hin noch weitere bekannte Stücke und mit "Bushido" vom neuen Album eine Live-Premiere. Das alles liest sich erstmal sehr überzeugend, war es dann aber letztendlich nur bedingt. Der Gesang von Joacim Cans war an diesem Abend dünner denn je, die Noten getroffen hat er nur sporadisch und die Bühnen-Performance war eher Durchschnitt. Schade eigentlich, diese Setlist hätte durchaus mehr Potential gehabt. Auch die Stimmung im Publikum war zwar ordentlich, aber auch etwas zurückhaltend.
Setlist: "Child Of The Damned", "The Metal Age", "Steel Meets Steel", "Stone Cold", "I Believe", "Unchained", "The Dragon Lies Bleeding", "Glory To The Brave", "HammerFall" ----- "Any Means Necessary", "Blood Bound", "Bushido", "Hearts On Fire"
STEEL PANTHER
Den "Sex, Party, Sleaze-Rock rulez" Kaspern ihren textlichen Nonsens anzuhören mag ja live eindeutig interessanter klingen als auf einem Studiowerk. Und tatsächlich geht es vor der Bühne ab wie Luzi; inkl. Oben ohne Crowdsurfing-Mädels scharenweise. Auch die Mucke haben die U.S.-Jungs ganz gut drauf. Leider wird dabei fast noch mehr gelabert als bei MANOWAR. Das ist und dann doch zuviel und wir gehen erstmal wieder.
SAXON
Nur ein Teil von uns sieht sich anschließend SAXON wegen chronischer überSAXONedheit. Sie spielen einfach überall und ständig irgendwo - egal wo man hinkommt. Und in Wacken noch viel öfters. Vor einer gigantischen Bühnenshow brettert Biff ganz den Rob Halford mimend auf dem Bike auf die Bühne und die ersten Klänge von "Motorcycle Man" ertönen. Danach folgt weitere fünf Stücke erstmal nichts, worüber noch zu berichten wäre, denn wie immer zieht der NWoBHM-Dino einen konsequent guten Gig mit ebenso dauerhaft monotonen Ansagen ab. Danach gibt's dann doch noch eine Überraschung: Mit neuem Bühnenbild werden die restlichen Stücke mit einem kleinen Orchester begleitet und entsprechend verkehrsberuhigter dargeboten. In diesem Fall sogar ins kitschige abtrifftend wird sehr bald klar, dass die straighten Rocker von SAXON einfach nicht fürs Haargel geeignet sind. "Crusader", "Princess Of The Night" oder Denim And Leather" hören sich wie eine Mischung aus Weihnachtslieder und einer Orchesterprobe an und verlangen nach sehr viel Alkohol. Bitte künftig wieder einfach wieder weglassen! Ihr dürft dafür auch NOCH öfters nach Wacken kommen!
"Motorcycle Man", "Sacrifice", "Heavy Metal Thunder", "Solid Ball Of Rock", "Wheels Of Steel", "747 (Strangers In The Night)" ----- Orchester-Part: "Crusader", "Battalions Of Steel", "The Eagle Has Landed", "Power And The Glory", "Dallas 1 P.M.", "Princess Of The Night", "Denim And Leather"
ACCEPT
Während SAXON in letzter Zeit im Studio etwas durchhängen und vielleicht auch mal die ein oder andere Tour auslassen sollten, erleben ACCEPT mit ihrem Frontmann Mark Tornillo nichts anderes als einen zweiten Frühling. Dass ihnen zwei sehr geile Reunionswerke nicht genug sind, beweist der Opener "Stempede" vom neuen Studioalbum "Blind Rage". Danach geht's mit einem bunten Best-Of Programm quer durch die Geschichte, wobei die Songs der neuen Ära sich nahtlos in die alten Klassiker einfügen. Die monströse Live-Show ist wirklich klasse gemacht, die Band agiert als in sich geschlossener, mehrköpfiger Berserker auf der Bühne und die Zuschauer flippen spätestens bei "Princess Of The Dawn" endgültig komplett aus. Dazu gibt's auch noch einen transparenten und druckvollen Sound zu dem eine nicht ganz unerheblich klein, nagut, monströse, Marshall-Wand beiträgt. Beide Daumen nach oben! Zurückblickend ein erster Festivaltag, welcher sich bis zum Ende hin konsequent zu steigern wusste.
"Stempede", "Stalingrad", "Losers And Winners", "Mosterman", "London Leatherboys", "Breaker", "Shadow Soldiers", "Restless And Wild", "Ahead Of The Pack", "Flash Rockin' Man", "Princess Of The Dawn", "Fast As A Shark", "Starlight", "Pandemic", "Metal Heart", "Teutonic Terror", "Balls To The Wall", "Burning"
----- FREITAG -----
CHTHONIC
Am Freitag starten wir mit der taiwanesischen Melodic Black-/Death-Kapelle CHTHONIC, welche uns 2007 mal ein umfangreiches Deluxe-Paket (u.a. das zweite Album "Relentless Recurrence" und die Live-Box "A Decade On The Throne") zugeschickt hatten. Das war auch gut so, denn niemand kannte die damals. In Wacken haben wir sie 2012 im Zelt noch verpasst. Diesmal spielen sie, mit Unterstützung des TURISAS-Geigers Olli Vänskä, auf großer Bühne. Erstaunlich textsicher werden zumindest die englischsprachigen Stücke mitintoniert - und zwar vor gar nicht mal soooo wenigen Zuschauern. Die Bühnen-Performance ist durchaus ansprechend, dabei lässt sich die Band visuell von Videoprojektionen unterstützen. Insgesamt gesehen ein überraschend straighter Auftritt vor toller Kulisse.
Setlist: "Oceanquake", "Supreme Pain For The Tyrant", "Next Republic", "Southern Cross", "Rage Of My Sword", "Sail Into The Sunset's Fire", "Broken Jade", "Defenders Of Bu-tik Palace", "Takao"
SKID ROW
Hat es einen Grund warum Sebastian Bach letztes mal in Wacken Abends auf der großen Night-To-Remember-Nacht singt während seine ehem. Bandkollegen bereits um 12h Mittags auf den Brettern stehen? Nun, ich Sachen Albumverkäufen geben sich die beiden mit ihren letzten Studiowerken wenig. Die Jungs sind gut bei der Sache und Frontmann Johnny Solinger weiß das Publikum gut zu unterhalten. Die halbbunte Mischung der Setlist legt natürlich großen Wert auf die beiden Großtaten ihrer Erstlingswerke. Hier zeigt sich, dass Herr Solinger zwar ein ganz ordentlicher Sänger ist, gegen Sebastian Bach kann er aber dann eben doch nicht anstinken. Ein Armutszeugnis für beide Parteien bleibt jedoch, dass sie außer ihrer ruhmreichen Vergangenheit in Sachen neuer Studiowerke nichts mehr gebügelt bekommen. Und so tingeln bis auf weiteres zwei Kapellen durch die Welt, welche sich mangels Reunion quasi dauerhaft einigermaßen selbst covern. Schade eigentlich. Dennoch ein ganz guter Auftritt.
Setlist: "Let's Go", "Big Guns", "Makin' A Mess", "Piece Of Me", "18 And Life", "Thick Is The Skin", "Kings Of Demolition", "Psycho Therapy", "I Remember You", "Monkey Business", "We Are The Damned", "Slave To The Grind", "Youth Gone Wild"
HEAVEN SHALL BURN
Freitag Nachmittag. Es ist schweineheiß. Genau das richtige Wetter um eine Stunde Core zu ertragen. Am besten natürlich, wenn man sich ganz weit vorne im Circle- und Moshpit gleich ein paar Gliedmaßen ausrenkt, während ein weiterer Mob eine 20spurige Crowdsurfing-Autobahn bildet. Auf der Bühne wird dann zusätzlich noch mit massivem Pyro eingeheizt, während die Band bei astreinem Sound Monsterfetzen der Marke "Counterweight" und "Hunters Will Be Hunted" von der Bühne schmettert. Zu dieser Stunde ist das Gelände bereits mehr als die Hälfte gefüllt. Da sind wohl gut und gerne 40-45.000 gerade nicht auf dem Campingplatz. Beim EDGE OF SANITY-Cover "Black Tears" bekommen die Jungs noch Unterstützung von Dan Swanö als der Circlepit gerade bis kurz vor Itzehoe reicht. Am Ende bollert man der Menge noch ein gigantisches Cover des BLIND GUARDIAN-Hits "Valhalla" hinterher, bevor man halbtot vor Erschöpfung den nächsten Bierstand erreicht. Was für ein Auftritt!
Setlist: "Counterweight", "Land Of The Upright Ones", "Combat", "Godiva", "Voice Of The Voiceless", "Hunters Will Be Hunted", "The Martyrs Blood", "Black Tears" feat. Dan Swanö, "Endzeit", "Trespassing The Shores Of Your World", "Valhalla"
CHILDREN OF BODOM
Die irren Finnen spielen mittlerweile auf Festivals gefühlt so oft wie SAXON, die Qualität dabei ist mindestens immer sehr ordentlich bis gut und manchmal gar richtig geil. Irgendwo dazwischen liegt der diesmalige Auftritt, welcher wie immer einen guten Überblick über die Bandgeschichte abbildet. Auch hier gibt es, wie heute bei fast jeder Band, einen sehr guten Sound. Richtig abgemischt und wegen Windstille auch weiter hinten noch transparent. Viel zu sagen gibt's hier nicht. Alexi sagt auch bei diesem Gig ca. 300x "fuck", die Bühnen-Performance ist rasant und vor "Downfall" gibt's mit dem Anspielen des STRATOVARIUS-Klassikers "Black Diamond" auch noch einen kurzen Lacher zum Abschluß.
Setlist: "Needled 24/7", "Kissing The Shadows", "Bodom Beach Terror", "Halo Of Blood", "Scream For Silence", "Hate Crew Deathroll", "Lake Bodom", "Angels Don't Kill", "Are You Dead Yet?", "Towards Dead End", "Hate Me!", "Bodom After Midnight", "Downfall", "In Your Face"
CARCASS
Nicht jeder kann was mit MOTÖRHEAD anfangen und so spielen CARCASS gleichzeitig nebenan auf der Party-Stage einen sehr überzeugenden Auftritt, der einen breiten Teil neuer Songs vom Reunionswerk "Surgical Steel" auffährt und ansonsten einen repräsentativen Querschnitt durch die Discographie bietet. Sound gut. Performance gut. Alles gut.
HELL
Hat irgendwer HELL gesehen? Sehr schade für die Band, die wohl gerade vor ein paar Leuten im Zelt verendet, hat sie eigentlich nicht verdient. Aber wer soll die ansehen, wenn gleichzeitig MOTÖRHEAD und CARCASS spielen?
MOTÖRHEAD
Wacken 2013: MOTÖRHEAD brechen ihren Gig wegen des schlechten Gesundheitszustands von Lemmy vorzeitig ab. Was für ein Schock. Das ist ungefähr damit vergleichbar, als wenn Chuck Norris Grippe hat. Geht nicht! Gibt's nicht! Kann nicht sein!
Wacken 2014: Sie sind wieder da! Sehr überraschend ist die heutige Setlist, welche ein paar Gänge herunterschaltet, mit "Just 'Cos You Got The Power" und "Over The Top" zwei Granatenstücke enthält, welche damals völlig zu unrecht als B-Seiten verwurstelt wurden und blusigen Sachen wie "Going To Brazil" oder "Lost Woman Blues" ganz andere Facetten der Band aufzeigt. Natürlich gibt es mit "Stay Clean" oder "Killed By Death" (völlig überflüssig von Doro unterstützt) auch die bekannten Stücke - diesmal aber eher in Unterzahl. Bei "Ace Of Spades" wird deutlich, dass Lemmy, welcher sich an diesem Abend nicht vom Fleck rührt, immer noch angeschlagen ist, was auch durch ein überlange Soloeinlagen immer wieder zum Ausdruck kommt. Als Zugabe klatscht es dann noch "Overkill" ins Gesicht, bei welchem die Band inkl. Lemmy dann doch nochmal - zumindest für einen Song - alles gibt und in Original-Geschwindigkeit kräftig durchtritt. Insgesamt gesehen ein mutiger Auftritt der zeigt, dass man nicht unbedingt immer nur Klassiker an Klassiker reihen muss um einen, wenn auch etwas ZU ruhigen, überzeugenden Auftritt auf einem Festival hinzulegen.
Setlist: "Damage Case", "Stay Clean", "Metropolis", "Over The Top", "Guitar Solo", "The Chase Is Better Than The Catch", "Rock It", "Lost Woman Blues", "Doctor Rock", "Just 'Cos You Got The Power", "Going To Brazil", "Killed By Death", "Ace Of Spades" ----- "Overkill"
SLAYER
Der Wahnsinn hat einen Namen und der heißt: SLAYER! Und die sind heute besonders gut drauf. Tom Araya sieht nicht wie Jesus aus sondern wie der Leibhaftige als Jesus verkleidet. Vielleicht aber auch wie ein zu großer Zwerg aus Herr der Ringe oder ja auch wie ein mächtiger Zauberer. Gezaubert wird heute allerdings vorallem an den Instrumenten. Die Setlist bietet zwar kaum Überraschungen, aber dafür tut es der Rest: Endlich mal laut! Vielleicht diesmal aber auch etwas ZU laut. Doch der Sound ist nicht nur laut, sondern auch gut abgemischt. Die Band ist verdammt gut eingespielt und auch wenn Paul Bostaph kein Dave Lombardo ist, so ist er an diesem Abend aber verdammt nochmal ziemlich nah dran. Auch der Rest der Bande lässt sich nicht lumpen und gibt alles. Die Stimmung im Publikum ist ziemlich intensiv und es ist ohne zu übertreiben einer der geilsten Auftritte, welche ich je von SLAYER auf einem Festival sehen durfte! Und wenigstens hier kann man sich sicher sein: keine Doro!
Setlist: "Hell Awaits", "The Antichrist", "Necrophiliac", "Mandatory Suicide", "Hate Worldwide", "War Ensemble", "Postmortem", "Captor Of Sin", "Disciple", "Seasons In The Abyss", "Born Of Fire", "Dead Skin Mask", "Raining Blood", "Black Magic","South Of Heaven", "Angel Of Death"
KING DIAMOND
Alter! Der King in Wacken! Mal was anderes. Sehr oft sieht man ihn ja nicht. Auch uns kam natürlich, wie immer beim King, das ein oder andere "hihi" über die Lippen oder ein nachgemachter Kinder-Scream. Aber so ist das halt mit Kult. Auf der einen Seite ist da großer Respekt, auf der anderen seite ist die abartig hohe Stimme natürlich schon eine Herausforderung und Grenzerfahrung für jeden Zuhörer. Insgesamt hat der Regent nicht weniger als auf zehn verschiedene Alben zurückgegriffen und daraus ein famoses Best-Of-Set zusammengebastelt, welches besser nicht mehr geht um Werbunf für sich selbst zu machen. Bei bestem Sound in einer lauen Sommernacht wurde eben jene zum oft zitierten Traum. Die Bühnenshow war die eines Alice Coopers durchaus würdig und kam auf der großen Bühne sehr gut ausgestaltet voll zum Tragen. Da ist man doch gerne an vorderster Front dabei und vergnügt sich zu unsterblichen Hymnen wie "Come To The Sabbath", "Eye Of The Witch", "Sleepless Nights" oder "The Puppet Master". Eines der ganz großen Highlights und gerne jederzeit wieder!
Setlist: "The Candle", "Sleepless Nights", "Welcome Home", "Never Ending Hill", "The Puppet Master", "At The Graves", "Tea / To The Morgue / Digging Graves / A Visit From The Dead", "Evil", "Come To The Sabbath", "Shapes Of Black", "Eye Of The Witch" ----- "Cremation", "The Family Ghost", "Black Horsemen"
W.A.S.P.
W.A.S.P. hatten in Wacken in den letzten Jahren immer Extrempositionen eingenommen. Mal spielen sie Nachmittags bei gleißend hellem Sonnenschein oder dann gleich Nachts aus Rausschmeißer nach den Headlinern. Nach KING DIAMOND bieten Blackie Lawless und Co. eine entsprechende Reaktion auf die große Show, sind sie selbst doch nicht um derartige umfangreiche Bühnenaufführungen verlegen. Doch das lassen sie an diesem Tage explizit bleiben, die erste Hälfte des Sets besteht aus Klassikern der Marke "On Your Knees" gleich als OPener, "The Real Me" oder "L.O.V.E. Machine" und kulminiert in einem Medley mit abschließendem "I Wanna Be Somebody". Bei der Zugabe wird dann richtig fett ausgepackt: Mit der "The Titanic Overture", dem "The Crimson Idol Medley", "The idol" und dem überragenden "Chainsaw Charlie (Murders In The New Morgue" gibt es überraschend ein Best-Of-Programm des genialen 1992er Konzeptwerkes "The Crimson Idol" zu bestaunen. Auch hier ist der Sound nahe an der Perfektion, Blackie bestens bei Stimme und die Ausleuchtung und Show einfach nur hervorragend. Damit verabschieden wir uns vom vorletzten Wacken-Tag in die Nacht.
Setlist: "On Your Knees", "The Torture Never Stops", "The Real Me", "L.O.V.E. Machine", "Wild Child", "Sleeping (In The Fire) / Forever Free", "I Wanna Be Somebody" --- "The Titanic Overture", "The Crimson Idol Medley", "The Idol", "Chainsaw Charlie (Murders In The New Morgue)" --- "Heaven's Hung In Black", "Blind In Texas"
----- SAMSTAG -----
ARCH ENEMY
Mit neuer Frontfrau Alissa White-Gluz werfen sich ARCH ENEMY in die frühe Mittagshitze und lassen die Temperaturen gleich noch um einige Grade in die Höhe treiben. Sei es weil man bei dem Sound automatisch das rumzappeln anfängt oder auch nur beim Anblick der... ähm... hübschen Augen. Dabei kann Alissa bereits von den ersten Momentan überzeugen und weist ihre Vorgängerin Angela Gossow eindeutig in die zweite Reihe. Schade, dass man so früh auftreten muss und entsprechend nur wenige Songs spielen kann. Die neuen Stücke fügen sich natürlich auch wieder gleich in den Rest des Sets ein und die Bühnenperformance lässt keine Wünsche offen. Lediglich der Mixturm ist noch nicht richtig fit
BEHEMOTH
Einen sehr fulminanten und tief böse klingenden Todesmetall-Auftritt legen anschließend BEHEMOTH aufs Bret. Bei bestens abgemischtem Sound drücken die Kompositionen der Jungs direkt in die Magengegend und nur die aktuelle Naturkonstellation (Sommer, Hitze, Sonne, verdammt hell) verhindert die totale Extase. Die große Frage ist nur - wo sind denn die ganzen Leute alle hin? Leider ist das Gelände bei weitem nicht mehr so voll wie bei ARCH ENEMY.
EMPEROR
Endlich sieht man sie nach all den Jahren mal wieder live: die norwegischen Black-Metaller haben sich mal wieder zusammengefunden um einen Auftritt zu absolvieren. Zum 20jährigen Jubiläum des Albums "Into The Nightshade Eclipse" gibts das Ding komplett am Stück durchgespielt. Ihsahn, Samoth, Faust und Secthdamon präsentieren sich in Bestform, der Sound ebenfalls. Neben "Ancient Queen" und "Wrath Of The Tyrant" gibt's am Ende mit dem BATHORY-Cover "A Fine Day To Die" noch die obligatorische Verbeugung des großen Vorbildes Quorthon. Neben einer großen Pyro-Show wird der Auftritt auch noch im Fernsehen übertragen und wer weiß, ob es nicht wie beim letzten mal als sie hier gespielt haben wieder eine DVD/BD-Veröffentlichung geben wird. Irgendwann.
Setlist: Komplettes "Into The Nightshade Eclipse"-Album: "Into The Infinity Of Thoughts", "The Burning Shadows Of Silence", "Cosmic Keys To My Creations & Times", "Beyond The Great Vast Forest", "Towards The Pantheon ", "The Majesty Of The Nightsky", "I Am The Black Wizards", "Inno A Satana" ----- "Ancient Queen", "Wrath Of The Tyrant", "A Fine Day To Die"
AMON AMARTH
Die Schweden denken an diesem Abend erst gar nicht an ein Best-Of-Programm, sondern präsentieren eine aktuelle Tournee-Show zum neuen Album "Deceiver Of The Gods". Soll heißen: nur wenige Klassiker, dafür umso mehr Neues. Tut der Stimmung keinen Abbruch, das Festivalgelände ist brechend voll und auf der Bühne stehen zwei monströse Drachenköpfe herum. Dazu gibt es mal wieder mehr Pyro als in ganz China verfügbar ist, eine bestens aufgelegte Band und einen klaren, etwas leisen Sound. Vor der Bühne tut sich eine mind. 32 spurige Crowdsurfing-Autobahn auf, welche in einem gigantischen Circle-Pit mündet. Auch sehr abgefahren. Sieht vorallem auf den Monitoren äußerst beeindruckend aus.
Setlist: "Father Of The Wolf", "Deceiver Of The Gods", "As Loke Falls", "Varyags Of Miklagaard", "For Victory Or Death", "Guardians Of Asgaard", "Cry Of The Black Birds", "We Shall Destroy", "Asator", "War Of The Gods", "Victorious March" ----- "Twilight Of The Thunder God", "The Pursuit Of Vikings"
MEGADETH
Och Leute! MEGADETH kommen zum ersten mal nach Wacken und dann so ein Einstieg: Zuerst hört und sieht man nichts, dann spielt die Band ohne Ton. "Hangar 18" fiel vermutlich einer Alien-Attacke zum Opfer oder irgendeinem Geheimdienst. Im weiteren Verlaufe des Auftritts gibt's dann zwar Hits wie "Skin o' My Teeth", "Symphony Of Destruction", "In My Darkest Hour" oder "Peace Sells" zu hören, jedoch muss man die Show irgendwo zwischen Totalausfall und gerade noch erträglich einordnen. Die Band wirkt lustlos, der Sound ist sehr leise, die Band gerät ob der voluminösen Leinwand-Show fast zur Nebensache. Da ist wohl etwas ganz großartig schiefgegangen. Haken dran und darauf hoffen, dass das für eine baldige Wiederholung reich. Live in wacken natürlich und bloß nicht im Fernsehen.
Setlist: "Hangar 18", "Wake Up Dead", "In My Darkest Hour", "Skin o' My Teeth", "Sweating Bullets", "Tornado Of Souls", "Poison Was The Cure", "She-Wolf", "Trust", "Kingmaker", "Cold Sweat", "Symphony Of Destruction", "Peace Sells" ----- "Holy Wars... The Punishment Due"
AVANTASIA
Man kann von EDGUY und AVANTASIA sowie auch von Tobi Sammet halten was man will. Und ob man das großes Kino, Kommerz-Pop, Kitsch oder tatsächlich noch Heavy Metal nennen will, auch das steht jedem frei. Fakt ist jedoch, dass die letzten Studiowerke von Tobi Sammet einfach nur noch sehr großer Durchschnitt waren und sonst nichts. Ganz weit weg von großen Klassikern wie "Vain Glory Opera", "Theater Of Salvation" oder den ersten beiden "Metal Opera"-Teilen merkt man den Stücken der letzten Veröffentlichungen deutlich ihren Verschleiß an, nur noch zusammengehalten von massenhaft Gastmusikern die entfernt an die Peter Alexander-Shows erinnern. Da pfeifen sogar Oma und Opa noch vorm Röhrenfernseher mit. Kann man das alles für einen Abend aber mal beiseite lassen, dann legen die Leute hier allesamt einen dennoch großartigen Auftritt hin, bei dem in Punkto Performance und Professionalität natürlich alles stimmt. Egal ob Bob Catley, Ronnie Atkins, Amanda Somerville oder der an diesem Abend besonders überzeugende Michael Kiske - hier sitzt alles wie angegossen. Das einzige was immer wieder nervt sind die nie enden wollenden Ansagen von Herrn Sammet, welcher natürlich wie immer leicht übertreibt und natürlich auch gleich an mehreren Stellen erwähnen muss, dass man heute vor 100.000 Zuschauern spielt und das Konzert in 125.302 Ländern, Planeten und Galaxien live übertragen wird. Ganz großes Kino gibt es natürlich zum Abschluß noch einmal, als bei "Sign Of The Cross" und "The Seven Angels" alle Musiker nochmal gemeinsam auf der Bühne stehen. Wer da keine Feuchten Augen bekommt...
Setlist: "Spectres", "Invoke The Machine" feat. Ronnie Atkins, "The Scarecrow" feat. Ronnie Atkins, "The Story Ain't Over" feat. Bob Catley, "Prelude", "Reach Out For The Light" feat. Michael Kiske, "Avantasia" feat. Michael Kiske, "What's Left Of Me" feat. Eric Martin, "Dying For An Angel" feat. Eric Martin, "Farewell" feat. Amanda Somerville & Michael Kiske, "Shelter From The Rain" feat. Michael Kiske & Bob Catley, "The Great Mystery" feat. Bob Catley, "Twisted Mind" feat. Eric Martin, "Promised Land" feat. Eric Martin, "Lost In Space" ----- "Sign Of The Cross / The Seven Angels"
KREATOR
...ist vermutlich KREATOR-Fan, wartet schon während AVANTASIA noch spielen längst vor der anderen Bühne und darf sich die höhnischen Kommentare von Mr. Sammet Richtung KREATOR-Fans anhören. Denen ist das nebenan gerade stattfindende Amanda Fischer feat. Helene Kiske feat. Michaela Somerville Schlagerkonzert äußerst suspekt und man ist bemüht während des Wartens nicht ausversehen zu Nahe an einem Bierstand in AVANTASIA-nähe gefilmt zu werden.
Und dann ist es auch schon soweit, Mille und Co. haben keine Zeit für lange Worte und setzen mit "Phantom Antichrist" und "From Flood Into Fire" sogleich mal die Flag of Hate, welche in Songform gegen Ende des Sets auch klanglich nochmal ran darf. Das relativ moderne Set bei dem nur wenige alte Stücke Platz finden kommt beim Wacken-Publikum bestens an, denn es wird auch bei KREATOR nicht leerer. In Sachen Performance bleibt man etwas stoisch, hat aber einen guten Sound. Vor der Bühne tobt der Mob zum letzten großen Headliner in diesem Jahr. Ein sehr überzeugender Auftritt, der uns schon das nächste Wacken Open Air freudig erwarten lässt.
Setlist: "Phantom Antichrist", "From Flood Into Fire", "Warcurse", "Endless Pain", "Pleasure To Kill", "Hordes Of Chaos (A Necrologue For The Elite)", "Phobia", "Enemy Of God", "Civilization Collapse", "Violent Revolution", "United In Hate", "Flag Of Hate / Tormentor"
----- FAZIT -----
Das Jubiläum war mal wieder bestens organisiert, die Bandauswahl hatte zwar keinen absoluten Überflieger-Headliner, war aber trotzdem hervorragend. Sehr ärgerlich war, das nun Pressebereich und VIP-Camping wirklich weit weg sind. Die Shuttlebusse überfüllt und ohne funktionierende Klimaanlage, ein staubiger VIP-Campingplatz der im Supermarkt nur Bier und Kleinigkeiten hatte. Das alles trägt nicht dazu bei, auch mal kleinere Bands ansehen zu können. Wer einmal von der Bühne zum Zeltplatz und zurück möchte, kann dafür gleich mal 1,5 Stunden einplanen. Auch der einfache Fußweg beträgt hin- und zurück schon ca. 45-50 Minuten, denn den kürzeren Weg darf man wegen der dort verkehrenden Shuttles nicht gehen. Davon abgesehen war der Sound bei den meistens Bands auf den großen Bühnen heuer überdurchschnittlich gut bis sehr gut und die Integration der anderen Bühnen direkt aufs Gelände sicherlich eine Verbesserung. Der Höhepunkt kam aber kurz vor Schluß: 2015 spielen SAVATAGE, TRANS-SIBERIAN-ORCHESTRA, RUNNING WILD und IN FLAMES. Das ist ja definitiv wieder ein Grund für ein Wiedersehen. Und natürlich, weil man dort wie immer eine Menge Freunde trifft, die man sonst nur einmal im Jahr sieht. In Wacken eben.
----- PRELUDE -----
Bang Your Head Nummer 19. Quasi der letzte Countdown (hihi) zum großen Jubiläum nächstes Jahr.
----- FREITAG -----
WARLORD
Bill Tsamis und Mark Zonder, wie immer mit neuem Frontmann (hihi), erweisen uns genauso selten die Live-Ehre wie neue Studioalben (ganze drei in 29 Jahren). Umso zappeliger und sehnsüchtiger erwartet man denn auch ihre Auftritte. Das Fan-Lager hat sich mittlerweile in zwei Hälften aufgeteilt, welche siedend heiß miteinander diskutieren, ob man jetzt denn nur die alten Sachen wirklich benötigt oder auch die neuen. Stilstisch hat sich nicht viel verändert. Das Gegenlager argumentiert genau damit: man unterstellt den Jungs Kopien des ersten Albums abzuliefern. Man kann es eben keinem Recht machen, deshalb kommen wir hier um diesjährigen Gig: Transparenter Sound, sehr überzeugender Gesang durch Neuzugang Nicholas Leptos (soll angeblich südlich von Bayern wohnen, getreu dem Motto "Leptos und Lederhosen"). Das Stage-Acting lässt auf der großen Bühne etwas Action vermissen, doch die Band wird vom, noch überschaubaren, Publikum bereits zur Mittagszeit sehr gut abgefeiert. Völlig zurecht auch Granaten des neuen Jahrtausends wie "Winds Of Thor" und "70,000 Sorrows".
Setlist: "Lucifer's Hammer", "Child Of The Damned", "Winter Tears", "Aliens", "Black Mass", "Kill Zone", "Winds Of Thor", "Deliver Us From Evil", "70,000 Sorrows"
VAIN
Die alteingesessenen Glamrocker VAIN können da nicht so ganz mithalten. Das Wetter schlägt von praller Mittagssonne auf Platzregen um, der Sound versickert irgendwo im unteren Durchschnitt, auf der Bühne ist wenig los und die Jungs da oben auf den Brettern kommen sich völlig unangebracht größer vor als sie tatsächlich sind. Das fängt beim verspätet beginnendem Gig an und hört beim verspätet zuende gehenden Gig auf. Dazwischen eine leicht unmotivierte Hintermannschaft, ein hyperventilierender Sänger und davor ein nur mäßig motiviertes Publikum. Lediglich direkt vor der Bühne gegen einige DieHard-Fans richtig ab. Insgesamt gesehen ziemlicher Durchschnitt.
KISSIN' DYNAMITE
Die Schwaben KISSIN' DYNAMITE zeigen den alten Säcken anschließend wie Glam im Jahre 2014 funktioniert: durchgeknallt, powervoll, teilweise spektakulär mit SCORPIONS-Pyramide. Mitsingspielchen, kleinen Reminiszensen an große Vorbilder und jeder Menge Spaß. Auf der Bühne ist die Hölle los und vor ihr ziemlich viele Mädels die abgehen wie Luzi. Eine gut ausgewählte Best-Of-Show mit mehreren Überhangmandaten zum aktuellen Studiowerk "Money, Sex And Power" runden eine insgesamt überzeugende Vorstellung ab.
RIOT V
Noch nicht ganz bis nach Balingen hat sich die Umfirmierung von RIOT in RIOT V herumgesprochen, so dass einige "oooohhhss" und "aaaahhhhs" durch die Gegend raunen. Dabei ist das relativ einfach erklärt: Man hat den Bandnamen aus Respekt vor dem verstorbenen Mark Reale geändert und die "V" bezieht sich auf den fünften Sänger. Doch ist diese Band würdig? Sie ist es! Definitiv! Das Hauptaugenmerk liegt hierbei auf der bekanntesten Platte "Thundersteel", ergänzt um frisches "Metal Warrior" und noch älteres "Swords And Tequila" Material. Leider ist der ganze Auftritt viel zu kurz, aber mehr mehr davon hören will kann ja auf's Hammer Of Doom- oder Keep It True-Festival gehen, denn aktuell tingeln die Jungs öfters in unseren Breitengraden herum. Zum Auftritt kann man nur sagen: so ziemlich perfekt. Die Bühne wird gut ausgenutzt, die Leute auf und vor der Bühne haben viel Spaß. Man merkt einfach, dass da kein Ausverkauf eines legendären Bandnamens betrieben wird, sondern authentische, ehrliche Kontinuität. Natürlich und vorallem auch an den aktuellen Studioerzeugnissen. Daumen hoch!
Setlist: "Narita", "Fight Or Fall", "Johnny's Back", "Wings Are For Angels", "Angel Eyes", "Flight Of The Warrior", "Bloodstreets", "Metal Warrior", "Swords And Tequila", "Thundersteel"
EXODUS
Mit der Rückkehr des seit 10 Jahren von den meisten Fans schmerzlich vermissten Steve Souza sind EXODUS wieder ganz die alten. Endlich wieder ein richtiger Gesang! Die Setlist stimmt wieder und die nicht mal lauwarmen letzten Alben sind ebenfalls nach dem Gig vergessen. Kann ja nur noch besser werden. Gut, dass die Band noch rechtzeitig gemerkt hat, dass es so nicht weitergehen kann, allerdings war Mr. "Zetro" ja damals auch nicht unbedingt ganz unschuldig. Wie es auch sei: Da ist wieder richtig Stilfreude auf der Bühne, da tanzt der Bär und steppt der Heavy Metal Hamster. Nach diversen Beinahe-Genickbrüchen bei "Bonded By Blood", "A Lesson In Violence" oder "Strike Of The Beast" kann man sich Herrn Souza nur in seiner Meinung anschließen: "EXODUS is back!" - und wie!
Setlist: "Bonded By Blood", "War Is My Shepherd", "Piranha", "And Then There Were None", "Blacklist", "A Lesson In Violence", "Brain Dead", "The Toxic Waltz", "Strike Of The Beast"
MICHAEL SCHENKERS TEMPLE OF ROCK
Ab diesem Zeitpunkt beginnt dann quasi der "Tribute- und Remember-Abend" des Festivals. Michael Schenker spielt neben einigen Solostücken ganz viel MSG, SCORPIONS und UFO. Sebastian Bach gibt hauptsächlich SKID ROW-Stücke zum Besten und Axel Rudi Pell versteckt in seinem Set neben einer ganz laut verkündeten STEELER-Reunion auch noch Stücke von DEEP PURPLE, RAINBOW oder NEAL YOUNG. Sei's drum. Spaß soll's machen.
Beginnen wir also mit Herrn Schenker. In großartiger Besetzung (u.a. mit Doogie White und Francis Buchholz) sorgt "Doctor Doctor" als Opener bereits für großes Staunen "nanü, kommt sowas nicht zum Schluß?" Doch die unten aufgeführte Setlist zeigt wieso: "Another Piece Of Meat", "Armed And Ready", "Rock Bottom" - Hit reiht sich an Hit. Nach einer lange andauernden Findungsphase mit mehr oder weniger völlig überflüssigen Alben schafft es der Gitarrenmagier inzwischen wieder auch auf neuen Scheibletten was sehr ordentliches auf die Reihe zu bekommen. Das Projekt heisst "Temple Of Rock" und wenn man einen derartig geilen Song wie "Where The Wild Winds Blow" im Gepäck hat, müssen Stücke aus der Vergangenheit nicht länger Verlegenheitshöhepunkte darstellen. Kein Zweifel: Michael Schenker erlebt gerade einen zweiten Frühling, ist bärenstark drauf, hat zusammen mit seinen Wegbegleitern beste Stimmung mitgebracht und das Publikum zahlt diese konsequent zurück. Sehr guter Gig!
Setlist: "Doctor Doctor" (UFO), "Where The Wild Winds Blow", "Lovedrive" (SCORPIONS), "Another Piece Of Meat" (SCORPIONS), "Assault Attack" (MSG), "Armed And Ready" (MSG), "Into The Arena" (MSG), "Before The Devil Knows You're Dead", "Lost Horizons" (MSG), "Rock You Like A Hurricane" (SCORPIONS), "Rock Bottom" (UFO)
SEBASTIAN BACH
"What The Fuck" ist dann nicht nur wegen Herrn "Fuck" aka Sebastian Bach Programm, sondern auch bei den Leuten vor der Bühne. Es gibt eine sehr ordentliche Lightshow (endlich isses mal dunkel...), welche von einer sehr ordentlichen Begleitband supported wird. Nur Herr Bach ist nicht gut drauf. Er versucht heute tatsächlich zu SKID ROW-Stücken so heißern zu röhren wie der ehemalige Gesangsgott Eric Adams. Also schreien, keifen, röhren, heißer flüstern, dazwischen einige gescheiterte Versuche nach Ozzy oder Karl Moik zu klingen. Leute?! Was ist das los!? Das ist ja schlimmer als Andi Deris bei HELLOWEEN. Nein, nein. Das war leider gar nichts. Schade um die ganzen tollen Hits. Immerhin kriegt er "18 And Life" noch einigermaßen auf den Röster. Insgesamt gesehen ein durchschnittlicher Auftritt mit teilweise unterirdischem Gesang. Pardon. Gegröhle.
Setlist: "Slave To The Grind" (SKID ROW), "Temptation", "The Threat" (SKID ROW), "Big Guns" (SKID ROW), "Piece Of Me" (SKID ROW), "18 And Life" (SKID ROW), "American Metalhead" (PAINMUSEUM), "Taking Back Tomorrow", "Monkey Business" (SKID ROW), "I Remember You" (SKID ROW), "Youth Gone Wild" (SKID ROW)
AXEL RUDI PELL / STEELER - ANNIVERSARY SHOW
Teil 1: STEELER
In Japan ein Gott, in Deutschland eher belächelt. So ist das mit den Propheten im eigenen Land. Axel Rudi Pell ist davon eines der leuchtensten Beispiele. Es hätte natürlich auch anders kommen können, siehe ACCEPT oder SCORPIONS, aber dazu hätte auch gehört, dass man länger als nur vier Alben durchhält. Die Rede ist hier zuerst mal von STEELER. Die sind hier tatsächlich im Original Line-Up vertreten und eröffnen den dreiteiligen Axel-Rudi-Pell-Abend. Mit "Call Her Princess", "Night After Night", "Rockin' The City" und "Undercover Animal" werden Erinnerungen an tiefste 80er Jahre wach. Interessant auch, dass Original-Sänger Peter Burtz es immer noch drauf hat. Irgendwie hat man so den Eindruck, dass Axel eher mit sich selbst beschäftigt ist und der Rest der Truppe durchaus deutlicher dem Bandgedanken pflegt. Aber gut, lang, lang ist's her. Immerhin ein guter Anfang.
Teil 2: AXEL RUDI PELL - Die frühen Tage
Huiuiui. Jörg Michael, Jeff Scott Soto, Rob Rock. Waren das noch Zeiten. Den Anfang markierte Rob Rock mit "Nasty Reputation", danach durfte noch Jeff Scott Soto bei "Warrior" und "Fool Fool" ran. An den Drums natürlich jeweils von Jörg Michael unterstützt. Eine nette Erinnerung an die Anfangszeiten und natürlich alle in Bestform.
Teil 3: AXEL RUDI PELL - Aktuelle Besetzung
Also ehrlich gesagt. Aus wem genau besteht eigentlich die aktuelle Besetzung? Hihi. Wer soll sich sowas noch merken. Am Mikro jedenfalls Johnny Gioeli und klar, Ferdy Doernberg an den Keys. Zu hören gab es auch hier ein Best-Of-Programm mit Stücken wie "Strong As A Rock", "The Masquerade Ball" oder "Rock The Nation". Der Auftritt hier sogar noch etwas überzeugender, weil man hier ein eingespieltes Team vorfindet.
Teil 4: AXEL RUDI PELL - Drum Battle
Äh ja. Bobby Rondinelli und Vinnie Appice trommeln sich gegenseitig in den Krieg. Und das aber mit wenig tödlicher Entschlossenheit. Laaaaaaaaaaaangweilig. Wer braucht sowas? Viele. Als Pause zum Bierholen.
Teil 5: AXEL RUDI PELL AND FRIENDS
Den Abschluss bildet dann eine Reihe von Coverversionen welche u.a. von Ronnie Atkins, John Lawton und Graham Bonnet unterstützt werden. Aber gleich dreimal DEEP PURPLE? Nunja, da lassen sich die Einflüsse eben ganz offen erkennen.
Insgesamt gesehen eindeutig ein legendärer Auftritt. Allerdings fanden zwischen all den genannten Teilen jeweils längere Umbaupausen statt, welche die Stimmung immer wieder ziemlich heruntergerissen haben.
Setlist: "Call Her Princess" (STEELER), "Night After Night" (STEELER), "Rockin' The City" (STEELER), "Undercover Animal" (STEELER), "Nasty Reputation" feat. Rob Rock, "Warrior" feat. Jeff Scott Soto, "Fool Fool" feat. Jeff Scott Soto, "Burning Chains", "Strong As A Rock", "Long Way To Go", "Hey Hey, My My (Into The Black)" (NEAL YOUNG & THE CRAZY HORSE), "Mystica", "Into The Storm", "Too Late / Eternal Prisoner / Too Late", "The Masquerade Ball / Casbah", "Rock The Nation" ----- "Drum Battle" feat. Vinny Appice and Bobby Rondinelli, "Black Night" (DEEP PURPLE) feat. Ronnie Atkins, "Symphathy" (URIAH HEEP) feat. John Lawton, "Tush" (ZZ TOP), "Mistreated" (DEEP PURPLE), "Since You Been Gone" (RUSS BALLARD) feat. Graham Bonnet, "Long Live Rock'n'Roll" (RAINBOW), "Smoke On The Water" (DEEP PURPLE)
----- SAMSTAG -----
HIRAX
Die kalifornische Thrash-Band um Paton De Pena existierte in den 80ern nur fünf Jahre, bevor sie sich im Jahre 2000 wiedervereinigte. Interessanterweise seitdem mit eigentlich überwiegend besseren Werken als damals. Warum die Band, mal abgesehen von der großen Konkurrenz, nie den großen Durchbruch geschafft hat merkt man im Laufe des Sets: Die Band gibt alles, agiert mit viel Freude und Laufbereitschaft, spielt bestens zusammen. Lediglich die Songs sind auf Dauer einfach zu eintönig. Die Geschwindkeit fast immer gleich - also sehr schnell, ein Groove ist eher selten vorhanden und auf ein Killer-Break wartet man ebenso - vergebend. Ein hübscher Tagesanfang aber allemal.
MAD MAX
Bei MAD MAX wird's anschließend wieder gepflegt rockig. Etwas irritierend sind die englischsprachigen Ansagen bei der Band aus Münster. Doch beim späteren Interview klärt sich das auf: eine DVD möchte man vom Konzert veröffentlichen. Achso. Bei einem ziemlich widerwärtigen Platzregen müssen die Jungs zusehen, wie ihnen plötzlich das komplette Publikum abhanden kommt, welchs in alle Himmelsrichtungen davonläuft. Da hätte der Mitschnitt schnell ins Wasser fallen können. Doch nach zwei Minuten waren die Leute vor der Bühne wieder da, der Regen wieder weg. Michael Voss und Co. sind aber Profi genug, um sich von der sicherlich leicht absurden Situation nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Sie blasen ein Melodic Best-Of aus den Amps, welches keine Gefangenen macht. "Night Of Passion", "Wait For The Night" oder "Never Say Never Again" sind kleine Perlen. Wie ein Echo der letzten Jahre wird noch dem großen Dio gehuldigt, in dem kurz "Heaven And Hell" angespielt wird. Der Rauswerfer in Form von "Fox On The Run" von THE SWEET rundet ein sehr gelungenes Konzert ab.
ROB ROCK
Der Gesangstausendsassa Rob Rock war bereits Tags zuvor bei Axel Rudi Pell kurz auf der Bühne. Bei seinem Soloauftritt hier unterlässt er es bis auf "I'm A Warrior" von IMPELLITTERI auf die Vielzahl seiner bisherigen Bands hinzuweisen und liefert ein breites Spektrum an eigenem Material an das Balinger Publikum aus. Unterstützt wird er hierbei von einigen Bandmitgliedern von NARNIA und Peter Halgren. Ein überzeugender Gig mit gutem Sound und leider sehr wenig Publikum. Ist bei Hymnen der Marke "Slayer Of Souls" wenig nachvollziehbar, aber - ist halt so. Daumen hoch!
STRYPER
Auch die White Metaller von STRYPER machen ihre Sache gut. Auffällig viele Kopfschüttler mit Shirts der Band sind plötzlich auf dem ganzen Gelände und vorallem Richtung Bühne hin unterwegs. Wegen Terminen war nur Zeit für die ersten beiden Stücke. Die waren dann schon ausreichend, um behaupten zu können, dass das wohl auch überdurchschnittlich war.
OBITUARY
Anschließend totalitäres Kontrastprogramm: Die Todesanzeige persönlich steht auf der Bühne und punktet mit wuchtigem Sound und bleierner Endzeitstimmung. Bis auf den nagelneuen Track "Inked In Blood" gibt es mit "The End Complete" (als Opener), "Slowly We Rot" oder "Immortal Visions" ausschließlich Stücke der ersten Alben zu hören, die natürlich alle ohne Frage ganz große Klassiker sind. Im Gegensatz zu den weglaufenden Mad Max-Anhängern bleiben die harten Todesmosher hier auch im Regen vor der Bühne stehen und klatschen sich die nassen Haare um die Ohren. Ein Gig ohne Makel.
UNISONIC
Die Band um Michael Kiske und Kai Hansen ist das gefühlt 98. HELLOWEEN-Seitenprodukt. Doch zusammen mit GAMMA RAY hat sie durchaus das Potential zu den besten davon zu gehören. Das Debüt konnte hier noch nicht ganz überzeugen, das zweite Album war zum Bang Your Head noch nicht erschienen. Doch mit "For The Kingdom" und "Exceptional" ist der Ausblick auf dieses ziemlich grandios und lässt auf ein richtig gutes Werk hoffen. Ansonsten gibt es mit der Bandhymne "Unisonic", "Star Rider" oder "We Rise" leichte bis tiefergehende Kost und zum Ende hin mit den großen HELLOWEEN-Klassikern "March Of Time" und "I Want Out" noch Stücke, die das ganze Messegelände mitsingen lassen. So muss das sein. Doch es gibt auch Negatives zu berichten. Der Sound ist über weite Strecken grottig, Kai Hansen hadert mit Technikproblemen und die Band macht einen alles andere als eingespielten Eindruck, was durch Kiskes Ansage, dass dies der erste Auftritt seit 2012 wäre, deutlich untermauert wird. Ein eher zwiespältiger Gig also, welcher aber durch die zwei neuen Stücke sehr neugierig aufs kommende Album macht.
Setlist: "Unisonic", "Never Too Late", "For The Kingdom", "Star Rider", "My Sanctuary", "King For A Day", "Exceptional", "March Of Time" (HELLOWEEN), "We Rise", "I Want Out" (HELLOWEEN)
ANTHRAX
Letztes Jahr noch den kompletten Auftritt von ANTHRAX auf dem Summer Breeze vom Bühnenbalkon aus mit perfektem Klang gesehen, klingt der Sound hier schon ziemlich unter aller Sau. Die Hälfte der Stücke erkennt man die ersten drei Stücke entweder gar nicht oder nur am Refrain. Man hört nur Trommeln und Bass. Gitarre? Nicht vorhanden. Gesang? Ansatzweise hörbar. Ab "Indians" wird es dann so langsam besser. Auch die Band hat wohl nicht ihren besten Tag erwischt , denn bis auf Herrn Belladonna, welcher sich ziemlich verausgabt, steht der Rest der Jungs eher stoisch auf den Brettern und hofft wohl insgeheim, dass bald Schluß sein möge. Leider ein ziemlicher mauer Auftritt.
Setlist: "Among The Living", "Caught In A Mosh", "Got The Time" (JOE JACKSON), "Indians", "In The End", "Madhouse", "Fight 'em 'til You Can't", "I Am The Law", "Antisocial" (TRUST)
EUROPE
Die ehemaligen Pop-Rocker EUROPE sind längst erwachsen geworden. Und härter noch dazu. So besteht die Songauswahl aus der Hälfte neuerer Stücke der letzten 15 Jahre ("Riches To Rage", "Demon Head" oder "Love Is Not The Enemy") und wird zwischendurch immer wieder durch altbekannte Klassiker ("Superstitous", "Scream Of Anger", "Rock The Night") aufgelockert. Für jemanden der nur die alten Stücke kennt mag das ziemlich verwirrend sein, doch die Jungs legen eine sehr ordentliche Performance an den Tag und Publikum ist in Feierlaune. So voll wie Vortags bei Axel Rudi Pell war's aber nicht.
ATLANTEAN KODEX
Draußen spielen EUROPE, in der Halle spielen ATLANTEAN KODEX. Keine Zweifel was man sich da anhört. In der immerhin halb gefüllten Halle mit überraschend viel jungem Publikum gibt es mit zahlreichen versteckten und auch offen ausgetragenen Anspielungen (u.a. einem Kurzzitat von EUROPEs "Carrie"). Keine Frage: mehr Spaß hatten die Zuschauer definitiv in der Halle. Aber auch über das Konzert kann man nicht meckern. Bei bestem Sound erklangen Ewigkeitshymnen wie "Enthroned In Clouds And Fire", "Sol Invictus" oder "Twelve Stars And An Azure Gown" mit abartig genialer Intensität, so wie man es von Markus Becker, Manuel Trummer und Co. eben gewohnt ist. Keine andere Band habe ich in den letzten Jahren in so kurzer Zeit so oft auf Festivals und Einzelkonzerten gesehen, weil sie immer alles geben. Ich hoffe doch sehr, dass Horst ATLANTEAN KODEX das nächste mal dann auf der großen Bühne auftrumpfen lassen wird!
Setlist: "Enthroned In Clouds And Fire", "Sol Invictus", "Pilgrim", "From Shores Forsaken", "Heresiarch", "A Prophet In The Forest", "Twelve Stars And An Azure Gown", "The Atlantean Kodex"
TWISTED SISTER
Die Glam-Schwestern aus U.S.A. sind hier quasi in ihrem Wohnzimmer. Tiefe Emotionen verbinden die Band und allen voran Frontmann Dee Snider mit dem Bang Your Head. Hier war sein umjubelter Soloauftritt, der anschließend die Reunion einleitete, damals, 2001, als noch Stunden später tausende von Menschen "We're Not Gonna Take It" durch die Nacht und im McDonalds sangen. Neues Songmaterial ist bis auf ein überflüssiges Weihnachtsalbum seit dem nicht erschienen und so kann man sich auch ziemlich sicher sein, dass es in der Setlist keine größeren Überraschungen gibt. Einzig die Lemmy-Hommage "Born To Raise Hell" mit Genesungsgrüßen fällt hier aus dem gewohnten Muster und besagtes "We're Not Gonna Take It" erscheint bereits im ersten Drittel des Konzerts. Das Publikum ist schon auf dem Eröffnungstrippel "Stay Hungry", "Shoot 'em Down" und "You Can't Stop Rock'n'Roll" in Wallung, doch nach dem MOTÖRHEAD-Brett, dem epischen "The Fire Still Burns", der großartigen Ballade "The Price" und "Burn In Hell" flippt es vollends aus und gröhlt Balingen in Grund und Boden. Dee Snider lässt sich sich nicht nehmen zwischen den Stücken immer wieder längere Reden zu halten und dabei gegen Band-Reunions ohne Gründungsmitglieder zu stänkern, Casting-Shows zu verdammen und Soziale Netzwerke gleich noch dazu. Ja, warum auch nicht. Seine Ansagen sind im Gegensatz zu denen von MANOWAR ja wenigstens lustig. Vor der Bühne ist's gerammelt voll und Dee Snider und Co. lieferten einen nahezu perfekten Gig ab, bei bester Stimmung. Ein mehr als nur runder Abschluß des Festivals. Aus Lärmschutzgründen ist jetzt nämlich Schluß, aber es gibt noch eine Zugabe: in der Halle nebenan spielen noch OMEN.
Setlist: "Stay Hungry", "Shoot 'em Down", "You Can't Stop Rock'n'Roll", "Captain Howdy", "Street Justice", "We're Not Gonna Take It", "The Kids Are Back", "I Believe In Rock'n'Roll", "Born To Raise Hell" (MOTÖRHEAD), "The Fire Still Burns", "The Price", "Burn In Hell", "I Wanna Rock" ----- "Come Out And Play", "S.M.F."
OMEN
Den Abschluß des Bang Your Head 2014 gestalten schließlich die U.S.-Powermetaller OMEN in der Halle. Dahin zu gelangen ist allerdings alles andere als einfach. Egal ob als VIP oder normaler Gast, um jetzt (und das noch bevor TWISTED SISTER ihren Gig beendeten!) in die Halle zu gelangen, kann man nicht mehr einfach direkt dort hinein. Nein! Man muss das Festivalgelände verlassen, außen herum laufen und auf der anderen Seite wieder in die Halle reingehen. Das kostet nicht nur Zeit und Nerven, sondern der Band auch viele potentielle Zuschauer, die den letzten Auftritt in der Halle wegen der Absperrungen entweder gar nicht mehr wahrnehmen oder einfach genervt direkt zum Campingplatz gehen. So ist die Halle, welches letztes Jahr beim letzten Gig noch aus allen Nähten platzte, nicht mal zur Hälfte gefüllt. Da tut einem allein schon deswegen die Band leid. Doch die kriegen es noch dicker: technische Probleme treiben Bandcheffe Kenny Powell in die Verzweiflung, es dauert relativ lange, bis das Konzert dann sowohl klanglich als auch technisch in Butter ist. Über die gottgleiche Setlist brauchen wir nicht viel diskutieren, nur das Duett mit Kevins Tochter beim Klassiker "Don't Fear The Night" lässt einem dezent die Zehennägel hochrollen. Wer braucht denn bitte sowas? So einen Kindergeburtstag überlassen wir doch dann bitte gerne AVANTASIA, aber nicht OMEN. Insgesamt gesehen bis auf die Technik ein souveräner Auftritt. Wer ihn verpasst hat, kann hier auch gleich die gute Nachricht lesen: OMEN kommen wieder zum Bang Your Head. Und zwar bereits 2015 zum großen Jubiläum!
Setlist: "Death Rider", "Dragon's Breath", "Ruby Eyes (Of The Serpent", "The Axeman", "1000 Years Reign", "Last Rites", "warning Of Danger", "Be My Wench", "Don't Fear The Night", "In The Arena", "Termination", "Battle Cry", "Teeth Of The Hydra" ----- "Die By The Blade"
------ FAZIT ------
Bis auf das sehr wechselhafte Wetter wieder alles toll gewesen. Vielen Dank an die Veranstalter für all die Jahre gute Organisation und die ganze Arbeit. Wir sehen uns 2015, beim großen Jubiläum \m/
40.000 Besucher, immer noch kein Wikingerdorf, kein Mittelaltermarkt und kein Rodeoreiten. Was ist da los? Achja, wir befinden uns im mittelalterlichen fränkischen Dinkelsbühl, genauer gesagt einige Kilometer davon entfernt auf einem Flugplatz. Glas wie immer streng verboten. Aber der ist ja auch vom anderen Underground Empire. Also ein wirklich ECHTES Heavy Metal Open Air. Mal wieder. Kommen wir zu unserem mittlerweile 12. Summer Breeze-Bericht in Folge:
----- MITTWOCH -----
Während Wacken mittlerweile gefühlte drei Wochen dauert aber die erste interessante Band tatsächlich erst am Donnerstag spielt, wird's beim Summer Breeze bereits am Mittwoch interessant.
VADER
Die Polen VADER, deren Frontmann Piotr Wiwczarek das Publikum auf Deutsch ansprach, waren bereits vor zwei Jahren schon hier im Zelt. Die Tatsache, dass sie schon wieder hier waren, spricht eindeutig für sie. Das Zelt zum Bersten gefüllt, gab es einen Knüppel-aus-dem-Sack-Auftritt der Alte-Schule Todesblei-Metaller. Der Sound war zwar einigermaßen ok, aber weitaus basslastig, was sich für einige hundert Fans, welche nicht mehr ins Zelt passten, draußen anhörte wie ein Verkehrsunfall. Immerhin gab es dort auch eine Leinwand. Es geht voran. Ein toller und intensiver Gig, der die Dunkelheit des ersten Abends erhellte und den Weg frei machte für EXODUS, welche von inzwischen warmgeschüttelten Metalheads freudig begrüßt wurden.
EXODUS
Mit EXODUS und DESTRUCTION gab's dann die Thrashige Double-Feature Show und EXODUS legten vor. Sie hatten es nicht einfach nach der ordentlichen Abrissbirne von VADER, kämpften sich aber mit anstachelnden Worten und musikalischen Taten immer weiter nach vorne, bis aus einem Anfangs eher verhaltenen Publikumszuspruch ab der Mitte des Auftritts ein Wahnsinns-Mob wurde, der auch endlich den mehrmaligen Aufruf nach einem Circle-Pit Folge leistete. EXODUS hätten eigentlich einen wahrhaft prominenteren Slot auf diesem Festival verdient gehabt, aber sie wußten das Beste daraus zu machen und trugen in erhöhtem Maße dazu bei, dass sich für die ganzen früh Angereisten das Festival jetzt schon gelohnt hatte. Kein Zweifel: sie dürfen hier gerne öfters erscheinen als nur alle fünf Jahre. Und das hier war wohlgemerkt erst der zweite Gig auf dem Summer Breeze überhaupt. Ja gibt's denn sowas. Noch am Rande erwähnt: während der aktuelle EXODUS-Gitarrist Gary Holt gerade mit SLAYER durch die Welt tanzt, half hier Kragen Lum von HEATHEN netterweise aus. Wer zockt eigentlich gerade bei denen an den Saiten? Fragen über Fragen...
Setlist: "The Ballad Of Leonard And Charles", "Beyond The Pale", "Children Of A Worthless God", "Iconoclasm", "Blacklist", "Bonded By Blood", "A Lesson In Violence", "The Toxic Waltz", "Strike Of The Beast"
YEAR OF THE GOAT
Die Okkultrock-Modeströmung macht wirklich nirgendwo halt und landete beim Summer Breeze erstmal auf der kleinen Camel Stage. Dessen Sound Engineer war wohl noch Azubi und so klang es direkt vor der Bühne wohl ziemlich sauber, aber bereits fünf Reihen dahinter schon wieder ziemlich matschig. Denken heißt vergleichen. Insgesamt ein Auftritt der ok ging, aber mehr dann auch nicht.
DESTRUCTION
Eine deutsche Band anschleppen ist wohl zu einfach. Erst zwei Jahre zuvor durften wir den Thrashern DESTRUCTION an selbiger Stelle lauschen. Wohl auch Mangels Herausforderung war das Zelt dann zum Auftakt nicht mal mehr halb gefüllt, während bei VADER noch unzählige Leute erst gar nicht mehr reinpassten. Schmier und Co. ließen sich davon jedoch nicht wirklich beeindrucken und gaben - wie immer - alles. Die unheimlich gute Bühnen-Performance sollte sich beim noch vorhandenen Publikum dann doch noch auszahlen und so wurde es spätestens bei der Mitte des Auftritts richtig gut. Gutes Zeug!
KADAVAR
Ja, auch zwischen Wacken und Summer Breeze passt noch ein Festival. Nämlich das Brückenfestival in Nürnberg. Hier spielten heuer u.a. auch KADAVAR. Die Vintage-Rocker legten in der schönen ehem. Reichsstadt einen abartig genialen Auftritt hin. Perfekt abgemischter Sound, super tighter Gig, abartig warme Stimmung. Da waren die Erwartungen auf eine entsprechende Wiederholung natürlich hoch. Und wurden natürlich leider nicht erfüllt. Lags an der diesmal lahmen Abmischung? Mit Sicherheit auch. Am Publikum? Ja. Es war weit nach Mitternacht und der Rest vom Fest feierte sich und sonstwen bereits auf dem Zeltplatz. An der Band? Bedingt. Obwohl ja eigenltich alles so war wie eine Woche zuvor, kam die drückende Überzeugung, der totalitäre Wille und die intensive Stimmung an diesem Abend bei weitem nicht so zwingend herüber wie eine Woche zuvor. Von einem nicht guten Auftritt zu sprechen wäre allerdings glatt gelogen.
----- DONNERSTAG -----
ALESTORM
Kennt Ihr eigentlich das Legacy Magazin? Das war ja ursprünglich mal total böse und in den Reviews fand man quasi ausschließlich Tod und Thrash, Grind und Core, Verwesung und all das Schreckliche. Also quasi das Magazin zum Summer Breeze. Doch irgendwann fanden dort immer mehr Bands Einzug, welche viel melodischer waren. Manche gar als "Special Tip". Unerhört! Ein gewisser "BTJ" war dort gar in den frühen Jahren dieses Magazins gewissermaßen radikal fehlgeleitet. Und jetzt schreiben wir das Jahr 2013 und da spielen ALESTORM auf dem Summer Breeze. Natürlich kein Sakrileg, erstmal. Schon pseudo-ungarische Transivanien-Rocker taten hier ihr Unwesen, sogar als sie noch anderweitig niemand kannte. Die eigentliche Sensation ist aber hier: ALESTORM spielten in der prallen Mittagssonne und das Gelände war voll wie ne Windel nach viermal an der Zitze nuckeln! Alter Schotte! Und nicht nur das! Da wurde jede Zeile mitgesungen und -gegröhlt, da ging's auf der Bühne mächtiger ab wie nach 'nem Zwölferpack Abführmittel im Enddarm. Was für ein sakrisch geiler Auftakt!
MUSTASCH
Wenn vor der Bühne verdächtig viele Menschen Oberlippenbärte tragen, ist man nicht zwangläufig in ein Zeitloch gefallen. Man könnte auch einfach bei MUSTASCH vor der Bühne stehen, deren Anhänger den Namen wohl gerne mal auch beim Wort nehmen. Die Hardrocker sind eine weitere Ausnahme des eher auf härtere Sounds ausgelegten Festivals, gehören zu diesem aber regelmäßig mit dazu. Hier gleich von einer Quoten-Band zu sprechen wäre für die Schweden allerdings schmerzhaft, denn sie punkten bereits seit etlichen Jahren nicht nur hier mit überzeugend guter Mucke, sehr druckvollen Live-Auftritten und einem Songmaterial, welches auch zuhause gerne mal aus dem Regal genommen wird. Also auch hier: Daumen hoch!
SOILWORK
Ja. Hmm. Schon wieder Schweden. Sei's drum. SOILWORK hatten wie KADAVAR das schwere Los gezogen und mussten sich einem Vergleich stellen. In diesem Fall war das Ergebnis umgekehrt: der Sound war in Wacken verwaschen, übersteuert und teilweise vom Winde verweht. In Dinkelsbühl hingegen zwar nicht wirklich glasklar, aber immerhin sehr druckvoll und tight. Auch die Bühnen-Performance war über weite Strecken ordentlich. Die Songauswahl, auf das aktuelle Album beschränkt, hingegen eher durchschnittlich. Das Publikum nahm's zwar mit Fassung, die Stimmung hingegen hatte unteren Begeisterungsfaktor. Fazit: irgendwie so "lala".
NECROPHOBIC
Frontmann Tobias Sidegard tatsächlich im wahrsten Sinne des Wortes hinter schwedischen Gardinen. Da wird ein Sprichwort wahr und zum Klischee. Kristoffer Olivius von NAGLFAR als halbgarer Ersatz kann nicht Gitarre spielen. Sei's drum. Die Songauswahl hatte es mir angetan, denn diese hatte ein Faible für "Hrimthursum", mein persönliches Lieblingswerk. Melodie. Böse. Finster. Bedrohlich. Tod. Hass. Der ganze Scheiß. Ihr wisst schon. Das Partyzelt war ungefähr so voll wie der Dauerzustand der Bodomkinder und die Stimmung granatenstark. Die Performance auf der Bühne erreichte mit dem Einwechslungsspieler zwar nicht den Siedepunkt, war aber mehr als nur akzeptabel.
DER W
Ganz ehrlich? Auch als alter BÖHSE ONKELZ-Fan konnte ich mit Weidners Solopfaden nie etwas anfangen. Texte, wabernd im aufblasbaren Nichts, für ein Publikum dessen eigene Daseinsberechtigung mit der Auflösung der vier Jungs aus Frankfurt zeitweise vom Universum selbst in Frage gestellt wurde. Es waren zum Glück nicht Tage, sondern nur 'ne Stunde, in welcher Herr W., in einer Biste-Fix Zeitblase verweilend, von stillen Tagen im Klischee sprach, zeitweise das Maul aufmachte und ein Herz voll Stolz hatte. Unerträglich noch dazu, dass nach dem Ende der ONKELZ sich dutzende von Bands daran versuchen ihr Erbe anzutreten "Kampf den Kopien", was allerdings eher danach aussieht, als würde er selbst wieder gerne ein Original sein. Ge'n Ende hin die zwei Hits des Debüts, "Der W Zwo Drei" und "Geschichtenhasser". So etwas wie ein Nachhall eines Anspruchs. Der Abschlußtrack "Pack schlägt sich, Pack verträgt sich" ein offenes Ende nach einem vermutlich sinnlosen Ruf nach den bereits erwähnten vier Jungs aus Frankfurt, die schon immer, immer da waren.
POWERWOLF
Klar, der Headliner am Donnerstag, das sollten SABATON werden. Der wirkliche Headliner war aber POWERWOLF! Neben den wie üblich völlig sinnfreien Ansagen von Frontvampir Attila Dorn versprühten die Jungens bei Tracks wie "Sanctified With Dynamite", "Amen & Attack" oder "Raise Your Fist, Evangelist" trotz der abartig eingängigen Refrains den wahren Heavy Metal. Vor der Bühne war es entsprechend abartig voll und das anwesende Publikum wusste sich textsicher durch die anbrandenen Klischeewogen zu navigieren. Keine Frage: irgendwann sind unserer aller Helden tot. POWERWOLF darf man definitiv zu den künftig wichtigen Bands zählen. Aber das hatten wir ja in den letzten Jahren schon öfters genauso auch festgestellt. Überraschung? Keine. Headliner-Faktor? 10.
SABATON
Ziemlich blöd aus der Wäsche schaut man als Headliner, wenn man feststellen muss, dass Air Berlin zwar die Band an der richtigen Stelle abgesetzt hat, aber nicht ihr Equipment. Auch ob die Instrumente gerade in der Hauptstadt verweilen, in Amsterdam oder gar in Timbuktu konnte ihnen die Fluggesellschaft nicht sagen. Gut, wenn man ein paar Freunde vor Ort hat, die einem ihre leihen. Und so zupften und trommelten SABATON an diesem Abend mit den Sachen von ALESTORM und FEAR FACTORY(!) durch die Nacht. Was wäre das für ein Gag gewesen, wenn die ersten Stücke nach gnadenlos kaltem Neo-Thrash geklungen hätten, einige Plastikmetaller ganz vorne auf Knien betend, dass Gott mit ihnen sein solle. Hachja. Man wird ja noch Träumen dürfen. Aber kommen wir vom Gag zum Gig: bei eher mauem Sound, welcher sich in zu leisen Vocals, zuviel Bass und zu wenig Transparenz niederschlug, kamen gefühlt 10.000 Pyrosalven. Die waren in Bühnennähe auch noch im Publikum richtig heiß. Noch heißer waren allerdings die Oben-ohne-Mädels mit schwedischer Kriegsbemalung im Publikum. Wo waren wir? Achja, beim Gig. Der Sound war also zwei Wochen zuvor in Wacken deutlich besser. SABATON hingegen waren dort wie auch hier in Sachen Performance ebenso klasse wie das anwesende Publikum. Das muss man neidlos anerkennen. Leider drängt sich dabei immer mehr der Verdacht auf, dass die beiden Karnevalsvereine POWERWOLF und SABATON künftig zusammen mit EDAVANTASIAGUY mangels weiterem Massenpublikum ansaugendem Metal-Nachwuchs nach dem biologischen Tod von echten Metalbands wie IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST oder ABBA künftig ständig und ziemlich alleinstehend Headliner-Slots einnehmen werden. Gott mit uns!
Setlist: "The March To War" (Intro), "Ghost Division", "Gott mit uns", "Carolus Rex", "Swedish Pagans", "Attero Dominatus", "Panzerkampf", "Lion From The North", "Cliffs Of Gallipoli", "Poltava", "Into The Fire", "Price Of A Mile", "40:1", "En Livstid I Krig (Lippenstift ist Krieg)" ----- "The Art Of War", "Primo Victoria", "Metal Crüe"
HAGGARD
Erinnert Ihr Euch vielleicht noch an dieses legendäre Wacken? Wo sich mitten in der Nacht HAGGARD- und ONKEL TOM-Anhänger eine Massenschlägerei inkl. Security und Polizei lieferten, weil die HAGGARD-Fans vor der Bühne kein Nickerchen halten konnten da ONKEL TOM einfach viel zu laut war? War geil damals.
----- FREITAG -----
DAS NIVEAU
...haben wir trotz hochintelligenter Songtitel wie "Das Lied über die tiefe Zerrissenheit der menschlichen Seele" nur deshalb gefunden, weil wir gerade vom Partyzelt kommend Richtung VIP-Eingang wandernd an der Camel-Stage vorbeikamen. Leider hatten wir ein höheres, so dass wir einfach an >diesem< NIVEAU vorbeigingen.
AGNOSTIC FRONT
Geschafft. DAS NIVEAU konnte uns nicht davon abhalten bis zu AGNOSTIC FRONT vorzudringen. Noch vor wenigen Jahren eine echte Entdeckung für uns, weil wir alten Säcke diese Hartkern-Superdings in den 80ern völlig überhörten, kehrt so langsam Lethargie ein. Wo immer man sie sieht, sieht man zwar eine fast schon übermotiviert abgehende Band, die einer Hummel im Allerwertesten gleich auf der Bühne abgeht wie eine Rakete. Doch leider verwendet man bei jedem Auftritt immer wieder und wieder die selbe Setlist. Irgendwer sollte sie ihnen mal klauen. Die werden sie nie wieder so hinkriegen, haha! Wie dem auch sei: dem Publikum war's reichlich egal. Der Band natürlich noch viel mehr. Scheiß Presseschmierer! Jawoll! Schattenparker und was wir alles sind! Wo war ich? Achja, AGNOSTIC FRONT. Moshpit. Circle Pit. Brad Pit. Da gab's wirklich alles. Gegen Ende sogar 'nen Pitstop.
FIREWIND
Die Griechianer (c) Schorsch W. Doppelbusch FIREWIND versuchen seit Jahren ihrem Namen Ehre zu machen, scheiterten bisher jedoch immer an wirklich überzeugendem Songmaterial. Live sind sie allerdings immer eine sichere Band. So auch hier im Partyzelt. OZZY OSBOURNE-Gitarrist Gus G. gab wie immer den Ton an und übernahm auch die Ansagen, während Frontmann Kelly Sundown Carpenter dabei immer das Feld räumen muss. Den Gesang hatte er jedoch recht ordentlich drauf. Im Soundmatsch der ersten Stücke fiel es schwer die Songtitel eindeutig zu lokalisieren, im weiteren Verlauf wurde es jedoch deutlich besser. Insgesamt einer guter Gig, welcher auch vom Publikum mit länger werdender Spielzeit immer besser aufgenommen wurde. Gegen Ende hin gab es bei "Breaking The Silence" dann auch noch was für's Auge: ein Duett mit Liv Kristine.
ANTHRAX
Wie der Sound bei ANTHRAX vor der Bühne war kann ich nicht sagen, da ich auf dem Bühnenbalkon stand. Dort klang es natürlich astrein, druckvoll und äußerst knackig. Außerdem war die Band um Scott Ian bester Laune und präsentierte neben JOE JACKSON's "Got The Time" und dem obligatorischen Rausschmeißer "Antisocial" (TRUST) zur allgemeinen Überraschung mitten im Set auch noch "T.N.T." von AC/DC. Neben zwei Tracks vom aktuellen Album gab es dann ausschließlich Klassiker wie "Indians", "Among The Living", "Madhouse" oder "Medusa". Sehr geiler Auftritt!
ORPHANED LAND
Die israelische Band mit Jesus als Frontmann, der aber eigentlich gar nicht Jesus sein will, dafür aber mit allen Arabern befreundet, hat auf dem Summer Breeze bereits eine lange Tradition und sorgte bereits auf dem alten Gelände in Abtsgmünd für gute Stimmung. So auch hier immer wieder. Nun, die orientalisch anmutende Musik mag zwar nicht jedermanns Geschmack sein, aber die Auftritte sind immer wieder sehr beeindruckend und war schon irgendwie schade, dass sie diesmal mit dem Partyzelt vorlieb nehmen mussten. Dieses war allerdings komplett voll - und das wohlgemerkt, während draußen zeitgleich ANTHRAX spielten. Vielleicht dürfen sie ja nächstes mal wieder auf 'ner größeren Bühne spielen.
TIAMAT
Nach ANTHRAX musikalisches Kontrastprogramm: Die Schweden TIAMAT schalteten das Festival kurzerhand in den Slo-Mo Betrieb um, was in Sachen Publikum jedoch keine Auswirkungen zeigte: es war vor der Bühme gerammelt voll und so konzentrierten sich Johan Edlund und Co. ganz auf die Musik. Ein Blumenstrauß in schwarz-weiß und voll, unterbrochen von einigen bunten Pillen, das war das Erfolgsrezept an diesem Abend. Der Sound Anfangs lauter als es MOTÖRHEAD je sein könnten, dafür umso schrecklicher und höhenlastiger abgemischt, tat in den Ohren weh. Zum Glück allerdings während der ersten beiden Stücke. Danach pendelte es sich auf sehr akzeptablem Niveau ein.
Setlist: "The Scarred People", "Vote For Love", "Cain", "Until The Hellhounds Sleep Again", "Whatever That Hurts", "Misantropolis", "Divided", "Brighter Than The Sun", "Keops Pyramid", "The Sleeping Beauty", "Gaia"
MARDUK
Was ist der Unterschied zwischen den Kriegssongs von SABATON und jenen von MARDUK? Bei MARDUK kacken sich SABATON vor Angst in die Hose, bei SABATON pissen sich MARDUK vor Lachen in selbige. Die Black Metaller vom alten Schlage jedenfalls zündelten gleichmal an sämtlichen Fronten zum Krräääääääg und ließen eine Setlist quer durch ihre Geschichte folgen. MARDUK plätteten mit ihrem Sound jede noch so kleine Bodenwölbung weg und empfahlen sich damit jedem Hausbesitzer als Breitwandabrissbirne. Gen Ende hin gab es auf der Bühne noch eine Showeinlage eines alkoholisierten Fans, welcher meinte sein Hinterteil entblößen zu müssen. Das erste mal gings noch gut, beim Wiederholungsversuch wurde er von der Band (bei der in dieser Zeit nur der Bass weiterspielte) mit Schmackes von den Brettern befördert. Vermutlich in den Schützengraben.
----- SAMSTAG -----
ORDEN OGAN
Hui, schon wieder Mittag. Wie die Zeit vergeht. ORDEN OGAN wurden kurze Zeit mal als "das nächste große Ding" gehyped. Eingängiger Power Metal mit seltsam-progressiven Strukturen, die gleichwegs faszinierend Klangen reichten für genug Eigenständigkeit aus um erkannt zu werden. Dazu noch mehrere wirklich gute Stücke und fertig wäre das perfekte Karrieresprungbrett. Doch warum wurde nichts daraus? Am Songmaterial liegt es nicht, alle Alben bekamen durch die Bank überdurchschnittliche Bewertungen. Vielleicht liegt es daran, dass hier die Hälfte der Mucke vom Band kam? Chöre, Keyboards, Effekte? Könnte sein. An der Show selbst kann's jedenfalls auch nicht liegen. Zu Beginn der Show wurden die Musiker von Hünen in Endzeit-Uniformen über die Bühne geschleift. SciFi trifft auf Weltuntergang in der Richtung. Die sechs gespielten Stücke indes kamen bei den wenigen Leuten vor der Bühne recht gut an, dass ausgerechnet die RUNNING WILD-/ALESTORM-Reminiszenz "We Are Pirates" der Gassenhauer der Stunde war, wird es den Jungs aber künftig nicht einfacher machen.
FIDDLER'S GREEN
In Gesamtdeutschland sowie im Metal-Land zu weiten Teilen eher unbekannt, sorgte die Erlanger Irish-Folk Kapelle FIDDLER'S GREEN anschließend für etwas Auflockerung. Genau sowas lieben wir auf Festivals! Zwischem all dem Tod, dem Schwarz und sonstigen schmerzhaften und harten Dingen bei aller Ernsthaftigkeit doch mal ein wenig mehr Spaß reinbringen. Und diese Band, das kann ich Euch versichern, liebe Leser, sind 100x mehr Spaß als J.B.O. - denn sie haben gute Texte, gute (selbstgestrickte) Mucke und jede Menge echten Whiskey. Zum Auftritt: beste Stimmung - auch im Publikum - abgefeiert ohne Ende. Das Summer Breeze hatte verstanden. Und dann kam noch eine Sensationsidee: die "Wall Of Folk", bei welcher sich das Volk gegenübersteht, dann ganz gemütlich aneinander vorbeiläuft und sich dabei entkleidet. Gut, hatte vorallem bei letzterem Punkt nur bedingt funktioniert, aber die Idee ist ausbaufähig. Weiter so!
MOONSPELL
Nachmittag. Heiß. Heller Sonnenschein. Gothic-Mucke. Kreuzen Sie an, welche dieser vier Sachen hier fehl am Platze ist. Erraten. Der Nachmittag. MOONSPELL spielten in der Vergangenheit ja nicht gerade selten auf dem Breeze und auch an diesem Tag gab's mal wieder alles was man braucht. Nach holprigem Sound-Start und Einblicken ins aktuelle Album gab es mit "Opium", "Raven Claws", "Vampiria", "Alma Mater" und "Full Moon Madness" bei den letzten zwei Dritteln des Gigs Stücke aus ihrer besten Zeit: Ende der 1990er. Wie gut man die aktuellen Album auch finden mag, an "Irreligious" und "Wolfheart" kommen sie eben alle nicht heran. Sehr auffallend heuer: ständig sang ein holdes Weib mit einem Sänger im Duett. Hier TRISTANIA-Frontfrau Mariangela Demuartas. Was meinte der Pöbel vor der Bühne dazu? Mehr davon! Aber leider war jener Pöbel etwas überschaubar. Nunja, womit wir wieder am Anfang wären: Nachmittag. Heiß. Heller Sonnenschein. Gothic-Mucke.
KNORKATOR
Hatte ich bei MOONSPELL Pöbel geschrieben? Das war nur Spaß! Bei KNORKATOR war das Festivalgelände gnadenlos voll und hier meine ich es... ernst!
ENSIFERUM
Eine weitere Band, die ohne Equipment und Outfit anreisen musste. Und auch hier wieder: ein Gruß an Air Berlin. Seit sie ihr Drehkreuz von Nürnberg(!) nach Berlin(!) verlagtern, scheint da wohl einiges nicht mehr so richtig zu funktionieren. Tja, liebe Freunde, die relevanten Metal-Festivals werden auch weiterhin ganz weit weg von unserer Bundeshauptstadt sein. Wo immer ihr das Zeug hinfliegt, die Bands werden nicht folgen. Zurück zum Gig: eine monströse Menge an Leuten stand da vor der Bühne und gab sich die fette Pagan-Party. ENSIFERUM setzten dabei auf das bewährte "quer durch die Historie"-Set und machten damit so ziemlich alle Anhänger an diesem Abend glücklich. Hinzu kam noch, dass die elende Hitze endlich nachließ und das Verweilen vor der Bühne endgültig erträglich wurde. Performance? Klasse. Sound? Anfangs grenzwertig, später wertig und zum Ende hin mehr als akzeptabel. Verbesserungswürdig.
PRO-PAIN
Hardcore! Nothing less, nothing more. Aber trotzdem mal vorbeigeschaut. Die Band gab mir in den 1990ern rein gar nichts, doch heute fand ich sie ganz interessant. Manche Trends und Stile müssen erst aus der Mode kommen und etwas reifen. Die feinen Melodien, die Texte und die Arrangements. Sie sind da und blitzen immer mal wieder auf. Dennoch passt auch das neue Material nicht mehr in die heutige Zeit. Damals, in den 1990ern, da waren sie ja im Nachhinein betrachtet richtig cool. Wie ich feststellen musste, war ich mit dieser Meinung wohl nicht der einzige. PRO-PAIN zerrten eine gewisse Grundsubstanz an Publikum an, umgeben von neugierigen, aber passiven Satelliten. Der Rest auf dem Fest zog ein Bierchen bei gemütlichem Plausch der Hyperaktivität dieser Stücke vor.
AMORPHIS
Man merke sich: treten MOONSPELL irgendwo auf, sind AMORPHIS nicht weit. Könnte rein theoretisch eine Bauernregel werden, aber beide Bands spielen keinen Bauern- sondern Gothic Metal und damit hat sich das mit der Regel wohl erledigt. Im Gegensatz zu MOONSPELL setzten AMORPHIS auf eine bunt durchgemischte Auswahl ihrer Vergangenheit, so dass ich in die Verlegenheit kam die Identifizierung der Stücke von einem Lakaien unseres verschwesterten Fernsehmagazins in Anspruch nehmen zu müssen. Keine Angst, wir bleiben unserem Anspruch treu: keine Zusammenarbeit mit fremdfinanzierten Sklaven der Werbeindustrie. Der Kollege war vom Öffentlich-Rechtlichen und die werden ja nicht fremdfinanziert, sondern auch von Dir, lieber Leser. Und auch von Dir, lieber Mitleser. Und von Dir auch. Und von Dir und von Dir. Und von DEINE LAK... halt nein, die ähmm... egal. Kennen Sie eigentlich die Mythenmetzsche Abschweifung?
ENSLAVED
Immer wieder traurig, wenn man sieht wie Plastik-Metaller wie SABATON zigtausende Fans vor der Bühne haben und eine technisch über allen Zweifeln stehende, völlig geniale Band wie ENSLAVED da im PartyZELT stehen muss. Das tut weh. ENSLAVED hätten zumindest in Sachen Relevanz den Slot direkt hinter IN FLAMES auf einer der großen Bühnen verdient gehabt, wurden da aber sogar von DARK FUNERAL anal gefistet. Scheiß Welt, was? Aber gut, die ECHTEN und WAHREN (die Halben holt der Teufel und wir SIND der Teufel) Metaller lauschten hier im Partyzelt zeitlosen Hymnen bei bestem Sound.
Setlist: "Riitiir", "Ruun", "Ethica Odini", "Roots Of The Mountain", "Convoys To Nothingness", "Allfadr Odinn"
IN FLAMES
Man kann seinen Musikstil schon ändern. Oder einfach nur erweitern. Oder sonstwas. Wer seine Wurzeln verleugnet oder ignoriert ist allerdings ein Idiot. Und genau das muss man dieser Band attestieren. Mit Stücken wie "Cloud Connected", "Only For The Weak", "The Mirror's Truth" oder "Trigger" schafft man es natürlich spielend, sich einem bestimmtem Publikum anzubiedern, welches Derartiges aktuell hören wollte. Doch das ist eigentlich eine Politik der Pop-Branche. Erstmal auf Platz 1 in die Charts verheizt werden und dann "schau 'mer mal". Ganz klar sind IN FLAMES allein vom Namen her längst Selbstläufer. Die Show ist mit zahlreichen Pyros und ausladenden Lichteffekten eines Headliners würdig. Die inhaltliche Leere ihrer Stücke vermögen sie damit aber nicht ausgleichen.
TRISTANIA
Echt jetzt? Schon wieder die Hälfte vom Gig von der "Bandmaschine"? Nunja, davon abgesehen hatten TRISTANIA allerdings einen bombig guten Sound und eine breite Setlist quer durch die Jahre. Auch wenn mir die Alben der Endneunziger Jahre immer noch am besten gefallen kamen auch die neueren Stücke live ziemlich ordentlich rüber.
DARK FUNERAL
Also Leute. Neben einer spielenden Band bereits die Bühne nebenan abzubauen ist im wahrsten Sinne des Wortes pervers. Kein Mensch will während der letzten ein, zwei auftretenden Bands sehen, wie um einen herum alles schon wieder Vergangenheit ist. DARK FUNERAL war das natürlich eher weniger wichtig. Sie begannen mit dem Intro "The Arrival Of Satans Empire", welches in "My Dark Desire" überging. Dabei zeigten sie, um was es bei echtem Schwarzmetall geht: das pure, minimalistische Böse. Wer braucht schon Keyboards, Chöre oder Orchester? Eben! Dass die Fans sich nicht ganz so ernst nahmen wie die Band von ihnen verlangte, bewiesen Moshpits und Crowdsurfer während des gesamten Auftritts. Der Sound war ok und wußte sich im weiteren Verlauf noch zu steigern, die Lightshow passte perfekt zur Musik.
PRIMORDIAL
Was kann es besseres geben als zum Abschluß des Festivals die Iren PRIMORDIAL antreten zu lassen? Bei glasklarem Sound und einer ungewöhnlich transparenten Performance (der Gesang ist so variable wie lange nicht mehr), durfte man hier einem der besten Auftritte des Festivals beiwohnen.
Setlist: "No Grave Deep Enough", "Gods To The Godless", "Bloodied Yet Unbound", "As Rome Burns", "The Coffin Ships", "Heathen Tribes", "Empire Falls"
----- FAZIT -----
Das Summer Breeze war auch 2013 wieder eine Reise wert und optimiert sich jedes Jahr ein wenig weiter. Immer noch zu bemängeln: Keine Infrastruktur auf dem Presse-Campingplatz. Keine Duschen, nicht mal Wassertanks und immer noch ziemlich umständliche Wege zum Gelände. Positiv: die Sitzplatztribüne. Da kann man seinen Beinen bei dem ganzen Band-Marathon für die Berichteschreibung wenigstens zeitweise mal etwas Pause gönnen. Leider nur direkter Blick zur Main Stage. Die "normalen" Besucher begrüßten die Möglichkeit, von den sehr weit entfernten Campingplätzen auf der anderen Seite des Düsterwaldes jetzt auch die Abkürzung "oben rum" nehmen zu können, welche in der Vergangenheit ausschließlich VIPs vorbehalten war. Warum auch nicht. Ansonsten war's wie immer: Top!
Für Euch (und natürlich erst recht für uns) auf dem Summer Breeze waren heuer: Jürgen und das A-B-C-Team Andi, Benny und Carsten.
Noch ein Jahr zum 25jährigen, doch das Line-Up war auch heuer mal wieder hochkarätig. Auch das Wetter war heuer mal wieder eher auf der Sonnen- als auf der Regenseite und somit lassen wir um's kurz zu machen einfach Fakten sprechen:
----- DONNERSTAG -----
SKYLINE
Die Wacken-Haus-und-Hof-Band eröffnete traditionell das Festival auf der Black Stage, auf welcher an diesem Tag alle Bands außer RAMMSTEIN spielten, da für diese ein spezielles Bühnenset errichtet wurde, welches wohl etwas aufwändiger aufzubauen war. Mit einer ganzen Menge Coversongs von AC/DC, GUNS'N'ROSES, SAXON, LDE ZEPPELIN, BLACK SABBATH, WHITESNAKE und etlichen anderen Helden kann man kaum etwas falsch machen und so generierten die Jungs um Wacken-Veranstalter Thomas Jensen auch schon ordentlich Stimmung.
ANNIHILATOR
Manche Bands sind Dauergäste in Wacken, manche kommen - wie ANNIHILATOR - nur alle zehn Jahre mal vorbei. Umso hungriger die Meute, sagt man. War auch so. Man zelebrierte sich durch die eigene Historie, ohne dass das Publikum irgendwo nachgelassen hätte. Jeff Waters und Co. brillierten trotz der häufigen Mitgliederwechel als eingespieltes Team und überspielte so gar einige technischen Schwächen während des Sets. Auch der neue Song "No Way Out" vom neuen Album "Feast" fügte sich gut in die Retrospektive ein und ließ mehr als nur Brauchbares erhoffen. Während das Wetter bei um die 35° im Schatten kaum noch steigerunsfähig war, steigerte sich das Publikum von Croud Surfing über eine Wall Of Death bis hin zum Mega Circle Pit. Geiler Gig!
Setlist: "Smear Campaign", "King Of The Kill", "No Way Out", "Clown Parade", "Set The World On Fire", "W.T.Y.D.", "The Fun Palace", "I Am In Command", "No Zone", "Fiasco", "Alison Hell"
DEEP PURPLE
Das nennt man eben Kontrastprogramm: Zuerst Thrash Metal, dann DEEP PURPLE und danach RAMMSTEIN. Quasi Mucke für drei Generationen. Da die ergrauten Eminenzen hier zuletzt allerdings ziemlich frischklingende Ware ins Plattenregal legten, dürften sie aber jedem noch ein Begriff sein. Zumindest war ein Großteil der Zuschauer ja eigentlich noch ziemlich jung. Umso erstaunlicher eigentlich, mit welcher Zustimmung ab dem ersten Song die Jungs hier abgefeiert wurden. Neben gleich vier (guten) Tracks des aktuellen Charts-Busters gabs ausschließlich Klassikermaterial und einige Überraschungen. Die größte wohl das Gitarrenduo Morse/Roth bei "Smoke On The Water". Eine große Show ohne viel Showmaterial gab es da, denn auf ein extra Set hatte man an diesem Abend verzichtet und nur die Musik für sich sprechen lassen. So muss das sein!
Setlist: "Highway Star", "Into The Fire", "Hard Lovin' Man", "Vincent Price", "Strange Kind Of Woman", "Contact Lost", Guitar Solo (Steve Morse), "The Well-Dressed Guitar", "Hell To Pay", "Lazy", "Above And Beyond", "No One Came", Keyboard Solo (Don Airey), "Perfect Strangers", "Space Truckin'", "Smoke On The Water" feat. Uli Jon Roth ----- "Green Onions", "Hush", "Black Night"
RAMMSTEIN
Deutsch singende Headliner hat man eher weniger oft auf Metal-Festivals. Aber RAMMSTEIN sind denn auch stilistischer Zollgrenzbezirk, nicht wahr? In erster Linie zählt mal die Show: Pyros wurden im Sekundentakt gezündet, Frontgaul Lindemann schwebte vom Himmel auf die Bühne, eine monströse Penis-Schaumkanone und andere Kuriositäten kamen zum Einsatz. Dazu eine fette Best-Of-Show, mit reichlich Bass bestückt. Die Band spulte ein perfekt sitzendes Bühnenprogramm ab, das Publikum ging ab wie Sau. Kurz vor Schluß, wir waren gerade bei der Zugabe, erschien ein gewisser Schlagersänger Namens Heino auf der Bühne und sang "Sonne". Gab's den etwa auch auf der Plattenbörse zu kaufen?
Setlist: "Ich tu dir weh", "Wollt ihr das Bett in Flammen sehen?", "Keine Lust", "Sehnsucht", "Asche zu Asche", "Feuer frei!", "Mein Teil", "Ohne dich", "Wiener Blut", "Du riechst so gut", "Benzin", "Links 2-3-4", "Du hast", "Bück dich", "Ich will" ----- "Mein Herz brennt", "Sonne" feat. Heino, "Pussy"
----- FREITAG -----
TRISTANIA
Sengende Hitze um etwas nach Zwölf und eine Gothic Band tritt auf. Na klasse. Aber kennt man ja. Die ersten vier Alben kurz vor und nach der Jahrtausendwende fand ich damals so richtig klasse. Da waren Emotionen drin und auch ziemlich gutes Songwriting. Danach entwickelte sich die Band weg von mir. So gar nicht gut, dass die alte Zeit gerade einmal mit "Beyond The Veil" und "The Shining Path" noch berücksichtigt wurde und obwohl vor der Bühne schon einiges los war, konnte ich mich nicht des Eindrucks erwehren als wäre ich der einzige, der das genauso sah. Die Stimmung blieb ziemlich verhalten und genauso klangen auch die Songs. Schade eigentlich.
POWERWOLF
Noch gar nicht so lange her, denkt man sich, als POWERWOLF auf einigen großen Festivals noch in einem kleinen Zelt gespielt haben. Aber dann sind ja doch schon einige Jahre ins Land gezogen. Mit ihrem neuen Meisterwerk "Preachers Of The Night" im Gepäck (davon gab's drei Stücke) spielten sich die als Rumänen verkappten Germanen zusammen mit einem Querschnitt der bisherigen Alben zusammen mit dem Volke welches vor der Bühne stand in einen Hymnen-Rausch. Obwohl die Stilistik der Songs an Plastikbands wie SABATON erinnert, klingt die Mucke doch trotzdem immer sympathisch und überzeugend. Die Band ist authentisch, sieht man mal von Frontmann Attlias künstlicher Eigenkreation eines Vampirdialekts hinweg. Obwohl es mittlerweile brühend heiß war, war massig Volk anwesend welches von vorne bis hinten mitsang und eine wahnsinnige Stimmung in den frühen Nachmittag gröhlte und moshte. Kein Zweifel: POWERWOLF werden hier auch irgendwann am Abend spielen.
Setlist: "Sanctified With Dynamite", "We Drink Your Blood", "Amen & Attack", "Resurrection By Erection", "In The Name Of God (Deus Vult)", "Werewolves Of Armenia", "Kreuzfeuer", "All We Need Is Blood", "Coleus Sanctus", "Raise Your Fist, Evangelist", "Lupus Dei"
IHSAHN
Ziemlich fraglich mal wieder in Sachen Running Order und Bühnenpositionierung, was EMPEROR-Cheffe Ihsahn um 16h auf der Black Stage verloren hatte. Verloren hatte man mit dieser Auswahl auch viele Zuschauer, welche in einer Massenabwanderung ein leeres Infield zurückließen. Nur ein paar hundert Fans ließen sich nicht von den heißen Temperaturen abbringen und genossen den fantastischen, klirrend-kalten Prog-Rock mit Black-Metal-Roots, welcher ziemlich statisch vorgetragen die weite der Bühne begreifbar machte. Wer die Augen schloß, konnte für Momente die magische Stimmung dieser Klangkathedralen genießen und erahnen, wie schön es jetzt wäre, so Nachts bei 20° weniger und einer tollen Lightshow. So aber blieb nur, dass das wie immer ein ganz toller Auftritt war, nur leider zur falschen Zeit am falschen Ort. Bitte nächstes mal wieder Nachts.
PRETTY MAIDS
Die Dänen sind dann widerum eine Band, die gar nicht besser zu diesem Wetter und zur Tageszeit passen könnte. Metalhymnen zum Mitgröhlen in Masse, langjährige Bühnenerfahrung und ein agiles Posing auf der Bühne machten die Party perfekt. Leider war der Sound über lange Zeiten ziemlich schwammig und einige Instrumente zeitweise nur zu erahnen. Das tat der Begeisterung des Pubikums natürlich keinen Abbruch und so wurden auch neuere Stücke gut angenommen, auch wenn die alten Gassenhauer wohl für immer unerreicht bleiben werden.
AGNOSTIC FRONT
Lange Zeit von mir ignoriert, änderten sich meine Gefühle gegenüber dieser Hardcore-Legende aus New York vor einigen Jahren auf dem Summer Breeze Festival. Nun also nichts wie ran an den Speck und das mitgebrachte Best-Of Programm reingezogen. Viel Core, viel Melodie, viele geile Lieder "For My Family", "Toxic Shock", "That's Life", tolle Performance. Ein ganzer Haufen an Leuten die dazu gut abgingen und jede Menge Headbanger, die sich das Zeug mal interessehalber einfach mal so geben wollten. Auch die fanden das gegen Ende hin ziemlich ordentlich und spendeten mehr als nur Höfflichkeitsapplaus. Als Rausschmeißer gab's am Ende noch "Blitzkrieg Bop" von den RAMONES, bevor der Gig völlig unerwartet fast 15 Minuten vor dem geplanten Abschluß verendete. Einfach so.
SABATON
Ok, wir hatten bisher schon gelernt: POWERWOLF = authentischer Plastikmetal. SABATON = einfach Plastikmetal. Aber auch den kann man mögen. Den mochten dann auch glatt soviel, dass es vor der Bühne schlagartig rappelvoll war und die Jungs um Frontmann Joakim Broden tun und lassen konnten was sie wollten - ihnen wurde sprichwörtlich aus der Hand gefressen. Während Stücke wie "Gott mit uns", "Into The Fire", "Cliffs Of Gallipoli", "Primo Victoria" oder die Tribute-Reminiszenz "Metal Crüe" die Zeit wie im Schlafe vergehen ließen, wurden Pyros im gefühlten Sekundentakt gezündet. Während es vor der Bühne immer noch ca. 35° hatte, mussten es auf eben jener wohl mind. doppelt so warm sein. In's Bräunungsstudio braucht von denen also erstmal niemand mehr gehen. Etwas kurios wurde es, als Joakim im Publikum tatsächlich einen Fan erspähte, der die gleiche Weste wie er trug. Also mal ehrlich: wer trägt sowas freiwillig und wo zum Teufel kann man denn bitte sowas kaufen? Jedenfalls war schlagartig klar: die mussten getauscht werden! Und trug kurze Zeit später Joakim die Weste des Fans und umgekehrt. Wie praktisch, dass sie wohl auch noch die gleiche Größe hatten. Auch die schwedischen Anhänger gingen nicht leer aus: "The Carolean's Prayer" gab's für sie in ihrer eigenen Sprache. Insgesamt ein sehr gelungener Auftritt welcher die bisher meisten Besucher des Spieltages für sich verbuchen konnte.
MOTÖRHEAD
Die ganze Tour und sämtliche Festival-Termine haben sie abgesagt. Aber das Wacken Open Air wollten sie sich unbedingt geben. Lemmy und Co. also vor ihrem bis auf Weiteres einzigen Auftritt. Im Vorfeld viele Spekulationen, ob sie denn überhaupt kommen, THE AUSTRALIAN MOTÖRHEAD SHOW stattdessen ein Cover-Set spielen oder auf einer Videowand die Fußball-WM von 1954 gezeigt wird (man kann nie früh genug damit anfangen, auf die kommende Weltmeisterschaft einzustimmen). Letzten Endes standen sie dann doch alle auf der Bühne. Aber Lemmy sah wirklich nicht gut aus: seine Ansagen waren kaum zu verstehen, sein Gesang ebenfalls äußerst nuschelig. Er stand vor dem Mikrofon wie angetackert und beginnt dann ausgerechnet mit "I Know How To Die". Welch eine zünftige Ironie bei allem Ernst der Lage. Bereits nach fünf Stücken ein Gitarrensolo. Lemmy ward verschwunden. Doch er kam wieder. Weiter ging es mit "The Chase Is Better Than The Catch". Danach verließ die gesamte Band ohne weitere Ansagen die Bühne und hinterließ ein irritiertes Publikum. Was war geschehen? Ist was passiert? Einige Minuten später dann die Aufklärung: Veranstalter Thomas Jensen gibt bekannt, dass dann doch alles ein wenig zuviel für Lemmy zusammenkam: zur angeschlagenen Gesundheit kam die immer noch nicht verzogene Hitze des Tages und machten dem Set entgültig den Garaus. Es folgten minutenlange MOTÖRHEAD- und Lemmy-Sprechchöre und Applaus vom Publikum. Dann folgte eine lange Pause bis zur nächsten Band.
Setlist: "I Know How To Die", "Damage Case", "Stay Clean", "Metropolis", "Over The Top", Guitar Solo, "The Chase Is Better Than The Catch"
DORO
Ein spezielles 30-Jahre Jubiläumsset gab's dieses Jahr für Frau Pesch. Gespickt mit großem Bühnenset und diversen Ehrengästen. Nicht alle von uns wollten das sehen und machten sich stattdessen auf ins Zelt zu ANVIL. Bei DORO schienen an diesem Abend die Erinnerungen an WARLOCK wohl deutlich heller als die Solokarriere und so gab es mit Gassenhauern vom Schlage "I Rule The Ruins", "Burning The Witches" oder "Hellbound" das was alle hören wollten. Was das SAXON-Cover "Denim And Leather" da mit Biff Byford verloren hatte, wußte niemand so recht. Aber auch Chris Boltendahl von GRAVE DIGGER war bei "East Meets West" mit am Mikro, Uli Jon Roth griff beim Dio gewidmeten "Für immer" in die Saiten, MOTÖRHEADs Phil Campbell beim JUDAS PRIEST-Klassiker "Breaking The Law" und bei "All We Are" waren dann sogar noch Eric Fish (SUBWAY TO SALLY), Joakim Broden (SABATON) und die kompletten CORVUS CORAX mit auf der Bühne. Insgesamt gesehen ein ziemlicher Aufwand in Sachen Show und Name-Dropping, welcher allerdings zeitweise auch verdächtig nach Kirmes-Veranstaltung roch.
Setlist: "I Rule The Ruins", "Burning The Witches", "Rock Till Death", "East Meets West" feat. Chris Boltendahl, "The Night Of The Warlock", "We Are The Metalheads", "Raise Your Fist In The Air", "Denim And Leather" feat. Biff Byford, "Hellbound", "Für immer" feat. Uli Jon Roth, "Revenge", "Metal Tango" feat. Eric Fish, "Breaking The Law" feat. Phil Campbell, "All We Are" feat. Eric Fish, Joakim Broden, CORVUS CORAX ----- "Earthshaker Rock"
ANVIL
Während DORO die große Bühne beackerte, wurde unsere Gruppe etwas unfreiwillig auf dem Weg Richtung ANVIL getrennt. Hatten wir uns doch ausversehen etwas verlaufen und sind etwas zu früh abgebogen. So standen zwei Leute mit goldenem Bändchen plötzlich hinter der Bühne, während der etwas zurückliegende Rest "erstmal aufs Handy gucken..." nicht durchkam (falsches Bändchen) und damit den richtigen Weg nahm. Irgendwann waren wir dann doch alle wieder VOR der Bühne vereint und moshten uns zu tödlichen Thrash-Granaten wie "Winged Assassins", "Mothra" oder "Metal On Metal" den Allerwertesten ab, immer mit der unbeantworteten Frage im Hinterkopf, warum ANVIL hier im Zelt spielen mussten...
Setlist: "666", "Badass Rock'n'Roll", "Winged Assassins", "On Fire", "Mothra", "Swing Thing", "Hope In Hell", "Eat Your Words", "Metal On Metal"
AMORPHIS
Mal wieder ganz großes Kino: ASP tönen auf der großen Bühne alles in Grund und Boden und AMORPHIS spielen auf der Party Stage ausgerechnet ein Akkustik-Set. Also wirklich, Leute. Sowas bitte das nächste mal auf 'ner Clubtour oder auf der W.E.T.-Stage wo man sich wenigstens in Ruhe darauf konzentrieren kann. Nach etwa der Hälfte der Show gab's dann endlich doch noch richtige Stücke zu hören und ab da waren dann auch ASP in den Hintergrund gerückt. Insgesamt ein Anfangs etwas lahmarschiger Auftritt mit eher verwundertem Publikum, gen Ende hin dann doch wieder ein versöhnlicher Abschluß. Akkustik-Set, mitten in der Nacht. Ideen haben manche Menschen...
GRAVE DIGGER
Gut, Headliner war DORO. GRAVE DIGGER sind im Nachtprogramm. Aber statt auch hier ein Best-Of Programm der Albumhistorie abzufackeln konzentrierten sich die Teutonenstahlrocker hauptsächlich auf Material der letzten beiden Scheibletten. Nichtsdestotrotz bemühten sich Chris Boltendahl und Co. erfolgreich um eine gelungene und ambitionierte Show und konnten durch Frische und Agilität überzeugen. Leider aber wurde das Publikum mangels altbekannter Songs immer weiter dezimiert, bis am Ende, trotz zahlreicher Chorunterstützung durch VAN CANTO und wieder mal Joakim Broden von SABATON bei "Rebellion (The Clans Are Marching)" nur noch ein Bruchteil der ursprünglichen Zuschauer anwesend war. Quasi erfolgreich in den Schlaf gespielt.
Setlist: "Clash Of The Gods", "Death Angel & The Grave Digger", "Hammer Of The Scots", "Knights Of The Cross", "Wedding Day", "Ballad Of A Hangman", "The House", "The Reaper / We Wanna Rock You / Baphomet / Twilight Of The Gods", "Excalibur", "The Last Supper", "Home At Last", "Highland Farewell", "Rebellion (The Clans Are Marching)" feat. Joakim Broden (SABATON) und Cam McAzie (THE BADPIPER), "Heavy Metal Breakdown"
----- SAMSTAG -----
DIE APOKALYPTISCHEN REITER
Vor zwei Wochen rockten die REITER bereits in Balingen (siehe Bericht) die Halle. Auch in Wacken legten sie ihr performantes Programm auf und sorgten für reichlich Stimmung. Einen bunten Blumenstrauß aus alten und neuen Hits gab's bei zum Glück an diesem Tag weniger hitzigen Temperaturen. Mysteriöse Auflagen seitens der Veranstalter (es durften keine kostenlosen T-Shirts verteilt werden, das obligatorische Crowdsurfing Gummiboot durfte nicht eingesetzt werden, ...) sorgten für Kopfschütteln der etwas anderen Art.
ANTHRAX
Neun Jahre waren ANTHRAX schon nicht mehr in Wacken zu sehen. Da wurde es Zeit! Ohne groß angekündigt zu werden, waren diesmal Jonathan Donais an der Gitarre und Jon Dette an den Drums. Mit einem waschechten 80er Jahre Old School-Programm gab's etliche Klassiker wie "Indians" oder "Madhouse" zu hören, der Opener "Among The Living" ließ es schon erahnen. Das Stück "In The End" wurde zum Tribut für Ronnie James Dio und Dimebag Darrell und mit "T.N.T." (AC/DC), "Got The Time" (Joe Jackson) und dem nicht fehlenden Abschluß "Antisocial" (TRUST) gab es ganze drei Covers bei insgesamt 12 Stücken. Die Stimmung im Publikum war durch die Bank gut, die Band wußte die große Bühne gut zu nutzen und der Sound war nach dem dritten Stück auch ganz ordentlich. Insgesamt ein sehr wertiger Auftritt, der am Ende mit "Long Live Rock'n'Roll" (vom Band) endete
Setlist: "Among The Living", "Caught In A Mosh", "Efilnikufesin (N.F.L.)", "In The End", "Deathrider", "T.N.T.", "Indians", "Got The Time", "Fight 'em 'til You Can't", "I Am The Law", "Madhouse", "Antisocial"
CANDLEMASS
Die Epic-Doomster CANDLEMASS machten zwei Wochen vorher in der Halle des Bang Your Head Festivals eine ziemlich gute Figur und standen in Wacken bei einbrechender Dunkelheit auf der Party Stage. Auch hier passte diesmal wieder alles. Vom Sound über die Show bis zu den Songs ein runder Gig. Mats Leven passt hervorragend als Frontmann und die Auswahl auf überwiegend sehr alte Stücke sorgte für beste Stimmung vor der Bühne. Am Ende bleibt ein wenig Bedrückung übrig, ob sich denn die Band vom angekündigten Abschied ja vielleicht doch noch mal zurückziehen könnten.
ALICE COOPER
Bei ALICE COOPER, dem Altmeister des Horror-Rock, wird deutlich wie sehr sich die Showelemente der 1970er Jahre von denen der aktuellen Zeit (RAMMSTEIN) unterscheiden. Aber auch gute Filmklassiker kann man sich ja immer wieder gerne anschauen und hat seinen Spaß daran. Warum denn auch nicht? Das erste Drittel der Show kommt noch etwas unspektakulär als normales Konzert, bietet mit "No More Mr. Nice Guy", "Billion Dollar Babies" oder "Hey Stoopid" enthusiastisch abgefeierte Klassiker. Der zweite Teil geht dann so richtig ab und bietet eine Rundreise durch die spannendsten Momente der großen Shows: der elektrische Stuhl wird geboten, die Guillotine, das Krankenbett - dabei stirbt Alice Cooper ca. 12x um immer wieder aufzuerstehen. Eindeutig cooler als Jesus, was? Zum Schluß hin gibt's mit "Break On Through (To The Other Side)", "Revolution", "Foxy Lady" und "My Generation" gleich vier Coverversionen am Stück (THE DOORS, THE BEATLES, JIMI HENDRIX und THE WHO), womit mal wieder bewiesen wird, was für geile Mucke früher mal gespielt wurde. Mit dem Triple "I'm Eighteen", "Poison" und "School's Out" klingt ein richtig tolles Konzert aus, welches augenzwinkernd auch noch mit PINK FLOYD's "Another Brick In The Wall" endet. Großartig!
Setlist: "Hello Hooray", "House Of Fire", "No More Mr. Nice Guy", "Under My Wheels", "I'll Bite Your Face Off", "Billion Dollar Babies", "Caffeine", "Department Of Youth", "Hey Stoopid", "Dirty Diamonds", "Welcome To My Nightmare", "Go To Hell", "He's Back (The Man Behind The Mask)", "Feed My Frankenstein", "Ballad Of Dwight Fry", "Killer", "I Love The Dead", "Break On Through (To The Other Side)", "Revolution", "Foxy Lady", "My Generation", "I'm Eighteen", "Poison" ----- "School's Out"
NIGHTWISH
Gleich zu Beginn musste man feststellen: hier wird etwas mehr Aufwand betrieben als normal üblich ist beim Mitschneiden. Und tatsächlich: NIGHTWISH nahmen in Wacken das komplette Konzert für eine geplante Videoveröffentlichung auf BluRay Disc und DVD auf. Die Songauswahl ließ die Frühwerke leider überwiegend aus und ging ziemlich auf Nummer sicher. Dazu gehörten natürlich Stücke der letzten beiden Studiowerke, aber auch die Gassenhauer der jüngeren Vergangenheit wie "Wish I Had An Angel", "Nemo" (mit Troy Donockley als Gast) oder "Bless The Child". Von Anfang an fiel auf, dass Floor Jansen auch live deutlich näher an den Stimmumfang von Tarja Turunen herankommt, als es ihre Vorgängerin Anette Olzon schaffte. In dieser Variablität schaffte sie es bis auf wenige Momente sowohl die alten Tarja-Stücke als auch die neueren Songs nahezu perfekt umzusetzen und ein um's andere Mal zu beeindrucken. Hoffentlich für uns alle fällt Floor nicht wieder Band-internen Machtspielchen zum Opfer, denn das wäre wirklich schade. In Punkto Show hielt man sich vornehm zurück, verlegte sich auf die gute Ausleuchtung der Bühne und eine agile Performance. Manchmal ist weniger eben auch mehr und die aufwändigen Bühnenbilder von ALICE COOPER oder RAMMSTEIN konnten sowieso nicht mehr getoppt werden. Alles in Allem ein richtig guter Auftritt. Leute, auf diesen Mitschnitt dürft Ihr Euch alle uneingeschränkt freuen!
Setlist: "Dark Chest Of Wonders", "Wish I Had An Angel", "She Is My Sin", "Ghost River", "Ever Dream", "Storytime", "I Want My Tears Back" feat. Troy Donockley, "Nemo" feat. Troy Donockley, "Last Of The Wilds" feat. Troy Donockley, "Bless The Child", "Romanticide", "Amaranth", "Ghost Love Score", "Song Of Myself", "Last Ride Of The Day"
LINGUA MORTIS ORCHESTRA
Lange hat es gedauert, bis RAGE ihr immer wieder herausgekramtes Orchesterprojekt endgültig verselbstständigt hatte. Nun war es soweit. RAGE sind RAGE und wenn das Orchester mit dabei ist, heißt es künftig LINGUA MORTIS ORCHESTRA. Das offizielle Debütalbum war quasi erst ein paar Tage alt und das Material von eben diesem kannte somit auch kaum jemand. Aber einige bekannte Tracks aus der Vergangenheit gab's dann im nur sieben Tracks umfassenden Programm auch "From The Cradle To The Grave". Insgesamt gesehen ein richtig guter Auftritt mit wirklich transparentem Sound und einer guten Performance. Dass es dann schon wieder deutlich leerer war als noch bei NIGHTWISH - geschenkt. Die wahren Fans wissen, dass es mit fortschreitender Stunde immer besser wird.
----- FAZIT -----
Wieder ein gelungenes Wacken Jahr, dem ich zum bereits 17. Mal beiwohnen durfte. Die Zuschauer haben es leider immer noch nicht kapiert, dass sowohl bei RAMMSTEIN als auch bei ALICE COOPER wie damals auch schon bei IRON MAIDEN zwar die beiden Haupteingänge wegen Überfüllung geschlossen werden mußten, der Eingang zur Party Stage aber weiterhin offen blieb. Von dieser Seite aus das Gelände betretend, konnte man wie immer sogar noch ziemlich weit zum rechten Bühnenrand vorgehen. Nächstes Jahr: Augen auf! Ansonsten wurde mal wieder an etlichen Stellschrauen gedreht um alles noch ein wenig reibungsloser zu gestalten. Und über die Streitfrage, ob Wacken denn noch Metal oder bereits Kirmes ist, lassen wir uns hier gar nicht erst ein. Denn Wacken ist immer noch, was man selbst daraus macht (tm).
Das 18. Bang Your Head war mal wieder ein gemütliches Treffen ohne Hektik und mit bestem Festival-Wetter. Sonnenschein pur und dazu massenweise gute Bands. Dazu kam noch, dass es in Sachen Zuschauerzahlen wieder deutlich sichtbar aufwärts geht.
----- DONNERSTAG (Warm-Up Show) -----
Bekanntestes Gesicht bei MAIDEN UNITED dürfen ohne Zweifel THRESHOLD-Frontmann Damien Wilson sein, welcher hier mit fleißig umarrangierten IRON MAIDEN-Klassikern aufwarten konnte. Akkustikgitarre, Bass und Orgel machten aus den NWoBHM-Stücken ein Set, welches am besten mit "interessant" umschrieben werden kann. Insgesamt ein guter Auftritt, dem es jedoch deutlich an Biß fehlt.
Schade, dass die deutschen Melodic Rocker von DOMAIN schon lange nicht mehr an ihre geniale Frühzeit anknüpfen können. Doch mit TOKYO BLADE hat zumindet Sänger Nicolaj Ruhnow ein zweites Standbein, zu welchem er auch noch mehr als nur gut passt. Eine sehr passende Mischung aus alten Klassikern und neueren Stücken, welche sich sehr gut einfügten. Dazu ein agiler Auftritt der gleich von Anfang an dicke Stimmung machte. So haben wir das gern! Spätestens zu "If Heaven Is Hell" tobte der Mob, welcher aber von Anfang an gut mitging und den Abend langsam, aber ziemlich sicher weiter zum nächsten Höhepunkt führte.
VICIOUS RUMORS feat. Kevin Albert: Niemand anderes als der Sohnemann des leider viel zu früh verstorbenen Ausnahmesängers Carl Albert trat hier auf um die Stücke, welcher sein Dad für die Band einsang nochmals zum Besten zu geben. So wurde dieser Gig zu einem großartigen Tribute, das Kevin Albert beachtlich meistern konnte. Charisma und Stimme kamen dem großen Vorbild verdächtig und Gänsehaut erzeugend nahe, egal ob "Lady Took A Chance", "Ship Of Fools" oder "Digital Dictator". Gegen Ende der Spielzeit enterte auch noch der aktuelle Frontmann Brian Allen die Bretter der Welt um mit ihm gemeinsam "Soldiers Of The Night" einzutönen. Wirklich genial! Schade nur, dass es während des Konzerts immer wieder technische Pannen gab, so den Ausfall ganzer Instrumente oder vorallem zu Beginn ziemlich matschige Abmischung. Der Stimmung und dem Gedächtnis-Gig des Festivals überhaupt hat das aber nicht geschadet.
Letzte Band des Abends waren die Doomster von CANDLEMASS, welchen nach einem abgesagten "der Vulkan wars!" Gig immer noch der Beiname "Canclemass" anhaftet. Zumindest vernahm man im Publikum dieses Running Gag desöfteren an diesem Abend. Sei's drum, denn heute waren sie ja schließlich da. Die technischen Probleme der Vorband sorgten schließlich dafür, dass der ohnehin schon sehr langsame Metal sich bis kurz vor 2h hinziehen sollte. Eine für Bang Your Head-Festivals sehr außergewöhnlich seltene Musikstunde. Zuerst hieß es mal Ohrenstöpsel rein. Obwohl ich ja ein ziemliches Stahltrommelfell habe und einiges an Lautstärke aushalte, musste hier die höchste Stufe meine Ohrenschoner herhalten. Zuletzt verwendet, als ich vor einigen Jahren mal bei MOTÖRHEAD neben der Bühne stand. Warum hier gemäß "All men play on eleven" aufgedreht wurde, weiß wohl niemand so genau. Der Auftritt selbst jedoch war höchst beeindruckend. Mal wieder. Ob "Prophet", "At The Gallows Ende" (sowieso) oder der obligatorische Rausschmeißer "Solitude" - die Band zeigte sich auf der Bühne enorm tight und für eine Doom-Band ausgesprochen agil und Fan-nah. Na da hatte sich das lange Aufbleiben doch gelohnt.
Setlist: "Prophet", "Bewitched", "Dark Reflections", "Waterwitch", "Emperor Of The Void", "Under The Oak", "At The Gallows End", "Darkness In Paradise", "Psalms For The Dead", "Black As Time", "Crystal Ball", "Solitude"
----- FREITAG -----
Das dänische Terrorkommando ARTILLERY eröffnete das Festival nach den Gewinnern des Online-Wettbewerbs, WANTED INC., welche bereits recht ordentlich mit zünftigem Bay Area Thrash der alten Schule dem Publikum die richtige Richtung wiesen. Stilistisch ging's hier nämlich zwar mit anderem Sound, aber mit der selben Richtung nahtlos weiter. ARTILLERY überzeugten mit einem agilen Auftritt und dem neuen Frontmann Michael Bastholm, hatten jedoch immer wieder mit Sound-Problemen zu kämpfen. Der Fluch der ersten Bands. Warum sie im Jahre 2013 noch vor DREAM EVIL, MASTERPLAN und ENTOMBED auftreten müssen, obwohl sie alleine mehr gute Alben haben als die anderen drei jeweils gute Songs, mag sich mir leider nicht so ganz erschließen. Vielleicht wird daran ja die neue Plattenfirma Metal Blade etwas ändern können, bei welcher ARTILLERY kürzlich unterschrieben...
Die Schweden DREAM EVIL starteten 2002 mit ihrem furiosen Debüt "Dragonslayer" durch und präsentierten damals den eigentlich direkten Nachfolger zum HAMMERFALL-Debüt "Glory To The Brave". Leider kam danach nicht mehr viel außer dem kleinen Disko-Hit "The Book Of Heavy Metal". So lag der Schwerpunkt des Sets auch auf eben jenem Album und einigen Stücken des letzten Werkes, die im Direktvergleich dazu allerdings nie mithalten konnten. Insgesamt gesehen muss man den Jungs aber einen guten Auftritt assestieren, der bei sengender Hitze allerdings nicht wirklich viel Publikum vor die Bühne locken konnte.
Auch MASTERPLAN konnten ihr gelungenes, selbstbetiteltes 2003er Debüt bis heute nicht mehr toppen und müssen dazu noch Kultshouter Jorn Lande ersetzen, welcher lange Zeit das Zugpferd der einstmals von Uli Kusch und Roland Grapow gegründeten Band darstellte. Der neue am Mikro heißt Rick Altzi und kommt von AT VANCE. Half aber auch nichts. Das komplette Line-Up der Band hatte sich erst kürzlich neu formiert, zeigte sich auf der großen Bühne steif, uneingespielt und teilweise überfordert. Versuchte bereits früh das Publikum an sich zu binden, in dem man die bekanntesten Stücke gleich in der ersten Hälfte brachte. Nützte aber auch nichts. Stimmung kam kaum welche auf und fragte man sich ein weiteres mal... warum... warum nur mussten ARTILLERY am Vormittag auftreten?
Auch die anschließend auftretenden Rock'n'Roll Deather von ENTOMBED waren in der Setlist an der etwas falschen Stelle. Sie wären Abends in der Halle, vielleicht vor AT THE GATES und EXUMER, stilistisch wesentlich besser aufgehoben gewesen. So mussten sie leider bei hellstem Sonnenlicht vor zu wenig Publikum auftreten. Bei einem ziemlich verwaschenen Sound versuchten die Jungs aber das beste daraus zu machen und legten zumindest eine überzeugende Performance an den Tag. Wenn die Veranstalter mehr junges und/oder härteres Publikum anziehen wollen, ist das zwischen MASTERPLAN und PRETTY MAIDS eindeutig falsch aufgehoben. Bitte künftig ein wenig umsichtiger und stilstisch zusammenhängender planen. Es macht viel mehr Spaß so eine Band am frühen Abend in der Halle vor 500 Leuten zu sehen als bei 30° vor 1000 Leuten, bei denen 700 nur nebenbei zuhören, weil sie gerade im Biergarten sitzen oder an einem Stand was essen. Aber zurück zu ENTOMBED: Sie hätten es durchaus verdient gehabt, dass mehr Zuschauer vor die Bühne gekommen wären. In diesem Falle aber nochmals erwähnt: Nicht falsche Band am falschen Ort, sondern richtige Band am richtigen Ort zur falschen Zeit auf der falschen Bühne. Ich hoffe, ich konnte mit damit richtig artikulieren.
Es blieb nordeuropäisch: Die PRETTY MAIDS, zuletzt 2011 hier in der Halle gewesen, rockten wieder auf der großen Bühne. Es begann langsam mit "Mother Of All Lies" vom aktuellen Album, ging dann über ein bunt zusammengestelltes Best-Of-Set und endte mit dem Klassiker-Triple "Future World", "Back To Back" und "Red, Hot And Heavy". Der Sound war in der ersten Hälfte leider ziemlich mau, wurde im weiteren Verlaufe immer besser. Zum ersten mal auf diesem Festival war es so richtig voll vor der Bühne und die eingespielten Jungs um Ronnie Atkins gaben auch alles um für beste Stimmung zu sorgen. Letzterer meinte unbedingt er müsse bei 30° im Schatten mit Ledermontur herumhechten, aber wenn's ihm denn Spaß macht, warum nicht. Insgesamt ein überzeugender Auftritt.
Lange hatte gedauert, bis STRATOVARIUS wieder voll da waren: Die lange Schwächephase, der weitere Weg ohne Timo Tolkki und auch danach brauchte es nicht weniger lange, bis man wieder zu sich fand. Erst das aktuelle Werk "Nemesis" kann wieder so richtig an glorreichen 1990er Alben anknüpfen. Das merkte man auch der Setlist an: gleich vier Stücke vom neuen Output, welche sich nahtlos zu den Klassikern "The Kiss Of Judas", "Black Diamond" oder "Against The Wind" einfügten. Auch der Gesamtauftritt der Jungs zeigte wieder nach oben. Zu wenig eingespielt auf der Tour, mit teilweise schlechten Tagesformen. Davon war auf dem Bang Your Head nichts mehr zu spüren und zu hören. Sichtlich Spaß und eine gelungene Performance gab es hier zu bestaunen, wenn auch gleich die Stimmung bei den PRETTY MAIDS zuvor MAIDS zuvor NOCH besser war. STRATOVARIUS haben noch eine große Aufgabe vor sich: verlorene Fans wieder einsammeln und der Welt zu zeigen, dass sie endgültig wieder da sind. Einen gelungenen Auftakt dazu gab es beim Bang Your Head!
Setlist: "Abandon", "Speed Of Light", "Halcyon Days", "The Kiss Of Judas", "Dragons", "Against The Wind", "Black Diamond", "Unbreakable", "Hunting High And Low"
Beim Bang Your Head denkt man schon mal an die Headliner von morgen (wenn die SAXONs und ACCEPTs dieser Welt ausgestorben sind) und so ereilte LORDI die Ehre vor den erstgenannten Engländern eröffnen zu dürfen. Dass die Sonne dabei so langsam ans Untergehen dachte, dürfte in Anbetracht der umfangreichen Konstüme wohl den Künstlern entgegen gekommen sein. LORDI fuhren eine ganz große Show auf: Kreissägen, abgetrennte Körperteile, eine Keyboarderin, welcher wegen eines technischen Defekts der Kopf ab- und wieder angeschraubt wird, massenweise Pyros usw. - dazu gab es allseits bekannte Hits wie dem Eurovisions-Siegesstück "Hard Rock Hallelujah", "Who's Your Daddy", "Devil Is A Looser". Insgesamt gesehen wurde hier wie immer viel von der Musik abgelenkt, die eher einfach gestrickten Mustern nachkommt und viel für das Auge geboten. So empfahl man sich dann auch eher als Nachfolger von ALICE COOPER als von ACCEPT. Machte alles nichts, denn den Zuschauern gefiel's. Es war sehr voll und die Stimmung richtig gut.
SAXON jedes Jahr, manchmal sogar mehrfach, zu sehen - da verschlug es einen Teil unserer Crew dann logischerweise zu LAKE OF TEARS. Die Skandinavier wurden von uns in der Vergangenheit nicht gerade hofiert, sprich: aus unbekanntem Grund ignoriert. So ist es zumindest meine erste Live-Show von ihnen, welcher ich beiwohnte. Ein insgesamt guter Auftritt, der aber trotzdem ein wenige fad daherkam. Interessante Songstrukturen, welche sich eine nähere Beschäftigung mit ihnen erhoffen. Absolut keine Bang Your Head-Band, aber durchaus wert, sich damit auseinanderzusetzen. Die Band tat ein Übriges dazu.
Immer wieder SAXON: Mal spielen sie zu NWoBHM-Specials in der Halle nebenan, mal auf der Hauptbühne, aber eigentlich spielen sie ja immer hier. Also quasi fast immer. So auch diesmal. Und wie immer gab's eine gigantische Lightshow, viele slow- or fast Songs und neben vier Stücken des aktuellen Albums "Sacrifice" ganz, ganz - also ganz unheimlich viele - Klassiker. Schade, dass man bei der Häufigkeit der Auftritte nicht doch öfters mal den ein oder anderen selten gespielten Song mit einbaut. Aber man kann eben nicht alles haben. Haben konnte man an jenem Abend: eine bestens gelaunte und sehr agil abgehende Band, einen sehr druckvollen Sound und ein volles Festivalgelände. Metal Heart, was willst du mehr? Achso, die kamen ja erst am nächsten Abend...
Setlist: "Sacrifice", "Wheels Of Terror", "Power And The Glory", "Heavy Metal Thunder", "Motorcycle Man", "I've Got To Rock (To Stay Alive)", "To Hell And Back Again", "Night Of The Wolf", "The Eagle Has Landed", "Conquistator", Drum Solo, "Solid Ball Of Rock", "Stand Up And Fight", "Dalls 1 PM", "And The Band Played On", "747 (Strangers In The Night)", "Wheels Of Steel" ----- "Crusader", "Strong Arm Of The Law", "Denim And Leather", "Princess Of The Night"
DIE APOKALYPTISCHEN REITER widersetzen sich seit Jahren völlig zurecht jedwedem gängigen Metal-Klischee, hatten es zuletzt aber selber immer wieder geschafft sich im ein oder anderen zu verfranzen. Showtechnischen pfundet man wie so oft ziemlich gewaltig. Ob ein crowdsurfendes Gummiboot, ein wechselfarbig leuchtendes Drumkit oder auch noch eine Schaukel auf der Bühne - die Reiter griffen wieder mächtig in die Vollen. Auch bei der Kleidungsauswahl, welche von Lack und Leder über Gasmasken bis hin zu Gogo-Tänzerinnen. Die Halle war voll bis auf den letzten Mann. Da will wohl das Publikum mitteilen: gerne abwechslungsreicher, aber bitte nicht zu hart. Egal ob "Erwache", "Friede seit mit dir", "Die Sonne", "Reitermania" oder "Unter der Asche" - es herrschte Massenwahnsinn. Da sind wir doch mal neugierig, wo das in den nächsten Jahren stilstisch noch überall hinführen wird...
Letzte Band am Freitag brachte Thrash der alten Schule mit: ONSLAUGHT. 50 geschlagene Minuten musste man auf sie warten, da die REITER mysteriöserweise 20 Minuten früher aufhörten als sie hätten müssen. Kein Wunder, dass sich die Halle dann auch beachtlich zu leeren begann. Aber sei's drum. Die Jungs gaben alle und das noch anwesende Publikum auch. Ein toller Tagesabschluß
Setlist: "Born For War", "Killing Peace", "Let There Be Death", "Destroyer Of Worlds", "Metal Forces", "Fight With The Beast", "Planting Seeds Of Hate", "Demoniac", "Shellshock", "Burn" ----- "The Sound Of Violence", "Onslaught (Power From Hell)", "Thermonuclear Devastation"
----- SAMSTAG -----
Äus Saxn gommn die! Hört man aber zum Glück nicht. ALPHA TIGER präsentierten hier ihr zweites Album, wobei Ersteres dem Publikum wesentlich geläufiger war. Die Mischung aus NWoBHM und 80er U.S.-Metal ist aber mehr als nur gelungen und so fand sich vor der Bühne für die frühe Stunde schon eine nette Anzahl Mähnenschüttler ein. Die Band funktioniert auf den großen Brettern schon fast so, als hätten sie das schon seit etlichen Jahren nicht anders gemacht, vergaß dabei aber zumeist mehr miteinander zu agieren. Mit ihren tigergestreiften Stretch-Hosen schienen sie wie aus der Zeit gefallen und reduzierten die Publikumsansagen überwiegend auf ein "hey hey". Genügte dem Publikum wohl, welches mehr als nur nette Beifallsbekundungen von sich gab. Lag natürlich auch am starken Songmaterial. Man wird noch von ihnen hören. Ganz bestimmt!
HELL kommen aus England und haben verdammt starkes Songmaterial. Aber wer sein Debütalbum 28 Jahre nach der ersten Single veröffentlicht, muss sich auch nicht wundern zu heißer Mittagstunde auf einem Festival zu spielen. Frontmann David Bower war seitdem zumeist im Schauspielbereich unterwegs und so präsentierten uns die Jungs eine wirklich auch sehr theatralische Show mit unterschiedlichsten Kostümen und großem Aufwand. Bestimmt nicht gerade einfach bei solchen Temperaturen. Doch wer dachte, dass sie damit von unzureichenden Songwriting-Qualitäten ablenken wollen, wurde enttäuscht: auf der Bühne tat sich sowohl in Punkto Show als auch in Sachen Performance eine Menge und auch hier hätte man sich gewünscht, dass die Band wohl eher in der Halle auftritt. Jene sah das so: "Wir sind aus England. Wir sind nicht sehr erfreut über das Wetter. Wir sind keine Band für den Sonnenschein." - Recht haben sie!
Mit dem starken, neuen Album "As Above, So Below" reiste die NWoBHM-Legende ANGEL WITCH an um von jenem Werk nur ein Stück ("Guillotine") zu spielen. Eigenartige Werbung für ein derartiges Release, das ohne Plattenfirma nur einfach nicht richtig vermarktet wurde und deshalb kaum bekannt ist. Hätte sich ja ändern können. So konzentrierte man sich auf die alten Klassiker - vorallem auf's Debüt. Das Publikum wurde gut mit einbezogen, auch wenn der Sing-A-Long bei "Angel Witch" nicht unbedingt hätte sein müssen. Die Bühne erschien immer mal wieder etwas zu groß zu sein, war aber auch egal. Die Band hatte Spaß und wir auch.
MORGANA LEFAY hatte man schon wahrhaft lange nicht mehr live sehen dürfen. Aber das warten hatte sich gelohnt: eine bestens aufgelegte Truppe, welche nach all den chaotischen Jahren jetzt scheinbar mal wieder zu sich selbst gefunden hat. Bei einer sehr ordentlichen Abmischung gabs Klassiker um Klassiker zu bestaunen und Carles Rytkönen schaffte es von Beginn an das Publikum auf seine Seite zu ziehen. Auch der Rest der Jungs wußte die Bühne gut auszufüllen. Eine lange Auszeit scheint also nicht unbedingt ein Grund zu sein, irgendwas von der Bühnenerfahrung vergessen zu müssen. Hoffen wir noch auf ein überzeugendes neues Album, dann wäre da Comeback perfekt. Weil weil wir gerade bei perfekt sind: Wo war denn "To Isengard"? Wie auch immer. Wer es sich leisten kann so etwas einfach wegzulassen, hat eben einfach eine starke Diskographie zu bieten.
Setlist: "The Source Of Pain", "Rooms Of Sleep", "Master Of The Masquerade", "Another Dawn", "Hollow", "Angel's Deceit", "I Roam", "In The Court Of The Crimson King", "Maleficium"
SANCTUARY sind auch wieder da. Zwei grandiose Album-Klassiker im Gepäck, aber auch zwei neue Stücke vom kommenden Werk. Warrel Dane und Co. sind von Anfang an auf vollen Umdrehungen und bieten ihre superben Stücke im guten Klanggewand dar. Dass sie noch nicht ganz perfekt aufeinander eingespielt sind, bemerkte man hin und da an einigen Kleinigkeiten, die wir an dieser Stelle aber einfach mal übersehen wollen. In Sachen Stimmung kam man nicht ganz an MORGANA LEFAY ran, jedoch waren die neuen Stücke "Frozen" und "World Is Wired" genau in der Mitte des Sets bestens plaziert um die Headbanger warm zu halten. Ersterer ein melodisch eingängiger kleine Hit, welcher auch gut auf den ersten NEVERMORE-Alben hätte stehen können, Letzerer deutlich progressiver an die SANCTUARY-Vergangenheit anknüpfend. Zwischen "Battle Angels" und "The Mirror Black" also gut aufgehoben und einen wirklich guten Eindruck hinterlassend. Da sind wir doch mal schon sehr gespannt auf die restlichen Songs!
Setlist: "Taste Revenge", "Seasons Of Destruction", "Die For My Sins", "Battle Angels", "Frozen", "World Is Wired", "The Mirror Black", "White Rabbit", "Soldiers Of Steel", "Future Tense"
Selbst wenn alle Bands des Festivals gleichzeitig krank würden (was natürlich niemand will), eine wäre garantiert nicht dabei: RAGE scheinen einfach unkaputtbar zu sein, hat sie doch ein Bekannter von mir erst einen Tage zuvor in Tschechien mit Orchester spielen sehen. Ob die überhaupt geschlafen haben? Anzumerken war ihnen jedenfalls nichts davon. Nur die sengende Hitze machte ihnen zu schaffen, was Peavy damit kommentierte, dass die Bühne kurz vorm Brennen wäre. Nun, mit einer Mischung aus neuem und älterem Material ging's quer durch die Zeit und das Publikum rockte und moshte sich sehr ordentlich das Bier aus den Poren. Trotzdem muss ich aber anmerken, dass da schon ziemlich viel Material dabei ist, das eher songwriterische Durchschnittskost ist und an SANCTUARY oder MORGANA LEFAY nicht rankommt. Mit den drei Abschlußgranaten "Soundchaser", "Refuge" und "Higher Than The Sky" wurd's dann besser.
Setlist: "House Wins", "Twenty One", "Forever Dead", "Straight To Hell", "Feel My Pain", "Soundchaser", "Refuge", "Higher Than The Sky"
Böse Zwickmühle: AT THE GATES auf der Hauptbühne und RAVEN nebenan in der Halle. Wer macht denn sowas? Ganz klar natürlich Horst, aber es würde mich dann doch tatsächlich näher interessieren, ob RAVEN-Fans tatsächlich wenig mit AT THE GATES anfangen können. Hmm. Wäre quasi fast 'ne Doktorarbeit wert. Zumindest aber eine Klassenarbeit. Dachte ich zumindest kurzzeitig, bis ich dann feststellen musste, dass kaum ein AT THE GATES-Fan vor Ort war. Hallo? "Slaughter Of The Soul"!!!!! Stattdessen massenweise Leute die zwischen Interesse und Deinteresse hin- und hergerissen sind. Wie auch immer. Den Jungs AUF der Bühne war das reichlich egal. Sie genossen ihren Gig und hatten dabei sichtlich Spaß und eine mördermäßige Energie mitgebracht. Zwischendurch gibt es mit "Captor Of Sin" noch ein überzeugendes SLAYER-Cover zum Gedenken an Jeff Hanneman. Schade, dass das Publikum hier nicht ein wenig aufgeschlossener ist. Great Gig!
Setlist: "Slaughter Of The Soul", "Terminal Spirit Disease", "Under A Serpent Sun", "Captor Of Sin", "Windows", "World Of Lies", "Need", "Blinded By Fear", "Nausea", "Kingdom Gone"
ICED EARTH. Stu Block. Matt Barlow. Der Ripper? Längst vergessen. Und so musste sich diesmal eben Stu Block vor tausenden von Heavy Metal Kennern beweisen. Und er wußte durchaus zu überzeugen. Klar könnte man beim ein oder anderen Lied noch Matt Barlow hinterhertrauern, aber das ist absolut nicht angebracht. Stu kommt oft genug sehr nah an ihn ran, ohne ihn aber zwanghaft kopieren zu wollen. Er behält seinen eigenen Touch und das sollte so bleiben. Tier in der Wühlkiste ihres umfangreichen Schaffens hatten sie gegriffen und so gab's einen bunten Blumenstrauß aus einmal Querschnitt. Neue Stücke wie der Titeltrack des neuen Albums fügten sich in den Gesamtsound ein und wurden vom Publikum schon genauso abgefeiert wie Alltime-Classics der Marke "I Died For You", "Watching Over Me" oder das legendäre "Iced Earth". Dazu kam noch ein sehr guter Auftritt der Band und mit wurde alles geboten was man will.
Setlist: "Dystopia", "Dark Saga", "Pure Evil", "Burning Times", "I Died For You", "V", "A Question Of Heaven", "Anthem", "Boiling Point", "Watching Over Me", "Iced Earth" ----- "The Hunter"
Die deutschen Thrasher EXUMER müssen zeitgleich mit ACCEPT auf die Bühne und so ist es in der Halle sehr übersichtlich. Die Bühne bebte allerdings vor Energie und die Leute vor der Bühne feierten zu Abrißbirnen wie "A Mortal In Black", "Xiron Darkstar" oder "Possessed By Fire". Guter Gig!
Setlist: "Winds Of Death", "Journey To Oblivion", "The Weakest Limb", "Fallen Saint", "Vermin Of The Sky", "A Mortal In Black", "A New Morality", "Sorrows Of The Judgement", "I Dare You", "Xiron Darkstar", "Fire & Damnation", "Possessed By Fire"
Und zum Abschluß nochmal eine Band, die ihr Aushängeschild "Sänger" verloren haben. ACCEPT. In diesem Fall natürlich bereits etwas länger her und neue Stücke vom Schlage "Stalingrad" oder "Teutonic Terror" fügen sich so nahtlos in die Diskographie ein, als wären sie Ende der 80er erschienen. Genau da wären wir aber auch schon bei der großen Überraschung des Abends: wie man in der unten aufgeführten Setlist unschwer erkennen kann, packten die Stahlmänner gleich massenweise Stücke der neuen Phase aus und streuten Anfangs nur vereinzelt ihre Klassiker ein. Erst gegen Schluß wurde es dann immer kultiger. Tat der Stimmung aber keinen Abbruch und wer will ein wenig Werbung in eigener Sache den Jungs schon übelnehmen, wenn das Songmaterial derart hochwertig ist? Eben!
Setlist: "Hung, Drawn And Quartered", "Hellfire", "Restless And Wild", "Losers And Winners", "Stalingrad", "Breaker", "Shadow Soldiers", "Bucket Full Of Hate, "Bulletproof", "Pandemic", "Princess Of The Dawn", "Up To The Limit", "Fast As A Shark" ----- "Metal Heart", "Teutonic Terror", "Balls To The Wall"
----- FAZIT -----
Wie schon im letzten Jahr holt das Bang Your Head wieder auf. Das ältere Publikum, das zuletzt immer weiter zurückging, kann sichtlich mit jüngerem besetzt werden. Allerdings gibt es noch genügend Stellschrauben, an denen man noch drehen kann. In erster Linie wäre das, die richtige Reihenfolge und Bühne für Bands zu finden, die eben altersgemäß auch eher zusammenpassen. Vielleicht könnte man ja härtere Bands generell in der Halle spielen lassen, so dass sich für ein alternatives Publikum auch dort ein durchgängiger attraktiver Faden ergibt. Aber da sind wir uns alle einig: Horst und Co. werden das schon schaffen. Wir alle werden deshalb auch weiterhin dem Ruf nach Balingen folgen wenn es wieder heißt: Bang Your Head until you're dead! \m/
MITTWOCH
Das eigentliche Festival begann offiziell am Donnerstag. Einen Tag vorher gab's allerdings mittlerweile jedes Jahr Mucke im Partyzelt. Ab 15h standen sieben Bands im Rahmen des "New Blood Award" auf der Bühne. Der Gewinner durfte am Donnerstag auf der Mainstage das Open Air eröffnen. Ganz soviel Freizeit hatten wir dann doch nicht, so dass unsere Crew erst Abends eintraf und sich erstmal
BULLET
ansah. Die schwedischen Traditionsmetaller hatten ihr aktuelles Album "Highway Pirates" im Gepäck und sorgten von Anfang an für gute Stimmung. Auf dem noch relativ überschaubaren Grund gab es beim Wechsel der Thrasher MUNICIPAL WASTE zwar einen kleineren Publikumsaustausch, der hielt sich relativ in Grenzen. Die Jungs waren ein eingespieltes Team, obwohl sie privat nicht sehr nah zusammen wohnen und deshalb wenig Proben. Spätestens zur Setmitte hin wurden sie sehr toll abgefeiert und waren damit die ideale "Vorband" von
RAGE
Die kamen natürlich nicht aus Schweden, sondern aus Herne. Das Zelt war jetzt bis zum letzten Zentimeter ausgefüllt, und auch vor dem Zelt versuchten noch hunderte von Leuten einen Blick zur Bühne zu ergattern. Der Sound war saugut abgemischt, die Band beackerte bei bester Stimmung die Bühne und eine interessante Setlist zusammengestellt, die die kurze Stunde sehr gut auszufüllen wußte. Daumen hoch!
Setlist: "Twenty One", "Paint The Devil On The Wall", "Serial Killer", "No Regrets", "Refuge", "Great Old Ones", "Empty Hollow", "Higher Than The Sky", "Soundchaser"
TANKARD
Nach RAGE war die Stimmung auf dem Siedepunkt, doch die Stunde des Thrashers kommt für jeden irgendwann und so ziehen die Jungs aus Frankfurt sogleich gegen die "Zombie Attack" - natürlich mit viel Bier, was sich am "The Morning After" bemerkbar machen sollte. Aber noch war es nicht so weit, bevor Gerre ans nächste Bier durfte, musste er sich erst noch von einem Mädel Namens Cerveza auf der Bühne verprügeln und sich über die Bühne jagen lassen, so dass er noch ein wenig durstig "Stay Thirsty!" bleiben musste. Doch auch damit war irgendwann Schluß, wer mit einem Bier in der Hand sterben will, braucht auch mal Freibier, doch irgendwann ist jeder Tankard leer.
Setlist: "Zombie Attack", "The Morning After", "Rules For Fools", "Slipping From Reality", "Stay Thirsty!", "A Girl Called Cerveza", "Chemical Invasion", "Minds On The Moon", "Die With A Beer In Your Hand", "The Metal Lady Boy", "Freibier", "(Empty) Tankard"
GRAVEWORM
Leer war dann nicht nur der Tankard, sondern auch das Zelt. So um die 1000 Metalheads durften wohl noch übrig gewesen sein, als die Südtiroler Darkmetaller die Bühne enterten. Diese hatten ein wenig in ihrem Line-Up umgebaut und Keyboarderin Sabine Mair vor die Tür gesetzt. Die machte sich vorallem im Soundgewand bemerkbar, welches jetzt völlig unverkitscht und deutlich härter daherkam. Grundsätzlich also eine gute Entscheidung, wenn das Wörtchen wenn nicht wär: denn GRAVEWORM hatten unter einem schlicht unterirdischen Sound zu leiden, was nach den letzten Bands absolut nicht nachvollziehbar war. Ja, vielleicht ja doch: die Akkustik verändert sich natürlich völlig, wenn aus 10.000 Mann in einem Zelt plötzlich nur noch 1000 werden. Von daher war das natürlich alles furchbar schade für die Band - und auch für die treuen Fans, die da noch ausgeharrt hattenund am Ende sogar noch einen Circle Pit mit in die Nacht nahmen.
DONNERSTAG
MANEGARM
Auch die schwedischen Pagan-Metaller MANEGARM hatten wie bereits die gestrigen GRAVEWORM ihr Lineup reduziert und die Fiedel weggelassen. Was bei GRAVEWORM den Sound schlanker machte, beraubte den Jungs hier aber ihre Originalität. Bei mittelmäßigem Sound kamen die Urgesteine der Bewegung nie über ein gewissen Mittelmaß hinaus und genau das war auch der Grund, warum sie so früh auf die Bretter mussten. Danach hieß es auf zum Partyzelt zu
GLORIOR BELLI
Die Franzosen warteten mit atmosphärischem Black Metal auf, welcher eine breite Vielfalt aus zahlreichen anderen Stilarten als Einflüsse hat. Egal war, dass die Jungs wie angewurzelt auf der Bühne standen und den Begriff "Stageacting" vermutlich nur vom Hörensagen kennen, überzeugend wirkte auf alle Fälle das sehr abwechlungsreiche Songmaterial. Leider fanden nur sehr wenige Zuschauer den Weg dorthin. Wir blieben gleich mal dort um
AGRYPNIE
zu begutachten. Die Avantgarde Black Metaller um Torsten Hirsch (NOCTE OBDUCTA) waren nach vierjährigen Abwesenheit mal wieder in Dinkelsbühl zu Gast und überzeugten mit vier atmosphärischen Hymnen der Dunkelheit, welche immer wieder wütend aufbegehrten. Ihre letzten beiden Werke "16[485]" und "Exit" dürfen nachgerade als stilprägend gelten und wenn man hier anwesend war, wusste man auch wieso.
EPICA
Was passt zu einem herrlichen Wetter und kühlem Bier besser als eine Mosh- und Circlepit-Pause bei EPICA? Nichts! Also vor die Bühne, auf die Runde geprostet und sich das Geträller von Simone Simons gegeben. Statt einem Best-Of-Set hatte man sich lieber das aktuelle Tourprogramm herausgesucht, was für ein Festival eher ungewöhnlich ist. So gab es größtenteils Stücke der letzten beiden Alben auf die Lauschlappen, erst gegen Ende der Spielzeit packte man Hits der Marke "Cry For The Moon" und "Consign To Oblivion" aus. Das tat der Stimmung im Publikum jedoch keinen Abbruch, schifften die Niederländer doch gekonnt an der Steilklippe zwischen Kitsch, Bombast und hartem Gitarrengesäge.
NAPALM DEATH
Anschließend zerstörten die Grindcore-Todesmetaller von der Insel die Pain Stage mit zeitlosem Gebolze der Sonderklasse. Spästens ab dem vierten, fünften Stück brach die Hölle los und wer in einem der beiden Moshpits war, wurde Zeuge, wie die beiden plötzlich zu einem ganz großen wurden und über den Köpfen der anwesenden Fans eine wahrte Crowdsurfing-Autobahn entstand. Während man beim wild umherzuckenden Bandcheffe Barney Greenway immer mal wieder die Befürchtung hatte, er könnte gleich auf dem Boden zappelnd von Sanis von der Bühne getragen reden, schmetterte Danny Herrera sein Drumkit bis kurz vor die Hölle und wieder zurück (man hörte zwischenzeitlich immer mal wieder Satan "nein! neeeeeeeiiiiinnn!" rufen). Auch die Gitarrenfraktion schraubte so manchen Fan um den Verstand, während der Aushilfsbassist ebenfalls eine souveräne Leistung darbot. Gen Ende einer vorzüglich ausgewählten Setlist dann noch die Überhits "Nazi Punks Fuck Off" und "Scum". So soll es sein!
ICED EARTH
Die Amis sind wieder da! Mit neuem Frontmann Stu Block (unbedingt in die INTO ETERNITY-Alben reinhören die er eingesungen hat!!!) und neuem Album "Dystopia" hat die Band die Formschwäche der 2000er Jahre endgültig überstanden und weiß ein sehr breites Publikum aller Altersklassen anzusprechen. Für die Kuttenträger der 1980er spielen sie genau ihren Sound, für die 1990er Generation gehören sie zu den Höhepunkten des Jahrzehnts und für die aktuelle Generation sind sie noch nicht zu alt. Außerdem ist der alles andere als hohe Gesang auch für Kreischstimmenverächter(tm) durchaus anhörbar und das nicht allzu melodische Riffing auch für Fans anderer Stile durchaus anschnuppernswert. Und deswegen war diese Power Metal-Band hier auch kein Fremdkörper, obwohl sie diesen Stil so ziemlich fast allein auf den weiten Fluren des Flugplatzes spielte. So um die 20.000 der rund 35.000 anwesenden Besucher moshten sich vor der Bühne den Schädel zu zeitlosen Stücken wie "I Died For You", "10.000 Strong", "Watching Over Me" und "Iced Earth" heraus. Und was trieb die Band so? Stu Block ist eine echte Bereicherung für die Band, Bandleader Jon Schaffer ließ ihm außerdem genügend Freiraum für seine Position und der Rest der Kapelle ist ebenfalls bestens drauf. Ein agiles Auftreten und eine klasse Show!
Setlist: "Dystopia", "Burning Times", "Slave To The Dark", "I Died For You", "V", "Pure Evil", "Wolf", "Anthem", "10.000 Strong", "Boiling Point", "Watching Over Me", "Iced Earth"
BEHEMOTH
Die schwarze Todeswalze aus Polen fuhr danach eine massive Pyro- und Lightshow auf, die zwar gegen 20:30h in eine sich sehr langsam nähernde Dämmerung fiel, aber natürlich war es für Derartiges eigentlich ja noch zu hell. Das machte aber auch nur wenig aus, denn BEHEMOTH lieferten einen perfekten Auftritt mit sehr gut ausgesteuertem Breitwand-Sound ab. Der ganze Auftritt war schon nahezu beängstigend perfekt, so dass man sich noch kurz überlegen musste, wie weg weg von China Polen wirklich entfernt ist. Großartig!
Setlist: "Ov Fire And The Void", "Demigod", "Moonspell Rites", "Conquer All", "Christians To The Lions", "Alas, Lord Is Upon Me", "At The Left Hand Ov God", "Slaves Shall Serve", "Chant For Eschaton 2000" ----- "23 (The Youth Manifesto)", "Lucifer"
IN SOLITUDE
Einige Interviews und verpasste Bands später mussten wir dann doch nochmal ins Zelt: IN SOLITUDE wollten wir nicht verpassen. KING DIAMOND meets MERCYFUL FATE meets IRON MAIDEN ist die wohl dem Stil ziemlich nahekommende Beschreibung. Und das aktuelle Album "The World, The Flesh" hinterließ zuletzt in der Fachpresse ein dickes Ausrufezeichen. Es war mittlerweile 1:15h, vor 15 Minuten verendete mit den DEATHSTARS die letzte Band auf den Hauptbühnen. Mit ordentlich Corpse-Paint und massig Nebel zelebrierten die Jungs zu nächtlicher Stunde dann noch einen wirklich gelungenen Gig. Vom Songwriting her kommen sie an die aktuelle Konkurrenz PORTRAIT aber nicht heran.
Setlist: "We Were Never Here", "Demons", "The World, The Flesh, The Devil", "Poisoned, Blessed And Burned", "To Her Darkness", "Witches Sabbath"
FREITAG
Ein neuer Tag, an dem um die Mittagszeit bereits wieder Hitze ohne Ende angesagt war. Nachdem uns bereits maue Auftritte von THE FORESHADOWING und BLEED FROM WITHIN am Ausschlafen hinderten, widmeten wir uns erstmal einem ausführlichen Frühstück, bevor es dann zu
MYSTIC PROPHECY
ging. Nur eine sehr überschaubare Zahl an Interessenten hatte sich bis dato vor die Bühne bemüht. Sieben überdurchschnittlich gute Werke haben die Jungs in den letzten Jahren veröffentlicht, doch sind sie ein Opfer der Veröffentlichungsflut geblieben. Auch hier legten sie einen sehr überzeugenden Auftritt hin mit eingängigen Songs, bei welchen aber ein größerer Hit einfach noch fehlte. Die Anwesenden nahmen das zur Kenntnis und nickten bei einem Bierchen wohlwollend Richtung Bühne. Ein wenig mehr Aufmerksamkeit hätten MYSTIC PROPHECY eindeutig verdient gehabt, doch es hat nicht sollen sein. Am Auftritt lag es nicht.
CROWBAR
Oftmals trennen Pioniergeist und Kultstatus ganze Welten vom kommerziellen Erfolg und so standen die Sludge-Erfinder der ersten Stunde bereits Nachmittags um halb drei auf der Bühne. Wie groß der Einfluss auf andere Musiker wirklich ist, sah man daran, dass neben der Bühne gefühlt genauso viele Musiker standen wie vor der Stage Fans. Entsetzlich! Das hinderte aber niemanden daran, nicht einen sehr gigantischen Auftritt abzuliefern.
HELHEIM
Im vor der Sonne geschützten Partyzelt machten es sich HELHEIM samt Fans bequem. Das schwedische Pagan-Urgestein gehörte Anfang der 1990er zu den Mitbegründern der Viking Metal-Bewegung und das hörte man auch sehr deutlich: diese Mucke ist noch herrlich unverkitscht. Hier gibt's noch echten Schwarzmetall mit dezenten Anleihen von Folk-Einsprengseln. Echte, wirklich echte harte, aggressive und authentische Musik. Dazu gab es noch eine Band in Kettenhemden und ein Publikum in Ekstase. Der Sound hätte (wie so oft im neuen, größeren Zelt) deutlich differenzierter klingen können. Kein Fehler der Band. Daumen dick nach oben!
Setlist: "Maðr", "Warlot", "Viten og Mot (Årvåkenhet)", "Jernskogen", "Nattravnens Tokt", "Dualitet og Ulver"
NILE
Die Todesmetallformation mit ägyptischen Mythologietexten beeindruckte mit einer an ein Bergmassiv erinnernden, geschlossenen Soundwand, wie man es noch am ehesten von BOLT THROWER und MARDUK her kennt, mit ultraschnellen Blast Beat-Attacken und präziser Techniksektion. NILE fielen mit übermächtiger Wucht über das Publikum her, welches komplett ausrastete und sogar Crowdsurfer auf dem Weg Richtung Fotograben noch ernsthaft zum moshen brachte. Irgendwann wirds bestimmt auch eine Wall Of Death während des Crowdsurfern auf den Köpfen von Leuten geben oder so. Wäre zumindest mal eine Herausforderung, was?
SIX FEET UNDER
Die Florida Death Metaller SECHS FÜSSE DRUNTER kamen mit ihrem neuen Frontmann Chris Barnes an und eröffneten deshalb mit dem CANNIBAL CORPSE-Cover "Stripped, Raped And Strangled", so wie sie ihr Set mit dem Klassiker "Hammer Smashed Face" auch beendeten, nur noch gefolgt vom AC/DC-Cover "T.N.T.". Dazwischen gab es jedoch ganze 13 Eigenkompositionen zu bewundern von einer wieder richtig ausgeschlafenen Band, die so agil und jugendlich wie lange nicht mehr rüberkam. Ab und zu tun kleine Frischzellenkuren eben doch gut. Das Publikum geht ab wie Schnitzel und erneut gibt es eine massive Anzahl an Crowdsurfern zu bestaunen.
WITHIN TEMPTATION
Elender Größenwahn dann bei WITHIN TEMPTATION: die nicht ganz so wichtige Presse versammelt sich erstmal während der ersten Stücke im VIP-Bereich um gemeinsam auf den Bühnenbalkon zu gehen um dann dort zu erfahren, dass man die Hüpfpuppe Sharon den Adel und den Rest der eingebildeten Recken überhaupt nicht fotografieren dürfe. Haha! Was haben wir gelacht! Also zurück zum Pressezelt, ein kühles Bierchen trinken und diese Deppen schnell vergessen.
DARK TRANQUILLITY
Immer wenn man denkt es geht nicht mehr, kommen von irgendwo noch mehr Crowsurfer her. Und was sicht reimt ist gut, sagt der Pumuckl. Die Anzahl dieser Menschen hatte bei den Melodic Deathern DARK TRANQUILLITY ihren sagenhaften Höhepunkt erreicht und die immer hilfsbereite Security im Fotograben gelangte das ein oder andere Mal an die Belastungsgrenzen. Auf der Bühne hatte Mikael Stanne das Mikro, den Rest der Band und die Fans jederzeit in Griff, so dass es eine sehr agile Performance mit sägenden Riffs und großartigen Melodien zu bemoshen galt. Die toll ausgewählte Setlist tat ihr übriges dazu.
Setlist: "Terminus (Where Death Is Most Alive)", "In My Absence", "The Treason Wall", "The Wonders At Your Feet", "The Mundane And The Magic", "Inside The Particle Storm", "Zero Distance", "The Sun Fired Blanks", "Misery's Crown", "ThereIn", "Final Resistance", "The Fatalist"
IMMORTAL
Und dann kamen sie! Zum ersten Mal seit ihrem bisher einzigen Summer Breeze-Auftritt 2001. Danach nahmen sie ja bekanntlich eine längere Auszeit. Mit einer ganz in blau und weiß gehaltenen Lightshow, Pyroeffekten (weniger als gedacht) und einer großartigen Show ohne viele Worte zelebrierten sie eine Black Metal-Sinfonie in Eis-Moll. Und Worte waren auch gar nicht nötig: das gepose, das Stageacting, die grandiosen, vor Selbstironie triefenden Showeinlagen von Abbath (inkl. des berühmten auf dem Rücken zappelnden Käfers) sind bei all der bittenkalten und doch wunderschönen Melodien zum schreien komisch und eine große Faust in die Fresse diverse "Elite-Blackmetaller", welche nichts besseres zu tun haben als Kirchen anzuzünden oder gar Leute umzubringen. IMMORTAL lieferten beste Unterhaltung ab, die auch als unheiliger Soundtrack zu einem Stummfilm passen würde. Bester Gig des Festivals!
Setlist: "Withstand The Fall Of Time", "Solarfall", "Sons Of Northern Darkness", "The Rise Of Darkness", "Damned In Black", "Triumph", "At The Heart Of Winter", "In My Kingdom Cold", "Tyrants", "One By One", "Beyond The North Waves", "All Shall Fall", "The Sun No Longer Rises"
MORGOTH
Alle, die CORVUS CORAX nicht ertragen konnten, flüchteten ins Partyzelt und stießen da auf eine lange nicht mehr gehörte deutsche Death Metal-Legende: MORGOTH. An ihnen kam man in den 1990ern kaum vorbei als Fan dieses Genres und so gab es nach all der Zeit wieder die Stücke ihrer ersten beiden Klassiker zu begutachten. Das Drittwerk wurde komplett außen vorgelassen, ein wenig schade, aber für ein "wir sind wieder da!" wohl genau die richtige Songauswahl. Bei mittelprächtigem Sound war es zwar nicht rappelvoll, aber doch sehr ordentlich. Willkommen zurück!
SAMSTAG
WHILE SHE SLEEPS
Der Samstag begann mal wieder sehr früh und pünktlich um 11h zimmerten die britischen Metalcorler den Teil ihres lautstärketechnischen Einflussbereichs aus dem Zelt, welcher noch nicht sowieso schon wach war. Die Menge vor der Bühne war zwar noch sehr überschaubar, dennoch tat sich hier spontan die erste "Wall of Death" des Tages auf. Respekt!
NIGHT IN GALES
Wer weiß, wo die Nordrheiner heute stehen würden, hätten sie sich nicht 2001 aufgelöst. Mit ihrem Göteborg Melodic-Death klangen ihre ersten drei Alben damals exakt wie ihre skandinavischen Vorbilder und auch qualitativ standen sie ihnen kaum nach. Mit "Five Scars" brutzelten sie letztes Jahr ihr Reunionsalbum zusammen. Das wäre 2002-2003 in dieser Form bestimmt ein Meilenstein geworden, doch so ging es in der Veröffentlichungsflut unter. Die Band hatte sichtlich geübt und trat als geschlossene Formation mit agiler Performance auf, leider konnte sich scheinbar kaum jemand an sie erinnern und so fanden sich noch weniger Leute vor der Bühne ein als zuvor bei WHILE SHE SLEEPS. Schade. Aber toller Auftritt.
BETONTOD
Deutschpunk/-rock mit in letzter Zeit verstärkten Metaleinflüssen und Texten die zwischen platt, lustig und ansatzweise tiefgründig stark hin und herpendeln präsentierten kurz nach Ende der Weißwurstzeit BETONTOD. Sehr bekannt schienen auch sie dem relativ jungen Publikum des Summer Breeze night zu sein, tingeln sie doch schon seit Anfang der 1990er durchs Land. Jedenfalls kamen im Laufe des Gigs immer mehr und mehr Leute dazu und sangen lautstark mit, so dass gegen Ende des Auftritts eine ordentliche Menge anwesend war.
BEMBERS
Ein gewisser Bembers aus unserer Heimat gab zwischenzeitlich auf der kleinen Camel Stage ein 45minütiges Comedy-Programm zum Besten. Vor den ca. 300 anwesenden Fans gab er mehr oder weniger platte Kurzgeschichten von sich, die bei uns allerdings nur ein müdes Gähnen hervorriefen. Zielpublikum? Keine Ahnung? Leute, die kein RTL mehr über DVB-T empfangen können?
NAGLFAR
Auch um die schwedischen Melo-Death-Blackmetaller NAGLFAR war es in den letzten Jahren sehr still geworden, bevor sie sich heuer mit ihrem neuen Werk "Téras" eindrucksvoll zurückmeldeten. Auf der Bühne ließ man sich davon nichts anmerken und zündete ein Salvenwerk von rasender Schönheit ab.
Setlist: "Pale Horse", "Spoken Words of Venom", "The Darkest Road", "The Perpetual Horrors", "III: Death Dimension Phantasma", "I Am Vengeance", "The Brimstone Gate", "A Swarm Of Plagues", "Harvest"
UNLEASHED
Etwas langweilig präsentierten sich anschließend die Deathtrooper von UNLEASHED, die zwar ein sehr beachtliches Publikum anziehen konnten, aber eher mit Tour- statt Best-Of-Programm einige Luftnummern in petto hatten und dafür etliche Kracher einfach wegließen. In Sachen Auftritt war allerdings alles im Lot: da wurde auf der Bühne ordentlich herumgequirbelt und Stimmung verbreitet. Alles in Allem aber etwas zu durchschnittlich.
DESASTER
Bei sengender Hitze ist ein zwischenzeitlicher Aufenthalt im Partyzelt nie verkehrt. Vorallem dann nicht, wenn ein pechschwarzes Thrash-Urgestein den Fels regelt. Bei hervorragend schlecht abgemischtem und dabei viel zu lautem Sound blieben wir am äußersten Rande des Zeltes haften und gaben uns dem Rumpel-Rock auf Basis-Niveau hin, welcher aber wie bereits auf Platte immer wieder eine magische Prise Faszination ausstrahlte. Den Underground-Charakter der Band unterstrich die Anzahl der anwesenden Personen im Zelt: es herrschte äußerstes Familien-Gekuschel.
Setlist: "Satan's Soldiers Syndicate", "Sacrilege", "Divinge Blasphemies", "Splendour Of The Idols", "Profanation", "Hellbangers", "Metalized Blood", "Devil's Sword"
SEPULTURA
Der Rest unserer Crew gab sich gen 16h den Brasilianern hin, welche die Umstrukturierung ohne Max Cavalera bis heute weder instrumental, noch songwriterisch, noch stimmungstechnisch kompensieren konnten. So dachten sie sich wohl, dass, wenn man sich schon nicht von den Schatten der Vergangenheit lösen kann, ein Griff in eben jene vielleicht Wunder wirken könnte. Und so kam es dann auch (siehe Setlist): Ein hitlastiger Doppeleinsteiger, ein buntes Allerlei danach und ein abschließendes "Territory", "Arise" und "Roots Bloody Roots" zum Ende stimmten das Publikum gnädig. Vom Status eines Headliners sind sie mittlerweile aber ungefähr so weit entfernt wie der Mond vom Urinal... halt... Uranus heißt dieser Planet... die Hitze...
Setlist: "Beneath The Remains", "Refuse/Resist", "Kairos", "Relentless", "Convicted In Life Dialog", "Choke", "Mask", "Substraction", "Territory", "Arise", "Rattamahatta", "Roots Bloody Roots"
PARADISE LOST
18:05h - Abendessen! Es war immer noch abartig heiß und furchtbar sonnig und britischer Gothic Metal wollte dazu einfach irgendwie nicht passen. Die Setlist war auf's aktuelle Tourprogramm ausgerichtet und damit ziemlich "Tragic Idol"-lastig ausgelegt. Hits wie "One Second", "As I Die" oder "Say Just Words" ernteten deshalb auch mit die besten Reaktionen. Die Songauswahl und die Wetterverhältnisse, ergänzt um eine etwas dünne Soundabmischung trugen dazu bei, dass dieser Auftritt eher in die Kategorie "ähm ja, schaun wir mal wann anders wieder vorbei" fiel. Die Band bemühte sich auch nur bedingt, dafür umso verzweifelter darum, das Publikum zu (re-)animieren. Insgesamt zwar nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut.
Setlist: "The Enemy", "Honesty In Death", "Erased", "Forever Failure", "Tragic Idol", "Pity The Sadness", "One Second", "As I Die", "Fear Of Impending Hell", "Enchantment", "In This We Dwell", "Faith Divides Us - Death Unites Us", "Say Just Words"
OOMPH!
Manchmal ist weniger mehr und so haben wir uns den Auftritt von OOMPH! zwei Wochen zuvor in Wacken gespart. EDGUY letztes Jahr (gleiches Set Bang Your Head und Wacken) war Strafe genug und so bestätigten uns einige Presse-Kollegen, dass auch diese Band hier exakt die gleiche Setlist inklusive der gleichen (Keller-Niveau-) Ansagen nochmal von sich gab. Das muss ja grundsätzlich nichts Schlimmes sein, schließlich kann man als Band nicht unbedingt davon ausgehen, dass ständig und überall die gleichen Zuschauer sind und auf Tour sind ja schließlich auch immer die Fans der jeweils zu bespielenden Stadt die Besten überhaupt und immer besser als "die gestern". So gab's auch hier die Band unisono in Matrosenuniform und die Bühnendekoration komplett maritim. Und wer dachte, dass der Stil der Band vielleicht zu einem Event-Publikum wie in Wacken, aber nicht zum Summer Breeze passen würde, der musste sich eines Besseren belehren lassen. Auch hier waren massig Menschen anwesend und feierten was das Zeug hielt.
Setlist: "Intro", "Unzerstörbar", "Labyrinth", "Mein Schatz", "Bis der Spiegel zerbricht", "Träumst Du", "Kleinstadtboy", "Mitten in Herz", "Gott ist ein Popstar", "Seemannsrose", "Niemand", "Sandmann", "Augen auf"
SICK OF IT ALL
Echter New York Hardcore! Anfang der 1990er packte irgend so ein EMP-Mitarbeiter als Bonus ein Shirt von denen mit in meine Bestellung. Weils leicht dezent aussah, hatte ich es sogar ab und an mal an. Aber wer hörte damals als echter 80er-Jahre-Headbanger schon so ein komisches Zeug? Keine Sau! So kam es tatsächlich, dass ich hier SICK OF IT ALL zu allerersten Mal hörte! Und was meine Lauscher da so empfingen, war gar nicht mal so schlimm wie befürchtet. Dass ich sie mir überhaupt angehört hatte, war daran geschuldet, dass wir vor einigen Jahren - ebenfalls auf dem Summer Breeze - AGNOSTIC FRONT zum ersten Mal wahrnahmen. Das Festival ist also immer noch ein Mind-Opener für alte Metalfans wie uns. Ihr wisst ja: true Metal needs closed minds! *g* - Jedenfalls ein sehr ordentlicher Auftritt bei vollem Haus und ein weiterer Beweis, dass die Veranstalter mit ihrem breiten Stilspektrum weiterhin sehr zielsicher punkten.
AMON AMARTH
Obwohl der Auftritt von IMMORTAL am Vortag bereits sehr großartig war, so toppten AMON AMARTH trotz der inflationären Festivalauftritte der ganzen letzten Jahre hier mal wieder alles. Die Melo-Death Truppe hat mittlerweile so viele Hits in petto, dass sie auf eine große Show verzichteten, um sich auf die Basis - den Songs - zu konzentrieren. Dafür rumpelten bei mindestens jedem zweiten Stück gigantische Pyros in die Luft, während das Festivalgelände nun endgültig mit über 30.000 Fans bestückt war - der Großteil mit Klamotten dieser Schweden. Eine perfekt eingespielte Crew und der letzte Gig der aktuellen "Satur Rising"-Tour. Ein toll abgemischter Sound, der ausnahmsweise nicht Ohrenbluten bei 120 Dezibel verursacht, ein Publikum das von Anfang an sehr textsicher daherkommt und und riesige Stimmung beenden das Festival zumindest erstmal auf der Main Stage, bevor KATATONIA nochmal auf der etwas kleineren Pain Stage ran dürfen.
Setlist: "War Of The Gods", "Runes To My Memory", "Destroyer Of The Universe", "Death In Fire", "Live For The Kill", "Cry of the Black Birds", "Fate Of Norns", "Pursuit of Vikings", "Fist Of The North Star" (hihi), "For Victory Or Death", "Victorious March", "Twilight Of The Thunder God", "Guardians Of Asgaard"
KATATONIA
Jaja, das schwedische Dark Metal-Flaggschiff hat es schon sehr gut. Nicht nur, dass sie zum vierten Mal hier waren, sie durften bisher auch jedesmal den nächtlichen Abschluß auf den großen Bühnen bilden. Während also stilistisch ähnlich gelagerte Bands bei hellstem Sonnenschein mit der passenden Stimmung zu kämpfen haben, dürfen sich KATATONIA immer ins gemachte Bettchen legen. So auch diesmal. Bei einer lauen Sommernacht wollten noch sehr viele Besucher einfach nicht wahrhaben, dass das Festival sich schon wieder dem Ende neigt und so standen nach AMON AMARTH immer noch massig Leute vor der Bühne um mit KATATONIA den traurigen Jubiläumsabgesang einzustimmen. Die Band, die sich von ihren Anfangstagen des Doom- und Death-Dark-Metalls immer mehr Richtung Prog entwickelte, zelebrierte ein weiteres Mal ein Best-Of-Programm der Sonderklasse, hatte während der ersten drei Songs aber mit Sound- und Abstimmungsproblemen zu kämpfen. Nach und nach steigerten sich die Jungs bis zur Perfektion und konnten zwar nicht an ihren auf DVD gebannten Jahrhundert-Gig von 2009 (ebenfalls hier aufgenommen) anknüpfen, waren zum Ende hin aber verdammt nah dran. Ja und keine Frage - wenn die nicht bald schon wieder kommen - wer denn dann?
HATESPHERE
Schlafen is' nich'. Auch das Partyzelt ist morgens um 03:20h immer noch laut genug, um uns auf dem VIP-Campingplatz am Schlafen zu hindern. So stapfen wir tapfer noch ein letztes Mal gen Zelt um uns noch eine Portion Hass zu geben. Hass ist immer gut, denn man sagt selbst Albträumen hätten davor noch Angst. Im Partyzelt ist es zu dieser Zeit mehr als nur überschaubar und nur die härtesten der Hardcore-Fans sind hier noch anzutreffen. Quasi 'ne Privatparty. Die Band gibt alles, die Fans auch. Der letzte Circle Pit, das letzte Bier. Das war das Summer Breeze 2012.
FAZIT
Auch das 15jährige Jubiläum war mal wieder ein großer Triumph. Herrliches Wetter (wenn auch teilweise etwas ZU heiß), eine tolle Bandauswahl und wie immer eine vorbildliche Organisation lassen um die Zukunft des Festivals keine Bange aufkommen.
Ein wenig Kritik muss dennoch sein:
- der Sound im neuen großen Partyzelt war oft furchtbar schlecht
- Expansion in Ehren, aber spätestens bei 40.000 Besuchern wird's endgültig Schluß sein mit "familiärem Umfeld"
- es gibt immer noch keine Wasserstelle auf dem VIP-Campingplatz
- man muss von Selbigem immer noch einen unnötig weiten Umweg zum Festivalgelände gehen
Ansonsten gibt es aber auch wirklich nichts zu meckern. Die Duschen stehen gut verteilt, die Dixis wurden regelmäßig geleert und sogar die Fans haben sich gebessert: nach einem nächtlichen Aufruf per Lautsprecherdurchsagen brannten am Abreisetag tatsächlich deutlich weniger Zelte und andere Dinge als in den letzten Jahren. Das bleibt hoffentlich so.
Summer Breeeeeeeezeeeeeee 2013 - WIR KOMMEN!!!
DONNERSTAG
SKYLINE
Inzwischen so traditionell wie "Ladies and gentlemen..." bei 'nem MANOWAR- oder "Doctor Doctor please..." bei 'nem IRON MAIDEN-Konzert, eröffneten am Donnerstag um 16:00h SKYLINE das 23. Wacken Open Air. Bereits zum 16. mal waren auch wir wieder dabei. Die Jungs boten einen ordentlich gemachten Querschnitt aus bekannten Coverversionen von "Long Live Rock'n'Roll" (RAINBOW), "Doctor Doctor" (UFO, sic!), "Burn" (DEEP PURPLE), "Separate Ways (Worlds Apart)" (JOURNEY), "If You Want Blood (You've Got It)" (ACDC), "Warriors Of The World United" (MANOWAR) und "Engel" (RAMMSTEIN). Danach gab es die offizielle Wacken-Hymne "We Are The Metalheads" im Duett mit Doro Pesch, die danach ihren neuen Song "Raise Your Fist In The Air" vorstellte. Zum Abschluß gab es noch das Billy Joe Royal-Cover "Hush". Ein gelungener, aber nicht zwingender Festivaleinstieg. Die Stimmung war jedenfalls schon da.
U.D.O.
Beim Thema U.D.O. vs. ACCEPT sind die Festivals ja mittlerweile gespalten: die einen setzen auf den wiedererstarkten Teutonic Terror, während Wacken weiterhin zu Udo hält. Und der wußte heuer wieder mit einem bunten Blumenstrauß zu überzeugen: So gab es neben eher umstrittenen, neuen Stücken wie "Rev-Raptor" oder "The Bogeyman" alte Soloklassiker der Marke "Heart Of Gold" oder "They Want War" und natürlich durften auch die obligatorischen ACCEPT-Gassenhauer "Princess Of The Dawn", "Metal Heart" und "Balls To The Wall" nicht fehlen. Der Wacken-Donnerstag wäre aber nicht der Wacken-Donnerstag, wenn die Bands des heutigen Abends einfach nur so aufspielen würden. So bekam Udo Dirkschneider bei "Dancing With An Angel" Unterstützung von Doro Pesch und bei den vier Stücken "Animal House", "Heart Of Gold", "They Want War" und "Break The Rules" von Andy Susemihl, Mathias <\l >Deih, Thomas Smuszynsky und Sven Dirkschneider, bei letztgenanntem auch noch Mr. Lordi. Beim Rausschmeißer "Balls To The Wall" gesellte sich zusätzlich du dieser illusteren Runde nochmals Doro mit dazu. Und sehr überzeugender und stimmungsvoller Auftritt.
Setlist: "Rev-Raptor", "Thunderball", "Leatherhead", "Screaming For A Love-Bite", "Vendetta", "Princess Of The Dawn", "Dancing With An Angel", "Head Over Heels", "Animal House", "Heart Of Gold", "They Want War", "Break The Rules", "Man And Machine", "Metal Heart" ----- "The Bogeyman", "Balls To The Wall"
SAXON
Völlig ohne Bühnengäste kam danach wie üblich das NWoBHM-Flaggschiff SAXON zum Entern der Bühne. Biff und Co. rockten zu einer grandiosen Bühnenshow mit viel Pyro und wußten die Massen von Beginn an mit einer sehr gut ausgewählten Setlist zu überzeugen. Dass dabei das Spiel mit dem Publikum nicht sehr variiert und die Zoten längst bekannt sind, störte wie immer niemanden. Verdammt voll wars, der Sound knallte ordentlich und somit war beste Stimmung nur noch Formsache.
Setlist: "Heavy Metal Thunder", "Hammer Of The Gods", "Power And The Glory", "20,000 Ft", "Never Surrender", "Dogs Of War", "Motorcycle Man", "I've Got To Rock (To Stay Alive)", "Crusader", "Rock The Nations", "Drum Solo", "Battalions Of Steel", "The Eagle Has Landed", "Wheels Of Steel", "To Hell And Back Again", "Denim And Leather" ----- "Strong Arm Of The Law", "747 (Strangers In The Night)", "Princess Of The Night"
VOLBEAT
Wieder mit Gästen hingegen die Raketen-Karrieristen von VOLBEAT, welche auf den größten Metalbrettern dieses Planeten heuer eine eher durchwachsene Leistung boten. Neben einer Minimalshow gab es über weite Strecken nur verwaschenen Sound, bei welchem die Gitarren nur selten auszumachen waren. Die Ansagen von Frontmann Michael Poulsen wirkten aufgesetzt bis verunsichert. Die Jungs lieferten in den letzten Jahren auf allen möglichen Festivals - auch in Wacken - hervorragende Auftritte ab. Aber diese gehörte nicht unbedingt dazu. Vielleicht war man ja etwas überfordert mit der Tatsache, dass der Wacken-Donnerstag normalerweise Legenden wie IRON MAIDEN, OZZY OSBOURNE oder den SCORPIONS vorbehalten bleibt. Vielleicht hatten sie aber auch einfach keinen guten Tag erwischt und wenn es dann noch beim Sound hakt, tja, dann muss man dazu einfach "blöd gelaufen" attestieren. Aber zum Glück für die Band war es dem überwiegenden Teil des Publikums völlig egal, sie feierten die Dänen nach allen Regeln der Kunst ab. Was will die Presse da noch groß herummäkeln. Achja, fast vergessen: Gastauftritte, Gastauftritte! Bei "7 Shots" gesellte sich Mille von KREATOR mit auf die Bühne, bei "Evelyn" Barney von NAPALM DEATH.
FREITAG
SANCTUARY
Die U.S.-Metaller SANCTUARY aus Seattle dürften den meisten Wacken-Besuchern im Jahr 2012 nicht mehr viel bis gar nichts sagen. 1987 veröffentlichten sie mit "Refuge Denied" einen großartigen Power Metal-Klassiker auf den zwei Jahre später mit "Into The Mirror Black" ein formidables Progressive Metal-Meisterwerk folgte. Eine aufgenommene Live-EP wurde nur noch als Promo-Kopie unter die Presse gebracht. Und dann war es Still. Nachdem sie in den letzten Jahren bereits bei einigen Festivals aufgetreten sind, gab es diesmal mit "I'm Low Tonight" und "World Is Wired" tatsächlich neues Material zu hören, welches durchaus interessant klingt und Hoffnungen weckt. Am meisten gefreut hatten wir uns natürlich bei grandiosen Stücken wie "Die For My Sins", "Future Tense" oder "Battle Angels".
KAMELOT
KAMELOT begannen bei lustigem Sonnenschein, der aber schon bald spurlos verschwand und sich in einen sintflutartigen Platzregen verwandelte. Am Songmaterial kann's nicht gelegen haben, der neue Sänger Tommy Karevik machte seine Sache sehr überzeugend und auch der Rest der Amerikaner wußte zu überzeugen. Bei durchschnittlichem Klanggerüst gab es ein Best-Of-Set, bei welchem die Frühphase leider nicht berücksichtigt wurde. Machte aber auch nichts, denn wer so viele gute Stücke mitbringt, darf auch gerne wiederkommen.
Setlist: "Rule The World", "Ghost Opera", "Center Of The Universe", "The Human Stain", "The Great Pandemonium", "When The Lights Are Down", "Sacrimony (Angel Of Afterlife)", "Forever", "Karma", "March Of Mephisto"
OVERKILL
Die nach ihrem großartigen "Ironbound"-Werk wiedererstarkten Thrasher um den charismatischen Frontmann Bobby Ellsworth lieferten bei Stoffwechselendprodukt-würdigem Wetter eine sehr geschlossene Vorstellung ab, die natürlich auch die wichtigen Klassiker "Wrecking Crew", "Old School", "In Union We Stand" und "Rotten To The Core" beinhaltete. Aber auch neues Material wie der Titeltrack des eingangs erwähnten Albums fand sich im Programm wieder. Die Performance war wieder mal großartig und zeigte eine gereifte Band auf dem Höhepunkt ihrerer Fähigkeiten. Klasse!
OPETH
Ziemlich mutig spielten sich anschließend die Prog-Rocker OPETH aus Schweden durch das von Wassermassen geschundene Publikum, denn das halbe Set bestand aus Material des aktuellen Albums "Heritage", welches mit der bisher heftigsten Stiländerung vom Prog-Death Metal hin zur endgültigen 70er Hommage des Prog-Rock daherkam. Geändert hat sich dadurch für mich nicht viel, denn obwohl ich die Jungs zuhause sehr gerne höre und auch das neue Machwerk durchaus öfters auf dem Plattenteller rotiert, fand ich die Live-Auftritte bei Open Airs schon immer etwas langweilig. Das lag bisher meist daran, dass OPETH immer am Nachmittag oder frühen Abend spielten, aber zu dieser Musik einfach nur die Nacht passt. Diesmal kam auch noch das Wetter mit dazu. Für all diese Tatsachen kann und konnte die Band natürlich nichts. Und ganz objektiv betrachtet war es - wieder einmal - ein sehr überzeugender Auftritt.
Setlist: "The Devil's Orchard", "I Feel The Dark", "The Lines In My Hand", "Heir Apparent", "Demon Of The Fall", "The Grand Conjuration", "Deliverance"
HAMMERFALL
Na sowas. Ausgerechnet bei HAMMERFALL schien ausnahmsweise mal die Sonne. Die schwedischen True-Metaller elektrisierten mit einem Rückblick auf viele vergangene Alben und boten eine sehr überzeugende Setlist, die bis zurück an glorreiche Anfangszeiten "The Dragon Lies Bleeding" reichte. Dazu kam eine sehr eingespielte Crew und massiver Pyro-Einsatz, ein gut gemixter Sound und ein tobendes Publikum, welches sich nach den Regen-Eskapen wieder umso mehr freute ausnahmsweise einem Auftritt trocken beiwohnen zu dürfen.
Setlist: "Patient Zero", "Heeding The Call", "Any Means Necessary", "B.Y.H.", "Blood Bound", "Steel Meets Steel", "Last Man Standing", "Renegade", "The Dragon Lies Bleeding", "Let The Hammer Fall", "One More Time", "Hearts On Fire"
DIMMU BORGIR
Bands mit Orchester sind immer wieder für Highlights gut auf großen Freiluftveranstaltungen. DIMMU BORGIR waren mit dem tschechischen Nationalorchester angereist um uns eine Black Metal-Sinfonie zu kredenzen. Das lässt natürlich immer skeptisch dreinblicken, vorallem wenn ein Großteil der Stücke ursprünglich gar nicht fürs Orchester komponiert und orchestriert war. Hatte hier aber sehr erfolgreich geklappt. Stücke wie "Vredesbyrd" oder "Mourning Palace" bekamen plötzlich völlig neue Nuancen und erschienen aus einem ganz anderen Blickwinkel. Leider war das Orchester etwas dünn und stellenweise zu leise abgemischt, der Sound teilweise etwas verwaschen und manchmal klappten auch Einsätze und Absprachen zwischen Band und Orchester nicht. Das waren aber wirklich nur Details, die der Stimmung insgesamt wenig anhaben konnten. Ich persönlich würde so einen Auftritt mal gerne auf einer kleinen Tour in einer Halle, am besten einer die für Großkonzerte gemacht ist, sehen.
Setlist: "Xibir", "Born Treacherous", "Gateways", "Dimmu Borgir", "Chess With The Abyss", "Ritualist", "A Jewel Traced Through Coal", "Eradiction Instincts Defined", "Vredesbyrd", "Progenies Of The Great Apocalypse", "The Serpentine Offering", "Fear And Wonder", "Kings Of The Carnival Creation", "Puritania", "Mourning Palace", "Perfection Or Vanity"
IN FLAMES
Danach fuhren IN FLAMES eine wahrhaft große Show auf: ein riesiges Bühnenset mit gigantischen Pyroeinlagen und 3D-Videoprojektionen sorgten für Freude und großes Staunen. Die Songauswahl, bei der nur noch "Only For The Weak" einen Tribut an frühere Tage stellte, zeigte unsmissverständlich, dass der momante Stil mit dem NuMetal-Sound beeinflussten Melodic-Death wohl auch die nächsten Jahre das Bild auf neuen Alben bestimmen wird. Macht aber nichts, denn auch wenn man den ein oder anderen großen Song aus alter Zeit vermisste, so gabs doch mit "Cloud Connected", "Trigger", "The Quiet Place" oder "The Mirror's Truth" genug Beweise, dass auch dieser Stil genügend Hits für eine komplette Headliner-Show reicht. Und wer weiss, vielleicht spielen sie ja in den kommenden Jahren auch mal Old-School-Tourneen. Ansonsten gab's eine sehr agile und mitreisende Performance, der Sound war in der Mitte und links von der Bühne sehr gut, rechts davon allerdings teilweise ziemlch unterirdisch. Bei so vielen Besuchern werden natürlich Platzwechsel nicht mehr ganz so einfach, da stellen auch wenige hundert Meter schon eine logistische Herausforderung dar. Wer sich die Arbeit gemacht hat, wurde definitiv belohnt.
D-A-D
Wenn einem soviel Böses widerfährt, dann darf man nach DIMMU BORGIR auch mal ein wenig Haarspray-Hardrock hören. Erst recht, wenn D-A-D sich um 2h auf die Bühne befördern und die Leute in den Schlaf zu singen. Doch dafür war die Songauswahl schlicht und einfach zu gut, die gute Laune kehrte ins Gesicht zurück und zu diversen Mitgröhl-Arien gabs noch ein letztes Bierchen für die Nacht.
SAMSTAG
GAMMA RAY
Der Samstag begann für uns mit den Jungs von der nahen Waterkant. Und die tischten uns mal wieder ein (leider viel zu kurzes) Best-Of-Programm auf. So war bei "Rebellion In Dreamland" für für den halben Song Platz. Ansonsten gab es mit "Ride The Sky" und "I Want Out" die obligatorischen HELLOWEEN-Stücke zu hören. Der Rest bot mit "Heaven Can Wait" eine Überraschung als alten Tagen, die neuen Stücke "Dethrone Tyranny", "Fight", "Empathy" und "To The Metal". Zum Schluß gab's noch "Send Me A Sign" und gut wars. Die Performance war sehr gut und für die frühe Stunde war auch der Sound schon ganz ordentlich gemischt.
AXEL RUDI PELL
Bei AXEL RUDI PELL war es deutlich voller als bei GAMMA RAY. Das mag daran liegen, dass das Publikum erkannt hatte, dass gerade die Sonne schien. Das musste man natürlich schon ausnutzen, wer weiss wann der große Regen wiederkommt. Die Jungs boten eine gut sortierte Mischung aus alten Gassenhauern und Stücken vom neuen Album, so dass man einen Eindruck von der aktuellen Tour bekam. Vermisst wurde, wie schon letztes Jahr auf dem Bang Your Head, ein schnellerer Song zur Abwechlung. Vorhanden wären sie ja eigentlich...
TESTAMENT
Die U.S.-Thrasher befinden sich aktuell zusammen mit anderen Kollegen wie OVERKILL, KREATOR oder DESTRUCTION in einer wiedererstarkten neuen Thrash-Metal-Welle, die nicht nur einfach Alben fabriziert, sondern auch noch verdammt gute. So hatten TESTAMENT ihr verdammt gelungenes "Dark Roots Of Earth" mit im Gepäck und weil sie genau wußten, dass man damit ein Hammerteil abgeliefert hatte, gab es neben einer liebevoll zusammengestellten Hörausstellung aus einem bunten Reigen früherer Alben auch gleich vier Teile vom neuen Album zu belauschen. Während sich vor der Bühne ein gigantischer Moshpit breit machte, blieben größere Crowdsurfing-Autobahnen heuer eher die Seltenheit. Aber kein Wunder, wer will schon Gummistiefel mit 12cm verseuchtem Schlamm und Regenponchos durch die Gegend heben? Aber immerhin... das Wetter hielt. Sonnenschein bei TESTAMENT.
DARK FUNERAL
Früher wäre es mal ne harte Entscheidung gewesen: DARK FUNERAL oder CRADLE OF FILTH? Mittlerweile ist diese Frage eindeutig leichter zu beantworten: Die Engländer sind zu einer Pop-Black-Metal-Truppe verkommen und erinnern beim Versuch böse sein zu wollen eher an J.B.O. - also DARK FUNERAL. Die laberten nicht lange herum, knüppelten sich auf der Party-Stage wortkarg durch ein geiles Set und machten richtig Spaß. Dafür konnte die Band natürlich nichts und es war auch nicht beabsichtigt. Aber Sonne macht eben nun mal albern.
MOONSPELL
Anschließend wären MOONSPELL mit Orchester auf der kleinen Bühne der W.E.T.-Stage sicherlich interessant gewesen. Nachdem wir aber bereits Mittags am Eingang ca. 60cm im Wasser versunken waren, hatte so recht dann keiner auf einen erneuten Spaziergang dorthin Lust. Weit weg. Verdammt viel Schlamm und die Sägespäne schwammen laut Zeugenaussagen immer noch im Ein- und Ausgangsbereich vertrauenserweckend oben, während darunter kein Boden, sondern nur ganz viel Wasser war.
AMON AMARTH
Ziemlich kurzfristig und unangekündigt wechselten dann AMON AMARTH und die SCORPIONS ihre Startplätze. Das hatte für beide Bands Nachteile: die Schweden spielten in hellem Sonnenlicht, während den Hannoveranern anschließend die Zuschauer in alle Himmelsrichtungen davonrennen sollten. Grund: achja, ganz neu - Starkregen! Aber beginnen wir am Anfang: AMON AMARTH hatten auf ein monströses Set verzichtet und reduzierten die Show auf Pyroeinlagen und dem Wechseln der Farbkulisse in etwa zur Mitte des Auftritts. Das ganze sah dann trotzdem noch ziemlich gewaltig aus, kam aber bei Tageslicht nicht mal ansatzweise zur Geltung.
Setlist: "War Of The Gods", "Runes To My Memory", "Destroyer Of The Universe", "Death In Fire", "Live For The Kill", "Cry Of The Black Birds", "The Fate Of Norns", "The Pursuit Of Vikings", "For Victory Or Death", "Victorious March" ----- "Twilight Of The Thunder God", "Guardians Of Asgaard"
SCORPIONS
Die in Ehren ergrauten Altherren-Hardrocker gaben nach ca. 15 Minuten Verspätung dann doch noch ihr Konzert als Teil ihrer Abschiedstour. Nach dem gelungenen Opener "Sting In The Tail" verflachte die Spannungskurve zunächst etwas, weil man schnellere Stücke wie "Dynamite" oder "Blackout" erst in die zweite Hälfte des Auftritts packte. Doch spätestens bei "The Zoo" musste sowieso schon jeder mitsingen und somit gings immer weiter bergauf. Die Performance und die Bühnenshow wußten jederzeit zu überzeugen, allein diese leichtbekleideten Frauen mit ihren Kettensägen hatten etwas total lächerliches an sich. Also wer das irgendwie innovativ oder lustig findet hat definitiv keinen Sex mehr und ist gerade dabei in Rente zu gehen. Als es dann mitten im Set immer stärker zu regnen begann, wichen die meistens zumindest vorerst noch nicht, doch dann gaben immer mehr auf. Vor dem Eingang zur VIP-Area türmten sich die Menschen quasi schon fast übereinander oder versanken bis zu den Knien im Schlamm. Wer blieb, durfte zu bereits erwähnten "Dynamite" und "Blackout" abmoshen, bei "Big City Nights" in Erinnerungen schwelgen und bei "Still Loving You" an so manch romantischen Abend zurückdenken. DANKE SCORPIONS für viele geile Alben, für viele geile Konzerte und für einige interessante Interviews. Da ging eine weitere Legende dahin und wir alle hoffen, dass sie es nicht zahlreichen anderen Bands gleichtun und noch weitere 10 Reunions- oder Abschiedstoureen geben, bis sie endgültig niemand mehr ernst nehmen kann. Jetzt wäre tatsächlich der genau richtige Zeitpunkt.
Setlist: "Sting In The Tail", "Make It Real", "Is There Anybody There?", "The Zoo", "Coast To Coast", "Loving You Sunday Morning", "Rhythm Of Love", "Raised On Rock", "Tease Me Please Me", "Hit Between The Eyes", "Dynamite", "Kottak Attack", "Blackout", "Six String Sting", "Big City Nights" ----- "Coming Home", "Still Loving You", "Rock You Like A Hurricane"
WATAIN
Black Metal vom feinsten und von der allerbesten Sorte gab es anschließend bei WATAIN zu begutachten. Diese hatten auf der Bühne massenweise monströse Fackeln am Brennen und zündeten teilweise im Sekundentakt Pyros. Dazu war die ganze Bühne mit reichlich satanischem Merchandising bestückt und die Jungs krachten mit einem absolut fantastischen Set in die Nacht! Dazu kam noch ein perfekter Sound und eine überzeugend dargebrachte Show, bei der man mehrfach damit rechnen musste, dass das ein oder andere Bandmitglied in der nächste Sekunde nicht neben, sondern direkt in einem dieser Feuerbälle stehen würde. Richtig geil!
EDGUY
Es ist gerade einmal zwei Wochen her, da hatten EDGUY das Bang Your Head Open Air für sich vereinnahmt und spielten dort ihre erste Headliner-Show auf großem Festival. Dabei fiel Frontmann Tobi Sammet aber etwas unglücklich von der Bühne, brach sich die Nase und zog sich etliche Prellungen zu. Und spielte das Set trotzdem tapfer zuende. Respekt! Diesmal kein Headliner, aber mit der Ehre das diesjährige Wacken Open Air als letzte Band der drei großen Bühnen beenden zu dürfen. Nun ist es natürlich so, dass Samstag Nacht, eigentlich Sonntag früh um 2h, schon viele müde Menschen nach drei bis x Tagen Festival ordentlich müde sind. Aber trotzdem standen da in den letzten Jahren schon einige male mehr Leute herum. Sehr überschaubar war es also, als EDGUY die Bühne erklommen. Richtig ungewöhnlich, nachdem da vor einigen Stunden noch 75.000 Menschen standen. Doch der Regen heuer hatte maßgeblich dazu beigetragen, dass nur noch die härtesten der härtesten blieben und die Tatsache, dass wir hier einen Bericht schreiben heißt: wir gehörten dazu! Das Set umfasste in erster Linie die bekanntesten Stücke der Gruppe, ganz klar, dass da Singles wie "Superheroes" her mußten, aber auch der Titelsong ihres Durchbruch-Werkes "Vain Glory Opera". Gelungener Festival-Abschluß.
Setlist: "Nobody's Hero", "Tears Of A Mandrake", "Lavatory Love Machine", "Vain Glory Opera", "Robin Hood", "Ministry Of Saints", "Superheroes", "Babylon" ----- "King Of Fools"
FAZIT
All die ganzen letzten Jahre haben sich viele besorgte Mitmenschen immer wieder ehrfürchtig gefragt, wer denn künftig Headlinen soll. Wenn sie denn alle mal weg sein werden, die IRON MAIDENs, SCORPIONS', JUDAS PRIESTs und SLAYERs dieser Welt. In Wacken konnte man sich heuer einen Eindruck davon verschaffen: HAMMERFALL werden es nicht sein. Aber IN FLAMES und AMON AMARTH werden dazugehören. Definitiv. Ob es auch DIMMU BORGIR sein werden, wird die Entwicklung der nächsten Alben zeigen, Potential genug wäre da. Und ob EDGUY dazugehören werden? Möglich. Doch die wurden in den letzten Jahren immer kuscheliger und empfehlen sich momentan eher für Rock im Park als für Wacken. Man wird sehen!
Auch das miese Wetter mit Dauerregen konnte der Stimmung nichts anhaben. So ist eben Wacken. Doch so schlimm wie heuer war's definitiv noch nie! Auch auf keinem anderen Festival. Man stand teilweise kniehoch im Sumpf, an den Eingängen zur W.E.T.-Stage hatte man zeitweise den Eindruck man müsste ertrinken. Die Bandauswahl war wieder großartig, die Fans auch. Wegen teilweise überschwemmter Campingplätze gab es zahlreiche Umleitungen auf Ausweich-Camps. Ansonsten wie jedes Jahr: wir kommen wieder!
Beim Bang Your Head geht es wieder aufwärts! Nachdem die Besucherzahlen in den letzten Jahren gesunken waren, suchten die Veranstalter in den letzten Jahren nach Lösungen. Und fanden sie in der inzwischen nur noch fast neuen Halle auf dem Gelände: Mit MOONSORROW, THE DEVIL'S BLOOD, EXODUS oder PAIN konnte erfolgreich zusätzliches Publikum eingefangen werden welches auf härtere Musik steht. VENOM als Freitags-Headliner auf der großen Bühne bildeten zusammen mit ARCH ENEMY die Brücke zum eher traditionellen Rest der Metalheads, welche sich über EDGUY, GOTTHARD, THIN LIZZY und JON OLIVA'S PAIN freuten. Und so waren heuer um die 12.000 Nasen auf dem Festival vorzufinden, welche sich mit ca. 24.000 Ohren folgende Bands anhörten:
--- FREITAG ---
FORENSICK
FORENSICK kommen aus Horb am Neckar und sind die Gewinner des diesjährigen Online-Wettbewerbs. Die Jungs folgen dem aktuellen NWoBHM-Revival-Trend und spielen eine Mischung aus IRON MAIDEN (Sound und Twin Guitars), frühen JUDAS PRIEST (Gesang) und etlichen anderen Einflüssen aus dieser Zeit. Live präsentierten sie sich auf der großen Bühne etwas holpern, aber durchaus robust, das Songmaterial kam bei unscharfem Sound ziemlich roh und ließ großes Potential erahnen. Letzten Endes klang das Songmaterial aber noch zu einförmig, als dass daraus ein großer Auftritt hätte werden können. Ein Anfang war aber gemacht, denn ich bin überzeugt davon, dass man von dieser Band noch einiges wird hören dürfen. Publikum? Leider quasi nur in kleinen Häppchen anwesend.
VANDERBUYST
Die Niederländer VANDERBUYST sind mit ihren drei Musikern bereits mehrere Schritte weiter in Sachen Karriere und präsentierten eine gelungene Auffrischung des heute so genannten Hardrock. THIN LIZZY, UFO und fast eben soviel NWoBHM wie zuvor, deutlich unaufgeregter und professioneller abgezockt, dem starken Debüt von 2010 folgten allerdings keine ebenso starken Nachfolger. Macht aber nichts, die Bühnen-Performance war ausbaufähig, der Sound auch. Aber auch hier galt: Daumen leicht nach oben!
CRASHDIET
Den äußerst durchschnittlichen Sleaze-Rock von CRASHDIET hatten wir uns an dieser Stelle zu Gunsten eines Zwischenstopps "hinter den Zäunen" gespart, um ein wenig Fleisch und Bier zu tanken.
DIAMOND HEAD
Irgendwann ist es immer soweit. Irgendwann kommt immer ein Original. DIAMOND HEAD, eine der großen Vorbilder und Einflüsse dieser relativ unbekannt gebliebenen METALLICA, welche sich in letzter Zeit nicht mal mehr anständige Produzenten leisten konnten, enterten die Bretter dieser Welt. Blöd: außer ihrem legendären Debüt, zu ca. 947 Prozent von METALLICA gecovert, kam in den Jahren danach hmm... nunja, zumindest nichts mehr Relevantes. Und so spielte eben jenes Album an eben jenem Tag eine große Bedeutung. Bei der Sonauswahl. Bei der Band. Und beim Publikum. Die Engländer um Brian Tatler, dem einzigen übriggebliebenen Mitglieder dieser legendären Gründungsphase, lieferten ein tightes Set ab, welches vom willigen Publikum gekonnt aufgesogen und mitgesungen wurde. Am Ende: "Am I Evil?" - Natürlich! "Yes, I Am!" Und Ihr Rabauken auch, denn Ihr habt überzogen!
Setlist: "Play It Loud", "Pray For Me", "The Prince", "In The Heat Of The Night", "Shoot Out The Lights", "It's Electric", "Give It To Me", "Sucking My Love", "Helpless", "Am I Evil?"
FIREWIND
Die Griechen FIREWIND bildeten als Band der dritten Generation quasi eine Art FireWALL zwischen den Engländern und den darauffolgenden U.S.-Metallern ARMORED SAINT. FIREWIND veröffentlichten in den letzten Jahren Alben auf konstant hohem Niveau. Doch diese offenbaren einiges, was mit wahren Metal wenig zu tun hat: glattgebügelte, auf Hitniveau hochgepushte Semi-Hymnen, irgendwo zwischen Kitsch, Kult und Kirmesmusik. Gespielt von Musikern, welche ihre Instrumente auf teilweise höchstem Niveau beherrschen, wie auch die Bühne und das Publikum. Kurzum: FIREWIND wirkten wie eine Waschladung Persil: sauber, perfekt, langweilig und gut duftend. Echte Metalfans mit Kutten standen in der Zwischenzeit weit weg. An Bierständen.
Setlist: "Wall Of Sound", "Head Up High", "World Of Fire", "Till The End Of Time", "Losing My Mind", "The Fire And The Fury", "Mercenary Man", "Falling To Pieces"
ARMORED SAINT
Ja ich geb's zu. Ich werde "wandelndes Heavy Metal-Lexikon" genannt und konnte mit ARMORED SAINT noch nie etwas anfangen. Aber gebt es endlich zu: jeder von uns hat eine absolute Kultband, mit der er nichts anfangen kann. Aber das zuzugeben, das traut sich kaum jemand. Ist so, oder? Also ich geb's zu: ARMORED SAINT waren bisher immer ein Buch mit sieben Siegeln für mich. Aber ab heute! Seit heute! Jetzt! Also JETZT ENDLICH! Jetzt endlich... hat sich daran absolut nichts geändert. Davon abgesehen hatte sich das Publikum von meiner Meinung nicht im Geringsten beeindrucken lassen und die Leute dort auf der Bühne abgefeiert als gäbe es kein Morgen. Von daher: ein toller Auftritt - guter Sound, guter Gig - und vermutlich eine tolle Songauswahl.
POWERWOLF
Die deutschen Karpaten-Metaller POWERWOLF waren wieder mal angereist, um das anwesende Volk mit seinem Extrem-Image irgendwo zwischen Kirchenmusik und Werwölfen zum Mosh der Vampire einzuladen. Frontmann Attila, der mit seinem gespielten rumänischen Akzent und unbändigem Witz die Kapelle aus dem Einheits-Power-Metal unserer Tage zu einer gewissen Selbstständigkeit herausgearbeitet hat, verstand es wie immer von der ersten Minute an Stimmung ohne Ende zu erzeugen. Großartige Show mit sehr überzeugenden Hits. In der Art der Aufmachung an frühe EDGUY erinnernd, haben sich POWERWOLF in den letzten Jahren von einer Zeltband ins Nachmittagsprogramm der großen Bühnen vorgetastet und ich bin mir sicher, irgendwann in den nächsten Jahren werden sie auch mal zur "prime time" zu sehen sein.
KAMELOT
KAMELOT mussten den Wegfalls ihres charismatischen Frontmanns Roy Khan verkraften, präsentierten mit Tommy Karevik, welcher von SEVENTH WONDER kam, aber einen erstaunlichen Ersatz. Nicht nur, dass er mühelos alle Stücke fast wie im Original klingend meisterte, er sah auch noch genauso gekleidet aus, hatte die gleichen Posen in petto und auch noch die gleichen Ansagen. Stellte sich natürlich die Frage, ob das von der Band so gewollt war, oder ob er ein dermaßen großer Khan-Fan ist, dass er sich (noch) nicht traute sich vom großen Vorgänger zu emanzipieren. Sie auch immer. Aufwändiger Pyroeinsatz, zwei Background-Sängerinnen und im Laufe der Show noch zwei zusätzliche Mädels mit großen Trommeln, welche allerdings nicht mit der Band im Gleichtakt klingen wollten. Da zählte bei der Vorauswahl wohl mehr das Aussehen, als das musikalische Können. Beim Gig selbst konnte man aber nicht meckern, auch wenn ein Großteil der Songauswahl auf den letzten Alben lag. Mit "Sacrimony (Angel of Afterlife)" gab es gar noch ein Stück vom kommenden Album "Silberthorn" zu bestaunen, welche die stilistische Ausrichtung der letzten Studiowerke nahtlos fortzusetzen schien. Mit den Jungs ist also auch weiterhin zu rechnen und die Zukunft wird zeigen, ob sich Tommy Karevik auch noch verhaltenstechnisch freischwimmen kann oder gar Einfluss auf das künftige Songwriting nehmen wird.
Setlist: "Rule The World", "Ghost Opera", "Center Of The Universe", "The Human Stain", "The Great Pandemonium", "When The Lights Are Down", "Sacrimony (Angel Of Afterlife)", "Forever" --- "Karma" --- "March Of Mephisto"
ARCH ENEMY
Drei Männer aus Schweden und eine alles in Grund und Boden growlende und kreischende deutsche Frontfrau. Das klingt nach feinstem Melodic-Death, das klingt, richtig, nach ARCH ENEMY. Das wäre noch vor wenigen Jahren auf dem Bang Your Head-Festival wohl der Grund gewesen, dass ca. 90% der Besucher fluchtartig das Gelände verlassen hätten. Aber die Zeiten ändern sich zum Glück, denn wäre dem so gewesen, hätte man eine großartige Show verpasst. Anfangs von vielen Headbangern noch argwöhnisch betrachtet, spielte sich das Quintett in einen Rausch aus Melodien und harter Musik und spätestens in der Mitte der Setlist war das Publikum nicht mehr zu halten und sang teilweise lautstark mit. Die Tatsache, dass es zu dieser Zeit ausgiebig zu Regnen begann, aber statt davonlaufen tatsächlich lieber ein kleiner Moshpit entstand, hatte eindeutig gezeigt: stilistische Abwechslung tut dem Bang Your Head sichtlich gut!
THIN LIZZY
Mit relativ neuem Frontmann Ricky Warwick im Gepäck traten THIN LIZZY vor das inzwischen klatschnass eingeregnete Publikum und traten einen Siegeszug an, wie ich ihn in den letzten Jahren von THIN LIZZY so nicht vernehmen durfte. Was ein einzelnes Bandmitglied aus einer etwas angestaubten Truppe alles machen kann: Ricky Warwick hat's allen gezeigt: Die Jungs klangen deutlich agiler, dynamischer und frischer als bei den vorangegangenen Tourneen und spielten auch musikalisch wieder näher an den originalen Versionen der Stücke. Heißt: mehr Folk, mehr Härte und überzeugendere Gitarrenarbeit. So machten Gassenhauer wie "Dancing In The Moonlight", "Are You Ready", "Angel Of Death" und natürlich die unvermeidliche Bandhymne "Whiskey In The Jar" wieder aufregend viel Spaß. Und wer weiß, vielleicht kommt ja in dieser Konstellation tatsächlich ein neues Studioalbum... oder besser lieber nicht? Zu viele Legenden hatten sich bei derartigen Experimenten schon ihren Status zerstört oder mindest mächtig angeknackst.
VENOM
Ich weiß nicht, ich weiß nicht. VENOM sind zwar totaler Kult und so ganz nebenbei haben sie, vermutlich in einer kalten Winternacht und nach dem Genuss von ganz viel Tee, den Black Metal erfunden. Aber derartige Einfälle müssen nicht immer etwas mit guter Musik zu tun haben. Und so lärmten sich die Briten um das einzig verbliebene Gründungsmitglied Cronos in die Nacht von Balingen, während wir nebenan in der kuscheligen Messehalle den Klängen von THE DEVIL'S BLOOD und ORDEN OGAN lauschten.
--- SAMSTAG ---
SISTER
Samstag 10:00h, Sonnenschein, im Gegensatz zum verregneten Freitag stand ein heißer Tag bevor: Die schwedischen Sleaze-Punker SISTER eröffneten den letzten Festivaltag. Und vor der Bühne war es schon ziemlich voll. Das Zielpublikum war also bereits wach und begann auch bereits fleißig goldfarbene Getränke zu verköstigen. Auf der Bühne eine agile Band, die sichtlich aufeinander eingespielt ist und die besten Stücke ihrer beiden Studiowerke von sich gab. Technische Ausfälle und eine dadurch verursachte Spielverzögerung führten zu Verspätung und dazu, dass der ersten Band auch gleich vorzeitig der Saft abgedreht wurde. Band und Publikum waren nicht begeistert, nahmen's aber locker.
LANFEAR
Die schwäbischen Progressive-Powermetaller LANFEAR verfügten anschließend über einen Fundus von fünf sehr guten Alben, welche einem interessierten Publikum dargeboten wurden. Leider bei einem völlig verkorsten Sound, bei dem kein einziges Instrument herauszuhören war. Nicht mal die Drums! Einfach eine absolut unterirdisch schlechte Abmischung. Was hatte der Mann im Mixturm? Zehn Promille Restalkohol? Schwere Hörschäden vom Vortag? Ich weiß es nicht. Schade um die Band und schade für die, die Zuhören mußten. LANFEAR hätten es verdient gehabt.
BREAKER
30 Jahre BREAKER, 25 Jahre "Get Tough!", ein U.S.-Metal-Klassiker welche in jede ernstzunehmende Sammlung gehört. Es sollte das einzige Album der Band bleiben. Weil es auf dem Teil aber eigentlich ja ausschließlich geilstes Songmaterial gibt, haben sich BREAKER diesen Status in der Setlist durchaus verdient. Nicht verdient hatten sie und das Publikum wie zuvor schon bei LANFEAR einen äußerst schlecht abgemischten Sound. Die Gitarren waren nur sehr leise bis gar nicht zu hören, der Drumsound war tiefster Matsch und der Bass völlig zu laut. Es mußte trotzdem egal sein: Die Band konnte nichts dafür und die Stücke sind es immer wieder aufs Neue wert gehört zu werden. Nachdem ich einigen herumstehenden auf Nachfrage erklärt hatte wer BREAKER denn sind, hatten sie ein paar Fans und Albumverkäufe mehr.
TANKARD
Danach war es an der Zeit für deutschen Thrash-Metal: TANKARD waren wieder mal zu Besuch. Zwei Fans wurden bei einem Gewinnspiel ausgelost um während des Auftritts am Bühnenrand auf Bierkästen zu sitzen, Bier zu trinken und ein wenig mitzumoshen. Eine lustige Idee, die natürlich nur von den Hessen kommen konnte. Am frühen Nachmittag, die Uhr zeigte 20 Minuten vor Vierzehnhundert, wurde uns wie immer wenn der leicht von der gewichtigen Norm abweichende Frontmann Gerre die Bühne betrat, ein weiteres Thrashmetal-Inferno geboten. Im Gegensatz zu den früheren Vormittags- und Mittagstunden wußte der Sound inzwischen zumindest wo er hin sollte. Noch nicht sehr klar, aber immerhin etwas differenzierter machten TANKARD reichlich Spaß, denn die Bühne war in Wallung, die Performance grandios und die Songauswahl aus den letzten drei Jahrzehnten sehr angemessen. Fazit: mit TANKARD kann man zu keinem Zeitpunkt etwas falsch machen. Ganz egal ob Opener, Überbrücker oder Headliner - es funktioniert immer und an diesem Tag mal wieder besonders gut! Gerre und der Rest flitzten über die Bühne und verbreiteten bierseelige Mosh-Stimmung im Publikum. Party pur!
AXXIS
Eine weitaus melodischere, aber keineswegs schlechtere Party gaben anschließend AXXIS, welche eine gute Mischung aus neueren Stücken und ihren legendären beiden Erstlingswerken zum Besten gaben.
PRIMORDIAL
Nachdenklicher wurde es danach bei sengender Hitze bei PRIMORDIAL, welche mit ihrem irischen Folk-Blackmetal hervorragend zu MOONSORROW und THE DEVIL'S BLOOD bei nächtlicher Stimmung gepasst hätten. Doch für die Halle sind sie dann glücklicherweise mittlerweile etwas zu groß und so durften wir großartige Atmosphären-Granaten wie "As Rome Burns", "Empire Falls" oder "The Coffin Ships" bei hellichtem Sonnenschein lauschen. Eine Stunde Klangwelten in allen möglichen Stimmungslagen genießen, diesmal sogar bei einem gut abgemischtem Sound.
Setlist: "Gods To The Godless", "Lain With The Wolf", "As Rome Burns", "Bloodied Yet Unbowed", "The Coffin Ships", "Empire Falls"
SABATON
Für die einen ist es Plastik-Metal, für die anderen Komponieren die Schweden Melodien zum niederknien. Letztere Fraktion überwog auf dem Bang Your Head, denn nur selten war es so voll wie hier. Kommt noch dazu, dass die halbe Band mit neuen Mitgliedern bestückt wurde, welche sich aber nahtlos einreihen und zusammen mit dem Rest wie die Berserker die Bühne beackern. Massenweise Pyroeffekte lassen es ständig irgendwo knallen - von meterhohen Fuersäulen bis zu schwerer Artellerie. Lediglich für den im Vorfeld in einigen Interviews angekündigten Panzer war - zumindest auf dieser Bühne - kein Platz mehr. Mitten im Set durften zu aller Überraschung gar die neuen Saitenbearbeiter Chris Rörland und Thobbe Englund ein paar Takte ins Mikro singen. Nun, was soll ich sagen, Gitarre spielen können sie deutlich besser. Von diesen kleinen Showeinlagen abgesehen gerät der Auftritt zu einer mächtigen Party, in der sogar ein rosaner Monsterpenis übers Publikum gleitet. Das findet Sänger Joakim so gut, dass er anschließend selbst einen Ausflug über die Crowd surft. Hier sah man, dass SABATON eindeutlig schon weiter als POWERWOLF sind und ohne Weiteres Headliner-Qualitäten besitzen. Ganz stark!
Setlist: "Ghost Division", "Uprising", "Gott mit uns", "40:1", "Cliffs Of Gallipoli", "Into The Fire", "Carolus Rex", "Attero Dominatus", "The Art Of War", "Primo Victoria", "Metal Crüe"
GOTTHARD
Die Schweizer Bergmassiv-Hardrocker waren nach dem Tod von Frontmann Steve Lee erstmals mit seinem Nachfolger Nic Maeder angereist. Wir er klingt, konnte man sich schon auf dem aktuellen Studioalbum "Firebirth" anhören, aber wie kommt das ganze live? Nun, ganz so überzeugend kommt Nic noch nicht herüber, vorallem aber fehlt ihm noch etwas mehr Bühnenerfahrung. Oder sollte ich lieber sagen die Erfahrung auf der großen Bühne? Ansonsten aber legen GOTTHARD einen mehr als respektablen Auftritt hin.
Setlist: "Dream On", "Gone Too Far", "Starlight", "Top Of The World", "Remember It's Me", "Sister Moon", "Master Of Illusion", "Hush", "One Life, One Soul", "The Story's Over", "Right On", "Fist In Your Face", "Lift U Up", "Anytime Anywhere" --- "Quinn The Eskimo (The Mighty Quinn)"
EDGUY
Großer Respekt an Festival-Veranstalter Horst Franz: endlich hat es mal jemand gewagt auf einer großen Freiluftveranstaltung eine Band zu platzieren, die nicht aus den 1980er Jahren oder gar nocht davor stammt. EDGUY haben sich diesen Ruf und diese Professionalität seit Mitte der 1990er hart erarbeitet und so viele überdurchschnittliche Alben veröffentlicht, dass sie zurecht mittlerweile ein sehr großes Publikum ansprechen. Ob man mit dem schrägen Humor von Tobi Sammet etwas anfangen kann oder nicht, ob man EDGUY noch als Metalband bezeichnen will oder nicht - wenn Hardrocker wie GOTTHARD oder THIN LIZZY hier hinpassen, dann EDGUY erst recht. Tobi machte zu Beginn des Gigs eine Ansprache die sich auf Stinkefinger und Schlägerei bezieht und machte damit eine Anspielung auf den Vorabend (siehe HALLE - THE DEVIL'S BLOOD), wo Gitarrist Selim einen aggressiven Fan eine blutige Nase verpasste. Als ob er's vielleicht geahnt hatte, aber manchmal schreibt die Geschichte immer noch die besten Geschichten, wie man so schön sagt, denn beim vierten Stück "9-2-9" holte sich der gute Tobi selbst eine blutige Nase ab: beim ins Publikum verlängerten Bühnensteg trat er einen Schritt daneben und fiel sehr unglücklich in den Fotograben. Dabei zog er sich einen Nasenbeinbruch zu sowie mehr und minder schwere Prellungen an der Hüfte und einigen Rippen. Unfassbar, dass er da wieder hochkroch, und kurz bevor die Band zu spielen aufhören wollte eingefach den Song zuende sang.
Nach einer kurzen ärztlichen Begutachtung in der die Band ebenfalls eine Pause einlegte, entschloss sich Tobi trotz schlimmer Schmerzen (wer's nicht schon erlebt habt: Prellungen schmerzen meistens deutlich heftiger als Brüche) das Set zuende zu spielen. Ganz großes Kino! Ganz stark! Dass EDGUY endgültig ein wirklicher Headliner der Neuzeit geworden sind, sagte auch das mutige Set aus: kein "Vain Glory Opera" mehr und auch auf manch andere Gassenhauer wurde zugunsten einiger weniger bekannten oder "großen" Stücke verzichtet, während Mitsinggranaten wie "Tears Of A Mandrake" gleich zu Beginn verschossen wurden. Das zeichnet eine Band aus. Ebenso die völlig überraschende Verneigung vor IRON MAIDEN in Form von "The Trooper", welches zwar nicht ganz ausgespielt wurde, aber doch mehr als angespielt. Die zwei Zugaben "Out Of Control" und "King Of Fools" gabs dann nur noch, weil Tobi Sammet noch ein wenig auf 'nen Arzt warten mußte, da er nur Kassenpatient ist, wie uns der Komiker noch augenzwinkernd mit auf den Weg gab. Gute Besserung!
Setlist: "Nobody's Hero", "Tears Of A Mandrake", "Spooks In The Attic", "Rock Of Cashel", "9-2-9", "Lavatory Love Machine", "Robin Hood", Drum Solo, "Superheroes", "Save Me", "Babylon", "The Trooper", "Ministry Of Saints" --- "Out Of Control", "King Of Fools"
------ MESSEHALLE ------
In der Halle ging's bereits am Donnerstag Abend los. Offiziell nicht zum Festival gehörend, muss für die "Warm-Up-Show" ein separates Ticket erworben werden. In Kombination mit dem Festivalticket wird's allerdings günstiger. Freitags und Samstags gehört die Halle zum Festival.
--- DONNERSTAG ---
FREEDOM CALL
Klebriger Plastikrock für die einen, Volksmusik-Schunkelmucke für die anderen und einfach 'ne nette Party mit Mitgröhlhits für den Rest der Welt. Die Erlanger FREEDOM CALL um Frontmann Chris Bay spalten die Fans in Pro und Contra wie kaum eine andere Band in diesem Metier dies zu tun vermag. Außer vielleicht noch die hier ebenfalls auftretenden SABATON. Da die zuletzt genannten Fans lieber auf den Zeltplätzen grillten, wurde der Auftritt zu einem sehr guten und stilistisch passenden Anschluß an die MANOWAR-für-Softies-Opener MAJESTY, welche wir leider wegen des anwesenden Grills verpassten. Die anwesenden Fans begleiteten FREEDOM CALL relativ textsicher, so dass die schon gut gefüllte Halle richtig rabatz machte.
BONFIRE
Eine der wenigen bayrischen Bands kamen aus der grauen Vorzeit zurück. BONFIRE, welche Mitte bis Ende der 1980er versuchten die SCORPIONS zu beerben mit Hardrock-Hits wie "Ready 4 Reaction" oder "SDI" und großen Balladen der Marke "You Make Me Feel", konnten in den darauffolgenden beiden Jahrzehnten leider nur noch mit äußerst mittelmäßigen bis ansatzweise guten Werken auf sich aufmerksam machen. Letzten Endes schafften sie es hier durch eine sehr gute Songauswahl geschickt neuere Stücke mit alten Gassenhauern zu verknüpfen um daraus einen richtig guten Gig zu machen. Wer weiß, vielleicht erleben die Jungs ja auch auf Platte bald einen zweiten Frühling? Zu Gönnen wäre es ihnen.
JON OLIVA'S PAIN
Ganz, ganz viele SAVATAGE Shirts und Kutten kündigten etwas Großes an, denn ein Special war angekündigt: der legendäre Klassiker "Hall Of The Mountain King" sollte komplett gespielt werden! Zuvor stiegen die Jungs mit "Gutter Ballet" und "Edge Of Thorns" ein, wo ein hörbar angekratzer Jon Oliver Mühe hatte auf den Punkt zu treffen. Er wußte sich aber im Laufe des Auftritts noch deutlich zu steigern und so gerieten einige Stücke zu heftigen, aus hunderten von Stimmen mitgesungenen Hymnen. Dass "ganze Alben am Stück" immer wieder 'ne Herausforderung darstellen, mussten vor einigen Jahren auch TWISTED SISTER schon erfahren, die damit richtig abkackten. Das blieb hier zum Glück erspart, aber einige nicht so bekannte Sachen wie "The Price You Pay" sorgten immer wieder für einige Bierrunden. Mit "Power Of The Night" und "Ghost In The Ruins" wurden weitere Klassiker ins Set gestreut und beim DEEP PURPLE-Klassiker "Child In Time" gab Jon nochmal alles, was er stimmlich aufzubieten hatte. Großes Kino!
--- FREITAG ---
WIZARD
Obwohl sie noch nie ein schlechtes Album ablieferten, gerieten WIZARD bei mir nach ihrem 2001er Werk "Head Of The Deceiver" aus dem Fokus. Warum? Es kann nur am Release-Overkill liegen, denn dass WIZARD immer noch zu den stärksten deutschen Truemetal-Bands überhaupt gehören, daran ließen sie als Freitags-Opener in der Messehalle zu keinen Zeitpunkt Zweifel aufkommen. Mit neun Studio-Ergüssen seit 1995, einer Zeit also, als der Metal offiziell tot war (auch wenn in diesem Jahr mit "Black Hand Inn" (RUNNING WILD), "Land Of The Free" (GAMMA RAY), "Black In Mind" (RAGE) und "Imaginations From The Other Side" (BLIND GUARDIAN) gleich vier der größten deutschen Klassikeralben der 1990er erschienen - seltsam, seltsam), hielten sie bereits die Fahne des wahren Metals hoch. Diese Kontinuität spührte man auch bei diesem Auftritt wieder: eine tighte Performance einer eingespielten Crew, die Ansagen von Sänger Sven, WIZARD wußten das Publikum von Anfang an zu überzeugen und spätestens bei "Hall Of Odin" hatte jeder gerafft: ich brauch ein Album von denen. Sofort.
MOONSORROW
Die finnischen Pagan-Folk-Black-Metaller MOONSORROW hatten sich erst spät, nämlich 2007 mit ihrem hypnotischen "Viides Luku - Hävitetty", in meine Ohren gespielt. Dafür hab ich sie mittlerweile um so lieber gewonnen. Auch auf dem Bang Your Head verfielen viele Anwesende schon sehr bald dem Sog dieser sphärischen und doch harten Musik, obwohl viele die Band noch gar nicht kannten. Was auch daran lag, dass sie der Regen von draußen eher zufällig in die Halle gespült hatte. Eine eingefleischte Anhängerschaft in den vordersten Reihen war der Beweis, dass das neue Soundprogramm erfolgreich ist. Die sperrigen Texte wurden tatsächlich Note für Note mitgesungen. MOONSORROW, eine Art PINK FLOYD für die ganz harten also.
Setlist: "Ukkosenjumalan Poika", "Huuto", "Taistelu Pohjolasta", "Kivenkantaja", "Aurinko ja Kuu", "Jotunheim", "Sankaitarina"
THE DEVIL'S BLOOD
Headliner in der Halle waren am Freitag dann THE DEVIL'S BLOOD. Für die einen die wohl beste Band der letzten Jahre, für die anderen völlig überbewertete Nachwuchstalente, welche versuchen ihre limitierten musikalischen Kenntnisse durch okkulte Handlungen und Shows zu kompensieren. Wie immer liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Denn die Jungs haben durchaus einige richtig gute Songs in ihrem noch sehr überschaubaren Backkatalog angesammelt, wenn auch ich nicht unbedingt der Meinung bin, dass es sich hierbei um Klassiker handelt, über die man auch noch in 30 Jahren vor Ergriffenheit flüstern wird. Sei's drum. Drei Gitarristen, entsprechend ausladende Soli und eine Band, die quasi wie angewurzelt auf der Bühne zwischen zahlreichen Requisiten stand. In einigen Momenten an PINK FLOYD's psychedelische Phase erinnernd, passten sie nach MOONSORROW ganz gut ins Programm. Mangelnde Sozialkompetenz hatte an jenem Abend ein definitiv nicht mehr nüchterner Fan, welcher mit zwei gestreckten Mittelfingern in Richtung Band von ganz hinten nach ganz vorne durch die Reihen lief und dabei noch wüste Beschimpfungen von sich gab. Mangelnde Sozialkompetenz hatte an jenem Abend aber auch Gitarrist Selim, welcher diese Provokation zur Kenntnis nahm, seine Gitarre beiseite stellte, von der Bühne sprang, diesem Fan mit drei gezielten Faustschlägen auf den Boden beförderte und ihm dabei die Nase brach. Danach sprang er wieder auf die Bühne und spielte beim gerade laufenden Song einfach weiter. Deshalb also DREI Gitarristen! Nach dem eher mittelmäßigen Gesamtauftritt wurde er dann von bereits bereitstehenden Polizisten abgeführt und vorübergehend in Gewahrsam genommen. Die ganze Aktion kann man übrigens aktuell bei YouTube begutachten. Die Veranstalter distanzierten sich nach den Vorkommnissen von der Band, welche wohl in den kommenden Jahren nicht mehr auf einer Bühne des Bang Your Head Festivals stehen wird.
ORDEN OGAN
Der Abend endete wie er begann wieder mit traditionellem Metal: ORDEN OGAN enterten die Bühne und lieferten ein sehr rundes Best-Of-Programm ab, welches mit "This World Of Ice" auch ein Stück vom kommenden Studioalbum beinhaltete. Ein zwischenzeitlich abgerauchter Gitarrenverstärker führte zu einem ungeplanten längerem Drumsolo und danach zu einem verstimmten Gitarrensound. Kann ja mal vorkommen. Von Band eingespielte Keyboards und Chöre müssten aber eigentlich nicht sein. Insgesamt ein zwar durchaus beste Stimmung verbreitender Schluß-Gig, der aber einen etwas muffigen Eindruck hinterlässt.
Setlist: "Rise And Ruin", "To New Shores Of Sadness", "The Lord Of The Flies", "Farewell", "This World Of Ice", "The Things We Believe In", "We Are Pirates", "Angels War" --- "Easton Hope"
--- SAMSTAG ---
Die griechischen Thrasher SUICIDAL ANGELS traten in der Halle in Konkurrenz zur draußen aufspielenden Gebirgsformation GOTTHARD auf, so dass das Publikum sich leicht zu entscheiden hatte: Hardrock mit Schmuseeinlagen oder rhythmisches Geknüppel drin. Stilistisch ist die Marschrichtung schnell ausgemacht: SLAYER und KREATOR spielten bei der Gründung der Formation eine nicht zu unterschätzende Rolle. Mit gehörigem Druck und ohne den Versuch als Kopie durchzugehen klang das was man da hörte modern und auf der Höhe der Zeit. Quasi Old-School in die Jetztzeit verlegt. Ist ja auch gerade "in". Und die Jungs, das muß man zweifelsfrei anerkennen, machten ihre Sache richtig gut.
Setlist: "Bloodbath", "Bleeding Holocaust", "Reborn In Violence", "Chaos (The Curse Is Burning Inside)", "Final Dawn", "Morbid Intention To Kill", "Torment Payback", "Moshing Crew", "Apokathilosis"
EXODUS
Und noch einmal geilster Thrash: EXODUS bügeln in der Halle alles und jeden nieder der selbige nicht schnell gut verlassen hat. Die Band war an diesem Abend die absolute Stimmungsmaschine und drückte laut und fett abartig geile Stücke in die Reihen. Aushilfsgitarrist Rick Hunolt sprang zwischendurch etwas übermotiviert wie ein gewisser Tobi Sammet neben die Bühne in die Fotograben, hatte sich aber glücklicherweise nicht weiter verletzt und tat so, als ob nichts gewesen wäre. Ansonsten lieferten sie Hit an Hit ab und ich weiß ja nicht, ob sie auf der großen Bühne nicht eher etwas verloren gehabt hätten, die Halle war jedenfalls dicht bis zum letzten Mann.
Setlist: "The Last Act Of Defiance", "Iconoclasm", "Shroud Of Urine", "Pleasures Of The Flesh", "Scar Spangled Banner", "And Then There Were None", "Blacklist", "Piranha", "Impaler", "Bonded By Blood", "War Is My Shepherd", "The Toxic Waltz", "Strike Of The Beast"
------ FAZIT ------
Ein Fazit zum Bang Your Head zu schreiben wird immer langweiliger. Es wird ja immer besser. Wie immer wußten die meisten Bands musikalisch zu überzeugen. Mit der Messehalle als zweite Bühne boten die Veranstalter nicht nur Alternativen für jüngeres Publikum, sondern im Gegensatz zu weitaus größeren Festivals auch noch kostenlose Spültoiletten, eine überdachte zweite Bühne, überdachte Rückzugsmöglichkeiten bei - wie hier - schlechtem Wetter und dazu gab es auch noch Essen. Frühstück und später alles mögliche an Snacks. Wer dennoch was Negatives hören und lesen möchte: der Camp Ground, quasi 'ne Kleinstadt an der Zeltstadt, ist vom Festival zu weit entfernt und damit nur per Shuttlebusse zu erreichen. Aber auch das dürfte mittlerweile relativ egal sein, so lange man die Möglichkeit hat, unter Tags sich auch mal überdacht in der Halle niederzulassen und Pause zu machen. Ansonsten sollte man dem neuen Konzept konsequent Vorfahrt einräumen: Bands wie EDGUY, MOONSORROW, SABATON oder THE DEVIL'S BLOOD holen verstärkt junges Publikum ab ohne die älteren Jahrgänge zu vergraulen.
MITTWOCH
Nachdem das Festival immer früher anfängt war die erste Band des diesjährigen Summer Breeze für uns DESTRUCTION. Die deutschen Thrash-Pioniere heizten mit einem Querschnitt ihrer langjährigen Geschichte von der ersten Sekunde mächtig ein und verwandelten das Party Zelt in einen riesigen Moshpit. Der Besucheransturm war bereits am Mittwoch so groß, dass viele Zuschauer gar nicht mehr ins Zelt passten. Statt einem Funk-Mikro drei verschiedene festpositionierte zu verwenden sieht man auch nicht alle Tage und so gabs von wechselnden Positionen aus Urschreie und der tiefsten Vergangenheit bis hin zur Gegenwart. Am Ende war mal wieder klar: der Metzer hatte wieder zugeschlagen! Routiniert wie immer, aber deshalb auch ein wenig überraschungsarm. Egal, hat Spaß gemacht.
Setlist: "Curse The Gods", "Mad Butcher", "Armageddonizer", "Hate Is My Fuel", "Eternal Ban", "Life Without Sense", "Thrash 'til Death", "Nailed To The Cross", "Tears Of Blood", "Bestial Invasion", "Total Desaster", "The Butcher Strikes Back"
Die polnischen Todesmetaller VADER prügelten sich anschließend durch ein ebenfalls sehr ausgewogenes Set, standesgemäß wie immer mit dem Imperialen Marsch aus Star Wars eröffnet. Die Abmischung war während der ersten Stücke einigermaßen furchtbar, konnte sich jedoch bis zur Mitte des Sets stabilisieren. In der Hitze des Zeltes flutschten immer mehr Crowdsurfer richtung Bühne und auch das Stageacting war zweifelsfrei großartig. Ein Missverständnis löste das Ausgehen der Lichter zum Schluß hin aus: zur Zugabe, welche unter dem Motto "Tribut an die Anfänge des Heavy Metal" stand, war das Zelt plötzlich deutlich leerer. VADER verneigten sich vor BLACK SABBATH mit selbigem Stück und anschließend noch vor SLAYER. Aber was bitteschön hat "Raining Blood" noch mit den Anfängen des Heavy Metal zu tun? Nunja, was solls. Beide Interpretationen waren beachtenswert und so kreisten auch hier die Matten bis zum Ende. Guter Gig!
Setlist: "The Imperial March" (John Williams), "Devilizer", "Rise Of The Undead", "Sothis", "Crucified Ones", "Black To The Blind", "Between Day And Night", "ShadowFear", "Carnal", "Come And See My Sacrifice", "Para Bellum", "This Is The War", "Lead Us!!!", "Impure", "The Wrath", "Black Sabbath" (BLACK SABBATH), "Raining Blood" (SLAYER)
Manche Bands bringen Jahrzehnte nach einem kultigen Debüt ihr zweites Album heraus. HELL sind da noch viel cooler: sie bringen Jahrzehnte nach Bandgründung ihr Debüt heraus. So war dann auch das Erscheinen von "Human Remains" für viele Insider eine Überraschung, da die ganz wenigen Menschen die die Demos noch kannten es irgendwie geschafft hatten, dass von eben diesen auch kein Bootleg in Form einer LP oder CD den Weg an die Öffentlichkeit fand. Und so standen hier auf der Bühne zwar waschechte "Newcomer", aber völlig trendfrei mit bereits angegrauten Haaren und fortgeschrittenem Alter. HELL verunsicherten das Publikum erstmal durch in Heavy Metal-Kreisen völlig unübliche Funk-Mikros die am Gesicht getragen werden, was eher bei Fernsehshows üblich ist. Aber wen interessieren schon Details. Die Musik ist entscheidend und die wurde klasse vorgetragen: das Songmaterial ist eines Klassikers würdig und die Band kam völlig authentisch herüber. Wenn es HELL schaffen sollten ein gleichwertiges neues Album quasi 30 Jahre später auf den Markt zu bringen, dann hätten sie mehr geschafft, als viele andere Kollegen. Ein Geheimtipp, der zwar sehr gepuscht wurde, aber immer noch zu wenige Fans hat. Daumen nach oben!
Setlist: "Overture", "Let Battle Commence", "On Earth As It Is In Hell", "Plague And Fyre", "The Quest", "The Oppressors", "Blasphemy And The Master", "The Devil's Deadly Weapon", "Save Us From Those Who Would Save Us"
DONNERSTAG
Wer uns liest, weiß es: wir hören normalerweise eher traditionellen Metal. Zumindest überwiegend. Aber das Summer Breeze ist auch immer wieder dazu da einige neue Bands kennenzulernen. Wie zum Beispiel die Hardcore-Jungs DEATH BEFORE DISHONOR aus Boston. Die spielten ein musikalisch abartig hartes Brett, welches aber in Sachen Melodien und Durchschlagskraft viele noch so true Poser-Bands einfach wie Kindergarten aussehen lässt. Zur für uns unbekannten Setlist können wir wenig sagen, das Stageacting war jedenfalls ohne Zweifel abartig tight. Zum Schluß gabs mit "Boston Belongs To Me" wohl eine der angesagtesten Straßenpunk-Hymnen überhaupt. Zum ersten Mal gehört und gleich für gut befunden. Mal wieder eine Band, mit der man sich durchaus beschäftigen kann.
Die Schweden THE HAUNTED wagten den Tanz auf dem Drahtseil, ist doch ihr aktuelles Album "Unseen" melodischer als alles zuvor. Die Thrash-Formation legte Festival-wirksam das Hauptaugenmerk auf die Alben Nr. zwei bis fünf und prügelten sich mit allseits bekannten Hits durchs Sets. Die "Unseen"-Stücke wurden vom Publikum eher verhalten aufgenommen. Ob es an der neuen stilistischen Ausrichtung liegt oder daran, dass das Album noch sehr frisch ist, wird die Zukunft zeigen. Bühnen-Performance und Sound waren jedenfalls bestens.
Die Hardcore-Funk-Thrasher SUICIDAL TENDENCIES hatte man schon lange nicht mehr auf der Bühne gesehen und auch aus dem Studio kam bis auf einige Sampler-Beiträge in den letzten 10 Jahren nicht sehr viel. Überraschend agil und mit überzeugender Spielfreude geriet indes der Auftritt, der keine Zweifel daran lies, dass die Band noch immer ihre Daseinsberechtigung hat. Zumindest was endlose Ansprachen an Publikum betrifft, ist Frontmann Mike Muir auf seiner Stufe mit MANOWAR und könnte ohne Probleme damit im Vorprogramm auftreten.
Angela Gossow ist ne harte Sau und sang für ihre Band ARCH ENEMY auch mit entzündetem Weisheitszahn völlig souverän Todesmetallhymnen wie "Dead Eyes See No Future" oder "We Will Rise". Die Instrumentalfraktion der Band kann indes weiterhin nicht verheimlichen, dass sie live meilenweit hinter ihren Studioproduktionen liegt und deshalb nicht immer zueinander synchron spielt. Aber auch hier gilt wie immer: dem Publikum wars egal. ARCH ENEMY waren ein idealer Anheizer für den Headliner IN EXTREMO, welchen wir leider hier nicht berücksichtigen, da wir mit Mittelalter-Bands leider nichts anfangen können.
Setlist: "Khaos Overture", "Yesterday Is Dead And Gone", "Revolution Begins", "Ravenous", "My Apocalypse", "Bloodstained Cross", "Dead Eyes See No Future", "Dead Bury Their Dead", "Under Black Flags We March", "No Gods, No Masters", "We Will Rise", "Nemesis", "Fields Of Desolation"
SONIC SYNDICATE, Anfangs ihrer Karriere als billiger IN FLAMES-Verschnitt abgestempelt, gelingt es zwar immer mehr einen eigenen Stil durch hinzufügen von Hardrock-Einflüssen zu finden, leider haben sie unserer Meinung nach aber bis heute kein einziges wirklich gutes Album veröffentlicht. Unverständlicherweise sahen das natürlich tausende von Metalheads hier völlig anders und feierten die Schweden, welche einen Großteil des Sets auf das neue Album "We Rule The Night" legten, nach allen Regeln der Kunst und inkl. einer Wall Of Death so richtig ab.
Setlist: "We Rule The Night", "Beauty And The Freak", "Jailbreak", "Flashback", "Revolution, Baby", "Enclave", "Aftermath", "Blue Eyed Fiend", "Denied", "Break Of Day", "Burn This City", "Turn It Up", "Jack Of Diamonds"
Schweden wohin das Auge blickt und hört. Die Panzer Division MARDUK lud mal wieder zu einem Stelldichein und zu einer Heerschau ein! MARDUK hatten ein breit angelegtes Set und dazu eine großartige Bühnenshow und -performance zu bieten, welche das musikalisch etwas eintönige Black-Metal-Material gekonnt zu einer aufregenden Show machte. Es kommt also nicht immer nur auf die Musik an und MARDUK sind da der beste Beweis.
Setlist: "Into Utter Madness", "Still Fucking Dead (Here's No Peace)", "The Hangman Of Prague", "Bleached Bones", "Warschau 2: Headhunter Halfmoon", "Burn My Coffin", "Fistfucking God's Planet", "Womb Of Perishableness", "Panzer Division Marduk", "Azrael"
Die Allstar-Black-/Thrasher WITCHERY waren heuer in folgendem Line-Up zu sehen: Masse Broberg (ex DARK FUNERAL), Patrick Jensen (THE HAUNTED), Sharlee D'Angelo (ARCH ENEMY), Rickard Rimfält (SÈANCE) und ein mir leider unbekannter Drummer welcher kurzfristig Martin Axenrot von OPETH ersetzte. Zu Hören gab es wie immer einen Retro-Auftritt vom feinsten, eine Mischung aus 1980er und 2000er, was zusammen eine einzigartige Mischung ergibt, welche zu nächtlicher Stunde zwischen ein und zwei Uhr noch zahlreiche Fans ins Partyzelt lockte.
Setlist: "Witchkrieg", "The Conqueror", "God That Fell", "Restless And Dead", "The Storm", "The Reaper", "House Of Raining Blood", "A Paler Shade Of Death", "Omens", "Awaiting The Exorcist", "The Reaver"
FREITAG
Der Freitag beginnt sehr früh: mitten in der Nacht zieht ein schweres Gewitter über den Großraum und vernichtet zahlreiche Pavillions und sonstige nicht gesicherte Dinge. Manchmal glaubte man der Blitz wäre gerade direkt neben einem eingeschlagen. Der Sturm verursachte zum Glück weder körperliche Schäden bei Besuchern, noch Schäden an der Infrastruktur des Festivals.
Eine eher maue Figur lieferten die Finnen KALMAH ab: Live wollte es ihnen nur eher zufällig gelingen die richtigen Töne zu treffen. Die Bühnen-Performance hingegen war ok. Da wir die Band eher selten sehen wäre hier die Frage ob diese Band nur im Studio Gutes zustande bringt oder auch auf der Bühne. Denn dieses mal kackten die Jungens so richtig ab und hinterließen quasi den Eindruck, dass sie ihr eigenes Songmaterial nicht wirklich kannten. Oder üben sie einfach zu wenig? Am Sound hats jedenfalls nicht gelegen, die Abmischung war zwar keine Göttergabe, aber durchaus solide. Ich werde die Band künftig bei sich bietenden Gelegenheiten näher unter die Lupe nehmen. Die Ernsthaftigkeit war hier deutlich in Frage gestellt. Und Bands, die ihre Fans verarschen brauchen wir nicht, richtig?
Die stilistisch schwer einzuordnende Band EMIL BULLS erwischte einen eher durchwachsenen Tag was das Stageacting und allgemein den Auftritt anbelangte. Der berühmte "Funke" sprang deshalb im Publikum nur bei den Hardcore-Anhängern über. Davon abgesehen immer wieder bewunderswert ist, wie eine Band wie EMIL BULLS, die eigentlich zwischen allen Stühlen sitzt, immer wieder und auf stilistisch völlig verschiedenen Festivals viele Anhänger auf sich ziehen kann. Halb drei ist ne sehr frühe Zeit auf einem Metal-Festival, aber vor der Bühne waren genug Leute um ihnen eine Daseinsberechtigung zu attestieren. Von daher: alles in Butter!
REV 16:8 landeten erst mit ihrem aktuellen Album "Ashlands" auf meinem Radar, denn die Jungs waren vorher im schwarzmetallischen Niemandsland. Im Partyzelt war es abartig warm und in meiner Umgebung standen verachtlich viele Presse-Leute herum. Heißt: der Otto-Normal-Fan hat mal wieder nichts davon mitbekommen, dass hier eine Black Metal-Kapelle mit vielen eingängigen Melodien und abartig schnellen Riffs spielt. Ansprache an das gemeine Volk: beim nächsten Mal in Eure Nähe unbedingt antesten. Es lohnt!
Echt ärgerlich wenn eine Band wie ENSLAVED bei gefühlten 1000 Grad im Schatten auftreten müssen, funktioniert die Show doch nach Mitternacht immer noch am besten. Aber auch hier: egal! Denn die Progressive-Black-Metaller hypnotisieren sich auch am Abend in die Köpfe des Publikums, welches bis in die mittleren Reihen mitsingt, mitklatscht und bester Laune ist. Bis vier Uhr früh spielen auf dem Summer Breeze Bands - wenn dann auch nur noch im Partyzelt - aber muß sowas bei hellstem Sonnenlicht spielen? Bitte in den nächsten Jahren nochmal auf großer Bühne nach den Headlinern.
Setlist: "Axioma", "Ethica Odini", "Raidho", "Ground", "Ruun", "As Fire Swept Clean The Earth", "Allfaor Odinn", "Isa"
Ja! Wir sahen J.B.O. - und sie machten halt das, was sie am besten können: Party-Metal mit Stücken wie "I Don't Like Metal", "Bolle" (was sonst), "Geh mer halt zu SLAYER", dem unsterblichen "Ein guter Tag zum Sterben" in welcher Variation auch immer und natürlich "Verteidiger des Blödsinns". War's lustig? Naja. Braucht man das? Bei 30° und mit viel Bier: JA! Musikhistorisch? NEIN! Alles in Allem: eine nette Unterbrechung eines Geknüppel und Gebolze-Festivals. Von daher: ok.
Die Viking-Folk-Humppa-Metaller TURISAS enterten zur Mitte des Heute Journals um 19:15h die Bühne und schmetterten ihre Gröhl-Hymnen gen Publikum, welches mit überwiegend Bier gut versorgt war um auch beim ca. tausendsten Fuck die Band nicht mit SAXON zu verwechseln. Und was sich reimt ist gut, sagt der Pumuckl.
Setlist: "To Holmgard And Beyond", "One More", "The March Of The Varangian Guard", "The Great Escape", "In The Court Of Jarisleif", "Stand Up And Fight", "Hunting Pirates", "Sahti-Waari", "Rasputin" (BONEY M.), "Battle Metal"
Bei den Engländern BOLT THROWER durften wir mit auf die Bühne zum fotografieren. Von dort aus sahen einige von uns erstmals wie es ist, wenn man vor 35.000 Menschen steht die eine Band feiern. Gefilmt und fotografiert ein Highlight beim Summer Breeze. Woanders eigentlich eher normal für uns. Die Engländer zockten sich völlig abgeklärt durch ihre Geschichte und sind eine der wenigen Bands, von denen man gar keine großartige Bühnen-Performance sehen will. Sie standen da wie angewurzelt und spielten ein majestätisches Set zum niederknieen.
Setlist: "Intro (Battle Of Britain)", "The IVth Crusade", "The Killchain", "Powder Burns", "When Glory Beckons", "Mercenary", "World Eater / Cenotaph", "Anti-Tank (Dead Armour)", "Where Next To Conquer", "Silent Demise", "Granite Wall", "Salvo", "...For Victory", "No Guts, No Glory", "When Cannons Fade"
AMORPHIS haben schwere Zeiten durchlebt und fielen nach einigen grandiosen Werken bis Mitte der 1990er anschließend in ein tiefes Loch der Belanglosigkeit, weil man es in Punkto Richtungswechsel zu Wave-Pop deutlich übertrieb. Mittlerweile wieder aufgerafft, versuchten sie einen dünnen Spagat: viel Songmaterial vom aktuellen - guten - Album "The Beginning Of Times", die Vergangenheit mit dem fehlen von "Black Winter Day" auf Distanz zu halten - immerhin war zumindest "My Kantele" mit dabei. Der allgemeinen Stimmung war anzumerken, dass das neue Album noch nicht ganz, aber zumindest teilweise angekommen ist. Muß das auf Festivals sein? Aber das Abenteuer gelang: die Stimmung war jederzeit sehr gut, das Set wurde akzeptiert und später war dann auch die Crowdsurfig-Autobahn etabliert. Willkommen zurück, AMORPHIS!
Setlist: "My Enemy", "Sky Is Mine", "Mermaid", "Against Widows", "You I Need", "Towards And Against", "My Kantele", "Silver Bride", "Crack In A Stone", "The Castaway", "House Of Sleep"
Man, so geärgert haben wir uns ja schon lange nicht mehr. Wer kam denn auf die Idee auf einem Festival, wo es überwiegend Todes- und Core-Hymnen zu hören gibt ausgerechnet HAMMERFALL und VICIOUS RUMORS zur gleichen Zeit spielen zu lassen? Das ist abartig und grenzt an Folter! Immerhin könnte man noch argumentieren, dass die jungen Leute zu HAMMERFALL und die alten Säcke zu VICIOUS RUMORS gehen. Trotzdem nicht schön. Wie auch immer: HAMMERFALL hatten einen guten Tag erwischt und wer auch immer im Vorfeld behauptet hat, dass sie zum Rest der Bands nicht passen dem sei gesagt: hier haben auch schon HELLOWEEN geheadlined! Die Schweden hatten 'nen guten Tag und eine gute Mixing-Crew erwischt und so gab es bei druckvollem Sound und tollem Stageacting eine Breitseite Melodic-Powermetal zu hören. In Sachen schwülstigem Pathos sollten die Herren aber aufpassen, dass sie in 10 Jahren nicht so enden wie MANOWAR. Das wollen wir ja dann doch nicht. In Sachen Setlist gab es eine gute Mischung zwischen aktuellen Stücken über die mittlere Schaffenszeit bis hin zum damals sensationellen Debüt.
Setlist: "Patient Zero", "Renegade", "Any Means Necessary", "B.Y.H.", "Blood Bound", "Fury Of The Wild", "Let's Get It On", "Heeding The Call", "Last Man Standing", "Hammerfall", "One More Time", "Hearts On Fire", "Let The Hammer Fall"
Echter U.S.-Powermetal und dann auch noch in Form der wiedererstarkten VICIOUS RUMORS. Unsere Crew mußte quasi zwanghaft geteilt werden. Dem zeitgleichen Auftreten von HAMMERFALL und VICIOUS RUMORS sollte man nachsichtig behandeln, immerhin sprangen letztgenannte sehr kurzfristig für die an dieser Stelle eigentlich spielenden ATHEIST ein. Mächtig losgelegt wurde mit den tödlichen Klassikern "Digital Dictator" und "Minute To Kill", doch fanden im 45 Minuten-Set auch noch "Worlds And Machines", "Don't Wait For Me" und "Soldiers Of The Night" ihren Platz, wo man doch gerne die ein oder andere Freudenträne aus dem Auge drückte. Dass von VICIOUS RUMORS auch aktuellere Sachen wieder qualitativ stark ansteigen, merkte man an Nummern wie "Warball". Den Charme der alten Tage können sie nicht das Wasser reichen. Dennoch: schön dass sie da waren und drücken wir mal ganz fest die Daumen auf künftige Highlights.
Setlist: "Digital Dictator", "Minute To Kill", "Murderball", "Razorback Blade", "Lady Took A Chance", "Worlds And Machines", "Let The Garden Burn", "Hellraiser", "Warball", "Soldiers Of The Night", "Don't Wait For Me"
Gegen VICIOUS RUMORS sind POWERWOLF echte Jungspunde und dennoch kennen sie mittlerweile mehr Leute als die Legende von der anderen Seite des großen Teichs. Zumindest hier in Germanien. Frontmann "Attila" mit seinem gespielt ausländischem Akzent und dem Siezen des Publikums trug in den letzten Jahren zusammen mit megaeingägigen Liedern dazu bei, dass POWERWOLF ein wahrer Kultfaktor wurde, der nicht nur die Powermetal-Kreise erfasste, sondern auch Anhängerer härterer Mucke vor die Bühne trieb. Auch diesmal wurde wieder gesegnet und gelabert bis zum Geht-nicht-mehr und auch diesmal fraßen alle der Band aus der Hand. Dass der Drummer zwischenzeitlich mal sein Schlagzeug schrottet, trug gewissermaßen noch zu einer gelungenen Show bei. Man wußte ganz genau: nächstes Jahr sieht man sie wieder. Egal wo. Wir waren dabei, als sie vor etlichen Jahren auf dem noch jungen Gelände des gerade nach Dinkelsbühl umgezogenen Summer Breeze im Partyzelt auftraten (noch am alten Standort an der Waldlichtung in der Nähe des jetzigen VIP-Campingplatzes). Wir waren dabei als sie die W.E.T.-Stage in Wacken aufmischten. Und wir werden immer wieder und überall dabei sein. Die Frage ist nur: wann spielen sie denn auf den ganz großen Bühnen?
Setlist: "Sanctified With Dynamite", "Prayer In The Dark", "In Blood We Trust", "Raise Your Fist, Evangelist", "We Drink Your Blood", "Werewolves Of Armenia", "Dead Boys Don't Cry", "Resurrection By Erection", "Saturday Satan", "Lupus Dei"
Heiliger Bimbam! Dass ich die norwegischen Wikinger EINHERJER noch jemals auf der Bühne erleben werde, hatte ich in den letzten Jahren längst aufgegeben. Das sind dann immer diese magischen Momente, wenn man sich stundenlang ermüdet langweilt, weil man auf den Festivals die immer gleichen Bands sieht, wie gut oder schlecht sie auch immer gerade sind. Und dann kommen doch immer wieder diese Momente, die für alles entschädigen. Obwohl viel zu kurz, entführten uns EINHERJER wieder in die ewigen Geschichten längst vergangener Zeiten von denen niemand so genau weiß, ob sie sich so zugetragen hatten oder ob es Sagen sind. Egal, dass es um ein Uhr Nachts immer noch sehr - inzwischen angenehm - warm war. Die Geschichten aus dem fernen Norden legten die gefühlte Temperatur etwas nach unten, was aber durch kräftiges Kopfschütteln und Mitsingen wieder egalisiert wurde.
Setlist: "Dragons Of The North", "Berserkergang", "Norron Kraft", "Balladen Om Bifrost", "Far Far North", "Ironbound"
Irgendwen trifft es immer. Diesmal die Schwarzmetaller SECRETS OF THE MOON, die Opfer von mehreren Verspätungen waren, wodurch die Running Order immer mehr in Verzug geriet. Um dennoch gegen 4h fertig zu werden, gab es noch nur eine halbe Stunde Zeit. Eine halbe Stunde verwaschenen Sound und eine halbe Stunde miese Stimmung. Scheinbar war die Band nicht mehr in bester Stimmung. Egal. Noch mit ein paar Pressekollegen der Konkurrenz unterhalten und weil der VIP-Campingplatz wie immer sowieso bis zur letzten Band in MOTÖRHEAD-Lautstärke zugedröhnt wird noch ein wenig zu
IMPERIUM DEKADENZ. Wird nicht meine Lieblingsband, gab aber alles. Zeit fürs Bett.
SAMSTAG
Schon wieder Schweden! GRAND MAGUS verwandeln sich so langsam (sic!) von einer Doom- zu einer waschechten Heavy Metal-Kapelle. Die drei Jungs hatten mit "Hammer Of The North" ein richtig feines Album mit im Gepäck, die Songauswahl zeigte einen Schwerpunkt darauf. Trotzdem kamen natürlich auch die älteren Stücke nie zu kurz. Zu einem Bombensound gab's zwar keine ausladende Bühnenperformance, dafür aber mehere instrumentale Leckerei-Einlagen.
Setlist: "Kingslayer", "Silver Into Steel", "I, The Jury", "Hammer Of The North", "Ravens Guide Our Way", "Iron Will", "Wolf's Return", "Nine", "Ulvaskall", "At Midnight"
Die Hardcore-Punker SMOKE BLOW aus Kiel kamen mit viel Spaß und bester Laune hier an, ihre zwei Frontmänner hatten immer was lustiges auf Lager und machten auch nicht davor halt, auch mal die Hosen fallen zu lassen und sich gegenseitig gern zu haben. Der Pulk vor der Bühne wurde ein riesiger Pogohaufen. Alles in allem eine Band, die man vorher noch nicht kannte und die es durchaus wert ist, dass man sich näher mit ihnen beschäftigt.
Setlist: "Sick Kid '85", "March On To Victory", "Final Hands", "Evil Leaf", "Dark Angel", "Police Robots", "Dancing", "Sweetwater", "Alligator Rodeo", "777 Bloodrock", "Mexico", "Rebel Jell" (BILLY IDOL), "Junkie Killer"
Lange hatte man sie nicht mehr live gesehen, die FARMER BOYS. Und auch das letzte Album hat schon wieder sieben Jahre auf dem Buckel. Bei der Ankündigung ein Stück vom "aktuellen Album" zu spielen mußte wohl neben der ganzen Band auch das Publikum lachen. Dass man die FARMER BOYS mit ihrem eigenständigen Sound aber hier in Deutschland und auch im Rest der Welt unbedingt braucht, bewiesen an jenem heißen Nachmittag zigtausende von Fans, die genauso lange wie wir auf eine erneute Live-Darbietung von inzwischen zu Kult-Klassikern mutierten Stücken wie "When Pigs Fly" oder "Here Comes The Pain" gewartet hatten. Eine Band mit ungeheurer Spielfreude, der es anzusehen war, welchen Spaß es ihnen macht wieder da zu sein. Unglaublich, dass sie weg waren. Unglaublich, dass sie wieder da sind. Jetzt fehlt nur noch ein neues und hoffentlich sehr geiles Album, oder?
Setlist: "Intro", "When Pigs Fly", "Farm Sweet Farm", "Like Jesus Wept", "One And For All", "The Good Life", "A New Breed Of Evil", "Where The Sun Never Shines", "We Sow The Storm", "The Other Side", "Barnburner", "Never Let Me Down Again" (DEPECHE MODE), "Here Comes The Pain"
Verhältnismäßig gesehen müsste Schweden eigentlich zumindest was den Metalbereich betrifft gefühlte zwei Milliarden Einwohner haben. Es ist echt immer wieder abartig, wie oft schwedische Bands hier und auch woanders auftreten. Aber die manchen eben einfach mit ihrer Musikförderung irgendwas richtiger als wir und viele andere Staaten. WOLF spielten im Partyzelt und obwohl ich mich dem traditionellen Metal hingezogen fühle, fand ich diese Mucke noch nie wirklich spannend. Wenn Ihr mich fragt, dann haben WOLF noch nie ein Album verzapft, das man unbedingt im Regal haben müßte. Aber darum geht's ja live auch eher selten. Denn live konnten WOLF schon immer richtig Arsch kicken. Taten sie auch hier kurz vor dem Abendessen. Aber wie gesagt: eine geile Live-Performance und geile Alben sind immer noch zwei paar Schuhe. Von daher: super Gig, durchschnittliche Songs.
Inspiriert von einem kultigen Youtube-Video einer nicht existierenden Band Namens PROSTATALER DRECKSAUMASSAKRA dachte ich mir schauste mal bei der Camel Stage vorbei, jene in diesem Bericht bisher nicht erwähnte Bühne direkt zwischen Partyzelt und dem Eingang zum VIP-Bereich am Bankautomaten. Tatsächlich vermochte es die bayrische Kapelle VOLKSMETAL zumindest zeitweise zu begeistern. Nämlich mit dem Stück "D'r Deifel is a Oachkatzerl" - sehr zünftig - und wesentlich später am Abend mit der Coverversion von "Fürstenfeld". Der Rest des Materials bedarf aber noch einiger Überarbeitung und versackte quasi im Niemandsland. Volksmusik-Metal: ein Anfang ist gemacht.
TARJA, immer noch assoziiert mit dem Namen NIGHTWISH, zeigte sich bereits vor diesem Auftritt bereitwillig der Presse im VIP-Bereich um den Goldstatus des aktuellen Albums "My Winter Storm" gebürtig zu feiern. Dort gab es auch eine Pressekonferenz und ein ausladendes Stelldichein um sich mit ihr fotografieren zu lassen. Eine weitere Vorstellung des Albums mit dem übergroßen Gold-Rahmen gab es dann auf der Bühne zu bestaunen. Von der Songauswahl wurden NIGHTWISH-Fans enttäuscht: es gab nur "The Siren" zu hören und die dann bereits ja quasi doppelte Coverversion von GARY MOORE in Form von "Over The Hills And Far Away". Ansonsten konzentrierte sich das Set auf Solonummern, die - Tarja-Fans mögen mir an dieser Stelle verzeihen - überhaupt nicht zu diesem Festival passten. Da soll nochmal jemand was zu RAGE, HAMMERFALL oder HELLOWEEN sagen. Die Gefahr stehend einzuschlafen war auf dem Summer Breeze noch nie so groß wie hier. Völlig langweiliges Songmaterial, welches selbst die größten Melodic-Anhänger unter uns kalt ließ. Nein wirklich, braucht kein Mensch. Tarja Solo seht für das aufblasbare Nichts.
SODOM - Tom Engelrippchen und Co. in bester Laune und bereits mit ordentlich Blut im Alkohol (paar Textstücke versackten irgendwo, paar Soli auch), Sound war gut, Stimmung sowieso. Brechend voll wars auch. Scheiß drauf dachte sich das Publikum und feierte die Traditions-Thrasher nach allen Regeln des Kopfschüttelns und Matte-kreisen-lassens von der ersten bis zur letzten Minute ab. Ein eher kurzes Set zu vorgerückter Stunde mit einer zugegeben wirklich langweiligen Setlist. So oft wie SODOM auf deutschen Bühnen zu sehen sind könnten sie auch mal eher selten gespielte Stücke aus dem Hut zaubern. Daumen zur Seite.
Setlist: "The Vice Of Killing", "Outbreak Of Evil", "The Saw Is The Law", "I Am The War", "M-16", "The Art Of Killing Poetry", "Agent Orange", "Blasphemer", "City Of God", "Ausgebombt", "Remember The Fallen", "Bombenhagel"
Völlig unpassend zu Sound und Stimmung sah man PRIMORDIAL in den letzten Jahren auf den Festivals immer am Nachmittag und noch dazu bei oft gleißender Hitze. Endlich durften sie mal triumphieren: Punkt Mitternacht auf der Pain Stage - dunkler gehts nun wirklich nicht mehr unter freiem Himmel. Zum 20jährigen Jubiläum kam schon fast ein wenig PINK FLOYD-Stimmung auf: eintönig flackerndes rotes Licht, die getragenen und majestätisch hypnotisierenden Stücke, nebenan verwelkt ein Festival in Moll - die Main Stage wird zeitgleich bereits abgebaut - das Summer Breeze 2011 stirbt so langsam vor sich hin und PRIMORDIAL tragen es mit allen militärischen Ehren zu Grabe. Schön.
Setlist: "No Grave Deep Enough", "Gods Of The Godless", "Lain With The Wolf", "As Rome Burns", "Bloodied Yet Unbowed", "The Coffin Ships", "Empire Falls"
Wer dachte dem Untergang schon beigewohnt zu haben hatte die Rechnung ohne die Finnen MOONSORROW gemacht: was zuvor PRIMORDIAL in Sachen Getragenheit ausstrahlten, vollendeten MOONSORROW mit entrückenden vier Hymnen, welche einen in eine andere Welt begleiteten. Dem Paradies so nah, machten wir uns auf gen Schlafplatz. Doch an Nachtruhe war noch nicht zu denken: ROTTING CHRIST und BURDEN OF GRIEF knüppelten uns bis vier Uhr durch die Nacht. Hilfe...
Setlist: "Tähdetön", "Kivenkantaja", "Aurinko ja Kuu", "Koulleiden Maa"
FAZIT
Jedes Jahr kündigen die Veranstalter auf der Pressekonferenz an, dass das maximale Limit an Besuchern erreicht sei und man es genau jetzt so wie es ist gemütlich sein lassen will. Doch jedes Jahr werden es dann ca. 5000 Besucher mehr. Waren es 2009 noch 25.000 und letztes Jahr noch 30.000, so hatte das Summer Breeze heuer schon 35.000 Zuschauer. Es gibt bereits Campingplätze, die genauso weit zu laufen sind wie in Wacken. Der Unterschied liegt darin, dass das Summer Breeze ein durchschnittlich deutlich jüngeres Publikum aufweist, durch die Bandauswahl bedingt. Bisher geht das alles ja noch. Die Frage ist jetzt nur: wo will man wirklich Schluß machen?
Organisatorisch läuft beim Summer Breeze grundsätzlich fast alles richtig. Warum es auf dem VIP-Campingplatz für die Presse weder eine Dusche, ja noch nicht einmal einen Wasserhahn gibt, weiß allerdings niemand. Warum dieser Campingplatz auch noch so gelegt wurde, dass man bis 4h früh vom Partyzelt aus lautstark beschallt wird, während nur vier Stunden später die Sonne aufs Zelt knallt, weiß auch niemand. Und warum der lange Weg zum Gelände statt der kurze rechts am Sanizelt vorbei - weiß auch niemand.
Verbesserungsvorschläge: VIP-Campingplatz wieder wie früher neben die Bühnen legen oder irgendwo dahinter. Und bitte Waschgelegenheiten.
Ansonsten wie immer super. Wir freuen uns auf 2012 :-)
MITTWOCH
So langsam aber sicher wird Wacken zum Jahresurlaub. Öffnete der VIP-Campingplatz in all den Jahren immer erst am Donnerstag - zuerst Mittag, dann immer früher, so öffnete er heuer zum ersten Mal bereits am Mittwoch. Und bereits am Nachmittag war es dort ziemlich voll, so dass der weiter entfernte Zweite geöffnet wurde. Gut, wenn man früher kommt.
DONNERSTAG
FREI.WILD legten gleichmal ein Wacken-Triple hin und spielten im dritten Jahr hintereinander in Wacken. Zu Beantworten warum fällt nicht schwer. Sie sind nach dem Wegfall der ONKELZ eine der wenigen Deutschrock-Bands die auch ein großes Live-Publikum ansprechen können und bilden im hauptsächlich englischsprachigen Musikbereich eine willkommende Abwechslung. So kam es wie es kommen musste: zehntausende von Fans sangen so ziemlich jede Textzeile von Anfang an mit und trieben die Stimmung sogleich deutlich nach oben.
Setlist: "Hoch hinaus", "Frei.Wild", "Sie hat dir nen Arschtritt gegeben", "Allein nach vorne", "Südtirol", "Unser Wille unser Weg", "Weiter, immer weiter", "Weil du mich nur verarscht hast", "Land der Vollidioten", "Siegen stehen da auf, wo Verlierer liegen bleiben", "Halt deine Schnauze", "Feuer, Erde, Wasser, Luft"
HELLOWEEN waren erst wenige Wochen zuvor bereits auf dem Bang Your Head zu hören und so blieben - zumindest für uns - Überraschungen weitgehend aus. Die größte kam gleich zu Beginn, als beim Opener "Are You Metal?" erstmal der Strom ausfiel. Das gleiche Spiel wiederholte sich beim zweiten Versuch, diesmal blieb der Strom sogar noch deutlich länger weg. Aber bekanntlich sind alle guten Dinge drei und danach funktionierte wieder alles prima. Wie auch schon in den letzten Jahren hallt hier noch die "Keepers III"-Tour nach und der Schwerpunkt der Stücke liegt bei einer Best-Of-Auswahl der drei "Keeper Of The Seven Keys"-Alben. Schon immer eine für Andi Deris schwer zu singende Hochleistungsarbeit, doch damit es klappt, muss er schon auch einen sehr guten Tag erwischen. Tat er aber nicht. Die Gesangsleistung war an diesem Abend unterer Durchschnitt und trübten den Gesamteindruck des Auftritts doch erheblich. Zumal die Ansagen und Mitsing-Animationen diesmal mehr als sonst ausuferten.
Setlist: "Are You Metal?", "Eagle Fly Free", "March Of Time", "Where The Sinners Go", "Drum Solo", "I'm Alive", "Keeper Of The Seven Keys / The King For A 1000 Years / Halloween", "Future World", "Dr. Stein" - "I Want Out"
BLIND GUARDIAN waren mal wieder da - mit allen Stärken und Schwächen: toller Sound, geile Stimmung, schlechte Ansagen und kaum Bewegung auf der Bühne. Störte aber wirklich keinen einzigen der anwesenden Zuschauer und so gab's mal wieder ein typisches BLIND GUARDIAN-Konzert zu bestaunen, ein Best-Of-Programm quer durch die mittlerweile sehr ausführliche Diskographie. Gar sehr erfreulich war das auftauchen von "Welcome To Dying" und "Traveller In Time" aus der starken Frühphase. Die Bühnenshow war diesmal eher dürftig. Außer einer Pyramide war da nicht viel zu sehen. So konnte man sich wenigstens auf die Musik konzentrieren.
Setlist: "Sacred Worlds", "Welcome To Dying", "Nightfall", "Time Stands Still (At The Iron Hill", "Traveller In Time", "Fly", "Tanelorn (Into The Void)", "Imaginations From The Other Side", "Lord Of The Rings", "Wheel Of Time", "Valhalla", "Majesty", "The Bard's Song - In The Forest", "Mirror Mirror"
Den Abschluß der "Night To Remember" bildete OZZY OSBOURNE, welcher in Deutschland eher selten und auf Festivals noch viel seltener zu sehen ist. Der Altmeister sang sich sichtlich begeistert quer durch seine Veröffentlichungen und vergaß dabei auch die BLACK SABBATH-Phase nicht. Schwächen beim Gesang wußte die hervorragende Begleitband geschickt zu kompensieren und auch die Bühnenshow stimmte.
Setlist: "I Don't Know", "Suicide Solution", "Mr. Crowley", "War Pigs", "Bark At The Moon", "Road To Nowhere", "Shot In The Dark", Rat Salad", "Iron Man", "I Don't Want To Change The World", "Crazy Train" - "Mama, I'm Coming Home", "Paranoid"
FREITAG
12 Uhr Mittags. Ein Hauch von 1997/98, als noch 10- und 20.000 Besucher Wacken heimsuchten und die Freiflächen noch groß waren. ENSIFERUM veranstalteten auf der Blackstage eine Wikingerparty, PRIMAL FEAR auf der Partystage eine Prise Teutonic Terror. Unser Team teilte sich und konnte beiden Formationen eine solide Handwerksleistung attestieren. Wieder mal Kompliment auch an das Publikum, welches um diese Uhrzeit bereits zahlreich vertreten und tatsächlich meistens auch schon richtig wach war.
Die Hardcore-Thrasher SUICIDAL TENDENCIES sorgten anschließend für den ersten Circle-Pit des Tages und hatten bereits eine richtig volle Hütte. Auch wenn die Band ihre besten Jahre hinter sich hat, ihre Anhänger waren definitv alle dort. Die Jungs um Frontmann Mike Muir sorgten auf der Bühne für ordentlich Abwechslung, die Musik entsprach dieser Definition aber schon stilistisch gesehen weniger. Dennoch ein gelungener Gig.
Die Todesmetalllegende MORBID ANGEL hat ihre besten Zeiten schon lange hinter sich, doch ihr neues Album "Illud Divinum Insanus" mit seinen Elektronik- und Industrial-Effekten, das will definitiv niemand hören. Leider mußten wir es. Neben einer Großzahl an alten Stücken aus der Zeit mit David Vincent gab es drei Stücke vom aktuellen Machwerk - und zwar hintereinander. Sehr anstrengend. Man könnte jetzt zum Ergebnis kommen, dass die Fans damit vor- und nach diesen Darbieten auf ihre Kosten kommen. Nun, bedingt. Denn der Sound war weitgehend grottenschlecht und komplett falsch abgemischt inkl. zu leisem Gesang.
VAN CANTO - mal ehrlich? Wer braucht sowas?
Tom Angelripper trat auf dem Festival gleich an mehreren Tagen auf, seine Hauptband SODOM in Form einer der führenden deutschen Thrash-Metal-Kapellen wollten aber eindeutig die meisten sehen. Im ersten Drittel des Gigs war der Sound und somit auch die Stücke leider nur zu erahnen, bevor es langsam besser wurde. Die Bühnenperformance bewegte sich im OK-Maß und die Songauswahl mit dem Hauptaugenmerk auf neuere Titel spiegelte eher ein aktuelles Tourprogramm denn ein sattes Best-Of für Festivals wider. Insgesamt ein sehr solider Auftritt mit Luft nach oben.
Setlist: "In War And Pieces", "The Vice Of Killing", "Outbreak Of Evil", "The Saw Is The Law", "I Am The War", "M-16", "Feigned Death Throes", "The Art Of Killing Poetry", "Agent Orange", "Blasphemer", "City Of God", "Remember The Fallen", "Stalinorgel / Knarrenheinz / Bombenhagel"
Ein kurzer Ausflug zum Wikingerdorf bringt uns zur Wackinger Stage auf der gerade die Mittelalter-Metaller RABENSCHREY spielen. Braucht auch kein Mensch. Hoffnungslos schlecht als 180. Kopie einer Kopie.
RHAPSODY OF FIRE sieht man auf Freiluftveranstaltungen Hierzulande eher selten und so mußten wir dort mal vorbeihören. Die Band hatte sich in den letzten Jahren live deutlich gesteigert und vor der Bühne ist es auch mächtig voll. Nach anfänglichen Soundproblemen stabilisierte sich der Klang und es gab eine ordentliche Portion "Hollywood-Metal" auf die Ohren. Beim Werksmaterial wurde deutlich, dass die neueren Stücke mit wirklichen Klassehits vom Format "Dawn Of Victory" oder "Emerald Sword" nicht mehr so ganz mithalten können, macht aber nichts, die Fans sahen das anders und feierten einfach. Kurz nach Wacken gab die Band ihren Split bekannt, wonach sich ein Teil der Jungs unter dem Namen LUCA TURILLI'S RHAPSODY selbstständig macht. Gut, das wir noch vorbeigeschaut hatten.
Setlist: "Triumph Or Agony", "Holy Thunderforce", "The Village Of Dwarves", "On The Way To Ainor", "Dawn Of Victory", "Lamento Eroico", "Unholy Warcry", "The March Of The Swordmaster" - "Reign Of Terror", "Emerald Sword"
Die deutsche Metalcore-Band HEAVEN SHALL BURN gehört mittlerweile zur absoluten Spitzenklasse des Genres und das bewiesen sie in Wacken vom ersten Ton an. Drückender, aber zu lauter Sound, massenweise Leute die moshen, riesige Circle-Pits. Die Band ist bei bester Laune und mit roten Hemden und schwarzen Hosen in Einheitskleidung. Im weiteren Verlaufe des Auftritts entwickelt sich eine Crowdsurfing-Autobahn über uns die in Arbeit ausartende Formen annimmt. Sie alle haben ein Ziel: eines der T-Shirts zu ergattern, die die Band im Fotograben verteilen lässt. Die Jungs sind auf der Bühne eine Mischung aus Hurrican und Inferno und lassen außer den Himmel wirklich nichts anbrennen.
Setlist: "Profane Believers", "Voice Of The Voiceless", "The Omen", "Forlorn Skies", "Combat", "Endzeit", "Counterweight", "The Disease", "Whatever It May Take", "I Was I Am I Shall Be", "Behind A Wall Of Silence", "Return To Sanity", "Black Tears"
Nicht einfach hat man es heuer als SUIDAKRA-Fan. Unsere True-Metal-Fraktion interviewt Backstage den Bierstand und der Rest schädelt sich das Hirn bei HEAVEN SHALL BURN weg. In der W.E.T.-Stage ist es dennoch überraschend voll. Mit einer halbstündigen Reise durch die Vergangenheit rocken Arkadius und Co. sich und das Publikum an den Siedepunkt, so dass im Zelt sogar fast das gesamte Wasser verdampft, welches sonst eigentlich quasi einen permanenten See gleicht. Die Soundabmischung hat gepasst, war aber etwas zu laut. Die Bühnenperformance war erste Sahne und für die nötige Abwechslung sorgte das AC/DC-Cover "Let Me Put My Love Into You".
Setlist: "Over Nine Waves", "Dowth 2059", "Isle Of Skye", "Birog's Oath", "Stone Of The Seven Suns", "Let Me Put My Love Into You", "Wartunes"
Und dann kamen SIE: die Britische Heavy Metal-Legende JUDAS PRIEST dürfte so ziemlich jeden Wacken-Besucher vor die Bühne gelockt haben, kündigten sie doch im Vorfeld bereits an, dass das ihre letzte Tour werde. Letzte Tour heißt zwar - wie bei IRON MAIDEN - nicht unbedingt letztes Album und letztes Festival; wissen kann man es aber nicht. Und welche Vorwürfe man sich dann immer hinterher macht, wenn man dann doch die letzte Chance verpasst hat. Sei's drum. K.K. Downing, kürzlich erst ausgestiegen, wurde durch den bisher unbekannten Gitarristen Ritchie Faulkner ersetzt, welcher ins Bühnenbild passte als würde er bereits Jahrzehnte zusammen mit den alten Herren auf der Bühne stehen. Ein perfektes Zusammenspiel ist nämlich, wenn wie am Beispiel von Rob Halford, der Frontmann mal ein paar falsche Töne trifft oder in die falsche Tonlage kommt: auf seine Mitmusiker konnte er sich zu jeder Sekunde verlassen - sie reagierten prompt und passten Rhythmus und Tonlage punktum an. Die Bühnenshow war zurückhaltend, aber passend. Die Performance sehr gut, die Bretter die die Welt bedeuten wurden voll ausgenutzt, sieht mal einmal von Rob ab, der ein wenig statisch wirkte. Bei der ausführlichen Best-Of-Retrospektive stachen die ungewöhnlichen Songaufbauten der immerhin zwei einzigen guten Stücke vom letzten Studiowerk "Judas Rising" und "Prophecy" heraus, die sich aber dann doch harmonisch zwischen den alten Stücken einfügten. Allein schon die Reihenfolge vom JOAN BAEZ-Cover "Diamonds And Rust" über das neue "Prophecy" zum "Painkiller"-Werk "Nightcrawler, gefolgt vom Synthesizer-Sound von "Turbo Lover" lässt die stilistische Vielfalt der Band transparent werden. Nein, JUDAS PRIEST haben noch nie ein Album aufgenommen, welches wie ein anderes klang. Mit "Living After Midnight" klang ein Konzert aus, welches wir lange nicht vergessen werden. An den Jungs können sich viele Junge Leute mehrere Scheiben abschneiden. Denn man kann ihnen vorwerfen alt zu sein, man kann Rob Halford vorwerfen, dass er die Tonleiter nicht mehr in allen Lagen so gut trifft wie sein gewisser Nachfolger und mittlerweile wieder Vorgänger. Aber die Stimmung, die sie erzeugen und den Spaß, den sie alle immer noch haben, den muß man sich erstmal erhalten können.
Setlist: "Rapid Fire", "Metal Gods", "Heading Out To The Highway", "Judas Rising", "Starbreaker", "Victim Of Changes", "Never Satisfied", "Diamonds And Rust", "Prophecy", "Night Crawler", "Turbo Lover", "Beyond The Realms Of Death", "The Sentinel", "Blood Red Skies", "The Green Manalishi (With The Two Pronged Crown)", "Breaking The Law", "Painkiller" - "Electric Eye", "Hell Bent For Leather", "You've Got Another Thing Comin'" - "Living After Midnight"
TRIPTYKON, die junge Nachfolgeband von CELTIC FROST, trat als kurzfristiger Ersatz für die abgesprungenen CRADLE OF FILTH an und stiegen sogleich mit dem alten CF-Stück "Procreation Of The Wicked" ein. Ein sehr deutlicher Zuschauerschwund setzte ein, wohl weil den Bandnamen kaum jemand kennt und auch CELTIC FROST nie wirklich Massen angesprochen hatten. Der etwas monotone Sound und der statische Auftritt waren trotz interessanter Bühnenshow dann doch etwas, was man mal lieber auf kleineren Bühnen erleben möchte. Falsche Band zur falschen Zeit. Weiter ging's mit...
...AIRBOURNE: die Australier haben mittlerweile zwei Studioalben im Gepäck und klingen irgendwie nach... AC/DC... ja, nach was denn auch sonst. Zu vorgerückter Stunde präsentierten sie uns nochmal volles Rock'n'Roll-Programm bei dem auch die müdesten Anwesenden noch spontane Zuckungen bekamen. Frontmann Joel O'Keeffe nutzte ein längeres Solo dafür um eben mal an einem Bühnenmasten hoch- und darauf herumzuklettern. Cool!
Setlist: "Raise The Flag", "Born To Kill", "Diamond In The Rough", "Blonde, Bad And Beautiful", "Chewin' The Fat", "Blackjack", "Bottom Of The Well", "Cheap Wine & Cheaper Women", "Girls In Black", "No Way But The Hard Way","Too Much, Too Young, Too Fast", "Stand Up For Rock'n'Roll", "Runnin' Wild"
SAMSTAG
Um 12h eröffneten die finnischen Düstermetaller MOONSORROW bei hellstem Sonnenschein den letzten Festivaltag. Da wars natürlich nichts mit Bühnenshow und schwarzer Stimmung. Vor der Bühne war es auch noch ziemlich übersichtlich. Die Band störte sich nicht daran und spielte fünf Stücke aus ihrer Diskographie. Nicht mehr und nicht weniger. Musik eher für den kleineren Club und die absolute Nacht.
Ebenfalls zu noch sehr früher Stunde GIRLSCHOOL. Aber warum zum Teufel in "Bullhead City"? Die Mädels sprühten vor Motivation und das Publikum rockte im Nu dazu ab. Neben neuerem Material waren es natürlich vorallem die zwei bekannten Stücke "Hit And Run" und "Emergency", letzteres diesmal nicht mit Lemmy, obwohl er an diesem Tag auch hier gespielt hat. Guter Auftritt!
Setlist: "Demolition", "C'mon Let's Go", "Not For Sale", "Hit And Run", "I Spy", "Never Say Never Again", "Screaming Blue Murder", "Future Flash", "Everything's The Same", "Yeah Right", "Race With The Devil", "Emergency" - "Take It All Away"
Man mag von den norwegischen Blackmetal-Pionieren MAYHEM halten was man will. Kann über ihre ex-Mitglieder denken was man will und über die Reformierung der Band, bei der eigentlich kein Gründungsmitglied mehr dabei und die ursprüngliche Einstellung einer anderen gewichen ist. Fakt ist, dass sie auch im Jahre 2011 noch sehr authentisch klingen. Die Setlist besteht größtenteils aus Stücken ihres Legendären Debüts, bei dessen Erscheinen Sänger "Dead" bereits tot und "Euronymous" wegen Mordes bereits im Knast saß. Diese Werke versprühen immer noch eine gewisse Morbidität, Kälte und Hass, wirken magisch und abstoßend zugleich. Ein in Erinnerung bleibender Auftritt.
Setlist: "Pagan Fears", "Ancient Skin", "My Death", "Cursed In Eternity", "A Time To Die", "Illuminate Eliminate", "Freezing Moon", "Silvester Anfang", "Deathcrush", "Buried By Time And Dust", "Carnage", "De Mysteriis Dom Sathanas", "Pure Fucking Armageddon"
Großes kündigte sich zum frühen Abend hin an: ICED EARTH - zum letzten Mal mit Matt Barlow. Er verlässt die Power-Metaller nun zum zweiten Mal mal, diesmal wohl für immer. Grund: zu wenig Zeit für die Familie. Nun, das ist nachvollziehbar bei einer Band dieser Größenordnung, die deshalb auch ständig auf Achse ist und um die Welt tourt. Das konnten natürlich die Veranstalter nicht so weit im Vorfeld wissen, sonst hätte man sie in der Running Order bestimmt etwas höher gesetzt. Andererseits verloren ICED EARTH in den letzten Jahren auch viele Anhänger durch ihre stark U.S.-patriotischen Texte, aber auch durch insgesamt schwächeres Songwriting. Sei's drum. Immerhin 60 Minuten Zeit. Die nutzten die Amis für ein wirklich gut sortiertes, Festival-optimiertes Best-Of-Set. Die Sound-Abmischung war während der ersten drei Stücke mehr oder weniger grottig, wurde dann aber immer besser. Die Performance der Band war super, das Stageacting ließ keine Wünsche offen. Matt Barlow war von der Menge der Zuschauer sichtlich ergriffen und wird, sollte er seinen Abschied aus dem Musik-Business tatsächlich konsequent durchziehen, bestimmt bis an sein Lebensende daran zehren. So wird er eines Tages seinen Kindern davon erzählen, wie es war, als ihr Vater damals in Wacken stand. Vor 85.000 Zuschauern.
Setlist: "Burning Times", "Declaration Day", "Vengeance Is Mine", "Violate", "Last December", "I Died For You", "Jack", "The Hunter", "Prophecy", "Birth Of The Wicked", "The Coming Curse" - "Iced Earth"
Die Newcomer IN SOLITUDE könnten es auf der W.E.T. Stage leicht haben bei den Powermetallern, denkt man. Schließlich spielten parallel die brasilianischen Thrasher SEPULTURA und die Schwarzkittel VREID. Aber das Zelt war nicht mal ansatzweise zur Hälfte gefüllt. Der Name hat sich wohl noch nicht sehr weit herumgesprochen. Wird er aber bestimmt bald tun, denn die Stücke des neuen Album "The World. The Flesh. The Devil." mit ihren MERCYFUL FATE-artigen Sounds haut voll auf die Glocke und gehört mit zu den besten Veröffentlichungen des laufenden Jahres. Zum Auftritt: der kurze Gig offenbarte ein großes Potential, die Band wirkte weniger nervös und selbstsicherer als auf den letzten Gigs die ich sah. So langsam macht sich das Touren positiv bemerkbar. Die neuen Stücke sind ausgereifter als das Debüt von 2009 und damit der Schwerpunkt des Abends. IN SOLITUDE machten hier eine gute Sache!
Tobi Sammet's AVANTASIA sind in Metaller-Kreisen genauso umstritten wie HAMMERFALL oder SABATON. Mit einem Unterschied: wer sich Tobi Sammet auf der Bühne so ansieht, wieviel Spaß er dabei hat und mit welcher Überzeugung er hochkarätigste Gäste für sein Projekt auftreibt, denen es genauso viel Spaß macht, der muß zwangsläufig einfach glauben, dass das keine Reißbrett-Band ist, sondern echter Stahl, der eben einfach nur eingängiger als es dem Underground lieb ist ist. Bei bester Stimmung und vollem Haus - Verzeihung: Acker - gaben sich Jorn Lande, Bob Catley, Michael Kiske, Kai Hansen und Amanda Somerville die Klinke bzw. das Mikro in die Hand. So glücklich wie an diesem Abend hat man Michael Kiske, der sich zuweilen mit seiner Stimme und Kai Hansens Gitarre duellierte, schon lange nicht mehr gesehen. Übrigens sollte Euch beim Lesen des Festival-Berichts ja schon aufgefallen sein, dass wir nur selten auf die gespielten Stücke im Bericht eingehen. Das ist immer dann der Fall, wenn unter dem Bericht sowieso die komplette Setlist abgebildet ist. Ein riesen Auftritt des All-Star-Projektes AVANTASIA jedenfalls, das man, wenn man Scherzkeks Sammet glauben schenken darf, jedenfalls in den nächsten Jahren so schnell nicht wieder sehen wird. Man möchte sich erstmal wieder auf die Hauptband EDGUY konzentrieren. Aber das hieß es ja nach den ersten beiden AVANTASIA-Teilen auch, nicht wahr? Und wer weiß, was Tobi in irgendwelchen schlaflosen Nächten wieder alles ausheckt.
Setlist: "Twisted Mind", "The Scarecrow" (feat. Jorn Lande), "Promised Land" (feat. Jorn Lande), "The Story Ain't Over" (feat. Bob Catley), "Reach Out For The Light" feat. Michael Kiske, "Dying For An Angel" feat. Michael Kiske, "Death Is Just A Feeling" feat. Kai Hansen, "Lost In Space", "Farewell" feat. Amanda Somerville, "The Wicked Symphony" feat. Jorn Lande - "Shelter From The Rain", "Avantasia", "Sign Of The Cross / The Seven Angels"
Zu KREATOR gibts anschließend eigentlich nicht viel zu sagen außer: wie immer. Die immergleichen Songs, die immergleichen Ansagen. Der Sound war über weite Strecken nicht gut. Band und Publikum wars scheißegal. Also: wie immer.
Setlist: "Hordes Of Chaos", "Warcurse", "Endless Pain", "Pleasure To Kill", "Destroy What Destroys You", "Voices Of The Dead", "Enemy Of God", "Phobia", "Reconquering The Throne", "Violent Revolution", "Betrayer", "Flag Of Hate, "Tormentor"
Wenn man in Hamburg Angst vor einer Sturmflut hat die nach einem Erdbeben kommt, dann können MOTÖRHEAD nicht weit entfernt sein. Während zwei Kollegen in der trockenen (sic!) W.E.T.-Stage TOKYO BLADE begutachten, regnet's bei uns draußen vor der MOTÖRHEAD-Bühne beständig. Getreu dem Wacken-Motto "rain or shine" standen dann so gefühlt mind. 70.000 Menschen vor der lautesten Band des Festivals, die wie immer mit "We're MOTÖRHEAD and we play Rock'n'Roll!!!" eröffnete. Yes!!! Im Gegensatz zu KREATOR variierten die Engländer das Set, nach "Iron Fist" und "Stay Clean" gab es eine Menge neuerer Titel zu hören. Insbesondere "Going To Brazil" gabs schon länger nicht mehr zu hören, aber das ist ja auch schon wieder 20 Jahre her. Mit dem Triple "Bomber", "Ace Of Spades" und der Zugabe "Overkill" gabs am Ende alles was auch die "wir wollen nur die alten Hits"-Hörer befriedigt. Alles in allem ein solider Auftritt in unheimlicher Lautstärke.
Setlist: "Iron Fist", "Stay Clean", "Get Back In Line", "Metropolis", "Over The Top", "Rock Out", "One Night Stand", "The Thousand Names Of God", "I Know How To Die", "The Chase Is Better Than The Catch", "In The Name Of Tragedy", "Just 'cos You Got The Power", "Going To Brazil", "Killed By Death", "Bomber" - "Ace Of Spades", "Overkill"
Manchmal muß man Prioritäten setzen. Und TOKYO BLADE hatte ich zu meiner Schande bisher noch nie live gesehen. So müssen MOTÖRHEAD einmal zurückstecken. Was nicht leicht ist bei dieser Band - und auch dieser Lautstärke. Man mußte schon so weit wie möglich vorgehen und links stehen, um nicht in den 1800 Dezibel-Radius von Lemmy zu gelangen. Letzten Endes waren es TOKYO BLADE aber wert: "Night Of The Blade", "Break The Chains" oder "Lightning Strikes (Straight To The Heart)" MUSS man einfach mal live gehört haben. Der NWoBHM-Dampfer segelt weiter durch Sturm und Wind, Wacken jedenfalls hatte man unbeschadet überstanden: super Stimmung, geile Performance und eine immer noch hungrige Band die sichtbar Spaß am Spielen hatte.
Geil ist, wenn CHILDREN OF BODOM mordsbesoffen kurz vor dem Auftritt erstmal in den Backstage-Bereich kotzen, auf der Bühne herumlallen und trotzdem einen fast perfekten Gig spielen. So gesehen und gehört vor nicht all zu langer Zeit auf einem gewissen Summer Breeze-Festival bei uns im heimischen Franken. In Wacken waren die Finnen deutlich verständlicher am Mikro, die Setlist aber ungefähr gleich. Vorallem wirkten sie einerseits aber auch deutlich nüchterner, und zwar in mehrfacher Hinsicht: perfektes Zusammenspiel quasi ohne Fehler, dafür aber kaum Interaktionen, kaum Ansagen, keine Spontanität. Eingehüllt in eine sehr aufwändig angelegte Bühnenshow mit mehreren Keyboards, Rampen und Bühnenaufbauten. Man hatte den Eindruck, je nüchterner die Jungs sind, desto weniger Spaß macht es ihnen zu spielen. Uns machte es aber jede Menge spaß. Wohl bekomms!
Setlist: "Not My Funeral", "Bodom Beach Terror", "Shovel Knockout", "Roundtrip To Hell And Back", "In Your Face", "Living Dead Beat", "Children Of Bodom", "Hate Me!", "Blooddrunk", "Angels Don't Kill", "Follow The Reaper", "Downfall" - "Are You Dead Yet?", "Hate Crew Deathroll"
FAZIT
Wacken war auch 2012 wieder ein sauber durchgeplantes Festival, bei dem die Erfahrung der Veranstalter wie immer eine große Rolle spielte. Ein Festival in dieser Größenordnung ist eine Marke für sich, die ständig optimiert werden möchte. Und wir freuen uns, auch die nächsten Jahre in Wacken zu feiern. Wie jedes Jahr seit vielen Jahren.
Nicht zum eigentlichen Festival gehörend, jedoch mittlerweile auf dem selben Gelände stattfindend, gibt es am Donnerstag immer die "Warm-Up Show". Auch diese wollen wir hier kurz ansprechen:
Warm-Up 14.07.2011
Die Redaktion eröffnete den Abend mit dem schwäbischen Metal Geheimtip KISSIN' DYNAMITE. Endlich mal wieder frisches Blut, das den alten Göttern huldigt! Und frisch kann man hier im wahrsten Sinne des Wortes sagen, denn die Jungs sind allesamt noch unter 20 und haben bereits zwei Alben über das Majorlabel Capitol (EMI) veröffentlicht. Mit einer stilistischen Groborientierung an AC/DC werden in den Sound munter Einschläge von Sleaze-Rock, Melodic-Metal, Melodic-Rock und etlichen anderen Dingen eingeflochten, welche in den 1980ern schon bestens funktioniert haben. Dadurch entsteht abwesechslungsreiches Songwriting. In der Messehalle rockten die Jungspunde um den hervorragenden Frontmann Johannes Braun das Publikum warm, wenngleich die Abmischung bei den ersten Songs total übersteuert war. Vorallem bei den Vocals. Ansonsten ein toller Auftritt.
Nachdem KISSIN' DYNAMITE bewiesen hatten, dass in schwäbischer Erde noch genug Edelmetall vergraben liegt, traten jetzt die Meister an, welche sogleich auch schon auf ihr im Herbst erscheinendes neues Studiowerk "On The Spur Of The Moment" hinwiesen. Es ist immer wieder unglaublich, was Andy Franck live rüberbringt! Da bängte die Masse, als ob's kein Morgen gäbe! Großer Respekt! Ihr seid eine der geilsten Livebands auf diesem schönen Planeten!
Zum Abschluß trat mit AXEL RUDI PELL und Band der Headliner des Abends auf und wußte mit ausladenden Monumental-Stücken und nicht enden wollenden Gitarrensoli zu begeistern. Die Auswahl der Stücke legte sich quer über die umfangreiche Diskographie, die Jungs waren bei bester Laune und das Publikum natürlich auch. Nur eine Sache wurde vermisst: der ein oder andere schnelle Headbanger. So verweilte die Show in gelassenem Midtempo.
Freitag 15.07.2011
Nach einer Planänderung sprangen HUMAN ZOO für CRASHDIET ein und eröffneten das BYH. Mit mitreißenden Melodien, geilen Gitarrrensoli und einer absolut überzeugenden Vocal-Performance holten sie noch den letzten Metalhead aus dem Schlaf. Bei überraschend gutem Sound (normalerweise dauert's ja bei den ersten Bands immer ein bisschen bis der stimmt) war natürlich der Saxophonist auffälligstes Merkmal. Das im Metalbereich eher selten aufzufindende Instrument lässt den ein oder anderen Song mit einem Alleinstellungsmerkmal aus der Masse herausragen. Insgesamt gesehen ein guter Ersatz für CRASHDIET.
Erst mit ihrem aktuellen zweiten Album "Crimen Laesae Majestatis Divinae" erlangten PORTRAIT in den letzten Monaten die Aufmerksamkeit eines etwas größeren Publikums. Dass sie dabei oft in Zusammenhang mit IN SOLITUDE und dessen ebenfalls aktuellen Album genannt werden liegt in erster Linie daran, dass sie sich stilistisch ziemlich nahe sind und beide im Fahrwasser von MERCYFUL FATE/KING DIAMOND schwimmen. So spielte die Band - in Leder und Spandex original 1980er Jahre Outfit - auch fast ausschließlich Stücke von "Crimen..." zu einem etwas matschigen Klanggewand. Bis auf den Frontmann agierten die Schweden leider über weite Teile des Gigs wie Zombies. Soll heißen: Performance kaum vorhanden. Haken wir das mal unter mangelnde Bühnenerfahrung ab und schauen wir mal erwartungsvoll in die Zukunft. Das Songmaterial ist jedenfalls schonmal eine sehr gute Ausgangsbasis.
Die Polen CRYSTAL VIPER gehören immer noch zum Underground, beweisen jedoch das aus unserem östlichen Nachbarland mittlerweile viel mehr kommt als nur VADER, TURBO und KAT. Die Melodic-Metaller mit Frontfrau wußte nicht nur Fans von WARLOCK oder CHASTAIN zu überzeugen, sondern gewann an diesem Tag bestimmt den ein oder anderen Metalhead hinzu der sich ihre Diskographie mal etwas näher ansehen wird. Die Band zeigte sich hungrig und legte einen guten Auftritt hin.
LEGION OF THE DAMNED Ist auf einmal Krieg ausgebrochen im schönen Schwabenland? Die Death-Thrasher aus dem Land der Wohnwagen, Windmühlen und Rauchschwaden "zelebrierten" ein Schlachtfest mit so heimeligen Instrumenten wie Stalinorgeln, Granatwerfer-Bass und Motorsägen-Gitarren. Das müssen mindestens 8 auf der Richterskala sein! Wo sind nur die Heathen Warriors, wenn man sie braucht...
STORMWARRIOR, die Jungs ausm hohen Norden, reisten hier mit ihrem nagelneuen und starken Album "Heathen Warrior" an, dessen Titelstück gleich mal als Opener herhalten mußte. Mit "Fyre & Ice" und "Ravenhearte" gabs weitere neue Tracks, während man beim Rest wild in der Diskographie wühlte. Die Band hatte nicht unbedingt ihren besten Tag erwischt, wirkte statistisch und irgendwie auch ausgepowert (oder müde von der letzten harten Nacht?). Den Zuschauern war das aber egal, denn die Stimmung war sehr gut. Insgesamt aber ein eher durchwachsener Auftritt. Schade.
Setlist: Heathen Warrior, Fyre & Ice, Valhalla, Metal Legacy, Ravenhearte, Ragnarök, Odins Warriors, Heading Northe, The Axewielder, Heavy Metal Fire
Bereits zum zweiten mal innerhalb kurzer Zeit durften wir CRIMSON GLORY mit ihrem neuen Sänger Todd La Torre bewundern. Da standen uns auch schon auf dem "Keep It True"-Festival die Münder offen, denn dieser neue da bringt es doch tatsächlich fertig es mit dem Original-Sänger Midnight aufzunehmen! Mit einem legendären Set mit ausschließlich Hits der ersten beiden Klassiker "Crimson Glory" und "Trancendance" und bei bester Laune wirbelten die Herren über die Bretter das man meinen könnte, sind wären 20jährige am Werk. Wenn da jetzt auch noch ein neues Album kommt welches auch nur annähernd die Qualität dieser Stücke erreicht, dann dürfen wir uns auf etwas ganz Großes freuen.
Warum anschließend die U.S.-Thrasher DEATH ANGEL kaum altes Songmaterial spielten, verstand niemand wirklich so genau. Machte aber auch nicht vielen Leuten wirklich etwas aus, da die letzten Alben ja ebenfalls einen starken Abschnitt in der Geschichte der Band darstellen. Zu einem sehr bewegungsreichen Auftritt in Sachen Performance kreisten mächtig viele Matten vor der Bühne dem Takt des Stahls. Um DIO zu ehren ist es nie zu spät und so reihten sich DEATH ANGEL in die Riege jener Bands vom letzten BYH ein, welche ihm mit einem Stück Tribute zollten. In diesem Fall mit einer äußerst gelungenen Interpretation von "Heaven And Hell". Guter Gig!
Wer hätte gedacht, dass man QUIET RIOT nochmal sehen würde. Angefangen bei Gitarrist Randy Rhoads, welcher die Band frustriert Richtung Ozzy Osbourne verließ weil sie keinen Plattenvertrag bekam und man nach seinem Tod die erste Metalband war, die ein Album auf Platz 1 in die Billboard-Charts brachte bis hin zu den häufigen Besetzungswechseln, welche bis heute andauern. So widmete man dann auch die Ballade "Thunderbird" den beiden verstorbenen Gründungsmitgliedern Randy Rhoads und Kevin DeBrow in einem nachdenklichen Moment. Ansonsten sollte aber der Spaß regieren zu Hits wie "Metal Health", "Slick Black Cadillac", "Sign Of The Times" oder der Coverversion, die ihr drittes Album ganz hoch in die Single- und Albumcharts schoß - SLADEs "Cum On Feel The Noize". Eine eigentlich recht nette Show, der jedoch einfach Feuer, Spielspaß und Bühnenbewegung fehlte. Kein Wunder also, dass sich zwischen zwei deutlich härteren Bands etliche Anwesende doch mal lieber ein kühles Bier und einen Plausch gönnten. Danach jedenfalls kamen
OVERKILL, die mit ihrem letztjährig veröffentlichten Album "Ironbound" nahtlos an alte Zeiten anknüpften konnten und ihr bestes Album seit ewigen Zeiten veröffentlichten. Eine Steilvorlage zu einer hohen Erwartungshaltung. Und konnte sie erfüllt werden? Zumindest, wenn man keine Überraschungen mag. Neben dem Opener "The Green And Black" gab es noch "Ironbound" und "Bring Me The Night" vom neuen Meisterwerk, ansonsten die üblichen Verdächtigen: "Rotten To The Core" (bereits als zweites Stück), "Skullcrusher", "Elimination", "Hello From The Gutter", "In Union We Stand", "Fuck You", ... - also ein vorhersehbares, aber trotzdem natürlich sehr geiles Set. Wie bei OVERKILL üblich natürlich mit Überzeugung und viel Action auf der Bühne zu einem leider etwas undifferenzierten Sound. Erwartungshaltung erfüllt? Na am Ende dann doch.
Eine Band wie IMMORTAL wäre noch vor nicht allzu langer Zeit auf dem Bang Your Head undenkbar gewesen. Neue Zielgruppen anlocken hieß die Antwort auf die noch immer nicht ganz ergründeten Besucherrückgänge in den letzten Jahren, während andere Festivals (z.B. das Summer Breeze) ihre Zahlen teilweise verdoppeln konnten. Bei einigen Umfragen unter den Fans und bei der Betrachtung von etlichen T-Shirts sind mittlerweile sehr wohl so einige Fans da, welche nur wegen den härteren Bands aus der Death-/Black-Richtung angereist sind. Es liegt also nicht an Ende Juni oder Mitte Juli, wenn man beim Billing noch ein paar Stellschrauben in die richtige Richtung dreht (IMMORTAL und ASPHYX gleichzeitig auftreten zu lassen hat schon einige Besucher gewurmt), dann bin ich fest davon überzeugt, dass auch beim Bang Your Head künftig wieder mal "ausverkauft!" über den Kassen stehen wird.
Zurück zu IMMORTAL: mit einer grandiosen Pyro-Show und mächtigen Black-Metal Hymnen wie "Sons Of Northern Darkness" zeigten die Norweger eindrucksvoll, dass sich die Wiedervereinigung 2006 durchaus gelohnt hat: ein tolles Reunions-Album und eine Band, die live eine abartig intensive Stimmung erzeugt ist auch auf dem BYH absolut richtig! Mein persönlicher Höhepunkt bei jedem Konzert: "Damned In Black" - DIE Schwarzmetallhymne schlechthin!
Headliner am Freitag sind ACCEPT. Und auch sie feiern wie OVERKILL derzeit einen zweiten Frühling. Ein nicht für möglich gehaltenes, endgeiles Reunionsalbum ist ihnen mit "Blood Of The Nations" geglückt und der neue Frontmann Mark Tornillo weiß sowohl bei den neuen wie bei alten Stücken mehr als nur zu überzeugen. So auch in Balingen: der Auftritt war wohl so ziemlich das beste was ich jemals von ACCEPT gesehen und gehört habe. Irgendwie wirkte alles überzeugender, kompakter, zusammengeschweißter als bei der kurzzeitigen 2005er Reunionstour mit Udo. Die Jungs hatten sichtlich Spaß und gaben wirklich alles, hoppsten auf der Bühne herum wie ein Wirbelwind und trieben das Publikum an den Rande des Wahnsinns. Da Mark (noch) nicht der abgebrühte Entertainer ist, gabs wenig Interaktion mit dem Publikum, so dass ich den Bericht hiermit einfach zu seinem Ende bringe. Ansonsten: ganz großes Kino!
Setlist: Teutonic Terror, Bucket Full Of Hate, Starlight, Breaker, New World Comin' , Restless And Wild, Son Of A Bitch, Metal Heart, Neon Nights, Bulletproof, Losers And Winners, Aiming High, Princess Of The Dawn, Up To The Limit, No Shelter, Fast As A Shark, Pandemic, Balls To The Wall
Samstag 16.07.2011
IVANHOE, Mitte der 1990er zeitweise als deutsche Antwort auf DREAM THEATER gehypt und auf deren ersten beiden Alben der heutige Frontmann von BRAINSTORM und SYMPHORCE, Andi B. Franck singt, versanken zwischenzeitlich klanglos in den unendlichen Weiten des metallischen Paralleluniversums. 2005 und 2008 veröffentlichten sie nach einer kurzen Auflöungsperiode die wohlmeinend angenommenen Alben vier und fünf, ohne jedoch ein größeres Publikum ansprechen zu können. Angenehm überraschend immerhin, sie hier als Samstags-Opener live hören zu können. Die Bandmitglieder freuten sich sichtlich auch vor einer noch sehr überschaubar anwesenden Zahl von Metalheads auftreten zu können und war bei bester Laune. Beim Songmaterial spätestens wird klar, warum es nie zum Durchbruch reichte: diese Art von Prog-Metal spiel(t)en längere Zeit mal viel zu viele Bands. Überragendes ist nicht dabei, wirklich schlechtes aber auch nie - eine gute Band mit guten, aber austauschbaren Stücken. Dem Gig merkt man an, dass die Jungs wenige Live-Auftritte hatten und bestimmt auch nicht sehr oft miteinander im Proberaum anhängen. Eine zwar fehlerarme, aber auch nicht sehr kompakte und überzeugende Darbietung.
Anders geht es bei METAL INQUISITOR zu, welche wie IVANHOE aus deutschen Landen kommen, nicht viel innovativer sind als diese und ganz bestimmt auch nie bis ganz hoch in die Charts schießen werden. Aber speziell mit "Doomsday For The Heretic" und "Unconditional Absolution" haben sie derart starke 1980er-Gedenk-Gong-Alben aufgenommen, dass diese Songs schon eine ziemliche Abrissbirne darstellen. Dazu kam beim Bang Your Head eine hammergeile Bühnenperformance und ein ungemeiner Spielwitz der den Leuten am frühen Nachmittag bereits einiges an Mattenkreisen und Genickbelastung bescherte.
Thrash-Fans hatten's am Samstag schwer, denn bis SLAYER sollte den ganzen Tag nichts in diesen Härtegraden spielen, ganz im Gegenteil: mit ASTRAL DOORS wurde es gleich nochmal ne Stufe melodischer.
Bei ASTRAL DOORS-Goldkehlchen Nils Patrik Johansson könnte man meinen, er wäre die Reinkarnation des großen Ronnie James Dio, mehr noch als beim ebenfalls in dieser Stimmlage singen könnenden Jorn Lande. Kommt bei ASTRAL DOORS noch die gewissen Prise 70er Hardrock mit zum melodischen Metal, wird man teilweise ein wenig an RAINBOW erinnert. Vom überragenden Gesang abgesehen gibt es aber dann doch nicht viel, was die Jungs von gefühlten 1000 weiteren Bands dieser Stilrichtung abhebt. Tat aber weder dem Auftritt was ab, noch Band und Publikum, denn die waren alle sichtlich bei bester Laune und feierten. Ein heißer Gig.
Setlist:, Evil Is Forever, Time To Rock, New Revelation, Of The Son And The Father, Black Rain, Slay The Dragon, The Power And The Glory, Cloudbreaker
Danach enterten die NWoBHM-Urgesteine TYGERS OF PAN TANG die Bühne und wußten von Anfang bis Ende durch eine ungeheuere Bühnenpräsenz zu überzeugen. Dazu kamen noch endgeile Stücke wie "Tyger Bay", "Hellbound" oder "Rock And Roll Man" und fertig war ein völlig überzeugender Auftritt von alternden Herren, von welchen sich aber viele weitaus Jüngere mehrere Scheiben abschneiden sollten.
Also wenn's im Disneyland nachts wirklich so lustig ist wie bei den Dänen D-A-D, warum sollte man da tagsüber hingehn? Während manche Kapellen meinen, sie müssten den Hummelflug unbedingt auf dem Bass nachspielen, reichen dem D-A-D Basser Stig Pedersen zwei Saiten. Und das ist dann auch das Konzept: einfach nur Rock'n'Roll mit eingängigen Melodien die so ziemlich jeden der noch nicht halbtot ist zumindest zum Mitwippen bewegen. Neben zahlreichen Höhepunkten, aber auch einigen eher durchschnittlichen Stücken war natürlich auch hier "Sleeping My Day Away" der absolute Höhepunkt, den dann auch wirklich jeder mitsingen konnte - und das auch tat. Und was die Jungs auf der Bühne betritt: die gaben mal wieder alles und sausten herum als hätten sie Hummeln im Allerwertesten. Weiter so!
HARDCORE SUPERSTARS - Weder das Eine noch das Andere! Aber die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden!
Die U.S.-Progressive Metaler PSYCHOTIC WALTZ haben uns nur vier Alben hinterlassen. Doch davon ist eines besser als das andere! Die Mucke ist höchst komplex, weiß allerdings durch gottgleiche Melodien und Riffs zu überzeugen. Viele neue Freunde wird sie deshalb hier nicht gefunden haben, dafür umso mehr alte. Auch in den hintersten Reihen gab es noch Leute, die sich spontan niederknieten! Die Band zeigte sich trotz der langen Auszeit in Hochform und präsentierte uns konzentriert einen fehlerfreien Gig mit Jahrhundert-Songmaterial. Meine Begleiter, allesamt PSYCHOTIC WALTZ-Ungläubige, sahen das eher so (Originalzitat): "Wie tanzt man einen psychotischen Walzer? Auf Crack? Auf Speed? Auf Acid? Letzteres hilft sicherlich beim Verstehen dieser Band. Technisch sehr ausgefeilt und komplex, fehlt dem Redakteur doch ein wenig der Zugang zu diesen düster-progressiven Gefilden. Trotzdem zolle ich meinen Respekt: Eine Klasse Gesangsleistung von Devon Graves und die Band hat auch echt was auf der Pfanne!" - Nunja, kann man so sehen, muss man aber nicht. Über Musik lässt sich bekanntermaßen nicht streiten. Ich jedenfalls hatte mich sehr gefreut die Jungs nach all der Zeit mal wieder live bestaunen zu dürfen!
Das Flugzeug der PRETTY MAIDS hatte leider unglaublich Verspätung, so dass sich die Veranstalter spontan dazu entschlossen JEFF SCOTT SOTO an ihrer statt auf der Hauptbühne auftreten zu lassen und die Dänen später auf Sotos Platz in die Messehalle zu verfrachten. Immerhin konnten so beide Bands ihre Shows jeweils komplett spielen. Nachdem mittlerweile jeder mitbekommen haben sollte, dass Herr Soto ein musikalischer Tausendsassa ist welchem in seiner Historie eigentlich nur noch ein Auftritt bei einem RAINBOW-Konzert gefehlt haben dürfte, mochte es kaum jemanden noch großartig verwundern, dass er uns mit einem bunten Blumenstrauß an Songs erfreute, welche durch eine Reise durch seine gesamte Karriere führte. Neben Stücken seiner Solokarriere gab es mit "Fool Fool" und "Warrior" zwei AXEL RUDI PELL-Lieder, ein Instrumental-Medley mit Zitaten von GARY MOORE "Still Got The Blues", Y&T, DIO "Holy Diver", GOTTHARD und sogar MICHAEL JACKSON "Beat It" sowie aus dem Film "Rockstar" das Stück "Livin' The Life" der Band STEEL DRAGON zu hören. Retrospektiv betrachtet war das ein hervorragender Auftritt welcher bestimmt viele überrascht haben dürfte. Ob seiner Professionalität, der abwechslungsreichen Setlist und vorallem natürlich einem Künstler mitsamt Mitspielern, welche die Bühne auszunutzen wußten und einen supertollen Gig hinlegten welcher dauerhaft in Erinnerung bleiben wird.
HELLOWEEN mit Andi Deris und einer "Keeper Of The Seven Keys"-Memorial Setlist im Gepäck. Geht das gut? Vor zwei Jahren auf dem Summer Breeze wars zumindest sehr akzeptabel. Bereits der Opener "Are Your Metal?" offenbart das Dauer-Dilemma der Waterkant-Jungens: ein großartiger Titel mit einem Schreihals. Das Andi Deris singen kann, hatte er mit PINK CREAM 69 bereits bewiesen. Aber er ist und bleibt ein Hardrock-Sänger mit eingeschränktem Stimmvolumen. Das passt zu einer Heavy Metal-Band wie HELLOWEEN eben NICHT. Weder zu den aktuellen Stücken und erst recht nicht zu den alten "Keepers"-Songs. Immerhin klingen diese mittlerweile DEUTLICH besser als noch vor einigen Jahren, wo man als alter Fan beim Erklingen derartiger Stücke wegen Ohrenbluten fluchtartig den Ort des Geschehens verlassen mußte. Deris legte einen brauchbaren, einen ordentlichen Auftritt hin, seine Band stärkte ihm mit einer überzeugenden Performance den Rücken. Um seine Stimme zu entlasten verstieg er sich immer wieder in langen Ansagen die eigentlich nicht wirklich witzig waren. Das Monumental-Medley "Keeper Of The Seven Keys" mit dem eingebauten "The King For A 1000 Years" verlangte zumindest Respekt. Zum Ende hin ging Andi Deris deutlich hörbar die Puste aus. Die Interpretationen wurden schlechter, die Stimme heiser, dünner und leiser. Spaß gemacht hat's trotzdem. Aber dazu war auch ziemlich viel Bier nötig. Wie sagt man zu so einem Auftritt? Schöngesoffen.
Setlist:, Are you Metal?, Eagle Fly free, March Of Time, Where The Sinners Go, I'm Alive, Keeper Of The Seven Keys / The King For A 1000 Years / Keeper Of The Seven Keys Medley, Halloween, Dr. Stein
Mittlerweile waren auch die PRETTY MAIDS angekommen. Draußen schlechter Gesang, drinnen dicke Luft: die Halle war zum bersten voll. Nicht ohne Grund hätten sie ja auch auf der großen Bühne spielen sollen. Die Dänen zauberten ein abwechslungsreiches Stell-Dich-Ein ihrer umfangreichen Karriere und ließen keine Dekade aus. Ob Neues wie "It Comes At Night", die "Sin-Decade"-Phase, Balladen "Love Games" - live klangen sie schon immer wesentlich besser als auf Platte. Vielleicht weil das halt einfach viel mehr Spaß macht. Schneller, intensiver, gefühlvoller. Trotzdem war die Stimmung im Publikum immer dann am höchsten wenn es zu "Future World" und "Red, Hot And Heavy" Zeiten zurückging. Beide Stücke wurden gespielt und auch der "Yellow Rain" wurde nicht vergessen. Geiler Gig der auch mal wieder Lust auf 'ne Tour macht.
SLAYER hatte ich zuletzt beim Wacken Rocks South in Greuth in der tiefsten bayrischen Oberpfalz gesehen. Ein Grund also mal wieder einer meiner Lieblingsbands zu lauschen. Noch dazu bei einer allzu unüblichen Besetzung: Gitarrist Jeff Hannemann war immer noch krank und wurde kurzerhand durch Gery Holt von EXODUS ersetzt. Musikalisch gab es das, was man von SLAYER erwartet: kurz angebundene Ansagen, keine Interaktion mit dem Publikum, keine großartigen Solo-Eskapaden einzelner Musiker. Kurzum: pure Effektivität. Dazu eine sehr gelungene Songauswahl aus allen Schaffensperioden wo nur "Diabolus In Musica" (völlig zurecht) und "Christ Illusion" (zu unrecht) außen vor gelassen wurden. In Sachen "ganz große Show" hatten ihnen IMMORTAL einen Tag vorher irgendwie "die Show" gestohlen. Aber das ist auch der Unterschied zwischen den beiden Headlinern: SLAYER sind der Hass und pure Emotion. IMMORTAL sind Blockbuster-Kino. Ich mag sie beide. Aber gegen "Dead Skin Mask", "Mandatory Suicide", "Seasons In The Abyss" oder "Angel Of Death" kann selbst "Damned In Black" nicht anstinken.
Setlist: World Painted Blood, Hate Worldwide, War Ensemble, Postmortem, Temptation, Dittohead, Stain Of Mind, Disciple, Bloodline, Dead Skin Mask, Hallowed Point, The Antichrist, American, Payback, Spirit In Black, Mandatory Suicide, Chemical Warfare, Ghosts Of War, Seasons In The Abyss, Snuff. Zugaben: South Of Heaven, Raining Blood, Black Magic, Angel Of Death
Während draußen in Form von SLAYER der Wahnsinn persönlich herumtobte, rockten in der Messehalle LORDI. Die waren allerdings hier genauso fehl am Platze wie PRETTY MAIDS vor ihnen, nur noch um eine Stufe schlimmer: viele Fans durften wegen Überfüllung nicht mehr in die Halle, mussten draußen Anstehen bis wieder einige Leute die Halle verlassen wollten. Nur taten das nicht sehr viele. Sehr ärgerlich. Künftig bitte Abends nur noch Underground Bands in die Halle! Die moderne Version von KISS hatte mit ihren eingängigen Hymnen und ihrer Show das Publikum sofort im Griff, eröffnete mit "Babez For Breakfast" und hörte auch im weiteren Verlauf nicht auf ein konsequent gutes Konzert zu spielen.
Setlist:, Babez For Breakfast, Dynamite Tonight, Non Stop Night, Rock Police, It Snows In hell, Who's Your Daddy, They Only Come Out At Night, Granny's Gone Crazy, Blood Red Sandman, Bringing Back The Balls To Rock, This Is Heavy Metal, The Devil Is A Loser, Icon Of Dominance, Hard Rock Halleluja, Would You Love A Monsterman
Fazit
Organisatorisch gab es quasi nichts zu bemängeln, sieht man mal von zwei Punkten ab:, bitte künftig nicht zwei Bands des gleichen Zielpublikums parallel spielen lassen (IMMORTAL/ASPHYX), und keine Bands wie DESTRUCTION (letztes Jahr) oder LORDI in die viel zu kleine Halle zwängen
Ansonsten hatte sich die Reise wie jedes Jahr wieder gelohnt. Das Festival ist nicht zu klein, aber auch nicht zu groß und macht deshalb wahnsinnig Spaß. Die Bandauswahl ist sehr attraktiv und die Organisation läuft reibunslos. Daher wie immer ein dicker Dank an die Veranstalter und ein prost darauf, dass es das Bang Your Head noch lange geben möge.
Bereits am Mittwoch spielen die Altvorderen Teutonen-Metaller RAGE und wer so einen Namen hat, braucht sich nicht wundern, wenn das Partyzelt nicht nur zum zerbersten voll ist, sondern auch vor dem Zelt noch hunderte von Frühangereisten herumstehen, allerdings die Bühne nicht sehen. Zu diesen Leuten gehören auch die Berichteschreiber hier, denn wir kamen gerade erst auf dem Festival an. RAGE hatten bereits einige Stücke gespielt, als wir bei "Into The Light" dazu stoßen und es mit "Drop Dead!" und "Empty Hollow" eher ungewöhnliche Live-Exemplare zu hören gibt, bevor es mit dem Knaller "Higher Than The Sky" in eine famose Hit-Endrunde geht: es folgen noch "Down", "Set This World On Fire", "War Of Worlds" und "Carved In Stone". Alle Stücke bei sehr gutem Sound und mächtig Publikumsapplaus. Mangels Sicht können wir zur Performance leider nichts sagen. Nächstes Mal aber bitte wieder auf großer Bühne.
Anschließend machen sich die schwedischen Ur-Melodic Deather UNLEASHED etliche neue Freunde, kennen scheinbar nicht sehr viele hier, aber gut finden's so ziemlich alle. Die Jungens spielen einen Querschnitt durch ihre Karriere und orientieren sich dabei natürlich an den besten und eingängigsten Stücken. Bei tollem Sound und mächtiger Hitze im Zelt werden gegen Ende bei "Into Glory Ride" auch die beiden von uns gegangenen Pete Steele und Dio erwähnt.
Es ist bereits ein Uhr morgens, als die bayrischen Paganen EQUILIBRIUM das Zelt entern und von der ersten Minute an totalen Alarm machen. Das die Setlist diesmal einen Schwerpunkt aufs neue Album "Rekreatur" aufweist, fällt bei der Klasse des Materials kaum auf. Egal ob beim Eröffner "In Heiligen Hallen", bei Stücken wie "Der ewige Sieg", "Unter der Eiche", dem Klassiker "Met" oder dem Rauswerfer "Unbesiegt" - die Halle tobt.
Donnerstag
Bei all dem Geknüppel ein wenig Entspannung für die Ohren: DREAM EVIL zelebrieren am noch relativ frühen Nachmittag eine sehr überzeugende Power Metal-Show mit Old-School Twin-Guitars, einem bestens gelaunten Frontmann Nick Night und eine sehr lobenswerte Bühnen-Performance. Obwohl diese Art von Musik fürs Summer Breeze seit jeher ungewohnt klingen mag, hat es doch seit Jahre bereits gute Tradition, auch derartige Bands immer wieder gezielt einzustreuen um das Festival aufzulockern. Da ist man bei DREAM EVIL an der richtigen Stelle!
Allerfeinsten Grindcore gibt es danach von den Engländern NAPALM DEATH zu hören, die sich zusammen mit den Publikum durch den Nachmittag blasten. Obwohl der Sound ziemlich druckvoll daher kommt, ist er doch ziemlich indifferenziert und lässt so manche Details vermissen. Aber wen stört das schon, rotieren hunderte von Fans doch in mehreren Circle Pits durch die Gegend. Auch sie treffen eine gelungene Setlist quer durch ihr Schaffen, dazu gibt es sehr launige Ansagen gegen Kirche und Radikalismus. Wir finden den Zweisekünder "You Suffer" nach wie vor den geilsten Song überhaupt. Rekapitulierend betrachtet: Nazi Punks fuck off!
Zur gleichen Zeit wie NAPALM DEATH spielen im Partyzelt die Mittelalter-Metaller FEUERSCHWANZ. Auch wenn die Band guten Applaus und sogar Zugabe-Rufe bekommt (vom ingesamt gesehen aber SEHR überschaubaren Publikum), fragen sich unsere Redakteure, was man denn an dieser viertklassigen Kapelle eigentlich gutfinden kann?
PARKWAY DRIVE aus Australien haben definitiv keine kurze Anreise hinter sich, der Metalcore klingt gar, als hätten sie zweimal das Flugzeug verpasst bevor das dritte dann fast abgestürzt wäre und ihr Bus zum Festival danach eine Schlucht runtergestützt ist. Soll heißen: die Band klingt mächtig angepisst. Aber zum Glück nur soundmäßig. Mit einer sehr agilen Performance und charismatischen Ansagen spielen sich die Jungs umgehend in die Herzen des Publikums, welches wie bereits bei NAPALM DEATH großartige Circle Pits bildet.
Überraschend voll wird's im Partyzelt zu den GRAILKNIGHTS, einer Band aus Hannover, welche in Superhelden-Uniformen auftritt und ihre Texte entsprechend darumherum konzipiert. Die Mischung aus Power- und Melodic Death-Metal erreicht nicht selten Hymnenfaktor, der das Publikum zu reichlicher Mitwirkung animiert. Die lustigen Ansagen, die sehr gute Bühnen-Performance und die zwischen die Stücke integrierten Show- und Story-Einlagen dürften so manche verwunderte Nasen hinterlassen haben, ist die Band doch größtenteils trotz bisher drei Studioalben nur Insidern bekannt. Das wird sich mit derartig überzeugenden Auftritten hoffentlich in Kürze ändern.
Wie Ihr ja alle hoffentlich wisst, besteht der Großteil unserer Redaktion aus eher traditionellen Metal-Anhängern. Trotzdem stellen wir uns jedes Jahr mit Freude den Herausforderungen des Summer Breeze, denn wir möchten ja nicht auf der Stelle treten und unseren Horizont erweitern. Als Glücksfall erwiesen sich da die New Yorker Hardcore-Punker AGNOSTIC FRONT, bereits seit 1982 am Start und bis dato von uns komplett ignoriert. Was für ein Fehler! Denn durch die frühe Gründungszeit hat die Band tatsächlich so einiges an Melodien zu bieten, ganz zu schweigen von einem mörderischen Groove, welcher natürlich auch sofort zu einem mörderisch geilen Moshpit führt. Eine für uns sehr gute Wahl, die REITER zugunsten von AF zu übergehen, sahen wir diese doch bereits ca. 100 Mal. Ein großes Danke an die Veranstalter für diese Band.
OBITUARY legen anschließend einen guten, aber auch über weite Strecken zu routinierten Auftritt hin. Der Old-School Todesmetall führt zu spontanen Muskelzuckungen, führt die Stimmung nach AGNOSTIC FRONT obgleich anderer Stilrichtung nahtlos fort und sorgt so für Kontinuität. Die Show ist überzeugend, lässt phasenweise aber den nötigen Spielwitz vermissen. Noch dazu ein etwas verwaschener Sound, der sich nur mäßig steigern kann im weiteren Verlauf. Trotzdem ein gelungener Auftritt unterm Strich.
In DARK TRANQUILLITY hören wir nur ca. 15 Minuten rein, zu oft gehört und kein großer Fan davon. Natürlich muß man den Schweden lassen, einer der großen Melodic Deather zu sein, natürlich haben sie massig Hits im Gepäck und natürlich frisst ihnen das Publikum bereits von Beginn ab aus der Hand. Mittelmäßig abgemischter Sound, welcher die Band zu weit in den Hintergrund drängt und alles andere als differenziert ist, eine gut aufgelegte Band, die trotzdem zusammen mit ihrem Publikum glücklich ist. Was will man denn mehr. Soviel zur kurzen Beurteilung. Wir konzentieren uns wie vorher erwähnt lieber auf Neues:
Im Partyzelt spielen TRIPTYKON, die neue Band von CELTIC FROST/HELLHAMMER-Legende Tom Warrior. Die fünf gespielten Stücke "Procreation (Of The Wicked), "Goetia)", "Circle Of The Tyrants", "Babylon Fell" und "The Prolonging" bieten Düsternis pur und setzen nahtlos an alte CF-Zeiten an. Die Darbietung mit ihrer Mischung aus Okkultismus, Black-/Death-Metal, Thrash-Metal-Anleihen und dem schaurig-disharmonischen Gitarrenspiel sorgt für eine wohlige Gänsehautatmosphäre, welche die abgeklärte DARK TRANQUILLITY-Show draußen schnell vergessen macht. Hut ab, wir warten aufs zweite Album!
Tief in der Nacht um 2 Uhr 15 treten endlich die Newcomer THE DEVIL'S BLOOD, welche bereits seit ihren ersten veröffentlichten Single-Nummern von einem deutschen Magazin regelrecht in den 7. Himmel abgefeiert wird. Während die Single echt gut ist, fand ich das Album doch eher durchschnittlich und mir sehr spärlich mit echten Höhepunkten versehen. Wie würden sie sich live machen? Verdammt gut! Toll gemachte Schattenspiele der in Nebenschwaden verhüllten Musiker und ein atmosphärisch eng gestrickter Auftritt, bei dem sich lange, ausladende Stücke mit schnellen Zwischenstücken abwechslungsreich die Hand geben zaubern ins Zelt eine leicht entrückte Stimmung, welche vom Publikum hervorragend aufgenommen wird. Das Zelt glüht zu vorgerückter Stunde förmlich vor Spannung und Support, als die Musik bei "Christ Or Cocaine" jäh ein Ende findet: da THE DEVIL'S BLOOD bereits um fünf Minuten überzogen haben, dreht ihnen der Tontechniker kurzerhand den Saft ab. Das widerum führt zu einer Rangelei zwischen dem Gitarristen und er Bühnencrew und liefert eine weitere kongeniale Showeinlage ab, die so aber gar nicht geplant war. Es ist 3 Uhr Nachts, nichts geht mehr. Das Publikum fordert noch weitere 10 Minuten in Sprechchören die Band an. Doch es ist Schicht im Schacht. Zumindest für TDB. Denn gegen 3 Uhr 20 kommt das Gute-Nacht-Geknüppel von AHAB. Ohne uns.
Freitag
Pünktlich um 11 Uhr trümmern uns CUMULO NIMBUS aus dem Zelt, welche mit einer sagenhaft schlechten Mischung aus Mittelalter-Folk-RAMMSTEIN-Kacke sogar den Restalkohol in der Birne sauer werden lassen. Notiz: beim nächsten Mal Raketenwerfer einpacken. Neue Sportart entdeckt: sich mit dem Zeltgenossen gegenseitig versuchen zu erwürgen um eine vorübegehende Bewußtlosigkeit für weitere Stunden Schlaf zu erzwingen. Gescheitert. Schluck aus der Wodka-Flasche genommen und damit Zähne geputzt.
Zwei Stunden und etliche Kaffee-, Brötchen- und Wodkaeinlagen später: endlich bereit für Schlagermucke. Nanu? Da spielen ja LETZTE INSTANZ? Seit wann machen die denn sowas... Sonnenstich? Noch zu früh. Wäre übrigens auch mal ein geiler Bandname. An der Bühne angekommen bestätigt sich der Verdacht: die Dresdner wollen womöglich bald mit UNHEILIG auf Tour. Glücklicherweise spielen sie auch paar ältere Stücke. Da es bereits abartig warm ist, kommen erste Wasserwerfer zum Einsatz.
Die Folk "Urgesteine" FIDDLER'S GREEN hingegen wären mit dieser Setlist ein willkommener Freitags-Eröffner gewesen, zu zaghaft präsentieren sich die Jungs heute auf den Brettern und versuchen erst gar nicht, die Mucke ein wenig härter zu "formulieren". So fideln sie sich im weiteren Verlauf des Gigs in ein Paralleluniversum, welches - für mich sehr überraschend - diese Einlage wohl als willkommene Überraschung sieht und eifrig mitgeht. Das ganze gifelt gen Ende in eine "Wall Of Folk", welche mir dann doch etwas zu mysteriös erscheint. Soviel Promille kann das Publikum um 15h doch noch gar nicht intus haben...
Wem dieses ganze Schauspiel zu suspekt ist, der flüchtet sich ins noch einigermaßen luftige Zelt und erlebt dort die französischen Bolz-Metaller DESTINY, welche diverse Zutaten aus Neo-Thrash, Death und sonstwas zu einer interessanten Melange zusammengerührt haben und damit das Zelt ganz ordentlich durch die Gegend prügeln. Schnelles Spiel mit diversen Black-Metal Versatzstücken und abwechselnd cleaner Gesang und Kehlkopfkrebs. Dazu noch ein gefälliges Publiko, welches den Wahnsinn richtig gut findet. Eine bestens gelaunte Band und ein druckvoller, wenn auch indifferenter Sound tun ihr Übriges, diese Band weiterhin auf dem Radar zu haben.
PANTHEON I aus Norwegen bieten 08/15-Black-Metal, welcher mit einer Cellistin aufgewertet stellenweise sinfonisch wirkt. Insgesamt ein sehr unspektakulärer Auftritt einer Band, die zwar schön eingespielt erscheint, aber noch nicht reif genug um das Publikum zu faszinieren. Dazu fehlen natürlich auch noch entsprechend überzeugende Songs. Ein Anfang ist gemacht: man spielt auf dem Summer Breeze und macht sich bekannt.
Mit den Finnen ENSIFERUM betritt an diesem Tag erstmal eine größere und bekanntere Band die Bretter des Summer Breeze-Festivals, welches bereits den ganzen Nachmittag ohne Breeze auskommt und entsprechend das Publikum mit Wasser, Wasser und Wasser kühlt. Zumindest in den ersten Reihen, dahinter wird mit Bier, Bier und Bier gekühlt. Vom ersten Moment an machen die Party-Metaller totalen Alarm, peitschen das Publikum von einem Mitgröhl-Refrain zu nächsten und legen eine Spielfreude an den Tag, dass sogar der Debeil höchstpersönlich für 'nen Moment seine Freude hat. Kurios: es bilden sich teilweise drei bis fünf gleichzeitig laufende Circle-Pits. Hut ab!
Setlist: "From Afar", "Twilight Tavern", "Into Battle", "Token Of Time", "Ahti", "Smoking Ruins", "Stone Cold Metal", "Blood Is The Price Of Glory", "One More Magic Potion", "Iron"
Wer sich noch daran erinnert: 2008 ließen ANATHEMA als letzte Band am Samstag das Festival mit einem Jahrhundert-Gig ausklingen: großartige Show, geniale Bühnen-Performance und mit "Another Brick In The Wall - Part 2" (zitiert) und "Comfortably Numb" zwei geniale PINK FLOYD Reminiszenzen inbegriffen - ein spektakulärr Gig, der mir ewig in Erinnerung bleiben wird. Diesmal spielen ANATHEMA für mich überraschend bereits am lichthellen Nachmittag kurz nach 17 Uhr. Wie auch immer das zustande kam, aber gut ist soviel Licht für eine Lichtshow-orientierte Band sicherlich nicht. Zum Auftritt: Mit "Deep" und "Empty" hart beginnend wird schonmal ganz anders in die Show gegangen, womöglich um die ENSIFERUM-Fans nicht gleich zu Beginn weglaufen zu lassen. Obwohl der Auftritt sehr symphatisch rüber kommt, lässt sowohl die Songauswahl ("Universal", "Lost Control", "Closer") zu wünschen übrig, als auch das ganze Umfeld. Nein, ANATHEMA sind beim besten Willen keinen "Tag-Band". Viel Stimmung ging hier verloren, vom Publikum dennoch sehr anständig beklatscht und für gut befunden.
Kurz bei der Metalcore-Band WAR FROM A HARLOTS MOUTH vorbeigeschaut: geht gigantisch ab, krasse Circle Pits, drückender Sound, tolles Publium, geile Performance. Aber ein wenig zu monoton auf Dauer. Zumindest für uns alte Säcke.
Nach OBITUARY sind CANNIBAL CORPSE aus dem heißen Florida die zweite traditionelle Death-Metal-Kapelle auf dem Summer Breeze. Es ist sehr voll und es gibt von Anfang an auf die Glocke. Etwas unüblich besteht die erste Hälfte des Gigs überwiegend aus Stücken der letzten Alben, bevor man auch etwas in der Vergangenheit herumwühlt. Auf der Bühne sieht man eine sehr abgeklärte Band, die mit vollem Einsatz bei der Sache ist und das Publikum zu motivieren weiß. Erst zum Ende hin gibt es mit "Hammer Smashed Face" und "Stripped, Raped And Strangled" zwei der bekanntesten und kultigsten Stücke zu hören. Insgesamt ein sehr zufriedenstellender Auftritt.
Die Summer Breeze Haus-und-Hof-Band bereits seit Urzeiten: END OF GREEN. Ihres Zeichens melodisch-riffigen Gothic-Rock fabrizierend. Die Schwaben haben hier wie bereits in Abtsgmünd natürlich ein Heimspiel, über den Köpfen der Zuschauer entwickelte sich im wahrsten Sinne des Wortes eine Crowdsurfing-Autobahn. Bereits einen Tag zuvor gab es ebenfalls hier die Release-Party zum neuen Album "High Hopes In Low Places", welches vielversprechend klingt.
Die Todesmetaller DISBELIEF aus Hessen gewittern gegen viertel vor acht ein Killer-Set ins Partyzelt und sorgen mit perfektem Stageacting, tollen Ansagen und einigermaßen gutem Sound für zahlreiches Headbangen.
Vor einigen Jahren konnte man sie fast nicht mehr sehen, weil sie auf quasi jedem zweiten Festival aufgetreten sind. Heuer freut man sich dafür nach einigen Jahren Pause wieder umso mehr sie zu sehen: die schwedischen Melo-Deather HYPOCRISY entern pünklich nach der Tagesschau die Bühne und legen sogleich mit einem ordentlichen Feuersturm los. Peter Tägtgren ist gut gelaunt, die Band hüpft auf der Bühne herum wie sau und liefert wie man es von ihnen nicht anders gewohnt ist eine grandiose und souveräne Best-Of-Show ab.
Setlist: "Fractured Millenium", "Week Out The Weak", "Eraser", "Pleasure Of Molestation" (Medley), "Apocalypse/The Fourth Dimension", "Let The Knife Do The Talking", "Adjusting The Sun", "A Coming Race", "Killing Art", "Fire In The Sky", "Warpath", "Roswell 47"
Eine völlig uninspiriertes Gerippe Namens GORGOROTH versucht sich auf der Bühne eine Stunde lang in Sachen bösem Black Metal - und scheitert. Gesang klingt nach Roadie, Performance tendiert gegen Null, in den Köpfen der Musiker scheint wohl der aktuelle Namenstreit weiterhin im Vordergrund herumzuspucken. Auch im Publikum will der Funke nicht überspringen, obwohl der Sound im direkten Vergleich zu den Studio-Ergüssen einer Offenbarung gleicht. Was kein Kompliment sein soll, denn er ist auch live nur äußerst durchschnittlich. Ein Auftriff zum schnell vergessen. Heißt: viel Bier nachkippen.
WATAIN und THE DEVIL'S BLOOD sind eigentlich DIE beiden Bands, auf die ich mich am meisten gefreut hatte. TDB konnten ihre Aufgabe erfüllen. WATAIN auch? In diesem Sektor bewegt man sich als Band immer in einem Grenzbereich zwischen Authenzität und Ausverkauf, so dürfte das neue Album "Lawless Darkness" der endgültige Durchbruch sein, gespickt mit von vorne bis hinten durchschlagenen Stücken und einer bombigen Produktion. Für die echten Undergroundler dürfte es das gewesen sein und sie werden Ausverkauf und Totschlag schreien. Sei's drum. Die Show ist absolut genial, auch wenn die Band einige Schwierigkeiten hat, ihre Studiogeschwindigkeit der Alben live 1:1 umzusetzen. Bei einem fürs Festival überraschend klaren Sound zimmern WATAIN ein äußerst dichtes und überzeugendes Set zusammen, welches zu den Highlights des Festivals zählt.
Eine der wenigen Formationen aus dem "Core"-Sektor die ich wirklich geil finde sind HEAVEN SHALL BURN, welche die perfekte Mischung aus Härte, Groove und Melodie fanden, die mir so richtig zusagt. So wird der Auftritt heute auch zu einer weiteren absoluten Siegesschau, denn es wabert an allen Ecken und Enden und überall entstehen kleine Circle Pits die sich schnell vergrößern. Dazu gibt's sehr geniale Videoeinblendungen, welche politisch sehr treffend auf die 12 hauen. Bei den Aussagen zum Thema Metal sollte die Band künftig allerdings vorsichtiger agieren, denn wer auf einem Festival eben dieser Anhänger so einen Schwachsinn vom Band lässt sollte sich nicht unbedingt wundern, wenn mal der Tourbus brennt. Zitate unterlassen wir hiermit mal lieber und verschieben die Auseinandersetzung auf ein künftiges Interview.
Setlist: "Architects Of The Apocalypse", "The Weapon They Fear", "Counterweight", "The Omen", "Buried In Forgotten Grounds", "Endzeit", "Combat", "The Disease", "Voice Of The Voiceless", "Return To Sanity", "Forlorn Skies", "Lie You Bleed For", "7th Cross", "Behind The Wall Of Silence", "Unleash Enlightment", "To Inherit The Guilt" "Black Tears"
Als GWAR die Bühne zertreten, wird jedem klar: musikalisch hat der Abend bzw. die Nacht bereits abgeschlossen. Wer jetzt noch da ist, braucht nur noch die Show. Blut, Eiter, Sperma, egal welche Körperflüssigkeiten, auf der Bühne gibts alles in rauhen Mengen. Und wer im Publikum nicht weit genug davon weg mosht, bekommt beizeiten auch davon ab. Mehr noch als bei allen vergleichbaren Bands wie ALICE COOPER oder aktueller LORDI beherrschen GWAR ihre Instrumente nicht wirklich, alles was zählt ist die Show. Und hier sind sie großer Meister.
Es ist nach zwei Uhr bereits, als die jüdische Band ORPHANED LAND das Partyzelt rockt. Die Band dürfte einigen Besuchern noch bestens bekannt sein aus Abtsgmünd, spielten sie dort bereits auf großer Bühne das Publikum auf ihre Seite. Wenn damals auch noch zu heißer Sonnenzeit am Nachmittag. Auch hier hab ich - egal um welche Tageszeit - noch nie einen schlechten oder gar mittelmäßigen Gig vernehmen müssen. ORPHANED LAND waren immer sehr gute Gäste mit allem, was sich ein Fan so wünscht: gute Musik, gute Performance und charismatische Ansagen. Eigentlich würde ich der Band ja viel mehr Fans wünschen, aber dafü r ist ihre Musik am Ende dann doch ein wenig zu progressiv. Wie dem auch sei, der Freitag klingt aus und rekapitulierend bekamen wir alle was wir verdient haben: eine große Enttäuschung war nicht dabei. Stattdessen viel Gutes, etliche Überraschungen und eigentlich auch gar keine große Enttäuschung. Ein toller Freitag als Zwischenergebnis.
Samstag
Auch die Samstagseröffner BE'LAKOR hatten eine weite Anreise: Australien! Der Melodic-Death dieser Newcomer zeigt schon sehr früh richtige Klasse und macht Spaß. Es ist um diese Uhrzeit schon sehr voll, ein Anzeichen dafür, dass die Jungs hier schon weitaus mehr als ein Underground-Tipp sind. Vier Stücke lang atmospährische, abwechslungsreiche Kost vom bisher einzigen Album bekommen wir geboten und was soll man sagen: die Zeit verging wie im Fluge. Eine interessante Band, die wir bestimmt noch öfters sehen werden.
Man kann auch ohne Instrumente. Von einem Drummer abgesehen, sind die a capella Musiker VAN CANTO in kurzer Zeit relativ beliebt und bekannt geworden. So covert man sich durch diverse Klassiker von GRAVE DIGGER, IRON MAIDEN, BLIND GUARDIAN und METALLICA, zwischendurch gespickt durch Eigenkompositionen. Wir finden das eine nette Einlage, aber über die Dauer einer halben Stunde hinaus wird's mit diesem Gesang dann doch zu monoton. Mit netten Ansagen und einer gute Performance muß man jedoch unbestritten einen sehr guten Gig attestieren.
Die Südtiroler Deutschrocker FREI.WILD waren bereits zwei Wochen vorher in Wacken und konnten uns dort in Sachen Live-Performance schon sehr überzeugen. Nahtlos können sie hier anschließen und stellen klar, dass sie derzeit die großen Favoriten als ONKELZ-Nachfolger sind. Der Sound ist sehr gut, die Jungs geben auf der Bühne alles und können das Publikum gut motivieren. Was mich eigentlich ständig stört ist, dass jede Band die harten Deutschrock spielt von irgendwelchen Gutmenschen in eine bestimmte politische Ecke geschoben wird und sich dann mit irgendwelche Liedern und Ansagen daraus befreien soll. Ein total überflüssiger Quark ist das, nicht mehr und nicht weniger. Das Publikum feiert die Burschen aus Brixen jedenfalls gehörig gut und so werden wir FREI.WILD wohl öfters mal hier sehen dürfen.
Setlist: "Frei.Wild", "Niemand", "Südtirol", "Arschtritt", "Irgendwer", "Halt deine Schnauze", "Weiter immer weiter", "Land der Vollidioten", "Feuer, Erde, Wasser, Luft", "Sieger stehen auf, wo Verlierer liegen bleiben"
Die schwedischen Rock'n'Roller PSYCHOPUNCH sorgen danach für den richtigen Hüftschwung und brettern sich mit urgroovigen Stücken in die Herzen der Fans. Man nutzt die Gelegenheit auch gleich das neue Album zu promoten, was sich in der Auswahl der Stücke niederschlägt, aber sogleich beweisen, dass sie nahtlos ans bisherige Material anschließen: eingängige Hymnen, die man auch in etlichen Jahren noch gerne auflegen wird. Da ist es keine Überraschung, dass auf der Bühne herumgesprungen wird wie ein Wirbelwind.
POISONBLACK, das ist die neue Band des ehemaligen SENTENCED-Frontmanns Ville Laihiala. Wie auch seine Vorgänger-Band spielen sie eher getragenen Melodic-Emo-Gothic, aber in einer noch verkehrsberuhigteren Version. So plättschert der Auftritt vor sich hin, Höhepunkte gibt es eigentlich keine. Viele der Anwesenden wissen gar nicht, wer da eigentlich auf der Bühne steht und es gibt eigentlich nur Gefälligkeitsapplaus. Kurzum: von seiner ex-Band ist Ville aktuell sehr weit entfernt und es gibt noch viel aufzuarbeiten, zu verbessern und zu überzeugen. Warten wir's mal ab.
SEPULTURA gab's für uns schon lange nicht mehr live zu sehen, umso interessierter waren wir auch. Die letzten Studioalben waren nicht unbedingt etwas, das man haben müsste, aber immerhin verfügt man ja auch über einen Backkatalog. Ein munteres Best-Of-Programm sieht allerdings auch etwas anders aus und die Brasilianer kommen nur sehr langsam in Fahrt. Das zunächst abwartetende Publikum zeigt erst bei "Arise" und "Refuse/Resist" erste Zuckungen, Crowdsurfer und Moshpit? Fehlanzeige. Spontan bilden sich gelegentlich einige Circle Pits. Der Funke will also an jenem Abend nicht so richtig überspringen und das Fehlen des Cavalera-Duos wird mit fortschreitender Show immer deutlicher. Erst bei "Roots Bloody Roots" kommen auch die Zuschauer richtig in Fahrt, aber da war die Mucke dann auch zuende.
Setlist: "Intro (A-Lex IV)", "Moloko Mesto", "A-Lex I", "Arise", "Refuse/Resist", "What I Do", "Convicted In Life", "The Treatment", "Troops Of Doom", "Schizophrenia/Escape To The Void", "Territory", "Innerself", "Ratamahatta", "Roots Bloody Roots"
Das aus rebellischen (höhö...) GRAVE DIGGER-Musikern gegründete Komklomerat REBELLION findet sich um zehn nach halb sieben (wie wir Franken die Uhrzeit lesen) im Partyzelt ein und gibt dort eine Lehrstunde in Sachen Teutonenstahl von sich. Zumindest ihrer Meinung nach. Obwohl die Musiker durchaus was drauf haben, bleibt das eigene Songmaterial doch eher durchwachsen. Die Fans (das Zelt ist ca. halb voll) sehen das anders und feiern ihre Helden. Das Sound ist ordentlich, die Stimmung gut. Einsamer Höhepunkt: das GRAVE DIGGER-Cover "Rebellion", welches zugleich Namensgeber ist.
Setlist: "War", "Taste Of Steel", "Odin", "Bolverk", "Kiew", "Born A Rebel", "Disdaining Fortune", "Rebellion"
KORPIKLAANI sind ein Phänomen: ihre Songtitel lauten "Vodka", "Beer Beer", "Wooden Pints" und ab und an singen sie auch über Saunen. Letzten Endes stehen um einen herum plötzlich überall halbnackte Wikinger mit Trinkhörnern und gröhlen sich zu genau diesem Material die Seele aus dem Leib. Dass diese Jungs eigentlich nur drei Songs komponiert haben und jeden anderen daran variieren, interessiert das Zielpublikum nicht die Bohne. Denn das hat zu jenem Zeitpunkt bereits im Schnitt zwei Promille inne. Wo waren diese ganzen Leute eigentlich vor 19 Uhr? Lasst mich raten... am Zelt. Trinken.
MANEGARM sind bis dato eine eher zweitklassige Viking-Folk-Black-Metal Melange, welche mit einigen wenigen sehr geilen Songs aufzuwarten wissen und somit immerhin ein gewisses Potential für die Zukunft aufweisen. Stageacting und Interaktion halten sich in Grenzen. Spätestens bei dieser Band wird aber auch klar, dass die Veranstalter das mit den Bühnen nochmal überdenken sollten: zum einen ist da die überlaute Camel-Stage in Hörreichweite zum Partyzelt, zum anderen ist genau dieses Zelt fast leer, je fortgeschrittener die Stunde wird un d je größer die Acts auf den beiden großen Bühnen.
Kurz nach 20h betritt der Comedy-Depp Bülent Ceylan die Bühne und macht vierklassige Witze am laufenden Band. Keine Ahnung warum er da steht, keine Ahnung warum die Leute dazu auch noch gröhlen und das lustig finden. Der Typ steht für Unterschichten-Fernsehen, Hartz IV-Humor und Brot-und-Spiele-Gehirndeaktivierung. Das Zielpublikum (KORPIKLAANI-Fans) war hellauf begeistert. Uns Bildungsbürgern fehlt hier zum Glück der Zugang.
Die einzige Band, die das Publikum noch zu traditionellem Pogo bewegen ist die New York er Hardcore-Institution SICK OF IT ALL, welche leider nur halb so viele Leute sehen wollen wie diesen "Comedy"-Vollpfosten kurz vorher. Nicht nur das: es gibt mit einer fetten Wall Of Death, verschiedenen Circle Pits und einem großflächigen Moshpit so richtig viel Gelegenheit sich auszutoben. Das liegt nicht nur an sehr viel groovigem Songmaterial, welches das Publikum in Zuckungen aller Arten versetzt, sondern auch daran, dass es gegen 20 Uhr 30 auch so langsam abkühlt. Soll heißen: von 32° auf 25° - weiter sinkend. Das halbtote Publiko erwacht also wieder und wenn man bei Auftritten wie bei AGNOSTIC FRONT oder SICK OF IT ALL auf dem Summer Breeze eines lernt, dann, dass die ganzen Szenen und Sub-Kulturen mittlerweile miteinander klar kommen. Starker Gig!
Der Auftritt von DARK FUNERAL gibt uns wieder Traditions-Black-Metal der zweiten Welle und zugleich auch einen Abschied und tiefen Schnitt in der Schaffen der Band. Frontmann Emperor kündigte bereits im Vorfeld an, dass er auf dem Summer Breeze sein letztes Stelldichein geben wird. Umso gespannter sind wir auf den Auftritt. Und der lässt sich natürlich nicht lumpen. Ein großartige Pyro-Show und ein dicht inszeniertes Konzert, in sich geschlossen und überzeugend dargeboten, gehört zu den Highlights des diesjährigen Summer Breeze. Die Songauswahl (Best-Of vom feinsten) stimmt, Bühnenshow und Band-Performance sind über alle Zweifel erhaben. Ein toller Auftritt und ein endgeiler Abschied. Alles Gute wünschen wir.
Ganz großes Kino aus Finnland: CHILDREN OF BODOM rotieren die Samstagsbühne mit Melodic-Death in Reinkultur. Die Band läuft auf mit sagenhaften zwei Promille Durchschnitt. Also mindestens. Die Band nudelt ein freudlos eingespieltes Set herunter, bei dem man sich echt wundert, wie man sowas schafft. Für uns sieht es so aus, als wenn jeder einzelne Musiker auf der Bühne gerade 2-3 Promille hat und dennoch ein fast einwandfreies Set spielt. Unglaublich. Man muß auch unabhängig vom sehr gelantweilt wirkenden Auftritt sagen, dass die letzten zwei Alben doch sehr nachgelassen haben. Aber wie bereits gesagt: das Zeug klingt alles sowas von überzeugend, dass wohl die meisten Fans den Status der Band gar nicht mitbekommen und sie totalitär abfeiern. COB haben es heute nicht einmal nötig großartig zu posen. Es gibt keine Bühnenshow, eine Pyros, keine Leinwandvideos. Nichts. Einfach nur COB. In dem Zustand mehr als nur respektabel.
Setlist: "Follow The Reaper", "Hate Crew Deathroll", "Bodom Beach Terror", "Everytime I Die", "Living Dead Beat", "Sixpounder", "Blooddrunk", "In Your Face", "Angels Don't Kill", "Kissing The Shadows", "Hate Me", "Silent Night, Bodom Night", "Needled 24/7", "Downfall"
Zumindest als Open Air endet das Summer Breeze heuer mit MY DYING BRIDE. Die Doom-Metaller beginnen mit Schlag Mitternacht und liefern ein beeindruckendes Statement der Langsamkeit ab. Obwohl Drummer Dan Mullins sich das Bein gebrochen hat, wollte man nicht absagen und präsentiert mit AKERKOCKEs David Gray werten Ersatz. Bei diesem Tempo ist natürlich keine große Party auf der Bühne zu erwarten, stattdessen liegt der Fokus auf Frontmann Aaron Stainthorpe, welcher sich sehr gekonnt in die Songs hineinversetzt und den Weltuntergang herbeisingt. Die Songauswahl wandelt hierbei durch die komplette Band-Karriere: "Fall With Me", "Bring Me Victory", "Wreckage Of My Flesh", "Turn Loose The Swans", "Vast Choirs", "She Is The Dark" und "My Body, A Funeral".
Zeitgleich spielen im Partyzelt EISREGEN, die niemand von uns wirklich mag.
Die schwedischen Death-Thrasher THE CROWN prügeln sich zu fortgeschrittener Stunde danach noch eine Rude durchs Partyzelt. Mit neuem Frontmann Jonas Stalhammar gibt man sich gut Mühe und legt eine ordentliche Performance hin. Leider jedoch mit einem sehr schlecht abgemischten Sound, bei dem nicht viel Freude übrigbleibt.
Es ist bereits weit nach 3h als COUNT RAVEN auf die Bühne dürfen. Ich kann mich noch an das Jahr 1992 erinnern: "In Keyboardwogen badender Monsterkitsch" oder so stand da in der Springer-Presse. Wie auch immer. Mit "Jen", "The Poltergeist", "Destruction Of The Void", "Fallen Angels", "Hippies Triumph", "Scream", "Children's Holocaust" und "High On Infinity" geben uns die Doomster eine Lehrstunde des langsamen Metal und stellen sich auf eine Stufe mit BLACK SABBATH der Ozzy-Ära. Diese Schweden sind an jenem Abend ein grandioser Ersatz für ihre Vorbilder und ein mehr als würdiger Abschluß für ein sehr tolles SUMMER BREEZE.
Bis nächstes Jahr.
Fazit: ein wirklich wieder wie immer sehr abwechslungsreiches Summer Breeze, das nicht umsonst mittlerweile nach Wacken das zweitgrößte Metal Open Air Deutschlands ist. Verbesserungsbedarf ist aktuell aber da: die Camel-Stage ist überflüssig und im Partyzelt spielen zeitgleich zu den beiden großen Bühnen einfach zu viele Bands einen ähnlichen Stil. Das Publikum bleibt demnach eher den großen Bühnen treu. Soll heißen: ins Partyzelt gehören zu fortgeschrittener Stunde eher Bands, die stilistisch anders sind. So könnte man z.B. dort eine förderungswürdige True Metal Band spielen lassen, während auf der Main Stage eine Black Metal Band spielt. Oder auf der Pain Stage spielt eine Core-Band und im Zelt Folk. Bitte mal drüber nachdenken. Ein fast leeres Zelt hilft weder der betroffenen Band noch den Fans.
Wie immer toll ist die Organisation: kein langes Warten am Eingang, der - mangels vorhanderer Infrastruktur - auf dem Campinggelände gelegenene Einkaufsmarkt und entsprechende Sanitäranlagen lassen auf langjährige Erfahrung schließen. Wir müssen es ja wissen: wir sind ja schon zehn Jahre mit dabei. Jedes Jahr!
Längst fragt man sich, wie viele Wochen Urlaub man sich für einen Wacken-Besuch denn künftig nehmen soll. Immer mehr Besucher reisen immer früher an, vertreiben sich die Zeit mit allerlei immer mehr werdenden Freizeitangeboten. Auf der W.E.T.- und der Wackinger Stage spielen die ersten Bands mittlerweile bereits am Mittwoch. Wir bleiben hier Traditonalisten und berichten ab Donnerstag mit der ersten Band auf einer der beiden großen Bühnen. Und so eröffnen auf der Black Stage dann auch SKYLINE. Vor mehr als 20 Jahren fing damit alles an. Längst spielen die Veranstalter selbst dort nicht mehr persönlich mit, dem Rest der Band ist das herzlich egal, sie nehmen sich allerlei Gastmusiker mit dazu und lassen es bei jeder Menge allzu bekannten Cover-Versionen ziemlich krachen. Heuer mit von der Partie sind Doro Pesch und Udo Dirkschneider. Klassiker wie "Balls To The Wall", "Breaking The Law" und "All We Are" eröffnen die größte Metal-Party der Welt offiziell. An den guten Dio gedenkt man in Form von "Holy Diver". Am Ende hat Wacken auch noch mit der offiziellen Hymne "We Are Metalheads" endlich seine endgültige Erkennungsmelodie.
In Punkto Festivals war Altrocker ALICE COOPER in deutschen Landen zuletzt auf dem leider sehr schlecht besuchten Magic Circle Festival zu sehen. Mit einer sehr überzeugenden Show. Was uns wohl in Wacken erwartet? Ähnliches. Sieht man davon ab, dass das Mikro erst nach dem dritten Stück zu hören ist, agiert die Band mitsamt ihrem Frontstar überaus agil. Die in letzter Zeit übliche, mehr als aufwändige Show, in welcher Alice Cooper mehrfach mit allen möglichen Werkzeugen hingerichtet wird (vom einfachen Erstechen bis hin zum Galgen) ist sehr abwechslungsreich gestaltet, dazu gibt es eine überdurchschnittliche Bühnenausleuchtung und einen Soundtrack, der sich gewaschen hat. Ein bunter Reigen aus 40 Jahren ALICE COOPER, welcher natürlich mit "School's Out", "Poison", "I'm Eighteen", "No More Mr. Nice Guy" und "Under My Wheels" großartige Alltime-Klassiker enthält, mit "Ballad Of Dwight Fry", "Cold Ethyl" oder "Nurse Rozetta" aber auch seltener gespielte Titel. Da freut man sich als alter Fan, dass die aktuelle Tour und evtl. ja auch Material aus Wacken auf einem geplanten Live-Video erscheinen werden.
Die Sleaze-Rocker MÖTLEY CRÜE sind nicht unsere Tasse Tee und werden eher am Rande begutachtet. Dabei fällt auf, dass die ehemaligen Sunnyboys mittlerweile auch nicht mehr ganz frisch aussehen, aber durchaus noch einiges auf dem Kasten haben. Eine Wirbelwind-Aufführung mit gutem Sound, vielen Fans und toller Stimmung. Vince Neil hat gelegentlich Probleme den richtigen Ton zu treffen, was aber bei der Relation Songwriting <-> Alter eigentlich auch kein großes Wunder ist. Um's kurz zu sagen: ihre Fans haben MÖTLEY CRÜE heute jedenfalls überzeugen können.
Zuerst sieht man sie Jahrzehnte lang gar nicht in Wacken und mußte sich ständig allerlei Verschwörungstheorien und Witze anhöre, weshalb ausgerechnet die größte Metal-Band der Welt nicht auf dem größten Metal-Festival der Welt spielt. Und dann hört und sieht man sie innerhalb von zwei Jahren gleich zweimal dort! Die Rede ist natürlich von den Engländern IRON MAIDEN, welche 2008 das Publiko mit einem grandiosen Old-School-Auftritt zu begeistern wußten. Und nun? Bruce Dickinson und Co. machen sich das Leben selbst schwer, ausgerechnet auf diesem Open Air - von wenigen Ausnahmen abgesehen - nur Stücke der letzten drei Alben zu spielen. Nach "Dance Of Death" sinkt die Stimmung bei immer mehr Fans bis "No More Lies" fast an den Nullpunkt. Eine weitere Gruppe - immer noch stattlich an Anzahl - feiert die Jungs trotzdem. Am Ende stimmen fünf Klassiker am Stück immerhin einen Großteil der fanatischen Anhänger noch zufrieden. Alles in Allem aber ein über weite Strecken leider abartig langweiliger Gig, der zwar eine spielfreudige Band zeigt, aber auch ein enttäuschtes Publikum, dem bis kurz vor Ende leider nur verstärkter Bierkonsum hilft nicht schon vorzeitig das Zelt aufzusuchen. Liebe Leute! Das war nix!
Setlist: "The Wicker Man", "Ghost Of The Navigator", "Wrathchild", "El Dorado", "Dance Of Death", "The Reincarnation Of Benjamin Breeg", "These Colours Don't Run", "Blood Brothers", "Wildest Dreams", "No More Lies", "Brave New World", "Fear Of The Dark", "Iron Maiden" --- "The Number Of The Beast", "Hallowed Be Thy Name", "Running Free"
Freitag
AMORPHIS haben ihre Höhepunkte mit "Tales From The Thousand Lakes"; "Elegy" und "Tuonela" längst hinter sich gelassen, sich anschließend immer mehr verzettelt und fanden mit "Silent Waters" und "Skyforger" nur bedingt zu alter Größe zurück. Entsprechend diesem Status mag es für alte Fans wie mich etwas weh tun, diese Band bereits vor 12h Mittags auf den Brettern zu sehn, aber diese Tatsache wird durch überraschend klar gemixtem Sound und einer sehr querschnittigen Songauswahl mehr als wett gemacht. AMORPHIS haben sich die letzten beiden Jahre bereits auf anderen Festivals (u.a. dem Summer Breeze) wieder nach vorn gekämpft. Allein der Name Wacken hat sie jetzt endgültig wieder in den Fokus gespült. Tolle Bühnen-Performance, eine Band der es auch ob der frühen Tageszeit sichtlich Spaß macht und Fans, die das genauso sehen. Was will man denn bitte mehr?
Die Israelis ORPHANED LAND, seit jeher darum bemüht die Kultur ihrer Religion und ihres Landes mit derer der Araber und im speziellen der Palästinenser zu vermischen, haben wohl auch bereits ihre Hochzeiten hinter sich. Ebenfalls auf dem Summer Breeze, aber schon Jahre zurückliegend, als es noch in Abtsgmünd war, wurden sie damals großartig abgefeiert. Diesmal leert sich die Fläche vor der Bühne merklich. Die letzten Veröffentlichungen waren zu progressiv und hatten keine nachvollziehbaren Stücke mehr an Bord. Auch die Agilität und ein kompakter Auftritt können es nicht mehr herausreißen: ORPHANED LAND müssen sich rekalibrieren. Dringend.
Auf der W.E.T. Stage spielen die Schweden ASTRAL DOORS ein sehr überzeugendes Power Metal-Programm mit DIO-ähnlichem Gesang. Die Zielgruppe ist also klar definiert und artet mit einigen RAINBOW-Reminiszenzen bis dato sehr deutlich aus. Leider ist das erste Drittel des Auftritts unerträglich laut und wir hören draußen zu. Auch im weiteren Verlauf des Gigs geben sich Matsch-Sound, Rückkopplungen und diverse andere Probleme die Hand. Kein Fehler der Band, deren Auftritt in Erinnerung bleibt und auf künftige Alben hoffen lässt.
Eine gefühlt uralte deutsche Melodic-Metal Band spielt auf der W.E.T.-Stage: MAD MAX. Zwischen 1984 und '87 veröffentlichten sie drei Alben, welche zu den höherwertigen Veröffentlichungen zählen dürfen, der breite Durchbruch blieb ihnen verwehrt. Für 2010 steht das neunte Studioalbum an. Aufsehen erregen konnten MAD MAX zuletzt mit dem 2008er Studioalbum "Here We Are", auf dem u.a. Joe Lynn Turner (ex-RAINBOW, ex-DEEP PURPLE), Michael Schenker (MSG, ex-UFO, ex-SCORPIONS), Wolf Hoffmann (ex-ACCEPT), Axel Rudi Pell und Mitglieder von HELLOWEEN, DEEP PURPLE und KROKUS diverse Instrumente bei verschiedenen Songs bedienten. Der Stellenwert liegt also über der Wahrnehmung. Auch in Wacken verirren sich leider eher weniger Besucher ins Zelt. Was auch daran liegt, dass zeitgleich die APOKALYPTISCHEN REITER auftreten. Die wir aber bereits zum gefühlten 100. Mal gesehen haben und somit unsere Aufmerksamkeit lieber MAD MAX schenken. Diese spielen einen makellosen Gig und haben sichtlich Spaß dabei. Können letzten Endes aber nicht aus ihrem Schatten treten: Das Songmaterial gibt es im Jahr 2010 nicht her. Analysiert man allerdings die frühen Stücke im Kontext ihrer Zeit, so muss man MAD MAX die nötige Anerkennung gewähren und kann das Stelldichein der Stars durchaus nachvollziehen.
LIZZY BORDEN haben in der Vergangenheit (auch in Wacken) bereits auf größeren Bühnen gespielt. Das liegt daran, dass sie eine große Vergangenheit haben, aber bereits seit langer Zeit kein neues, überzeugendes Songmaterial mehr aufzubieten wissen. Die W.E.T-Stage ist ordentlich gefüllt, aber nicht überfüllt. Der Sound ist ok und die Bühnenshow, von der die Band nicht unerheblich lebt, aufgrund der kleinen Bühne erheblich eingeschränkt. Findet aber dennoch statt. Wir haben unseren Spaß zu Stücken wie "Red Rum", "American Metal", "There Will Be Blood Tonight" und "Me Against The World". Glückwunsch einem jeden Anwesenden, der die Band erst mit diesem Gig kennengelernt hat. LIZZY BORDEN haben noch keinen schlechten Auftritt gespielt und dürften auch hier wieder den ein oder anderen neuen Anhänger gefunden haben. Es wäre schön, sie auch mal wieder auf großen Bühnen zu sehen. Wenn auch nur im Nachmittagsprogramm.
Auf der Party-Stage spielen FREI.WILD vor wahnsinnig vielen Menschen. Die große Lücke, welche die ONKELZ mit ihrer Auflösung hinterlassen haben, versuchen ziemlich viele Deutschrock-Kapellen zu stopfen. FREI.WILD sind eine der wenigen Bands, die sich zwar am Stil der Vorbilder orientieren, aber auch eigene Elemente haben und in der Lage sind, aus deren langen Schatten zu treten. Kommt noch dazu, dass die Band aus Südtirol kommt und zumindest das Potential dazu hätte, das mittlerweile schwierige Zusammenleben zwischen den beiden Volksgemeinschaften dort auch in Liedern auszudrücken. Stattdessen regieren platonische Hymnen, die irgendwo versuchen ein Gemeinwesen aufzubauen. Was nach den ONKELZ in dieser Form aber nie wieder gelingen dürfte. Dennoch: ein hervorragender Auftritt bei toller Sound-Abmischung. Das Publikum feiert die Südtiroler mit jedem Stück und die Jungs auf der Bühne geben tatsächlich alles was geht. Wie auch immer man also zu der Band stehen mag: in Wacken bekamen die Fans eine ordentliche Vollbedienung. Und wir wurden angefixt. Schlimm genug.
VOIVOD wie immer: wir können seit jeher nichts damit anfangen. Das Publikum größtenteils auch nicht. Der technisch sehr komplexe Thrash-Metal wird auf Dauer weiterhin nur einem sehr sehr eingeschränkten Fankreis zugänglich sein. Warum diese Band auf der Party Stage herumhantiert, während Bands wie RAVEN und LIZZY BORDEN im stickigen W.E.T-Stage-Zelt auftreten müssen... niemand außer den Veranstaltern weiß es. Das Publikum siehts auch so: der Platz vor der Bühne leert sich rasch, fragende Gesichter bleiben abseits bei Bier an einem Essenstand und nur eine überschaubare Menge Hardcore-Fans bildet einen Pulk der aber umso infernaler abgeht.
Die Melodic-Todesmetaller von ARCH ENEMY sind auch in Wacken ein Faszinosum: natürlich haben sie massig geniale Songs in Petto. Die Abmischung geht indes leider nur "ok", denn speziell hier lebt der Maximalspaß im astreinen Sound. Die Jungs um Frontfrau Angela Gossow liefern ein Spitzenprogramm ab, ihre quasi Chefin röhrt sich den Death aus dem Hals. Doch eigentlich wie immer muß man attestieren: wer auch immer sich mit Musik auskennt wird bei jedem Auftritt von ARCH ENEMY sagen, dass weder die Instrumente noch der Gesang auf Albumhöhe sind. Den Fans ist das natürlich wieder mal sowas von egal und auch wir lassen uns vom "Moment" einfangen. Also alles wie immer bei ARCH ENEMY: super Gig mit mäßig live tauglichen Musikern.
Die ex von NIGHWISH tritt an: TARJA Turunen versucht es erst gar nicht bei einer anderen Band und macht nun ganz auf Solo mit Begleitband. Leider ist das Songmaterial unter aller Sau und somit komplett überflüssig. Was sie überhaupt im Billing zu suchen hat kann nur mit finanziellen Mitteln seitens der Plattenfirma erklärbar sein. Wer sich diese Tortur tatsächlich antut, wird mit etwas gar noch viel schrecklicherem konfrontiert: "Still Of The Night" von WHITESNAKE zu covern, das ist der absolute Tiefpunkt. Um es noch genauer auszudrücken: Tarja, hör das "SINGEN" (???) auf!
Wie bereits IRON MAIDEN am Vortag kacken die Melodic-Metaller KAMELOT auf die Chance mit einem Best-Of-Programm neue Fans zu gewinnen. Sie ziehen in Wacken ihr aktuelles Tourprogramm durch, legen einen Großteils der Songs in die jüngste Vergangenheit und spielen ganze drei Stücke vom noch nicht veröffentlichten Werk "Poetry For The Poisoned". Sehr mutig. Dazu gesellt sich eine sehr aufwändige Pyro-Show und eine Band, die von sich selbst überzeugt ist. Ein insgesamt netter, aber auch harmloser Gig für Feingeister.
Ich bin ja immer sehr zurückhaltend wenn ich von Bands spreche, von welchen man noch nie einen schlechten Auftritt sah. SAXON führen diese Liga an. Die Teutonenstahl-Rocker von GRAVE DIGGER gehören aber auch mit dazu. Und die lassen es diesmal richtig krachen: zum 30 jährigen Jubiläum der Band-Gründung erweisen ihnen zahlreiche prominente Gäste die Ehre, u.a. eröffnet eine schottische Dudelsack-Gruppe das Konzert, bei "The Ballad Of Mary (Queen Of Scots)" trällert Frau Doro Pesch ins Mikro, Hansi Kürsch und Van Canto blasen uns bei "Rebellion"den Marsch, ständig explodieren Pyros. Die Band rumpelt Berserker-mäßig über die Bühne, der Sound passt zumindest wenn die Windrichtung gerade stimmt bestens, wenn nicht, dann dröht der Bass sich leider teilweise ziemlich heftig in den Vordergrund. Zusammenfassend eine der stärksten Gigs der Band in ihrer langen und von mir oft live gesehenen Historie.
Setlist: "The Brave", "Scotland United", "The Dark Of The Sun", "William Wallace", "The Bruce (The Lion King)", "The Battle Of Flodden", "The Ballad Of Mary (Queen Of Scots)", "The Truth", "Cry For Freedom", "Killing Time", "Rebellion (The Clans Are Marching)", Culloden Muir", "The Fall Of The Brave", "Ballad Of The Hangman", "Excalibur", "Heavy Metal Breakdown"
Der nach wie vor sehr agile NWoBHM-Dampfer RAVEN schippert unaufhaltsam durch die Jahrzehnte und präsentiert im stickigen W.E.T.-Stage-Zelt das aktuelle Album "Walk Through Fire" und ein repräsentatives Best-Of-Programm ihrer frühen Studioscheibletten. Guter Sound und beste Stimmung sorgen dafür, dass dieser Auftritt in Erinnerung bleiben wird.
Dass SLAYER überhaupt noch in Wacken auftreten grenzt an ein Wunder. Man erinnere sich an diesen legendären Auftritt, als die Band so leise war, dass keine Stimmung bei den Fans aufkam und die "lauter, lauter"-Schreie des Publikums bei den Jungs wie ein Ausgepfiffenwerden ankam. Dann war da noch "Wacken Rocks South", bei dem leider, leider viel zu wenige Besucher anwesend waren. Für mich auch Jahre später noch nicht nachvollziehbar. Aber auch SLAYER können in Deutschland und mit Wacken nicht ewig Pech haben. Positiv: trotz Rücken- und Stimmproblemen von Tom Araya und einer Lebensmittelvergiftung von Kerry King präsentieren sich SLAYER überraschend in Höchstform. Der Sound ist sehr differenziert und gewaltig, bleibt aber lautstärketechnisch in weiter hinter gelegenen Teilen auch diesmal hinter den Erwartungen zurück. Negativ: dafür ist's vorne umso lauter. Außerdem gibt es keine große Bühnenshow und keine Videos. Wegen Arayas Rücken gibt sich der ganze Auftritt eher statisch und die Band macht insgesamt einen etwas zu routiniert wirkenden Eindruck und lässt das letzte Quäntchen Euphorie vermissen. Dank der sehr stark ausgewählten Setlist ist am Ende aber auch der größte Fan noch sehr zufrieden. Und dem schließen wir uns vorbehaltlos an. So dürfen SLAYER gerne wieder kommen. Und so haben sie hoffentlich auch ihre Wacken-Phobie überwunden.
Setlist: "World Painted Blood", "Hate Worldwide", "War Ensemble", "Expendable Youth", "Dead Skin Mask", "Seasons In The Abyss", "Hell Awaits", "Spirit In Black", "Mandatory Suicide", "Chemical Warfare", "Raining Blood", "South Of Heaven", "Angel Of Death"
ANVIL sorgen für den Abschied in eine weitere Nacht und spielen quasi das Publikum nochmal heiß. Dichte und differenzierte Abmischung, Lips wie immer sehr charismatisch. Im Vergleich zu meinem bisherigen Superlativ in Offenbach erleben wir hier einen weiteren genialen Auftritt.
Samstag
NIGHTMARE aus Frankreich spielen und das Publikum sich am Samstag auf der W.E.T.-Stage heiß noch bevor das Festivalgelände geöffnet hat. Heißt für uns: quer auf der Straße der Feuerwehrler und Händler auf die andere Seite laufen. Lohnt sich aber durchaus, denn die Jungens aus dem Nachbarland haben nicht nur zahlreiche geniale Stücke aus den tiefen 1980ern zu bieten, sondern auch ein neues Album Namens "Insurrection", welches überraschend hart, aber weniger überraschend gut daher kommt. Denn ordentliche Alben liefern NIGHTMARE eigentlich fast immer ab. Bei einer guten Abmischung und einem sehr vollen Zelt ein gelungener Samstags-Auftakt, der von Frontmann Joe Amore mit einem hundsgeilen DIO-Cover in Form von "Holy Diver" veredelt wird.
Die mysteriösen Punker Namens KASSIERER kennen wir schon allzu gut, sie spielen auf der W.E.T.-Stage, die komplett überfüllt ist, während vor dem Zelt noch mindestens genauso viele Menschen warten. Also eigentlich kennen wir sie ja nicht, aber unsere Nachbarn auf dem VIP-Campingplatz haben uns vorher und auch noch den Rest des Tages ausführlich damit beschallt. Mit drei Promille und einem IQ von unter 100 muß man bei diesen Liedern schier ausflippen. Leider gehören wir hier nicht zur Zielgruppe, finden das ganze daher nur mäßig spaßig. Da eher schon die Fans, die so richtig am Ausrasten sind. Eine völlig aus allen Nähten platzende Stage sagt uns: in Zukunft muß hier eine größere Bühne her. Was das über's Publikum aussagt? Der Alk-Pegel scheint ja wohl schon mächtig fortgeschritten zu sein. Über andere Mutmaßungen denken wir hier erst gar nicht nach.
Die Wikinger VARG liefern im Zelt der W.E.T.-Stage ein mehr als deutliches Ausrufezeichen für die Zukunft ab und machen richtig Druck. Das Publikum, anfangs etwas verwirrt weil zu unbekannte Band, feiert spätestens nach dem dritten Song und endgültig zur Hymne "Skal".
Die Neuerscheinung ORDEN OGAN spielt mit ihrem zweiten Album bereits in Wacken. Dass es sich dabei lediglich um die etwas fern des Festival-Geländes gelegene Wackinger-Stage handelt, dürfte für den Lebenslauf keine Rolle spielen. Entsprechend gut gelaunt präsentieren sich die Anhänger des getragenen Chor-Metals dem leider etwas dünn gesähten Publikum. Soll be TYR vorher wesentlich voller gewesen sein, deren Auftritt wir allerdings verpassten. Viel zu sagen gibts nicht: wir wurden nicht enttäuscht, die Band legte einen zünftigen Auftritt hin und wurde vom Publikum sehr gut aufgenommen. Der Sound war akzeptabel, aber nicht gut.
Die obskuren Senkrecht-Starter THE DEVIL'S BLOOD, in erster Linie vom aktuellen Branchenführer Rock Hard in Deutschland hochgeschrieben, dürfen auf der W.E.T-Stage zeigen was sie können. Und können tun sie tatsächlich viel. Die Mischung aus 1970er Mystik-Rock, 1980er Black-Metal-Anleihen der Frühphase und aktuellem Retro-Sound kriegen sie live richtig gut hin. Die Tatsache, dass die Debüt-EP richtig genial war, das Debütalbum aber höchstens als Durchwachsen bezeichnet werden kann, lassen einen mächtigen Schatten über THE DEVIL'S BLOOD wandern, den sie alleine durch eine starke zweite Scheibe wieder vom Makel mit dem Namen "Hype" reinwaschen können werden. Abwarten und die Originale hören hilft erstmal weiter.
OVERKILL ist DIE unzerstörbare Thrash-Band schlechthin. Wie oft hat man an ihnen gezweifelt, sie abgeschrieben, ihnen den so vielzitierten überschrittenen Zenit eingeredet. Geholfen hat es nichts. Ihr aktuelles Album "Ironbound" gehört mit zum besten, was in den letzten Jahren in diesem Genre veröffentlicht wurde. Entsprechend selbstbewußt treten Blitz und Co. in Wacken auf. "The Green And Black" und "Ironbound" reihen sich nahtlos ein zwischen den großen Klassikern "Wrecking Crew", "Hammerhead", "In Union We Stand", "Fuck You" oder "Hello From The Gutter". Die MOTÖRHEAD-Hommage "Overkill" kommt mit einem fetten Augenzwinkern daher und beweist, dass auch diese Band felsenfest zu ihren Wurzel(n) (haha, was ein Spaß... diese ganzen Wörterspiele...) steht.
Der Status von STRATOVARIUS ist in den letzten Jahre mit sehr durchschnittlichen Veröffentlichungen und dem Ausstieg ihres Bandleaders Timo Tolkki quasi monatlich gesunken und freuen sich die übrig gebliebenen Fans, dass man sie überhaupt in Wacken sieht. Diesmal allerdings nicht mehr auf einer der beiden großen Bühnen, sondern auf der Party-Stage. Vor dieser ist es immerhin mächtig voll und die Finnen nutzen ihren guten Namen aus der Vergangenheit für ein Best-Of-Programm. Toller Auftritt, gut gelaunte Musiker, beste Stimmung im Publikum und eine ordentliche Abmischung sorgen für wohlwollende Zustimmung. Willkommen zurück, liebe Finnen. Jetzt fehlt nur noch ein richtig gutes, neues Album
DEF LEPPARD, WHITESNAKE, ALICE COOPER und W.A.S.P. - das waren die angekündigten Vorbands (!) 2008 für MANOWAR auf dem Magic Circle Festival. Und auch da hat man W.A.S.P. zuletzt gesehen. Heute wissen wir, dass DEF LEPPARD und WHITESNAKE nie aufgetreten sind, das Festival leider Geschichte ist, aber zumindest die Auftritte von ALICE COOPER und W.A.S.P. in Erinnerung blieben. Und in Wacken? Auch hier machen die Jungs das Beste draus und präsentieren einen Querschnitt ihrer Karriere. Weil es nicht anders geht mit zwei ausführlichen Medleys. Wer sich die Setlist weiter unten genau ansieht, wird feststellen, dass auf die relative Spielzeit bezogen mehr gar nicht drin war. Alleine Granaten der Sorte "Chainsaw Charlie", "The Idol" und "I Wanna Be Somebody" sind den Gig wert, das Eröffnungstripple "On Your Knees/The Real Me" und "L.O.V.E. Machine" lässt schon alle W.A.S.P.-Fans nahe an den Orgasmus gelangen. Bei fettem Sound mit leider teilweise zu leisem Gesang, welcher im Laufe des Auftritts auf Normal-Lautstärke emporklettert, einer der Live-Gigs, an die man sich in der langen Historie der Band gerne erinnern wird.
Setlist: "On Your Knees/The Real Me", "L.O.V.E. Machine", "Babylon's Burning", "Wild Child", "Hellion/I Don't Need No Doctor/Scream Until You Like It", "Chainsaw Charlie (Murders In The New Morgue)", "The Idol", "I Wanna Be Somebody"
Wie sehr EDGUY die eigentlichen Nachfolger der alten HELLOWEEN-Linie mit Kai Hansen und Michaek Kiske sind, beweist alleine die Tatsache, dass ein gewisser Markus Großkopf eigentlich Tobias Exxel vertreten sollte. Der nämlich sollte in diesen Tagen Nachwuchs bekommen. Dieser fühlte sich im Mutterleib wohl noch etwas zu wohl, so dass Markus nur bei "Lavatory Love Machine" und "Superheroes" zum Einsatz kam. Aber immerhin eine nette Abwechslung. Ansonsten waren Tobi Sammet und Co. wie immer bei bester Laune und lieferten einen abgeklärten Gig mit super Sound ab, welcher leider mit gleich vier Nummern vom aktuellen Album und einer sehr kommerziellen Setlist nicht unbedingt sehr Festival-freundlich ist, aber beweist, dass EDGUY auch aktuell noch Nummern schreiben, die von den Fans kritiklos angenommen werden. Beim nächsten Mal dann vielleicht wieder weniger Tourprogramm und mehr Klassiker? Danke! :)
Setlist: "Dead Or Rock", "Speedhoven", "Tears Of A Mandrake", "Vain Glory Opera", "Lavatory Love Machine", "Superheroes", "Save Me", "Sacrifice", "King Of Fools"
Die Doomster CANDLEMASS werden von nicht wenigen Fans argwöhnisch erwartet. Die Keep It True-Absage "huah, die Vulkanasche, wir werden alle sterben!!!" und ihr daraus abgeleiteter Name "Cancelmass" haben tiefe, nachvollziehbare Abgründe beim Stammpublikum hinterlassen, war es doch in letzter Zeit nicht das erste Mal, dass die Band wegen nicht erwiesener Tatsachen lieber mal nen Gig ausließ als ihn einzuhalten. Nicht nach Wacken zu kommen wäre aber dann doch etwas zuviel des Schlechten gewesen und vermutlich auch glatter kommerzieller Selbstmord. Eine sichtlich angetrunkene Band die dazu wohl auch noch nen Kater vom Vortag mit sich herumschleppt, präsentiert sich auf der Bühne sichtlich professionell und bei glasklarem Sound (zumindest in Bühnennähe und relativ mittig, weiter weg wird teilweise gruselig). Hat auch einen Grund: wer zu nah links steht, wird in ruhigen Passagen von IMMORTAL weggefegt, welche zeitgleich nebenan spielen. Obwohl, wie bemerkt, nicht mehr nüchtern, merkt man eben bei einer Band wie CANDLEMASS den Unterschied: wer aus den tiefsten 1980ern kommt, der kann auch betrunken noch genial spielen. Denn spielen, spielen können sie richtig gut. Der Querschnitt durch die Geschichte hinterlässt die ein oder andere Gänsehaut. Leider schlägt mein Herz genauso stark für IMMORTAL und so muß ich mir die beiden Bands je zur Hälfte ansehen.
Setlist: "Marche Funebre", "Mirror Mirror", "Dark Are The Veils Of Death", "Samarithan", "If I Ever Die", "Hammer Of Doom", "Emperor Of The Void", "At The Gallows End", "The Bleeding Baroness", "Solitude"
IMMORTAL und CANDLEMASS gleichzeitig, für viele absolut abzeptabel. Für jemanden wie mich, der in den tiefsten 80ern bereits Metal gehört hat und somit in stilistischen Fragen über ein sehr weites Spektrum verfügt, eine Katastrophe. Die MOTÖRHEAD-Black-Metaller haben (weniger gut) gleich vier Stücke vom aktuellen Album im Gepäck und (richtig gut) lassen die ersten vier Alben gänzlich weg. Lediglich "Blashyrkh (Mighty Ravendark)" wird durch die Bank und von allen anwesenden generell schwer vermisst. Bei druckvollem Sound und einem Abbath, der sich ein ums andere mal zurückhalten muß einfach riesig zu grinsen, kann einem niemand mehr ernsthaft weismachen, dass Black Metal-Kapellen grundsätzlich schlechte Laune haben.
Setlist: "All Shall Fall", "Sons Of Northern Darkness", "The Rise Of Darkness", "Damned In Black", "Hordes To War", "Norden Of Fire", "Withstand The Fall Of Time", "Beyond The North Waves", "One By One"
FEAR FACTORY spielen wie immer unerträglichen Lärm.
Udo Dirkschneider U.D.O. läutet zusammen mit TIAMAT das Endes des diesjährigen Wacken Open Airs ein und hat die Zeichen der Zeit verstanden: nach der ACCEPT-Wiedervereinigung finden sich mit "Princess Of The Dawn", "Midnight Mover", "Metal Heart" und "Balls To The Wall" nur noch vier Klassiker seiner vormaligen Hauptband in der Setlist. Der Rest sind Solo-Stücke. Der Stimmung tut das keinen Abbruch, der Sound drückt, Udo ist bester Laune und auch die Fans unterstützen DAS Original mit bestem Support. Leider muß man aber auch attestieren, dass die jüngeren Stücke wie "The Bogeyman", "Dominator", "Thunderball" oder "Vendetta" schon merklich hinter älteren Werken "Animal House", "Holy" merklich zurückfallen. Fragt sich also wie es weitergehen wird. Wer wird in den nächsten Jahren nochmal Geschichte schreiben? Udo oder ACCEPT? Schaun wir mal...
TIAMAT regeln an diesem Festival eindeutig den Fels. Sie spielen ihr komplettes "Wildhoney"-Album in der Reihenfolge der Tracks auf dem Album und bieten dazu eine fantastische Show am einem späten Abend bzw. frühen Morgen. Die Band nimmt man, umhüllt von Nebelschwaden, nur als Schatten war. Dazu Videos auf der Großbildleinwand. Ein nahezu perfektes PINK FLOYD-Konzert quasi. Für mich einer DER Höhepunkte überhaupt heuer in Wacken.
FAZIT
Mal wieder ein bestens gelungenes Festival. Wacken kann man quasi jedes Jahr besser machen wenn man will, die Veranstalter arbeiten aber auch daran, dass man das sieht. Ausruhen geht nicht und das weiß man bei dieser Größe auch.
Unglaublich, dass das schon wieder so lange her ist, als man auf dem ersten Bang Your Head-Festival stand. Damals noch in der Halle. Eine Halle spielte auch dieses Jahr wieder eine Rolle, denn dort fand der Donnerstags-Warm-Up Gig stand und zum ersten Mal spielten dort auch Bands am Freitag und Samstag. Teilweise parallel zu einer draußen auftretenden Band oder auch nach dem letzten Headliner. Und weil unser großer Ronnie James Dio nicht unter uns weilt gab es noch etwas außergewöhnliches: viele Bands zollten ihm Respekt, in dem sie ein Lied von alben seiner Bands coverten oder ihm zumindest einen ihrer eigenen Songs widmeten. Doch der Reihe nach:
DONNERSTAG
Der Warm-Up-Gig am Donnerstag, welcher traditionell nicht offizieller Bestandteil des Festivals ist und somit eigene Eintrittskarten erfordert, stand heuer unter dem Motto der New Wave of British Heavy Metal. Mit ROXXCALIBUR war hier eine junge Band vertreten, die teilweise hervorragende Coverversionen ihr alten Idole nachspielt - natürlich fast nur Underground Hits - und mit BLITZKRIEG, DEMON und SAXON drei sehr schwergewichtige Vertreter der alten Schule.
Das Warm-Up im Schnelldurchlauf:
Die Zeitreise zurück zu den Hochzeiten der NWoBHM begannen ROXXCALIBUR mit einem Reigen voller edel duftender Blüten der Gründerzeit. Ob "See You In Hell" von GRIM REAPER, "Seven Days Of Splendour" von JAMESON RAID, das geniale "Lady Of Mars" von DARKSTAR oder "Destiny" von TRIDENT - die Jungs sind eine eingespielte Mannschaft, verstehen sich prima und wußten das Publikum sogleich auf ihre Seite zu ziehen. Die Gruppe sollte übrigens auf dem Festival noch ein zweites Mal auftreten. Und zwar unter dem legendären Namen SAVAGE GRACE. Dazu später mehr.
Die erste "echte" überlebende Band dieser Ära waren anschließend BLITZKRIEG, welche mit solidem Stageacting und einer guten Song-Diskographie etliche Pluspunkte sammeln konnte, für den eher ungeübten Hörer aber noch etwas zu sperring waren um gleich abgefeiert zu werden. Immerhin: die Halle war SEHR voll und die Gäste waren bereits bei bester Stimmung. Nebenbei war es dann noch der Wunsch der Veranstalter, dass jede Band des Festivals zu Ehren des jüngst leider verstorbenen Sangeswunders Dio einen Tribute-Song an ihn richteten. Dabei war es egal, ob die Stück aus seiner Solo-Laufbahn oder seiner Zeit bei RAINBOW oder BLACK SABBATH waren. BLITZKRIEG eröffneten mit: "Mob Rules". Ein gelungener Einstand.
DEMON, eine meiner Lieblingsbands und leider immer noch sträflich unterbewertet. Sie legten heute den Fokus auf ihr wohl homogenstes und bestes Album "Taking The World By Storm", was natürlich sofort zu einer Latte führte. Egal ob das eingängig pulverisierende "Commercial Dynamite", der Titelsong oder "Blue Skies In Red Square". Und wem es bei den beiden Monstersongs "Remembrance Day" und "Time Has Come" musikalisch und textlich nicht eiskalt den Rücken herunterlief vor Ergriffenheit, dem konnte niemand mehr helfen. Ergänzt wurde das Programm natürlich durch die Hymnen, die einfach nicht fehlen dürfen: "Night Of The Demon", "Liar", "Don't Break The Circle", "Into The Nightmare" und "Sign Of A Madman". Aufgrund der eingeschränkten Spielzeit und dem Aufführen der beiden vorhin genannten überlangen Stücke konnte man natürlich nicht verlangen, dass wirklich alle großen Klassiker berücksichtigt wurden, aber das war herzlich egal, denn wie oft hört man denn diese Stücke bitte sehr schon live? Alle 20 Jahre? Und vielleicht wars ja auch das letzte Mal. Ein großartiger Auftritt, uneingeschränkt.
Über den Headliner des Tages, SAXON, werde ich hier mal ausnahmsweise nur sehr kurz berichten. Der einfache Grund: den Konzertbericht könnt Ihr Euch auf dieser Homepage ca. gefühlte 100 mal durchlesen, er ist - was die Festivals betrifft - eigentlich immer der gleiche: SAXON sind bestens gelaunt, rennen auf der Bühne herum als hätten sie Stecknadeln im Hintern, haben einen sauguten Sound und Biff fragt irgendwann ständig zwischen ca. 300x "fuck" ob man einen schnellen oder langsamen Song hören möchte. Das Programm besteht dabei ausnahmsweise aus Klassikern, aufgelockert durch 1-2 neue Stücke vom aktuellen Album, die sich nahtlos in besagte Klassiker einreihen. SAXON haben so viele Klassiker, dass sie eigentlich auch einen kompletten Festivaltag alleine bespielen könnten, ohne dass auch nur ein langweiliges Stück dabei wäre. Und so wie man die Band kennt, würde sie das vermutlich auch noch durchhalten. Noch fragen? Na eben.
FREITAG
Die schwedischen Newcomer ENFORCER haben mittlerweile zwei Alben im Gepäck und stellten sich unter einem glühend heißen und blauen Himmel dem interessierten Publikum. Mit ihrem Post-NWoBHM Sound gehören sie derzeit einem kleinen Trend an, der etliche frisch gegründete Bands nach einem uralten Sound klingen lässt, welcher vor ca. 30 Jahren seinen kurzen Höhepunkt erlebte. ENFORCER wildern stilistisch in alten Alben, ohne ihren eigenen Sound bereits gefunden zu haben, klingen dabei aber äußerst modern in Punkto Produktion. Auf der Bühne wirbelten sie ordentlich Staub auf und lieferten eine agile Performance. Soll heißen: die Band weiß auch mit großen Bühnen umzugehen. Was den Genuß de Auftritts leider trübte, war der sehr matschige Sound und der äußerst dünne Gesang von Olof Wikstrand, welcher auch so manchen Ton nicht wirklich immer trat. Trotzdem ein Auftritt der Spaß gemacht hat, denn die ungeheure Spielfreude war den vieren zu jedem Zeitpunkt anzumerken. Es kann als in Zukunft nur noch aufwärts gehen.
Und danach gleich nochmal drei Schweden: GRAND MAGUS, mit einem Album ("Hammer Of The North") im Rücken, welches überall abgefeiert und in manchen Magazinen gar Soundcheck-Sieger wurde, haben mit dem Vorgänger "Iron Will" und dem aktuellen Werk ihren Stil endgültig gefunden. Die doomigen Anfänge gehören der Vergangenheit an und entsprechend gestaltet wurde auch die Setlist. Bei GRAND MAGUS war es bisweilen gar umgekehrt als bei der Vorband: ein sehr klarer Sound, dafür aber wenig los auf der Bühne. Das lag natürlich daran, dass bei entsprechend wenig Leuten diese Bühne nicht ausgefüllt werden kann. Machte aber rein gar nichts. Geniale Vocals, druckvolle Gitarren und eine Hymne nach der anderen (u.a. "I, The Jury", "Hammer Of The North", "Iron Will") bekam im Laufe des Gigs immer mehr Applaus. Stimmen während des Auftritts und danach am Campingplatz waren sehr verwundert über diese Band, die bis dato noch kaum jemand hierzulande kannte. Da fragt sich der Journalist doch, wozu man überall beste Reviews findet, wenn sie denn scheinbar keiner liest. Fazit: die Band hatte sich an diesem Tag viele neue Freunde gemacht!
Wiedervereinigter Thrash aus der Bay Area erwartete uns dann in Form von FORBIDDEN. Die älteren Herren hatten zum einen damit zu kämpfen, dass auch hier der zuständige Mensch am Mischpult gehörig daneben griffelte, zum anderen häufig mit sich selbst: die lange Pause der Bandmitglieder äußerste sich live in einer nur sehr durchschnittlichen Gesangsleistung und schlecht dargebotenen Gitarrensoli, die einem als Fan der alten Alben dann doch ein wenig Magendrücken bereiteten. Auf der Haben-Seiten: man merkte den Amis an, dass sie wieder Spaß an der Musik haben und es wieder wissen wollen. Neben Klassikern wie "R.I.P.", "Step By Step" oder "Chalice Of Blood" gab's mit "Adapt Or Die" einen Ausblick aufs Reunionswerk, welches hoffen lässt. Und natürlich fehlte nicht die Verbeugung vor Dio: FORBIDDEN trugen mit "Children Of The Sea" eine respektable und zurückhaltend-basische Version des Originals vor, lediglich Frontmann Russ Anderson stieß mehr als deutlich sehr oft an die Grenzen seines Könnens. Der Wille zählt. Und was war das jetzt zusammengefasst? Wir sind gespannt aufs neue Album, wir sind froh dass die Jungs wieder da sind, aber an der Live-Performance herrscht noch Nachholbedarf.
Alle guten Dinge sind drei: Auch SABATON kommen aus Schweden. Und wem es bei ca. 30° im Schatten noch zu sehr fröstelte, der war in den ersten Reihen sehr gut aufgehoben: wie es sich für eine Band gehört, die mittlerweile textlich gesehen die meisten Kriege dieser Erde durchhaben dürfte, gab es Explosionen im Sekundentakt in Form von Pyros. Der hypereingänge Power-Metal, bei welchem sogar ein Lied welches von Auschwitz handelt noch als Mitgröhl-Polonaise gefeiert wird, polarisiert ordentlich. Die einen bezeichnen den Stil angewidert als "Schlager-Metal", die anderen tauchen in die Atmosphäre ein und feiern Und so war es natürlich auch in Balingen: was anderes außer mitsingen konnte man bei "Panzer Battalion", "Primo Victoria" oder "Metal Machine" doch gar nicht machen, oder? Der Sound war zwar nicht ganz so druckvoll wie auf den Alben, aber zumindest sehr ordentlich. An ein Dio-Cover wagte man sich nicht, deshalb wurde dem kleinen großen Mann kurzerhand die Eigenkomposition "Cliffs Of Gallipoli" gewidmet. Stageacting: Note 1. Passt. Setzen.
Leider nur sehr selten sieht man die Metal-Samurais LOUDNESS aus dem Land der aufgehenden Sonne in diesem, unserem Lande. Zuletzt war das wohl 2005 auf dem Earthshaker Fest mit einem leider etwas schwachbrünstigem Auftritt mit schlechter Songauswahl. Bereits im Vorfeld wurde uns diesmal eine Klassiker-Setlist versprochen, was die Vorfreude dann doch enorm steigen ließ. Und sie hielten auch Wort. Durfte man 2005 nur die alten Hits "Crazy Doctor", "Esper" und "S.D.I." bewundern, standen diesmal auch "Let It Go", "Crazy Nights", "Heavy Chains", "In The Mirror" und die Bandhymne "Loudness" auf dem Plan. Minoru Niihara's Stimme zerschnitt die Luft wie ein Katana, vorangetrieben von den wildesten Gitarrenriffs des Bandchefs Akira Takasaki. Keine Frage, ein Hammer-Gig, wenn auch für den Seltenheitswert der Auftritte in unseren Breitengraden viel zu kurz. Dieser Band hätte man zweifelsfrei noch als Bonus einen Hallenauftritt mit alternativem Songmaterial gönnen dürfen. Bitte nicht mehr so lange warten lassen! Denn: die Jungs habens immer noch drauf!
Ist das nicht abartig toll für die Band? Den Kanadiern ANVIL, gegründet 1978(!), blieb der große Erfolg stets verwehrt. Obwohl die Band lange vor SLAYER und METALLICA bereits den Speed-Metal mit ihren führen Klassikern zur Perfektion trieben, blieben sie leider immer im Underground verhaftet. Und dann bringen sie so ein Video auf den Markt, genannt "Anvil! The Story Of Anvil" - eine Dokumentation ihres Lebens, welche sogar in deutschen Kinos lief (unter dem Namen "Anvil! Die Geschichte einer Freundschaft"). Dieser Film rückte die Band plötzlich wieder in die Öffentlichkeit und - tata! - ANVIL sind mittlerweile so erfolgreich, dass sie aktuell sogar ihren Unterhalt mit der Gruppe bestreiten können. Ich gönne es ihnen von ganzem Herzen. Was das mit dem Auftritt zu tun hat? Eine Menge! ANVIL sind nicht nur wegen ihres Frontmanns Seve "Lips" Kudlow eine der symphatischsten Bands überhaupt und heute wie damals auch eine der bodenständigsten. Mit erdbebenartig treibendem Rhythmus und saftigen Gitarrenriffs schlugen ANVIL eine dicht gestaffelte Wall Of Sound vor sich her und somit gelang es auch ihnen hier wieder etliche neue Fans aufzutreiben.
Setlist: "March Of The Crabs" (Intro), "666", "School Love", "Winged Assassins", "This Is Thirteen", "Mothra", "Heaven And Hell" (nur angespielt), "Thumb Hang", "White Rhino", "Metal On Metal"
Schlagartig wurde es deutlich voller auf dem Festivalgelände, wenn die alle nur gewußt hätten, was sie alles bereits verpasst hatten. JON OLIVA'S PAIN ist der ultimative SAVATAGE-Ersatz. Leider war der Auftritt viel zu laut. Unter diesem Gehörgangvernichter-Sound gab es neben drei Stücken des aktuellen Albums "Festival" eine ganze Latte alter Klassiker, seien es "Chance", "Jesus Saves", "Believe" oder "Hall Of The Mountain King". Mit Dio-Shirt verneigte sich auch Jon Oliva, eine großartige Version von "Rainbow In The Dark" interpretierend. Die gesamte Band ging auf der Bühne und bei abartigen Temperaturen ab wie Schmidts Katze und wurde - ganz klar - völlig zurecht extatisch abgefeiert.
Deutschlands ungekrönte Metal-Queen. Achja, da waren sie wieder, die fünf Euro für die Kaffeekasse. Fangen wir nochmal an: DORO ist seit den tiefsten 80ern mit dabei, gehört zu den metallischen Urgesteinen welche scheinbar ab einem bestimmten Alter vom Aussehen her einfach nicht mehr älter werden wollen. Gut, das war jetzt auch nicht viel besser. Auf jedenfall stellt sich mir die Frage, ob in dieser schwarzen Lederjacke welche sie auch bei 30° im Schatten nicht ablegt womöglich eine seltsame Flüssigkeit enthalten ist, die sie nicht mehr altern lässt (Der magische Schweiß, der in ihr brodelt womöglich, die Haut ständig befeuchtet und kühl hält?). Als ob das noch nicht genug wäre, wurden auch noch ständig Pyros gezündet, beim Zündel-Song "Burn It Up" sogar im Sekundentakt. Doro war an diesem Tag mal wieder sehr ordentlich, auch wenn es nicht ganz zu den besten Konzerten der Dame gehörte. Die "Begleitband" wuselte auch ständig auf den Brettern herum und natürlich durfte auch hier das berühmte Dio-Tribute nicht fehlen: "Egypt (The Chains Are On)" wurde in einer sehr pflichtbewußten Version sehr gut interpretiert. Nicht fehlen durften gen Schluß natürlich das JUDAS PRIEST-Cover "Breaking The Law" und die Hymne, die seit jeher definiert: "All We Are".
Setlist: "You're My Family", "I Rule The Ruins", "Earthshaker Rock", "Riding From The Devil", "Burning The Witches", "Egypt (The Chains Are On)", "Für immer", "Burn It Up", "Celebrate", "Metal Racer", "Always Live To Win", "Breaking The Law", "All We Are"
Viel zu lange verzichten mußten wir auch auf das schweizer Hardrock-Gespann KROKUS, welche ich zuletzt vor gefühlten 80 Jahren auf dem Summer Breeze sah. Aber zum Glück gibt es Reunions und wenn diese im Original Line-Up daherkommen, dann noch viel besser. Im Gegensatz zu ihren Kollegen von LOUDNESS haben KROKUS nicht das Geringste verlernt und legten ein Feuerwerk aus Hymnen in Reihenschaltung an den Tag. Klar darf man bei den bereits vom Radio totgenudelten Covers in Form von "American Woman" (THE GUESS WHO) und "Born To Be Wild" (STEPPENWOLF) fragen, warum dieses Zeug nicht mal in die Gerümpelkiste gepackt wird, aber sei's drum: "Long Stick Goes Boom", "Bedside Radio", "Tokyo Nights" usw. ließen einen nicht sehr lange darüber nachdenken. Der RAINBOW-Klassiker "Long Live Rock'n'Roll" wurde leider nur angespielt, worauf wieder dann doch wieder die Frage stellen: warum mußten wir stattdessen vorher eine gefühlt 20minütige Singalong-Version von "Born To Be Wild" ertragen? Egal, ein technisch hervorragender Auftritt bei bestem Klang, eine sehr aktive Band und dann kam noch dazu: es wurde endlich etwas kühler. Prost!
Die Dänen-Thrasher ARTILLERY beginnen in der Halle als KROKUS draußen verendeten und überlappten sich anschließend für 40 Minuten mit HAMMERFALL. Ganz klar bringt man so keine Halle voll, doch es fand sich ein ansehnlicher Haufen ein, der interessanterweise aus sehr vielen jungen Metallern bestand. Sehr faszinierend, sollten die nicht alle draußen? Nein? Nunja, gibt ja auch etliche Leute, die lieber keinen Plastik-Metal hören. Der Sound war eher durchschnittsware, das Stageacting zu zaghaft. Aber das konnte dem Publikum nichts anhaben, sie feierten die Band nach Strich und Faden ab und kreierten regelmäßig Moshpits. Kein Wunder, wenn man allerlei Abrissbirnen in Form von "The Eternal War" oder "Terror Squad" im Gepäck hat. Ebenfalls hervorzuheben ist hier das Dio-Tribute, "Computer God" vom 1992er BLACK SABBATH-Album "Dehumanzier" (eine geremasterte Deluxe-Edition steht angeblich bald an), mit dem unsere Landesnachbarn eindeutig Mut bewiesen und diesem leider sehr im Schatten stehenden Album wieder zu etwas mehr Beleuchtung verhalfen. Schade, dass das nicht mehr Leute gehört haben.
Ohje! HAMMERFALL sind zum ersten Mal Headliner. Zumindest auf dem Bang Your Head. Aber sind sie denn auch würdig? Nach wie vor wird die Band heiß diskutiert, aber eines kann man nicht von der Hand weisen: Hits haben sie en masse. Und Alben mittlerweile auch. Stellen wir uns mal objektiv: die Schweden begannen mit einem Bomben-Sound und zogen nach "Punish And Enslave" vom aktuellen Album mit "The Dragon Lies Bleeding" auch gleich die Fans der ersten Stunde in den Bann, welche auf Nachschlag hofften. So nahm der heitere Rückblick durch die Geschichte seinen Lauf. Joacim Cans und Co. waren auf der Bühne der sprichwörtliche Wirbelwind und strahlten mächtig gute Laune aus. Eine sehr geile Show und sich duellierende Gitarrenwände taten ihr Übriges. Hervorzuheben wäre da natürlich - auch hier - das Dio-Tribute. Diesmal nicht nur "Man On The Silver Mountain", nein - das Stück wurde von Mikael Stanne gesungen, welcher gleich im Anschluß auch noch mit seiner eigenen Band DARK TRANQUILLITY in der Halle nochmal ran durfte. Was die meisten HAMMERFALL-Anhänger bis dato wohl nicht gewußt haben dürften ist, dass Mikael Stanne quasi Joacim Cans Vorgänger war. Man lernt eben nie aus. Fazit: egal was von musikalisch und stilistisch von der Band hält - an diesem Abend waren sie ein durchaus würdiger Headliner. Das sah man auch Seitens des Publikums so, das nahezu vollständig vertreten war - zumindest gen Schluß, denn vorher waren noch einige hundert Fans bei ARTILLERY zugegen.
Setlist: "Punish And Enslave", "The Dragon Lies Bleeding", "Crimson Thunder", "Hallowed Be My Name", "Renegade", "Last Man Standing", "Blood Bound", "Heeding The Call", "Rebel Inside", "Any Means Necessary", "Stronger Than All", "Riders Of The Storm" - Zugaben: "Secrets", "Let The Hammer Fall", "Man On The Silver Mountain", "Hearts On Fire"
SAMSTAG
Kann man diese neuen SAVAGE GRACE als Band bezeichnen? Braucht vielleicht nur jemand Geld? Jedenfalls bestehen die SAVAGE GRACE des Jahres 2010 aus Chris Logue, dem einzigen wirklichen ex-Mitglied der Band und der Cover-Band ROXXCALIBUR. Bereits nach den ersten Tönen waren alle Zweifel über Bord: Es IST eine richtige Band. Und sie präsentierte sich als geschlossene Einheit. Bei den legendären 80er Klassikern "Bound To Be Free", "We Came, We Saw, We Conquered", "Master Of Disguise", "Sins Of The Damned", "Into The Fire", "After The Fall From Grace" und "The Dominatress" reiht sich Hit an Hit, wirklich überzeugend und mit großartiger Performance zurechtgezimmert, sollte und wollte man schwer darauf hoffen, dass es ja vielleicht auch nochmal ein neues Studioalbum geben könnte. Aber vielleicht wollen wir das auch gar nicht, denn diese Songs kann man nicht mehr toppen. Zum Schluß gab's mit "Exciter" noch ein JUDAS PRIEST-Cover, ebenfalls sehr überzeugend dargeboten.
Noch mehr Schweden. BULLET gehören noch zu den jungen Wilden, die ihren eigenständigen Stil erst noch finden müssen. Falls sie denn überhaupt wollen. Nachdem SAVAGE GRACE die meisen Metallköpfe erfolgreich aus ihrem komatös-betrunkenen Schlaf geweckt hatten, waren BULLET das starke Äquivalent einer starken Tasse Kaffee in Kombination mit einer filterlosen Zigarette. Stampfener, rotziger, dreckiger Rock'n'Roll der auch noch die letzte Alkohol-Leiche zu neuem Leben erweckte.
Harter Stahl aus dem Schwabenland wurde anschließend von SACRED STEEL zelibriert. Wie immer hart am Rande der Ertragbarkeit für etliche Wahrmetaller ist weiterhin Frontmann Gerrit, der irgendwie den Eindruck von viel Restalkohol hinterlässt. Jedenfalls hatten die Jungens auf der Haben-Seite eine sehr ordentliche Bühnen-Performance und viel Spaß. Auf der Soll-Seite standen hingegen - historisch gesehen keine Überraschung - die dämlich blöden Ansagen und mit dem RAINBOW-Cover "Kill The King" eine schändlich interpretierte Version eines Klassikers. Die Tore des Himmels öffneten sich hierbei sehr weit, Gott weinte. Dies führte völlig zu recht zu einer Massenflucht des Publikums, welches wieder nach und nach zurückkam, als der Regen nachließ. Denn die Musik war inzwischen wieder typisch SACRED STEEL und damit zumindest für einen Teil der Gäste wieder anhörbar.
Hat eigentlich mal jemand nachgezählt wie viele schwedische Bands auf dem Festival vertreten sind? TREAT sind der Prototyp einer 80er Haarspray- und AOR-Band und den meisten wohl nur mit ihrer Single "World Of Promises" bekannt. Auch hier war eine Reunion scheinbar fällig und wie man live bewiesen hat, absolut gerechtfertigt. Der Altherrenhaufen präsentierte sich auf der Bühne fit wie ein Turnschuh und rockte von vorne bis hinten alles durch. Ein Best-Of-Programm quer durch alle Schaffensperioden der Band. Regen vertreibt viele Zuschauer. Eine Band eigentlich, die auf dem Rock Of Ages-Festival sicherlich mehr gezogen hätte, aber trotzdem eine willkommene Abwechselung war.
Was liebe ich sie und was hatte ich sie in der Vergangenheit oft verflucht, wenn sie auf einem Konzert mal wieder nur Stücke der letzten Alben spielten: Die Prog-Götter FATES WARNING! Zum 15. Geburtstag des Bang Your Head wollte derartiges niemand erwarten und das war auch gut. Zuschauer hätten es ruhig etwas mehr sein dürfen, denn es regnete mal wieder Hunde und Katzen vom mächtig finsteren Himmel herab. Zum 20jährigem Jubiläum des Albums "Parallels", welches vor kurzem in einer liebevoll aufgemachten 3-Disc Expanded Edition erschien, wurde jener Klassiker mit gleich vier Stücken gefeatured, während der Rest des Auftritts einen bunten Reigen der Vergangenheit bildete, neue Stücke gänzlich auslassend. Und wie immer natürlich auch leider welche aus der John Arch-Ära, welcher angeblich aber 2011 tatsächlich mit einem kompletten Album zurückkehren soll. Da lassen wir uns mal überraschen. Die Band selbst war sehr gut gelaunt und Ray Alder sang wie ein junger Gott, die große Bühne über weite Strecken alleine einnehmend. Insgesamt gesehen einer der besten Auftritte der letzten Jahre, wenn auch etwas zu kurz.
Setlist: "One", "Life In Still Water", "A Pleasant Shade Of Grey: Part III", "We Only Say Goodbye", "The Eleventh Hour", "Point Of View", "Through Different Eyes"
Leider ebenfalls nur sehr selten in Deutschland anzutreffen sind die 80er Party-Rock'n'Roller THE QUIREBOYS, welche eigentlich für ein lustiges Sommerfestival genau das richtige sind. Doch leider hieß es auch hier: Dauerregen, die Temperaturen nur noch halb so warm wie gestern, etliche Metaller sind zum Campingplatz geflüchtet oder haben in der Halle Unterschlupf gesucht. Wahre Spaß-Gäste konnte das zum Glück nicht wirklich abhalten und so standen vor der Bühne Metaller aller Art mit Shirts von SLAYER über IRON MAIDEN, LED ZEPPELIN und IMMORTAL bis hin zu ALICE COOPER. Eine Band also, die eine sehr breite Zielgruppe ansprechen kann und das auch tat. Die nassen Massen bekamen wasserdichte Old-School-Hits um die Ohren geschleudert und - endlich traute sich mal jemand - eine sehr eigene Interpretation des Klassikers "Starstruck". Dio zu Ehre natürlich. Ein ordentlicher Sound und eine agile Bühnenshow taten ihr übriges zu einem sehr respektablen Auftritt einer Band, die gerne wiederkommen darf. Vorzugsweise auf eine Tour.
Der Regen ließ endlich nach, als die Seattle-Dampfwalze NEVERMORE die Bühne enterte - und leider arg enttäuschte. Zum einen muß man dem Mixer im Turm schwere Hörschäden attestieren, denn der Sound war viel zu laut, völliger Matsch und komplett falsch abgemischt. Dazu kam ein vor sich hinkränkelnder Warrel Dane, welcher wohl Stimmbandprobleme hatte und dessen Lust im weiteren Verlauf des Auftritts (deswegen?) immer mehr nach ließ. Gegen Ende fand er immer seltener die richtigen Töne und verpasste gar einige Male seinen Einsatz. Die restlichen Bandmitglieder vermochten diesen verkorksten Gig nicht mehr zu retten. In punkto Songauswahl hingegen war man mit einem Best-Of Programm ziemlich gut aufgestellt: ob nun "The River Dragon Has Come", "Your Poison Throne", "Inside Four Walls", Born" oder "The Termination Proclamation" vom aktuellen Album. In Fragen Dio widmete man ihm die Eigenkomposition "The Heart Collector". Insgesamt doch eher schade, dass diese tollen Stücke alle heute so leiden hatten. Wenigstens gemeinsam mit den Fans.
Als alter Verschwörungstheoretiker würde ich mal vermuten, dass QUEENSRYCHE einen unseligen Pakt mit dem Veranstalter geschlossen hatten um die Bierverkäufe anzukurbeln. Im Vorfeld als "Best-Of-Programm" angekündigt, quälte man das Publikum von Beginn an mit grottenschlechten Stücken von Alben, die nie jemand wirklich hören wollte: "Hit The Black", Sacred Ground", "Man Down!", "The Hands" und sogar noch "Damaged" ließen einem nach und nach das Blut in den Adern gefrieren, was nur mit regelmäßigem Biernachschub den Erfrierungstod verhinderte. Nach dem fünften Bier (einer zu jedem dieser Langeweiler) glaubte man schon an Wahnvorstellungen, doch tatsächlich: es ging aufwärts! Mit "The Thin Line", "Breaking The Silence" und "Silent Lucidity" folgte ein genialer Dreierpack der beiden letzten wirklich großen Alben "Operation: Mindcrime" und "Empire" (letzteres wird genauso wie METALLICAs schwarzes Album und PRIESTs "Turbo" unter Fans natürlich immer wieder heiß diskutiert), die Publikumsreaktionen wurden bei jedem dieser Stücke mehr, der Beifall immer größer. Um dann den Zuschauern, welche nun endlich warm waren, eine weitere Bierpause in Form von "The Right Side Of My Mind" zu gönnen. Dann war aber endgültig Schluß mit Mittelmaß: es folgte mit "Neon Knights" zu Ehren - na, wem? - Dio natürlich eine kongeniale Coverversion mit perfektem Sound und Gesang. Die abschließende Zugabe in Form von "I Don't Believe In Love", "Jet City Woman" und "Empire" stimmte am Ende fast alle Fans versöhnlich und ließ die schreckliche erste Hälfte zum Glück größtenteils vergessen. Auf jedenfall erwähnenswert: zumindest die Band selbst legte von Beginn an eine hervorragende Spielfreude an den Tag, Geoff Tate hatte einen seiner besten Tage erwischt und plauderte einiges aus dem Nähkästchen über Dio, der Drum-Sound war außergewöhnlich, die Abmischung ebenfalls nur zu würdigen. Vielleicht sollte man ja der Band künftig das Programm in den Vertrag schreiben, um bei künftigen Festivals zu verhindern, dass die Jungs so von sich eingenommen sind, dass sie wieder und wieder den gleichen Fehler machen: bereits beim "Operation: Mindcrime"-Special vor einigen Jahren hätten sämtliche Besucher liebend gerne auf den kompletten zweiten Teil des Konzeptalbums verzichtet, heute hätten wir gerne auf den ersten Teil dieses Konzertes verzichtet. Immerhin ja schonmal ein Fortschritt: lieber schlecht beginnen und gut enden als umgekehrt. Fazit: wäre da nicht die unterirdische Songauswahl in Halbzeit eins gewesen, es wäre ein perfekter Gig geworden.
Unglaubliche sieben Jahre ist es schon wieder her, als Dee Snider 2003 das Bang Your Head noch mit seiner Solo-Band als Headliner besuchte. Nach all der Zeit. Und wie erschrocken, überrascht, entsetzt, fasziniert und überwältigt er damals war. Nie im Leben hätte er wohl daran gedacht, jemals wieder von so vielen Menschen zu spielen. Vor so vielen Menschen, die ihn sehen wollten. Dieser Auftritt war zweifelsfrei ein Jahrhundert-Gig. In den Folgejahren verhaspelte man sich dann (u.a. auch auf dem BYH 2005) sehr ordentlich bei den Setlists. Pünktlich zum Jubiläum dürfen sie aber auf keinen Fall fehlen: TWISTED SISTER! Gleich drei Intros gönnte man sich diesmal, um zwischen "It's A Long Way To The Top" und dem Beginn zu "Come Out And Play" noch das Dio-Tribute "Man On The Silver Mountain" anzustimmen. Auch Dee Snider selbst ließ sein grelles Outfit im Schrank und trat ganz in schwarz auf. Dezente Hinweise also, die aber eines natürlich nicht wollten: darüber trauern. So gingen TWISTED SISTER mit "Come Out And Play", "The Kids Are Back" und "Stay Hungry" sogleich mit Monsterhymnen in die Vollen und wurden von Beginn an abgefeiert wie Götter. Die Stimmung stieg höher und höher um beim unvermeidlichen "We're Not Gonna Take It" in ein nicht enden wollendes Singalong zu münden. Irgendwann haben wir aufgehört mitzuzählen, wie oft der Refrain neu angestimmt wurde. Die Band wirbelte auf den Brettern was das Zeug hielt, dazu noch ein sehr guter Sound und ein mächtig fröhlicher Frontmann, der (bei der Hammerballade "The Price") auch schonmal das Bühnenlicht komplett abschalten ließ, damit er tausende von Fans fotografieren konnte, die reihenweise Feuerzeuge und beleuchtete Handys hochhielten. Nach "I Wanna Rock" war dann erstmal schluß mit lustig. Doch wofür gibt es denn Zugaben: es folgten "Under The Blade", die Dio-Reminiszenz "Long Live Rock'n'Roll" und "S.M.F.", mit dem das sick mother fuckende Publico schließlich in die mittlerweile sternenklare Nacht entlassen wurde.
Setlist: "Come Out And Play", "The Kids Are Back", "Stay Hungry", "Captain Howdy", "Shoot 'em Down", "You Can't Stop Rock'n'Roll", "The Fire Still Burns", "I Am (I'm Me)", "We're Not Gonna Take It", "The Price", "I Believe In Rock'n'Roll", "Burn In Hell", "I Wanna Rock", "Under The Blade", "Long Live Rock'n'Roll", "S.M.F."
Und damit wären wir am Endes des Bang Your Heads angelangt. Die neue Halle ist ein großartiger Pluspunkt des Festivals. Ob draußen Hitze oder Regen herrschen, drinnen kann sich der ausgelaugte Metal-Fan etwas Ruhe verschaffen. Auch die etwas härteren Bands teilweise parallel zum True Metal drinnen spielen zu lassen ist gewiss eine interessante Idee um auch Fans härterer Musik dauerhaft ans Festival zu binden.
Ansonsten wieder ein hervorragendes Festival, welches wir nächstes Jahr gerne wieder besuchen.
Mittwoch
Da die Presse gelegentlich auch noch an anderen Baustellen, Konzerten usw. arbeiten muß, waren wir erst bei den letzten Tönen von GOD DETHRONED vor der Bühne, weswegen wir hier gleich zu POWERWOLF kommen: die Vampir-Rocker, welche lieber aus Siebenbürgen stammen würden und es doch nicht tun, legten bei druckvollem Sound wie immer eine erstklassige Show hin, die natürlich von Hunnenkönig Attila sogleich geweiht wurde. Die Instrumentalfraktion poste in bester 80er-Manier mit fliegenden Haaren, während man Hymnen wie "We Take It From The Living" (Opener), "Raise Your Fist, Evangelist", "Saturday Satan" oder den textlichen Überbrüller "Resurrection By Erection" einfach mitsingen mußte. Keine Frage, POWERWOLF zählen aktuell zusammen mit ALESTORM und SABATON zu den powermetalligen Senkrechtstartern. Auf Letztere durften wir uns auch noch freuen, die spielten zwei Tage später.
Core-Thrash aus der Schweiz spielten als Kontrastprogramm zum Abschluß CATARACT. Als wandelnde Energiekraftwerke bolzten sie ein überzeugendes Programm, werden jedoch stilistisch nicht sehr bald zu meinen Lieblingsbands zählen.
Donnerstag
Ui, ui, ui. Nette Aussichten standen da auf der Bühne. Kamen aber leider nicht im Ohr an. Bei KATRA traf die Sängerin nicht wirklich regelmäßig den richtigen Ton, dazu gab es nicht nur wirklich langweilige 08/15-Gothic-Rock Stücke zu hören, sondern auch - sehr merkwürdig - ein Keyboard. Da auf der Bühne aber weder eins stand, noch ein dazugehöriger Tastendrücker zu sichten war, kam man unweigerlich zur Erkenntnis, dass es wohl besser gewesen wäre nicht nur das Keyboard vom Band kommen zu lassen - sondern gleich das ganze Konzert.
Die polnischen Todesblei-Aktivisten VADER machten anschließend zwar spieltechnisch alles richtig und gingen voll auf die Zwölf. Der Mann am Mischpult war aber vermutlich mit dem Kopf auf selbiges aufgeschlagen und hat dabei alle Regler verstellt. Jedenfalls waren die ersten Stücke kaum als Musik zu erkennen. Sehr schade. Danach wurde es wesentlich besser und man durfte endlich der Brillianz dieser Musiker huldigen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Bands hätte man sich ein wenig mehr von den letzten beiden aktuellen Veröffentlichungen gewunschen. Aber im Gegensatz zu manch anderen Bands wissen VADER eben längst, was man auf einem Festival spielen muß: Hits, Hits Hits. Daumen nach oben!
Mit Doom-Metal konnte ich bis auf sehr wenige Alben bisher recht wenig anfangen. So rückten GRAND MAGUS auch erst mit ihrem aktuellen Album "Iron Will" in meinen Fokus. Denn vom Allerwelts-Doom der Vergangenheit sind die Schweden jetzt endgültig weit entfernt. Der an BLACK SABBATH erinnernde Sound der frühen 80er weckt zeitweise Assoziationen zu Dio, der überragende Frontmann Janne Christffersson sorgt mit seiner druckvollen, weitaus tieferen aber sehr mächtigen Stimme für die nötige Eigenständigkeit. So traf an jedem Tag Altes auf Neues, alte Fans auf neue Fans wie mich, die der Band von ganzen Herzen wünschen, dass noch viele große Werke wie "Iron Will" erscheinen mögen. Zum guten Sound hätte nur noch eines gefehlt: eine stärkere Publikumsansprache, denn die war bis auf die Ankündigung von Songtiteln nicht vorhanden.
Fans des Grafen sind wir widerum schon sehr lange, bereits seit der ersten Single "Sage ja!". Und freuten wir uns alle unheimlich auf UNHEILIG. Das mag man bei bei uns eher traditionellen Schwermetallern kaum glauben, doch ist's eben nur ein weiterer Beweis dafür, dass Ausnahmen die Regel bestätigen. Sogar Kollege Stormbringer (Andi), der meist nur BRAINSTORM, IRON SAVIOR oder SHIVA hört, hat an ihnen einen Narren gefressen. Warum? Ganz einfach: diesem Frontmann und Bandleader merkt man zu jeder Sekunde an, dass er nicht nur Freude hat zu singen, sondern dass er diese ganze Band einfach "lebt". Bei mäßigem Regen gab es auf der Hauptbühne ein Feuerwerk an Gefühlen, die ins Publikum schwallten und teilweise von Form von Crowdsurfern wieder zurückkamen. Man mochte es kaum glauben, doch die germanischen Gothic-Metaller wurden auch vom hammerharten Summer Breeze-Publikum auf- und angenommen. Ein dicker Grund dafür, warum das Festival so beliebt ist: die stilistische Bandbreite sorgte immer schon dafür, dass Fans neue Ufer und Stile erkunden durften.
Setlist: Lampenfieber, Spiegelbild, Astronaut, Feuerengel, An deiner Seite, Sage ja!, Maschine, Freiheit, Mein Stern
SYLOSIS aus England spielten im Partyzelt eine eigenartige Mischung aus Hardcore, Death- und Thrash-Metal. Mangels Kompatiblität zu unseren Hörgewohnheiten nur kurz erwähnt: druckvoller Sound, überzeugender Auftritt, gute Stimmung. Und eine kleine Wall Of Death im Partyzelt. Hals- und Beinbruch im heißen Mikrouniversum. Weiter zu...
...EQUILIBRIUM. Auch wenn uns Franken schon immer eine gewisse Hassliebe mit den Bayern verband, bei Pagan-Metal steht das natürlich hinten an. Der Sound drückte, die Matten flogen, die Crowdsurfer-Welle schwappe so dermaßen heftig über die Wellenbrecher in den Fotograben, dass man sich dort als Security schon fast wie bei der Schlacht um Helm's Klamm vorkam. Bei einem überzeugenden Sound performte sich die Band in die Stratosphäre und man mußte sich unweigerlich fragen, warum es EQUILIBRIUM bei einem derartigen Massenandrang bis heute nicht geschafft haben, auch mal irgendwo zu später Stunde aufzutreten. Unverhofft kommt oft - im Übrigen. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet von brutalen Pagan-Metallern aus Bayern eine Hommage auf Michael Jackson kommt. Der Versuch, ausgerechnet "Billie Jean" zu vergewaltigen, eines der am schwersten zu singenden Stücke des "King of Pop", ging natürlich gnadenlos in die Windel. Doch wie sagt man so schön: der gute Wille zählt. "Heal The World" mit Wall Of Death - DAS wär's gewesen!
J.B.O.-Fans gibt's bei uns leider nicht. Das heißt: früher waren wir's mal ansatzweise. Früher, als ihre Texte noch so richtig gut und ihr Humor so richtig unbeschwert war. Doch das Blast-Orchester hat sich im Laufe der letzten Jahre deutlich abgenutzt. Um es so objektiv wie möglich zu machen: vermutlich sind die Franken mittlerweile auch nur mehr so ganz von sich selbst überzeugt, denn eine große Spielfreude legten sie auf dem Flugfeld nicht gerade an den Tag. Hat aber vermutlich kaum jemand gemerkt, denn das Publikum ließ sich bereitwillig mit ins Geschehen ziehen, welches da von der Bühne wie üblich sehr eingespielt hernieder prasselte. Auch weiterhin bin ich der Meinung: aufgrund überdurchschnittlicher Fähigkeiten wäre es längst an der Zeit, dass die Jungs mal ein ernsthaftes, metallisches Nebenprojekt gründen. Könnte was Großes werden.
KREATOR haben ein Problem. Ein Großes. Sie sind mittlerweile wie SAXON. Man sieht sie mindestens einmal im Jahr auf einem Festival. Mit identischer Setlist. Mit identischen Ansagen. Aber auch mit immer gleich guter Performance und gutem Sound. Gepflegte Langeweile ohne Überraschungen und zugleich eine von sich selbst überzeugte, sich selbst feiernde Band, die Metal aus dem innersten ich zelebriert wie eine Religion. Ja ist denn das zu fassen. Mille gefangen in der Zeit, eingefroren scheinbar wie ein gewisser Draufgänger in Star Wars. Ob man diese sich ständig wiederholenden Auftritte jemals wieder wird auftauen können? An jenem Abend war dies zu bezweifeln.
Setlist: Choir Of The Damned, Hordes Of Chaos, Phobia, Terrible Certainty, Betrayer, Enemy Of God, Destroy What Destroys You, Pleasure To Kill, Violent Revolution, Extreme Aggressions, Coma Of Souls, Warcurse, Flag Of Hate, Tormentor
Ein weiterer genialer Einfall der Veranstalter: die BACKYARD BABIES haben es bisher (soweit ich mich erinnern kann) noch nicht mal auf das Bang Your Head geschafft. Als abwechslungsreicher Einschnitt machten die Rock'n'Roller totalen Alarm und hüpfen und flogen über die Bühne, als wenn ein Scharm Hornissen hinter ihnen wäre. Die Stimmung war riesig, das Publikum ging überraschend gut dazu ab - eine sehr geile Party bei der das Hauptaugenmerk auf neuere, aber dennoch sehr gute Stücke lag. Beim gut abgemischtem Sound und viel Sonne haben die BACKYARD BABIES seit diesem Abend bestimmt auch zahlreiche neue Fans aus dem harten Lager gefunden. Uns eingeschlossen.
Kein Mittelalter-Fan weilt unter uns, doch beurteilen wir das CORVUS CORAX-Projekt CANTUS BURANUS mal so objektiv wie möglich: monstermäßig gigantische Show mit massig Licht und Effekten, ein komplettes Orchester mit Chor - da war auf der Bühne nicht mehr viel Platz für großes Stageacting. Dass Bombast und Masse eben nicht alles ist, zeigten leider folgende Eindrücke: wer die Instrumente nicht kennt, sollte besser die Finger davon lassen. So schalteten sich die einzelnen Instrumente teilweise gegenseitig aus, indem sie sich alle zu übertönen versuchten, die Kombination von einigen gleichzeitig spielenden Instrumenten entweder beide nullte oder eines davon das andere überstimmte. Beim gleichzeitigem Einsatz von Orchester und mittelalterlichen Solo-Instrumenten entstand zuweilen ein sehr ärgerlicher, massiver Soundbrei. Den hätte ein schlechter Mixer ohne den ganzen Aufwand auch nicht schlechter hinbekommen. Dann das Songmaterial: für ein bis drei Stücke sehr interessant anzuhören, doch auf die Dauer eines kompletten Gigs klangen die einzelnen Songs zu gleichförmig. So wurde das ganze nach ca. 15 Minuten sehr schnell langweilig. Das sahen nicht nur wir so, denn das Gelände leerte sich zunehmend schnell.
Die schwedischen Düsterrocker KATATONIA knüpften an den mauen Auftritt von CANTUS BURANUS leider an. Bei den ersten Stücken ganz und gar sichtlich neben der Kappe spielend, dazu mit sehr bescheidenem Sound, präsentierten sich die Jungs ohne vorhandene Bühnen-Performance und zelebrierten eine Stunde lang Ödnis. Das Songmaterial bestand fast nur aus den letzten drei Alben und so wurden KATATONIA am Ende zu einer herrlichen Einschlafhilfe.
Freitag
Mit THE NEW BLACK aus unserem tollen Frankenland (sie kommen aus Würzburg) begannen wir den dritten Festival-Tag. Eine eigenartige, aber interessante Mischung aus Südstaaten-Rock und Hardrock, unterbrochen von teilweise sehr eingängigen bis an Popmusik grenzenden Refrains, teilweise begleitet von einer Mundharmonika. Insgesamt sehr gefällig und gut anhörbar. Eine "nette" Mucke wie man dazu gerne sagen würde. Ob das schon der endgültige Stil dieser Jungens ist? Die großen Melodien fehlten jedenfalls noch. Zu äußerst mittelmäßigem Sound bemühte man sich aber auf der Bühne um gute Stimmung und Performance. Alles in allem also ein akzeptabler Anfang, welcher vom noch sehr überschaubaren Publikum mit Applaus bedacht wurde.
Wie so viele Bands der letzten Zeit stammen auch BATTLELORE aus Finnland. Nach einiger Zeit der Abwesenheit sind sie nun wieder da. Auf dem Summer Breeze versuchten sie die Zuschauer mit ihrem hymnenhaften Gothic-Metal für sich zu gewinnen und präsentierten sich in entsprechend mittelalterlich um für ihr von Tolkien's Herr der Ringe stark beeinflusstes Liedgut zu werben. Etwas lahmarschig auf der Bühne, aber scheinbar gut eingestellt, wußten BATTLELORD erstaunlich viele Leute vor die Bühne zu holen. Insgesamt gesehen zwar ein überzeugender Auftritt, doch das Songmaterial ist auf Dauer dann doch zu durchschaubar und eintönig.
Auch True-Metal aus dem Schwabenland darf in Dinkelsbühl mal ran. SACRED STEEL beehrten das Festival und Gerrits schneidene Stimme zerschnitt das Partyzelt. Die Band - und allen voran ihr Frontman - war bestens gelaunt und ließ es sich nicht nehmen einige Slapstick-Einlagen zum besten zu geben. Bei hervorragendem Stage-Acting und super Stimmung war der Sound der passend. Die Songauswahl eher durchwachsen. Der Titeltrack des vierten Albums "Slaughter Prophecy" zeigte die Traditionsmetaller von einer schon wieder vergessenen Vergangenheit: mit Growling "aufgewertet", dürften bei diesem Release auch einige Todesmetaller ein wenig aufgehorcht haben.
Setlist: Heavy Metal To The End, Metal Is War, Battle Angel, Open Wide The Gate, Blood On My Steel, Slaughter Prophecy, Wargods Of Metal
Nicht nur SACRED STEEL spalten die Metal-Welt ziemlich eindeutig in Fans und Hasser. Auch die ebenfalls aus Germanien stammenden BLACK MESSIAH - wenn auch auf ganz andere Art. Tolle Bühnen-Performance, super Stimmung - und ein Zelt, das zu platzen drohte. Der hymnenhafte Pagan-Sound lockte unheimlich viele Besucher ins Zelt, welche die Band nach Strich und Faden abfeierten. Der aktuell größten Abräumer sind neben dem "Moskau"-Cover "Söldnerschwein" und das "Sauflied", bei dem die ganze Bude fast auseinanderfliegt und man sich wundert, warum sich da nicht sehr spontan eine Wall Of Death gebildet hatte. Kommt beim nächsten mal bestimmt. Auf größeren Bühnen.
Setlist: Vor den Toren Valhalls, Irminsul, Söldnerschwein, Von Rachsucht und Lüge, Sauflied, Moskau
Die bayerische "Allstar-Combo" OBSCURA kombinierte gekonnt Lärm mit Melodien und hinterließ bei arg durchwachsenem Sound einen eher durchschnittlichen Eindruck.
Live sind SABATON nicht erst seit gestern eine absolut teuere Bank. Mit dem relativ tiefen Gesang fand der eingängige Bombast-Powermetal auch bei nicht truem Publikum viel Anklang. Entsprechend verwandelten sich Bühne und Festivalgelände binnen Minuten zu einer riesigen Party, bei der gefühlte 80 mal das Wort "Bier" fiel. Wenn dann - wie hier - auch noch der Mixer im Turm konzentriert arbeitet, hat man ein perfektes Konzert. Fast perfekt - es war nämlich zu kurz.
Setlist: Ghost Division, Art Of War, 40 To 1, Cliffs Of Gallopoli, Aterus Dominatus, The Price Of A Mile, Panzer Battalion, Primo Victoria, Metal Machine
Vorbei sind glücklicherweise längst die Zeiten, als AMORPHIS sich nach ihrer erfolgreichsten Phase in dumben "THE DOORS für Arme"-Sounds verstrickt hatten. Sie sind wieder da und haben sich auf ihre Stärken zurückbesonnen. Zu einer wahnsinnigen Lightshow gibt es sehr gut abgemischten Sound. Das Stage-Acting ist ok und die Jungs haben sichtlich Spaß. Das Programm (siehe Setlist) zieht einen bunten Reigen quer durch die Geschichte und verzichtet auf überflüssige Langeweiler. Aber überraschend auch auf den größten Hit "Black Winter Day", was wohl als Emanzipation zu werten ist. Im Gegensatz zum Vortag spielte hier ein eindeutiger und würdiger Headliner, der die 25.000 Besucher fast alle an sich zu binden wußte. Beide Daumen nach oben! Ach halt! Das sollten ja eigentlich AMON AMARTH sein. Erstmal sehn was VREID zu bieten haben.
Setlist: Leaves Scar, Towards And Against, From The Heaven Of My Heart, Against Widows, The Castaway, Sampo, Silver Bride, Alone, The Smoke, My Kantele, House Of Sleep, Magic And Mayhem
Weitaus besser als auf Platte konnten VREID mit ihrer Mischung aus Black-Metal und Rockabilly überzeugen. Klarer Sound, massiv aufgedrehte Stimmung auf der Bühne und ein Publikum, welches darauf scheinbar richtig gut abzumoshen weiß.
Auch das Wikinger-Schiff AMON AMARTH muß langsam aufpassen: überall wo es Festivals gibt spielen sie. Ständig. Ein Overkill steht kurz bevor. Denkt man. 25.000 Metalheads dachten da anders als wir. Zwar verzichteten die Schweden auf der Bühne auf eingangs erwähntes Schiff, welches in Wacken noch mächtig auf den Brettern hoch über dem Publiko segelte, doch eine Orgie an Licht, Pyros und Nebel kreierte in Dinkelsbühl eine völlig eigenständige Interpretation der Band-Visionen. Zumindest in dieser Hinsicht herrscht Abwechslung. Der Mixer war zu diesem Zeitpunkt vermutlich schon ziemlich gut angetrunken, anders sind der total übersteuerte Sound und die rumpelnden Drums kaum zu erklären. Aber auch das störte niemanden, denn die Schweden werden ähnlich wie vorher bereits AMORPHIS von treuen Anhängern unterstützt, die ihnen quasi aus der Hand fressen und teilweise sämtliche Texte mitsingen. Das ist normalerweise eher im True-Metal-Bereich zu finden. Aber wie sagten uns einige Fans "das ist die Death-Metal-Version von MANOWAR". Aha. Wieder was gelernt.
Setlist: Twilight Of The Thunder God, Free Will Sacrifice, Asator, Varyags Of Miklagaard, Runes To My Memory, Thousand Years Of Oppression, Guardians Of Asgaard, Live For The Kill, Fate Of Norns, Victorious March, Pursuit Of Vikings. Zugabe: Cry Of The Blackbirds, Death In Fire
HAGGARD kurz und schmerzlos (da wir sie nicht sehr spannend finden): guter Sound und gute Show. Das Songmaterial besteht fast ausschließlich aus Material der letzten drei Alben. Kam bei den Fans trotzdem sehr gut an.
FIREWIND regelten zu später Stunde im Partyzelt noch den Fels und wußten durch eine überzeugende Bühnen-Performance alles in Grund und Boden zu Twin-Guitaren. Obwohl FIREWIND nicht ganz die songwriterischen Fähigkeiten POWERWOLF oder SABATON haben, wußten sie durch eine sehr lebendige Performance zu überzeugen. Dazu gabs guten Sound und ein sehr angetanes Publikum.
Über zwei Stunden nach FIREWIND wuchtete ich mich nochmal aus meinem Stuhl um mir ELVENKING zu geben. Die Mischung aus Folk-, Power- und Death-Metal ist zwar nicht sehr oft zu finden - vorallem nicht bei einer Band aus Italien - doch so richtig gelohnt hat sich der Weg nicht. Zum wahrlich durchschnittlichen Songmaterial gesellt sich noch eine Band, welche "ihr Ding" herunternudelt. Kommunikation mit dem Publikum findet kaum statt. Schade eigentlich.
Samstag
Die völlig gehypten KRYPTERIA - eine der wenigen neuen Metal-Bands die aus dem Stand heraus für ihr Debüt von einem Major (EMI Records) angeheuert wurden - sorgten für volles Haus. Für mich völlig unverständlich, für Kollege Andi völlig selbstverständlich. So spaltet die Band um die holde Frontfrau Ji-In die Metalwelt ganz ohne Axt.
Ähnlich überflüssig wie KRYPTERIA auch die Gothic-Metaller von EPICA, welche uns mit tosend langweiligem Plastik-Gothic nervten. Die Band hingegen zeigte viel Spielfreude und passte sich mit der Auswahl von härteren Stücken dem allgemeinen Niveau des Festivals an.
Setlist: Indigo, Obsessive Devotion, Sensorium, Menace Of Vanity, Cry Of The Moon, Sancta Terra, Consign To Oblivion
Im Partyzelt waren die Pagan-Metaller WAYLANDER nach längerer Auszeit mal wieder zu sehen. Die Kapelle ist weit entfernt vom derzeit angesagten Tralala-Folk von vielen angesagten Kollegen und heben sich somit wohltuend ab. Die Band hatte sichtlich Spaß daran wieder da zu sein und ein dankbares Publikum füllte ordentlich den Platz.
Setlist: As The Deities Clash, Walk With Honour, A Hero's Lament, Beyond The Ninth Wave, Born To The Fight
Die Schwaben BRAINSTORM waren auch auf dem Summer Breeze ein gern gesehener Gast: die Power Metal-Kapelle versammelt eine sehr ordentliche Schar Leute um sich und bietet schnörkellose Banger-Hymnen bei bester Laune und gutem Sound. Dass Frontmann Andy B. Franck ein guter Showmaster ist, ist allseits bekannt. Obwohl viele der anwesenden die Band gar nicht so gut kannten, hörte man nur Lob. BRAINSTORM legten beim Songmaterial etwas unverständlich großen Wert auf die letzten Alben und ließen so manches Schmankerl außen vor. Dennoch ein sehr arschtretender Auftritt.
MOONSPELL sind wieder da! Mit den beiden Jahrhundertalben "Wolfheart" und "Irreligious" mitte der 1990er sehr schnell zu meinen Favoriten aufgestiegen, begann schon kurz danach ähnlich wie bei AMORPHIS der schnelle Fall in poppige Wave-Musik der Unterklasse. Ähnlich wie AMORPHIS konnten sich auf MOONSPELL in den letzten Jahren wieder erholen, besannen sich auf alte Stärken, legten wieder deutlich an Härte zu und spielten wieder nach ihrem Herzen. Und den Herzen ihrer Fans. Obwohl die eingangs erwähnten Meisterwerke natürlich unerreicht bleiben, zeugten die aktuellen Veröffentlichungen auch live von neuer Kraft und so spielten die Portugiesen einen riesen Gig quer durch ihre Geschichte. Guter Sound, gutes Stage-Acting, volles Feld, beste Stimmung. Die größten Höhepunkte waren natürlich "Opium", "Vampiria" und "Alma Mater".
Anschließend ward's wieder an der Zeit für eine Lektion Knüppel-aus-dem-Sack. LEGION OF THE DAMNED enterten die Bühne und zeigten sich als eingespielte Gemeinschaft unglaublich tight und souverän. Indes konnte es aber nichts daran ändern, dass das Songmaterial für ein komplettes Konzert dann doch sehr gleichförmig ist und diese Band mittelfristig kaum Chancen hat Größen wie KREATOR, SODOM oder auch TANKARD in technischer und songwriterischer Hinsicht paroli bieten zu können. Kurzum: nett und aus dem Herzen, doch nur zweite Liga.
Vor zwei Wochen spielten sie als Headliner bereits in Wacken. Selber Status auf dem Summer Breeze. VOLBEAT sind DIE Senkrechtstarter der letzten Jahre. Mit der Elvis-ähnlichen Stimme von Michael Poulsen und einer ordentlichen Schippe schwermetallischen Rock'n'Roll im Gepäck kein Wunder. Das Publikum fras der Band buchstäblich aus der Hand, sang in weiten Teilen mit und stellte die Security vor buchstäblich schwere Aufgaben: über den Köpfen entstand quasi aus dem Nichts binnen kürzester Zeit eine Crowdsurfer-Autobahn, die man nicht alle Tage sieht. Grandios! Ein perfekter Auftritt, der einige von uns, welche die Band vorher noch nicht so kannten, zu neuen Fans machte. Ich selbst sah in Wacken nur die letzten drei Songs, da wir zu diesem Zeitpunkt auf Erkundungstour im Wikingerdorf bzw. bei einem Interview waren. Höhepunkte waren der Überraschungsauftritt von Pernille Rosendahl von THE STORM, welche bei "Mary Ann's Place" mit Michael im Duett sang, eine kurze Hommage an SLAYER mit einem angespielten "Reign In Blood" und einer neuer, noch unbetitelter Song, welcher scheinbar mit einem spontanen Text übers Summer Breeze sehr augenzwinkernd vorgetragen wurde. Der mit Abstand beste Gig des Festivals!
Setlist: End Of The Road, Guitar Gangsters & Cadillac Blood, Hallelujah Goat, Radio Girl, Sad Man's Tongue, Mr. & Mrs. Ness, Pool Of Booze, Angel Fuck, Mary Ann's Place, River Queen, Neuer Song (wurde nicht mit Namen angekündigt und hatte scheinbar auf dem Summer Breeze noch einen eher spontanen Text), The Human Instrument, The Garden's Tale, A Broken Man And The Dawn, Still Counting, Caroline Leaving, We
Sichtlich leerer wird es vor der Bühne, als VOIVOD selbige entern um eine transgalaktische Mischung aus Punk-, Techno-, Psychedelic-, Rotz'n'Roll-Thrash zu spielen, welche irgendwo aus den 1980ern zu kommen scheint, aber sich in den unendlichen Weiten des Universums in Zeitlosigkeit verirrt. Zu fortgeschrittener Stunde passt das Drumherum um einiges besser als das Frühabend-Programm auf dem Bang Your Head. So kommt man in den Genuß einer guten Lightshow mit ordentlich Wumms. Bandleader Snake, anfangs verwirrt, weil im Wellenbrecher so wenig Leute sind, entscheidet sich dann aber doch dazu das Publikum zu fotografieren und beim Stageacting alles zu geben. Eine Band mit viel Spielfreude, welche bis heute ein Underground-Tipp von Gourmets geblieben ist.
OPETH Headliner? Sei ihnen vergönnt. Aber ob sowas nötig ist? Mit VOLBEAT hatte der eigentliche Headliner nämlich schon gespielt. Mit ihren sphärischen Klangwelten konnten mich die Jungs, obwohl ich sehr großer OPETH-Anhänger bin, auf einem Open Air noch nie überzeugen. Sie passen irgendwie nicht auf eine Festival-Atmosphäre und irgendwie erzeugen ihre langen Stücke live einen gewissen Gähn-Effekt. Kam noch verschlimmernd hinzu, dass der Sound teilweise so unterirdisch abgemixt war, dass man einige Stücke nur noch ansatzweise erkennen konnte. Das bekamen schnell auch die Perfektionisten um Sänger Mikael mit, welche zuerst von den Roadies genervt waren, die da auf der Bühne umherwackelten und anschließend davon, dass diese es nicht schafften den Sound wirklich besser zu machen. Das Publikum nahm es ziemlich locker, es war fast genauso voll wie vorher bei VOLBEAT und als der Sound ab der Hälfte der Show endlich wieder besser wurde, war die ganze Aufregung fast vergessen. Technisch perfekt, gesangsmäßig brilliant - soviel kann man hier zusammenfassen. Doch eben leider live nicht ganz mein Bier.
Setlist: Heir Apparent, Soldier Of Fortune, Ghost Of Perdition, Harvest, The Leaper Affinity, Closure, The Lotus Eater, Delieverance
Die Franzosen DAGOBA, hier relativ unbekannt, überraschten mit einer kuriosen Mischung aus Todesmetall, gepaart mit deftivem Industrial. Das funktionierte überaus wirkungsvoll und trat mächtig Arsch. Die Band steigerte sich im Verlauf des Gigs in rasende Wut, der die Spielfreude so richtig als Kontrapunkt anzusehen war. Damit werden wir uns wohl demnächst näher beschäftigen müssen.
Noch mehr Elektronik gibt es anschließend bei den DEATHSTARS, die man quasi ständig irgendwo sieht, aber sie meistens ignoriert. Zu unüberzeugend ist ihre Musik. Das Publikum sah das zu später Stunde anders, auch wenn immer mehr das Gelände verließen.
SECRETS OF THE MOON beendeten das Freiluftkonzert anschließend im Partyzelt. Von den fünf Stücken, welche sie spielten, stammten die ersten drei vom neuen Album. Das könnte man auch glatt als Selbstmord bezeichnen. Wars aber nicht. Auch wenn die Stimmung im Publikum noch etwas verhalten war, stieg sie von Stück zu Stück um dann bei den beiden bekannten Stücken "Black Halo" und "Lucifer Speaks" zu kulminiren und das Festival würdig beendeten.
Fazit
Die Organisatoren haben heuer mal wieder sehr gute Arbeit geleistet und wieder versucht alles besser zu machen und zu optimieren. Das ist rückblickend mehr als nur gelungen. Nicht nur die Anfahrt war problemlos, auch wurde heuer erstmals fester Boden vor die Hauptbühne gelegt. Das garantiert auch bei heftigem Regen schlammfreies Bangen. Diese enorme stilistische Bandbreite der auftretenden Bands ist immer wieder erstaunlich. Vorallem, wenn man es genau damit schafft 25.000 Leute zum kommen zu motivieren. Rock'n'Roll, Black-, Death-, Doom-, True- und Thrash-Metal, Hate- und Hardcore, Hardrock und Fun-Metal. All das gibt es einmal im Jahr - auf einem sehr großen Flugfeld nahe der kleinen historischen Stadt Dinkelsbühl, deren Altstadt immer wieder einen Besuch wert ist.
Donnerstag: Anfahrt. Wie üblich. Diesmal fuhren wir nicht wie letztes Jahr die Nacht durch (um dann bei IRON MAIDEN Abends ziemlich müde zu sein), sondern übernachteten im Hotel im Hamburg (nach einem lustigen Reeperbahn-Besuch, natürlich). Ankunftszeit war fast gleich, wir kamen an bevor es Mittag schlug. Diesmal ganz ohne Stau und mit komplett neu organisierter Anfahrt. Das fing doch schonmal mehr als positiv an!
Donnerstag
Was gab es im Vorfeld nicht alles für Gerüchte. Wer will IRON MAIDEN dieses Jahr toppen, hörte man oft. AC/DC? METALLICA? Doch LED ZEPPELIN exklusiv? KISS? Nichtnichten! Keine dieser Giganten anwesend. Trotzdem genauso voll wie immer. Trotzdem alles wie immer. Zum Beispiel die Nacht zum Erinnern am Donnerstag:
Die Dänen D.A.D. hatten das Problem, dass es von Anfang an sehr windig war und der Sound im wahrsten Sinne des Wortes vom Winde verweht wurde. Da man die meisten Songs nur ansatzweise erkennen konnte, bleibt hier nur zu sagen: sie haben eine riesige CD-Box angekündigt. Mit ALLEN ihren Alben. Digital-remastert. Da freuen wir uns drauf!
1994 machten die BÖHSEN ONKELZ das Festival erst richtig groß. 2004 spielten sie hier eines ihrer Abschiedskonzerte. Diesmal war nur einer von ihnen da: DER W., auch Stephan Weidner genannt. Und was bereits im Vorfeld klargemacht wurde: ONKELZ-Lieder wird er auch in Wacken nicht spielen. So war es dann auch. Die Frage, die man sich da stellen muss: warum steht der da, an dieser Position, mit nur einem Album im Gepäck, von welchem auch nur zwei bis drei Stücke wirklich gut sind und der Rest so im Nirvana herumpendelt? Genauso war dann leider auch der Auftritt. Über weite Strecken biederer Deutsch-Rock der zweiten Liga, den eigentlich niemand wirklich braucht. Das kaum vorhandene Stage-Acting und eine nicht anwesende Show im Allgemeinen machten den W. reichlich überflüssig.
Was hatten wir uns alle auf den Abschied der Piraten-Metal-Legende RUNNING WILD gefreut. Eine abwechslungsreiche Bühnenshow, ein letztes ambitioniertes Stelldichein, für eine spätere DVD-Veröffentlichung vielleicht. Von allem NICHTS. Rock'n'Rolf stand einem Roboter gleich auf der Bühne und zockte völlig gelangweilt einen Song nach dem anderen herunter. Das Publikum wurde weder mit großartigen Ansagen beglückt, noch in die Show in Form von Singalongs oder ähnlichem mit einbezogen. Man hatte ständig das Gefühl, dass da jemand unbedingt ein Abschiedskonzert geben muss, weil es irgendwer von ihm so verlangt. Vielleicht ja auch nur seine Fans. Spaß daran hatte Herr Kasparek daran aber zu keinem Zeitpunkt. Sehr, sehr schade. Hätten sich beide ersparen können. Fans und Band.
Setlist: Chamber Of Lies, Intro, Port Royal, Bad To The Bone, Riding The Storm, Soulless, Prisoner Of Our Time, Black Hand Inn, Purgatory, The Battle Of Waterloo, Drum Solo, Raging Fire, The Brotherhood, Draw The Line, Whirlwind, Tortuga Bay, Branded And Exiled, Raise Your Fist. Zugaben: Conquistadores, Under Jolly Roger
HEAVEN AND HELL
Tony Iommi, Geezer Butler, Vincent Appice und Ronnie James Dio. So lautet das legendäre Lineup, welches leider nicht unter dem Namen BLACK SABBATH auftreten darf. Egal. Bei schmuddeligem Wetter (Regen und Kälte) lieferten sie uns eine Blaupause von einem perfekten Konzert ab. Da es keinen Wind gab (und vermutlich auch wegen anderer Mixer im Turm) hatten sie einen glasglaren Sound, welcher donnernd und ziemlich laut sämtliche Ohren freipustete. Zudem gab es natürlich eine Jahrhundert-Setlist (siehe unten), zu der es nichts mehr zu sagen gibt. Die älteren Herren auf der Bühne zeigten sämtlichen Nachwuchs-Bands auf diesem Festival wie so ein richtig tolles Konzert auszusehen hat: wuchtige Bühnenshow, dazu mit einem zügigem Stage-Acting. Und Ronnie sang wie in besten Zeiten, machte keine Fehler. Kein Zweifel: er trägt seinen Namen nicht zu unrecht.
Setlist: E5150, The Mob Rules, Children Of The Sea, I, Bible Black, Time Machine, Fear, Falling Off The Edge Of The World, Follow The Tears, Die Young, Heaven And Hell. Zugaben: Country Girl, Neon Knights
Freitag
UFO. Eine Band wie aus einer anderen Zeit. Mit bestem Sound (für die frühe Uhrzeit), agierten sie äußerst souverän und lieferten eine sehr guten Bühnenshow ab. Die bekanntesten Songs ihrer Setlist: "Rock Bottom" und "Lights Out" natürlich. Warum ihr größter Hit "Doctor, Doctor" fehlte, wissen vermutlich nur sie.
Was GAMMA RAY zu so früher Stunde bereits auf den Brettern zu suchen haben? Keine Ahnung. Nicht genügend Kohle seitens der Plattenfirma rübergewachsen. Anders lässt sich es nicht erklären, dass diese Headliner-verdächtige Band bereits bei hellstem Sonnenlicht und noch vor Kapellen wie TRISTANIA, NEVERMORE, AIRBORNE, ... ach egal. Das einzige Manko von GAMMA RAY ist und bleibt, dass der Kai leider wenig Kontakt mit dem Publikum pflegt und kein großer Entertainer ist. Das ist aber doch völlig nebensächlich, wenn man gar nicht weiß welchen der großen Klassiker man überhaupt zuerst spielen soll. So fallen viele Lieder weg, die man gerne gehört hätte. Von den alten HELLOWEEN-Stücken haben es noch "Ride The Sky" gleich am Anfang als Zwischenstück von "Heavy Metal Universe" geschafft, sowie als Rausschmeißer "Future World" und "I Want Out", welche nahtlos ineiander übergehen. Ansonsten gibt es bei akzeptablem Sound einen Querschnitt durch die Karriere, eine Band der der Freude stets ins Gesicht geschrieben steht und ein Publiko, dass diese Jungs völlig zurecht gnadenlos abfeiert. Wie immer, eigentlich.
Setlist:, Heavy Metal Universe / Ride The Sky / Heavy Metal Universe, New World Order, Rebellion In Dreamland, Man On A Mission, Into The Storm, Heaven Can Wait, To The Metal, Future World / I Want Out Somewhere Out In Space. Zugabe: Send Me A Sign
Die Gothic-Metaller TRISTANIA waren gegen Ende der 90er und Anfang des neuen Jahrtausends mal richtig "in" - mit richtig guten Alben. Seitdem geht es langsam, aber stets bergab. Das merkte man auch bei diesem Auftritt, welcher absolut leblos war und kaum zu überzeugen wußte. Kurzum: gepflegte Langeweile.
Die Riff-Metaller aus den USA, genannt NEVERMORE, fanden nur schwer ins Spiel, kamen anfangs kaum ausm Pott, mühten sich redlich. Doch mit jedem Song wurden sie besser. Ob es an der Tageszeig lag oder am ausgiebigem Feiern, wollten wir da gar nicht erst wissen. Sound viel zu laut und zu verwaschen, Band noch nicht ganz wach. Songmaterial über jedem Zweifel erhaben.
Die australischen Newcomer AIRBOURNE rockten mit verdächtig naher AC/DC-Bandbreite durch ihre Stücke (Alben: bisher nur eines) und gaben dabei eine ganz schlechte Figur ab. Obwohl die Jungens wie ein Wirbelwind auf der Bühne herumsprangen (vor Freude auch ab und an in den Fotograben), verpassten sie mehrfach ihre Einsätze, begannen ab und an mal dann wieder von vorne, Frontmann Joel O'Keeffe ist ein ganz schlechter Ersatz für jeden AC/DC-Sänger und überhaupt... diese Band wurde zwar in den letzten Monaten von allen uns bekannten "Szene-Magazinen" gehypt ohne Ende, am Ende sind sie nur heiße Luft. Was für richtig fette und armseelige Poser HAMMERFALL doch sind, stellte bereits eine sehr lustige Ansage der Band klar: "bitte keine Wall of Death, Wacken soll ein friedliches Festival bleiben". Was für Trolle! Und vorallem: wer bitte will denn ausgerechnet bei HAMMERFALL überhaupt eine Wall of Death machen? Doch keine alte Sau! Das hieße ja, dass diese Pop-Band harte Musik macht. Sind Stücke wie "Renegade", "Any Means Necessary" oder "Let The Hammer Fall" etwa Metal? Nein? Richtig! Auf der Poserskala von 1 bis 10 rangieren HAMMERFALL auf Platz 2, direkt hinter MANOWAR. Zum Auftritt: ordentlicher Sound (je nachdem wo man gerade stand, Bühnen-Performance ok, Ansagen für den Kanal. Songmaterial auch.
DRAGONFORCE. Das ist in erster Linie: zwei Gitarristen spielen so schnell wie ein ICE fährt, dazu gibt es melodische Songs - genauso schnell. Und eine massige Anwesenheit von Energie. Scheinbar ist die gesamte Band hyperaktiv. Alles ist schnell, schnell und schnell. Zum Glück bei einigermaßen guter Abmischung. Was macht das Songmaterial? Tja, also... es ist schnell.
WHIPLASH, US-Thrasher der ersten Stunde, spielten die Wet Stage in Grund und Boden. Knallten bei sehr gut abgemischtem Sound richtig in den Arsch und waren sehr erfreut und motiviert, auf dem größten Heavy Metal-Festival der Welt spielen zu dürfen. Das mögen wir. Sie scherten sich um nichts und machten einfach nur Party. Obwohl der größte Teil des Publikums die Band kaum kannte, verwandelte sich die Wet Stage nach dem dritten Song in einen Moshpit erster Klasse. Leider kann mir immer noch niemand zwei grundlegende Dinge erklären: warum ist es im Zelt (das natürlich genau deshalb auch Wet Stage heißt) immer naß (überall Wasserlachen) und warum leitet man den Urin des direkt angrenzenden Urinals eigentlich direkt vor den Eingang des Zeltes statt in die andere Richtung? Ekelhaft. Und zwar jedes Jahr!
Band-Chef Lemmy sah nicht gut aus an diesem Abend. Alt, müde und uninspiriert ließ er sich nur zur Ansage von Songtiteln hinreißen. Ansonsten spielten MOTÖRHEAD ein Standardprogramm mit etwas zu wenigen alten Klassikern, dafür mit interessanten, nicht sehr oft gehörten Stücken. Am agilsten agierte noch Gitarrist Phil Campbell, der an diesem Abend zeitweise als Animateur auftreten durfte. Am einprägsamsten blieb dieser Auftritt vorallem wegen seiner unvorstellbaren Lautstärke in Erinnerung. Wir flüchteten vom Gelände, doch egal wie weit man weg lief, es half nichts. Vermutlich konnte man auch noch in einigen Hamburger Vororten bei Zimmerlautstärke mitsingen.
Setlist:, Iron Fist, Stay Clean, Be My Baby, Rock Out, Metropolis, Over The Top, One Night Stand, The Thousand Names Of God, Another Perfect Day, In The Name Of Tragedy, Just 'cos You Got The Power, Going To Brazil, Killed By Death. Zugaben: Ace Of Spades, Overkill
2003 hatten sie Wacken als mit Abstand beste Band dominiert. 2009 das Gegenteil: unheimlich voll ist es, als IN FLAMES die Bühnen entern - um auf ganzer Linie zu enttäuschen. Ein völlig uninspirierter Auftritt ohne großes Stageacting, ein viel zu leiser Sound wie bei SLAYER damals in Wacken und eine Setlist fast ohne Hits, denn es wurden fast nur Stücke der letzten drei Alben gespielt. Und die braucht man nicht wirklich, bei einem derartig großen Fundus an Sahnestücken im Backkatalog. Sehr, sehr schade. Einzig überzeugend: der grandiose Pyro-Einsatz, bei dem es nicht nur auf, sondern auch neben und über der Bühne krachte und brannte.
Bei DORO hätten IN FLAMES mal vorher fragen sollen wie das geht. Na das mit einer grandiosen Show. Eine Ritterburg auf der Bühne, massiver Pyro-Einsatz, powervolle Ansagen, super Stimmung und die Musiker flitzten wie ein Bienenstock über die Bühne. Doro hatte einen ihrer besten Tage erwischt und das Publiukum danke es ihr mit fleißigem Mitklatschen und -singen. Auch der Sound war klar und hatte - im Gegensatz zu MOTÖRHEAD und IN FLAMES - das richtige Maß an Lautstärke. Bei der Setlist gab es nichts zu bemängeln, schließlich fährt Doro immer noch mit der WARLOCK-Jubiläumsshow um die Welt und präsentierte somit ausschließlich Hits.
Setlist:, Für Immer, I Rule The Ruins, Burning The Witches, True As Steel, The Night Of The Warlock, Fight, Above The Ashes, Burn It Up, Celebrate, Breaking The Law, All We Are,
Beendet wurde der Freitag von AMON AMARTH, die einem Trend folgten und ein Wikingerschiff auf die Bühne hievten. Der Sound war leider viel zu leise, aber auch undifferenziert und komplett falsch ausgepegelt. Das tat der Stimmung jedoch keinen Abbruch. Die Band überzeugte durch eine gute Bühnen-Performance, war sehr gut aufgelegt und fing das Publikum auch Nachts um 3h noch für sich ein.
Samstag
Sechs Jahre waren die Wiking-Metaller EINHERJER verschwunden. Ihr Comeback starteten sie in Wacken. Es war relativ früh - und entsprechend relativ leer. Was der Stimmung keinen Abbruch tat. Einige Sahnestücke komponierten sie in der Vergangenheit - und diese gab es auch zu hören. Warum es die Jungs damals nicht schafften (im Großen und Ganzen waren ihre Alben nicht mehr als Durchschnitt), blieb zumindest an diesem Tage unklar, zu gut war das gespielte Songmaterial. Man merkte der Band allerdings die lange Abwesenheit an: nicht alles war wirklich stimmig. Dazu kam ein übersteuerter Sound vom Mischpult. Ob EINHERJER damit neue Freunde gewonnen haben? Lässt sich nicht eindeutig beantworten. Aber gut, dass sie zurück sind.
Auch RAGE feierten Jubiläum: ihr 25-jähriges! Warum diese Feier so früh stattfinden musste, wissen nur die Veranstalter. Feine Gäste kamen zur Unterstützung, so z.B. Eric Fish, Schmier von DESTRUCTION oder die blinde Gardine Hansi Kürsch. Der Mixer hatte vermutlich noch etwas Restalkohol, doch wurde ein Teil des Sounds auch etwas vom Winde verweht, so dass man schon direkt und nahe vor der Bühne stehen musste um den Auftritt genießen zu können. Die Jungs waren sehr gut aufgelegt und die Gäste sorgten für massive Abwechslung. Ein guter Auftritt, nur das Songmaterial war nicht wirklich gut ausgewählt. Achja: und dieses ultraschlechte "Gib Dich nie auf" bitte künftig komplett streichen. Danke.
Setlist:, Carved In Stone, Higher Than The Sky, Set The World On Fire (mit Hansi Kürsch), All I Want (mit Hansi Kürsch), Invisible Horizons (mit Hansi Kürsch), Lord Of The Flies, From The Cradle To The Grave, Prayers Of Steel (mit Schmier), Suicide, Down (mit Schmier), Gib Dich nie auf (mit Eric Fish), Soundchaser
Ein großer CATHEDRAL war ich noch nie. Die zeitgleich auftretenden KAMPFAR sollten keine Alternative darstellen - sie mussten kurzfristig absagen. Ersetzt durch ONKEL TOM zog ich es dann doch lieber vor den Doomstern zuzuhören und kann zumindest sagen: die langsame Musik ging auch an der Band nicht vorbei: behäbig spielten sie vor sich hin, überzeugen konnten sie aber bestimmt auch ihre Fans nicht unbedingt.
Ja so muss das sein. Die U.S.-Thrasher von TESTAMENT hatten live einen wuchtig-fetten und glasglaren Sound (eigenen Tontechniker im Turm, oder was?) - die Hölle. So gings natürlich vor der Bühne richtig ab. Natürlich auch im Moshpit. So zünden alte Klassiker wie "Over The Wall" erstklassig. Schade, dass nur wenige andere Bands derartig guten Sound hatten.
Irgendwas mit "-core" im Namen ist mein Musikstil nicht. HEAVEN SHALL BURN heizten ordentlich zu einem guten Sound. Dass die Band noch großes vor hat, merkte man an der Zuschauerzahl: es waren Headliner-verdächtig viele Fans vor der Bühne, was übrigens auch die Band überraschte, die Anfangs sehr nervös war. So gab es einige Spielfehler und auch die Ansagen wurden verbaumelt. Nach drei, vier Stücken kam die Band so richtig in Fahrt, wie auch das Mob vor ihnen. Dann musste ich gehen. Zuviel Lärm.
Mein Weg führte mich zu den zeitgleich zu HEAVEN SHALL BURN spielenden BORKNAGAR, welche uneingeschränkt zu überzeugen wußten. Ein wirklich schlechter Spielplan, warum ließ man die nicht auftreten, während auf den Großen Bühnen eine andere Stilrichtung wie True Metal gespielt wird? So waren nur ein paar hundert Leute vor der Bühne. Guter Sound, nur das Keyboard hat man nicht gehört. Gute Show, agile Performance. BORKNAGAR hätten sich deutlich mehr Zuschauer verdient gehabt.
AXEL RUDI PELL war da mit seinem Melodic-Metal, nach ziemlich viel Lärm am Stück, eine willkommene stilistische Abwechslung. Mit gutem Sound und überzeugendem Stage-Acting entschied man sich aufgrund der kurzen Spielzeit für zwei Medleys (siehe Setlist). Wieso man dann ein ewig langes Drumsolo einlegen musste? Niemand wußte es.
Setlist: Tear Down The Walls, Strong As A Rock, Masquerade Ball / Casbah / Tales Of The Crown / Casbah / Drum Solo, Rock The Nation, Mystica, Fool Fool / Eternal Prisoner
Wir hörten und sahen die Rock'n'Roller VOLBEAT zuerst auf dem Rückweg vom Wikingerdorf. Hier hatte man eine schöne Übersicht über das gesamte Gelände bis zur Bühne. Beeindruckend sah das dann schon aus, denn VOLBEAT hatten nicht weniger Zuschauer als die ganzen Headliner. Und so war es von Bühne bis Ausgang massivst voll. Die Band zeigte sich ob der Menge schon sehr überrascht und etwas ehrfürchtig, spielte aber ein fehlerfrei routiniertes Konzert mit glasglarem Sound. Die Fans hatten es nicht leicht, denn über ihren Köpfen entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit eine Crowdsurfing-Autobahn wie bei keiner anderen Band zuvor und danach. Die groß aufgebaute Lightshow kam leider nicht voll zur Geltung - es war noch zu hell.
Die Neo-Thrasher MACHINE HEAD machen Lärm. Zuviel Lärm für uns, so dass es nur keinen kurzen Eindruck gibt: geile Bühnenshow mit Videoclips, sehr guter Sound. Viel Lärm.
Da schauten wir lieber zur Party Stage rüber, denn da spielten ENSLAVED. Und die waren heute so gut drauf, dass Frontmann Grutle ständig Witze über Wikinger erzählte. Bei bestem Sound lief im Hintergrund ein Video, welches schon als sehr psychedelisch zu bezeichnen war und auch sehr gut zu den frühen PINK FLOYD gepasst hätte. Von "Eld" über "Ruun" bis "Isa" gibt es ein sauberes Best-Of-Programm zu bewundern. Und natürlich auch Stücke ihres neuen Meisterwerkes "Vertebrae".
20 Jahre Wacken, 30 Jahre SAXON. Zum Jubiläum durften die Fans im Vorfeld übers Internet abstimmen, welche Stücke gespielt werden. Natürlich kam dabei eine Jahrhundert-Setlist dabei heraus, welche sich aber von den vergangenen Konzerten nur unwesentlich unterscheidet. Warum auch? SAXON wissen längst selbst, welche Songs die Fans auf Festivals hören wollen. Nur die ersten Stücke dieser gigantisch langen Liste von 22 gespielten sind neueren Datums, danach darf nur noch "Live To Rock" als Opener der Zugabe ran. Der Rest - ein Fest: obwohl Biff es auch diesmal nicht lassen konnte doofe Fragen wie "schneller oder langsamer Song" ans Publikum stellte, obwohl er kaum andere Formen des Dialogs mit dem Publikum hatte - die Musik ist über alle Zweifel erhaben. Gigantische Bühnenshow mit fast etwas zuviel Pyro.
Setlist:, Battalions Of Steel, Let Me Feel Your Power, Lionheart, Strong Arm Of The Law, Killing Ground, Metalhead, Wheels Of Steel, Unleash The Beast, Dogs Of War, Rock'n'Roll Gypsy, Rock The Nations, Motorcycle Man, Forever Free, Solid Ball Of Rock, Crusader, Power And The Glory, Princess Of The Night, Heavy Metal Thunder. Zugaben: Live To Rock, 747 (Strangers In The Night), Stallions Of The Highway, Denim And Leather
Organisation
Sehr beeindruckt waren wir von der Optimierung der Anfahrtswege. Sowohl für die normalen Festival-Besucher als auch für die Presse. Alles ging wesentlich zügiger als in den Vorjahren. Sehr überzeugend heuer war auch das Wikingerdorf mit allerlei Köstlichkeiten, die man nicht alle Tage bekommt. Auf der dort anwesenden kleinen Bühne treten gehäuft Mittelalter-Bands auf. Allerdings war keine dabei, deren Namen man sich merken musste.Die Fans werden leider nicht intelligenter und stapeln sich weiterhin auf Bühnenbreite vor der jeweils aktiven Bühne bis zum jeweiligen Eingang zurück, während man ein paar Meter weiter rechts und links teilweise bis fast vor zur Bühne laufen kann.
Fazit
Sehr erstaunlich. Das 19. Wacken Open Air mit IRON MAIDEN. Das 20 jährige Jubiläum ganz ohne die wirklich großen Namen. Niemand war böse, es war trotzdem ausverkauft, überall gute Stimmung, eine nochmals deutlich optimierte Organisation (vorallem diesmal bei der Anfahrt). Obwohl sich die Organisatoren zwar wie üblich freuen, aber wie üblich auch nie ausruhen dürfen, gelang es wiedermal etwas ganz Großes aufzuziehen. Und so langsam wird auch den letzten klar: es ist zwar nicht wirklich ganz egal, wer in Wacken spielt oder nicht spielt, aber selbst beim größten Jubiläum ist das Wort "Wacken" der große Anziehungspunkt. Sehr beeindruckend.
So bleibt zum Abschluß nicht mehr viel zu sagen außer:
- see you next year, rain or shine - in Wacken
Wie seit ewigen Zeiten üblich, ging auch heuer die Reise wieder ins lustige Balingen. Ziemlich vieles war heuer anders: nur noch "Club-Mitglieder", Presse und Crew durfte in der Nähe des Festivals zelten und parken. Die anderen Besucher wurden auf eine riesige neue Campingfläche ausgelagert, welche bereits letztes Jahr zur Verfügung stand. Da gab es allerdings noch Alternativen. Grund war auch mit, dass einige Flächen heuer gar nicht mehr zur Verfügung standen. Da dieses "Metalcamp" allerdings 25-30 Minuten Fußweg erforderte, fuhren Shuttlebusse.
Freitag
Los gings am Freitag mit einer traurigen Nachricht, welche so langsam ihre Runden drehte: Michael Jackson, der King of Pop, ist tot.
Eröffnet wurde das Festival schließlich mit HATSTIK, welche mit gar fürchtlich schlechter Hüpfhüpf-Crossover-Mucke mit kuriosen Thrash- und Death-Einflüssen derart nervten, dass es so manchem die Zehennägel hochrollte. Au weia!
Danach traten die Piraten-Metaller ALESTORM auf die Bühne, welche quasi gerade dabei sind so richtig durchzustarten. Natürlich nur, wenn sie in der Lage sind ihren Status mit künftigen Veröffentlichungen zu untermauern. Doch nicht nur das ist dazu nötig: die hymnenhaften Songs benötigen einen entsprechend drückenden Sound. Fehlanzeige! Bei gradiosen Mitsing-Brechern wie "Keelhauled", "Captain Morgan's Revenge" oder "Over The Sea" waren die Gitarren nur zu erahnen, die Band stand auf der Bühne so statisch herum, als stünden sie auf einem Magneten. Bühnenshow, Piraten-Outfit - nicht anwesend. Frontmann Christopher Bowes sang wenigstens sehr ordentlich, seine plumpen Ansagen allerdings hinterließen den Eindruck, dass die Band noch sehr viele Baustellen hat - zumindest live.
Mit KISSIN' DYNAMITE trat nach HATSTIK eine weitere Lokal-Band auf. Die jedoch genau das Gegenteil darstellte: unglaubliche Power, ordentlicher Sound, klasse Performance. Der AC/DC-auf-Melodic beeinflusste Stil ihres Debüts "Steel Of Swabia" hat zumindest teilweise die nötige Eigenständigkeit. KISSIN' DYNAMITE sind verdammt jung, stellten an jenem Tag die wesentlich bekannteres ALESTORM aber gnadenlos in den Schatten. Der war bei reichlich Sonnenschein an diesem Tag übrigens rar. Achja: zwei neue Tracks,"Iron Fist" und "Addicted To Metal", vom kommenden zweiten Album gabs auch noch. Daumen hoch!
ROSS THE BOSS, nach langjähriger Abwesenheit ist der kultige ex-MANOWAR-Gitarrist wieder unterwegs. Nach Auftritten beim "Keep It True"-Festival (sehr gut) und "Magic Circle Fest" (grade noch ok), hatte der Boss auf dem Bang Your Head sein neues Soloalbum "New Metal Leader" im Gepäck. Was soll man sagen? Die Stücke sind größtenteils ziemlich lahmarschig, ein Album welches zu kaufen leider nicht lohnt. Melodic-Metal aus der mittleren Schublade quasi. Weit besser kamen da schon die alten MANOWAR-Tracks "Gloves Of Metal", "Thor (The Powerhead)", "Death Tone" und "Hail And Kill", bei denen Ross den Saiten ordentlich einheizte. Das Publikum sahs auch so, die größte Stimmung kam bei diesen Stücken auf, während beim Solomaterial hauptsächlich "netter" Beifall ertönte. Wie lange der Boss mit aufgewärmten Brötchen und halbgarem Solomaterial auf den Bühnen der Welt durchhalten wird, lässt sich derzeit schwer sagen. Von Sänger Patrick Fuchs indes wird man garantiert noch so einiges hören. Wetten?
Die Prog-Veteranen VOIVOD spielten - und das Publikum litt. Matschiger Sound, die Gitarren fielen zeitweise ganz aus, die Drums generell zu dünn. Die Band selbst versuchte das beste daraus zu machen, schaffte es aber nicht wirklich einen kompakten Eindruck zu hinterlassen. Das Stage-Acting war zwar sehr agil, das Zusammenspiel aber nicht immer im Takt. Die Setlist war hingegen mit einer gut bestückten Mischung aus allen Bereichen der Bandgeschichte "Voivod", "Tribal Convictions", "The Unknown Knows", am Ende gabs mit mittlerweile besserem Sound noch das PINK FLOYD-Cover "Astronomy Domine" zu hören. Seine Lieblingsband hört man immer wieder gerne.
So langsam machen sich bei mir Ermüdungserscheinungen bereit: jedes mal wenn ich PRIMORDIAL sehe, spielen sie genial, tight und verdammt überzeugend auf. Und jedes mal wird der Sound ihren Stücken nicht gerecht, denn diese benötigen eine entsprechend gute Abmischung um live zu funktionieren. Und jedes mal ist es Nachmittag und die Sonne strahlt bei heißestem Wetter darnieder. Dass die Düsterrocker damit auf einem überwiegend von True Metal-Fans besuchten Festival kaum neue Anhänger gewinnen können, scheint da auf der Hand zu liegen. An der Band selbst und am Songmaterial liegt das nicht.
Auch in Balingen zauberten die Jungens um Frontmann Alan Nemtheanga wieder wunderschönste, epische Melodien in den Himmel, welche zum Verweilen einluden. Leider nahm sich ein größerer Teils des Publikums eine Pause und überbrückte die Zeit zwischen ROSS THE BOSS und SODOM auf weit entfernten Campingplätzen mit Grillen, Trinken und Nickerchen halten. Schade, schade. Was mich betrifft: ich werde mir PRIMORDIAL künftig nur noch in sehr dunklen Clubs ansehen.
Tom Engelrippchen ist wieder da. Mit SODOM im Gepäck! Und wie üblich mit bester Stimmung. Los gings mit "Napalm In The Morning", hernach folgte ein grandioses Best-Of-Programm mit Thrash-Nackenbrechern der Marke "The Saw Is The Law", "Outbreak Of Evil", "Bombenhagel", "Agent Orange" oder "Die stumme Ursel". Warum Onkel Tom ausgerechnet "Axis Of Evil" dem verstorbenen Michael Jackson widmete, entschloss sich mir nicht wirklich. Der Mischer hatte wohl ein paar zuviel gemixte und drehte sämtliche Regler genau dorthin, wo sie garantiert an der falschen Stelle standen. Denn einige Stücke waren Anfangs nur nach längerem Zuhören zu erkennen. Zum Glück war das den meisten der relativ wenigen Zuschauer sichtlich egal, sie feiertern den Ruhrpott-Metallpanzer nach Strich und Faden ab, die drei Jungens auf der Bühne dankten es ihnen mit sichtlich viel Spaß und einer gehörigen Portion Bühnenauslastung in alle Richtungen.
Wie es LITA FORD auf's Billing schaffte war uns ein ziemliches Rätsel. Zwar hat sie mit einigen sehr schönen Songs ihren festen Platz in der Hardrock- und Heavy Metal-Historie, aber irgendwem hätte doch irgendwann auffallen müssen, dass diese Band aktuell nicht wirklich in der Lage ist aufzutreten. Die gute Frau sieht aus wie 80, das Gesicht wird gerade noch so von Falten und Tonnen an Make-Up zusammengehalten. Weder Lita noch die Instrumentalfraktion trafen irgendwann eine richtige Note - und sollte es tatsächlich passiert sein, dann war es aus Versehen, aus Zufall oder sonstwas. Dazu kam noch, dass ihr ständig die Hose herunterrutschte, weil die richtige Größe bei KIK scheinbar gerade ausverkauft war. Ein unterirdischer Auftritt ihres Mannes, welcher dann auch noch einen Song ins Mikro plärren durfte und sinnloses Gelaber zwang auch den letzten ex-Fan dieser Frau an den nächsten Bierstand.
Den ganzen Tag schon hörte man an allen Ecken und Enden Diskussionen um die angekündigte ACCEPT-Reunion ohne U.D.O. Dirkschneider. Die Antwort darauf gab Udo rein musikalisch und ohne ein Wort darüber zu verlieren: ohne große Bühnenshow, ohne Pyros oder Videoleinwände stiegen die Jungs mit "Metal Heart" ein und rockten sich quer durch das Beste der gesamten ACCEPT- und U.D.O.-Geschichte. Ob "Midnight Highway", "Man And Machine", "Balls To The Wall", "Holy", "Living For Tonite", "I'm A Rebel" oder "Princess Of The Dawn" - tausende Kehlen sangen als ob es kein morgen gäbe und feierten echten Stahl aus Solingen. Auf der Bühne und vor der Bühne herrschte der totale Alarm und am Ende wissen alle: ACCEPT ohne Udo - das kann nichts werden. Denn wer soll diese Performance denn genauso überzeugend herüberbringen wie das Original? Das geht nicht.
Ganz schön mutig von den Veranstaltern, auf einem eher truen Festival und ausgerechnet nach U.D.O. die AOR-Superstars JOURNEY auftreten zu lassen, welche in Europa mittlerweile völlig zu unrecht kaum noch bekannt ist. Kaum noch bekannt war sie auch einem erschreckend hohen Anteil der anwesenden Fans. Zumindest Anfangs. Im Laufe der Gigs jedoch kamen immer mehr zur Erkenntnis, dass man mit Radiohits wie "Wheel In The Sky", "Don't Stop Believin'", "Anyway You Want It" und und und doch tatsächlich aufgewachsen ist und lediglich die Band-Zuordnung nicht mehr bekannt war. Die Altherren-Rige um den relativ neuen Frontmann Arnel Pineda gab sich zu keiner Sekunde die Blöße, rockte wie sau eine Hymne nach der anderen herunter, hatte einen hervorragenden Sound (warum geht das denn wieder nur bei den Headlinern, hä?) und ein Publikum, das Anfangs etwas zurückhaltend, aber später von Minute zu Minuten begeisterter wurde und der Band immer mehr Applaus zollte. Der grandiosen Songauswahl war es zu verdanken, dass zum Glück die meisen U.D.O.-Besucher blieben, die zu Beginn noch relativ skeptisch dreinschauten. Am Ende des Gigs gab es zwar am monumentalen Auftritt der Vorband nichts zu rütteln, aber ich bin mir sicher, dass JOURNEY an diesem Abend eine Menge Fans hinzugewonnen haben. Und so mancher Altfan wird nach dem Festival aus seinem Regal das ein oder andere Album herausziehen, auflegen und sich auf eine Zeitreise begeben.
Samstag
CLOVEN HOOF wurden bereits beim NWoBHM-Special auf dem diesjährigen Keep It True abgefeiert. Auf dem Bang Your Head hatten sie erstmal Pech: aus der Hitze des Vortags war irgendwann Nachts ein andauernder Starkregen geworden, welcher sich zum Samstagsauftakt gegen 10 Uhr noch keine Gedanken machte auch jemals wieder aufhören zu wollen. Sehr schade für CLOVEN HOOF, welche deshalb vor nicht mehr als ca. 250 oder 300 Fans spielen mussten. Das sind doch alles Weicheier, diese ganzen Heavy Metal-Fans! Tipp: bereits ein drei Euro Regenponcho hilft! Doch die harten Kerle auf der Bühne namens mit Humor und gaben trotzdem alles. In ihrer Liga ist man es gewohnt in kleinen Hallen mit derartigen Zuschauerzahlen zu spielen, wozu also darüber großartig aufregen. Den harten Kerlen VOR der Bühne kann dies nur recht sein. Sie sehen quirllig-aufgedrehte Altmetaller, welche sichtlich Spaß haben und bereits zu früher Stunde abgehen und feiern. Als Überraschungsgast enterte auch noch Kalli von der NWoBHM-Coverband ROXXCALIBUR die Bretter und veredelte "Gates Of Gehenna". Geil!
Es regnete und regnete. Und auch wir waren bei LÄÄZ ROCKIT mittlerweile ins Trockene geflüchtet. Ein "hail" and die Veranstalter, welche es im VIP-Bereich erstmals ermöglicht hatten, dass die Presse auf bühnenhöhe das Geschehen aus der Ferne beobachten konnte. Denn im strömenden Regen kann man sich kaum digitale Notizen machen. Auch die U.S.-Metaller um Sänger und Mitbegründer Michael Coons mussten so vor einer sehr übersichtlichen Meute auftreten. Und auch ihnen wars egal: die nutzten die Bühne auf ganzer Breite aus, boten eine Aggressivität wie sie zigtausend namenlose Nullnummern-Newcomer nicht in tausend Jahren aufbringen werden und schöpften auf einem Fundus an Klassikern. Mit zunehmender Spieldauer trafen dann auch immer mehr Leute ein, denen wohl inzwischen der Regen sehr laut ans Zelt geklopft hatte. Na geht doch.
POWERWOLF, wie ALESTORM Senkrechtstarter im (noch) Underground, bereits in den vergangenen Jahren in den Wacken- und Summer Breeze-Zelten abgefeiert, stehen endlich auf den richtig großen Bühnen der Welt. Wenn auch Mittags in strömendem Regen. Aller Anfang ist schwer. Die Bombastmetaller geben mit ihrer Sakralmusik und ihren teilweise sehr lustigen und überdrehten Texten wie immer mächtig Gas, umschiffen dabei oft gekonnte die Grenze zum Kitsch mit schweren Portionen an Selbstironie und haben stets ein Augenzwinkern in ihrem Tun. Wie üblich segnet dabei Attila Dorn, seines Zeichens mit rumänischem Akzent (so nah wie das Saarland an Frankreich liegt, kann das schonmal vorkommen *g*) zwischen Priester und Vampir schwebend, das gesamte Publikum und zieht mit seinen kultverdächtigen Ansagen das Publikum wie üblich bereits nach wenigen Sätzen auf seine Seite. POWERWOLF musizieren wie immer live sehr souverän. Ich hoffe ALESTORM haben zugesehen.
Die Kalifornier DRIVER wollte ich schon seit ewigen Zeiten mal sehen. Dass dies ausgerechnet bei Dauerregen der Fall sein würde kann da nur als ein makaberer Scherz der Geschichte gewertet werden. "Petrus, Son Of A Bitch" wäre sicherlich ein noch geilerer Songtitel für ACCEPT gewesen. Wie auch immer. Goldkehlchen Rob Rock am Mikro, Roy Z. an der Gitarre bürgen zumindest für musikalische Qualität. Doch wie stehts um das Songmaterial? 50:50 in etwa. Die "Projekt: Driver"-Stücke sind durch die Bank Klassiker, während das restliche Material, bestehend aus etlichen Solostücken und dem neuen Studioalbum "Sons Of Thunder" im songwriterischen Niemandsland des ewigen Durchschnitts herumtümpeln. Das Stageacting geht ok, Ansagen und Stimmungsmache waren eher Mangelware. So bleibt unterm Strich leider ein etwas enttäuschender Gig.
Auch WARRIOR sieht man in hießigen Breitengraden eher selten. Warum, wurde bei diesem Auftritt sehr schnell deutlich. Doch erstmal wieder zum Wetter: fast pünktlich zum Spielbeginn blinzelten die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolken und flugs wuchs die Mengenmenge vor der Bühne deutlich an. Das änderte allerdings nichts an der Tatsache, dass man leider nur sehr halbgares Songmaterial hat - und zwar auf jedem Album! Nur einen Song-Klassiker hat die Band im Gepäck: "Fighting For The Earth". Das wars aber auch schon. Als das Stück gegen Ende erklang, waren alle froh. Zum einen weil man die langweiligen Stücke nicht mehr hören musste und zum anderen, weil man mit "Fighting For The Earth" doch noch einen versöhnlichen Abschluß gefunden hatte.
PINK CREAM 69 vertraten kurzfristig TESLA, geboten wurde mit allseits bekannten Hardrock-Songs der gehobenen Klasse ein sehr kurzweiliges Set, welches sich, angefangen von der Andi Deris-Phase bis zum aktuellen Album, quer durch die gesamte Schaffensperiode zog. Eine Party-Band, die für Abwechslung sorgt und mit allerlei Singalongs und Chören die Stimmung hebt. Das langsam besser werdende Wetter trug dazu bei, dass es vor der Bühne jetzt erstmals deutlich voller wurde. Guter Auftritt!
Knüppel aus dem Sack: mit EXODUS kam nun die härteste Band des Tages um mächtig einzuheizen. Und damit daran erst gar keine Zweifel aufkamen, ging es los mit "Bonded By Blood". Der Bay-Area Vierer knallte kompakt, intensiv und druckvoll. Die Gitarren-Duelle der Herren Altus und Holt waren allererste Sahne und das Best-Of-Programm prügelte uns durch drei Jahrzehnte Thrash-Geschichte. Auch Dukes, der Mann am Mikro, hatte einen seiner besten Tage erwischt und das Publikum antwortete darauf mit überschäumendem Beifall und über den Köpfen schwebenden Armen und Beinen, die sich Richtung Bühne vortrugen ließen.
Im Vorfeld gab es Gerüchte ob Y&T denn überhaupt auftreten würden. Grund: Drummer Mike Vanderhule hatte sich ein Handgelenk gebrochen. Der machte aber einfach einen auf DEF LEPPARD und trommelte einarmig. Das ist doch mal eine Einstellung! Respekt! Stilistisch im Vergleich zu EXODUS eher ruhig, ließen die Jungens auf der Bühne erstaundlich viel Platz neben sich und hielten sich ziemlich zurück. Das tat der guten Stimmung jedoch keinen Abbruch, denn wer Hits wie "Open Fire", "Dirty Girl", "Black Tiger", "Rescue Me", "I Believe In You" oder "Mean Streak" im Gepäck hat, braucht sich um entsprechenden Support keine Sorgen machen.
Mal sind die gut, mal sind sie schlecht. Manchmal sagen sie ihre Gigs auch einfach kurzfristig ab. An diesem Abend war alles gut: W.A.S.P. in bester Form mit einem auch stimmlich überragenden Blackie gab's Klassiker ohne Ende auf die Glocke ("On Your Knees", "The Idol", "I Wanna Be Somebody", "L.O.V.E. Machine"). Neueres Material blieb glücklicherweise die Ausnahme ("Take Me Up"). Fragt sich nur, wozu man bei Festivals Chöre vom Band braucht? Dafür ist doch das Publikum da, Herr Lawless! Die Herren boten eine massive Bühen-Performance und wurden abgefeiert wie vor ihnen eigentlich nur U.D.O. und EXODUS. Geil und ein hervorragender Aufwärmer für die nachfolgenden Jungs aus Krefeld.
BLIND GUARDIAN. Gruselschock gleich zu Beginn: Hansi mit kurzen Haaren. Ohje! Zum Glück hatte das auf die Musik aber keine Auswirkung. Hansi kann immer noch keine guten Ansagen machen, kann immer noch nicht das Publikum mit in die Show einbinden, dem wars egal. Es feierte die Band auch so, ist man ja auch nicht anders gewohnt. Dieses mal gabs nach langer Zeit mal wieder eine deutliche Setlist-Umstellung, man überraschte mit "Time Stands Still (At The Iron Hill)" und brachte auch seltener gespielte Stücke ("Blood Tears", "Vahalla"). Mit "Sacred" gab es einen neuen Song, welcher allerdings zum gleichnamigen Computerspiel gehört. Ob er auf dem nächsten Album sein wird, ist noch nicht bekannt. Die Bühnenshow war klasse, das Stageacting auch, Hansi lag wie üblich etliche male einige Oktaven falsch und ein paar Verspieler waren auch für den ein oder anderen Schmunzler gut. Warum aber auch der Headliner mit derartig üblen Sound-Problemen zu kämpfen hat, blieb ein Rätsel des Mixers. Auch als es bei "Valhalla" zu regnen anfing und kaum noch der Wind an den musikalischen Verwehungen schuld sein konnte, wurde es nicht besser. Im Gegenteil. Zum Glück störten sich die Zuschauer nicht weiter darum und brachten ein weiteres Bang Your Head zu einem gelungenen Ausstand.
Setlist: War Of Wrath (Intro), Time Stands Still (At The Iron Hill), Another Holy War, Nightfall, Traveller In Time, Turn The Page, The Script For My Requiem, Blood Tears, Goodbye My Friend, This Will Never End, Valhalla, Sacred, Time What Is Time, Lord Of The Rings, Punishment Divine.
Zugaben: Imaginations From The Other Side, The Bard's Song, Mirror Mirror
Fazit
Schon lange war auf dem Bang Your Head nicht mehr so wenig los wie heuer. Ca. 13.000 Fans kamen statt der üblichen 25.000. Nach Aussagen des Veranstalters hat diese Zahl immerhin gerade noch gereicht, um eine schwarze Null zu schreiben. Sehr schade eigentlich. Es könnte daran gelegen haben, dass am gleichen Wochende mit dem Graspop ein weiteres sehr großes Festival stattfand. Oder daran, dass das Festivalgelände mittlerweile einfach zu weit vom Publikum weg ist, welches ewig lange Fußmärsche oder Schuttlebusse in Kauf nehmen muss. Vielleicht liegt es aber auch der Wirtschaftskrise. Oder wie es meistens ist: von allem ein bißchen was.
Die Organisation war wie immer richtig Klasse, die jahrelange Erfahrung zahlt sich eben aus. Die Preise sind weiterhin ok, die Lage mit großem Supermarkt und nahegelegenem Freibad machen das Festival weiterhin einzigartig. Hoffentlich bleibt uns das Festival noch lange erhalten und wir sind uns alle sicher, dass die Veranstalter alles tun werden, um die Gründe für die Flaute genau zu analysieren und schnell darauf zu reagieren.
Bis zum nächsten Jahr - in Balingen :-)
Ja. Auch am Mittwoch spielten schon eine ganze Menge Bands. Wir konnten sie nur nicht sehen. Denn wir standen sechs Stunden(!) im Anreise-Stau. So ging es tausenden von Summer Breeze-Besuchern dieses Jahr. Und dabei hatten wir noch Glück, denn alle die nach uns kamen standen bis zu 14(!) Stunden im Stau. Es staute sich quer durch die Pampa sogar bis zurück zur A6. Schuld daran: die Besucher. Denn laut Veranstalter konnte ja niemand wissen, dass die Festival-Besucher schon alle an dem Tag kommen, an dem die ersten Bands spielen. Unfassbar. Die Zufahrt war nur von einer Richtung aus möglich und was natürlich am längsten aufhielt waren die nervigen, aber unvermeidlichen Glas-Kontrollen, bei der so manches Auto ähnlich wie damals auf der DDR-Transitstrecke fast komplett auseinandergenommen wurden. Jungs, für so eine Fehlplanung nach so langer Festival-Erfahrung gibt es keine Entschuldigung! So verendeten gerade die letzten Klänge des Mittwochs, als wir am Campingplatz endlich ankamen.
DONNERSTAG
Ein Flugfeld im Niemandsland. Die Somme brannte. Es war halb drei am Nachmittag als ABORTED die Bühne enterten um einen Großangriff aufs Trommelfell zu starten. Früher kaum auszuhalten, diese Mischung aus Hatecore, Todesmetall und Ohrenbluten durch unmenschliche Grunzlaute eines Abartigen am Mikrofon. Doch spätestens seit ihrem aktuellen Werk "Strychnine.213" sind plötzlich auch hier und da wirklich interessante Melodien zu vernehmen. ABORTED mögen zwar dadurch ihren einzigartigen Sound teilweise eingebüßt haben, doch nicht ganz. Und wer hier etwas von auswimpen erzählt, der kann auf Musik im eigentlichen Sinne gar nicht stehen. ABORTED gingen ultrabrutal vor, hüpften auf der Bühne herum als wollten sie sie zertreten und blasteten Beats im Sekundentakt in die Meute. Früh am Nachmittag, es war schon sehr ordentlich voll und ganze fünfzehn Reihen gingen ab sie Luzi. Ohne dass jemand auf der Bühne eine Ansage diesbezüglich auch nur andeutete, bildete sich im weiteren Verlaufe des sehr kurzen Auftritts (35 Minuten) spontan eine Wall Of Death. Geil!
Die Südtiroler Dark-Metaller GRAVEWORM interessierten mich gegen Ende der 1990er Jahre mal etwas mehr, danach entwickelteten sie sich für meine Belange in eine zu uninteressante Richtung weiter. Speziell für diesen Sound ist es um diese Tageszeit und vorallem auch noch im glühenden Sonnenlicht doch etwas ungewöhnlich. Düstere Mucke, welche ständig zwischem gemäßigtem Death-Metal und Gothic hin- und her wabert, das hätte in einem Zelt doch wesentlich mehr Spaß gemacht. Der symphatische Frontmann Stefan machte einige witzige Interaktionen mit dem Publikum und versuchte sogar mal kurz eine Wall Of Death zu organisieren. Ja, weiß ja nicht, aber eine Todesmauer bei trauriger Musik? Insgesamt gesehen legten die Jungens zwar einen absolut sehenswerten Auftritt hin, doch der viel zu dünn und falsch abgemischte Sound und ein Songmaterial, welches einfach nicht weit genug aus dem Durchschnitt herausragt, als dass einen die Musik mitnehmen würde, hinterließen letzten Endes dann doch einen eher zwiespältigen Eindruck.
Nachdem SOILWORK in den letzten Jahren auf Festivals oft nur neuere Stücke spielten, kehrten nun auch sie zurück zu einem bunten Best-Of Programm. Naja, zumindest teilweise. Etwas über die Hälfte des Songmaterials besteht aus Stücken der letzten beiden Werke "Sworn To A Great Divide" und "Stabring im Darm" (oder so ähnlich). Der Rest stammte so ziemlich gut verteilt von früheren Releases. In der ersten Hälfte war der Sound nur Matsch, danach war er zuerst schwer, dann leicht verwaschen, bei den letzten Liedern wurde es endlich anhörbar. Doch da wars ja dann leider schon wieder vorbei. Auch die Band passte an jenem Spätnachmittag bestens dazu: die Jungens torkelten mit gefühlten drei Promille über die Bühne, bei den Publikumsansagen wurde ausgiebig gelallt und alle spielten falsch. Einzig Bassist Ola machte einen wachen Eindruck und poste mit kultig-krellem Shirt wild auf der Bühne herum. Vermutlich musste einer nüchtern bleiben um den Rest der Kapelle auf die Bühne zu führen. Im Hintergrund lieferte ein Alibi-Keyboarder zusätzliche Gesangsspuren und diverse Soundeffekte. Setzen, sechs.
THE WILDHEARTS kommen aus England und spielen eine abgefahrene Melange aus Punk-Rock, Hardrock, hartem Pop und wilden Melodien. 1993 erschien ihr Debüt "Earth vs. The Wildhearts", welches sogleich bei mir einige Monate ein gern gesehener Gast auf dem Plattenteller war. Danach wurde die Band leider immer belangloser, was in einer zwischenzeitlichen Auflösung mündete (wieso sehe ich nur immer alles weitaus vorher den Bach hinuntergehen *g*). Mittlerweile sind sie aber auch schon wieder zwangswiedervereinigt und beackern die Bühnen der Welt. Und wie! Mit eingänigen Refrains, teilweise zuckersüß und kurz darauf folgendem Drei-Akkorde-Rotz fackelten sie ein Rock'n'Roll-Feuerwerk ab. Zu dumm, dass man die Truppe hier nicht kennt und so war es vor der Bühne leider sehr, sehr überschaubar. Auffallend: die Stücke des Erstlingswerkes ragen deutlich aus dem Rest heraus und ernten auch den größten Applaus. Je weiter der Gig voranschritt, desto voller wurde es, desto mehr Leute drehten sich auch von den Bierständen und Händlermeilen Richtung Bühne. Und kamen dann. Gen Ende war es demnach auch deutlich voller. Wer von Anfang an mit dabei war, erlebte eine äußerst agil aufspielende Formation, welche mit ihrer Mischung aus guten Songs und professionellem Stageacting Party-Stimmung verbreitete. Auch beim Metal-Publikum. Gerne mal wieder.
Langsam aber sicher ging die Sonne unter und blendete dabei - verursacht durch die etwas unglückliche Bühnenaufstellung - zahlreiche Zuschauer. Die Melodic-Deather ARCH ENEMY, mittlerweile wieder mit beiden Gebrüdern Amott unterwegs, zockten sich quer durch viele Scheiben und ließen natürlich dabei Hits vom Schlage "We Will Rise" oder "Dead Eyes See No Future" nicht aus. Front-Grunzerin Angela Gussow laberte wie immer eher zuviel als zu wenig, riss die an sich schon quirligen Jungs aber wie üblich mir und sorgte für gute Stimmung. Bei dumpfem, undifferenziertem Sound und meines Verachtens nach auch zuviel Routine geriet der auf Tonkonserve sonst so schön druckvolle und aggressive Grundton völlig aus dem Ruder und ließ die Band um mehrere Härtestufen nach unten sacken. Wann werden Veranstalter von Freiluftkonzerten es endlich einsehen, dass ein Tontechniker nicht ein Tontechniker ist und ein offenes Feld keine Halle?
Sehr obskur: im Partyzelt rockten KISSIN' DYNAMITE. Ein paar Lausbuben, welche gerade die Pubertät hinter sich haben spielen eine Mischung aus KISS, CINDERELLA, POISON und MÖTLEY CRÜE (oder so ähnlich). Dazu gibts ohne Ende aufgestylte Fönfrisuren und 80er Sleaze Outfit. Als ich in das Zelt kam, dachte ich zuerst ich wäre ausversehen durch ein Zeitportal gegangen. Wie es sich für so eine Band natürlich gehört, standen in der ersten Reihe dann auch massenweise Mädels herum. Schwer zu sagen ob da nicht einige dabei waren, die noch viel jünger waren als die Jungs auf der Bühne aussahen. Eigentlich entsetzlich genug, doch eine gewisse Professionalität kann man hier attestieren und wenns auch nicht mein Musikgeschmack ist: bin sehr gespannt was wir von diesem Namen künftig noch hören werden.
Die Polen BEHEMOTH, welche Anfangs zu den Vertretern der "reinen Black Metal-Lehre" zählten und sich in den letzten Jahren immer mehr Einflüsse aus dem Death-Bereich hinzuholten, sind in den letzten Jahren immer öfters auf deutschen Bühne zu sehen. Ihre Anhängerschaft wird immer größer. Und ihre Vorhersehbarkeit leider auch. So zockte man zwar noch mit Pandabär-Farben im Gesicht durch die Gigs, aber was speziell auf dem Summer Breeze sehr deutlich wurde: auch BEHEMOTH gehören inzwischen zu der Sorte Bands, die bei Festivals kaum etwas Neues wagen. Die ewiggleiche Setlist bei trotzdem perfektem Bühnenauftritt - da verweist der Daumen immer noch nach oben. Der Sound-Engineer hatte einen seiner seltenen lichten Momente und knüpfte nach anfänglich dumpfem Sound ein sehr kompaktes Klanggewitter, optimal für eine derartige Stilrichtung.
PARADISE LOST haben abwechslungsreiche Zeiten hinter sich. Angefangen als Knüppel-Todeskombo welche kaum ihre Instrumente beherrschte über Vorreiter einer neuen Stilrichtung bis hin zum ausgefeilten Gothic Rock, danach der Absturz in die Gefilde einer neuntklassigen DEPECHE MODE-Kopie mit einer lange währenden Rückbesinnung. Indes, hörbar geworden sind sie wieder, an glorreiche Zeiten anknüpfen ist etwas anderes. Welchen Weg werden sie wohl gehen, um sich wieder in die Herzen des Summer Breeze-Publikums zu spielen? Anhang der Setlist ("The Enemy", "In Requiem", "As I Die", "Pity The Sadness", "Never For The Damned", "No Celebration", "Erase", "Enchantment", "True Belief", "Say Just Words", "One Second", "Joys Of Emptiness" usw.) könnte man das fast meinen. Die Interaktion mit dem Publikum ist vorbildlich. Die Stimmung der Stücke wird angenehm nachvollziehbar übermittelt. Nick Holmes kann nicht mehr richtig singen. Da fing das Problem an. Seine fiepsig-dünne Stimme, die kaum wahrnehmbaren Keyboards, der Sound, welcher erst nach der Hälfte der Stücke überhaupt als solcher zu bezeichnen war - konnte durch die saubere restliche Instrumentalfraktion leider nicht mehr ganz aufgefangen werden. So kam es, dass die Leistung insgesamt sehr ordentlich war, aber das Publikum nach anfänglicher Begeisterung immer mehr zu Salzsäulen erstarrte oder sich mit sich selbst beschäftigte (z.B. im sinnlos herumrennen und sich mit Heu zu bewerfen). Sehr schade.
Wer PRIMORDIAL in Wacken gesehen hatte (in gleißendem Sonnenschein, wie ekelhaft), musste sich bestimmt über den an diesem Abend sehr unkoordinierten Drum-Sound wundern. Das lag allerdings daran, dass der Trommelfell-Schwinger Simon an diesem Abend halb tot auf die Bühne geschleppt wurde und dann eher als Untoter stoisch auf sein Schlagzeug einprügelte, da so schnell kein Ersatz aufzutreiben war. Wie ernst es um den Gesundheitszustand stand, machten die Ärzte klar, die den ganzen Gig über direkt am Bühnenrand verharrten. Sei's drum. Andere Bands sagen so einen Auftritt ab, Hut ab vor den Iren! So machen das echte Rock'n'Roller. Das Songmaterial konzentiert sich deutlich auf das Jahrhundertwerk "To The Nameless Dead", welches von mir bereits beim Erscheinen als Klassiker tituliert wurde und von dem man auch in 10 und 20 Jahren noch lesen und sprechen wird. Sänger Alan hypnotisiert das Publikum mit seiner genialen Stimme (die Hälfte davon hätte bei PARADISE LOST locker gereicht um gut zu sein), die Show ist gut, die Gitarre perfekt wie immer. So werden PRIMORDIAL fast eine Stunde lang vom Publikum abgefeiert.
HELLOWEEN wollte ich das letzte Mal freiwillig live sehen im Jahre 1993 in der Neumarkter Jurahalle. Doch irgendwer war krank. Ich glaube Kiske. Und deshalb wurde das Konzert abgesagt. Nur kurze Zeit später flog Kiske aus der Band. Und HELLOWEEN haben seitdem keinen Sänger mehr. So krächzte sich ein gewisser Andi Deris (welcher zuvor bei der Hardrock-Band PINK CREAM 69 richtig gut sang, weil er eben keine Metal- sondern eine Hardrock-Stimme hat) jahrelang durch unzählige Live-Auftritte und brachte es fertig, jeden einzelnen Song aus der legendären "Keepers"-Ära grundsätzlich einfach komplett falsch zu singen. Es gibt sehr viele Zeitzeugen die beschwören, dass Deris bei diesen Stücken keine einzige Note richtig trifft und somit sogar die Wahrscheinlichkeitsrechnung ad absurdum führt. So kam es, dass ich ihn im Jahre 2008 endlich einmal live bewundern durfte, nachdem ich mich jahrelang davor gedrückt hatte. Doch was war das? Nachdem man das gewaltige, riesige Drum-Kit auf der Bühne bewundert hatte, erklang bereits das Intro zu "Halloween" und Andi legte los. Und zwar um Meilen besser als in all den Jahren zuvor! Man merkte dem Kerl an, dass er inzwischen eine gewisse Routine darin hat, mit den alten "Keepers"-Stücken live umzugehen. Natürlich wird er niemals so hoch kommen wie Michael Kiske, natürlich wird er diese Klassiker nie so gut singen und natürlich sollte man erst gar nicht mehr vergleichen. Doch noch nie zuvor kam Andi wie an diesem Abend auch nur annähernd so nah ran wie dieses Mal: durch oftmals geschickt abweichende Modulationen übersprang er an vielen kritischen Stellen Peinlichkeiten vergangener Jahre und sang einfach ein, zwei Lagen höher oder betonte einiges anders. Die Band passte sich mit ihren Instrumenten an und am Ende wunderten wir uns über eine sehr respektable Gesangsleistung von Herrn Deris. Ja ehrlich. Auch wenn man uns das bis heute nicht glaubt. "Eagle Fly Free", "A Tale That Wasn't Right" und "Dr. Stein" klangen schon viele viele Jahre nicht mehr so gut. Zum Ende hin dreht Andi nochmal auf und muss sich bei Stücke aus "seiner" Ära nicht mehr ganz so viel anstrengen. Ob es daran lag oder daran, dass er am Ende seiner Ausdauer angekommen war? Die beiden Zugaben "Future World" und "I Want Out" klangen dann plötzlich wieder ziemlich schief. Schade eigentlich. Zu erwähnen wären dann noch die zwei riesigen geilen Kürbisse, welche während der Show immer größer wurden und die sehr gute Lightshow. Insgesamt aber ein sehr guter Auftritt, bei welchem zumindest in der ersten Hälfte Andi mehr als überraschen konnte.
Setlist: Halloween, March Of Time, As Long As I Die, Eagle Fly Free, A Tale That Wasn't Right, Drum Solo, If I Could Fly, Dr. Stein, I Can / Where The Rain Grows, Perfect Gentleman, Power, Zugaben: Future World. I Want Out
Der Abend klang gemütlich aus mit der liebreizenden Balladen-Band MARDUK, welche kurzerhand das Gelände mit einer kompletten Panzerdivision räumte. Natürlich wie immer ausschließlich und durchgehend in Blitzkrieg-Geschwindigkeit. Was auffällt ist der überraschend gute Sound (Tontechniker wurde gegen nüchternen ausgetauscht?) und dass fast ausschließlich altes Songmaterial gespielt wird. Was aber auch kein Wunder ist, da die letzten Alben nicht wirklich brauchbar waren. Insofern stand die Band zumindest zu diesem Urteil.
FREITAG
Pagan-Metal. HEIDEVOLK. Trinkhörner und Volksmusik auf Heavy Metal-Instrumenten. So schön, so langsam ausgenudelt und totgehört. Geht aber schlimmer: stellt Euch vor ein gewisser Joris, welcher normalerweise nicht schlecht singt, fällt aus. Stellt Euch vor, ein gewisser Mark versucht ihn zu ersetzen. Und stellt Euch vor, wie das in die Hose ging. Natürlich stellt Ihr Euch jetzt auch vor, wie trotzdem bereits einige verstrahlte Mosher in der überschaubaren Menschenmenge herumhymneten und mitsangen, das Trinkhorn vom gestrigen Abend noch in der Hand...
In Underground-Kreisen ziemlich angesagt sind derweil die True-Power-Metaller 3 INCHES OF BLOOD aus Kanada (hochdeutsch: niemand hier). Es ist noch nicht mal 13h und es stehen schon verhältnismäßig viele Warrior vor der Bühne und führen diese Aussage ad absurdum. Und kämpfen gegen das miese Wetter an. Der Rest pennt noch im Zelt und träumt von Regentropfen, die an sein Zeltdach klopfen. Die Fahnen der britischen Kolonie wehr derweil auf der Main Stage und es regnet truemetallisches Liedgut. Mehr gibts eigentlich nicht zu sagen. Außer: geiler Auftritt!
ENEMY OF THE SUN sind leider mit neuem Namen noch ziemlich unbekannt. Deshalb hier etwas Nachhilfe: es ist die neue Band um Waldemar Sorychta und stilistisch ein quasi Nachfolger von GRIP INC. - wenn auch mit neuer Besetzung. Wie dem auch sei - der zuletzt von selbiger Band schon weit vom reinen Thrash der Anfangstage entfernte Sound wurde dekonstruiert, wieder zusammengefügt und um diverse andere Bestandteile zu einem netten Konklomerat vielfältigster Einflüsse erweitert. Hier ein wenig Punk, dort ein wenig Death und jede Menge thrashige Riffs, welche schon fast in die Nähe der späten DEATH herangereichen, dazu ein sehr variabler Gesang. Die "Feinde der Sonne" (so ein tieffliegender Name für so gute Musik...) lieferten einen ungemein aufregenden Gig ab und wurden im Party-Zelt deshalb auch von der ersten bis zur letzten Minute gefeiert. Das lag auch am berühmten Tüffelchen auf dem i, denn plötzlich stand der alte GRIP INC.-Frontmann Gus Chambers am Mikro und es ertönte der Klassiker "Ostracized". Da flippten die Fans natürlich aus. Doch es kam noch besser: danach folgte der Schädelspalter "Hostage To Heaven", eine dermaßen geile Abrissbirne die auch perfekt auf SLAYERs "Seasons In The Abyss" gepasst hätte. Schade, dass ENEMY OF THE SUN nicht länger gespielt haben.
KORPIKLAANI zum dreihundertsten Mal? Das ist doch...
...PRO-PAIN! Also warum nicht gleich die Band nehmen die so heißt. Die Hardcore-Band, welche in zwei Jahren volljährig wird, holte den Knüppel von Anfang an aus dem Sack. Nicht aber ohne zuvor als Intro das Deutschlandlied(!) zu spielen. Die Publikumsreaktionen zeigten umgehend einen Querschnitt durch die deutsche Politik: viele waren überraschend, einige verwirrt, etliche blieben stehen, drehten sich Richtung Bühne, legten die Hand auf die Brust und sangen auch teilweise mit. Danach gabs aber kein Halten mehr: von der ersten Minute an dominierte New York-Old-School-Sound, das Liedgut orientierte sich überwiegend an die alten Stücke aus den 90ern, nahm jedoch auch an geschickt platzierten Stellen Neues mit ins Set. Während ich nie ein großer Anhänger der Jungs auf "Platte" war, da mir die Musik auf Dauer immer sehr schnell zu eintönig wurde, sind Live-Auftritte immer eine Bestätigung dafür, warum sie trotzdem einen riesigen Haufen Fans haben: die komprimierte Härte und Kompaktheit eines PRO-PAIN Gigs ist immer wieder zum Zunge schnalzen und eine willkommene Ablenkung. Der Meinung waren auch dutzende von Crowdsurfern, welche in Hochgeschwindigkeit über unseren Köpfen hinwegdonnerten. Zum Rausschmeißer "All For King George" waren plötzlich ganz viele Gäste auf der Bühne und wurden als Background-Sänger "missbraucht". Auch Gus Chambers war mal wieder mit dabei - der kriegt wohl nie genug, was? *g* - starker Auftritt!
Zur Abwechslung mal eine kultige alte 80er Bay Area Thrash-Kapelle. EXODUS waren mal wieder in deutschen Landen um sämtlichen Nachwuchs-Knüpplern eine Lektion zu erteilen. Holen wir mal wieder den Phrasendrescher hervor: sie kamen für eine weitere Lession in Violence! Haha... wie platt. Nunja, EXODUS hatten sich für eine sehr überraschende Setlist entschieden, welche man nicht alle Tage von einer Band bekommt (aber irgendwo muss man ja sparen, wenn man so einen derartig großen Backkatalog hat). So gab es diesmal ausschließlich Songs der letzten drei Alben und dreimal Todesdampfwalzen vom legendären Debüt "Bonded By Blood", dessen Titelsong den Auftritt auch gleich eröffnete. Während die Jungs danach "Iconoclasm", "Funeral Hymn", "Piranha" (wie geil!), "Children Of A Worthless God", "Deathamphetamine", "Blacklist" und "Strike Of The Beast" (Killer!!!!) mit einer drückenden Wall Of Sound runterzockten, bildeten sich neben dem Moshpit, welcher quasi schon eine Todeszone war, mehrfach riesige Circle Pits. Zum Glück passte hier nach kurzer Leidensphase auch der Sound ziemlich schnell und pustete heftig fett. So muss das sein!
Flammenwerfer, gigantische Pyro-Effekte: ja, genauso war es damals im Mittelalter! Nicht? Macht nix, vor paar Jahrhunderten hätte sich auch nicht ein gewisser Sänger Namens Fish innerhalb weniger Sekunden zum Volldeppen der Nation gemacht, in dem er, stolz darauf Stefan Raabs schwachsinnigen "Bundesvision Song Contest" gewonnen zu haben, der Welt mal eben erklärt, dass SUBWAY TO SALLY damit "dem Metal und Gothic im Fernsehen zum Durchbruch" verholfen haben. Ja gehts denn noch Du Knallerbse? Nagut, kommen wir zur Musik, das ist ja wohl immer noch das wichtigste an so einem Bericht, oder? Die ersten zwei Drittel des Sets wurden hauptsächlich den letzten beiden Alben "Bastard" und "Nord Nord Ost" gewidmet, unterbrochen von ein, zwei älteren Stücken. Gen Ende hin packten die Mittelalter-Rocker dann doch noch paar alte Klassiker aus. Hier wird am ehesten deutlich, dass die Band mit diesem Konzept wohl kaum so lange Leben wird wie JUDAS PRIEST oder BLIND GUARDIAN. Das ganze Gedüdel wirkt auf Dauer ermüdend, neue Ideen sucht man bei RAMMSTEIN oder im allgemeinen modernisieren des Soundgewandes. Wo bleibt da denn das Mittelalter? Wo die Basis, von der man einst kam? Das Publikum schien sich darum aber keine Gedanken zu machen und feierte die Band ab, dazu schunkelnd und wippend und ganz viel Bier konsumierend. Da wird wohl das Problem liegen: ab einer gewissen Promillegrenze ist Volksmusik (bisweilen hier dann auch mit F geschrieben) wohl erlaubt. Volks-PC, Bundesvision und BILD lassen grüßen.
Was haben wir die Österreicher HOLLENTHON mit ihrem Monsterwerk "With Vilest Of Worms To Dwell" damals, im Jahre 2001, abgefeiert, gell. Dann war die Band einfach weg. Ungefähr so wie BRIMSTONE, die auch sehr genial waren. Doch im Gegensatz zu jenen tauchten HOLLENTHON jetzt urplötzlich wieder auf, ein neues Werk Namens "Opus Magnum" im Gepäck. Bescheidenheit ist ihre Stärke. Die Band um ex-PUNGENT STENCH Martin Schirenc zeigte sich für die lange Abwesenheit erstaunlich gut eingespielt und wußte technisch zu brillieren. Dass die gewaltigen Chöre und Synthie-Wälle vom Band kamen, mag man verschmerzen, schließlich kann die Band ob ihres Underground Status kaum mit einem Chor und einem Orchester auftreten. Wett machte das allemal die gigantische Lichtshow, welche nicht alle Tage zu sehen ist. Vorallem nicht in einem Partyzerlt. Schade nur, dass der Sound zwar gut, aber dafür meilenweit zu laut war. Willkommen zurück, Jungs!
Die EMPYRIUM-Nachfolger THE VISION BLEAK erschienen dann zu vorgerückter Stunde noch im Partyzelt und uns mit ihrem Horror Metal zu beglücken. Vor ein paar Jahren spielten sie bereits auf dem Summer Breeze, damals noch in Abtsgmünd auf der Pain Stage und am Nachmittag. Was auffiel war, dass die Stücke im Vergleich zu den Alben viel zu langsam gespielt wurden. Wieso, wußte kein Mensch. Interessanterweise entfaltete der düstere Sound dabei wohl eher unfreiwillig eine sehr doomige Atmospähre, was die Stücke in einem etwas anderen Licht erschienen ließ. Der Auftritt selbst war äußerst unterhaltsam und am überraschendsten dürfte wohl gewesen sein, dass das Publikum ganze Textpassagen auswendig sang, wenn es von der Bühne dazu Anlass gab.
SAMSTAG
Mit DISMEMBER stand eine Old-School Death-Metal Combo der ersten Stunde auf dem Billing. Ihr wisst schon, eine dieser Band, welche Anfang der 90er so richtig "trendy" waren. Genau da liegt das Problem. Das überwiegend junge Publikum des Summer Breeze, welches gerade die stilistische Breite des Festivals liebt um Neues zu entdecken, entdeckte hier nur sehr altes. Nämlich einer der Wurzeln des alten Death Metal, eine Stilikone von Bands, welche normalerweise hier auftreten. So war es dann auch nicht gerade sehr voll, obwohl der Nachmittag doch schon in der Mitte seiner Pracht stand. Die Band gibt alles, legt zwar das Augenmerk auf den aktuellen, selbstbetitelten Opus, aber spielt sich ansonsten quer durch den riesigen Backkatalog. Die Twin Guitar-Riffs sind allererste Sahne, Bass und Drums drücken ohne Ende nach vorn. Da ist eine Abgeklärtheit und technische Professionalität im Spiel, die die Band zu ihren Anfangszeiten gewiss noch nicht hatte, aber genau das ist der Vorteil, den sie eben jetzt gegenüber den ganzen Nachwüchslingen hat. Wo die aktuellen Bands meist nur sinnlos herumschreddern, lassen DISMEMBER hoch einen Hauch der guten alten 80er mit in die Moderne wehen.
Die Melodic-Death-Hardcore-ler NEAERA aus Münster schöpften aus dem Fundus ihrer bisherigen drei Alben sämtliche Highlights heraus und spielten einen hervorragenden Gig. Auf der Bühne fegten sie auch im letzten Eck noch sämtliche Staubkörnchen weg und sorgten mit guter Laune und lustigen Ansagen für großen Spaß in diesem sonst so griesgrämigen Milieu. Im Verlaufe des Auftritts schafften sie es nicht nur auf zwei komplette und ziemlich große Walls Of Death, nein, bei "Scars Of Gray" sollte das Publikum einen Circle Pit um den Mischpultturm machen. Und folgte dem Befehl sofort. Innerhalb von Sekunden wuchs und wuchs das Ding und wollte dann von der Länge her auch gar nicht mehr aufhören. Am Ende dürften einige dabei fast einen Halb-Marathon hingelegt haben.
Mal wieder extra dumpfen Sound gibt es anschließend bei ENSIFERUM, die zwar alles geben, einen bunten Querschnitt bieten und ein Publikum vor sich haben, dass sie von der ersten bis zur letzten Note abfeiert (und nebenbei mehr Heu durch die Gegend wirft als es Schnupfen gibt). Das alles kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihre letzten Alben meilenweit von der Qualität ihrer ersten sehr guten Outputs entfernt sind. Daumen nach oben für die Performance, zur Seite bezüglich der Songauswahl und nach unten für den Mixer.
PRIMAL FEAR. Weiß irgendwer, was diese Trolle auf dem Summer Breeze verloren haben? Nein? Ich auch nicht. Einzig und allein Stormbringer findet die Kapelle gut. Der schreibt aber zum Glück nie an den Festival-Berichten mit.
Böse Zungen behaupten die H-BLOCKX währen die PANTERA der Crossover-Szene: ein billiger Rip-Off. Dabei wird natürlich gerne übersehen, dass das bei PANTERA zwar stimmt, aber sie ab "Cowboys From Hell" auch plötzlich Vorreiter für neue Ideen wurden. Auch von mir wurden die H-BLOCKX lange Zeit ignoriert, vorallem wenn bei jedem Disco-Besuch mindestens einmal "Risin' High" läuft und man es irgendwann nicht mehr hören kann. Dennoch hatte mich die Band auf dem Summer Breeze schwer überrascht: sie passte erstaunlich gut als nette Abwechslung ins Billing und verbreitete Party-Stimmung ohne Ende. Zwischen all dem Punk, Hardcore, Pop-Rock, Metal, usw. war immer genügend Raum für flotte Sprüche und um die Bühne komplett auszufüllen. Herzlichen Glückwunsch an die Veranstalter, immer wieder nette Überraschungen für Metal-Anhänger in dieses Festival zu streuen.
Manche Band werden so lange gehypt bis sie niemand mehr leiden kann. SONIC SYNDICATE dann auch noch als Alternative zu IN FLAMES anzukündigen half dabei auch nicht sonderlich, sondern schraubte nur die Erwartungen in unermäßliche Höhen. Das Debüt war dann auch nur entsprechend halbgut und auch der Nachfolger "Only Inhuman" haute einen nicht vom Stuhl. Nichtsdestotrotz waren auf beiden Alben auch einige relativ gelungene Stücke zu finden und mit "Jack Of Diamonds" gabs gar die aktuelle Single vom kommenden dritten Album. Machte nen guten Eindruck. Die Band wirkte auf der Bühne etwas hölzern und beim Gesang gibt es gleich mehrfach Abzüge in Punkto Treffsicherheit und Tonleiter-Bandbreite. So klingt das ganze Material dann auch gleich um einiges eintöniger, als es tatsächlich ist. Durchschnittlicher Auftritt einer durchschnittlichen Band.
HEAVEN SHALL BURN sind derzeit wohl eine der besten und wichtigsten Metalcore-Kapellen auf disses grosses Planät! Leider blieb von der grandiosen Sound-Dampfwalze ob des fürchterlichen Sounds nur wenig übrig. Zum Glück sind Metalfans sehr leidensfähig und feiern trotzdem Party. Allerdings begannen diese Walls Of Death und Circle Pits of Death und sonstwas of Death nun entgültig zu nerven. Bei einer der zahlreichen Aufforderungen zum Pit wenigstens was vernünftiges "...und nehmt den (Mix-)Turm dahinten gleich mit..." - bei dem Klangmatsch wäre es kein Verlust gewesen. Highlights: gleich am Anfang des Auftritts schreien ca. 15.000 "Resistance!" und immerhin haben HEAVEN SHALL BURN den mit Abstand größten Circle Pit aller Bands heute. Gefilmt wird auch. Geil, aber leider dank Soundbrei keine "Wall Of Sound" wie man sie zu dieser Musik eigentlich haben müßte.
Die Schweden MUSTASCH gehörten im Party Zelt zu unseren ganz persönlichen Überraschungen des Festivals. Bisher hatten wir die Jungs (Schande über uns!) nämlich nicht beachtet. Die Mischung aus alten BLACK SABBATH und Wave-Bands, gepaart mit True Metal-Anleihen und einer ganz großen Portion Rock'n'Roll ist mal wieder was neues und innovatives im gleichförmig gestrickten Metal-Markt unserer Tage. Frontmann Ralf Gyllenhammer passt mit seiner rotzigen Stimme dazu wie die Faust aufs Auge und wirkte mit seinen Ansagen, welche ständig eine Mischung aus deutsch und englisch darstellen, von Beginn an äußerst symphatisch. Auf der Bühne wurde gerackert was das Zeug hielt, die witzige Moderation und die eingängigen Refrains sorgten für beste Unterhaltung. Schade, dass das alles bereits nach 30 Minuten vorbei war. Ich hoffe, künftig noch viel mehr von ihnen zu sehen und werde mich sogleich mit dem Backkatalog versorgen.
Sonst wundert man sich auf Festivals immer, warum dann ausgerechnet der Headliner nen supertollen Sound hat (also nicht wirklich, man weiß ja warum...), aber auch CRADLE OF FILTH hatten ihn an diesem Abend NICHT. Gitarren? Hörte kein Mensch. Bass? Nicht vorhanden... Gesang? Mikro war kaputt, kam erst ab Song drei. Drums? Dumpf und leise. Background-Sängerin? Viel zu laut, viel zu schief, zuviel von allem. Um höllens Willen! Ja, ab Song drei wurde es tatsächlich besser. Immerhin waren die Gitarren jetzt sauber, aber ganz weit weg zu hören. Der Bass war da. Der Gesang war auch, aber gehört hat man von Dani Filzgretl trotzdem kaum etwas. Vermutlich hat ihn der Mixer mit dem Backgroundsänger verwechselt und stattdessen die Backgroundsängerin in den Vordergrund gemixt. Herrje, was nach zrölfzig Bieren so alles geht aufm Mischpult. CRADLE OF FILTH spielen ein gutes Querprogramm ihrer Historie durch, in den vordersten Reihen hüpfen und moshen einige DieHard-Fans ihrem Untergang entgegen. Dahinter erwarteten ca. 20.000 weitere Menschen ein Inferno an gutem Sound und guten Songs. Das Inferno kam zwar, aber in Form von miesem Sound. Kommt noch dazu, dass das ganze Konzept auf einem Studioalbum richtig gut funktioniert (schließt man das letzte mal dezent aus), live aber spätestens nach 30 Minuten nur noch nervt.
Einer der besten Auftritte des gesamten Festivals kommt ganz zum Schluß: ANATHEMA entern die Bühne und liefern ein Best-Of Programm ab, das sich gewaschen hat. Zum einen überraschte die Band mit einer unglaublichen Fröhlichkeit, mit total lockeren Ansagen und einer Spontanität, die ihresgleichen sucht. Mir als alten PINK FLOYD-Fan (der deshalb vorallem die Alben "Alternative 4" und "Judgement" mag) läuft es heiß und kalt den Rücken herunter, als bei "A Dying Wish" plötzlich "Another Brick In The Wall (Part Two)" angestimmt wird und entgültig den Tränen nahe bin ich beim letzten Stück, denn da spielen die Jungs "Comfortably Numb". Hier kommt sogar der Mad Butcher von DESTRUCTION noch zusätzlich überraschend auf die Bühne und liefert sich einen virtuellen Kampf mit der Band. Noch geiler wirds, als die Security plötzlich selbst zu Crowd Surfern wird. Das wird von Band und Publikum nochmal gesondert honoriert. Besser kann ein Festival nicht ausklingen.
AUSBLICK
Wie immer war das Summer Breeze ein schönes und sehr entspanntes Festival. Sieht man vom stundenlangen Anreise-Streß einmal ab. Für die Zukunft kann man den Veranstaltern nur wünschen, dass sie eine vernünftige Anreise-Lösung finden mögen. Natürlich ist es nachvollziehbar, dass auf einem großen Areal, welches sonst als Flugfeld Verwendung findet, keine Flaschen erlaubt sind. Doch wenn man schon solch umfangreiche Kontrollen durchführt, muss man diese im Vorfeld auch so organisieren, dass auch zu jeder Zeit eine relativ zügige Abfertigung stattfindet. Es hat bestimmt niemand etwas dagegen, wenn er mal eine halbe Stunde warten muss - aber danach wirds lästig. Vorallem wenn es gleich mehrere Stunden sind. Davon abgesehen haben es die Veranstalter wie immer geschafft ein "etwas anderes" Metal-Festival auf die Beine zu stellen. Nämlich ein enorm abwechslungsreiches. Ob Folk, True, Thrash, Black, Hardcore, Punk oder Crossover - überall kann man immer wieder neben bereits bekannten und etablierten Bands viele Newcomer und Nieschen-Sahnestückchen entdecken. Somit wird auch 2009 das Summer Breeze wieder eine Reise für uns wert sein. Vorausgesetzt, wir müssen nicht wieder so lange warten bis wir auf den Campingplatz fahren dürfen ;)
Das Festival Monate vorher bereits ausverkauft, feierten 75.000 Besucher das immer noch größte Heavy Metal-Festival der Welt.
Donnerstag
Den Donnerstag eröffnen zeitgleich GIRLSCHOOL auf der Black- und MUSTASCH auf der Party-Stage. Es ist ein Abend mit traditioneller Ausrichtung, so dass alle Black- und Death-Metal Anhänger beruhigt zuhause bei ihren Zelten bleiben können. Während die deutschen MUSTASCH mit ihren bereits sechs Alben und einer EP immer noch nahezu unbekannt sind, tingelt das NWoBHM-Schiff GIRLSCHOOL bereits seit Jahrzehnten durch die Gegend und kann zu ihren Fans u.a. Lemmy von MOTÖRHEAD zählen.
MUSTASCH versammeln bereits etliche tausend Leute vor der Bühne und spielen einen roh klingenden, mit leichten Rock'n'Roll-Elementen versehenen True-Metal. Die Songs sind zwar allesamt nicht wirklich schlecht und teilweise sogar ganz ordentlich, insgesamt jedoch zu unspektakulär um längerfristig ein größeres Publikum zu erreichen. Der rollige Groove lädt allerdings durchaus zum mitwippen ein.
GIRLSCHOOL blasen indes mit langjähriger Bühnenerfahrung Hymnen wie "999 Emergency" oder "Race With The Devil" in die Meute und sichern sich so den Sieg im direkten Duell der Oldschool-Sounds.
LAUREN HARRIS ist die Tochter von IRON MAIDEN's Steve. Sie stellt livehaftig ihr Debütalbum vor, doch ist die Musik nicht wirklich gut genug, irgendwen groß zu interessieren. Grottenlangweiliger 08/15-Rock, absolut Fahrstuhlmusik-kompatibel. Mal schaun, was die Zukunft bringt...
Mit AIRBOURNE treten dann DIE Senkrechtstarter aus Australien auf die Bühne und erweisen sich im Verlaufe des Gigs als genau die richtigen Anheizer für den Headliner. Wenn zu Beginn "Bad Boy For Love" ihrer Landesgenossen ROSE TATTOO aus den Amps dröhnt, weiß man in welche Richtung es gleich gehen wird: Rock'n'Roll! Unglaublich, die Jungs haben mit ihrem Debüt "Runnin' Wild" erst ein Album im Gepäck, doch im Verlauf des Auftritts versammeln sich immer mehr und mehr und mehr Besucher vor der Bühne. Am Ende sind es bestimmt um die 30.000-40.000. Höhepunkt: Gitarrist Joel klettert während "Girls In Black" einfach mal die Bühne hoch bis kurz unters Dach und spielt in ca. 10-15m Höhe kopfüber nach unten hängend ein Gitarrensolo! Nachdem man nach gut einer Stunde das Album vorgestellt hat, sind sind alle sicher: die werden nochmal gaaaanz groß.
Noch nicht viel älter als die Australier sind ALESTORM, die mit ihrem Piraten-Metal im total überfüllten Wet-Stage-Zelt zusammen mit einigen tausend Fans schwitzen. Die Wet-Stage. Jedes Jahr wieder eine herrliche Mischung aus matischgem Boden (egal bei welchem Wetter!) und dem Geruch nach Schweiß, Bier und Urin. Ist aber wohl jedem egal, denn die Stimmung kocht bei Hymnen wie "Captain Morgan's Revenge", "Tavern Wench" oder "Flower Of Scotland" genauso wie das Zelt. Prophezeihung: dieser Auftritt lag auf einer Stufe mit EDGUY und CHILDREN OF BODOM damals im Zelt. ALESTORM sehen wir in Wacken garantiert nie wieder im Zelt! Das nächste mal dann auf ner großen Bühne! So come take a trink and drown your sorrows, and all of our fears will be gone 'til tomorrow...
Und dann kommen sie endlich: IRON MAIDEN! Die Veranstalter hatten vorgesorgt: der Auftritt wurde quer über das ganze Festivalgelände und auch außerhalb auf mehreren sehr großen Videoleinwänden übertragen, u.a. auf dem Fußballfeld (welches allerdingsdings fast leer war). Die meisten Besucher drängte es verständlicherweise direkt auf das Gelände und damit direkt vor die Bühne. Und hier zeigte sich der Fehler im Organisationssystem: ALLE Leute stürmten durch den Eingang, welcher direkt vor der Bühne war. Es kam, wie es kommen musste: als alles von der Bühne bis zum Eingang aufgefüllt war und Fan an Fan dicht gezusammengedrängt stand, musste dieser Eingang geschlossen werden. Wütende und unverständliche Reaktionen vor dem Eingang von Fans, die nicht mitbekommen haben, dass es neben diesem Eingang links noch einen weiteren gab und die Party-Stage einen völlig eigenen Eingang hatte, bei dem absolut niemand rein wollte. Wer diesen Eingang nahm, konnte über die rechte Flanke auch zu diesem Zeitpunkt noch bis kurz vor die Bühne!!!
"Somewhere Back In Time" heißt die aktuelle Welt-Tournee des NWoBHM-Flagschiffs. Und genau dieses Programm spielen sie auch in Wacken. Eine unglaubliche Zeitreise zurück in die 80er folgt: "Aces High" und "2 Minutes To Midnight" eröffnen DAS Konzert des Festivals, legendäre Klassiker, darunter "The Trooper", "Run To The Hills", "Rhyme Of The Ancient Mariner", "Can I Play With Madness", "Wasted Years", "Revelations", "The Number Of The Beast" oder "Hallowed Be Thy Name". IRON MAIDEN sind in Höchstform, präsentieren sich tight wie in ihren besten Jahren. Man merkt der Band die Spielfreude geradezu an. Sie steht ihnen in den Gesichtern geschrieben. Sie sagen uns: "Wir sind IRON MAIDEN. Und für uns war der Metal NIE tot!". Die Bühne besteht aus dem kompletten "Powerslave"-Set, welches in Deutschland bei der 1984er-Tour nie komplett zu sehen war. Bruce Dickinson ist abartig gut aufgelegt, das Publikum hat er fest im Griff. Ständig erscheint er mit einem neuen Satz Klamotten, während der Rest der Band ihre Geräte maltretiert. Der Sound ist bestens und ertönt auch auf der nebenan stehenden Black Stage, so dass das komplette Gelände vollbeschallt ist. Gänsehaut kommt auf, wenn 70.000 Fans "Fear Of The Dark" mitsingen, das einzige Stück übrigens im Set, welches nicht aus den 80ern ist. IRON MAIDEN 2008: eine Macht.
Freitag
Den zweiten Festivaltag eröffnen auf der Party-Stage die Iren PRIMORDIAL, welche sich in den letzten Jahren zu einer sehr erstaunlich genialen Band entwickelt haben. Mit ihrem aktuellen Meisterwerk "To The Nameless Dead" im Gepäck, wecken sie Wacken auf und präsentieren ein Best-Of Programm. Leider bei den ersten Stücken mit einem sehr ärgerlich schlechten Sound. Zum Glück wurde es langsam besser. Stücke wie "Heathen Tribes", "Coffin Ships" und "As Rome Burns" haben nichts anderes verdient, als einen guten Sound zu haben. Ansagen gibts aus Zeitmangel kaum, warum die Band auf der Bühne relativ leblos agiert, weiß indes niemand so wirklich genau. Insgesamt gesehen ein eher durchschnittlicher Auftritt für PRIMORDIAL-Verhältnisse.
Auf der True-Metal-Stage dröhnen anschließend die Australier MORTAL SIN mit gefühlten 2000 Dezibel. Vermutlich ist der Mixer noch vom Vortag taub, vielleicht war er es schon immer. Wir flüchten so schnell wir können weit vors Gelände und hören uns die Jungs vom Metal Markt aus an. Die meisten Stücke stammen von ihren beiden Erstlingswerken "Mayhemic Destruction" und "Faces Of Despair", welche gerade neu remastert in den Regalen liegen. Die Thrash-Klassiker "Blood, Death, Hatred", "Into The Fire", "I Am Immortal" sprechen für sich: wie der Wirbelwind rocken und moshen die Altmetaller auf der Bühne herum, Funken sprühend, welche im nu zum Publikum überspringen. Geiler Gig, super Sound, leider bei weitem zu laut.
Reunion! Hieß es anschließend auf der Party-Stage. Nach über 10 Jahren versammelten sich die Technik-Thrasher CYNIC mal wieder auf den Brettern die die Welt bedeuten und spielten hochkomplexe Stücke, die für Fans ein echter Zungenschnalzer sind. So mit sich selbst beschäftigt, lässt die Bühnenshow und das Acting natürlich zu wünschen übrig, dazu noch einige lange Ansagen und fertig ist eine Show, die war interessant, aber auch ein wenig langatmig war. Hauptsache, sie sind wieder da.
Alle Wacken-Neulinge wissen spätestens jetzt, was "Wacken rain or shine" zu bedeuten hat. Während bei PRIMORDIAL noch die Glatze glühte, fallen bei ENSIFERUM massenweise Wasserbomben aus den Wolken. Die versammelten Wikinger stört das indes überhaupt nicht, sie schütteln ihre Mähne zur derzeit wohl angesagtesten Pagan-Band überhaupt. Diese brennen Hymnen der Marke "Hero In A Dream", "Token Of Time", "Windrider", "One More Magic Potion", "Iron" oder "Deathbringer From The Sky" ab und sorgen dabei für mächtig Stimmung. Wie der Wirbelwind hausen die Jungens auf der Bühne ab, während sich die ersten Fans vor der Bühne in Matsch-Schlachten tümmeln. Schade nur, dass der Sound stellenweise gruselig schlecht war.
HEADHUNTER sind so ein Projekt, welches kaum bekannt wurde, obwohl dahin solch Größen wie Schmier (DESTRUCTION), Schmuddel oder auch Jörg Michael stehen. Ihr wohl bekanntestes Album "A Bizarre Gardening Accident" aus den 90ern dürfte einigen da wohl am ehesten noch etwas sagen. Schmier schafft es überraschend mühelos, deutlich melodischer zu singen und nimmt auch die schwierigeren Gesangsabschnitte recht locker mit. Das technisch anspruchsvolle Songmaterial "Parody Of Life", "Caught In A Spider's Web" geht nicht gleich ins Ohr und so versammelt sich vor der Party-Stage nur eine überschaubare Anzahl von DieHard-Fans. Die aber werden es kaum bereut haben, denn die Musiker sind sehr gut drauf, geben sich locker und interagieren auch mit dem Publikum ganz gut. Vom Publico geforderte Rufe nach DESTRUCTION-Songs wurden wegen der kurzen Spielzeit und um HEADHUNTER als eigenständiges Projekt zu etablieren zwar erhört, jedoch freundlich abgewiesen.
Irgend etwas falsch machen danach die U.S.-Wahrmetaller KAMELOT um Frontmann Roy Khan. Zwar stehen vor der True-Metal-Stage mehrere zehntausend Leute herum, doch die weitaus größte Anzahl von ihnen verharrt eher mit einem gemütlichen Bier in der Hand auf der Stelle. Vielleicht liegt es an der pompösen Show, die gleich zu Beginn wuchtige Pyro-Effekte auffährt, große Feuersäulen gen Himmel reckt, vielleicht auch an Khan, welcher aus welchen Gründen auch immer fast den gesamten AufTRITT auf Knien verbringt. Die Band kommt beim Publikum steril, kalt und seltsam entrückt an. Highlights "Centre Of The Universe", "The Haunting", "March Of Mephisto" klingen gut wie immer, helfen aber letzten Endes nicht, dass der berühmte Funke zum Publikum überspringt. Ein sehr merkwürdiger Gig einer Band, die man auf etlichen Festivals und Konzerten schon bedeutend überzeugender gesehen hat.
SOILWORK sind mit ihrem Neo-Thrash mittlerweile Stammgäste in Wacken. Eine Stunde gibt es Knüppel-aus-dem-Sack, wobei das Songmaterial fast ausschließlich aus "Figure Number Five"-Stücken besteht, ergänzt "Stabbing The Drama" und "Sworn..."-Auszüge. Zu meckern gibt es im Großen und Ganzen zwar nichts, jedoch wird man das Gefühl nicht los, dass jeder SOILWORK-Auftritt irgendwie der gleiche ist...
Aus Schweden kommt nicht nur Todesblei, auch die True-Metaller SABATON. Die haben, zählt man ihr wesentlich später erschienenes Debüt "Metalizer" mit, mittlerweile vier Alben im Gepäck und sind somit kaum noch als Newcomer zu bezeichnen. Unerreicht jedoch bis dato immer noch ihr Zweitling "Primo Victoria", welcher die Messlatte in diesem Bereich doch schon sehr hoch setzte. Und so ließen sie "Metalizer"-Songs weg und spielten ansonsten eine abwechslungsreiche Mischung der drei regulären Studioalben mit großem Einsatz und sehr gutem Stageacting. Auch der Sound war sehr ordentlich und so bekam eine große Anzahl von Leuten einen richtig guten Auftritt zu sehen und zu hören, bei welchen SABATON bestimmt eine ganze Anzahl von neuen Fans gewinnen konnte.
Immer noch tief im Underground verwurzelt sind die 80er-Metaller DESTRUCTOR aus den U.S. von A., welche nach langer Auszeit (ihr 1986er Klassiker "Maximum Destruction" blieb lange Zeit ihr einziges Album) wieder unter den lebenden sind und seit 2003 die Alben "Sonic Bullet", "Forever In Leather" und die "Storm Of Steel"-EP ihrer Diskographie hinzugefügt haben. Um sie zu sehen, muss man natürlich die W.E.T.-Stage aufsuchen. Was das heißt, haben wir ja bereits weiter oben erläutert. So kreisen die Mähnen u.a. zu den Thrash-Klassikern "Bring Down The Hammer", "Iron Curtain" oder dem bereits vom kultigen "Heavy Artillery"-Sampler bekannten "Storm Of Steel". DESTRUCTOR sind auch 2008 eine authentische Metalband alten Schlags, die es schaffen auf ihrem aktuellen Material den 80er Sound so modern klingen zu lassen, dass er schon wieder modern ist. Und genauso fühlen sie sich auch: modern und aktuell. Auf der Bühne wird gemoshed und herumgewirbelt wie in der Hölle, das Publikum geht ab wie sau und am Ende der Show wird ganz true noch ein Keyboard in seine Einzelteile zerschlagen um der Welt zu zeigen: wahrer Metal braucht sowas nicht!
Das mit den Keyboards sehen die finnischen Melodic-Speedster von SONATA ARCTICA natürlich ganz anders. Ich persönlich bin ja der Meinung, dass man von denen nur ihr Debüt "Ecliptica" im Regal haben muss, aber viele junge Metalfans, die ja mit mittelmäßigen Bands und Alben aufgewachsen sind und meist (noch) nichts anderes kennen, mögen das natürlich anders sehen. Der Auftritt bleibt nicht lange in Erinnerung. Die Setlist wurde mit vielen langsamen Stücken aufgeweicht und verstärkt den Eindruck, dass die Band niemals den Status ihrer Vorbilder STRATOVARIUS und Co. erreichen werden. Einziger Höhepunkt ist "Don't Say A Word", das vom Publikum großflächig und lautstark unterstützt wird. SONATA ARCTICA sind eines jener Beispiele, die beim Versuch sich stilistisch unbedingt von ihren großen Vorbildern trennen zu müssen, gescheitert sind.
OPETH sind bei mir immer ein etwas zweischneidiges Schwert. So sehr ich den progressiven Extrem-Metal der Schweden auch mag und mir desöfteren zu einem guten Gläschen Wein ihre Platten anhöre, so langatmig finde ich oft ihre Live-Auftritte. Obwohl die durchaus meist sehr witzigen und bissigen Ansagen von Frontmann Mikael eine gewisse Würze ins Programm bringen, passiert es mir durchaus, dass ich nach dem dritten oder vierten Song einfach zur nächsten Band weitergehe. Warum? Fragt mich nicht. Vermutlich gehört zu einem Live-Gig mehr Action. Und auch wenn es mir hier wieder passiert ist: technisch perfekt gespielt wie immer, hatten OPETH ihr neues Album "Watershed" mitgebracht und es auch ausführlich vorgestellt. Somit wie immer: nichts auszusetzen, abgesehen von meinen persönlichen Problemen ;)
CHILDREN OF BODOM holen danach mit der Sense zum Hate Crew Deathroll aus und genauso fühlt es sich im Pit auch an. Alexi Leiho hat seine Kumpels mitgebracht und sie laufen zu Bestform auf! Neben "Silent Night, Bodom Night", "Follow The Reaper", "Blooddrunk", "Lake Bodom", "Downfall" oder "Hate Me!" gibt es vorallem noch einige Highlights zu erwähnen: bei "24/7" formiert sich quasi aus dem Nights heraus plötzlich einer der größten Circle-Pits die ich je gesehen habe. Ganz nebenbei verwandelt sich das Gelände in eine Crowd-Surfer-Autobahn. In unzähligen Parallelen lassen sich weit über 1000 Menschen vom Publikum von hinten nach vorne tragen. Und so mancher hat rein gar nichts an! Auf der Bühne indes legt sich Tastenakrobat Janne Viljami Warman Finlandia Prost Wie Heiss Ich Wirman einen BH um und wird sogleich von Alexi befummelt was das Zeug hält. Neben einigen angespielten Ablenkungsmanövern in Form von "Umbrella" oder "Jump" fönen einem die Jungs ansonsten mit 300 Grade sämtliche Haare vom Kopf. Das ist mal Partymucke!
Die Mittelalter-Gesellen CORVUS CORAX sind mitsamt einem kompletten Orchester angereist. Da bleibt auf der Bühne natürlich nicht mehr viel Platz. Ihr neues Machwerk nennt sich "Cantus Buranus II" und ist ungefähr soviel Metal wie Boney M. - nämlich gar keiner. Vor lauter klassischen Musikern sieht man die eigentliche Band gar nicht, macht nichts, denn hören kann man sie auch kaum. So gerät der Auftritt zu einer Konzert-Farce, denn der substanzlose möchtegern "Carmina Burana"-Verschnitt wirkt so aufgeblasen wie er inhaltsleer ist. Nächstes mal bitte in die W.E.T.-Stage zu selbst naßmachen und dafür ALESTORM oder DESTRUCTION an deren Platz!
THE HAUNTED...made me do it! Knüppel aus dem Sack, fette Lightshow, auf der Bühne gehts ab wie in einem Hornissennest und dazu kommt noch ein wirklich guter Sound. Nur an der Zusammenstellung des Songmaterials könnte man herumnörgeln, ist dieses doch zu sehr aufs aktuelle Tourprogramm mit Promotion des neuen Albums ausgelegt denn auf eine zündende Best-Of-Show. Aber man kann ja nicht immer alles haben.
Headliner der zweiten Abends sind Tobias Sammet's AVANTASIA und natürlichen waren alle gespannt wie ein Flitzebogen darauf welche Musiker es von den Albenkonserven auf die Bühne geschafft haben, schließlich ist so ein umfangreiches Stelldichein der Creme de la Creme faktisch nie gleichzeitig an einen Ort zu bringen. Den Status als wichtigste Band des Tages verdankt das Projekt natürlich EDGUY, deren Ableger es ist. Aufgrund des immensen logistischen Aufwands an Lebendgewebe war es ja gar nie nicht geplant, AVANTASIA jemand überhaupt auf die Bühne zu bringen, doch nach den immensen Erfolgen von "The Metal Opera Pt. 1" und "Pt. 2" gesellte sich zu diesem Doppelpack dann doch noch ein Drittling in Form von "The Scarecrow" hinzu. Und zwar nicht minder erfolgreich. Da kann man dann irgendwann nicht mehr anders, da muss auch ein Konzert her. Der einzige Auftritt in Deutschland natürlich nirgendwo anders als in Wacken. Und so beginnt es...
Tobi Sammet ganz in schwarz mit Cowboy-Hut - hoppla - das ist ja fast schon spießig. Aber bevor man noch groß darüber nachdenken kann beginnt die Show auch schon in Form von "Twisted Mind", gleichzeitig auch Eröffnungsstück des aktuellen Werkes. Als Unterstützung sollte im Duett sollte ja eigentlich Jorn Lande dienen, doch dessen Mikro bleibt stumm (er singt trotzdem). Auch beim nächsten Stück "Another Angel Down" ändert sich dieser Status nicht. Sehr schade. Ein ums andere Mal fragt man sich ob der Mixer eingeschlafen oder taub ist - vielleicht doch das Mikro selbst? Selbiges wurde allerdings nicht getauscht. Weitere Gaststars sind André Matos (welcher u.a. auch die Michael Kiske-Parts übernimmt), Bob Catley und Uli Jon Roth. Der Mittelpunkt dieses grandiosen Gesamtkunstwerks, welches um eine gute Lightshow und einen sehr guten Sound (abzüglich zwischendurch nicht vorhandener Mikros) ergänzt wird, ist und bleibt natürich der Initiator Tobi. Er setzt weiterhin auf schlechte Witze und eine Show, welche reine Geschmackssache ist. Ob seine Witze nun "alternativ geil", "geschmacklos", "langweilig" oder einfach nur "Tobi" sind, wird wohl auch in 1000 Jahren noch keine einstimmige Meinung zu vertreten wissen. Bei der Dampfhammer-Hymne "Reach Out For The Light" holt er kurzerhand eine Deutschland-Flagge aus seinem Zauberhut und heizt das Publikum damit noch weiter an (wir wissen ja: spätestens seit der WM im eigenen Land darf man das wieder "einfach so" - endlich... ). Weitere Stücke sind "The Seven Angels", "Serpents In Paradise", die Bandhymne "Avantasia", aber auch die umstrittene Single "Lost In Space". Insgesamt gesehen wird eine Mischung aus Heavy Metal-Konzert, Musical und ganz großem Kino geboten, die beim Wacken-Publikum dermaßen gut ankommt, dass sogar einem Tobias Sammet ein ums andere Mal einfach so die Sprache wegbleibt. Zumindest kurze Zeit.
Um es kurz zu machen: Es lässt sich natürlich darüber streiten, ob EDGUY bzw. AVANTASIA wirklich Metal sind, doch sie sind derzeit das größte, was Deutschland in dieser Sparte zu bieten hat.
Den zweiten Festival-Tag beenden die bösen Schwarzmetaller GORGOROTH, welche eine abartige Show mit allerlei Nackedeis auffahren. Die Headliner der Black-Stage fuhren ein großes Bühnenprogramm auf: zwei nackige Mädels, zwei nackte Jungs hängend an Kreuzen mit Sack überm Kopf, Pfähle, Feuer, rotes Licht. Herrje! Das Böse persönlich hat Wacken erreicht. So spielt die Musik auch eine eher untergeordnete Rolle bei diesem Auftritt, ist die Show das Programm und der Wahn. Es ist im Übrigen das gleiche Bühnenbild wie bereits 2004 auf der Polen-Tour. Damals kam dann die Polizei und alles war böse. Die Band, die Nackten, die Zuschauer... nuja, Polen ist ja auch sehr katholisch und hat hinterm Eisernen Vorhang noch einiges verpasst. Hier in Germanien sind inzwischen gut ein Drittel der Bevölkerung aus der Kirche ausgetreten. Die glauben somit weder an Gott noch an den Teufel. Deshalb findet Wacken das ganze richtig großes Fernsehen. Nicht mehr. Und nicht weniger. Ohne Werbeunterbrechung. Ah doch. Von der Band selbst. Zwischen einigen Stücken kommen seltsam-lyrische Ansagen "This is a song about SATAN!". Fazit: Geile Show. Musik egal. Bei DISSECTION wars noch anders rum.
Samstag
Tag drei. Für manche Festival-Besucher schon Tag vier, fünf, sechs oder 23.
3 INCHES OF BLOOD eröffnen um 12 Uhr einen sehr windigen, aber sonnig-herben letzten Festival-Tag. Mit ihrer Würzmischung aus Death- und 80er Heavy Metal sorgen die Jungs für einigen Aufruhr, denn es ist bereits ziemlich voll vor der Bühne. Schwarz-, Todes- und Wahrmetaller aller Coleur lassen ihre Matte kreisen, die Band zeigt mächtig Spielfreude. Ein sehr gelungener Auftakt für Freunde aus allen Stilrichtungen.
Die Finnen MACHINE MEN begeisterten mich 2002 mit ihrer selbstbetitelten, selbstproduzierten Debüt-EP, welche noch sehr IRON MAIDEN-lastig, aber auch sehr genial war. Leider schafften sie es in der Folgezeit mit ihren Studioalben nicht, mich als Fan längerfristig an sie zu binden. Mal sehen, was sie uns in Wacken zu bieten haben: Die Party-Stage ist um die Mittagszeit noch sehr überschaubar. Sound ist ganz ordentlich, das Publikum sehr angetan, stellenweise begeistert. Die Auswahl des Songmaterials legt Wert auf Highlights. Insgesamt gesehen ein "netter" Auftritt: agile Band, munteres Publico, im Vergleich zu 3 INCHES OF BLOOD ziehen MACHINE MEN jedoch eindeutig den Kürzeren.
So richtig Pech haben die NWoBHM-Originale SWEET SAVAGE, welche guten alten britischen Heavy Metal aus den beginnenden 1980er Jahren spielen. Pech deshalb, da laut Running Order eigentlich die Thrash-Metal-Walze EXODUS an der Reihe wäre. So kommt dann was kommen muss: während sich SWEET SAVAGE den Arsch abspielen, dabei eine ganz gute Figur abgeben und den ein oder anderen Gassenhauer in die Ackerlandschaft abgeben, bleibt's vor der Bühne emotional zurückhaltend bis explosiv. Gelegentlich ertönen großflächige EXODUS-Sprechchöre. Doch die kommen nicht. Dafür geht das Publikum. Sehr schade für eine Band, die ich nach langer Zeit mal wieder sehen durfte.
MERCENARY aus Dänemark schauen auf der Party Stage vorbei und ganz viele Leute schauen ihnen zu. Der moderne Power Metal, welcher in einer Schnittmenge zwischen U.S.-Metal und melodischerem Euro-Metal liegt, lässt die MERCENARY aktuell zu einer überaus bekannten Band werden, von welcher wohl noch sehr viel zu erwarten sein dürfte.
Und dann kommen sie doch noch: die U.S.-Trash-Metal-Abrissbirne EXODUS! Das Wetter ward mal wieder ein anderes: es regnet. Welch Überraschung. Interessiert aber niemanden wirklich. Es ist fast so voll wie bei den Abend-Bands. Welchen Status EXODUS hier in Deutschland haben, spürt man den gesamten Gig. Etwas überraschend eröffnen sie gleich mit "Bonded By Blood". Im weiteren Verlauf gibt es einen sehr gelungenen Querschnitt zwischen alten Klassikern "A Lesson In Violence", "Strike Of The Beast" und den letzten drei Alben "War Is My Shepard", "Children Of A Worthless God" zu hören. Frontmann Rob Dukes ist bestens aufgelegt und schreit sich am laufenden Band die Seele und andere Dinge aus dem Leib. Förmlich am überkochen ist die Stimmung dann bei "Deathamphetamine", als Dukes von den ganzen "Motherfuckers" vor der Bühne den größten fuckin' Circle-Pit des Festivals sehen will. Er soll ihn bekommen. Und er dauert so ziemlich den halben Gig!!! Vermutlich würde der Auftritt als Legendär eingestuft, hätte er nicht ein großes Manko: die Gitarren - ein einziger Soundbrei. Bass und Drums total übersteuert. Doch es kommt noch schlimmer: der True Metal-Stage Mixer lässt sich nicht davon abbringen, auch fast alle anderen Bands dieses Tages dermaßen katastrophal abzumischen. Muß das sein?
Todesmetall der Sonderklasse kommt von den Amis OBITUARY. Diese präsentieren uns ein sehr gelungenes Best-Of-Programm quer durch fast alle Alben. Technisch präzise und absolut überzeugend dargeboten, verharrt die Band auf der Bühne leider allzusehr in bewegungslosem Zustand und ignoriert ein riesiges Publikum nahezu perfekt einfach komplett. So sieht Wacken eine äußerst superbe wie auch langweilige Show und kann sich - positiv betrachtet - voll und ganz auf die Musik konzentrieren.
Sie waren ganz große Vorreiter des Grind- und Death-Metals: CARCASS sind wieder da! Zunächst nur für eine Welt-Tournee. Spätestens jetzt herrscht Headliner-Stimmung. Das ganze Areal ist voll. Zurück nach 15 langen Jahren. Pünktlich dazu erschienen auch ihr kompletter Backkatalog, digital-remastert und limitiert als Deluxe-Editionen. Wenn schon, denn schon. Jeff Walker, eine Spaßgranate mit deftig-trockenem Humor, Bill Steer und Michael Amott an Bass und Gitarren - doch Moment mal - wer sitzt denn da hinterm Drumkit? Daniel Erlandsson, bekannt wie ein bunter Hund als Trommler von AMON AMARTH. Ken Owen, der da eigentlich sitzen müßte, leidet bereits seit Jahren an einer schweren Krankheit. Bei seltsamem Wind ist der Sound auf verschiedenen Standpunkten mal gut, mal gar nicht gut. Während Jeff das Publikum bestens animiert und sichtlich Spaß hat, konzentiert sich der Rest der Band auf die (mit Ausnahme von Daniel) lange nicht mehr regelmäßig gespielten Instrumente. Das Songmaterial nimmt eine Reise von den rauhen Knüppelzeiten bis zum Ende. Schwerpunkt natürlich die beiden großen Klassiker "Necroticism..." und "Heartwork". Die Vermischung der Backkatalogs gelingt, OldSchool-Fans werden genauso zufrieden gestellt wie die breitere Masse, die hauptsächlich die Spätwerke kennt. Highlights sind zum einen der Auftritt von ARCH ENEMY-Frontröhre Angela Gossow bei "Incarnate Solvent Abuse", von Jeff anschließend furztrocken mit "I still hate Arch Enemy" kommentiert, sowie der sehr überraschende Auftritt des sichtlich gezeichneten Ken Owen, welcher kurzerhand ein Drum-Solo einprügelt und danach noch eine rührende Ansprache von sich gibt. Wacken hat wieder einmal Geschichte geschrieben.
Mit POWERWOLF ist ein großer Hoffnungsträger auf der W.E.T.-Stage zu finden. Das Publikum wird brav mit rumänischem Akzent gesiezt, die True-Metal-Mucke klingt mit sakralen Einlagen und White-Metal-Texten eigenständig genug um ein öffentlichkeitswirksames Profil zu schärfen. Speziell das aktuelle Album "Lupus Dei" ist ein Schmankerl vor dem Herrn (sic!). Frontmann Attila Dorn gehört zur Speerspitze der nationalen Szene, "Saturday Satan", "Prayer In The Dark", "Tiger Of Sabrod" oder "We Take It From The Livin'" zum Besten, was dieser Tage in diesem Metier erschienen ist. Die Bühnenshow ist okkult und die Musiker agieren sehr souverän für eine so junge Band. Alle Daumen hoch!
ENEMY OF THE SUN haben keinen sehr publikumswirksamen Namen gewählt, gehören aber trotzdem in die Kategorie "muss man kennen". Warum? Weil der Bandcheffe Waldemar Sorychta heißt und einst zusammen mit SLAYER-Kulttrommler Dave Lombardo unter dem Namen GRIP INC. die Metal-Welt beglückte. Ohne Dave musste ein neuer Name her und da wären wir. Mit nur einem Album wirds mit der Songauswahl natürlich eng, so gibt es einen Großteil des Debüts zu hören und mit "Ostracized" und "Hostage To Heaven" leider nur zwei absolute geniale GRIP INC.-Abrissbirnen. Was bleibt: eine großartige Performance, ein gut aufgelegter Waldemar, ein toll abgeschmischter Sound und ein Wiedersehen in zwei Wochen - auf dem Summer Breeze.
Für alle Arten von Wiedervereinigungen war Wacken ja schon immer gut. Ein Wunder, dass der 2+4-Vertrag damals nicht dort unterschrieben wurde, aber damals war das Dorf wohl noch etwas zu unbekannt. AT THE GATES sind wieder da! Sozusagen die Blaupause des Göteborg-Sounds schlechthin. Und so sind sie nach geschlagenen 12 Jahren wieder zurück um mehreren zehntausend Besuchern zu zeigen, wie es sich wohl angefühlt hat, damals. Damals, als man diesen einzigartigen Gitarrensound zum ersten Mal hörte. Als hunderte von Menschen dazu verdonnert wurden eine Band zu gründen, weil sie nicht mehr anders konnten. Damals, als der Death Metal plötzlich melodisch wurde. Mit ihrem Sound bereiteten sie den Weg für Bands, welche noch viel größer werden sollten als sie. Die Revolution frisst bekanntlich sehr oft ihre Kinder. Wieder mit langen Haaren am Start ist Mikrofön-Grunzer Tomas Lindberg, sichtlich ergriffen von all diesen Menschenmassen, welche gekommen sind ihnen zu huldigen. Nach all den Jahren weiß man natürlich auch, was das Publikum wirklich hören will: "Slaughter Of The Soul". Das ganze Album wurde gespielt, ergänzt um Stücke aus allen anderen Veröffentlichungen. Es war ein Fest, ein spannungsgeladener Moment der Geschichte. Die Jungs haben großen Spaß, eine enorme Spielfreunde und in Anbetracht der crowdsurfenden Menschenmenge wohl ernsthafte Zweifel daran, dass dieses Konzert - wie im Vorfeld angedroht - ihr endgültig letztes sein sollte. Viele Menschen waren nach diesem Auftritt der Meinung, dass es zusammen mit IRON MAIDEN der mit Abstand beste des Festivals war. Eine Meinung, welche der Autor uneingeschränkt teilt.
NIGHTWISH zum ersten Mal ohne Tarja als Headliner in Wacken. Die neue Stimme, Anette Olzon, hat nicht nur bereits ihr erstes Album eingesungen, sondern steht auch bereits bei vielen Fans in der Kritik. Die Vorwürfe sind breitbandig: die Stimme wäre zwar gut, aber austauschbar und somit NIGHTWISH als eigenständige Band nicht mehr erkennbar. Die Stimme ist zu dünn. Die Frau hält dem Druck nicht stand und bricht Konzerte gesundheitsbedingt auch mal gerne mitten in einem Auftritt mehr oder weniger unfreiwillig ab. Gute Presse ist das nicht. Was würden die Finnen bei ihrem Wacken-Auftritt tun? Fragen über Fragen. Alle Augen gerichtet auf die Band des Tages. Nach EXODUS, CARCASS und AT THE GATES alles andere als einfach. Vorallem wenn stilistisch verwandte Bands wie AXXIS und LORDI entweder zeitgleich oder erst später spielen. Das Zielpublikum verstreut über Metal Markt, W.E.T.-Stage und Campingplatz, die Vorberichterstattung katastrophal bis bemitleidend. Fangen wir doch einfach an: Ein Best-Of Programm, das wir nicht näher erläutern wollen ohne Eulen und ähnliches zu zitieren wird geboten, formidable Licht-Show, zurückhaltende Pyros. Nein, Anette Olzon kommt tatsächlich sympathischer, emotionsvoller und aufgeschlossener rüber als die "große Diva Tarja". Aber genau DAS ist ja eben das Problem: NIGHTWISH ohne Tarja sind QUEEN ohne Freddie Mercury. Eine Band, die stellenweise so klingt wie unzählige andere Kapellen. Sind das jetzt NIGHTWISH oder WITHIN TEMPTATION? Es mag durchaus richtig sein, sich von Tarja getrennt zu haben. Es ist nachvollziehbar und menschlich. Doch einen gleichwertigen Ersatz gefunden haben sie nicht. NIGHTWISH 2008 riecht nach IRON MAIDEN ohne Bruce Dickinson, nach JUDAS PRIEST ohne Rob Halford. Es riecht modrig. Und nach Wiedervereinigung.
Vor der Party-Stage ist die Hölle los und tatsächlich spielen die deutschen Urzeit-Metaller AXXIS nicht zeitgleich zu NIGHTWISH, sondern zu KREATOR. Überschneidungen bei Geschmacksfragen sind damit zumindest bei stilistisch eingeschränkten Mitbürgern größtenteils ausgeschlossen und somit zoomen wir gleich ins Geschehen: geile Bühnenshow, viel Licht und ausnahmsweise sogar sehr guter Sound. Das riecht nach Verschwörung. Den Zuschauern ist's egal, sie feiern eine Band, die gerade ihren zweiten Frühling erlebt. Und überhaupt: die Party-Stage. Im letzten Jahr noch ein Hort des Teufels, kaum erreichbar duch einen viel zu schmalen Eingang, bei Wacken 2008 schon fast ein Schmuckkästchen. Mit eigenem Eingang und breitem Durchgang erreicht man auch bei Headliner-Alarm ganz schnell Bier-, Jacky- und Fress-Bunden mit sehr überschaubaren Ansteh-Zeiten. Aber das nur ganz nebenbei. Zurück zu AXXIS: für Fans der ersten Stunde wie mich bleiben "Kingdom Of The Night", "Axxis II" und das grundgeile "Access All Areas"-Live-Album natürlich die Ursuppe des deutschen Melodic-Rock. Doch nach einer soliden Stagnation Mitte bis Ende der 90ern kehrten die Jungs mit sehr überzeugenden Alben wieder zurück ins Licht der Öffentlichkeit und präsentierten uns zuletzt mit "Paradise In Flames" und "Doom Of Destiny" melodische Leckerbissen. Ein genialer Querschnitt durch die Geschichte und einer der besten Auftritte an diesem verlängerten Wochenende. Weiter so!
Thrash aus Deutschland, da sind KREATOR nicht weit. Und die fahren heuer eine gigantische Lightshow auf, welche von zahlreichen Videoclips unterstützt wird. Dazu gibt es ein Best-Of-Programm das sich gewaschen hat. Der Mixer scheint wieder einigermaßen nüchtern zu sein und Mille nervt wie immer mit politischer Einseitigkeit und Moralpredigten auf Vorschulkinder-Niveau. Mehr muss man dazu eigentlich nicht mehr schreiben, denn man bekommt was man verdient: harte Mucke bei der sich Klassiker an Klassiker reiht, genug Riffs und Hymnen für 14 Tage Genickschmerzen - KREATOR-Fans ignorieren zum Glück mittlerweile das drumherum und konzentrieren sich auf die Mucke.
THE BONES sind eine der wenigen Kapellen, welche in Wacken einfach und richtig absichtlich KEIN Metal sind. Mit ihrer Mischung aus Punk und Rock'n'Roll geh'n sie in der W.E.T.-Stage ab wie Luzi. Diese hat sich mittlerweile allerdings ziemlich geleert. Vergleichbar mit der Menge Bier, welche die Besucher dieses Zeltes in den letzten 12 Stunden wohl hier zurückließen. Das nicht mehr zu umgehende Matschfeld vor dem Eingangsbereich hat sich mittlerweile zu einem mächtigem Stück Urin gewandelt. Vermutlich der Grund, warum es in diesem Zelt nie trocken ist: die Pisse vom Vorjahr ist 12 Monate später immer noch am verdunsten. 2008 der einzige Bereich, an dem noch DRINGEND etwas geändert werden muss.
LORDI machen alles ein weniger kommerzieller, schneller und geiler als HAMMERFALL, doch im Gegensatz dazu haben sie nicht nur den Eurovisions Song Contest gewonnen, sondern auch nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie ziemlich tuntig im Fahrwasser von ALICE COOPER und KISS schwimmen. HAMMERFALL hingegen tun seit Jahren so, als währen sie Heavy Metal. Eine Behauptung deren Beweis bis heute aussteht. Bei starkem Niederschlag haben LORDI an der Festivalfront mit zahlreichen Verlusten zu kämpfen, doch wahre Fans crowdsurfen auch bei diesem Wetter ziemlich unbeeindruckt über den Köpfen der Besoffenen. Den besten Tag hat die Band indes nicht erwischt: man zockt sich durch ein Programm von mittlerweile allseits bekannten Stücken, interagiert jedoch kaum mit dem Publikum - obwohl die Jungs mit dem Mädel auf der Bühne herumflitzen als hätten sie Wespen im Arsch. Kurios. Blut spritzt, Knochen fliegen, Fleisch wird aufgespießt, Horrorshow. Richtig Angst machen sie damit allerdings niemandem. Nicht mehr, aber auch nicht weniger als ein sehr solider Auftritt, welcher das Festival zum Ende führt.
Fazit und Ausblick
Das 19. Wacken Open Air war mal wieder ein absolutes Highlight. Eine durch die Bank überzeugende Bandauswahl, ein noch weiter verfeinerte Organisation. Auch aus dem groben Fehler vom letzten Jahr - dem weitaus zu engen Durchgang zum Party-Stage-Gelände - hat man gelernt. Das Gelände ist nun wieder nahezu offen und hat sogar einen komplett eigenen Eingang von außen bekommen. Leider hat sich das allerdings noch nicht sehr weit herumgesprochen.
Die Anfahrt wurde noch besser geplant und zum ersten Mal seit etlichen Jahren sind die Staus vor den Campingplatzeinfahrten sehr deutlich zurückgegangen. Auch Dixis und Duschen wurden subjektiv mehr (wir haben nicht gezählt). Bleiben noch zwei Probleme zu lösen: das auslaufende Urinal an der W.E.T.-Stage, welches die Flächen vor dem Zelt großflächig zu Matsch werden lässt und müffelt ohne Ende sowie die etwas unflexiblen Eingangsbereiche, die den Gästen nicht automatisch (z.B. per Videotafeln) mitteilt, dass ein Eingang zwar geschlossen, die daneben aber noch geöffnet sind.
2009 ist ein Jahr zum noch größer feiern: 20 JAHRE WACKEN OPEN AIR. Natürlich fragen sich bereits jetzt sehr viele Leute, wie die Veranstalter IRON MAIDEN denn zum großen Jubiläum noch toppen wollen. Eine gute Frage. Tipps gibt es ja bereits genügend: AC/DC, METALLICA, KISS, eine 30 Jahre ONKELZ-Reunion-Show *g* und vieles mehr.
Fest steht bisher nur eines: Wacken expandiert! Es wird 2009 noch einen etwas kleineren Ableger in Brasilien geben. Tja, mal sehn ;)
Freitag
TYR, die seltsame Metalband von den Faröern, spielen eine eigenständige Mischung aus Folk- und Epic-Metal, mit mehrstimmigem und -sprachigem Gesang. Unterscheidet sich eindeutig von anderen Folk- und Viking-Kapellen, mit welchen die Jungs unangebrachterweise immer wieder in Verbindung gebracht werden. Obwohl ich die Musik generell nicht übel finde und auch die beiden ersten Alben in den raren Erstpressungen besitze, ein Fan werde ich wohl nicht mehr. Kommt noch dazu, dass TYR ziemlich sperrig für jungfräuliche Ohren sind, denn kaum jemand vor der Bühne kennt die Band. So beginnt das Bang Your Head heuer ein wenig verhaltend (CONTRACRASH habe ich zum Glück verpasst) und auch noch mit dumpfem Sound.
o
Spürbar mehr Zulauf bekommen die U.S.-Speedster AGENT STEEL, welche sich in den 80ern mit den beiden Göttergaben "Skeptics Apocalypse" und "Unstoppable Force" in die Annalen der Musikgeschichte schrieben. Doch auch in den späten Neunzigern und mit ihren letzten Werken mussten sich Juan Garcia und Co. nie verstecken. Trotz sehr kurzer Spielzeit versuchen sie alte und neue UFO-Fanatiker zu begeistern und schaffen das auch. Beginnend mit überwiegend neuem Material "Ten Fists Of Nations", "Destroy The Hush" lassen AGENT STEEL zum Ende hin die Kuh fliegen mit unsterblichen Klassikern wie
"Mad Locust Rising", "Unstoppable Force", "Children Of The Sun" und natürlich der ultimativen Hymne "Agents Of Steel". Frontmann Bruce Hall weiß dabei in fast allen Bereichen zu überzeugen. Nur beim Stageacting agiert die Band etwas zu steif. Insgesamt gesehen jedoch ein geiler Auftritt, der so richtig Stimmung bringt.
++
Jessas! Punk, Dänen-Folk, Speed-Metal und jetzt auch noch KORPIKLAANI. Ja wo sammer denn... auf dem Bang Your Head! Über die stilistische Bandbreite kann sich am Freitag gewiss niemand beschweren. Humppa-Metal bringt das Publikum in Fahrt und regt bei Temperaturen um den magischen 30° zum Bier trinken an. Spätestens bei "Beer Beer" sind sich da alle einig. Durchgeschwitzt, naßgemoshed - was immer man nachher ist - auf jedenfall durstig!
+
Eine noch größere Meute wollte anschließend die erst kürzlich wiedervereinigten Bay-Area-Veteranen FORBIDDEN sehen und erwartete einen thrashigen Gig vom Feinsten. Den gibs dann auch, da man sich bei der Setlist auf alte Tage konzentriert und einen Großteil des Erstlingswerkes "Forbidden Evil" von sich gibt. Von selbigem Klassiker auch der formidable Opener "March Into Fire", bei dem die Gitarren des Duos Glen Avelais und Craig Locicero zu ersten Hochformen auflaufen. Verstärkt wird die Truppe von Mark Hernandez (Drums), Bassist Matt Camacho und Russ Anderson in der Paraderolle als äh ja... Gozilla oder wahlweise auch Sumo-Ringer - nebenbei singend. Das "nebenbei" macht sich in Form von merkwürdigen Gesangspassagen bemerkbar, welche dann doch sehr anders als auf den Alben klingen: Russ singt stellenweise sämtliche hohen Stellen einfach deutlichen tiefer - wenn er sie nicht gerade einfach mal weglässt. Hat das jemand gemerkt? Scheinbar nicht. Die Fans gehen ab wie Luzi, was bei Stimmungsgranaten wie "Chalice Of Blood", "Through Eyes Of Glass" oder "On The Edge" auch kein Wunder ist. Hinzu kommt, dass die Instrumentalfraktion wirklich zu überzeugen weiß und auch gutes Programm macht. Insgesamt ein noch guter Gig, welcher denn auch mehr als nur artig beklatscht wird.
+
Noch mehr Finnen. Noch viel mehr Zuschauer als bei KORPIKLAANI. Ein Intro. Keine Band. Moment - wo ist denn die Band? Die hat ihren Auftritt vergessen und hechtet gerade noch auf die Bühne, bevor das Intro ein drittes Mal angestimmt werden muss. ENSIFERUM sind ebenfalls kein typischer Bang Your Head-Zielmagnet. Dennoch erspielen sich die Wodka-Säufer mit ihren großartigen Melodic-Hymnen, welche mit Schwarzmetall-Getöns hervorragend gekreuz(ig)t werden, sehr schnell eine immer größer werden Schar, welche ihr Bier in die Höhe recken, ihre Matte kreisen lassen und beides auch mal ein wenig durcheinanderbringen. "Iron", "Token Of Time", Blood Is The Price For Glory!
++
Zurück nach Deutschland: auch wenn es so manche Fans anders sehen machen RAGE vor WHITE LION Sinn. Denn richtig voll ist es bereits, auch wenn RAGE noch eine gehörige Prise an Headbangern miteinbringen Peavy Wagner hat einen guten Tag erwischt, ist sichtlich gut gelaunt und wird dabei bestens von Viktor Smolski und Andre Hilgers unterstützt. Während Erstgenannter wie ein Wirbelwind auf der Bühne hin- und herflitzt, hat sich der Neuankömmling am Schlagzeug bereits sehr gut eingelebt und spielt ein fehlerfreies Set. Der im Vergleich zum umfangreichen Ouvre der Band doch sehr frühe Auftritt macht sich alsbald in einer doch etwas zu kurz kommenden Spielzeit bemerkbar, durch die sich RAGE mit einem Best-Of Programm in einen wahren Rausch spielen. So gibt es neben "Refuge", "Carved In Stone", "Down" oder "No Regrets" am Ende noch ein dreiteiliges Medley, bei dem "Don't Fear The Winter" natürlich den unumgänglichen Rausschmeißer bildet.
+
Sagte ich gerade noch, RAGE machen vor WHITE LION Sinn? Nun, zumindest der Beginn des Auftritts spricht alles andere als dafür. Die Band beginnt mit einem hundsmißerablen Sound, die ersten Stücke sind kaum zu erkennen und erinnern eher an eine landende Boing mit einem an Brechdurchfall erkrankten Kapitän. Zum Glück erwacht der Mixer wieder, der wohl im Vollsuff sämtliche Regler verstellt hat, als er mit dem Gesicht aufs Mischpult aufgeschlagen ist. Bereits beim vierten Song wissen wir endlich mit Gewissheit, dass WHITE LION auf der Bühne stehen. Zurück zum Gig: ein Best-Of Programm mit massig Highlights ("Lady Of The Valley", "Cryin' Out", "Little Fighter", "Broken Heart", "Dream", "El Salvador", "Wait", usw.), eine Band die so dermaßen nach 80er aussieht, als wäre sie gerade mit einem Fluxkompensator aus der Vergangenheit transportiert worden und ein Auftritt, der etwas holprig aber dennoch symphatisch wirkt. Doch noch ein gutes Konzert geworden.
+
Nach dem weißen Löwen nun ein weißer Hai: GREAT WHITE. Jack Russel und Begleitung zünden von der ersten Minute an ein Hitfeuerwerk, auch wenn seine Stimme wegen eines defekten Mikroföns zu Beginn noch fehlt. "Call It Rock'n'Roll" ist da ein perfekter Einstieg, mit "Back To The Rhythm" gibt es den Titeltrack des Comeback-Albums zu hören (feines Teil!), bei "On Your Knees" hören wir eine LED ZEPPELIN-Hommage und "Save Your Love" ist eine stimmungsvolle Ballade. So wissen auch die Hardrock-Haie mit einem großartigen Best-Of Programm zu begeistern, dessen Höhepunkt natürlich das abschließende "Once Bitten Twice Shy" ist, bei dem entgültig auch die letzten Zuschauer mitsingen.
Spätestens nach diesem Auftritt sollte jeder kapiert haben: wir können froh sein, dass es die Band noch gibt. Nach der 2003er Feuerkatastrophe von West Warwick, bei der Pyrotechnik den Club "The Station" in Brand setzte und bei dem neben über 100 Zuschauern auch Gitarrist Ty Longley ums Leben kam, ist es keine Selbstverständlichkeit, dass der alte Hai noch so eindrucksvoll durch die Meere zieht und seine (Hardrock)-Zähne zeigt.
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ICED EARTH sind mit neuem, alten Sänger Matt Barlow zurück. Es ist ja schon immer unglaublich, wie tief Bands sinken, wenn ihr langjähriges Aushängeschild in Form des Frontmanns plötzlich weg ist. IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST, ICED EARTH. Dabei waren die Ersatzmänner eigentlich nie wirklich die Schuldigen: Blaze Bayley hat einfach stimmlich nicht zu den Jungfrauen gepasst, die schwachen Songs, welche alle drei Bands in der Zwischenzeit geschrieben haben, hatten jedoch ganz alleine die lange eingesessenen Bandmitglieder zu verantworten. Gut, wenn man immer so schnell schuldige findet. Doch auch bei Matt Barlow ist etwas in der Stimme, das bei ICED EARTH einfach gefehlt hat: Wärme und Natürlichkeit. Während sein Ersatzmann Tim Owens sang wie eine Präzisionsmaschine, zeigt Barlow auch einfach, dass er ein Mensch ist. Mit "Declaration Day" und "Ten Thousand Stong" beweist Barlow, dass er auch Ripper-Stücke ohne Tadel beherrscht, der Rest des Gigs besteht aus Material, welches sowieso schon auf seine Stimme zugeschnitten ist. Alte Klassiker wie "Violate", "Vengeance Is Mine", "The Coming Curse", "Burning Times", "My Own Savior" oder die Bandhymne "Iced Earth" - sind sind wieder zurück. In bester Verfassung! Hoffentlich geht auch die Qualität der Alben wieder steil nach oben.
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QUEENSRYCHE kündigten im Vorfeld etwas an, das man bestimmt nicht sehr oft in seinem Leben sehen wird: "Operation: Mindcrime" in beiden Teilen - komplett Stück für Stück hintereinander gespielt wie auf den Platten. Wer beide Werke kennt weiß schon was im blüht. Die Amis fahren eine riesige Show auf, welche ansatzweise mit PINK FLOYDs "The Wall" vergleichbar ist: Orchestermusiker, Background-Sängerinnen, großes Bühnenbild, die Band als Spielfiguren der Show, die eine weitflächige Handlung darstellt. Tate in der Rolle als Junkie (Nikki), Pamela Moore spielt seine Schwester Mary, ehemals Nonne und nun Prostituierte. Als Spielball von Dr. X, welcher ein mafiöses Terrornetzwerk kontrolliert, findet auf der Bühne ein ums andere Mal ein Straßenkampf statt. Am Ende treibt Dr. X Mary in den Selbstmord. Die Band agiert im großen und ganzen mehr als solide, nur Mike Stone wird seiner Rolle als Gitarrist eher selten gerecht. Auch Geoff Tate ist nicht bei bester Stimme. Pamela Moore sorgt hier als Doppler-Effekt zeitweise so gut für Unterstützung, dass man derartige Schwächen nur am Rande mitbekommt. Links und rechts vom Bühnenrand werden zu ersten Mal an diesem Tage die Videowände zum Leben erweckt und übertragen parallel zur Bühnenshow zahlreise Musikvideos, welche die Storyline überzeugend ergänzen. Insgesamt gesehen ein guter Auftritt, der natürlich von Anfang bis Ende mit Hymnen "Revolution Calling", "Spreading The Disease", "The Needle Lies", "I Don't Believe In Love", "Eyes Of A Stranger" gespickt ist und ein mehr als nur zufriedenes Publikum hinterlässt.
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Pause. 15 Minuten. Und dahinter die Unendlichkeit.
Die Unendlichkeit ist in diesem Verhältnis als Zeiteinheit anzusehen. Es dauert einfach unendlich lange bis dieser - die Langeweile völlig neu definierende - Nervbrocken "Operation: Mindcrime II" zu Ende geht. Während dieser zweiten 90 Minuten ergreifen immer mehr Zuschauer die Flucht mit dem Ziel, lieber vom Alkohol blöd zu werden als von der Musik. Dafür sieht man in der aufkommenden Dunkelheit nun die Videoclips besser. Die sind aber auch nur ein trauriger Abklatsch des ersten Teils und so wartet man... auf die Zugabe.
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Mit "Walk In The Shadows" zaubert man nur einen einzigen Song aus der Prä-Mindcrime-Ära hervor und macht sich damit auch nicht viel mehr Freunde. Die "Empire"-Stücke "Jet City Woman", "Silent Lucidity" und der Titeltrack entschädigen allerdings zumindest einigermaßen für die grauenhaften Stücke des überflüssigen zweiten Teils eines Klassikers, in dem Nikki versucht sich an Dr. X für den Tod seiner Schwester zu rächen.
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Ein gelungener erster Teil, ein Rohrkrepierer danach. An diesem Abend haben sich alle gewünscht, QUEENSRYCHE wären 90 Minuten später auftreten und hätten nur den ersten Teil gespielt - die Videoeffekte und die Bühnenshow kommt schließlich Nachts viel besser zum Tragen als bei gleißendem Sonnenschein.
Samstag
Die deutschen Prog-Metaller SECRECY, welche uns die beiden feinen Scheiben "Art In Motion" und "Raging Romance" bescherten, kehren 15 Jahre nach ihrer Auflösung wieder zurück auf die Bretter der großen weiten Welt. Das hätten sie besser sein lassen. Man merkt den Jungs an, dass sie in der Zwischenzeit kaum etwas getan haben und völlig neben der Spur sind. Nervös, holprig, hölzern - Staceacting findet nur ansatzweise statt. Sänger Peter Dartin klang auch schonmal besser, der Sound war suboptimal. Und somit die Band beim sehr überschaubaren Publikum klar durchgefallen. Was natürlich auch daran liegt, dass das Songmaterial schon alleine sperrig genug ist und schon mehrfacher Durchläufe bedarf, bis man deren Klasse erkennt. So kann man der Band nur raten: bitte das nächste Mal erst zwei Jahre auf kleinen Brettern Touren und sich wieder warm spielen, bevor man sich auf einem großen Festival lächerlich macht. Schade schade.
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Auch BREAKER waren bis vor gar nicht all zu langer Zeit länger weg, doch im Gegensatz zu SECRECY machten sie alles richtig: ausgiebiges Touren in allen Clubs und Räucherkneipen die nicht schnell genug schließen können. Trotz des Ausfalls von Shouter Jim Hamar (Stimmband-OP) machen die U.S.-Metaller einen tighten Eindruck. Ersatz-Frontmann Greg Wagner ist ein sehr guter Ersatz und Jungs werden auch garantiert nicht in die Verlegenheit kommen, dass ihnen die Songs ausgehen: Ohrenzeugen berichten, dass die Band am Vorabend im Club eine bis auf wenige Ausnahmen komplett andere Setlist hatte. Na sowas. Wie auch immer, es gibt genügend Stücke ihres großen Klassikers "Get Tough!", bei welchem ja alleine die CD-Neuauflage noch massig gute Tracks zu bieten hat. Doch auch das neue Release "Peace Love Death" fährt ganz in altbekannter Fahrrinne und passt sich gut ins Programm ein. Um in Erinnerung zu bleiben verkauft man die Scheibe für geschenkte sechs Euro am Merchandise-Stand und wirft noch ca. 12 Tonnen T-Shirts ins Publikum. Weiter so!
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LIZZY BORDEN sind auch so eine Band, die eigentlich so viele geile Songs im Repertoire hat, dass sie längst viel viel größer und bekannter sein müßte. Nützt alles nichts. An diesem Tag gibts wieder ein gigantisches U.S.-Showtheater zu sehen, welches zwar um drölf Ecken glamiger rüberkommt als die QUEENSRYCHE-Show vom Vorabend, dafür aber umso lustiger. Lizzy Borden himself wechselt ständig sein Aussehen während die Instrumentalfraktion bestens aufgelegt ist. Im Vordergrund steht die Show, ergänzt natürlich um ein Best-Of Programm durch die komplette Historie, bei welchem neben "Red Rum" (wie geil!), "There Will Be Blood Tonight", "Me Against The World" oder "Rod Of Iron" auch drei Songs vom neuen Album mit ins Programm wandern. Zwischendurch packt Lizzy die Titten einer uns unbekannten Dame aus, welche ständig irgendwo auf der Bühne irgendwas macht. Als er genug davon hat, meuchelt er sie auch gleich darnieder. Jaha, gutes altes 70er Jahre Kontrastprogramm im 80er Jahre Soundgewand.
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Verkannt wegen öffentlich propagiertem Alkoholmißbrauch werden die Frankfurter Thrash-Metal Urgesteine TANKARD immer noch von einigen Metallern schwer unterschätzt. Denn in Wirklichkeit spielen die Jungs schon längst auf Top-Niveau. Auch wenn das Programm nur selten variiert und "Die With A Beer In Your Hand" zusammen mit "Freibier für alle" auf keinem Konzert fehlen darf, so knüppeln sich die Jungs nicht nur quer durch ihre Historie, sondern verwandeln das Bang Your Head mir nichts dir nichts in eine riesige Headbanger-Party. Relativ neu im Programm ist der neue Stadionfeger "666 Packs", ohne den wohl kaum mehr ein Auftritt auskommen wird. So sind TANKARD wie sie immer sind: eine sichere Bank.
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Danach folgen HARDCORE SUPERSTAR, welche an diesem Tag verdächtig nach LIZZY BORDEN klingen. Äh, ach das sind ja LIZZY BORDEN. Schon wieder. Denn die Superstars haben sich angeblich an irgendeinem Flughafen ausversehen selbst verzollt.
Wie abgezockt eine Band wirklich ist, merkt man ein diesen Amis: sie haben spontan ein komplettes zweites Programm im Gepäck und spielen glatt einen zweiten Gig mit anderer Bühnenshow. Einfach kultig. Diesmal gibt es z.B. "American Metal" und "We Only Come Out At Night", das Mädel wird diesmal von einem Vampir-Lizzy totgebissen und von der Bühne getragen und zum finalen Abschluß läuten sämtliche Party-Glocken nochmal ganz laut, denn die Jungens des heutigen Openers AGE OF EVIL gesellen sich mit dazu und zocken gemeinsam "Long Live Rock'n'Roll" (RAINBOW) und "Born To Be Wild" (STEPPENWOLF). Zweimal LIZZY BORDEN, zweimal geiler Gig!
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Gute Bands mit großem Back-Katalog wissen wie man sich im Zweifelsfalle negative Kommentare seitens der Fans ersparen kann: sie lassen den Fans die Setlist einfach selbst aussuchen. Das versuchen SAXON jeden Jahr seit Jahrhunderten immer live, GRAVE DIGGER haben es tatsächlich im Internet getan. Die Teutonen-Grabschaufler sind die Inkarnation des Mitklatsch- und -sing und -gröhl Metals, denn während sie u.a. "Rebellion", "Knights Of The Cross", "The Dark Of The Sun" oder "Excalibur" zum Besten geben, werden die Refrains konsequent unterbrochen und das Publikum mit integriert. Während man sich von anderen Bands wünscht, dass sie dies überhaupt mal tun würden, machen GRAVE DIGGER das bei fast jedem Stück. Auch das kann auf die Nerven gehen. Insgesamt gesehen jedoch ein toller und sehr souveräner Auftritt, bei dem die Band eine sehenswerte Performance abliefert und ihre gute Laune schnell auf das Publikum überträgt, welches auch ganz brav wirklich jeden Scheiß mitmacht. Eigentlich ja ein idealer Opener für die nachfolgende Triple-Axe-Attack von MALMSTEEN, SAXON und JUDAS PRIEST.
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YNGWIE MALMSTEEN hat einen neuen Sänger: Tim "The Ripper" Owens. Ein wenig Mitglied hat man ja schon mit ihm: zuerst haben ihn JUDAS PRIEST entlassen, dann haben ihn ICED EARTH rausgeschmissen. Und beide Bands spielen auf diesem Festival. Der gute Ripper nimmts gelassen und teilt dem Publikum mit, dass er mit ihnen zusammen später JUDAS PRIEST ansehen wird. Das ist doch mal nett. Tim Owens ist jemand, der genau weiß, dass er bei den Priestern und auch bei ICED EARTH nur eine Übergangslösung war. Aber er weiß auch, dass es eine große Ehre war, überhaupt bei solchen Bands singen zu dürfen. Wer kann das schon von sich behaupten? Eben. Warum also soll er ihnen böse sein? Die Chancen sich bei Malmsteen längerfristig etablieren zu können, sind so klein nicht, schließlich gibt es in dieser Formation nur einen Chef und der wechselt bei Bedarf seine Musiker ohne größere Schmerzen aus. Kommt eben darauf an, wie Tim mit so einem Ego zurechtkommt.
Zum Auftritt: dieser dauert nicht einmal 40 Minuten, obwohl die Band über eine Stunde Zeit gehabt hätte. Im Nachhinein wird bekannt, dass angeblich niemand gewußt hat, dass man so lange spielen kann. Was gibt es in diesen 40 Minuten? Zuerstmal ein paar große Klassiker "I Am A Viking", "I'll See The Light, Tonight", "I'll Never Forget" - aber auch endloses Gitarrengeschrubbe. Wobei da noch dazu kommt, dass die Keyboards, welche auf den Studioalben immerhin für ein wenig Abwechslung sorgen, dieses Mal bestimmt gespielt - aber nicht gehört werden. Malmsteen ist erstaunlich gut drauf an jenem Abend, Owens versucht sich sogar erfolgreich in lustigen Ansagen und vergisst auch nicht zu erwähnen, dass seine größte Angst ist, ausversehen von Malmsteen's Gitarre erschlagen zu werden. Dieser wirbelt nämlich wie ein Sturm über die Bühne und schert dabei mit seinem Saiten-Panzer bedenklich aggressiv in alle möglichen Richtungen aus.
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Wie IRON MAIDEN "Somewhere Back In Time"-Tour besinnen sich auch SAXON derzeit wieder auf ihre alten Tage und spielen spezielle Tourneen oder Shows, welche fast ausschließlich Material aus der ersten Hälfte der 1980er Jahre beinhaltet. Sehr überraschend beginnt die NWoBHM-Legende mit dem "The Inner Sanctum"-Abschlußtrack "Attila The Hun", dem nach "Motorcycle Man" noch "Let Me Feel Your Power" von diesem Album folgt. Der Rest des Programms besteht dann nur noch aus Klassikern: "To Hell And Back Again", "Strong Arm Of The Law", "20.000 Feet", "Crusader", "Wheels Of Steel", "Princess Of The Night" - zum niederknien! Die komplette Mannschaft um Biff Byford ist demnach eigentlich auch aufgelegt wie immer: bestens! Wie ich ja regelmäßig schreibe: ich habe noch NIE einen mittelmäßigen oder gar schlechten Auftritt der Angelsachsen gesehen. Wirklich noch NIE. Zwischen und in den Songs macht Biff seine üblichen Ansagen, welche entweder aus "Fuck" oder den Fragen bestehen, ob gerade ein schneller, langsamer, alter oder neuer Song gespielt werden soll. Natürlich immer darin endend, dass niemand wirklich jemals eine klare Antwort darauf erhalten wird, weil sowieso alle Zuschauer wild durcheinander schreien und die Jungs am Ende sowieso nur das Stück spielen, welches sowieso gerade auf ihrer Playlist steht. Das alles zusammen macht aber SAXON gerade so sympathisch und gespickt mit all diesen großen Klassikern einfach zeitlos. Bei "Denim And Leather" steht plötzlich Malmsteen mit auf der Bühne, die dritte Gitarre spielend. Besser kann man ein Publikum nicht mehr anheizen. Genau das haben SAXON nämlich bereits schon 1981 bestens gekonnt: auch damals folgten danach JUDAS PRIEST.
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JUDAS PRIEST verlangen ihren Fans dieser Tage mehr ab als IRON MAIDEN: während die Jungfrauen mit der Rückkehr von Bruce Dickinson ein eingängiges Reunionswerk ablieferten und anschließend etwas progressiver weiterhin ihrem Stil fröhnten, muten die Priester nach dem über weite Strecken ebenfalls geglückten "Angel Of Retribution" dem geneigten Hörer ein 100 Minuten Mammut-Konzeptalbum über Nostradamus zu, welches neben einer umfangreichen Storyline mit einem sperrigen Monster-Soundtrack aufwartet, dass nach allem klingt, nur nicht nach JUDAS PRIEST. Andererseits war das aber auch schon öfters so. Man denke nur an "Turbo" zurück, welches damals die halbe Republik in Fans und Gegner teilte und für monatelangen Gesprächsstoff sorgte. Ganz nebenbei: ich fand "Turbo" schon immer geil, mutig und anders. Wie auch immer:
Das Konzert beginnt mit dem Intro "Dawn Of Creation" des "Nostradamus"-Albums und geht in dessen ersten Song "Prophecy" über. Rob Halford im silbernen Mantel mit Priest-Zauberstab und massenweise Haare im Gesicht repräsentiert sich als der Held, um dem es bei dieser Geschichte geht. Erstaunlicherweise funktioniert das Stück auf der Bühne richtig gut, weckt Erinnerungen an ein Musical - und natürlich an die Auftritte von QUEENSRYCHE und LIZZY BORDEN. Ein doch überraschend guter Auftakt!
Danach wirds - wie bereits von diversen Tourneen gewohnt - komisch: wir sehen eine Instrumentalfraktion, welche wie in alten Zeiten herumwirbelt, hammergeile Gitarrensoli in die Menge zupft, einen ordentlichen Bass und ein geiles Drumming von Herrn Travis. Doch der "Metal God" Rob Halford steht meist auf dem Fleck, tief nach unten gebeugt um die Songtexte von einem Telepromter zu lesen. Unfassbar! Nach über 15 Jahren Sex'n'Drugs'n'Rock'n'Roll jenseits der Priest hat man ihm sowas direkt nach der Wiedervereinigung ja noch verziehen. Doch mittlerweile kann man sich über dieser Unsicherheit ja nur noch wundern, sang Rob diese Stücke doch quasi jahrzehnte lang fast jeden Tag. So freut man sich natürlich über "Metal Gods", "Eat Me Alive", "Between The Hammer And The Anvil", "Hell Patrol" und "Breaking The Law" - ist ja klar. Doch die Gesamt-Performance lässt deutlich zu wünschen übrig. Zumal auch der Rest der Band im Verlauf des Programms auf Sparflamme schaltet und Arbeit nach Vorschrift macht. Die schon länger in den Knochen steckende Tour mag dafür verantwortlich sein, vielleicht auch der ehemalige Metal God, welcher zeitweise wie ein Häufchen Elend aus der Vergangenheit wirkt. Nämlich immer dann, wenn er schnell und hoch singen muss. Mit "Death" gibt es noch einen kurzen Abstecher zum neuen Album, bei dem Halford, auf einem Thron sitzend in rotes Licht getaucht, wieder ansatzweise ehrfürchtig drein blickt. Auch dieses Stück kommt live weitaus gewaltiger und besser als auf dem Album. Weiter gehts mit Klassikern wie "Dissident Aggressor", "Electric Eye" und "Rock Hard, Ride Free", welche die bisherige Performance bestätigen. Zwei Songs zeigen, wo Licht und Schatten bei JUDAS PRIEST aktuell zu finden sind: ein überragender Rob Halford brilliert bei "Angel" tatsächlich gottgleich mit herzenswarmer und eindringlicher Stimme um nicht viel später beim "Painkiller" aber so richtig total zu versagen. Zum Glück gibt es drei Zugaben und viel Alkohol in Reichweite, dieses Stück gleich wieder vergessend machend. Man fragt sich, ob JUDAS PRIEST nicht hätten an jenem Abend so richtig groß sein können, in dem sie den anwesenden Ripper Owens auf die Bühne geholt hätten. Einige Stücke singend, die der große Metal God nicht mehr drauf hat. Man, was hätte das für ein Konzert werden können. So bleibt am Ende ein eigentlich guter Auftritt, den man sicherlich nicht bereut hat. Aber auch ein flaues Gefühl in der Magengegend, in welche Zukunft diese Band wohl gehen wird.
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Playlist:
Dawn Of Creation,
Prophecy,
Metal Gods,
Eat Me Alive,
Between The Hammer And The Anvil,
Devil's Child,
Breaking The Law,
Hell Patrol,
Death,
Dissident Aggressor,
Angel,
The Hellion,
Electric Eye,
Rock Hard, Ride Free,
Sinner,
Painkiller
1. Zugabe:
Hell Bent For Leather,
The Green Manalishi
2. Zugabe
You've Got Another Thing Coming
Fazit
Das Billing war wieder sehr aufschlußreich und zeigte wie es sich für ein gutes Festival gehört Licht und Schatten. Wiedervereinigte SECRECY, die es besser hätten sein lassen, gigantische BREAKER. Der Beweis, dass Folk Routine sein kann (KORPIKLAANI) oder richtig geil (ENSIFERUM). Wir durften mit ansehen, wie ein und die selbe Band am gleichen Abend göttlich und grottig zugleich sein kann (QUEENSRYCHE), wie spontan alte Hasen agieren (LIZZY BORDEN), wie ein überall nur als Ersatz-Sänger bekannter Tim Owens über allen steht und wie es aussieht, wenn ein Frontmann die ganze Zeit auf den Bühnenboden gafft, weil dort der Teleprompter vorbeiläuft. Ein Festival sagt mehr als tausend Bücher und Berichte: nur LIVE zeigen die Bands, wer sie wirklich sind.
Nächstes Jahr wird sich in Balingen so einiges ändern: es wird gesonderte Campingplätze für Clubmitglieder und VIPs geben, während die normalen Besucher das Gelände nur noch mit langen Fußmärschen oder per Shuttle erreichen können. Gründe dafür gibt es genug: Am und um das Festivalgelände wurde und wird gebaut. Neue Hallen sind entstanden. Campingflächen stehen wegen Bauflächen-Ausweisung nicht mehr zur Verfügung. In Abtsgmünd endeten solche gravierenden Umbaupläne mit dem Abzug des Summer Breeze nach Dinkelsbühl. Das wollen wir für Balingen nicht hoffen. Doch andererseits gehören zu einem Festival auch Campingplätze, die in günstiger Fußmarsch-Reichweite entfernt liegen. Wollen wir mal sehen, wie es mit dem Bang Your Head weitergeht. Hoffen wir das Beste.
Gegenüber dem Vorjahr gab es zahlreiche Veränderungen und Verbesserungen:
Die Anfahrt ging sehr schnell und ohne Komplikationen von statten. Die Ausgabe der Festival-Bändchen allerdings weniger: diese wurden nämlich direkt am Festival-Eingang ausgegeben, gegen Abgabe der Eintrittskarte. Daraus folgernd gab es am Donnerstag Abend und Freitag Mittag ewig lange Schlangen und viele Besucher hörten einige Bands nur leise von der Ferne. Denn die Bühnen waren noch weit entfernt. Dazu später mehr. Lustigerweise gab es bei meiner Ankunft am Mittwoch Abend schon gar keine laminierten Fotopässe mehr. Kommen wir zu den Bands:
Mittwoch
Der Mittwoch hatte vorallem drei Dinge zu bieten: eine MANOWAR-Generalprobe, den ersten Teil des Band-Contests und das abfackeln des Wikinger-Schiffes, welches letztes Jahr auf der Bühne stand. Das zumindest war die Ankündigung.
Die Generalprobe fand dann auch statt. Allerdings ließ man uns alle geschlagene zwei Stunden warten! Der anschließende Band-Auftritt ging dann ziemlich glatt vonstatten und die PA war relativ schnell richtig gut, laut und druckvoll konfiguriert. Zu später Stunde war dann das Wikinger-Schiff dran. Besucher vom letzten Jahr enttarnten das Schiff als plump gefälschten Nachbau und das Anzünden verlief - wie sollte es anders sein - sehr unspektakulär. Es dauerte ca. 20 Minuten ehe das Schiff überhaupt größerfläch brannte, danach ging es aber sehr schnell und nach etwas über einer halben Stunde war der Spuck auch schon wieder vorbei. Nimmt man für diesen Tag einen zusätzlichen Urlaubstag? Künftig wohl nicht mehr.
Donnerstag
Die releativ junge Band BENEDICTUM (zwei Alben) um Frontfrau Veronica Freeman eröffnete das Festival am Donnerstag vor einem sehr sehr überschaubarem Publikum. Scheinbar interessierten sich die meisten angereisten Besucher wohl weder für die Band noch für den Festival-Beginn. Die Bühnenshow war agil, die Musiker um Stimmungsmache bemüht. Die Gesangsleistung ganz ordentlich (das ACCEPT-Cover "Balls To The Wall" passt sehr gut zur kauzigen Stimme). Die Eigenkreationen, eine Mischung aus Wahr-Metall und Hardrock, konnten jedoch nur ansatzweise überzeugen. Aufgrund der musikalischen Fähigkeiten gehe ich erstmal von Steigerungspotential in der Zukunft aus. Insgesamt gesehen ein brauchbarer Auftakt.
Während der Umbaupause wurde dann die "Flamme des Metal" entzündet, welche das restliche Festival den olympischen Spielen gleich für uns leuchten sollte.
Die in Würde, aber nicht unbedingt in Weisheit ergrauten MSG um Namensgeber Michael Schenker sollten folgen. Und zwar mit halbstündiger Verspätung, da der Sänger der Band im Stau steckte. Der anschließende Auftritt verlief sich in gepflegtem Mittelmaß mit mehreren Ausflügen in tiefergelegte Langeweile. Das Songmaterial war überwiegend durchwachsen und ließ von einstigen Höhenflügen der Jungs nur ansatzweise etwas erahnen. Selbst gute Stücke wurden nur unzureichend umgesetzt. Stimmung wollte weder im kaum vorhandenen Publikum noch auf der Bühne aufkommen. Vielleicht aber auch kein Wunder, wenn ein Michael Schenker vor gerade einmal hundert Leuten spielen soll? Ein versöhnliches Ende folgte mit der großartigen UFO-Hymne "Doctor Doctor".
Waffenfanatiker TED NUGENT ließ anschließend das Durchschnittsalter nicht wirklich sinken und legte ebenfalls einen routinierten Gig an den Tag. Im Gegensatz zu MSG jedoch mit deutlich mehr Elan und Power. Mit ihrem bluesigen Rock'n'Roll traf man jedoch auch hier nicht unbedingt den Nerv des "True Metal needs closed minds"-Publikum, so dass einzig bei "Cat Scratch Fever" mal kurzzeitig das Licht der Amis zu Leuchten begann.
ALICE COOPER, der Altmeister des Horror-Rock, kann aus einem großen Fundus schöpfen. Und das tat er auch. Trotz seiner Jahre, die er mittlerweile so auf dem Buckel hat, denn der Herr hat mittlerweile die 60er erreicht. Und endlich war es auch auf dem Festivalgelände wesentlich voller geworden. Eröffnet wurde das Set mit "No More Mister Nice Guy". Hier machte sich zuerst die Unart vor der Bühne breit, welche bis zum Ende des Festivals viele Zuschauer sehr nerven sollte: MANOWAR-Fans aus der ganzen Welt hatten auch alle artig die Flaggen ihrer Heimatländer mitgebracht und hielten diese direkt vor der Bühne auch von Anfang bis Ende schwenkend hoch. Mangels einer Videoleinwand sah man somit kaum noch was von der durchaus sehr anspruchsvollen und sehr gut umgesetzten Bühnenshow. Stand man näher an der Bühne, sah man vor lauter Flaggen nichts, stand man weit weg konnte man zwar wieder einigermaßen auf die Bühne sehen, jedoch war dann alles so klein, dass man auch keine Details mehr wahr nahm. Sehr schade. Zu Tracks wie "I'm Eighteen", "Lost In America", "Billion Dollar Babies", "I Love The Dead" und vielen anderen Klassikern gab es u.a. eine Inszenierung welche verschiedene Stationen eines Lebensabschnittes zeigte. Parties, Hochzeit und der Tod am Galgen - ganz großes Kino! Mit "Poison", "School's Out" und "Elected" beendeten ALICE COOPER einen zweistündigen Auftritt, welcher zu den ganz großen Höhepunkten des Magic Circle Festivals gehörte.
DEATH ANGEL sollten als Absacker anschließend noch in der "Event Hall" auftreten. Dort spielten aber nach ALICE COOPER nur massenweise unbekannte Rocker beim "Battle Of The Bands" Contest mit um den Festival-Eröffner des Samstages auszulosen. Wann DEATH ANGEL denn nun eigentlich spielen sollten, wußte niemand so genau. Sie wurden elfundachzig mal angekündigt und immer wieder verschoben. Am nächsten Tag erfuhren wir alle, dass sie dann doch noch um 3h Nachts gespielt haben. Da waren fast alle Besucher aber schon längst im Zelt und schliefen.
Freitag
Die Südafrikaner KOBUS, von MANOWAR höchstpersönlich entdeckt, eröffneten den Freitag vor deutlich unter 100 anwesenden Besuchern. Was an der Band gut sein soll, konnte ich bisher noch nicht herausfinden.
Nach den fulminat abgefeierten Auftritten mit Kai Hansen in den letzten Jahren (u.a. auf dem Earthshaker, in Wacken und auch letztes Jahr hier auf dem Magic Circle Festival) waren die Hamburger Jungs STORMWARRIOR zur Abwechslung mal wieder "Solo" unterwegs und verzichteten somit komplett auf Coverversionen aus alten HELLOWEEN-Tagen. Die Band legte eine enorme Spielfreude und Laufbereitschaft an den Tag, gab trotz überschaubarem Publico wirklich alles und heizte ohne Ende. Eigenkreationen wie "Into The Battle", "Heavy Metal Fire", "The Axewielder" sind gutklassige Hymnen und völlig Festival-tauglich. Am über die komplette Spielzeit dann doch langsam eintönig werdenden Sound muss in den nächsten Jahren allerdings noch gearbeitet werden. Sämtliche bisherige Alben leiden an dem Manko, dass die Stücke alle sehr gleichförmig aufgebaut klingen und meistens auch noch in der gleichen Geschwindigkeit vorbeirauschen. Ein wenig mehr Abwechslung täte da gut. Trotzdem: sehr geiler Gig!
Mit der Verpflichtung von JACK STARR'S BURNING STARR bewiesen MANOWAR ein glücklichtes Händchen. Schließlich habe ich diese Band leider noch nie zuvor auf deutschen Bühnen erblicken dürfen, obwohl vorallem "No Turning Back" aus dem Jahre 1986 (1998 geremastert auf Sentinel Steel Records wiederveröffentlicht) ein richtig geiler Klassiker ist. Zudem kam 2003 noch unter dem neuen Banner JACK STARR'S GUARDIANS OF THE FLAME ein weiteres sehr gutes Album heraus. Jedenfalls rocken die Jungens zu Tracks der Marke "Light In The Dark", "Evil Never Sleeps", "New York Woman", "The Flame That Never Dies" oder "Road Warrior" sehr ordentlich ab.
Laut Running Order sollten nun BRAZEN ABBOT feat. JOE LYNN TURNER spielen. Taten sie aber sehr zur Enttäuschung der sich langsam vermehrenden Zuschauer nicht. Kurzfristig und ohne Vorankündigung tauschten sie nämlich den Slot mit der ursprünglich für Samstag spielenden Truppe BELOVED ENEMY. Was diese seltsame Band überhaupt auf einem MANOWAR-Festival zu suchen hat, wußte auch niemand wirklich. Sie passt weder stilistisch noch aus sonstigen Gründen ins Billing. Die Fans quittierten den Auftritt deshalb überwiegend mit Nichtbeachtung und Flucht zu den überteuerten Merchandising-Ständen, welche allerdings jederzeit sehr gut besucht waren.
Danach stieg die Zahl der Besucher deutlich an. Deutschlands "Metal Queen" DORO enterte die Bühnen des wahren Stahls und zündete mit einem 80er-Jahre Alltime-Classics Set ein regelrechtes Feuerwerk an Hits. Doro war bestens aufgelegt und hatte eine sehr fein agierende Begleitband dabei, welcher das Publikum bald aus der Hand fraß. Auch kein Wunder, wenn man "I Rule The Ruins", "Burning The Witches", "All We Are", "Metal Racer" oder das JUDAS PRIEST-Cover "Breaking The Law" im Gepäck hat. Eine Zeitreise in eine glorreiche Vergangenheit, bis heute leider von keinem Soloalbum mehr erreicht. Aber wer braucht schon neue Alben, wenn man bei Live-Auftritten jederzeit auf eine Bank zurückgreifen kann? Eben!
Ein "Missverständnis" zwischen Organisation und mir sorgte dann dafür, dass ich ein paar Stunden zu spät zur MANOWAR-Pressekonferenz gelangte, welche natürlich schon vorbei war. Was solls... inzwischen wurde ich auch ohne dieses Meeting bereits darüber informiert, dass WHITE SNAKE und DEF LEPPARD "aus vertraglichen Gründen" *hüstel* nicht auftreten werden und MAJESTY nun METALFORCE heißen.
Diese schlechten Neuigkeiten wurden nämlich vor dem W.A.S.P.-Auftritt nun auch dem gemeinen Festivalbesucher verkündigt. Einem völlig verblüfftem Publikum wurde dort verkündet, dass man die Möglichkeit habe, bis VOR 20 Uhr des heutigen(!) Tages sein Festival-Bändchen zurückzugeben und abzureisen. Man bekäme dann eine Rückerstattung von 15 (!!!) Euro ausbezahlt. Wenn das mal nicht frech ist. Ganz klar wurde den Besuchern dann noch vermittelt, dass sie schließlich wegen MANOWAR hier wären und nicht wegen DEF LEPPARD oder WHITESNAKE. Etliche Fans sahen das verständlicherweise völlig anders. Von der Möglichkeit der Bändchen-Rückgabe machten allerdings kaum 15 Leute Gebrauch. Immerhin war doch wirklich kaum jemand anwesend, der MANOWAR dann doch nicht sehen wollte.
W.A.S.P. hatten in diesem Fall die berühmte "A-Karte" gezogen nach dieser Verkündung antreten zu müssen. Sie versuchten mit Anfangs guter Laune und vielen Jahren Routine gute Laune zum bösen Spiel zu machen, fackelten Gassenhauer wie "Blind In Texas", "I Wanna Be Somebody", "Animal (Fuck Like A Beast)", "Inside The Electric Circus" oder "L.O.V.E. Machine" ab und sprangen agil auf der Bühne herum. Das teilweise immer noch sehr verärgerte Publikum hatte aber scheinbar einen so großen Schock erlitten, dass es nur in den vordersten Reihen noch Reaktionen zeigte. Das merkten irgendwann auch Blackie und Co., so dass sie ihren Enthusiasmus immer weiter herunterfuhren, immer lustloser wurden und die Stimmung damit noch weiter herunterzogen. Sehr, sehr schade.
Danach versuchten sich die Schweizer Hardrocker GOTTHARD noch am Publikum, wurden aber teilweise sogar ausgepfiffen. Ob das noch was werden konnte?
MANOWAR lieferten bereits vor ihrem Auftritt unfreiwillig ganz großes Kino: pünktlich um 21h, als der Gig eigentlich beginnen sollte, schüttete es aus Eimern. Über 20 Minuten lang. Als es aufhörte, kam im Westen die Sonne durch und im Osten entstand ein riesiger Doppel(!)-Regenbogen. Was für ein Effekt. Fünf Minuten später ertönte endlich "Ladies and gentlemen! From the United States of America - MANOWAR!".
Sie hatten ihr letztjähriges Versprechen gehalten ihre ersten sechs Studioalben komplett an zwei Abenden zu spielen. Meistens hielt man sich auch an die Reihenfolge, in welcher die Stücke auf den jeweiligen Alben stehen. Aber da man natürlich jedes Konzert mit "Manowar" beginnt, gab es hier auch schon die erste Ausnahme. Ansonsten blieb es dabei. Die drei Alben wurden vom Publikum Wort für Wort mitgesungen, die Stimmung war super und Eric Adams sang wie ein junger Gott. Wer die Band auf ihren Tourneen sieht, weiß wie sehr er dort seine Stimme schont, sehr zum Ärgernis der Fans enden hohe Tonlagen nicht selten in ekelhaften Growl-Attacken, bei welchen man schnell an B-Klasse Todesgrunzer denkt. Nicht so hier. Er verausgabte sich ungemein, sang genial wie auf dem Album und stellenweise in den ruhigen und langsamen Passagen sogar noch einen Tick besser. Meine Hochachtung! Ein zwischenzeitliches Ärgernis waren "nur" in der Anfangsphase des Konzertes die Verbalattacken gen nicht auftretende Bands, Presse und das Publikum, welches deshalb schon frühzeitig aufgebrochen ist. Joey fragte das Publikum so lange ob jemand WHITESNAKE oder DEF LEPPARD sehen will, bis aus dem anfänglichen "JAAAAA" ein "NEEEEINNN" wird. Dann geht er dazu über diese Bands zu beschimpfen und die Presse gleich mit dazu. Diese hatte es nämlich bei der Pressekonferenz zu fragen gewagt, warum genau die beiden Bands nicht spielen. Frechheit!
Nach "Black Arrows" wird das "Hail To England"-Album unterbrochen für die neue Single "Die With Honor", von welcher im Laufe des Freitags 20.000 Frei-Exemplare an die Fans verteilt wurden. Ein nettes Sammlerstück mit Hülle und neuen Cover-Artwork. Nach dem anschließenden "Warriors Of The World United" folgte mit "Bridge Of Death" der ewig geniale Abschlußtrack des großartigen Klassikers und entließ uns in die Nacht.
Manowar Setlist Freitag:
BATTLE HYMNS:
Manowar
Death Tone
Metal Daze
Fast Taker
Shell Shock
Dark Avenger
William's Tale
Battle Hymn
INTO GLORY RIDE
Warlord
Secret Of Steel
Gloves Of Metal
Gates Of Valhalla
Hatred
Revelation
March For Revenge (By The Soldiers Of Death)
HAIL TO ENGLAND
Blood Of My Enemies
Each Dawn I Die
Kill With Power
Hail To England
Army Of The Immortals
Black Arrows
Die With Honor
Warriors Of The World United
Bridge Of Death
Samstag
Stell Dir vor es ist Samstag und niemand kennt die Running Order. Stell Dir vor Du findest diese Running Order irgendwann auf dem Festivalgelände nach langer Suche angetackert an einer Fressbude vor der 80 Leute bereits anstehen und die Sicht verdecken. Und stell Dir vor Du musst dann feststellen, dass es das schlechteste Tages-Billing ist, welches zu jemals bei einem Festival gesehen hast. Ist das nicht grausam? Außer MANOWAR sollten an diesem denkwürdigen Tag nach Absage von DEF LEPPARD und WHITESNAKE nämlich ausschließlich noch zweit- bis viertklassige Kapellen auftreten, von denen man in Wacken einige nicht mal in der W.E.T.-Stage sehen möchte.
Die deutschen Melodic-Rocker MOB RULES lasse ich erstmal aus Ausnahme gelten. Sie haben sich über die letzten Jahre als gute Konstante mehr durchwegs überdurchschnittlichen Alben etabliert und performten auf auf der Bühne gut durch die Gegend. Sie versuchten von Anfang an das Publikum zu puschen und spielten sehr tight. Stimmung kam mangels Masse nur in den ersten paar Reihen auf, denn den ganzen Tag über sollte es relativ leer auf dem Gelände bleiben - bis MANOWAR zumindest.
Die New Yorker Progressive-Metaller TITANIUM BLACK haben ein durchaus sehr feines Debütalbum im Gepäck, ihre Fans aber zuhause gelassen. Kaum jemand kennt die Jungs, welche auf der Bühne noch wenig Erfahrung zeigt, vom Publikum aber völlig zurecht zwar verhalten, aber sehr wohlwollend aufgenommen wird. Kein Songmaterial welches gleich beim ersten Hören ins Ohr geht und für Partystimmung sorgt. Aber dass man es hier mit einem beachtenswerten Newcomer entgeht hier kaum jemandem. Mal sehen, was wir künftig noch alles hören dürfen. Und wo man sich als nächstes sieht.
Vom Major EMI künstlich zu einer NIGHTWISH-Konkurrenz gepuscht und von gekauften Printmagazinen abgefeiert ohne Ende: das sind KRYPTERIA. Mit ihrem völlig inhaltsleeren und langweiligem Programm nerven sie trotz ihrer hübschen Frontfrau, die trotz guter Stimme aus dem Drittliga-Songwriting keine guten Songs machen kann.
Wenn eine Band kein Schwein kennt, nimmt man mal eben kurz einen sehr berühmten Musiker und baut ihn kurzerhand in den Bandnamen mit ein. Warum auch nicht, hat doch schon bei STORMWARRIOR hervorragend funktioniert. Und so freuten wir uns auf BRAZEN ABBOT feat. JOE LYNN TURNER, welche bereits am Vortag spielen sollten, aber kurzerhand mit BELOVED ENEMY tauschen mussten. Die Jungs spielen eine abwechslungsreiche Mischung aus eigenen Stücken und Stationen von TURNERs großer Vergangenheit, u.a. RAINBOW. Machte ein Menge Spaß, da die Band technisch erstklassig war und auf der Bühne ordentlich Feuer machte. Joe Lynn Turner selbst lieferte eine astreine Gesangs-Performance ab. So muss das sein.
HOLYHELL, die Band von ex-MANOWAR-Drummer Rhino, scheint wohl ein Stammgast auf dem MCF zu werden. Da Scott Columbus persönliche Probleme hat, ersetzt er ihn heuer übrigens auch bei beiden MANOWAR-Gigs. Sängerin Maria Breon hatte die Sache gut im Griff und wußte die Band als abgezockte Party-Band zu verkaufen. Gut umgesetzte Cover-Versionen wie z.B. "Rising Force" von MALMSTEEN oder "Holy Diver" von DIO wechselten sich mit leider sehr durchschnittlichen Eigenkompost ab. Somit gnadenlos überbewertet. Anders sahens aber größere Teile des Publikums, welche mit der Band erstaunlich gut können. Und das ist ja nunmal die Hauptsache, oder?
MAJESTY haben an diesem Tag viel vor. Statt WHITESNAKE und DEF LEPPARD spielen sie den Aufheizer für MANOWAR. Eine anspruchsvolle Tätigkeit. Noch dazu als die Band gleich zu Beginn bekannt gibt, dass MAJESTY ab sofort METALFORCE heißen. Vergessen wir bei dieser Band einmal kurz, dass wir ohne sie seit Jahren auf das Keep It True-Festival, eines der geilsten Underground Festivals überhaupt, verzichten müssten (das Festival wurde nur ins Leben gerufen, weil MAJESTY von niemanden sonst für Konzerte gebucht wurden). MAJESTY spielen keinen True Metal, sondern ziemlich erbärmlichen Poser-Metal der Sonderklasse. "Hymnen" im 08/15-Strickmuster ("Epic War", "Metal Law", "Son Of Metal", Hail To Majesty", ...) sind total langweilige Stücke, einzig und allein optimiert für Live-Auftritte mit 15-minütigen Singalongs mit dem Publikum, welches dabei vergessen soll, dass diese Musik null Spannung und Anspruch aufweist. Sei's drum. Das bereits für MANOWAR ziemlich warm getrunkene Publikum steigt zumindest in den vorderen Reihen mit ein und sorgt für gute Laune.
MANOWAR zum Zweiten. Sie wiederholten das Unfassbare: wieder begann es gegen 21h, dem eigentlichen Auftrittstermin, zu regnen. Es regnete und regnete und 20 Minuten später kam im Westen die Sonne durch, im Osten entstand ein Regenbogen. Fünf Minuten später ertönt... "Ladies and gentlemen..." - DIO würde für so einen Effekt töten! An zwei Tagen hintereinander - das ist einfach zu abgefahren!
Mit dem unvermeidlichen "Manowar" steigen die Jungs wie immer ins Programm ein, bestens in Form wie bereits am Vortag. Die "Sign Of The Hammer"-Phase fräst sich ins Gedächtnis als das letzte große MANOWAR-Album des alten, epischen Stils, bevor es mit "Fighting The World" in den Sound der späteren 80er bis in die Mitte der 90er geht. Das Album fällt als einziges der sechs dargebotenen qualitativ deutlich ab, darüber konnten auch die beiden Klassiker "Defender" und "Black Wind, Fire And Steel" nichts mehr ändern. Sowas ätzendes wie "Blow Your Speakers" und die totalitäre Poser-Hymne "Carry On" braucht kein Mensch, schon gar nicht von MANOWAR. Das eindeutig schwächste Album der Band bis heute - das einzige Zugeständnis an eine Plattenfirma.
Mit "Kings Of Metal" packten Joey und Co. dann wieder einen ganz großen Klassiker aus, bei dem es von der ersten bis zur letzten Minute brannte. Die Tracklist war jedoch komplett durcheinander. Und überhaupt Joey, welcher sich glücklicherweise meist zurückhielt. Doch bei zwei Szenen konnte ihn eben keiner mehr aufhalten mit ganz großem Theater: zwischen "Kings Of Metal" und "Pleasure Slave" müssen wir einen Heiratsantrag eines weiblichen MANOWAR-Fans ertragen, der kitschiger kaum sein kann. Dem Paar viel Glück. Nach "Blood Of The Kings" verkündet Joey dann bereits Details für das dritte Magic Circle Festival 2009: ein neues Studioalbum will man bis dahin fertig haben, welches exklusiv auf dem Festival zum ersten Mal gespielt werden wird. In den Läden soll es erst später stehen. Neben dem Album soll es auch noch einen Film und ein Computer-Spiel geben. Und das ganze soll auch noch ein gesamtheitliches Konzept haben, basierend auf einer Story, welche niemand geringeres als Deutschlands bekanntester Fantasy-Autor Wolfgang Hohlbein schreiben wird. Na da sind wir aber mal gespannt wie ein Flitzebogen!
Bei "Heart Of Steel" wird über der Bühne ein gewaltiger Live-Chor entblößt, welcher extra aus Belgien angereist kam. Der Chor kommt sehr gut an und klingt ansatzweise gewaltig. Wie Tags zuvor bereits wird das Album wieder von "Die With Honor" und "Warriors Of The World United" unterbrochen, bevor es mit "The Crown And The Ring" einen großartigen Abschluß gibt: der Chor singt zum ersten Mal richtig laut und die Solopassagen klingen atemberaubend genial. Mit einem granatenstarken Feuerwerk verabschiedet sich das Magic Circle Festival 2008 bis zum nächsten Jahr.
Manowar Setlist Samstag:
Manowar
SIGN OF THE HAMMER
All Men Play On Ten
Animals
Thor (The Powerhead)
Mountains
Sign Of The Hammer
The Oath
Thunderpick
Guyana (Cult Of The Damned)
FIGHTING THE WORLD
Fighting The World
Blow Your Speakers
Carry On
Violence & Bloodshed
Defender
Drums Of Doom (Solo)
Holy War
Master Of Revenge
Black Wind, Fire & Steel
KINGS OF METAL
Wheels Of Fire
Sting Of The Bumblebee
Kings Of Metal
Pleasure Slave
The Warrior’s Prayer
Blood Of The Kings
Kingdom Come
Heart Of Steel
Hail & Kill
Die With Honor
Warriors Of The World United
The Crown And The Ring (Lament Of The Kings)
Organisation
Die Organisation des Festivals war heuer um mehrere Stellen professioneller als letzes Jahr, aber es gibt noch einiges zu tun. So gab es weder einen Festival-Guide noch sonstwo Informationen über das Festivalgelände (außer einem Lageplan auf der Homepage). Von den etlichen Händlern an der "Händlermeile" vom letzten Jahr ist heuer leider wenig übrig geblieben. So gab es am Mittwoch und Donnerstag nur Würste und Steaks an sämtlichen Ständen zu essen. Erst ab Freitag wurden auch Gemüse- und Kartoffelgerichte angeboten. Die massenweise verfügbaren Dixies sind erste Sahne und verdienen volles Lob. Zum Duschen musste man allerdings ins fünf Kilometer entfernte Bad Arolsen fahren - oder laufen. Am Biergarten tauchte sporadisch ein fahrender Supermarkt auf, welcher wohl fast alles hatte, was die Besucher NICHT suchten.
Ausblick
Nächstes Jahr wird sich zeigen, ob sich das Festival endgültig etabliert und vielleicht künftig sogar ohne MANOWAR überleben kann (letztes Jahr konnte sich die Band vorstellen, dass man nicht jedes Jahr auftreten wolle, das Festival dennoch stattfinden solle). Wie man sich die Fans zurückholen will, welche man mit dem unprofessionellen Umgang der DEF LEPPARD und WHITESNAKE-Ausfälle vergrault hat und wie man damit sogar noch viel mehr Besucher anlocken will - das steht definitiv noch in den Sternen. Ein Festival sollte das volle Programm nicht nur dann fahren, wenn die erwarteten Zuschauerzahlen stimmen, sondern von Anfang bis Ende konsequent unabhängig davon. Das zeichnet ein solides und für Fans berechenbares Festival aus, in welches man auch bereit ist sein Eintrittsgeld zu investieren. Dies künftigen Besuchern zu vermitteln liegt jetzt ganz alleine bei den Veranstaltern, welche in diesem Fall ganz eindeutig MANOWAR heißen.
Mittwoch
Satte vier Stunden Covers am Stück präsentierten die Party-Metaller JUSTICE dem Publikum am Mittwochabend im Partyzelt. Von Rock bis Thrash gab es durch die Bank alles. Von ALICE COOPER über METALLICA bis SLAYER eine bretterharte, abwechslungsreiche und sehr überzeugende Darbietung der Franken, welche mittlerweile weit über die Landesgrenzen hinaus den Status einer famosen Coverband genießen. Die Band klingt fast immer wie das Original, ob das nun ein "Painkiller" oder ein "The Number Of The Beast" ist. Ein größeres Kompliment kann man einer Band, die andere Gruppen nachspielt, doch gar nicht machen, oder?
POWERWOLF sind dann das erste Highlight in Dinkelsbühl. Ihr theatralischer, hymnenhafter (White)-Metal geht unversehens ins Ohr. Dazu kommt eine arschtighte Performance und der charismatische Rumänen-Deutsche Frontmann Attila Dorn singt wie ein echter Hunnenkönig. Speziell das aktuelle "Lupus Dei"-Material ist eine Klasse für sich und POWERWOLF empfehlen sich damit mit einem sehr dicken Ausrufezeichen als kommende Helden. Sehr kultig sind die Ansagen, welche mit einem leichten Akzent von Dracula einfach nur famos sind. So spricht Attila das Publikum konsequent mit "SIE" an und bedankt sich derartig höflich, dass es einem schon fast peinlich ist. Wäre jemand mit nem Klingelbeutel durchs Publikum gegangen, ich glaube ich hätte den Geldbeutel gezückt.
Donnerstag
SWALLOW THE SUN kommen aus Finnland und spielen düsteren Doom. Nicht unbedingt unser Geschmack, sieht man einmal von wenigen Ausnahmen ab. Das ganze war musikalisch allerdings eine gute Sache und so gibts objektiven Applaus. Lediglich das Stageacting bekommt die Note 6. Kein Mensch hat sich auf der Bühne bewegt. Oder sie waren einfach so langsam wie ihre Songs und ich habs gar nicht bemerkt.
Der größte Vorteil des Summer Breeze ist dessen stilistische Vielfalt. LACRIMAS PROFUNDERE spielen Gothic Metal. Leider mit etwas zuviel Gothic: lustlos, zeitweise völlig gelangweilt klingt die Band, völlig demotiviert und kaum einen Ton richtig treffend ihr "Sänger". Heiliger bimbam! Schnell weiter zu
AFTER FOREVER - welche mit ihrer superben Mischung aus Gothic-, Prog- und Klasik-Rock deutlich abwechslungsreicher zu Werke gehen und dabei auch noch sehr viel Spaß haben. Bei einer Werkschau quer durch die Geschichte erhielt Floor Jansen bei "Who I Am" noch Unterstützung von DORO, welche später am Abend noch ihr eigenes Set vortragen sollte.
KRYPTERIA mit ihrer äußerst attraktiven koreanischen Frontfrau Ji-In ("Tonic" wäre ein passender Nachname *g*) spalten Presse und Fans. Die von Major EMI gepushte Band soll "ihr" NIGHTWISH-Klon werden. Ähnlich klingen sie ja auch. Bombastrock mit deutlichem Klassik-Touch. Das Songmaterial klingt wie auf dem Reißbrett konstruiert und dennoch sind einige Anflüge von Zukunft mit dabei. Einige Stücke, die der Band auf Dauer ein gewisses Potential bescheren, lassen aufhorchen. Doch dazu müßten sich sämtliche Musiker auf ihre Stärken besinnen - und genau das machen was sie wirklich wollen. Wie auch immer - KRYPTERIA haben scheinbar trotzdem genügend Publikum, dass sie vor der Bühne abgefeiert werden wie die kommenden Superstars. Das muss man ihnen auf alle Fälle schonmal lassen. Ob's am Hype liegt oder nicht, sagt uns mit dem nächsten Album das Licht (des Laser-Abtasters).
RAGE muss man ja mittlerweile fast als zwei verschiedene Bands sehen. Da ist zum einem die Drei-Mann-Kapelle, die straighten Traditions-Metal spielt und aus einem großen Fundus an Studioalben fischen kann - und die Formation, welche mit einem kompletten Orchester oder zumindest einem halben davon die Bühne entert. Beides machen RAGE mittlerweile eher abwechselnd. Auf dem Summer Breeze wurde deshalb die große Abrißbirne ausgepackt und ein Querschnitt von den frühen 90ern bis zum Heute zum besten gegeben. Aus den 80ern hat - wie bei GRAVE DIGGER - nur EIN Stück überlebt: "Don't You Fear The Winter". Der Auftritt selbst war bestens, die Band in guter Form und die Fans feierten in bester Laune.
DORO - die deutsche "Metal Queen" - in letzter Zeit wieder öfters auf den Bühnen der Nation zu sehen. Auch wenn der Nachlass von WARLOCK und ihren Soloalben nicht nur hochkarätiges zu bieten hat und oft von einer vielzahl Durchschnittsware durchsät ist - manche wirklich großartigen Stücke hört man eben immer wieder gerne. Und einen ganzen Sack von hatte Doro Pesch diesmal mitgebracht. Passend zur etwas härteren Ausrichtung des Summer Breeze war auch die Setlist diesmal etwas härter ausgerichtet. "Earthshaker Rock" eröffnete hier auf dem Flugfeld von Dinkelsbühl eine ausgesprochen abwechslungsreiche Darbietung mit einer Frontfrau in bester Laune und einer super eingespielen Begleitband. Um das Summer Breeze-Publikum anzusprechen gab es dann auch nur recht wenige Solonummern wie "Fight", meist alte WARLOCK-Hits der Marke "True As Steel", "Hellbound" und natürlich den Rausschmeißer "All We Are". Auch eine Coverversion war im Gepäck: "Breaking The... what? ... the Law!" von den Metal Gods höchstpersönlich, JUDAS PRIEST.
DORO SETLIST:
Earthshaker Rock
I Rule The Ruins
Family
Burning The Witches
True As Steel
Above The Ashes
Hellbound
Für Immer
Fight
Metal Racer
Breaking The Law
All We Are
-------------------------------
East Meets West
SUFFOCATION hingegen kommen von der Ostküste der Staaten und spielen Old-School Death-Metal. Das ist nicht wirklich unsere Lieblingsmusik (Melodien?!), aber dennoch muss man den Jungs attestieren, dass sie einen souveränen Auftritt abliefern. Wer immer sie mag - war wohl begeistert.
NEVERMORE - die Jungs aus Seattle, die keinen Seattle-Sound spielen - sehen an jenem Tag etwas seltsam aus. Bandleader und Sänger Warrel Dane hat plötzlich kurze Haare - und diese auch noch gefärbt - und wirkt auf der Bühne etwas leblos und mitgenommen. Jim Sheppard ist gleich ganz krank und wird von Tim Johnston ersetzt. Und an der Gitarre zupft Chris Broderick von JAG PANZER herum. Sieht auf dem ersten Blick wie ein Betriebsunfall aus, um überhaupt auftreten zu können. Doch auch die Ersatzmannschaft zieht sich mehr als nur durchschnittlich aus der Affäre. Der Auftritt wirkt insgesamt (bis auf die erwähnte Schwäche des Frontmanns) sehr kompakt und man präsentiert eine Auswahl aus der gesamten Schaffensphase der Band. Ein wirklich guter Gig!
TANZWUT - alleine der Name führt bei echten "Wahrmetallern" bereits zu Gesichtslähmung und Übelkeitsanfällen. Doch auch bei etlichen Mittelalter-Metal Freaks. Denn neben Dudelsack und Schalmei glaubt man, dass sich hinterm Drumkit heimlich die Members Of Mayday oder TALLA 2 XLC versteckt hätten. Techno-Mittelalter-Industrial-Metal... wie auch immer - obs gut war oder nicht? Keine Ahnung. Wir bekamen allesamt einen Anfall von Kopfschmerzen und flüchteten uns in diverse Cocktails.
Beim Schwedentod AMON AMARTH bin ich wirklich dafür, dass die Band ab jetzt mindestens zwei Jahre auf keinem Festival in Deutschland mehr zu sehen ist. Grund: Übersättigung. Ich weiß nicht, auf wie vielen Festivals ich diese Jungs mittlerweile sehen durfte und am Schluss musste. Sie sind natürlich meistens sehr gut, haben geniales Songmaterial an Bord und mobilisieren ihre Anhänger vom ersten Song an. In Dinkelsbühl hatten sie sogar ein Wikingerschiff auf der Bühne herumstehen. Das wäre normalerweise eigentlich der totale Bringer gewesen. Nur taten das auch MANOWAR ca. sechs Wochen vorher auf dem Magic Circle Festival. Wer hat da von wem geklaut? Egal. Die Riffgenialisten aus dem hohen Norden lieferten - eigentlich wie immer - einen nahezu perfekten Todesblei-Auftritt. Mit unzähligen Pyro-Effekten. Wenn das mal die Wikinger gehabt hätten - sie hätten die Indianer im Sturm erobert.
Kitsch, Kunst, harter Metall und Todessehnsucht mischen sich in Österreich zu einem Geflecht mit Namen DORNENREICH. Diese Dornen bilden den Abschluss des Donnerstags - zumindest auf dem eigentlich Festivalgelände. Die Musik, ein Markenzeichen für sich. Ein Stil, das muss man ihnen lassen, der einmalig ist. Das Publikum ist gespalten, aber zum Glück nur verbal und geschmacksmäßig.
Freitag
ELUVEITIE kommen aus der Schweiz, sind zu acht und spielen... nordischen Folk-Metal. Das ist ungefähr so nachvollziehbar, wie Finnen die lustigen Melodic-Speed spielen. Bei ELUVEITIE klappte das aber ganz gut. Der Stil, den die Mädels und Jungs kreierten ist nämlich - wohl auch wegen der Herkunft - ein ziemlich eigentümlicher und somit wieder eine neue Variation und keine sinnlose Abkupferei. So sah es auch das Publikum, welche die Band bereits am frühen Morgen richtig gut abfeierte. Ich bin überzeugt: diese Schweizer haben das Potential ganz groß zu werden. Mal sehen, ob sie es nutzen.
Kein Mensch wusste, was das war. Sie hießen SIRENIA. Und sie waren abgrundtief schlecht. Morten Veland gründete diese Band, zuvor war er bei TRISTANIA - die auch einige Götterwerke hinterließen. SIRENIA hingegen taten das nicht. Ihre Alben sind ja schon Regionalliga, aber das Stageacting und die Kommunikation mit dem Publikum, was die völlig überforderte Frontfrau da von sich gab - das gehörte schonf fast verboten. Ohne die geringsten Kenntnisse was eigentlich Rhythmus heißt, hüpfte eine gewisse Nokia... halt nein... Monika... völlig willkürlich herum, die ähm... Geräusche waren irgendwas zwischen Death-Metal und Gothic, gepaart mit Death-Meal (ohne t). Eine Band, bei der man sich nicht mehr wundert, dass es Alkoholiker gibt. Ganz schnell Bier holen, exen, nachbestellen, exen, über den Sinn des Seins nachdenken. Zur Erkenntnis gelangen - wer nicht weiss, wie schlecht Bands sein können, weiss die guten nicht zu schätzen. Welch ein weiser Satz.
NECROPHOBIC und BELPHEGOR verwechsle ich immer sehr gerne. Muss am O im Namen liegen. Dabei haben ja die einen immer diese lustigen Boxen im Angebot. Mal mit Gasmaske, dann mit NATO-Fressration. Das nächste mal bestimmt mit Uniform, Stahlhelm oder sonstwas... hachja... aber NECROPHOBIC waren das nicht, jetzt fällts mir wieder ein. Ne, doch nicht. Hab vergessen, was ich schreiben wolle. 'tschuldigung :)
L'AME IMMORTELLE - das ist ja das eigentlich schöne am Summer Breeze - haben rein gar nichts mit Metal zu tun. Gothic aus Österreich, es singen die Klabauter, mal leiser und mal lauter... ah ne, das war Pumuckl. Ich glaube wir sind hier in einer Phase angekommen, in der wir zwar sehr wollend zuhören, aber letzten Endes doch aufgrund fehlender Nachvollziehbarkeit kapitulieren müssen.
Für die Stilvielfalt bin ich dem Summer Breeze echt dankbar. In den ganzen Jahren, in welchen wir das Festival begleiteten, durfte ich viele interessante Bands kennenlernen, die ich mir so vermutlich gar nicht angehört hätte. CREMATORY sind Gothic-Metal und DIE kennen wir natürlich alle schon sehr lange. Der mit süßlichen Keyboard-Sounds durchtränkte Melodic-Death stellt quasi ne Parallelausgabe von MODERN TALKING im Todestrakt dar. Dabei ist die Musik teilweise recht brauchbar, die Texte überwiegend Gülle. Verdammt viele Gäste stehen da drauf und so mag ihnen der Erfolg natürlich gegönnt sein. Die Darbietung selbst kommt sehr überzeugend. CREMATORY sind etwas, was man "Nieschen-Band" nennt.
Humppa, Humppa tätärääää... tätäräää... FINNTROLL sind wieder da. Diesmal hatte niemand aus unserer Crew ein IN FLAMES T-Shirt an und somit ging auch keines davon in Flammen auf beim FINNTROLL-Interview. Die Finnen schafften es quasi aus dem Nichts das Publikum innerhalb von wenigen Minuten zu verdreifachen. Das ist sensationell genug, vorallem wenn man objektiv betrachtet einfach mal sagen muss: neben AMON AMARTH eine überaus liebenswerte Band, die aber einfach zu oft auf Festivals und Konzerten zu sehen ist. So liefern die Jungs wie immer ein gnadenlos geiles Folk-Konzert ab, die Menge tobt im Pit, um den Pit und sogar mit dem Pit. Aber so langsam würde ich sagen: etwas vorsichtig sein. Mittelalter- und Folk-Metal - das sind so Dinge, die auf Dauer dazu führen werden, dass von diesen Genres nur zwei, drei Bands überleben werden. Die Melodien und die Arrangements sind sich einfach zu ähnlich, als dass es hier einen großen Pool geben könnte. FINNTROLL werden da sein. Auch in der fernen Zukunft denke ich. Aber nur, wenn sie sich jetzt ein wenig rar machen.
Vorhin erwähnte ich, dass wir nicht wirklich auf Melodien verschmähenden Todesblei stehen. BOLT THROWER sind dabei eine sehr, sehr große Ausnahme unter ganz wenigen. Denn BOLT THROWER haben vieles davon, was die meisten sogenanten "Old-School"-Deather nicht haben: geniale Riffs, geile Texte, stimmige Alben - und viel mehr. Sie sind die mit Abstand geilste Band des Tages und zusammen mit OOMPH! sehr würdige Headliner. Sie rattern, stampfen, fahren vorwärts, einer großen Armee gleich. BOLT THROWER sind Krieg, plätten nach wenigen Sekunden alles darnieder und fahren eine Show auf die beweist: auch der oftmals geschundene Death Metal der ersten Stunde hatte seine ganz großen Bands. Sie hier, sie gehören dazu. Ohne Zweifel. Wer jetzt gerade Fragezeichen in den Augen hat: "Mercenary" beantwortet Euch diese Fragen. Ob es ihr bestes Album ist oder nicht, das wage ich nicht zu entscheiden. Aber es reflektiert diese Band am besten.
MANOWAR hieften ca. sechs Wochen zuvor ein Wikingerschiff auf die Bühne, ein paar Stunden vorher AMON AMARTH - und nun auch IN EXTREMO. Klar, waren immer verschiedene, aber ich hoffe nicht, dass das langsam zum Trend wird. Kann man ja gleich auf nem Schiff ein Open Air veranstalten. Das wär doch mal was. Die Mittelalter-Combo packte alle Instrumente aus, die sie so hatte und spielte sich durch ein Best-Of Programm, welches zwar nicht zu jedem Zeitpunkt wirklich funkensprühend rüberkam, von den Fans aber durchgehend abgefeiert wurde. Ist ja auch kein Wunder. Wer viele Hits im Angebot hat, kann sich ein paar Schwankungen nach oben und unten leisten. Und nicht immer kann man von einer Band Höchstleistungen verlangen. Dass IN EXTREMO im Vorfeld bereits angekündigt hatten, nach der Festival-Saison eine längere Pause einzulegen, kann ihnen nur gut tun. Kraft tanken und entspannen. Denn auch ein Musikerleben ist irgendwann nur noch Alltag. Ein Beruf, wie jeder andere auch. Wie auch immer - BOLT THROWER und IN EXTREMO waren zwei sehr würdige Headliner am Freitag.
DARK FUNERAL beenden den dritten Festivaltag zumindest auf dem offiziellen Festivalgelände, während danach noch einige weitere Bands im Festzelt etwas abseits herumrocken sollten. Black Metal als Betthupferl - das hat man auch nicht alle Tage. Magus Caligula mimt zwar den bösen, schrecklichen Schwarzmetaller, schafft es aber immer wieder mit subtilen Anspielungen und schwarem (höhö!) Humor zu beweisen, dass DARK FUNERAL unter ihrer harten Schale einen weichen Kern besitzen. Die Band rollt über das Flugfeld wie ein A380, walzt alles nieder und geht am Schluss als Sieger vom Platz.
BLACK MESSIAH boten im Zelt den involvierten Fan zwei Gesichter: Studioalben und Live-Set. Denn nach dem überraschend genialen Debütalbum "Oath Of A Warrior" kackte die Band mit "Of Myths And Legends" überraschend sehr stark ab, was Songqualität und Produktion betraf. Die Jungs aus dem Ruhrgebiet waren sehr gut drauf an jenem Abend, spielten mir sehr viel Hingabe auf und boten kleine Klassiker wie "Blutsbruder", "Götterdämmerung" oder "Feld der Ehre" auf. Von der zweiten CD fallen natürlich das "Sauflied" und die Coverversion von "Moskau" auf meisten auf, wobei letzteres den Rausschmeißer darstellte. Die Stimmung war zu jedem Zeitpunkt am Siedepunkt und BLACK MESSIAH bewiesen, dass sie das Zeug zu Größerem haben. Bleibt nur zu hoffen, dass ihnen Stücke wie die letzten zwei erwähnten nicht zu Kopfe steigen und sie in Schlager-Pagan abdriften - oder noch schlimmeren Kombinationen.
Samstag
Nach ihrem sehr gelungenen und abgefeierten Cover-Auftritt am Mittwoch im Partyzelt enterten erneut JUSTICE die Bühne. Diesmal zu früher Morgenstund' am Samstag. Und mit eigenem Songmaterial. Leider. Denn ihr derber Thrash-Metal ist zwar nicht wirklich übel, doch wirklich gut auch nicht. Die symphatischen Jungs aus unserem geliebten Frankenland sollten das machen, was sie am besten können: Coverversionen. Klingt böse, ist aber ein gut gemeinter Rat. Das sahen auch die meisten Zuschauer so, die eher spärlich und wenn, dann sehr desinteressiert vertreten waren.
Black- und Doom-Metal verknüpft hatten SECRETS OF THE MOON. Und zwar bei hellstem Sonnenschein, als diese gerade auf dem Zenit stand. Wer stand da vor der Bühne? Natürlich! Nicht wirklich die echten Schwarzmetaller. So verpuffte der Auftritt irgendwo im Nirgendwo. Das Repertoire ist nicht wirklich hochverzückend, die Stimmung nicht vorhanden. Die Band wirkt etwas verloren. Schade eigentlich. Vielleicht sieht man sich eines Tage in einem schnuckeligen kleinen Konzertsaal bei finsterster Nacht wieder?
COMMUNIC. Und dahinter die Unendlichkeit. Zumindest auf CD. Man kann es nicht öfter sagen: ihre Debüt ist ein Geniestreich wie ein funkelnder, einsamer Monolith im Weltall. Nicht mehr zu toppen. Das Zweitwerk immer noch weit über Durchschnitt. Auf der Bühne haben die Norweger allerdings nur wenig zu bieten. Wer gleichzeitig singt und Gitarre spielt ist viel zu sehr damit beschäftigt als großartig auf der Bühne hin- und her zu rennen. COMMUNIC sind auf den Brettern der Welt eher stoisch, bringen aber zu ihrem anspruchsvollen Prog-Metal auch gleichzeitig Ruhe und Andacht vor die Bühne. Die überlangen Stücke verlangen einiges vom Publikum, welches die Band zum größten Teil gar nicht kennt. Doch am Ende ist da mehr als nur Höflichkeitsapplaus. COMMUNIC hatten die Besucher überzeugt.
BLITZKID spielen "Horrorpunk". Was es nicht alles gibt! Dieses Konglomerat aus MISFITS, ALICE COOPER, DANZIG und SEX PISTOLS rockte los wie die ganz großen (eben erwähnten), spielten dröhnend straight - und verschreckten damit scheinbar sogar böse Schwarzmetaller. Es wurde nämlich (leider) immer leerer vor der Bühne, dabei fand ich den Stoff aber dermaßen interessant, dass ich von Anfang bis Ende gebannt vor der Bühne verweilte. BLITZKID sind kein Metal, aber genau das macht ja den Unterschied zu anderen Festivals aus - immer wieder für ne Überraschung gut.
HARDCORE SUPERSTAR sind alles, nur nicht Hardcore. Glam-Rocker sind sie und tragen zumindest den zweiten Teil des Bandnamens in ihrer Heimat Schweden mittlerweile zurecht. Ihr naiver Rock'n'Roll-Sound in Tradition von TWISTED SISTER, KISS, THE SWEET und sonst noch was verbreitet gute Laune bei heißen Temperaturen. Da könnte noch was ganz großes draus werden. Auch bei uns.
XANDRIA hingegen sind so langweilig wie eh und je. Braucht kein Mensch. Zeit für Bier, Pinkeln und Pause mit gegrillten Ameisenaugen. Keine Ahnung wo ich die her hatte. Schmeckte aber sehr lecker und knusprig.
DIE APOKALYPTISCHEN REITER waren aus Mitteldeutschland ins fränkische Dinkelsbühl geritten und lieferten eine gewohnt lässig Show ab. Der Publikumsandrang - sehr auffällig auch bei allen anderen Festivals - war so groß, dass diesmal auf dem Summer Breeze sogar OOMPH! als Headliner leicht übertrumpft wurden. DIE REITER lieferten eine großartige Party ab, Wert legend natürlich auf die großen Hit-Werke der nahen Vergangenheit. Leider muss man als alter Fan auch attestieren - ein paar lustige alte Death-Metal-Böller würden der Abwechslung auch nicht schaden. So richtet man das Augenmerk verstärkt auf Party. Und das heißt: holt die Jungfrau aus dem Publikum auf die Bühne, sperrt sie in einem Käftig, macht mit ihr allerlei derbe Späße und lasst nebenbei ein paar Boote ins Publikum ab, damit Crowdsurfen eine völlig neue Dimension erlangt. Aber Leute! RAMMSTEIN hatten die Idee vor Euch. Auch wenn sie nicht die Titelmelodie zu "Das Boot" schrieben. Wie auch immer: Reitermania überall. Zumindest in Deutschland werden die REITER mittelfristig auch zu den künftigen Headlinern zählen, die alteingesessene Bands der zweiten und dritten Metal-Generation ablösen werden. Aber aufpassen: nur nicht zu poppig werden.
Weiter gehts mit Partymucke: die Frankfurter Thrasher TANKARD wackelten auf die Bretter die das Bier bedeuten und legten das Flugfeld mit einem Hit-Alarm in Schutt und Asche, dass so manchen das Bier beim moshen aus der Hand kippte. Erwähnte ich eigentlich schon, dass ich es langsam keine Lust mehr habe bei jedem Festivalbericht irgendwelche Songs zu zitieren? Sind nämlich immer die gleichen, die man hervorkramt. So spielen auch TANKARD - natürlich - ein Best-Of Programm durch, gespickt von wie immer lustigen Gerre-Kommentaren. Kein Zweifel: wären nach den REITERN und TANKARD jetzt z.B. IRON MAIDEN aufgetreten, ich glaube das komplette Freiluftkonzert wäre vor Hochstimmung implodiert, hätte ein schwarzes Loch erzeugt und unsere Milchstraße verschluckt.
Aber zum Glück kommen da DARK TRANQUILLITY, welche in Kürze einen Teil des Publikums auf magische Art auswechseln. Vielleicht liegt es aber auch am gänzlich anderen Musikstil. Im Gegensatz zu vielen Artgenossen steht die Band mit dem Copyright "Schweden-Tod" weder in einer Schaffenskrise noch am Ende ihrer Karriere - sondern genau jetzt auf ihrem Höhepunkt. Und genauso bombardieren sie uns dann auch mit Monsterriffs in Masse. Melodic-Death auf dem Olymp.
MOONSORROW hatten gerade eine EP mit zwei Tracks veröffentlicht. Und trotzdem dauert sie 30 Minuten. Sowas führt man natürlich nicht am Stück auf einem Festival auf. So zitierte man aus allen Schaffensperioden anspruchsvollen Prog-Blackmetal auf höchstem Niveau. Die Umsetzung war weit von Party entfernt, dafür große Musik zum Genießen. Ein wenig deplaziert ist da so ein Open Air, um diese Musik zu würdigen und zu genießen. Dennoch: Begeisterung durch die Bank.
Bei OOMPH! zeigt sich, dass es Objektivität eben nicht geben kann. Für ein Metal-Publikum war die Songauswahl eindeutig zu soft. Für jemanden wie mich, der ein sehr großer OOMPH!-Fan ist, genau richtig. So werden OOMPH! zur umstrittensten Band des gesamten Festivals. Ausgepfiffen, ausgebuht, Anti-Sprechchöre - Metalfans brauchen eben ein Feindbild. Zum Glück sind genügend Anhänger der Band da, um auch den Gegenpart dieser Bewegung zu zeigen: Hüpfen, Tanzen, Klatschen, Singen. Frontmann Dero reagiert darauf sehr gelassen, springt erstmal ins Publikum, lässt sich auf Händen tragen, singt einfach weiter. Man kann die Bandauswahl nicht genügend loben: egal ob einen manche Band interessiert oder nicht - wenn man OOMPH! konsequent ausbuht, zeigt man damit nur, wie beschränkt die eigene Toleranz gegenüber anderem - und vermutlich dann auch anderen - ist. Vielleicht steht ja eines Tages sogar David Hasselhoff hier in Dinkelsbühl... und singt "I've Been Looking For Free Porn" - ich werde dann auch noch da stehen. Mit einem Bier. Und mir denken... was für ein abgehalfterter Star - ich sehe viel besser aus als er. Würde mir auch Spaß machen.
SOULFLY hatten sich im Vorfeld vermutlich zu viele Summer Breeze-Videos reingezogen und dabei bemerkt, dass DANZIG vor nicht all zu langer Zeit auch den kompletten Backstage-Bereich und das halbe VIP-Gelände absperren ließ um aller Welt zu demonstrieren was für kein Rockstar er doch ist. Denn Max Cavalera und Co. spielten sich hier genauso auf. Warum weiß niemand. Zwar präsentierte sich die Band sehr überzeugend und war gut eingespielt. Dennoch waren die mit Abstand größten und abgefeiersten Stücke natürlich die der ehemaligen Brötchengeber SEPULTURA.
PAIN in zweifacher Hinsicht: zum einen markierte die Band um Peter Tägtgren das Ende des Festivals und zum anderen was genau das ja auch die "pain": es ging zu Ende. Die letzte Band. Dann war es aus. Doch es ist ja auch immer eine Frage WIE man geht... und PAIN gaben alles. Mit rücksichtslosem Radikalgebolze auf hohem Niveau wurden nochmal die letzten Reserven beim Summer Breeze-Publikum eingefordert - und auch abgeholt.
Fazit
Das war es also. Das große Jubiläumsfestival zum Zehnjährigen. Underground Empire gratuliert recht herzlich. Das Summer Breeze ist weiterhin das eindeutig stilistisch abwechslungsreichste unter den Hartmusik-Festivals auf deutschem Boden und bietet eine breite Palette von Punk bis Black Metal. Egal auf was man wirklich steht - man wird hier immer wieder sehr interessante Bands kennenlernen, für welche man sich vorher niemals interessierte.
Der Umzug nach Dinkelsbühl vor einem Jahr war die einzige und richtige Lösung. Ein neues, wirklich großes und noch ausbaufähiges Festivalgelände ist zwar ein herber Kontrast zum kleinen, teilweise einengenden Platz in Abtsgmünd, gelegen direkt im schnuckeligen Herzen der Kleinstadt. Doch die Probleme waren immer deutlicher abzusehen.
Dinkelsbühl und Summer Breeze, das sieht nach langer Zukunft aus. Bei einer derartig geschickten Bandauswahl natürlich sowieso. Wir kommen wieder! Und hier endet die Geschichte.
DONNERSTAG
Die NWoBHM-Legende BLITZKRIEG, welcher trotz METALLICA-Hype (coverten den gleichnamigen Song) nie eine größere Aufmerksamkeit zuteil wurde, fungierten als Eröffnungskapelle des diesjährigen Festivals. Brian Ross und Co. zelebrierten das Subgenre in Vollendung, waren gut drauf und machten damit schon vorab Werbung für ihr neues Album "Theater Of The Damned", welche demnächst erscheinen wird und hoffentlich niemanden enttäuschen wird. Denn der Auftritt setzte schonmal ein großes Aufrufezeichen.
Die Down Under Rock'n'Roller ROSE TATTOO dürften hingegen in Sachen Bekanntheitsgrad wesentlich weniger Probleme haben. Bei Hymnen wie "Nice Boys", "Rock'n'Roll Outlaw", "One Of The Boys", "All The Lessons", aber auch bei den neueren Songs wissen die Jungs spieltechnisch zu überzeugen. Die ganz große Show mag ihnen diesmal nicht so ganz gelingen, denn Frontsau Angry Anderson hatte nicht seinen besten Tag erwischt. Er sprintet zwar ordentlich über die Bühne, aber die Kommunikation mit dem Publikum hakt ein wenig. Nichtsdestotrotz: das Publikum geht gut mit und wird ordentlich warmgespielt.
NWoBHM, Rock'n'Roll - und jetzt gings weiter mit gutem, alten OldSchool-Thrash "Made in Germany". SODOM waren zurück und mit ihnen natürlich Tom Angelripper! Diesmal mit einer ganz besonderen Geburtstags-Show zum 25jährigen Bandjubiläum! So begann die Show zuerst etwas unspektakulär mit vier neuen Songs ihres gleichbetitelten Studioalbums, welche bis auf "Axis Of Evil" eher unspektakulär klangen. Danach ging die Feier richtig los: die ehemaligen Bandmitglieder Michael Hoffmann, Andy Brings, Grave Violator, Frank Blackfire und Atomic Steif malträtierten abwechselnd ihre Gitarren bzw. bei Atomic Steif das Drumkit und spielten einen hammergeilen Reigen quer durch die Bandhistorie. Auch live eigentlich nie gespielte Stücke wie "Tarred And Feathered" wurden aus der virtuellen Schatzkiste ausgepackt. Neben reichlich Interaktion mit dem Publikum war Bandleader Tom Engelrippchen bestens gelaunt, hatte seine mittlerweile etwas enge 80er-Kutte an und vermittelte den Eindruck, dass uns noch weitere 25 Jahre bevorstehen. Den Abschluss der Party markierten die üblichen Klassiker "Bombenhagel", "Ausgebombt" und "The Saw Is The Law", ohne die ein SODOM-Konzert nicht vollständig wäre.
Der Donnerstag begann mit NWobHM und so endete er auch: zum Abschluss des ersten Tages erklommen SAXON die Bretter und performten eine komplette Best-Of Show, in welcher glücklicherweise neben altbekannten Klassikern der Marke "Crusader", "Princess Of The Night" oder "Denim And Leather" auch neuere Stücke wie "Witchfinder General" davon kündeten, dass SAXON weiterhin Songs schreiben können, welche wirklich zu überzeugen wissen. Im Gegensatz zu vielen anderen Bands, welche ausschließlich noch von ihren alten 80er Songs leben. Die größte Überraschung des Auftrittes war ein Auftritt von EDGUY Kuhflecktarn-Komiker Tobias Sammet, welcher mit seinem Goldkelchen "747 (Strangers In The Night)" im Duett mit dem guten alten Biff veredelte.
Ein insgesamt sehr gelungener Festival-Auftakt! Da hatten wir leider völlig OVERKILL vergessen, welche leider zeitgleich zu SAXON auf der Hellfest-Stage spielten. Wer macht denn sowas? Da die Band sowieso nur eine Stunde spielte hätte man sie auch nach SAXON von 00:00-01:00h auftreten lassen können. So endete der Donnerstag pünktlich um 00:00h. Nur Mambo Kurt wollte und wollte im Biergarten einfach nicht mehr aufhören zu spielen...
FREITAG
SUIDAKRA haben einen sehr abwechslungsreichen Weg hinter sich. Ihr Stil hat sich im Laufe der Jahre zwar nie geändert, die Einflüsse aber dafür umso deutlicher. Insgesamt betrachtet hat sich die Band, auch nach mehrmaligem auf- und ab in der Albumqualität, einen sehr großen Einfluss vorallem in der Pagan- und Folk-Metal-Gemeinde erspielt, auch wenn man nur bedingt wirklich dazugehört. Schließlich sind unter den Fans auch viele IN FLAMES-, CHILDREN OF BODOM und sonstige Anhänger des Melodic Death zu finden. Dass dies absolut berechtigt ist, zeigt die agile Performance der Band. Sehr viel Spielwitz, Motivation und ein guter Querschnitt über das Schaffen der Band füllen gegen 11h Vormittags den Platz vor der Bühne.
Bei AMORPHIS heißt es dann: Feueralarm! Und zwar im eher unfreiwilligen Sinne. Vermutlich eine weiterglimmende, weggeworfene Zigarette entflammte einen Teil des Strohs vor der Bühne, welches wegen der enormen Regenfälle vor Festivalbeginn dort ausgelegt wurde. Mittlerweile wegen permanentem Sonnschein natürlich trocken wie Dörrobst. Es dauerte eine Weile, bis die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle brachte, denn etliche Zuschauer blockierten sie bei den Löscharbeiten. Als das Feuer gelöscht war, begannen die Finnen mit einem bunten Reigen an Hits, anfangen von ihrer Death Metal-Phase Anfang der 90er, über ihre stärkste Phase Mitte der Neunziger, ihren diversen Ausflügen in Pop-Rock-Gefilde bis hin zur aktuellen Rückbesinnung auf alte Tugenden und die Phase ihres größten Erfolges. Der Auftritt war zwar nicht so zwingend konsequent und überragend als noch ein Jahr zuvor auf dem Summer Breeze, weit weg davon war er jedoch nicht. AMORPHIS haben sich mit einem dicken Ausrufezeichen zurückgemeldet.
In direkter Nachbarschaft wohnen COMMUNIC aus Norwegen. Der Musikstil indes ist jedoch von Schweden-Tod, Norwegen-Death und Finnen-Melodien ganz weit entfernt und ist dem progressiven U.S.-Metal verpflichtet. Manche sagen gar, dass COMMUNIC mit ihrem Debüt das beste NEVERMORE-Album eingespielt haben, welches NEVERMORE nie komponieren werden. Wie auch immer - tatsächlich gesehen war "Conspiracy In Mind" bereits bei Erscheinen ein neuer Klassiker. Da muss man dem Zweitwerk "Waves Of Visual Decay" indes Stagnation auf sehr hohem Niveau vorwerfen. COMMUNIC spielten natürlich eine ausgeglichene Mischung aus beiden Alben, erreichten aber auf der Bühne die Qualität der Studioalben nur mit viel Mühe.
Ihr Klassiker "Theli" ist unerreicht. Eine perfekte Symbiose aus Bombast, Klassik und Schwermetall. Zuvor waren THERION zu unspektakulär und danach wurden sie immer langweiliger. Ihr mittlerweile gespielter Bombast-Metal mit Klassik-Anleihen gleicht einem Haufen warmer Luft, welcher in den Annalen der Musikgeschichte nicht einmal eine Randnotiz abgeben wird. Warum die Band dennoch sehr viele Fans hat, mag daran, liegen, dass sie die meisten von ihnen wohl noch nie mit echter Klassik beschäftigt und somit keinen Plan haben, wie schlecht THERION im direkten Vergleich dazu wirklich sind. Der Auftritt selbst muss einer eigenständigen Bewertung unterzogen werden: die Bühnenshow ist sehr ordentlich, die Umsetzung des musikalischen Programmes gelungen. Kein Wunder, dass man vor der Bühne begeistert ist. Ich jedoch war es nicht. Vorallam auch deshalb, weil die wirklich guten Songs der Band faktisch nicht gespielt wurden.
1985 waren POSSESSED einzigartig, stilprägend und härter als der Rest. Rückwirkend betrachtet will man ihnen ihren Einfluss auf die Black- und Death-Metal-Szene natürlich auch nicht streitig machen. Musikalisch gesehen sind POSSESSED aus heutiger Sicht jedoch genauso einzuordnen wie VENOM: instrumentalisch unter aller Sau, textlich benebelt und historisch gesehen nur Kult. Kommt noch dazu, dass der im Rollstuhl sitzende Sänger Jeff Becerra als einziges Gründungsmitglied der Band den Begriff "Reunion" zu einer Farce degradiert und der Rest der "Band" aus Mitgliedern einer drittklassigen Death Metal-Combo besteht. Selbige Aussage wie bereits bei THERION gilt jedoch auch hier: der Auftritt selbst ließ für Fans der Band keine Wünsche offen. Es wurden Songs aus "Seven Churches", "Beyond The Gates" und "Eyes Of Horror" gespielt und vorallem Jeff Becerra hatte mächtig Spaß daran, wieder auf den Brettern dieser Welt zu stehen äh... pardon... zu sitzen.
GRAVE DIGGER haben RUNNING WILD seit etlichen Jahren als Aushängeschild des Teutonen-Metal abgelöst. Zum einen, weil RUNNING WILD kaum noch existieren und zuletzt nur noch sehr schlechte Alben ablieferten, zum anderen weil GRAVE DIGGER das genaue Gegenteil davon getan haben. Während ihre 80er-Veröffentlichungen nur ein müdes Gähnen wert sind, brachten sie in den 90ern saustarke Alben heraus. Und auch in den letzten Jahren gab es das ein oder andere Highlight zu bewundern. Bestens gelaunt präsentieren sich Chris Boltendahl und Co. an diesem Tag, ziehen ein Best-Of Programm ohne Gnade ab. Die beiden größten Höhepunkte unter Höhepunkten sind natürlich wie bei jedem Auftritt "Rebellion (The Clans Are Marching)" und ihr einziger wirklich guter Song aus den 80ern "Heavy Metal Breakdown" (DieHard-Fans mögen Nachsicht walten lassen). GRAVE DIGGER legten einen fehlerfreien und frenetisch gefeierten Auftritt vor, welcher als Steilvorlage für alle folgenden Bands des Tages zu gelten hatte.
Allen voran FALCONER schauten im direkten Vergleich sehr blass dazu aus. Der traditionelle Heavy Metal mit Folkanleihen wurde nach dem sehr starken Debüt mit der Zeit immer langweiliger. Die Band hatte nicht ihren besten Tag erwischt, die Songauswahl ließ zu wünschen übrig und der Funke zum Publikum wollte absolut nicht überspringen. Sehr schade eigentlich.
SABBAT kommen wie die anderen SABBATH (die, mit dem BLACK davor) von der Insel, unterscheiden sich musikalisch aber sehr stark von ihnen. Nur zwei Alben ("History Of A Time To Come" und "Dreamweaver") waren ihnen vergönnt. Danach zerstritt sich die Band und brach auseinander. Martin Walkyier gründete daraufhin SKYCLAD. Deren letztes Album liegt nun auch wieder drei Jahre zurück und somit war es Zeit für eine - TATAAAA - Reunion. Zumal pünktlich dazu auch beide SABBAT-Alben sehr schön geremastert und aufgemacht dieser Tage wieder käuflich zu erwerben sind. Ums kurz zu machen: der Auftritt bestand aus den besten Songs der beiden Alben. Die Band wurde im W.E.T.-Stage Zelt abgefeiert ohne Ende. Einer der besten Auftritte des gesamten Festivals. Ehrlich gesagt: so eine Band gehört in Wacken auf die Party-Stage. Als Aufheizer für einen größeren Act. Und nicht in einem kleinen Zelt versteckt. Vielleicht wirds ja noch. Bei EDGUY hats funktioniert ;)
CHTHONIC kommen aus Taiwan und spielen Black Metal. In ihrer Heimat sind die Jungs bereits eine bekannte Größe, hier wirds mit Sicherheit noch etwas dauern. Sie sind wohl am ehesten mit eingängigeren Bands wie DIMMU BORGIR vergleichbar, mit ihren zwei Keyboards jedoch noch um einiges softer und kommerzieller ausgerichtet - wenn man bei dieser Art von Musik denn davon sprechen kann. Kurz vor dem Festival waren neben das neue Studioalbum und eine aufwändig gestaltete DVD bei uns eingetroffen. Einmal reingezogen, wusste man, warum CHTHONIC in ihrer Heimat diesen Status besitzen. Ob es für europäische Ohren eines Tages reichen wird, wird die Zukunft entscheiden. An der Band selbst liegt es nicht: charismatisch und sehr agil präsentierte man sich, die kleine Bühne voll ausnutzend und mit einer echten Spielfreude. Ein heißer Untergrund-Tipp.
ENSLAVED sind Spalter. Während die einen sie inzwischen auf eine Stufe mit EMPEROR stellen, können die anderen ihnen nicht viel abgewinnen. Fakt ist jedenfalls: ihre Entwicklung von einer unmusikalischen Knüppelband hin zu einer der anspruchsvollsten und progressivsten Black Metal-Bands der Geschichte ist sehr spannend und interessant. Speziell nach ihrem letztjährigen Manum Opus "Ruun" dürften ENSLAVED auch für FATES WARNING- und DREAM THEATER-Fans zumindest teilweise mal ein Ohr wert sein. Der Auftritt war Band-Programm: leicht eisig, abgezockt, großartig, ohne viel Worte. Die Fans waren durch die Bank begeistert. Was bei einer True Metal-Band ein schweres Manko darstellt, nämlich fehlende Kommunikation mit dem Publikum und agile Stage-Performance, gehört bei ENSLAVED einfach mit dazu.
Die sträflich unterbewertete W.E.T.-Stage im Zelt hatte speziell am Samstag viel zu bieten. Neben SABBAT, CHTHONIC und BELPHEGOR auch die Australier BLACK MAJESTY, welche beweisen, dass es im Lande der Känguruhs nicht nur Hardrock der Marke AC/DC und ROSE TATTOO gibt. Tipp am Rande: hört mal in die Alben von ILIUM rein. BLACK MAJESTY legten einen schwerst geilen Auftritt hin. Zwischen den IRON MAIDEN-beeinflussten Gitarren-Duellen spritzte wahre Spielfreude ins Publikum. Die eingängigen Songs, welche zwischen Melodic Speed und True Metal liegen, klingen weder wie eine langweilige Kopie noch wie viele andere Bands dieses Genres, welche verzweifelt versuchen an diesem Stil festzuhalten und neue Elemente mit einbringen, welche aufgesetzt wirken. Diese Band spielt einfach drauf los. Da ist alles echt. Und das merkt man. Ein ganz toller Auftritt im Schatten der großen Bands auf den anderen drei Bühnen. Und doch war es bedeutend heißer. Einerseits wegen der überzeugenden Performance und andererseits weil es im Zelt einfach viel zu heiß war.
Bei BLIND GUARDIAN einzelne Songs aufzuzählen wäre wie Eulen nach Athen tragen. Die Krefelder haben bis heute kein einziges schwaches Album veröffentlicht, auch wenn gewiss nicht alle Alben in die Kategorie "Klassiker" oder "Sehr gut" fallen. Eine konstant überdurchschnittliche Leistung reicht hierfür schon aus. Die Band um Hansi Kürsch hat die deutschen Tugenden verinnerlicht wie kaum eine andere. Und zwar positiv wie negativ: solide, ehrlich, überzeugend haben sie mittlerweile so viele Hymnen in petto, dass sie sie gar nicht anders spielen können. Aber auch die negative Seite ist weiterhin vorhanden: bieder sind sie - vorallem durch ihre mehr als langweiligen und abgedroschenen Ansagen, die man sich lieber sparen sollte. Hansi hat einen ureigenen Gesangsstil, welcher zur Band und ihrem Sound wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge passt. Doch ein guter Frontmann und Entertainer ist er nicht. Und wird es auch nie mehr werden. Das mag jetzt sehr negativ klingen, doch zwischen all den geilen Liedern des Abends ist das nur Makulatur. BLIND GUARDIAN ziehen eine bunte Diskographie hinter sich her, die sie lustig vermischt an jenem Tag auf der Bühne ablassen und gefeiert werden wie kaum eine andere Band auf diesem Festival. So typisch deutsch eben: solide, ein wenig bieder - und doch unangefochten bewundert und umschwärmt.
Zurück auf der W.E.T.-Stage gibts mit BELPHEGOR eine der wenigen österreichischen Bands. Mit ihrem Extremst-Metal ist den Männern, welche ihre Alben teilweise mit Gasmasken, NATO-Verpflegung und anderem Militaria ausstatten, auch auf lange Sicht keine größere Anhängerschaft prophezieen. Doch die, welche sie haben, ist dafür umso enthusiastischer. BELPHEGOR stehen für Kompromisslosigkeit in Reinkultur und das ziehen sie auf der Bühne konsequent durch. Und zwar sehr überzeugend.
DIMMU BORGIR waren zwischenzeitig so etwas wie die "IRON MAIDEN des Black Metal" - mit großartigen Hits, welche eingängige Songs, monumentale Refrains und textlich anspruchsvolle Texte mit sich brachten, sich deutlich abhebend von der sich selbst feiernden Black Metal-Bewegung, welche quasi sich darum stritt wer die wenigsten Fans hatte und somit elitärer und besser war als der Rest. DIMMU BORGIR sind von "Lords Of Chaos" und "Inner Circle" weit entfernt, sind sozusagen "Pop" in einem eng abgesteckten Subgenres eines Subgenres. Haben aber mittlerweile genau deshalb auch Headliner-Qualitäten. DIMMU BORGIR sind quasi das, was BLIND GUARDIAN für die True Metal-Stage darstellen: Party pur. Da die Band allerdings verstärkt auf neueres Songmaterial wert legt, kommen einige ihrer bekanntesten Stücke leider nicht mehr zu Bühnenehren. Sehr schade. Insgesamt gesehen: sehr gute Show, geiles Stage Acting, stimmige Performance - aber etwas zu wenig "Altmaterial".
Die U.S.-Metaller ICED EARTH sind zusammen mit BLIND GUARDIAN quasi die Headliner der True Metal Stage und stehen hier vor der Aufgabe, ihren neuen Sänger "Ripper" Owens zu präsentieren, welcher das große Vorbild Matthew Barlow ersetzen muss. Wie wir alle wissen, ging das bereits bei JUDAS PRIEST in Punkto Rob Halford nicht gut. Passt er zu ICED EARTH? Im Grunde genommen - jain - der Ripper singt wie ein junger Gott, aber passt zu den alten Songs stimmungsmäßig einfach nicht so recht dazu. Allein - es fehlt das Charisma, welches ein Rob Halford und ein Matthew Barlow in seiner Stimme hat. Der Ripper ist quasi genial - aber emotionslos im direkten Vergleich. So oder ähnlich sehen das auch etliche "alte" Fans, welche sogar teilweie aus den vordersten Reihen die Aufführung etwas verwirrt und sehr enttäuscht verlassen. Um es mal so zu sagen: ICED EARTH haben hier ein großartiges Best-Of Programm aufgetischt - quer durch alle Alben. Die beherrschen ihre Instrumente und bemühen sich als kompakte Band dazusehen. Die völlig platten Interaktionen mit dem Publikum diskreditieren jedoch den Ripper auf der einen Seite, seine Stimme, welchen vielen Stücken ihren eigentlichen Reiz nimmt, auf der anderen Seite. Ein genialer Sänger, welcher offensichtlich hier neben der Band existiert. Und einfach nicht so wirklich zu ihr passen will.
Für ausgefallene Shows bekannt waren und sind natürlich DIE APOKALYPTISCHEN REITER bekannt. Diesmal gibts riesige blaue Ballons, Crowdsurfing in Gummi-Booten und einen Keyboarder welcher in einem Käfig verweilt. Aber da war ja noch was: die Musik! DIE REITER lassen ihre alten Alben leider gänzlich außen vor und spielen nur neueres Material. Das ist zwar teilweise genauso gut (objektiv betrachtet), Fans der ersten Stunde reagieren darauf aber enttäuscht. Scheinbar haben sich die REITER nun endgültig von ihren Death Metal-Roots entfernt und sehen diesen Abschnitt auch als abgeschlossen an. Der Party indes schadet das keineswegs.
Gleichzeitig mit den APOKALYPTISCHEN REITERN spielen SAMAEL auf der Party-Stage. Die Schweizer, welche mit "Passage" und "Eternal" Mitte bis Ende der 1990er den Höhepunkt ihres Schaffens erreichten, konnten noch vor wenigen Jahren beim Summer Breeze mit Industrial-Sounds überzeugen, welche einer anrückenden Panzer-Division gleichkamen. Die Lightshow war beinahe die gleiche wie vor einigen Jahren. Die überzeugende und zwingende Performance war allerdings nicht mehr so ganz wirklich vorhanden.
SAMSTAG
Mit einer bereits etablierten Band verglichen zu werden, ist für manch eine Band bereits ein Todesstoß. SONIC SYNDICATE klingen irgendwie nach IN FLAMES. Doch sie kopieren sie nicht. Ob es ein Vorteil ist, dass sie mit dieser Band ständig verglichen werden? Die Zukunft wird es zeigen. Die Band indes legt eine famose Spielfreude an den Tag, agiert für einen Newcomer völlig abgebrüht auf der großen Black Stage und wird bald schon zeigen, ob sie aus dem Schatten ihrer Vorbilder heraustreten und einen eigenen Stil etablieren kann. Wir wünschen es den Jungs mit dem einen Mädel, denn das Zeug dazu haben sie allemal.
MOONSPELL sind eine Band in der Linie von THERION und AMORPHIS: Aufgestiegen von anfänglichem Death Metal hin zu Klassikern Mitte der 90er, danach kam der Absturz: es wurde immer poppiger, im Falle von MOONSPELL versuchte man sich zeitweise gar als billige DEPECHE MODE-Kopie. Alles war ein Reinfall. Und so besannen sich auch MOONSPELL dieser Tage wieder auf ihre Stärken: harter Metal mit sehr schönen Melodien. Auch der Auftritt war vergleichbar mit AMORPHIS: letztes Jahr Summer Breeze wars einfach besser, lebendiger, überzeugender, mitreißender. Die Setlist indes fast die gleiche. So gab es einiges von den letzten beiden Alben, jeweils ein paar Stücke der zurückliegenden Veröffentlichungen - und die großen Highlights waren allerdings wie üblich und weiterhin die großen Hits aus "Irreligious" und "Wolfheart"-Zeiten. Fraglich, ob die Portugiesen es einst mal wieder schaffen mögen, Klassiker der Marke "Alma Mata" oder "Opium" zu komponieren. Wünschen möchte man es ihnen.
Bei den Finnen STRATOVARIUS ist nach mehreren äußerst schwachen Scheibletten in Folge die Luft eigentlich raus. Da kann der Versuch zumindest mit gelungenen Festivalauftritten zu punkten, sicherlich nicht ganz falsch sein. Und sie wussten das. Innerhalb der einen Stunde des Auftrittes boten Timo Tolkki und Co. ein Best-Of Programm quer durch fast alle Alben, in dessen Verlauf sich die Jungs immer mehr steigerten. Das Publikum war konsequent aus dem Häuschen und feierte die Jungs ab wie in besten Tagen. Man wünscht sich, dass diese bald wieder kommen mögen - in Form guter Studioalben.
10 Jahre ist es bereits wieder her, dass RAGE hier in Wacken zusammen mit dem Lingua Mortis Orchestra auftraten. Damals erschien gerade ihr erstes Orchesterwerk "Lingua Mortis" und etablierte die Germanen-Rocker ausm Pott überraschend als ernsthafte Klassik-Metaller. So konsequent, organisch und auf den Punkt gebracht klang die Verschmelzung von harter Musik und Klassik seit DEEP PURPLEs legendären "Classic Suite for Rock and Orchestra" nicht mehr. Inzwischen haben die Jungs zwischen regulären Alben noch einiges an Orchester-Stücken nachgelegt und so lieferten sie eine sehr überzeugende und perfekte Show ab. Da stimmte einfach alles. Das Orchester indes hatte bei weiten nicht damit gerechnet, dermaßen abgefeiert zu werden, dass diverse Musiker das geschehen mehrfach mit dem eigenen Fotoapparat festhielten. Sehr kultig. Sehr menschlich. Sehr Metal.
Mit DESTRUCTION ist neben SODOM eine weitere deutsche Thrash-Metal Institution vertreten. Zusammen mit KREATOR bilden die drei das berühmte germanische Thrash-Metal-Dreigestirn. Letztere waren in Wacken allerdings nicht zu sehen. Die spielten dafür zwei Wochen vorher bereits auf dem Earthshaker Fest in der Oberpfalz. Nur ein knappes Jahr jünger als SODOM, zogen DESTRUCTION ihren Geburtstag etwas vor und feierten ebenso wie die Jungs um Tom Angelripper ihr 25jähriges bestehen. Und auch hier gab es Gäste ohne Ende: neben den Sängern von OVERKILL, SODOM, COMMUNIC und RAGE (bildeten bei "The Alliance Of Hellhoundz" gar einen großartigen Chor), gab es u.a. mit teilweise drei gleichzeitig spielenden Schlagzeugern ein Drumkit-Inferno ohne Konkurrenz. Einzelne Songs aufzuzählen auch hier eine reine Farce - eine superbe Bandbiografie wie sie sein soll.
MOONSORROW enterten die W.E.T.-Stage und sorgten im feucht-warmen Zelt im Nu für Partystimmung. Pagan-Metal der Sonderklasse verheisst dieser Name und nichts anderes ward hier geboten. Ihre aktuelle EP mit den beiden fast halbstündigen Mammutstücken wird nur ansatzweise zitiert, dazwischen gibt es kultige Hymnen ihrer Studioalben. Die Stimmung kocht in diesem kleinen Zelt fast über. MOONSORROW spielen sich und das Publikum in Ekstase und empfehlen sich für größere Weihen in naher Zukunft. Große Helden von morgen.
Welch bleibenden Eindruck die ersten drei HELLOWEEN-Alben in den Analen der europäischen Metal-Historie hinterlassen haben, davon bezeugen nicht nur unzählige "Keepers-"Möchtegern-Kopien, sondern auch Bands wie STORMWARRIOR, welche stilistisch weniger von den "Keepers"-Zwillingen als viel mehr vom härteren aber nicht minder melodiösen Debüt "Walls Of Jericho" beeinflusst wurden. Was liegt da näher als Hamburger Band das große Vorbild Kai Hansen mit auf die Bühne zu bitten. Mittlerweile so erfolgreich, dass das Ereignis mehr oder weniger regelmäßig auf Festivals wiederholt wird. So besteht die erste Hälfte des Auftrittes aus STORMWARRIOR-Stücken, während der zweite Teil einen bunten Reigen alter HELLOWEEN-Klassiker auspackt. Im direkten Vergleich zum Auftritt beim Magic Circle Festival vor drei Wochen in Bad Arolsen agierten sämtliche Beteiligte diesmal durch die Bank hochkarätig und wie aus einem Guss. Schade, dass das nur ein Mann unsrer Crew live erleben konnte. Der Rest gab im Stau beim Durchgang zur Party Stage auf und konzentrierte sich auf IMMORTAL. Sich einen Eindruck von beiden Bands zu verschaffen, war für eine Person leider nicht möglich. Sehr, sehr schade sowas.
IMMORTAL sind wieder da! Etwas anders bei diesem Bandnamen wäre sowieso nur purer Hohn. Wie Phoenix aus der Asche kehrten sie zurück, waren auf einmal wieder da. Als wären sie nie weg gewesen. Denn genauso klang es auch: jeder Song wurde perfekt wie man ihn perfekter nicht spielen kann intoniert. Die komplette Palette der Bandhistorie wurde ausgepackt und jeder Song wurde gefeiert ohne Ende. Sehr lustig, als Opener "The Sun No Longer Rises" zu wählen, war die Sonne über Wacken doch pünklich zu IMMORTAL verängstigt untergegangen. Wen wundert's... "One By One", "Sons Of Northern Darkness", "Tyrants", "At The Heart Of Winter" oder "Battles In The North" stehen für die einsame Klasse der Band, welche Black Metal in Vollendung darstellt. Ganz einsam ist es da oben. EMPEROR sind da noch gute Kumpels auf diesem Gipfel der Perfektion, "Nexus Polaris" funkelt da noch am Firmament und BAL-SAGOTH, ENSLAVED und DIMMU BORGIR stehen in den Vorhallen der Götter. Doch unsterblich stehen sie weiterhin in ihrer kalten, eisigen Halle aus schwarzer Magie, Töne ausspuckend, so faszinierend wie das Böse nur sein kann.
IN FLAMES. PUNKT. IN FLAMES werden zusammen mit EDGUY wohl die kommenden Festival-Headliner darstellen, die sie zwar jetzt z.B. in Wacken schon sind, aber eben bei den meisten anderen Freiluftkonzerten noch den "großen alten" überlassen müssen. Wenn SAXON, IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST, HELLOWEEN oder gar BLIND GUARDIAN weg sein werden. IN FLAMES traten in ihrer Karriere im Gegensatz zu vielen anderen Bands nie auf der Stelle. Ließen sich nie in die Niederungen des Kommerzes herab, in dem sie wie AMORPHIS, MOONSPELL usw. plötzlich unfreiwillig komische und langweilige Pop-Rock Alben auf den Markt warfen. Nein, IN FLAMES haben sich konsequent und nachvollziehbar immer weiterentwickelt, gingen ihren Weg von Folk-Melodien beeinflusstem Death Metal über Melodic Death bis hin zu sehr modernem Metal, welcher eben auch NICHT mit NuMetal vergleichbar ist, sondern derartige neue Wege geschickt in bereits vorhandene Strukturen integriert. Genau DAS zeigten die Jungs in Wacken. Und genau DESHALB sind sie Headliner. Und genau DARUM zitiere ich hier auch keine einzelnen Stücke. Ganz großes Kino!
UNHEILIG sind alles, nur kein Metal. Und da stehen sie in Wacken allein auf weiter Flur. Das macht aber nichts, denn für den Graf lassen wir alles stehen und liegen - sogar IN FLAMES - und eilen in die immer noch triefende und schweinewarme W.E.T.-Stage. Die EBM-Maschine UNHEILIG legt an jenem Abend einen legendären Auftritt hin, bei dem wirklich alles stimmt. Das Stageacting, die Kommunikation mit dem Publikum, die Stimmung. Die Fans gehen ab wie Luzi und der Graf steht wohl irgendwo zwischen Erstaunen und Ejakulation. Er ist auf dem Höhepunkt seines Schaffens, singt sich in ferne Welten und ist doch so nah. Kein Zweifel - ein EBM-Festival hätten UNHEILIG auf einer großen Bühne und Grund und Boden gerockt. So aber bleibt es einer treuen Fangemeinde vorbehalten, abseits der ganzen Metalbands etwas völlig anders zu sehen. Eine Band, die hart ist, melodisch und doch so anders. Eine andere Welt. Man wünschte sich mehr davon. Und vielleicht ist ja künftig auch in Wacken noch ein kleines bißchen mehr Platz, um Metalfans über den berühmten "Tellerrand" blicken zu lassen. Was einige Vollspaten hier zu suchen hatten, welche sich furchtbar über diese Musik aufregten, kann ich leider auch nicht beantworten. Geht dahin, wo der Pfeffer wächst und legt Euch zu DISSECTION mit ins Grab. Niemand vermisst Euch Penner! Musik ist Geschmackssache und über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Kann man es gut finden oder schlecht, aber bei einem so großen Festival mit so vielen Bands kann man wenn es einem nicht gefällt auch einfach gehen und sich eine andere Kapelle ansehen, bevor man hier herumkotzt und Bierbecher wirft. UNHEILIG haben jedenfalls gezeigt, dass gute Musik sich überall durchsetzt und überall ihre Anhänger hat und vielleicht sogar im Metalbereich neue finden wird. Denn Qualität setzt sich am Ende immer durch.
SUBWAY TO SALLY beendeten ein weiteres Wacken-Jahr. Mittelalter-Fanatiker hatten mit SCHANDMAUL auf der grünen Wiese nur eine wirkliche Alternative. Ein Festival für alle eben. Da es in unserem Verein derzeit leider keinen wirklichen Mittelalter-Metal-Fan gibt, bleibt da nur ein möglichst objektives Vorbeischauen übrig: qualitativ souverän, stellten die SUBWAY-Bürger scheinbar sämtliche Fans mehr als nur zufrieden. Die Stimmung war toll, die Zuschauer sternhagelvoll... was will man mehr... außer natürlich, dass das nächste Wacken sobald wie möglich wieder kommen möge.
Rückblick
2007 war mal wieder ein großartiges Wacken-Jahr. Sehr viele sehens- und hörenswerte Bands sowie durchgehend gutes Wetter - Spaß und Urlaub pur. In Punkto Organisation gibt es jetzt einiges zu bemängeln: so waren offiziell 70.000 Zuschauer anwesend, doch es sah auf dem Festivalgelände im Vergleich zum Vorjahr eher so aus, als wären es über 100.000. Laut Polizeibericht sollen wohl sogar ca. 120.000 Menschen anwesend gewesen sein. Hierzu zählen dann aber auch alle, d.h. Crew, Presse, Feuerwehr, Sanitäter, Polizei, usw. - dennoch - es war zuviel. Auf dem Festivalgelände ging besonders in den Abendstunden teilweise nichts mehr. Hinzu kam die Verlegung der Party-Stage auf ein abgetrenntes Gelände, welches vom Black-/True Metal-Stage Gelände mit nur einem relativ schmalen Durchgang getrennt wurde. Man benötigte teilweise eine halbe Stunde um an die Party Stage zu kommen. Hier muss sich wirklich dringend etwas tun, sonst endet das nächste Wacken mit IRON MAIDEN als Headliner in einem Fiasko.
11:45 - 12:15 pm HEAVENLY
12:30 - 01:00 pm MOB RULES
01:15 - 02:00 pm LION'S SHARE
02:15 - 03:00 pm DSG
03:15 - 04:00 pm MESSIAH'S KISS
04:15 - 05:00 pm HOLYHELL
05:15 - 06:15 pm STORMWARRIOR
06:30 - 07:30 pm MAJESTY
07:45 - 09:00 pm GAMMA RAY
10:30 - 00:30 pm MANOWAR
Intro
Ungläubig schauten einen im Vorfeld des Festivals viele Headbanger an - ein Festival für 10 Euro und MANOWAR sind Headliner? Sowas gibts doch gar nicht! Gibt's schon: in Bad Arolsen. Und MANOWAR bzw. deren eigene Plattenfirma, Magic Circle Music, waren Veranstalter. Da stürmten natürlich die Massen zum Vorverkauf, so dass MANOWAR sich relativ kurzfristig dazu entschlossen einen Tag vorher das gleiche Programm für ebenfalls 10 Euro nochmal anzukündigen. Letzten Endes spielten sie an beiden Tagen eine etwas differente Setlist, sehr zum Ärger der Fans, welche nur einen Tag da waren. Macht aber nichts. Auch ein Tag reichte völlig aus für ein sehr überraschendes und - für das erste mal stattfindend - relativ gut organisiertes Festival. Unsere Crew reiste erst am Samstag an.
Anfahrt
Das Festival war ab der Autobahn gut ausgeschildert. Normale Festivalbesucher kamen auch sehr zügig zum Campingplatz. Dabei gab es zwei eher unschöne Dinge zu "bewundern": zum einen hatten die "Freitags-Camper" sämtliche dem Gelände nahen Campingflächen bereits verbraucht. Was allerdings umso ärgerlicher war, als dass diese zu einem Großteil ja bereits wieder am Abreisen waren. So kam es, dass die ersten Besucher am Samstag am weitesten vom Festivalgelände weg parken und zelten mussten. Noch dazu kam, dass man nicht am Auto zelten durfte. Autostellflächen und Zeltplätze wurden fein säuberlich getrennt. Und das, obwohl es sich um ein und den selben Acker handelte. Lange Fußwege zum Gelände, längere Fußwege zum Auto - ärgerlich. Zumal die Besucher, die am Samstag immer später kamen wieder deutlich weiter vorne parken durften. Wir von der Presse hatten da gleich weitaus mehr zu Fahren und zu Laufen: zuerst stellte sich der VIP-Campingplatz als nur für Bands/Personal heraus und dann mussten wir fast zwei Kilometer vom Eingang zum Kartenhäuschen laufen und danach gleich wieder den weiten weg zurück zum Auto. Erst dann durften wir aufs Campinggelände parken. Umständlicher gehts ja nicht. Sehr positiv widerum anzumerken: es gab Dixi-Klos in Hülle und Fülle - genauso soll es sein!
Festivalgelände
Der Eingang zum Gelände erstreckt sich auf einer ehemaligen Kaserne zwischen einem Gebäudeschlauch mit massenweise Essens- und Getränkeständen links und rechts. Danach steht man auf einem großen Innenhof, welcher Platz für ca. 15.000 Besucher bietet. Sehr interessante Aufmachung allemal.
Nach stundenlangem hin- und herlaufen begann das Festival für uns schließlich erst mit HOLYHELL. Die überzeugten von Beginn an mit sehr guten Coverversionen - allem voran das Eric Adams/Maria Breon-Duett bei "Phantom Of The Opera". Die Band hatte sichtlich Spaß und wußte die noch sehr überschaubare Menge an Headbangern, welche da vor der Bühne stand, zu überzeugen. Bekanntheitsgrad? Tendiert schräg nach oben.
STORMWARRIOR FEAT. KAI HANSEN - liegt ja auch nahe, wenn GAMMA RAY mit im Billing sind. Das versprach in den zwei Jahren immer sehr viel Spaß. Diesmal hielt dieser sich in Grenzen: Während des gesamten Auftritts konnte man kaum den Ansatz eines Gitarrensounds ausmachen. Der Großteil des Gigs war ein massiver Baß-Matsch, gefolgt von Drums. In der ersten Hälfte des Sets gabs ordentlich STORMWARRIOR-Songmaterial quer von so ziemlich allen Alben zu hören. Danach umwehte der Geist der alten HELLOWEEN die Bühne, Kai Hansen schnappte sich das Mikrofön und sang allseits bekannte Klassiker: "Ride The Sky", "Murderer", "Victim Of Fate" und den Speed-Fetzer "Heavy Metal Is The Law". Die Fans pfiffen auf den Sound und feierten eine große Party.
MAJESTY werden immer beliebter. Der Härtegrad bewegt sich zwar meist in sehr eingängigen EDGUY-Gefilden, textlich gehen die Jungs aber weitaus klischeehafter zu Werke und bedienen mit ihren Sword-Army-Sorcery-Dragons Miniepen auch einen Großteil der anwesenden GAMMA RAY/MANOWAR-Fangemeinde. Diese zeigte sich sehr offen und ging von Anfang an mit. Obwohl viele Besucher die Band noch gar nicht kannten, wurde eine große Party gefeiert. Eine der Höhepunkte zweifelsohne war das sehr gelungene und atmosphärische "Guardians Of The Dragon Grail" im Duett mit Johanna Mott von MIDNIGHT SYMPHONY. Diese Band trat leider nur am Vortag auf.
GAMMA RAY im Pech: zuerst funktionierte die Technik gar nicht, zehn Minuten später fingen die Jungs von der Waterkant dann endlich an. Mit zuerst ultramiesem und später erträglich miesem Sound. Die Gitarre sollte überwiegend fehlen bis zum Schluss. Dazu kam ein lange anhaltender sehr stressiger Wolkenbruch vorbeigeflogen, entleerte sich über dem Gelände und vertrieb einen Teil der Zuschauer. Die Hamburger spielten sich durch ihre umfangreiche Diskographie, tauschten dabei allerdings so manchen Gassenhauer gegen etwas spannungsloseres ein und wirkten dabei auch nicht sehr motiviert. Neben einem schlechten Sound hatte leider auch die Band nicht ihren besten Tag erwischt. An manchen Tagen kommt eben alles zusammen. So kann man sagen: nett diesmal, mit einer leichten Enttäuschung im Unterton. Das sah auch die Band so und deshalb fasste Kai Hansen am Ende realistisch zusammen: "Ihr wart geil und wir waren scheiße". Einsicht ist der beste Weg zur Besserung.
Es wurde dunkel und auf einem Schlag war eben noch sehr überschaubare Festivalgelände komplett gefüllt. Unfassbar. Niemand wußte, so auf einem Schlag so viele Besucher herkamen. Mußten sich zuvor wohl alle versteckt haben. Sie alle kamen wegen
MANOWAR - der truesten Bastion im Heavy Metal. Sie kürten sich 1988 mit dem gleichnamigen Album selbst zu den "Kings Of Metal" - und hatten damit damals auch recht. In den letzten Jahren brandete allerdings immer wieder heftig Kritik auf: die endlose Warterei auf ein neues Album, ausufernde Konzerte bei welchen mehr geredet als gespielt wird - und letzten Endes auch Interviews, die vor Pathos nur so triefen. Das alles wollten MANOWAR mit diesem Festival wieder gut machen. Und vorab schon sei gesagt: SIE TATEN ES!
Mit einer guten Mischung quer durch fast alle Alben begannen die "Brothers Of Metal" mit dem obligatorischen "Manowar", steigerten die Stimmung schnell über "Call To Arms" und "Gloves Of Metal" zu "Each Dawn I Die". Bei Göttergaben der Marke "Mountains" und "The Oath" waren die Fans, welche aus aller Herren Länder angereist waren, bereits längst aus dem Häuschen. Man wolle nicht so viel reden kündigte man im Vorfeld an - ein "straight forward" Konzert sollte es werden. Doch natürlich wären MANOWAR nicht MANOWAR, wenn man nicht doch noch die Labertasche auspackt. Gut, es hielt sich aber diesmal in Grenzen. Tausende von Litern Freibier wurden fürs nächste Jahr angekündigt. Die vier originalen Motorräder der Band sollen den Besitzer wechseln - und - man werde die ersten sechs (!!!!!!) MANOWAR-Alben am Stück spielen. Wie geil wird das denn? Zwischenzeitlich holte man wie üblich einen Fan auf die Bühne um mit den Jungs zu jammen. Diesmal leider den schlechtesten Gitarristen aller Zeiten. Gegen Ende des ersten Teils bließ wieder der Hymnenwind um Bad Arolsen: "Kings Of Metal", "Warriors Of The World United" und als Zugabe noch "Black Wind, Fire And Steel". Ganz klar: das war einer der besten Auftritte der Band seit wirklich langem!
Setlist Teil 1 am Samstag:
Manowar
Call To Arms
Gloves Of Metal
Each Dawn I Die
Holy War
Mountains
The Oath
Secrets Of Steel
Gates Of Valhalla
Bass-Solo
The Gods Made Heavy Metal
Kings Of Metal
Warriors Of The World United
Black Wind, Fire And Steel
Setlist Teil 2 am Samstag:
Doch danach war noch lange nicht Schluss: zuerst parkte man kurzum ein komplettes Wikingerschiff auf der Bühne, dann
folgte das Intro zum neuen Album "Gods Of War", auf der Bühne fanden Kämpfe statt und umfangreiche Videos zu den jeweiligen Song. So wurde ein Teil des neuen Albums präsentiert. Intros, Intros, komische Lieder die auch live nicht besser wurden, unterbrochen von kurzen Höhepunkten. Gewiss: genial war die Aufmachung, die Videos nett anzusehen - aber das nützt wenig, wenn die Songs nicht so recht gut sind.
Am Ende folgte noch ein gigantisch gutes Feuerwerk und entließ ca. 15.000 Besucher glücklich in die Nacht. Richtung Zelte, welche teilweise so weit weg standen wie der am weitesten entfernte Campingplatz in Wacken. Ein Ausblick auf kommende Jahre?
Ausblick
Im nächsten Jahr bitte die Leute zusammen mit ihren Autos zelten lassen. Es gibt absolut keine sinnvolle Erklärung auf einem riesigen Acker Auto und Zelte zu trennen. Ansonsten: weiter so! Der Preis von 10 Euro wird sich natürlich nicht halten lassen. Schließlich wird das Festival nächstes Jahr VIER Tage dauern - und entsprechend viele Bands zusätzlich anbieten.
Die Professionalität, ein dermaßen großes Festival komplett aus dem Nichts hochzuziehen, verdient höchsten Respekt. Klar ging beim Debüt so einiges nicht glatt (bis auf MANOWR hatten fast alle Bands mit Sound-Problemen zu kämpfen), an der Organisation der Campingplätze gibt es noch einiges zu basteln - die Zahl der angebotenen Märkte und Merchandising-Artikel war jedoch sehr gut ausgewählt. Die Preise für Essen und Getränke bewegten sich auf durchschnittlichem Festival-Niveau. Soll heißen: nicht sehr billig, aber auch nicht zu teuer.
Das nächste Jahr wird deshalb zum Muß für alle wahren MANOWAR-Fans. Nicht nur, dass MANOWAR eine großartige Show abgeliefert haben, auch die Ankündigung an drei Abenden die ersten sechs Alben jeweils komplett am Stück spielen zu wollen, lässt jedem Metal Warrior jetzt schon im Dreieck springen. Bad Arolsen - wir kommen!
Freitag, 22.06.2007
ADRAMELCH
WOLF
GIRLSCHOOL
PRAYING MANTIS
LETHAL
VICIOUS RUMORS
EVERGREY
DARK TRANQUILLITY
THUNDER
AMON AMARTH
HEAVEN AND HELL
Samstag, 23.06.2007
ARCHER
MYSTIC PROPHECY
POWERMAD
MERCENARY
AMORPHIS
FINNTROLL
BRAINSTORM
NAZARETH
W.A.S.P.
HAMMERFALL
EDGUY
Bewertung:
++ genial
+ gut
o ganz ok
- grenzwertig
-- grottig
Der Freitag
Reiner Zufall war es, dass die italienischen Kult-Metaller ADRAMELCH auf dem Bang Your Head-Festival landeten und es auch noch eröffnen durften. VIOLENT STORM hatten kurzfristig abgesagt und so landete eine Band auf dem Billing, welche 17 Jahre zwischen ihrem legendären Erstling "Irae Melanox" und ihrem Comeback "Broken History" verstreichen ließ. Der Aufstieg zurück zu einer gewissen Wahrnehmung innerhalb der Szene erfolgte durch Auftritte beim Headbangers Open Air und beim Keep It True, erreichte 2007 nun erstmals ein Publikum, dass nicht unbedingt dem Underground angehört. Hoffentlich geht der Aufwärtstrend weiter, denn ADRAMELCH gehörten schon von Anfang an zu der Sorte Bands, die es nun überhaupt nicht nötig haben etwas zu kopieren. Während man einen Tag vorher in Itzehoe noch massig "Irae Melanox"-Songs für ein Mikro-Publikum spielte, legte man auf dem Bang Your Head leider zuviel Wert auf das neue Album. "Broken History" ist zwar alles andere als Durchschnitt, enthält gewiss wieder einige Perlen. Doch insgesamt gesehen sind "Zephirus" und der gigantische Ohrwurm "Was Called Empire" doch etwas wenig für einen großartigen Metal-Klassiker, wenn man zwar nur ca. 40 Minuten Spielzeit hat, aber den großen Wurf dabei zu einer Randerscheinung degradiert. Musikalisch gesehen ein starker Auftritt, der etwas Stageacting vermissen, jedoch eine gute Stimmung im Publikum hinterließ und einen sehr guten Opener darstellte. Beim nächsten mal bitte mehr vom Debüt!
+
WOLF aus Schweden sind eine dieser obskuren neuen Metalbands welche absolut keinen eigenen Stil hat, gnadenlos beim Sound von IRON MAIDEN klaut, teilweise ziemlich eingängige Hooklines aufweist, welche genauso schnell wieder aus dem Ohr sind wie sie in selbiges hingekommen - und dennoch live eine Stimmung verbreiten, welche sich nicht wegdiskutieren lässt. Eine Band, welche in den 80ern gnadenlos untergegangen und in den 90ern nachträglich zum Kult erklärt worden wäre. Derartiges wird in Zukunft eher weniger passieren WOLF haben bereits eine kleine, treue Fangemeinde, welche auch im Regen ausharrt. WOLF werden auch 2017 noch ein paar Fans haben. Doch Kult - das werden sie damit nicht. Dafür bräuchte es schon einen eigenen "Markierungsduft". Indes - das Zeug, doch noch eigenständig zu werden, haben sie allemal.
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Nach totalem Kult und interessanten Emporkömmlingen landen mit GIRLSCHOOL die ersten "Altvorderen" in Balingen. Ganz klar, das sowas meistens aus England kommt. Während das Publikum mittlerweile im Regen stand, ließ es sich nicht davon abhalten die Mädelz von der Insel abzufeiern, sei es zu "Race With The Devil", "Screaming Blue Murder" oder ihr wohl bekanntestens Stück, "Hit And Run". Positiv anzumerken ist hier, dass man sich von einem etwas sehr gemütlichen Beginn im weiteren Verlaufe des Auftritts kontinuierlich steigerte. Am Ende fegten GIRLSCHOOL einem Furienhaus gleich über die Bühne und machten richtig Stimmung. Insgesamt gesehen sahen Kim, Enid, Denise und Jackie weder spieltechnisch, noch altersmäßig wirklich alt aus. Im Vergleich dazu viele Newcomer hingegen richtig.
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Hinterher gleich noch eine Prise NWoBHM mit PRAYING MANTIS, der wohl softesten Truppe aus dieser Kategorie, welche ihr Album "Time Tells No Lies" völlig zurecht zu den besten Veröffentlichungen dieses Geschichtsabschnittes zählen darf. Enthält es doch, angefangen von "Cheated" über "Running For Tomorrow" und "Panic In The Streets" bis hin zu "Children Of The Earth" ausschließlich Hitmaterial. In den 90ern legte die Band ein zweites Comback hin, welches uns großartige Melodic-Rock-Alben der Marke "Nowhere To Hide" oder "Forever In Time" hinterließ. Die komplette Bandbreite ihrer Karriere ließen sie denn auch auf dem Bang Your Head nochmal Revue passieren und präsentierten ein überzeugendes Best-Of Programm.
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Nach ADRAMELCH gleich nochmal tonnenschwerer Kult: Die Amerikaner LETHAL waren fast genauso kurzfristig im Billing gelandet wie die Italiener, spielen ebenfalls progressiv - und könnten in ihrem Stil nicht unterschiedlicher sein. Denn LEATHAL klingen wie alte QUEENSRYCHE - sowohl vom Gesang als auch vom Songwriting her - und sind dabei alles andere als eine einfache Kopie. Man verzichtete darauf, Songs des unterirdisch langweiligen "Poison Seed" Rohrkrepierers zu spielen und konzentrierte sich stattdessen auf die Klassiker des Debüts "Programmed" und der darauf folgenden EP "Your Favorite God". Als der Opener "Fire In Your Skin" ertönt, mit der gottgleichen Stimme eines Tom Mallicoat, hält das Festival für einen kurzen Moment den Atem an. Und schwelgt anschließend in Ekstase. SO und nicht anders klingt Perfektion!
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Im Gegensatz zu ADRAMELCH oder LETHAL waren VICIOUS RUMORS trotz schwerer Schicksals- und Rückschläge nie wirklich weg. Aber nach ihren vier großen Klassikern "Soldiers Of The Night", "Digital Dictator", "Vicious Rumors" und "Welcome To The Ball" auch nicht wirklich richtig gut. Mit neuem Sänger James Rivera im Gepäck, welcher sich in der Vergangenheit ja bei zahlreichen anderen kultigen Bands einen guten Namen gemacht hat, galt es diesmal Balingen zu erobern. Glücklicherweise besann man ich auf seine Großtaten, triumphierte gleich bei der Eröffnung mit "Digital Dictator" auf, ließ dann weiter Klassiker mit Namen "Don't Wait For Me", "Down To The Temple", "Minute To Kill" oder "You Only Live Twice" vom Stapel und lockerte zwischendurch mit einigen neueren Nummern das Set auf. Im Vorfeld des Gigs durften die Fans die Setlist sogar selbst zusammenvoten. Die Band zeigte sich wahrhaft spielfreudig. Für gute Laune sorgte auch James Rivera, der noch so manchen alten Klassiker vom Textblatt ablas und nicht wirklich immer wusste, was er da eigentlich gerade von welchem Album zusammensang. Einen Profi wie ihn kann das natürlich nicht erschüttern - die Gesangsleistung selbst war sehr überzeugend, kam an Carl Albert aber dann in letzter Konsequenz nicht ganz heran. Gestört hat das aber vor der Bühne - und garantiert auch auf der Bühne - niemanden.
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Mit EVERGREY, DARK TRANQUILLITY und AMON AMARTH wurde dann ein vom Sound her deutlich moderner klingendes Tripple ins Rennen geschickt, welches allerdings genauso unterschiedlich tönt wie ihre älteren Kollegen vorher. EVERGREY aus Schweden konnten in den vergangenen Jahren eine solide Fanbasis aufbauen mit einer völlig eigenständig klingenden Mischung aus Progressive-Metal trifft auf Emotion mit gelegentlicher Depression. Zumindest vom Soundgewand her. Doch während ihre Alben meist eine gezimmerte, kompakt eingerichtete Wohnzimmerwand darstellen, welche aus einem Guss nach festgelegtem System daherkommt, kann die Band diese Stärke auf der Bühne nicht immer umsetzen. Meist eine Klasse für sich, gab es auf dem Bang Your Head durchaus gewisse Schwächen zu entdecken: Kontakt mit dem Publikum? Kaum erwähnenswert. Stageacting? Nicht vorhanden. Bassist: passt mit seinem Zirkus-Clown-Rockstar-Gepose zur Band und zur Musik wie DISSECTION zum Musikantenstadl. Für die technischen Probleme an der Gitarre können die Jungs wiederum gar nichts. Aber wenns mal blöde läuft, dann eben komplett. Schön für die Band, dass viele Fans vor der Bühne einfach nur Spaß haben wollten und bei wunderschönen Stücken wie "Recreation Day", "Nosferatu", "Solitude Within" oder "A Touch Of Blessing" lieber moshen als meckern wollten.
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Die DieHard-True-Metaller verlassen fluchtartig das Gelände oder haben sich schon soviel Mut angetrunken, dass sie sie eh nicht mehr mitbekommen. Die Fans der härteren Gangart betreten das Gelände oder liegen mittlerweile bewusstlos vor ihren Zelten herum, weil es so lange gedauert hat, bis endlich eine wirklich harte Band aufspielt. DARK TRANQUILLITY nennt sich diese und bringt den melodischen Tod aufs Freiluftkonzert. Glücklicherweise in der Überzahl ist diese Gruppe Besucher, die einfach alles mitnimmt was gerade spielt "Eigentlich find ich die Musik super kacke, aber ich hab dafür bezahlt, deshalb seh ich sie mir jetzt auch an!". Und so tobt auch hier eine fette Mosh-Legion herum. Mickael Stanne heißt die rotehaarige Frontsau, die da auf der Bühne ins Mikro röhrt und sämtliche Facetten der harten Musik drauf hat, welche sich bei aller Brutalität immer wieder ausladend Zeit dafür nimmt, furchtbar geniale Melodien zu kreieren. Hinter ihm spielen Musiker, die auch gleiche Art und Weise ihre Instrumente beherrschen und eine perfekte Stimmung zelebrieren, welche durch die sehr guten Ansagen von Mickael perfektioniert wird. Egal was die Jungs spielen, quer durch alle Alben pickt man sich Perlen unter Perlen heraus. Der Auftritt war genau das, was sich viele von EVERGREY erhofft, aber nicht bekommen hatten: energiegeladen, stimmig, gewaltig, überzeugend und bestens ausgeleuchtet. Übrigens wird derjenige, von dem obengenanntes Zitat stammt, künftig öfters Mucke hören, welche "super kacke" ist. Er wollte sich gleich nach dem letzten Song auf der Plattenbörse ein Album von DARK TRANQUILLITY kaufen.
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Nach THUNDER waren mal wieder AMON AMARTH dran. Man sieht sie mittlerweile wirklich auf jedem Festival und langsam überlegt man sich, ob man nicht lieber ganz weit weg geht. Manche Band hat langfristig das Zeug dazu sich live totzuspielen. Hachja, ich liebe diese Wortspiele. Vermutlich sehen das die Jungs inzwischen genauso und peppen ihren Auftritt mit Wikingern auf, welche so tun, als wären sie böse. Blut spritzt, die Knochen fliegen - wenns echt wäre, wärs ein großer Spaß. Nebenbei fackelt man mehr Pyros ab als es in Sydney Silvesterfeuerwerk gibt (unter uns: ist dort verboten, aber ich fand das gerade lustig). Achso ja... die Musik... naja, die ist wie immer: die gleichen Songs in der immer gleichen Reihenfolge. Hey, sowas schaffen weder IRON MAIDEN noch MANOWAR! Da sagt man noch was von alten Knackern! Was soll man noch sagen... "Victorious March", "With Oden On Our Side", "Death In Fire", ... geile Stücke ohne Ende. Eine Setlist, welche abwechslungsreich ohne Ende ist, wäre mir aber so langsam mal lieber.
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HEAVEN AND HELL - das sind Ronnie James Dio (v.), Tony Iommi (g.), Geezer Butler (b.) und Vinnie Appice (dr.) - also BLACK SABBATH. Aus Vertragsgründen mit der Ozzy-Familie jedoch mit Alternativnamen auf Weltreise. Ob es nur das wird oder etwas Längeres wird sich noch zeigen. Drei neue Songs für die Best-Of "The Dio Years" haben die Jungs bereits geschrieben. Vom Songmaterial her konnte man auf vier Alben zurückgreifen, welche zusammen mit Dio aufgenommen wurden: die beiden legendären Alltime-Klassiker "Heaven And Hell" und "Mob Rules", sowie das Reunionsalbum "Dehumanizer", welches sich kurz nach Erscheinen eher als Spalt-Material denn als Atombombe entpuppte. Auf vergangenen Touren seiner gleichnamigen Solo-Band DIO konnte man in der Vergangenheit - auch in Balingen - immer wieder regelmäßig sehr gut interpretierte BLACK SABBATH-Klassiker zwischen allerlei DIO-Hits hören. Da war man doch schon sehr gespannt, ob HEAVEN AND HELL auf gleichem Niveau spielen würden - oder das ganze ja gar noch zu toppen wußten. Die Bühnenaufbauten zumindest waren schonmal deutlich spektakulärer als bei den letzten DIO-Gigs. Die Bühne sieht aus wie eine alte Ritterburg, unterbrochen durch drei große umrahmte Flächen, auf welchen während des gesamten Auftritts abwechselnd Bilder, Album-Covers, die Musiker und andere Dinge angezeigt wurden. Ganz großes Kino. Man eröffnet mit "The Mob Rules". Dio singt mit seinen 65 Lenzen immer noch wie ein junger Gott. Unglaublich, diese kleine, große Mann. Die anderen drei Musiker agieren da wesentlich "entspannter", Tony Iommi und Geezer Butler stehen auf der Bühne wie hingenagelt - sowas erwartet man sonst nur von Ozzy oder Johannes Heesters - die würden unangenagelt sonst umfallen. Wenn die ROLLING STONES sowas abliefern würden, würden sie schon längst vor leeren Hallen und Plätzen spielen. Die Stimmung im Publikum ist natürlich bei einem derartigen Hammersong schon ziemlich gut, die alten Haudegen fanden eine gute Eröffnungsphase. Bereits mit "Children Of The Sea" stockte jedoch der Spannungsaufbau vor der Bühne, bei "I" und "The Sign Of The Southern Cross" verflachte die angedachte Party zu einem lauwarmen Konzertabend. Im weiteren Verlauf tat man sich mit "Dehumanzier"-Dingen a la "Computer God", neuen Stücken und endlosen Solis keinen großen Gefallen. Bei "Die Young" und der Eröffnung von "Heaven And Hell" war das Publikum wieder da, begann es langsam wieder zu brutzeln - doch dann wollte dieser Klassiker einfach nicht mehr aufhören. "Heaven And Hell" wurde auf über 20 Minuten ausgedehnt, echte RAINBOW-Verhältnisse. Nur nicht so spannend umgesetzt. Danach verschwand die Band von der Bühne, kehrte nach kurzer Zeit für "Neon Knights" nochmal zurück - und ging dann endgültig. Ungläubig schauten sich viele an. Wars das etwa schon? Ja! Das wars schon! Und dafür so ein Tamtam? Am Ende stand die Gewissheit, dass der Bandname Programm ist: Himmel und Hölle. Verdammt himmlische Lieder zu einem höllisch langweiligen Auftritt. -
Setlist HEAVEN AND HELL:
E5150 / The Mob Rules
Children Of The Sea
I
The Sign Of The Southern Cross
Voodoo
The Devil Cried (neuer Song)
Drum-Solo
Computer God
Falling Off The Edge Of The World
Shadow Of The Wind (neuer Song)
Gitarren-Solo
Die Young
Heaven And Hell (Neverending-Version)
Neon Knights
Der Samstag
ARCHER heißt ein Captain vom Raumschiff Enterprise, aber auch ein Newcomer aus Kalifornien, welcher sich als perfekter Opener erweist, um müden Geistern Leben einzuhauchen. Die Band hat starke METALLICA-Einflüsse, klingt jedoch aufgrund von zahlreichen weiteren Einflüssen aus dem 70er-Hardrock bis 90er Dark-Metal-Bereich mitnichten wie eine Kopie. Die hierzulande noch sehr unbekannten Jungs wissen die große Bühne auszunutzen, springen umher wie die Berserker und machen Stimmung ohne Ende. Einen Hit haben sie noch nicht, dafür wird ihre Homepage nach dem Festival bestimmt ganz viele haben.
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Die multistaatliche Vereinigung MYSTIC PROPHECY fällt in die Kategorie BRAINSTORM: musikalisch gut, Songwriting nur teilweise. Im Gegensatz zu den Schwaben sind sie abwechslungsreicher, gleichzeitig aber auch in Punkto Vorbilder durchschaubarer. Der melodische Power-Metal zitiert Riffs und kurze Passagen von JUDAS PRIEST, von allerlei Speed-, Power- und Thrash-Metal Bands und mischt es zu einem bunten Reigen voller interessanter Songs zusammen, bei welchen man desöfteren Dejavu-Erlebnisse bekommt. Was in erster Linie hier zählt ist, dass man mit R.D. Liapakis einen sehr formidablen Sänger aufweisen kann, welcher das Publikum mit ins Gesehen einzubeziehen weiß. Der Rest der Meute hatte ebenfalls eine erhebliche Freude an dem Auftritt und die Stimmung im Publikum war bereits zu früher Stunde schon auf erhöhter Betriebstemperatur.
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Zusammen mit ADRAMELCH und LETHAL der Underground-Dreibund schlechthin: POWERMAD aus den Staaten haben bisher nur ein einziges Album aufgenommen (neben einer EP). Es erschien 1989 und nannt sich "Absolute Power". Der Name war Programm. Mit einer fulminanten Mischung aus Power- und Speed-Metal mit leichtem Thrash-Einschlag fönt das Album auch heute noch sämtliche Rasta-Locken in Sekundenbruchteilen zu einem Seitenscheitel um. War man vor Beginn des Auftritts noch traurig, dass so wenige Fans sich für diese Truppe interessierte, so war man hinterher ganz froh darüber, vielen jungen Leuten auch künftig noch von der Klasse des einzigen Albums erzählen zu können, ohne dass sie einen schief ansehen. Denn POWERMAD demontierten in kürzester Zeit ihren eigenen Kult: zuerst verfolgt von gruseligem Bühnensound, wusste man scheinbar auch nicht, was mit der Bühne anzufangen, wirkte zerfahren und hölzern. Sänger und Gitarrist Joey DuBay schien sich bei manchen Passagen nicht einmal an den Text zu erinnern, während der Rest der älteren Herren zeitweise orientierungslos vor sich hin spielte. Am Ende stand der Eindruck, dass die Band sich nicht wirklich Mühe gegeben hatte, hier im Vorfeld viel zu proben um sich für ein Comeback-Album empfehlen zu können. Schade, schade, schade.
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Wie man es deutlich besser macht, zeigten anschließend die Dänen MERCENARY. Sie kombinieren klassischen, hohen Metalgesang in PRIEST-Nähe mit Melodic-Death und Thrash-Riffs und Melodien vom Feinsten und haben damit eine kleine, aber feine Nische gefunden. Ich würde mir wünsche, dass noch viele andere Bands sich um derartige Experimente bemühen, statt wild bei sämtlichen Bands alles 1:1 zusammenzukopieren, um am Ende doch wieder wie ein ganz bestimmtes Vorbild zu klingen - mit Songs, die diese Band nicht mal als B-Seite verwenden würde. Und so klingen MERCENARY zum Gesang her nach klassischer Metalband - mit Songs, die mit zum härtesten gehören, was das Bang Your Head zu bieten hat. Eine Brückenbauer-Band also, welche die ansonsten dünnen Bindfäden zwischen den anderen Kapellen hier miteinander verbindet. Vom AMON AMARTH-Fan bis hin zum EDGUY-Anhänger konnten die Jungs punkten.
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AMORPHIS gehörten zu einer Garde Bands, welche mit einfachem und teilweise nicht wirklich gutem Death Metal Anfang der 90er begannen, sehr schnell immer besser wurden und auf ihrem Höhepunkt eternale Klassiker von wunderhafter Schönheit präsentierten. Die Rede ist von Bands wie TIAMAT, MOONSPELL oder eben in diesem Falle - AMORPHIS. Und allen ist gemein, dass sie nicht wussten, wann sie aufhören sollten noch eingängiger und noch kommerzieller zu werden. Sie verstrickten sich in Dark Wave-Rock und Pop und verloren ihre Wurzeln wie ihre Fans in etwa genauso schnell. Nach und nach besannen sich die Bands wieder auf ihre Stärken. Und so ist es kein Wunder, dass AMORPHIS zu jenem Stil zurückgefunden haben, den die Fans so lieben: dem melodischen Death mit zeitweiligen Grunzeinlagen. Für die Größe der Band spricht, dass sie ein sehr fein und breit abgestimmtes Set im Schlepptau haben, welches von alten Death-Metal Anfängen ("Magic And Mayhem" vom genialen "Tales From The Thousand Lakes") über ihre großen Hits vom "Elegy"-Meisterwerk ("Against Widows") zu experimentellen Alben wie "Tuonela" und "Am Universum" reichte und nebenbei noch neue, alte Sounds von aktuellen Werken wie "Silent Waters" und "Eclipse" vorstellten.
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FINNTROLL. Auch so eine wirklich geile Band, von welcher man sich wünschte, man würde sie nicht so oft auf Festivals erblicken. Und da wundern sich derartige Musiker, warum ihre Tourneen schlecht besucht sind. Kein Wunder - man geht im Sommer auf vier Freiluftkonzerte und sieht auf dreien davon AMON AMARTH und FINNTROLL. Dieses Gefühl scheint sich mittlerweile auch bei der Band selbst eingeschlichen zu haben. Ihren Auftritte werden immer routinierter und ihre Studioalben immer langweiliger. Mit einem Querschnitt durch ihr bisheriges Schaffen lassen sich durchaus Qualitätsunterschiede erkennen, welche durchaus in Richtung Vergangenheit zeigen. Die Konkurrenz im Humppa-Sektor wird größer. Die Vorreiterrolle von FINNTROLL hingegen immer kleiner. Die Finnen sollten sich eine schöpferische Pause gönnen. Ihre alten Alben mit den neuen Outputs vergleichen, Urlaub nehmen und in zwei, drei Jahren mal wieder zurückkommen. Ganz gewaltig. Mit einem Klassiker im Gepäck, ihrer alten Spielfreude und ein paar Festival-Besuchen weniger.
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BRAINSTORM aus Germanien sind eine dieser seltsamen Bands, die ständig gute Alben abliefert, live eine richtige Bank mit Stimmungs-Garantie sind - und trotzdem ewig Kellerkinder bleiben. Der Grund liegt am Konzept: man nimmt ständig das gleiche Album auf. Man hat gute Hooklines, welche allerdings genauso schnell wieder aus dem Ohr sind wie sie selbiges erreicht hatten - Verzweiflung. Ignorieren wir diese Tatsache für den Moment: wo auch immer die Schwaben auftreten, hat Andy B. Franck gute Laune, die gerade zu in Sekundenbruchteilen auf das Publikum überschwappt. Das nennt sich wohl Idealismus-Assimilierung, denn schon steht auch jeder noch so kritische Zuschauer unter Starkstrom und mosht sich die Matte weg. BRAINSTORM sind und bleiben ein echtes Phänomen.
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NAZARETH nehmen mit 37 Jahren Bühnenerfahrung den Klassiker-Part 2007 ein. In der Vergangenheit machten ja schon weitere sehr alte Rocker-Gruppen in Balingen von sich reden, war die Setlist doch immer sehr Retro-orientiert. Ob es die SCORPIONS waren, welche auf ihre alten 70er bis Ende der 80er Stücke zurückgriffen, oder letztes Jahr FOREIGNER. Auch in diesem Jahr war darauf Verlass, dass es wieder nur all das zu hören gab, was man kennt, was die größten Hits der Band waren, womit sie groß wurde und warum sie heute noch von diesen legendären Perlen der Songwriting-Geschichte leben können. Mit Granaten vom Schlage "Night Woman", "Razamanaz" und "This Flight Tonight" holte man gleich zu Beginn den Knüppel aus den Rocker-Sack und bereits in den Anfangsminuten ging das Publikum mit. Die Stimmung war großartig, Frontmann Dan McCafferty fühlte sich zwar selbst, als wäre er bereits 150 Jahre alt, sang aber glücklicherweise wie jemand, der gerade mal um die 40 ist. Dem Alter der Musiker entsprechend erwartete natürlich niemand, dass sie auf der Bühne zwischen den Seitenwänden herumturnten, aber was die "Jungs" da für eine Spielfreude an den Tag legten, daran sollten sich viele andere Kapellen ein sehr großes Beispiel nehmen. Zeit zum Schunkeln gab es mit den zwei großen Balladen "Dream On" und "Love Hurts". Die Brücke zur jungen Generation baute übrigens Jimmy Murrison: der war so cool, dass er glatt mit einem SLAYER-Shirt seine Gitarrenriffs herunterspielte. Ganz groß, Alter!
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Wenn man noch vor fünf Jahren einem Metal-Fan über 25 Jahren gesagt hätte, dass dereinst W.A.S.P. auf einem Festival vor HAMMERFALL und EDGUY auftreten, hätte man entweder schallendes Gelächter vernommen - oder man wäre auf dem Boden erwacht - etwas benommen. 2007 war es soweit. An die alten W.A.S.P.-Klassiker wie das Debüt, "The Headless Children" oder die Rockoper "The Crimson Idol" erinnert man sich gerne, legt sie immer wieder auf. Doch viele Jungspunde, welche mit HAMMERFALL oder EDGUY aufgewachsen sind, kennen diese Alben gar nicht mehr. Der Auftritt war gekennzeichnet von Licht und Schatten. Zuerst kam die Band - warum auch immer - fast 15 Minuten zu spät auf die Bühne, dann streikte kurz der Sound. Während des gesamten Auftritts bestand Blackie Lawless' einzige Kommunikation Richtung Publikum mit dem Ansagen des nächsten Songtitels. So gab es Klassiker in Masse, darunter u.a. "On Your Knees", "Inside The Electric Circus", "L.O.V.E. Machine", "The Idol", "Chainsaw Charlie (Murders In The New Morgue)" oder "Blind In Texas". Zum Abschluss sang ganz Balingen bei "I Wanna Be Somebody" mit. Die Band selbst spielte routiniert mit gelegentlichen Fehlern und Blackie's sehr stimmungsschwankende Tagesformen wollten eben nur 50 statt 100% der Performance aus ihm herauskitzeln. Unter'm Schnitt stand ein sehr solider Gig, welcher der leichte Beigeschmack einer Routine-Operation anhaftete. Es hätte gewiss nicht geschadet, hätten sich Blackie und Co. vorher NAZARETH gegeben.
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Derjenige, welcher einmal in seinem Leben ein wirklich gutes HAMMERFALL-Konzert gehört, werfe das erste Hörgerät. HAMMERFALL sind im Gegensatz zu EDGUY einer dieser Bands, die dafür gesorgt haben, dass der neuen Metal-Generation kaum jemand zutraut, auf Dauer die "großen, alten" wirklich ersetzen zu können. Auch an diesem Abend liefern die Schweden hierfür wieder ein gutes Beispiel. Im Vordergrund steht wie bei aktuellen Kino-Blockbustern die Show: ZEHN (!) Bassdrums stehen auf der Bühne, Drölfundneunzig Trilliarden Pyroeffekte fliegen in die Luft, ein Effekte-Bilderreigen wird an die Bühnenwand geschmissen. Der Auftritt glich einem Videoclip-Dreh, während die Musik deshalb noch lange nicht besser wurde: Joacim Cans kann immer noch nicht singen, seine dünne Stimme geht bei manchen Stücken fast unter und kann in langsameren Passagen genauso wenig für Gänsehaut sorgen wie bei schnellen Abschnitten mit kräftigem Gesang. Langweilige Power-Metal Stücke, welche Namen wie "The Fire Burns Forever", "Hearts On Fire", "Threshold" oder "Templars Of Steel" tragen,